Jules Verne
Das Testament eines Excentrischen. Erster Band
Jules Verne

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XV. Der Stand der Partie am 27. Mai

Der Leser erinnert sich gewiß, daß ursprünglich laut dem Testamente William J. Hypperbone's die Zahl der Theilnehmer an dem Edeln Vereinigte Staatenspiele auf sechs, durch das Los erwählte Personen festgesetzt war. Diese »Sechs« hatten sich, der Aufforderung des Meister Tornbrock entsprechend, an dem Leichenzuge betheiligt und waren dicht neben dem Wagen, der jene excentrische Persönlichkeit zum Grabe führte, einhergeschritten.

Er hat wohl auch nicht vergessen, daß bei der Versammlung am 15. April, wo der Notar im Saale des Auditoriums den Inhalt des Testaments verkündigte, unerwartet ein Codicill zum Vorschein kam, das jenen sechs Auserwählten einen siebenten, nur als X. K. Z. bezeichneten Partner zugesellte. Ob dieser Neuling beim Losen ebenfalls aus der Urne hervorgezogen oder nur nach Wahl des Verstorbenen bestimmt war . . . das wußte kein Mensch. Die so zweifellose Klausel des Codicills konnte natürlich nicht außer Acht gelassen werden. Jener Herr X. K. Z. – der Mann mit der Maske – genoß dieselben Rechte wie die alten »Sechs«, und wenn er die ungeheure Nachlassenschaft gewann, konnte es niemand einfallen, sie ihm streitig zu machen.

In Beachtung jener Klausel hatte Meister Tornbrock also am 13. dieses Monats um acht Uhr morgens zum siebentenmale öffentlich gewürfelt und dabei, man vergesse das nicht, durch sechs und drei Augen neun Punkte erhalten, die dem Herrn X. K. Z. auferlegten, sich nach Wisconsin zu begeben. Erfreute sich dieser siebente Partner nun keiner so ungezügelten Reiselust, wie der Berichterstatter der »Tribune«, fehlte ihm jede Leidenschaft für eine Ortsveränderung, so konnte er mit jener Entscheidung recht zufrieden sein. Mit einer Bahnfahrt von wenigen Stunden erreichte er Milwaukee, und wenn sich Lissy Wag bei seinem Eintreffen noch immer hier aufhielt, mußte diese ihm weichen und die Partie von vorn an wieder beginnen.

Ob der Mann mit der Maske sich nun beeilt hatte, sofort nachdem ihm der Ausfall des Würfelns bekannt geworden war, nach Wisconsin zu fahren, obgleich ihm dazu noch volle vierzehn Tag Zeit blieben, das wußte niemand.

Anfänglich hatte sich das Publicum über den neuen Teilnehmer am Match vielfach den Kopf zerbrochen. Wer mochte er sein? Jedenfalls ein Chicagoer, da der Testator nur Kinder der Stadt zugelassen hatte. Etwas weiteres wußte man aber nicht und die Leute blieben deshalb umso neugieriger.

Am 13. dieses Monats, dem Tage des siebenten Würfelns, strömte denn auch zu allen von Chicago nach Milwaukee verkehrenden Zügen eine gewaltige Menschenmenge auf dem Bahnhofe zusammen.

Die Leute hofften, jenen X. K. Z. an seinem Gange, seiner Haltung, irgend einer Einzelheit oder Originalität zu erkennen, täuschten sich aber gründlich. Man sah hier weiter nichts als die gewohnten Gestalten von Reisenden aus allen Gesellschaftsschichten, die sich durch nichts von dem gemeinen Sterblichen unterscheiden. Im Augenblicke der Abfahrt wurde aber doch ein wackrer Mann, der es sehr eilig zu haben schien, für den mit der Maske gehalten und ihm eine ganz unverdiente Huldigung dargebracht.

Am nächsten Tage stellten sich auch noch recht viele Neugierige ein, am zweitfolgenden schon weniger und an den weiteren Tagen nur ein winziges Häuflein, keiner bemerkte aber eine Persönlichkeit, die so aussah, als ob sie sich um den Großen Preis im Match Hypperbone bewürbe.

Alle, die nun ihr Vertrauen grade auf den geheimnißvollen X. K. Z. setzten und bereit waren, auf ihn große Summen zu verwetten, thaten nun, was ihnen zu thun allein übrig blieb, das heißt, sie suchten bei Meister Tornbrock Auskunft zu erhalten. Dieser wurde denn auch mit Fragen über jene Persönlichkeit fast überschwemmt.

»Sie müssen doch wissen, woran man sich bezüglich jenes X. K. Z. zu halten hat,« behauptete der eine.

»Ich weiß nicht das geringste,« versicherte der Notar.

»Sie kennen ihn aber jedenfalls . . .«

»Ich kenne ihn nicht, und wenn es der Fall wäre, würde mir wohl kaum das Recht zustehen, sein Incognito zu lüften.«

»Sie müssen aber mindestens wissen, wo er sich aufhält,« erklärte ein andrer, »ob er seinen Wohnsitz in Chicago oder anderswo hat, da Sie ihm doch das Ergebniß des Würfelns mitgeteilt haben . . .«

»Nichts hab' ich ihm mitgetheilt. Entweder hat er den Ausfall durch die Tageszeitungen und die Maueranschläge erfahren, oder er hat es selbst mit gehört, als ich im Saale des Auditoriums die Anzahl der Augen verkündigte.«

»Sie sind doch aber gezwungen, ihm ein Telegramm über das ihn betreffende Ergebniß des nächsten Würfelns am 27. dieses Monats zugehen zu lassen.«

»Das werde ich selbstverständlich absenden.«

»Doch wohin?«

»Dahin, wo er dann sein wird oder doch sein soll . . . nach Milwaukee . . . Wisconsin.«

»Und unter welcher Adresse?«

»Poste restante, unter den Buchstaben X. K. Z.«

»Wenn er aber nicht dort ist?«

»Wenn er nicht dort ist, desto schlimmer für ihn, da geht er aller seiner Rechte verlustig.«

Auf alle »Aber« der Anfragenden hatte Meister Tornbrock immer nur dieselbe Antwort: er wußte nichts und konnte nichts sagen.

So erlahmte nach und nach das Interesse an dem Mann, den das Codicill erst auf die Bühne gebracht hatte, und man überließ es der Zukunft, zu enthüllen, wer jener X. K. Z. eigentlich wäre. Sollte er das Spiel gewinnen und damit der einzige Erbe der Millionen William J. Hypperbone's werden, so hallte sein Name doch in allen fünf Erdtheilen nach. Gewann er aber nicht, welchen Werth hatte es dann zu wissen, ob er alt oder jung, groß oder klein, dick oder hager, blond oder braun, reich oder arm und unter welchem Familiennamen er in das Kirchenbuch der Gemeinde eingetragen sei?

Der Verlauf des Spieles wurde nichtsdestoweniger von »der Welt, in der man speculiert«, von den Wettlustigen, den Verehrern des Boom mit gespannter Aufmerksamkeit verfolgt. Die finanziellen Theile der Zeitungen enthielten alltäglich Berichte über den Stand des Spiels ebenso wie über die Curse an der Börse. Nicht in Chicago allein, das ein Feuilletonist die »Wettenstadt« taufte, sondern auch in allen großen und kleinen Städten der Union, sogar in den Flecken, bis hinunter zu den kleinsten Dörfern, gab es Spieler, die für nichts andres mehr als für den »großen Match« Gedanken hatten.

Die bedeutendsten Städte, New York, Boston, Philadelphia, Washington, Albany, Saint-Louis, Baltimore, Richmond, Charleston, Cincinnati, Detroit, Omaha, Denver, Lake City, Savanah, Mobile, New Orleans, San Francisco und Sacramento hatten besondere Agenturen, die vortreffliche Geschäfte machten. Ja man erwartete, daß diese sich noch verdoppeln, verdreifachen, vervier-, selbst verzehnfachen möchten, je nach den unberechenbaren Zwischenfällen, die durch die Würfel noch hervorgerufen werden könnten und von denen Max Real, Tom Crabbe, Hermann Titbury, Harris T. Kymbale, Lissy Wag, Hodge Urrican und X. K. Z. entweder begünstigt oder schwer geschädigt werden würden. Allmählich entwickelte sich ein wirklicher Markt, mit Sensalen und Agenten, eine Börse mit Angebot und Nachfrage, wo sehr viele Leute zu wechselnden Cursen, je nach den Aussichten des einen oder des andern Partners, kauften und verkauften.

Selbstverständlich blieb diese Strömung nicht auf die Vereinigten Staaten allein beschränkt. Sie hatte die Grenze überfluthet und verzweigte sich über Quebec, Montreal, Torento und andre größere Städte Canadas durch die ganze Dominion. Sie griff auch nach Mexiko hinüber und nach den kleineren Staaten, die am Golfe liegen. Dann wälzte sie sich nach Südamerika zu und drang nach Columbien, Venezuela, Brasilien, nach der Argentinischen Republik und schließlich nach Peru, Bolivia und Chile ein. Das Spielfieber entwickelte sich in der ganzen Neuen Welt zur richtigen Epidemie.

Auf der andern Seite des Atlantischen Oceans, in Europa, hatten sich übrigens Frankreich, Deutschland, England und Rußland, in Asien Ostindien, China und Japan, in Oceanien Australien und Neuseeland schon an dem tollen Treiben dieses Matches in beträchtlichem Maße betheiligt.

Wenn das verstorbene Mitglied des Chicagoer Excentric Club bei Lebzeiten auch nicht viel von sich reden gemacht hatte, war doch der Lärm umso größer, den der Mann nach seinem Ableben überall erregte. Der hochachtbare Georges B. Higginbotham konnte nebst seinen Collegen auf ein Mitglied, dem ein solcher posthumer Ruhmesglanz zufiel, gewiß stolz sein.

Wer war nun zur jetzigen Stunde der Favorit auf diesem neuartigen Turf?

War es auch schwierig, zu Anfang einer Partie, von der man erst einige Züge kannte, sich über deren Ausgang ein Urtheil zu bilden, so schien es doch, als ob der vierte Partner, Harris T. Kymbale, die meisten Parteigänger auf sich vereinigte. Freilich wurde auch grade ihm die meiste Aufmerksamkeit zugelenkt, da die Journale mit Vorliebe von ihm berichteten und ihm, durch seine täglichen Mittheilungen auf dem Laufenden gehalten, von Schritt zu Schritt folgten. Max Real, mit seiner Zurückhaltung, die er niemals ablegte, Hermann Titbury, der zu Anfang unter falscher Flagge gesegelt war, und auch Lissy Wag, deren Abreise sich bis zum letzten Tage verzögert hatte, konnten gegen den geistreichen, geschäftigen Berichterstatter der »Tribune« nicht in die Schranken treten.

Uebrigens sei hier bemerkt, daß Tom Crabbe mit seinem Schrittmacher John Milner, sich auch einer großen Zahl auf ihn Wettender rühmen konnte. Es erschien ja so natürlich, daß das gewaltige Vermögen dem gewaltigen Unthiere zufiel. Der Zufall liebt ja derartige Widersprüche oder, wenn man lieber will, Uebereinstimmungen, und wenn er darin auch keiner Regel folgt, so hat man doch immer mit seinen Launen zu rechnen.

Was den Commodore Urrican betrifft, hatte dieser auf den Märkten anfangs hoch im Curs gestanden. Durch den ihm geltenden Wurf neun – fünf und vier – war er ja schon nach dem dreiundfünfzigsten Felde gelangt – gewiß ein glänzender Anlauf! Durch den zweiten Wurf aber nach dem achtundfünfzigsten Felde, nach Kalifornien, verwiesen und damit genöthigt, die Partie wieder von vorn anzufangen, hatte er alle Gunst eingebüßt. Uebrigens wußte man allgemein von seinem Schiffbruche vor Key West, wie seine Ausschiffung unter so kläglichen Umständen stattgefunden und daß er auch am Morgen des 23. das Bewußtsein noch nicht wiedererlangt habe. Obendrein blieb es fraglich, ob er sich überhaupt werde nach dem Death Valley (Todtenthal) begeben können, und eigentlich war er ja schon – als Mensch und als Partner – fast so gut wie zweimal todt.

So wäre nur X. K. Z. noch übrig, und man hatte Ursache zu vermuthen, daß die Spitzfindigen, die Schlauköpfe, denen eine besondere Beanlagung gestattet, häufig auszuspüren, wohin die Glücksgöttin sich wendet – daß diese sich ihn als Günstling erwählen würden. Daß er augenblicklich vernachlässigt wurde, lag nur daran, daß noch niemand wußte, ob er bereits nach Wisconsin abgereist war oder nicht. Diese Frage mußte jedoch sofort entschieden werden, wenn er sich auf dem Postamte von Milwaukee meldete, um sein Telegramm abzuholen.

Dieser Tag war nicht mehr fern. Schon näherte sich der 27. Mai, der Termin für das vierzehnte Auswürfeln, das dem Manne mit der Maske galt. An genanntem Tage sendete Meister Tornbrock nach gefallener Entscheidung durch die Würfel eine Depesche an das Amt in Milwaukee, bei dem jener sich noch am Vormittage persönlich einzufinden hatte. Man kann sich leicht vorstellen, daß sich auf dem Amte dann auch eine Menge Leute sammeln würden, die begierig waren, den nur durch Buchstaben bezeichneten Herrn zu sehen. Hörte man da auch nicht seinen Namen, so lernte man doch seine Person kennen, und Augenblicks-Photographen waren gewiß zur Stelle, ein Bild von ihm zu erhaschen, das dann sicherlich in allen Blättern Verbreitung fand.

Man beachte wohl, daß William J. Hypperbone die verschiedenen Staaten der Union auf seiner Karte ganz willkürlich vertheilt hatte. Die Staaten waren weder alphabetisch noch geographisch geordnet. So entsprachen z. B. Florida und Georgia, die aneinandergrenzen, das eine dem achtundzwanzigsten, das andre dem dreiundfünfzigsten Felde. Ebenso hatten Texas und Südcarolina die Nummern zehn und elf, obwohl sie um acht- bis neunhundert Meilen von einander entfernt liegen. Mit den übrigen Staaten war das ganz ähnlich. Diese Vertheilung schien also nicht auf überlegter Auswahl zu beruhen, vielleicht waren die Plätze für die Staaten vom Testator auch einfach durch Auslosung bestimmt worden.

Doch gleichviel; jedenfalls hatte der geheimnisvolle X. K. Z. in Wisconsin die Depesche zu erwarten, die ihm den Ausfall des zweiten Würfelns verkündigte. Da nun Lissy Wag und Jovita Foley in Milwaukee erst am Morgen des 23. hatten eintreffen können, waren sie eiligst weitergefahren, um nicht mit dem siebenten Partner zusammenzustoßen, wenn dieser sich auf dem Telegraphenamt der Stadt einfand.

Endlich kam der 27. Mai, und wieder wendete sich die öffentliche Aufmerksamkeit dem Manne zu, der aus wer weiß welchen Gründen sich hütete, seinen Namen zu verrathen.

Eine gewaltige Menschenmenge füllte an diesem Tage also den Saal des Auditoriums, und sie wäre gewiß noch weit größer gewesen, wenn nicht schon Tausende die Frühzüge nach Milwaukee benutzt hätten, um dort im Postamt anwesend zu sein, wenn X. K. Z. dahin kam, um sein Telegramm abzufordern. Dort sähen sie ihn doch endlich!

Um acht Uhr schüttelte Meister Tornbrock mit gewohnter Feierlichkeit und umgeben von den Mitgliedern des Excentric Club, den Lederbecher, ließ die Würfel auf den Tisch rollen und verkündete dann unter allgemeinem Schweigen mit weithin schallender Stimme:

»Vierzehnter Wurf, siebenter Partner, zehn durch vier und sechs Augen!«

Dieser Ausfall brachte folgendes mit sich:

Da X. K. Z. sich zur Zeit im sechsundzwanzigsten Felde, im Staate Wisconsin, befand, wäre er dadurch nach dem sechsunddreißigsten gewiesen worden. Bei diesem – es war der Staat Illinois – hatte die Zahl der Augen aber doppelt zu gelten, und der siebente Partner hatte sich deshalb von Wisconsin aus gleich nach dem sechsundvierzigsten Felde zu begeben. Auf der Karte William J. Hypperbone's fiel dieses Feld mit dem District Columbia zusammen.

Wahrlich, das Glück begünstigte diese geheimnißvolle Persönlichkeit ganz außerordentlich! Beim ersten Wurfe ein Nachbarstaat von Illinois, beim zweiten hatte der Mann nur drei Staaten, Indiana, Ohio und Westvirginien, zu durchmessen, um nach dem Districte Columbia und nach Washington, seiner Hauptstadt, zu gelangen, die gleichzeitig der Sitz der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika ist. Welch ein Vortheil gegen die meisten übrigen Mitbewerber, die bis zum Ende des Bundesgebiets verwiesen worden waren!

Auf ein solches Glückskind – wenn es überhaupt existierte – konnte und mußte man wetten.

An jenem Morgen schwand nun in Milwaukee darüber jeder Zweifel. Kurz vor Mittag wich die Volksmenge am Eingange und im Innern des Postamts auseinander, um einen Mann von mittlerer Größe und kräftigem Aussehen hindurchzulassen, einen Mann, der einen schon halb ergrauten Bart hatte und einen Klemmer vor den Augen trug. Er erschien in Reisekleidern und hielt einen kleinen Koffer in der Hand.

»Haben Sie eine Depesche mit der Chiffre X. K. Z.? fragte er den Beamten.

– Hier, mein Herr!« erhielt er zur Antwort.

Sofort ergreift der siebente Partner – denn dieser war es – die Depesche, öffnet sie, liest sie und faltet sie wieder zusammen. Dann steckt er sie in seine Brieftasche, ohne das geringste Zeichen von Befriedigung oder Enttäuschung, und zieht sich ruhig durch die erregte, doch schweigsame Menge zurück.

Endlich haben ihn die Leute gesehen, den räthselhaften X. K. Z . . . Er existiert! . . . Es ist kein Fabelwesen! . . . Er gehört zum Geschlechte der Menschen! Doch wer er ist, wie er heißt, was er treibt, welcher Gesellschaftsclasse er angehört . . . das weiß niemand! Geräuschlos angekommen, ist er geräuschlos wieder verschwunden; doch da er am bestimmten Termine in Milwaukee gewesen ist, wird er am bestimmten Termine auch in Washington sein! . . . Es ist ja nicht grade nöthig, seinen bürgerlichen Stand zu kennen. Es unterliegt aber keinem Zweifel, daß er die im Testament vorgeschriebenen Bedingungen nach allen Seiten erfüllt, da er vom Testator selbst auserwählt wurde. Warum sich den Kopf zerbrechen, um mehr zu erfahren? . . . Die Spieler mögen flottweg auf ihn wetten! . . . Er kann ja noch zum großen Favoriten werden, denn nach den ersten Entscheidungen durch die Würfel zu urtheilen, scheint es, als ob Fortuna ihm auf seinen Reisen das Geleit geben wolle!

Alles in allem war der Stand der Partie am 27. Mai also folgender:

Max Real hat am 15. Mai das Fort Riley in Kansas verlassen, um sich nach dem achtundzwanzigsten Felde, dem Staate Wyoming, zu begeben.

Tom Crabbe ist am 17. Mai von Augustin in Texas nach dem fünfunddreißigsten Felde, dem Staate Ohio, abgereist.

Hermann Titbury hat sich nach Sühnung seiner Haft am 19. Mai von Calais in Maine entfernt, um nach dem vierten Felde, dem Staate Utah, zu gelangen.

Harris T. Kymbale ist am 21. Mai von Santa-Fé in Neumexiko abgefahren, um das zweiundzwanzigste Feld, den Staat Südcarolina, aufzusuchen.

Lissy Wag ist am 23. Mai aus Milwaukee in Wisconsin grade noch rechtzeitig entflohen, um im achtunddreißigsten Felde, im Staate Kentucky, wieder aufzutauchen.

Der Commodore Urrican hat, wenn er nicht todt ist – und das wollen wir ihm nicht wünschen – vor achtundvierzig Stunden, am 25. Mai, die Depesche erhalten, die ihn nach dem achtundfünfzigsten Felde, dem Staate Kalifornien, verweist, von wo er nach Chicago zurückkehren muß, um die Partie aufs neue zu beginnen.

X. K. Z. endlich ist am 27. Mai nach dem sechsundvierzigsten Felde, dem District Columbia, geschickt worden.

Die Menschheit hat nur noch die weitere Entwickelung und den Ausfall des nachfolgenden Würfelns abzuwarten, das sich von zwei zu zwei Tagen wiederholen soll.

Die »Tribune« hat auch noch einen beifällig begrüßten Gedanken ausgesprochen, der nicht nur in Amerika, sondern auf der ganzen Erde aufgenommen worden ist.

Dieser Gedanke zielte auf folgendes:

Da es sich um sieben Teilnehmer handelt, warum sollte man nicht – wie das bezüglich der Jockeys bei den Wettrennen üblich ist – jedem eine gewisse Farbe zutheilen? Und empfiehlt es sich dafür nicht, die sieben Regenbogenfarben in derselben Ordnung zu wählen, wie sie am Himmel beobachtet werden?

Max Real erhielt danach das Violett, Tom Crabbe Indigoblau, Hermann Titbury das reine Blau, Harris T. Kymbale das Grün, Lissy Wag das Gelb, Hodge Urrican Orange und X. K. Z. endlich das Roth.

Dann könnte man täglich kleine Fahnen für jeden mit der ihm zukommenden Farbe und an der Stelle, die er im Match Hypperbone grade einnimmt, auf der Karte des Edeln Vereinigte Staatenspiels anbringen und gewönne auf diese Weise eine bequeme Uebersicht über den jeweiligen Stand der bedeutungsvollen Partie.

 

Ende des ersten Bandes.

 


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