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Neuntes Kapitel

Auf seinen gewaltigen Pranken federte das ungeheure Tier, es probte seine Kraft. Es war gesegnet, keinen Schmerz mehr zu fühlen in der verkrüppelten fünfzackigen Pranke. Nahar stand, sie ruhte still in der Ebene.

Der Büffel kreiste in immer rasenderem Lauf die blitzenden Pfähle entlang: der Hütte, dem Käfig entgegen. Ihm entgegen in jagenden Sprüngen, in schiefschnellendem Hetzen, Nahar, die Jungen zu schützen. Der Tiger warf sich empor, mit schaukelndem Schwung stieß er ab von der erdröhnenden Erde, faßte das Wampenfleisch des Büffels, Nahar, die rettende Mutter, den Feind zu zerreißen. Aber in unverminderter Wut bäumte sich der Büffel, es krampfte sich empor sein ragend bewaldeter Buckel, felsenhoch versteinert das schwarze Gebirge des wallenden Fleisches.

Mit seinem tobenden Haupte schleuderte er den Tiger nieder auf die Wand der Pfähle, auf die gebogenen Hörner, wie auf einen breiten Tragstuhl lud er ihn auf, trug ihn im Laufe ohne Ermüden, dunkel glühte sein Auge, schwarz gleißte seine niedrige Stirn, gekrönt von Nahar, der lebendigen Last.

Zu Füßen der lautlos atmenden Menschen ließ er Nahar fallen. Zu Füßen der unzähligen Menschen sank nieder das Tier. Mit großen Augen wachte es, kraftlos lag es auf dem Rücken, ausgebreitet die Glieder wie ein eben geborenes Kind. Es atmete hoch, es schwieg. Die rotglosenden Augen des wütenden Büffels drohten von oben.

Zwei Männer, nackt, mit blauen geflammten Messern gegürtet, kamen aus der Menge hervor. Sie ergriffen Nahar an den Hinterpranken, packten sie mit beiden Händen um die umbuschten Kniegelenke. So schleppten sie das flach daliegende Tier über den Sand. In die Grube, die das Stampfen der Büffelhufe in den Boden geschlagen, versank Nahars Haupt. Über die Hügel, die der Sturm des Zweikampfs gehäuft hatte, stieg Nahars Haupt. So wurde der Tiger in den Käfig zurückgeschleift, den die Männer jetzt furchtlos betraten.

Die Jungen, die zutraulich schnobernd nahten, wurden getreten von ihrem plumpen Schritt. Sie jammerten auf. Da erwachte die Mutter, es lebte der Mensch.

Aber die große, unzählbare Menge um den Kampfplatz stand lautlos im hohen Mittagsglanz, ungesättigt. Sie wartete bis zum Abend, bis zum letzten Ende.

 


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