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Versuche mit der Luft.

282. Ein Pfropfenzieher. Aus einer festgekorkten, aber weder versiegelten noch verschnürten Flasche kann man den Pfropfen ohne alle sonst hierzu benutzten Werkzeuge entfernen, wenn man an einen hölzernen, senkrechten Thürstock ein mehrfach zusammengelegtes Tuch mit der linken Hand in Schulterhöhe hält, mit der rechten Hand die Flasche erfaßt und sie in wagerechter Haltung kräftig mit dem Boden gegen das Tuch stößt. Die durch den heftigen Anprall in Erschütterung geratene Flüssigkeit im Verein mit der gepreßten Luft werden selbst einen festsitzenden Pfropfen ausstoßen. Sofort nach dem Schlage muß man die Flasche mit der Mündung nach oben halten, um ein Auslaufen des nachströmenden Inhaltes zu verhindern.

283. Das festgebannte Geldstück. Stich drei gleichgroße Stecknadeln so in eine auf dem Tische liegende Holz- oder Pappunterlage, daß ihre sich zuneigenden Kuppen einem wagerecht aufgelegten Pfennige als Stützpunkt dienen. Fordere nun Umstehende auf, denselben durch Blasen von seinem luftigen Sitze zu entfernen. Es wird, trotz aller Lungenanstrengung, keinem gelingen, das Geldstück herunterzublasen, es bleibt unwandelbar fest, da es der aufgeblasene Luftstrom nur andrückte, der aber von der Seite kommende nicht genug Fläche fand, um wirken zu können. Folgst du dem Verlangen, es selbst wegzublasen, so stemme dein Kinn auf den Tisch auf und führe durch Vorschieben der Unterlippe den Luftstrom so gegen die Unterseite der Münze, als wolltest du eine Feder von deiner Nasenspitze blasen. Sofort wird der Pfennig auffliegen und sich in der Luft mehrmalig überschlagen. Benutzt du als Münze einen kleinen Zwanzigpfenniger, so gelingt dir der Versuch am besten.

284. Ein Kassendiebstahl. Verschaffe dir ein nach unten spitzzulaufendes Likörglas, welches eine große Öffnung besitzt. Unten hinein lege, als Boden, einen kleinen Zwanzigpfenniger und füge aus deiner Sparbüchse, als Deckel, ein wagerecht eingelegtes Thalerstück bei. Die Aufgabe, welche du nun deinen Freunden stellst, lautet: die kleine Münze muß entfernt werden, ohne Glas oder Geldstücke zu berühren. Die behauptete Unmöglichkeit der Lösung widerlegst du dadurch, daß du kräftig auf die dir zugekehrte Fläche des Thalers pustest. Er wird sich blitzschnell wenden, sich senkrecht stellen, und die durch den eingepreßten Luftstrom emporwirbelnde, kleine Münze herauslassen. In demselben Augenblicke fällt der Thaler wieder in seine alte Lage zurück, und wer nicht genau aufgemerkt hat, kann nur durch die neben dem Glase liegende Münze von der Wirklichkeit des Vorganges überzeugt werden.

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Ein Kassendiebstahl.

285. Eine kleine Knallbüchse. Dieses allgemein bekannte Spielzeug, beruhend auf der Elastizität der Luft, kann man sich klein und niedlich aus einer starken Gänsefeder und einer Kartoffel oder einer Rübe herstellen. Aus dem Kiele der Feder schneidet man ein 6 bis 8 Zentimeter langes, gleichweites Rohr, dessen Enden eben sind. Hierauf schnitzt man aus Holz ein dünnes Stäbchen, welches sich bequem in das Rohr einführen, aber infolge Anstoßens seines starken, griffähnlichen Endes sich nicht ganz durchschieben läßt. Aus der Kartoffel oder der Rübe schneidet man ½ Zentimeter starke Scheiben, aus welchen durch Eindrehen des scharfen Randes der Spule die nötigen Pfropfen ausgebohrt werden. Hat man mit jedem Ende eine Scheibe ausgestoßen, so treibt der schnell eingeschobene Stab den einen Pfropfen im Rohre vor, und die gepreßte Luft schnellt den am andern Ende befindlichen unter schwachem Knalle hinaus. Nach Herstellung eines andern Geschosses kann die Schießübung fortgesetzt werden.

Auch das Blasrohr kannst du im kleinen nachahmen, indem du aus einer 15 bis 20 Zentimeter langen Glasröhre feucht zusammengedrehte Papierpfröpfe schießt.

286. Die Gewalt des Blasens. Sicherlich ist dir aus Münchhausen die Geschichte bekannt, wie der wahrheitsliebende Erzähler in Ägypten einen Mann sah, der durch Blasen aus einem Nasenloche die Räder von sieben Windmühlen so schnell um ihre Achse schwirren ließ, »wie die Rockenspindel der schnellsten Spinnerin.« Ähnliches kannst du deinen Bekannten auch zum besten geben, ohne zum Münchhausen zu werden. Du stellst ein Zweikilogewicht auf den Tisch und versprichst, es umzublasen. Bei der Ausführung stellst du genannten Gegenstand, nahe dem Tischrande, auf eine leere, viereckige Papierhülle, wie du sie von deinem Vater als sogenannte Zigarrentüte erhalten kannst. Die Öffnung derselben drücke fest an den Mund und blase schnell kräftig hinein. Die Papierhülle wird sich aufblähen und das aufgestellte Gewicht umwerfen. Da dies Umfallen nur durch Blasen mit dem Munde hervorgebracht wurde, so bist du deiner Aufgabe gerecht geworden.

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Die Gewalt des Blasens.

287. Der kleine Simson. Lege den Deckel einer Zigarrenkiste, aus dem vorher alle Nägel entfernt wurden, so weit als möglich über die Tischkante heraus und breite über den auf dem Tische liegenden Teil desselben mehrere glattgestrichene Bogen Zeitungspapier aus. Schlägt nun eine Faust mit wuchtigem Hiebe auf das vorstehende Brettende, so bricht der Deckel scharf an der Tischkante mitten durch. Dieser sich gegen alles Erwarten zeigende Erfolg beruht auf dem Luftdrucke. Beim etwaigen Umkippen des Brettes wäre, da die Ränder der Zeitungsbogen auf dem Tische auflagen, ein luftleerer Raum entstanden, dessen Entstehung die über dem Papiere lastende Luftsäule zu verhindern bestrebt ist. Je plötzlicher und je stärker der Schlag ist, desto fester drückt die Luft das Brett an.

288. Ein »Rührmichnichtan«. Bei Ausführung dieses Versuches bedeckst du ein mit Wasser gefülltes Trinkglas mit einem Papiere, stürzst es behutsam um und stellst es umgekehrt auf den Tisch. Ziehst du nun langsam und bedächtig das Papier unter dem Glasrande weg, so ist niemand im stande, das Glas ohne Benetzung des Tisches aufzuheben. Schiebst du jedoch ein trockenes, nicht zu schwaches Papier wieder zwischen Glas und Tischplatte ein, so kann man das Glas aufheben, ohne daß das Wasser ausfließt.

289. Der Zaubertrichter. Laß dir vom Klempner einen Blechtrichter anfertigen, der eigentlich aus zwei Trichtern zusammengesetzt ist, die nur an ihren oberen Rändern vereinigt sind, sonst aber einen leeren Raum zwischen sich lassen. An der Stelle, wo der Henkel befestigt ist, wird, nahe dem Rande, in den inneren Trichter ein Loch gebohrt. Unter Wasser gehalten, füllt sich der Raum zwischen den beiden Wänden mit Wasser; nun drückt man mit dem Daumen das Loch zu und hebt den Trichter heraus. Ist auf diese Weise der Trichter vorbereitet, so läßt man durch ihn eine farbige Flüssigkeit (Tinte oder Milch) laufen und gibt vor, noch Wasser hinzuzaubern zu können. Man braucht dann nur den Daumen ein wenig zu heben, und das Wasser wird aus der Ausflußöffnung auslaufen, ohne daß der erstaunte Zuschauer begreifen kann, woher es kam.

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Der Zaubertrichter.

290. Die falsche Wage. Hältst du dicht unter eine Schale einer kleinen, gutgehenden Wage das Ende eines im Feuer glühend gemachten Ofenhakens, so wird sie sich heben, weil sie durch die stark erwärmte, nach oben strömende Luft mit aufwärtsgerissen wird.

291. Das Geld an der Thüre. Nimm eine große Münze, etwa ein Thalerstück, drücke sie flach an eine senkrechte Holzfläche, etwa an eine Thür, und führe sie in schnellem Zuge etwa einen halben Meter weit herab. Hast du die Hand von der Münze entfernt, so wird sie wie festgekittet an ihrem Orte bleiben. Der Luftdruck preßt sie an, da infolge der durch die Reibung bewirkten Erwärmung ein luftverdünnter Raum entstanden war.

292. Das Kainszeichen. Hauchst du eine Münze, etwa einen Zweipfenniger, an und drückst sie einer Person an die Stirn, so bleibt sie aus demselben Grunde haften, wie die Münze an der Thür (siehe vorige Nummer). Hieran läßt sich ein auf Gefühlstäuschung beruhender Scherz knüpfen. Beim Andrücken des Geldstückes faßt du es am Rande mit den Nägeln des Zeigefingers und des Daumens, drückst es an die Stirn eines Nebenstehenden und entfernst es beim Zurückziehen deiner Hand unbemerkt. Die durch die Münze gekennzeichnete Person wird nach dem Entfernen derselben der Meinung sein, die Münze befinde sich noch an ihrer Stelle und der Aufforderung, durch Kopfschütteln und Stirnrunzeln das Kainszeichen zu entfernen, willig, aber natürlich ohne Erfolg, nachkommen. Für die Umstehenden ist es ungemein erheiternd, die durch lebhaftes Mienenspiel begleiteten, vergeblichen Anstrengungen des Gefoppten zu beobachten. Groß ist aber das Erstaunen des Gequälten, wenn seine suchende Hand die Stelle, wo er das Geldstück fühlte, leer findet.

293. Wasser in ein Glas zu zaubern. Du erklärst deinen Zuschauern, daß du die Kunst verstehst, in ein Glas oder eine Flasche, und zwar durch den Boden derselben, Wasser zu gießen, obschon derselbe nicht entzwei ist. Du stellst zu diesem Zwecke das betreffende Glas auf den Ofen und lässest es so heiß werden, daß du es noch in der Hand halten kannst. Auf einen Teller hast du etwas Wasser geschüttet. In dieses stellst du das leere Glas, mit der Mündung nach unten. Gießest du nun in den gewölbten Boden der Flasche etwas kaltes Wasser, so wird die Luft in derselben hierdurch abgekühlt und auf einen kleineren Raum zusammengezogen. In gleichem Grade dringt das Wasser vom Teller aus nach und steigt im Gefäße in die Höhe. Es sieht dann gerade so aus, als sei es durch den Boden hineingegossen worden.

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Wasser ins Glas zu zaubern.

294. Das Wasser trinkende Glas. Dieser Versuch ähnelt dem vorhergehenden, nur erwärmt man die Luft in der Flasche durch Einschieben eines an einem Drahte befestigten und mit Spiritus getränkten, brennenden Wattbausches. Kommt nun beim Umstürzen des Glases in eine Schüssel mit kaltem Wasser dieses mit der erhitzten Luft zusammen, so zieht sich letztere bis auf ihre frühere Größe zurück, und das durch die Atmosphäre eingedrückte Wasser dringt nach. Hatte man vorher, nahe dem Schüsselrande, eine Münze ins Wasser gelegt, so kann man sie jetzt trocken herausnehmen.

295. Der Krebs als Heber. Wenn man in ein mit Wasser gefülltes Glas einen abgekochten Krebs mit einwärts gekehrtem Schwänze hängt, so daß der übrige Teil des Körpers außen am Glase herabhängt, so wird nach einiger Zeit das Wasser von dem Maule des Tieres herabtröpfeln. Die Höhlungen des Krebsleibes stellen eine ununterbrochene Röhre vor, welche als Heber wirkt.

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Der Krebs als Heber.

296. Das gewöhnliche Wetterglas. Nimm eine flache, breite Likörflasche, wie sie als Touristenflaschen von Wanderern in der Tasche getragen werden, fülle sie zu einem Dritteile mit Wasser, verschließe ihre Öffnung durch einen Kork, der eine Uförmig gebogene Glasröhre so mit Siegellack fest eingekittet erhält, daß der äußere Schenkel derselben eine Länge gleich der Höhe der Flasche hat, während der innere nur ein wenig in den Hals der Flasche hineinragt. Dann umflechte die Flasche mit dünnem Bindfaden, in der aus der Abbildung ersichtlichen Weise, und hänge sie verkehrt, mit dem Halse nach unten, an einer vor der Sonne geschützten Stelle, etwa an einem Fensterstocke, auf. Dein Wetterglas zeigt, ähnlich dem Barometer, die Spannkraft der Luft an. Vermindert sich der Luftdruck, so läuft Wasser aus der Glasröhre aus, und dies bedeutet regnerisches Wetter. Sinkt aber im Ausflußrohre das Wasser tief herunter, so tritt trockenes Wetter ein. Du wirst bald die Eigentümlichkeiten deines Wetteranzeigers kennen und nach den gemachten Erfahrungen Schlüsse auf das zu erwartende Wetter machen lernen.

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Das gewöhnliche Wetterglas.

297. Das schwebende Glas. Bestreiche den Rand eines Weinglases sorgfältig mit Talg und fülle es dann bis obenan mit Wasser. Hänge weiter an einem an der Decke oder einer Hängelampe befestigten Bindfaden ein viereckiges Stück kräftigen Kartonpapiers auf und versiegele den unter demselben geknüpften Knoten luftdicht, so daß weder der Faden zurückweichen, noch Luft neben ihm ausströmen kann. Drücke nun den Karton so auf den eingefetteten Glasrand, daß der Knoten sich in der Mitte befindet. Beim langsamen Emporheben des Bindfadens wird das Glas so fest haften, daß man es freischwebend in leichte Pendelschwingungen versetzen kann. Das Glas wird auch dann noch getragen, wenn man es durch mehrere vorher eingelegte Münzen beschwert hat, da die Atmosphäre das Entstehen eines luftleeren Raumes zwischen der Wasseroberfläche und dem Papiere durch Auspressen des letzteren verhindert.

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Die anziehende Hand.

298. Die anziehende Hand. Fülle ein Weinglas bis ziemlich zum Rande mit Wasser und lege deinen Handteller fest auf seine Mündung, doch so, daß die vier Finger (Zeigefinger bis kleiner Finger) rechtwinkelig nach unten umgebogen sind, während der Daumen sich leicht an den Rand des Glases anlegt (Vergl. obige Abbildung). Streckt man nun plötzlich die Hand, ohne den Daumen aus seiner Lage zu entfernen, so entsteht über dem Wasser ein luftverdünnter Raum, welcher bewirkt, daß beim Emporheben der Hand das Glas mitgehoben wird.

299. Der luftverdünnte Raum. Mehrere sehr schöne Versuche lassen sich mit Tischgeräten, Tellern, Flaschen und Gläsern vornehmen, indem man in und zwischen ihnen einen luftverdünnten Raum herstellt, ähnlich wie ihn die Magdeburger Halbkugeln (Nr. 305) haben.

Hänge ein Weinglas an einem an der Decke befestigten Faden auf und bestreiche den Rand desselben stark mit Talg. Dann verbrenne ein zusammengefaltetes Papier unter seiner Öffnung und verschließe letztere schnell durch einen angedrückten Teller, den du so lange hältst, bis die Luft sich abgekühlt hat. Der Teller wird dann, infolge des Luftdruckes, fest am Glase haften und mit diesem schweben.

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Der luftverdünnte Raum.

Bei den folgenden Belustigungen stelle den luftverdünnten Raum dadurch her, daß die Flasche, beziehentlich ihr Boden, durch Halten über siedendes Wasser mit Wasserdampf gefüllt wird. Auch ist zu beachten, daß die sich später berührenden Flächen stets gut mit Talg bestrichen sind. Die so behandelte Flasche wird mit ihrer Mündung oder ihrem Boden gegen einen Teller gedrückt, an dem sie nach dem Erkalten festhängt. Die Abkühlung der Luft kann durch Übergießen der Flasche mit kaltem Wasser beschleunigt werden. Auf diese Weise kann man am Halse der Flasche, wie am Boden derselben, einen Teller aufkitten und so einen einfachen Tafelaufsatz herstellen.

Werden zwei über Wasserdampf erwärmte, gleichgroße Weingläser mit ihren gut eingetalgten Rändern gegeneinander gedrückt, so bleiben sie nach ihrer Abkühlung zu einer Glaswalze verbunden, die an einem Faden schwebend gehalten werden kann. Auf ähnliche Weise lassen sich auch zwei Flaschenböden oder zwei gleichgroße Teller durch Luftdruck vereinigen.

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Der alte Bekannte im neuen Gewande.

300. Der alte Bekannte im neuen Gewande. Wie die veränderte Form eines bekannten Gegenstandes ihn als neu und sonderbar erscheinen läßt, sehen wir aus folgendem Versuche. Es soll das Entleeren eines mit Wasser gefüllten Glases, unter Benutzung einer ebenfalls mit Wasser gefüllten, verkorkten Flasche, bewirkt werden, ohne daß der Pfropfen aus dem Flaschenhalse entfernt werden darf. Man benutzt hierzu zwei ungleichlange Strohhalme oder Glasröhren (10 und 20 Zentimeter lang), durchbohrt mit einem passenden, dünnwandigen Stück Messingrohre den Pfropfen an zwei Stellen und kittet die Rohre mit Siegellack so ein, daß sie an der Unterseite des Korkes im Innern der Flasche ein wenig sichtbar sind. Hierauf verschließt man mit einem kleinen Pfropfen aus Wachs oder Brotkrume die Ausflußöffnung der langen Röhre und taucht die kürzere in das Wasserglas. Saugt man nun, nach dem Entfernen des kleinen Pfropfens, an dem langen Rohre, so wird sich das gefüllte Glas leeren, ohne daß der Inhalt der Flasche sich verringert. Das aus der längeren Röhre ablaufende Wasser fängt man in einer Schüssel oder in einem passenden Gefäße auf. Die ganze Vorrichtung ist ein Saugheber, der nur an seinem Scheitelpunkte eine Erweiterung durch die eingefügte Flasche erhalten hat.

301. Der Springbrunnen auf dem Tische. Dir dürfte es bekannt sein, daß man mit einem Saugheber einen Springbrunnen herstellen kann, wenn man den äußeren Schenkel bedeutend verlängert und zu einer nach oben gerichteten Spitze auszieht. Um jedoch den gehörigen »Fall des Wassers« zu erzielen, ist hierbei ein hoch angebrachter Wasserbehälter nötig. Einfacher läßt sich ein kleiner Springbrunnen mit Hilfe der in einen Kork eingekitteten zwei Röhren aus voriger Belustigung herstellen. Man kittet in den doppelt durchbohrten Kork einer weithalsigen, großen Flasche, etwa einer Einmachebüchse, die zwei ungleichen Röhren ein, von denen aber die kürzere über einer Spiritusflamme zu einer Spitze ausgezogen ist, die etwa 3 bis 5 Zentimeter in das Innere der Flasche hineinragt. Die lange Röhre endet innen dicht unter dem Korke. Soll nun der Springbrunnen fließen, so gießt man in die Flasche, vor dem Aufsetzen des Pfropfens, so viel Wasser, daß es bei umgestürzter Stellung die ausgezogene Spitze der kurzen Röhre nicht erreicht. Nun hält man, wie beim vorigen Versuche, die kleine Röhre in ein gefülltes Wasserglas und läßt den Inhalt der Flasche durch das lange Glasrohr in einen unter dem Tische stehenden Eimer laufen. Bei diesem Saugheber wird das Wasser gezwungen, in dem inneren Flaschenraume, wie aus einem Heronsballe unter der Luftpumpe, emporzuspringen, um dann, im langen Schenkel ablaufend, durch die eigene Schwere neues Wasser emporzuziehen.

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Der Springbrunnen auf dem Tische.

302. Die Taucherglocke. Im Zimmer läßt sich der Versuch mit der Taucherglocke durch ein in das Wasser eingedrücktes Glasgefäß, z. B. durch eine sogenannte Käseglocke, anstellen. Um zu zeigen, wie der Wasserspiegel unter der Glocke mit ihr steigt und fällt, läßt man eine große Korkscheibe mit einem Stück brennender Kerze schwimmen, die man durch einige Tropfen flüssiger Kerzenmasse ankittete. Es gewährt einen eigentümlichen Anblick, wenn man die Flamme mitten im Wasser leuchten sieht. Freilich wird das Licht bald verlöschen, da der zum Brennen nötige Sauerstoff in dem engen Raume schnell aufgezehrt ist.

Verschafft man der in der Glocke zusammengepreßten Luft einen Ausweg, so wird sie sofort vom eindringenden Wasser ausgetrieben. Am deutlichsten kann man dies sehen, wenn man den Versuch mit einem großen, umgestürzten Glastrichter ausführt, dessen Ausflußöffnung man durch den aufgepreßten Zeigefinger verschließt. Läßt man nur ein wenig mit dem Drucke nach, so strömt die Luft mit pfeifendem Geräusche heraus, und sofort steigt der Wasserspiegel im Innern des Trichters, bis er die Höhe der Oberfläche des ihn umgebenden Wassers erreicht hat.

303. Der Zerstäuber. Erfahrungsgemäß wirkt der über eine senkrechte, offene Röhre hinstreichende Luftstrom in ihr saugend. Dies benutzt man beim Zerstäuber, den man leicht aus einem Korke und zwei Stücken Glasrohr (3-5 mm stark) anfertigen kann. Die Mitte einer etwa 20 Zentimeter langen Röhre wird über einer Spiritusflamme ausgezogen, so daß zwei Hälften mit zugespitzten Enden entstehen, die man bis auf eine Öffnung von 1-2 mm abbricht. Aus einem neuen Flaschenkorke schneidet man, in der aus der Abbildung ersichtlichen Weise, ein Viertel aus und bohrt mit einem gleichstarken Stück Glasröhre, von der Mitte jeder ebenen Fläche aus, senkrecht ein Loch durch denselben. Hierauf werden die Glasröhren so eingeschoben, daß die Ränder der engen Öffnungen sich berühren. Das senkrechte Rohr wird in die in einer Flasche befindliche Flüssigkeit eingetaucht, während man durch die wagerechte Röhre einen Luftstrom sendet, der das Wasser emporsaugt und in unzählige, kleine Tröpfchen zerteilt. Es ist dringend zu raten, das mit dem Munde in Berührung kommende Ende der Glasröhre durch langes Halten in eine Spirituslampe abzurunden, um ein Verletzen durch den scharfen Rand zu vermeiden.

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Der Zerstäuber.

Man benutzt diese Vorrichtung sowohl zum Bespritzen von Blumen, wie zum Besprengen von Kleidern mit wohlriechenden Mischungen und zum Reinigen der Luft in Krankenstuben durch desinfizierende Flüssigkeiten.

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304. Der kleine Brunnenbauer. Mancher von meinen Spielkameraden hat sich vielleicht schon daran gewagt, eine kleine Saug- oder Druckpumpe anzufertigen, doch wird er, da er als Material Glasröhren benutzte, wohl schwerlich zum Ziele gelangt sein. Und doch kann sich ein jeder Knabe, der nur ein wenig Übung im Gebrauche des Messers hat, diese Apparate selbst anfertigen, wenn er das Holz des Holunderstrauches verwendet. Dieses sogenannte Holunderrohr erhält man, wenn man das Mark mit einem nicht zu dünnen Drahte ausstößt oder ausbröckelt.

Hast du dir ein Stück starkes Holz als Pumpenrohr ausgewählt, so richte es innen und außen zu, bohre, etwa 5 Zentimeter vom oberen Rande entfernt, ein so großes Loch wagerecht ein, daß du ein seitliches, dünnes Ausflußrohr einfügen kannst. Hast du das Rohr an seinem unteren Ende trichterförmig ausgehöhlt, so ist dieser Teil ( a) fertig. Nun gilt es, das Bodenventil einzusetzen. Nimm als Saugrohr ein schwächeres Holunderrohr ( c) und schräge das obere Ende allseitig so zu, daß es in die untere Öffnung von a eingedreht werden kann, ohne Zwischenräume zu lassen. Das Ventil selbst ( d) schneidest du, etwas größer als die Öffnung der Saugröhre, aus einem Plättchen Gummi, welches du einem alten Gummihütchen von der Trinkflasche deines kleinen Brüderchens entnehmen kannst. Diese Gummischeibe wird durch einen am Rande eingeschlagenen, dünnen Nagel so auf das ebengeschnittene, obere Ende des Saugrohres befestigt, daß sie die Öffnung gut verschließt. Der Kolben ( b) besteht aus einem Stück dünnem, aber langem Holunderrohre, welches sich leicht in die Röhre a einführen läßt. An einem Ende bleibt das Rohr 2 bis 3 Zentimeter lang als eigentlicher Kolben stehen, das übrige Holz wird bis auf einen Stiel entfernt. Dieser Kolben wird an seinem oberen Ende ebenfalls durch ein Gummiventil verschlossen und ringsum so lange mit Hanffaden oder Zwirn umwunden, bis er sich dicht an das Innere des Rohres a anschließt. So zusammengestellt, arbeitet die Saugpumpe, wenn man vorher in das obere Rohr ein wenig Wasser eingefüllt hat.

Einem geschickten Knaben wird es auch möglich sein, eine Druckpumpe anzufertigen, wenn er die Anordnung der Ventile aus einer in physikalischen Lehrbüchern gefundenen Durchschnittszeichnung dieses Apparates kennen gelernt hat und die einzelnen Teile desselben aus verschieden starken Holunderrohren zusammenfügt.


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