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Zwölftes Kapitel. Die sechs folgenden Tage

Als Frau Burbank und Fräulein Alice in den unterirdischen Gang getreten waren, der nach der Marinokrampe am St. John-Ufer führte, war Zermah vor ihnen hergegangen. Diese hielt das kleine Mädchen bei der Hand, in der andern trug sie eine Laterne, deren matter Schein den Gang erhellte.

Als sie am Ende des Tunnels angelangt waren, hatte Zermah Frau Burbank gebeten, zu warten. Sie wollte erst selber nachsehen, ob das Boot mit den zwei Negern zur Stelle sei. Sie hatte die Pforte geöffnet, die das Ende des Ganges verschloß, und war auf das Flußufer zugegangen.

Seit einer Minute etwa – vielleicht nicht einmal eine ganze Minute lang – hatten Frau Burbank und Fräulein Alice auf Zermahs Rückkehr gewartet, als das junge Mädchen gewahr wurde, daß Dy nicht mehr da war.

»D? – Dy?« rief Frau Burbank, auf die Gefahr hin, ihr Versteck zu verraten.

Das Kind antwortete nicht. Gewöhnt, immer der Mestizin zu folgen, hatte es sie begleitet, ohne daß die Mutter es bemerkt hatte.

Plötzlich ließ sich lautes Jammern hören. Eine neue Gefahr ahnend, ohne daran zu denken, ob sie sich selber in Gefahr begäben, eilten die beiden Frauen hinaus, liefen nach dem Fluß und erreichten das Ufer noch zur rechten Zeit, um ein Boot in der Finsternis verschwinden zu sehen.

»Hierher! – hierher! – das ist Texar!« schrie Zermah.

»Texar! – Texar!« rief Fräulein Alice.

Sie wies nach dem Spanier, sie sahen ihn im Feuerschein von Camdleß-Bai hinten in dem Kahne stehen, der geschwind davonfuhr.

Dann war alles still.

Die beiden Neger lagen erdrosselt am Boden.

Vor Schreck von Sinnen eilte Frau Burbank, die Alice vergebens zurückzuhalten versuchte, am Ufer entlang, ihre Tochter rufend. Das Boot war verschwunden – entweder entzog die Dunkelheit es ihren Blicken oder es hatte am andern Ufer irgendwo angelegt.

Eine Stunde lang suchte Frau Burbank sie vergebens. Endlich sank sie kraftlos zu Boden. Fräulein Alice gelang es mit übergroßer Anstrengung, die unglückliche Frau aufzurichten, sie zu unterstützen, ja fast zu tragen. In der Ferne gegen Castle-House zu knallten noch immer Schüsse, und das laute Geheul der Feinde klang herüber. Dennoch mußten sie dorthin zurückkehren.

Das junge Mädchen zog Frau Burbank mit sich, die nicht mehr wußte, was sie tat. Während sie sie am Ufer entlangführte, mußte sie oft Halt machen. Jeden Augenblick konnten beide einer der Banden, die die Pflanzung verwüsteten, in die Hände fallen. Sollten sie nicht lieber den Tag abwarten? Aber wie sollte sie an diesem Strande Frau Burbank in der Weise pflegen, wie ihr Zustand es erheischte.

Fräulein Alice entschloß sich daher, nach Castle-House zurückzukehren, koste es, was es wolle. Sie hielt es aber für besser, geradeswegs über die Wiesen zurückzukehren, dem Lichtschein der brennenden Baracken folgend. So gelangte sie nach dem Hause zurück.

Dort blieb Frau Burbank regungslos liegen, und auch Alice selber vermochte sich nicht mehr auf den Beinen zu halten.

Zu dieser Zeit waren die Milizabteilungen und die Horde von Plünderern schon abgezogen. Kein Schrei war mehr zu hören, und Fräulein Alice konnte glauben, daß sie Castle-House erstürmt und keinen der Verteidiger verschont hätten. Nun befiel sie furchtbare Angst, und sie sank selber zu Boden, während ein letzter Schrei sich ihr entrang.

Dieser Schrei war gehört worden, und James Burbank und seine Freunde waren hinausgeeilt. Sie wußten nun, was an der Marino-Krampe geschehen war. Ein entsetzliches Unglück hatte sie betroffen. Die kleine Dy war in Texars Händen. Das arme Kind war verschleppt worden, wohin wußte niemand, von dem Todfeind ihres Vaters!

Dieser letzte Schlag hatte alle niedergeschmettert. Frau Burbank war in ihre Stube gebracht und auf ihr Bett gelegt worden. Fräulein Alice blieb bei ihr.

Unten in der Halle berieten James Burbank und seine Freunde, was zu tun sei, um Dy und Zermah den Händen Texars zu entreißen. James Burbank machte sich jetzt einen Vorwurf daraus, daß er seine Frau genötigt hätte, Castle-House zu verlassen, daß er sie zu der Flucht bewogen hätte, die ein so unglückliches Ende genommen habe. War es nun ein bloßer Zufall gewesen, daß Texar sich an der Marinokrampe befunden hatte? Nein! Texar hatte augenscheinlich auf irgend eine Weise Kenntnis von dem Vorhandensein des unterirdischen Ganges erlangt. Er hatte vermutet, daß die Verteidiger von Camdleß-Bai auf diesem Wege zu fliehen versuchen würden, wenn sie das Wohnhaus nicht mehr halten könnten. Er hatte daher sich hier auf die Lauer gelegt und die beiden Neger überrumpelt, die hier mit dem Boote warteten. Dann hatte der Spanier Zermah und die kleine Dy ertappt, und da sie allein waren, hatte er denken müssen, daß die andern, die Frau, der Hausherr und seine Freunde sich noch nicht entschlossen hatten, Castle-House zu verlassen. Er hatte sich daher mit dieser Beute begnügen müssen, und er hatte das Kind und die Mestizin nach einem unbekannten Versteck geführt, wo man sie nicht sollte wiederfinden können.

Eine fürchterliche Nacht verbrachten die Ueberlebenden von Camdleß-Bai. Mußten sie nicht fürchten, daß die Feinde in noch größerer Anzahl wiederkommen würden, um die letzten, die sich noch verteidigten, zur Uebergabe zu zwingen? Dies geschah zum Glück nicht.

Der neue Tag brach an, ohne daß James Burbank und seine Gefährten von neuem angegriffen worden wären.

Leider aber wurden die Hoffnungen James Burbanks Betreffs der Ankunft der Unionsflotte noch immer nicht bestätigt. Am dritten März hatte noch kein Schiff die Bai von St. Mary verlassen. Dies ging deutlich aus den Nachrichten hervor, die einer der Verwalter am selben Tage am andern Ufer einholte. Es war noch kein Dampfer in Sicht des Leuchtturms von Pablo gekommen. Auf die Besetzung von Fernandina und Fort Clinch war noch nichts weiter gefolgt. Augenscheinlich wollte Kommodore Dupont nur mit größter Vorsicht bis in die Mitte von Florida Vordringen.

In Jacksonville herrschte daher immer noch die Partei Texars. Der Spanier war seit dem Streifzuge gegen Camdleß-Bai wieder in der Stadt. Er traf dort alle Maßregeln einer wirksamen Gegenwehr für den Fall, daß die Kanonenboote Stevens in den Fluß einzudringen versuchen sollten.

Am Tage zuvor hatte jedenfalls ein blinder Alarm ihn mit seiner Mordbrennerbande weggerufen. Aber konnte nicht im Grunde Texar mit seinem Rachewerk zufrieden sein, da doch die Pflanzung verwüstet und niedergebrannt, die Neger in die Wälder des Countys gejagt und ihre Baracken in Trümmer gelegt waren und endlich die kleine Dy sich in Jemen Händen befand, wo Vater und Mutter sie nicht wiederfinden sollten?

Mit diesem Gedanken mußte sich James Burbank jetzt befassen, nachdem er am Morgen mit Walter Stannard das rechte Ufer des Flusses abgesucht hatte. Sie hatten keine Spur entdecken können, die darauf hingedeutet hätte, welche Richtung der Kahn genommen hatte. Immerhin war aber diese Nachforschung unvollständig, und es mußte auch am linken Ufer recherchiert werden.

Aber war dies in diesem Augenblick möglich? Mußte nicht gewartet werden, bis die Ankunft der Bundesarmee Texar und seiner Partei die Macht entrissen habe, da jederzeit eine Rückkehr der Feinde zu erwarten stand?

»James,« sagte Herr Stannard, »wenn auch Ihr Kind in großer Gefahr ist, so ist doch Zermah bei ihr, und Sie können sich drauf verlassen, die Mestizin wahrt ihr die Treue.«

»Bis in den Tod – jawohl!« antwortete James Burbank »Wenn aber Zermah tot ist?«

»Hören Sie mich an, mein lieber James,« antwortete Herr Stannard, »wenn man sich's recht überlegt, liegt es nicht im Interesse Texars, die Sache so weit zu treiben. Er ist noch in Jacksonville, und ich glaube, solange er dort ist, haben seine Opfer keine Gewalttätigkeit von ihm zu Befürchten. Ist nicht Ihr Kind sozusagen eine Geisel gegen die Strafe, die er zu gewärtigen hat nicht nur von Ihrer Seite, sondern auch von der Justiz der Bundesstaaten dafür, daß er die verfassungsmäßige Obrigkeit von Jacksonville gestürzt und die Pflanzung eines Nordstaatlers verwüstet hat? Es liegt daher in seinem eigenen Interesse, sie zu schonen, und wir tun besser daran zu warten, bis Dupont und Sherman Herren des Territoriums sind, ehe wir gegen ihn vorgehen.«

»Und wann werden sie es sein?« rief James Burbank.

»Morgen! – vielleicht heute noch. Ich sage Ihnen, Dy ist eine Geisel für Texar, und deshalb hat er sie geraubt, da er außerdem wußte, daß er damit gegen Sie, mein armer James, einen vernichtenden Schlag führte!«

So stellte Herr Stannard die Sachlage hin, und es sprach viel dafür, daß er recht hatte. Doch gelang es ihm nicht, James Burbank zu überzeugen, nicht einmal einen geringen Trost bereitete er ihm damit. Das war nicht möglich. Aber James Burbank sah ein, daß auch er sich Gewalt antun und seiner Frau gegenüber so sprechen müsse, wie eben Herr Stannard zu ihm gesprochen hatte. Sonst hätte vielleicht Frau Burbank diesen Schlag nicht überlebt.

Währenddessen machten Perry und die Unterverwalter einen Rundgang durch Camdleß-Bai. Es war ein herzzerbrechendes Bild, das sich ihnen bot. Der Materialschaden, das sprang sogleich ins Auge, mußte sich auf eine beträchtliche Summe belaufen.

Von den Baracken war nichts stehen geblieben – sie waren gänzlich zerstört, nachdem sie vorher gründlich ausgeplündert worden waren. Von den Sägewerken und Werkstätten waren nur noch Aschenhaufen da, von denen noch grauer Qualm ausstieg.

An Stelle der Zimmerplätze, wo das Holz bearbeitet wurde, an Stelle der Fabriken, wo die Apparate zur Herstellung der Baumwolle sich befanden, die hydraulischen Pressen, in denen die Ballen entstanden, die Maschinen, in denen das Zuckerrohr zermahlen wurde, waren nur noch geschwärzte, dem Einstürzen nahe Mauern.

Auf den Kaffee-, Reis- und Gemüsefeldern, den Einfriedigungen für das Hausvieh war alles völlig verwüstet worden, wie wenn eine Horde wilder Tiere die reiche Ansiedlung viele Stunden hindurch verwüstet hätte.

Angesichts dieses trostlosen Anblicks ließ Herr Perry seinem Ingrimm freien Lauf. Seine Wut kam in drohenden Worten zum Ausbruch.

Am selben Tage waren einige von den ehemaligen Sklaven heimlich nach Camdleß-Bai zurückgekehrt. Ihr Jammer war groß, als sie alle Hütten zerstört fanden. James Burbank traf sofort Anordnungen, daß sie so gut wie möglich Unterkommen fanden. Eine Anzahl dieser Neger konnte innerhalb der Umzäunung in dem Teil der Gesinderäume untergebracht werden, der vom Brande verschont geblieben war.

Sie wurden zunächst dazu angestellt, ihre bei der Verteidigung von Camdleß-Bai gefallenen Kameraden zu beerdigen, wie auch die Leichen der beim Angriff gefallenen Feinde. Die Verwundeten hatten diese mitgenommen. Auch die zwei unglücklichen Neger, die von Texar und seinen Spießgesellen an der Marinokrampe ermordet worden waren, wurden begraben.

James Burbank konnte aber noch nicht daran denken, in seiner Pflanzung alles wieder herzurichten. Damit mußte er warten, bis die Streitfrage zwischen dem Süden und dem Norden im floridischen Staate entschieden war. Andere, ebenfalls sehr ernste Sorgen nahmen ihn Tag und Nacht in Anspruch. Was in seinen Kräften stand, die Spur seines Töchterchens aufzufinden, das tat er. Außerdem schwebte Frau Burbank in Gefahr trotz der hingebenden Pflege, die Fräulein Alice ihr widmete, und es mußte ein Arzt zu Rate gezogen werden.

Es gab einen in Jacksonville, der das volle Vertrauen der Familie Burbank besaß. Dieser Arzt kam sofort nach Camdleß-Bai und verschrieb Medizin. Aber würde diese von Wirkung sein, solange die arme Mutter ihr Kind nicht wieder hatte?

James Burbank und Walter Stannard suchten daher Tag für Tag beide Flußufer ab. Sie durchsuchten alle Werder im St. John, fragten alle Landleute, stellten in den kleinsten, Dörfern des County Erkundigungen an, versprachen jedem, der irgend eine Nachricht, die aus eine Spur fuhren könnte, überbrächte, viel Geld – aber all ihre Bemühungen blieben erfolglos.

Wie hätten sie auch erfahren sollen, daß der Spanier sich tief in der Schwarzen Krampe verborgen hielt? Das wußte ja kein Mensch.

Gleichzeitig wurde James Burbank von dem Arzte, der nach Camdleß-Bai kam, täglich über die Vorgänge in Jacksonville und im Norden des County Duval auf dem Laufenden gehalten.

Die Bundesarmee hatte auf dem floridischen Territorium nichts weiter unternommen. Vielleicht waren von Washington besondere Befehle eingelaufen, die Grenzen vorderhand nicht zu überschreiten. Ein solches Verhalten würde für die, in den Südstaaten lebenden Anhänger der Union und vor allem für James Burbank verhängnisvoll sein. Wie dem auch sei, das Geschwader des Kommodore Dupont lag noch immer in der Bucht von St. Mary, und wenn die Leute Texars am Abend des 2. März durch jene drei Kanonenschüsse zurückgerufen worden waren, so war die Ursache ein falscher Alarm gewesen – ein Irrtum, dem Castle-House es verdankte, daß es von Plünderung und Zerstörung verschont geblieben war.

Aber mochte nicht der Spanier sich mit dem Gedanken tragen, einen Streifzug, den er als nicht gelungen betrachten konnte, weil James Burbank noch nicht in seiner Gewalt war, noch einmal zu versuchen? Das war kaum wahrscheinlich. Zur Zeit konnte er ohne Zweifel damit zufrieden sein, daß er Castle-House überfallen, und Dy und Zermah geraubt hatte.

Der Spanier hatte freilich noch immer mit seinem Anhang die Oberhand im County Duval. Die zeitweilige Untätigkeit der Bundesarmee kam dieser neuen Obrigkeit zu statten, sie nutzte sie zu ihrem Vorteil aus, indem man das Gerücht verbreitete, die Nördlichen würden nicht die Grenze übertreten, sie hätten Befehl nach Georgia und den Carolinen zurückzuweichen, die floridische Halbinsel würde von einem Einfall der Antisklaverei-Truppen verschont bleiben, ihre Eigenschaft als ehemalige spanische Kolonie gäbe ihr eine Sonderstellung in der Frage, die die Vereinigten Staaten mit den Waffen in der Hand entscheiden wollten usw.

In allen Countys herrschte daher eine Stimmung, welche der gewalttätigen Gesinnung der herrschenden Partei eher günstig als entgegen war. An vielen Stellen, aber vor allem im Norden von Florida an der georgischen Grenze wurden die Pflanzungen von Nordstaatlern durch die konföderierten Truppen ebenso verwüstet und niedergemacht wie Camdleß-Bai vom Jacksonviller Pöbel.

Indessen schien, wenigstens für den Augenblick, die Pflanzung von keinem neuen Ueberfall und Castle-House von keinem neuen Angriff bedroht zu sein. Dennoch konnte es James Burbank nicht erwarten, daß die Bundesarmee das Territorium besetzen würde. Beim gegenwärtigen Stande der Dinge konnte er gegen Texar nichts unternehmen, konnte ihn weder wegen der Verbrechen, die er diesmal nicht in Abrede hätte stellen können, gerichtlich belangen, noch ihn zur Herausgabe der kleinen Dy und der Mestizin zwingen.

So verflossen die fünf Tage, die auf dem Ueberfall von Camdleß-Bai folgten. Es kam keine Nachricht über die Dispositionen der Bundesarmee. Es war nichts zu erfahren über Dy und Zermah, obwohl James Burbank alles getan hatte, ihre Spur zu finden, obwohl kein Tag vergangen war, ohne daß neue Versuche gemacht worden wären. So kam der 9. März heran. Edward Carrol war vollständig wieder hergestellt. Um Frau Burbank stand es noch sehr schlecht. Im Fieber rief sie mit herzzerreißender Stimme nach ihrem Töchterchen. Auf solche Krämpfe folgte stets tiefe Ohnmacht, durch die ihr Leben gefährdet war. Wie oft mußte Fräulein Alice befürchten, die unglückliche Mutter würde in ihren Armen sterben.

Eine einzige Kriegsnachricht traf am Morgen des 9. März in Jacksonville ein. Unglücklicherweise war sie nur dazu angetan, den Sezessionisten neuen Mut zu verleihen.

Nach diesem Gerüchte hatte der General der Konföderierten van Dorn die Armee des Generals Kurtis am 6. März in der Schlacht von Bontonville im Staate Arkansas zum Rückzuge gezwungen. In Wirklichkeit hatte nur ein kleines Gefecht mit der Arriere-Garde einer bedeutenden Abteilung der Bundesarmee stattgefunden, und dieser Erfolg sollte wenige Tage später durch die Niederlage von Pea-Ridge zunichte gemacht werden. Indessen genügte dieser kleine Erfolg, den Hochmut der Südpartei gewaltig zu steigern, und in Jacksonville wurde die unbedeutende Waffentat wie eine völlige Vernichtung der Bundesarmee gefeiert.

Ein Einwohner von County Putnam glaubte die Spuren des Kindesraubes bis nach einem, wenige Meilen oberhalb der Schwarzen Krampe gelegenen Werder des St. John, verfolgt zu haben. In der vergangenen Nacht hatte dieser Mann etwas wie einen Schmerzensruf vernommen, und er war gekommen, dies James Burbank mitzuteilen. Außerdem war der Indianer Squambo, die rechte Hand Texars, gesehen worden.

Dies genügte für James Burbank, und er verfolgte sofort diese neue Spur. Edward Carrol und er, von 2 Negern begleitet, bestiegen ein Boot und fuhren den Fluß hinauf. Sie waren bald an dem bezeichneten Werder, durchsuchten ihn aufs sorgfältigste, vermochten aber unter dem fast undurchdringlichen Dickicht keine Spur von menschlichen Wesen zu entdecken. Am Strande beutete nichts darauf hin, daß ein Boot angelegt hätte. Squambo würbe nirgends gesehen.

Wie alle andern, blieb auch dieser Streifzug erfolglos. Sie mußten nach der Pflanzung zurückkehren, mit der Gewißheit, auch diesmal eine falsche Spur verfolgt zu haben.

An diesem Abend sprachen James Burbank, Walter Stannard und Edward Carrol von diesen nutzlosen Nachforschungen, während sie in der Halle beisammen saßen. Gegen 9 Uhr kam Fräulein Alice zu ihnen herein, nachdem Frau Burbank in ihrem Zimmer eingeschlafen war.

Eine stockfinstere Nacht war hereingebrochen. Der Mond, der im ersten Viertel stand, war schon untergegangen. Tiefes Schweigen herrschte in Castle-House auf der Pflanzung, im ganzen Flußbett.

»Man muß aber nun bald zu erfahren bekommen,« unterbrach Edward Carrol das Schweigen, »ob die Bundesarmee auf ihre Pläne in Florida verzichtet hat.«

»Ja, das täte not!« antwortete Herr Stannard.

»Es ist unerträglich, in solcher Ungewißheit zu leben.«

»Ich werde morgen nach Fernandina gehen,« sagte James Burbank, »und werde mich dort erkundigen.«

In diesem Augenblick klopfte es leise an das Haupttor von Castle-House, das nach der Flußseite zu lag.

Fräulein Alice stieß einen Schrei aus und lief auf das Tor zu. James Burbank versuchte vergebens, das junge Mädchen zurückzuhalten. Und da keine Antwort erfolgt war, klopfte es noch einmal lauter.


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