Autorenseite

 << zurück 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

19. Kapitel. Die neue Schulmappe.

Die liebe Sonne hatte den Schnee geschmolzen. Der steinerne Springbrunnenjunge drunten im Hof hatte sich aus seinem weißen Schneepelz, den er im Winter getragen, herausgestrampelt und stand wieder als kleiner Nackedei da. Aus der Erde lugten schon die ersten grünen Grasspitzen heraus. Bald konnte Annemie wieder im Tiergarten spielen.

Aber vorläufig gefiel es ihr jetzt zu Hause besonders gut. Drüben waren neue Mieter eingezogen. Annemie konnte gerade in die Kinderstube sehen. Da hielten drei niedliche Kinder mit Puppen und Pferdchen ihren Einzug. Das größte Mädelchen mochte ungefähr in Annemies Alter sein.

Zugenickt hatten sich die kleinen Mädchen schon oft, auch sich gegenseitig bereits ihre Puppen am Fenster gezeigt. Aber gesprochen hatten sie noch nie miteinander. Zwar hatte Nesthäkchen öfters Mutti gebeten, ob sie sich die Kleine nicht zu Besuch herüberholen dürfte. Aber Mutti wollte vorläufig nichts davon wissen, da sie die Eltern des kleinen Mädchens noch nicht kannte.

»Laß dich von Fräulein fertigmachen, Lotte, ich will dich mitnehmen«, sagte Mutti eines Tages.

»Gehe ich denn heute nicht zu Tante Martha in den Kindergarten?« wunderte sich Annemie.

»Nein, Lotte, wir haben heute etwas viel Wichtigeres vor.« Mutti machte ein geheimnisvolles Gesicht.

»Ach, bitte, bitte, liebe, einzige Mutti, sage mir doch, was das ist«, quälte das neugierige, kleine Fräulein.

Aber Mutti lächelte nur und verriet nichts, so viel Nesthäkchen sie auf dem Wege auch mit Fragen bestürmte.

Durch den Tiergarten ging's ein Stück, dann eine lange Straße entlang, und nun standen sie vor einem großen, roten Haus mit einer hohen Mauer.

»Ist hier das Gefängnis?« Nesthäkchen griff ängstlich nach Muttis Hand und versuchte, sie zurückzuziehen.

»Nein, ganz so schlimm ist es nicht«, lachte Mutti. »Das ist deine neue Schule, ich will dich beim Direktor anmelden, Lotte.«

Immer noch mißtrauischen Blickes betrat Nesthäkchen zum erstenmal die Schule. Es war gerade Zwischenpause. Auf dem großen Hof spazierten viele kleine und große Mädchen herum, lustig schwatzend und lachend, und dabei ihr Frühstücksbrot verzehrend. Die kleinsten aber hatten sich zu einem Kreis zusammengetan und spielten »Katze und Maus.«

Das bange Gefühl, das Klein-Annemarie beim Anblick der hoben Mauer beschlichen, verschwand. Ach, wie hübsch war es hier, fast so schön wie bei Tante Martha im Kindergarten.

»Ich will mitspielen!« Nesthäkchen machte sich plötzlich von Muttis Hand los und lief auf den Kinderkreis zu.

Aber Mutti fing die kleine Ausreißerin wieder ein.

»Später, wenn du erst ein richtiges Schulmädchen bist, darfst du mitspielen, jetzt müssen wir zum Herrn Direktor. Sei nur nicht schüchtern, Lotte, und gib Antwort, wenn er dich etwas fragt.«

»Ich werde doch nicht so dumm sein und mich schonieren!« meinte das Töchterchen eifrig.

Der Herr Direktor war ein freundlicher Herr mit einem grauschwarzen Vollbart. Er sah eigentlich ein bißchen wie Vater aus und gefiel der Kleinen deshalb sofort.

Freundlich sagte er: »Also das ist die neue, kleine Schülerin – wie heißt du denn, mein Kind?«

»Annemie,« antwortete Nesthäkchen laut und machte dabei ihren schönsten Knicks, »aber wenn ich artig bin, heiße ich Lotte.«

»Hm – für uns genügt Annemarie«, lächelte der Herr Direktor. »Und wie ist der Vatersname?« Er wandte sich jetzt an die Mutter.

»Annemarie Braun«, antwortete diese.

»Geburtsdatum?«

Aber ehe Mutti noch antworten konnte, hatte Nesthäkchen schon mit strahlendem Gesicht ausgerufen: »Am 9. April habe ich Geburtstag, und da wünsche ich mir von Großmama eine Schulmappe und ein Rasierzeug für meinen Herrn Leutnant, weil Klaus ihm einen Bart angemalt hat, und nachmittags gibt es Schokolade mit Schlagsahne!«

»Das ist ja wunderschön«, jetzt lachte der nette Herr Direktor richtig. Dann notierte er das Geburtsjahr, den Stand des Vaters und die Wohnung.

Inzwischen hatte Annemie Mutti etwas bittend zugeflüstert, aber die schüttelte abwehrend den Kopf.

»Möchtest du noch etwas, mein Kind?« fragte der Herr Direktor.

Da schlug Nesthäkchen die großen, blauen Augen treuherzig zu ihm auf.

»Ich möchte so schrecklich gern auch gleich meine Gerda mit in der Schule anmelden, sie hat schon zwei lange Zöpfe und eine Schulschürze.«

»Na, dein Schwesterchen ist wohl noch zu klein zum Schulbesuch, laß sie nur erst so groß werden, wie du bist«, der Herr Direktor klopfte ihr freundlich die Wange.

»Aber Gerda ist doch nicht mein Schwesterchen«, lachte Annemie laut auf, trotz Muttis Versuche, das kleine Plappermäulchen zum Schweigen zu bringen. »Gerda ist doch mein Jüngstes, mein Nesthäkchen, aber im Kindergarten war sie auch aufgenommen.«

»Ja, für Puppen haben wir hier aber keinen Platz, dazu ist die Klasse zu sehr überfüllt«, meinte der Herr Direktor gut gelaunt. »Nun finde dich pünktlich am 10. April um zehn Uhr in der zehnten Klasse ein und sei recht fleißig. Adieu, gnädige Frau, adieu, mein Kind.«

Wieder knickste Annemie, und dann standen sie draußen in dem langen Korridor mit den vielen Türen.

»Du warst gar nicht artig«, begann Mutti, als sie wieder auf der Straße waren, unzufrieden. »Wie konntest du bloß so vorlaut sein!«

»Aber der Herr Direktor hat mich doch gefragt.« Nesthäkchen verzog weinerlich den Mund. »Und wenn er meine Gerda nicht will, dann gehe ich überhaupt auch nicht in die olle Schule! Ohne Gerda macht mir's gar keinen Spaß!«

»Spaß soll dir die Schule auch nicht machen, Lotte, da wirst du eifrig lernen, damit du kein kleines Dummchen bleibst!« sagte Mutti ernsthaft.

Aber als der 9. April nun erschienen war, als auf Nesthäkchens Geburtstagstisch sieben Lichte und ein großes Lebenslicht flammten, als in der Mitte die neue, braune Schulmappe von Großmama prangte, da freute sich Annemie doch wieder auf die Schule. Ach, die hübsche Fibel mit den Bildern, der feine Federkasten, der so lustig zuknipste! Und eine Federbüchse war drin, genau wie Klaus sie hatte; ein kleiner, schwarzer Kater als Tintenwischer und dazu noch Federhalter und lange, rote Bleistifte. Annemie ruhte nicht eher, als bis sie das neue, grünschottische Schulkleidchen anprobieren durfte, dazu band sie die schwarze Schulschürze um, die noch viel feiner war als Gerdas. Auch die lederne Frühstücksbüchse oder wie Klaus sie nannte, die »Futtertrommel« wurde umgehangen, und zuguterletzt noch die neue Schulmappe aufgeschnallt. So – nun war das kleine Schulmädel fertig.

Zuerst ging es zu Vater ins Sprechzimmer, das zum Glück leer von Patienten war.

»Vater, ich bin jetzt ein richtiges Schulmädchen!« und da saß das richtige Schulmädchen mit ihrer Mappe auch schon auf Vaters Knie.

»Ach, da kann ich dich ja nicht mehr auf meinen Schultern reiten lassen, Lotte, das tut mir aber leid, ein Schulmädchen ist schon zu groß dazu«, meinte Vater lächelnd.

.

Das Geburtstagskind machte ein nachdenkliches Gesicht.

»Ach, weißt du was, Vatchen, heute kannst du mich noch ruhig reiten lassen, denn ein ganz richtiges Schulmädchen bin ich doch erst morgen.« Annemie, die für ihr Leben gern auf Vaters Schultern ritt, war froh, einen Ausweg gefunden zu haben.

Einige Sekunden später konnte man etwas Merkwürdiges sehen. Doktor Braun sprang im Trab und Galopp durch die ganze Wohnung, und auf seinen Schultern ritt ein kleines Schulmädel mit der aufgeschnallten Mappe und schrie jauchzend: »Hü« – »Hott« – und »brrr«.

»So, das war die Abschiedsvorstellung.« Vater blieb schweratmend stehen und ließ die kleine Reiterin absteigen. »Von heute ab ist es aus mit dem Vergnügen!«

»Aber meine Gerda kannst du doch noch reiten lassen, die ist doch in der Schule nicht angenommen worden«, bat die Kleine.

Das versprach Vater denn auch.

»Mutti, wer wird denn die Krümelchen vom Kaffeetisch abfegen und sie für die Vögelchen aufs Blumenbrett streuen, wenn ich nun jeden Tag in die Schule muß?« erkundigte sich Annemie, stolz mit ihrer Schulmappe auf und ab marschierend.

»Ja, du wirst mir sehr fehlen, meine Lotte.« Mutti zog Annemies Blondkopf zu sich heran, ganz dicht, damit Nesthäkchen nicht sehen sollte, wie schwer es Mutti wurde, ihr Kleinstes nun auch in die Schule zu geben.

Aber das jagte schon zur Küche hinaus.

»Frida – Hanne – haben Sie schon meine neue Schulmappe gesehen?«

»Ih der Tausend«, machte Hanne und vergaß vor lauter Bewunderung den Mund wieder zuzumachen. »Da muß ich wohl die Brezel auf deiner Geburtstagstorte heute noch mal so groß backen wie sonst, was, Annemiechen?«

»Ja, Schulmädel haben doppelten Hunger«, stimmte die Kleine ernsthaft zu.

»Aber Annemie, du kannst doch gar nicht in die Schule gehen,« neckte Frida, »wer soll mir denn morgens beim Aufräumen helfen? Die Teppichmaschine läuft überhaupt nicht ohne dich.«

»Und zum Einholen brauche ich dich auch,« fiel Hanne ein, »wenn du nicht mehr mitkommst, wem sollte der Kaufmann dann wohl den Bonbon schenken?«

Ganz betroffen stand Klein-Annemie da. Ja, wirklich, sie konnte nicht in die Schule gehen, sie hatte zu Hause zu viel zu tun, sie wurde zu notwendig gebraucht.

Und als sie nun in ihre Kinderstube trat und die Puppen alle dasaßen, mit Blumensträußchen in den Händen, die Fräulein für sie besorgt hatte, um ihrer kleinen Mama zu gratulieren, da fühlte Nesthäkchen noch viel mehr, wie unentbehrlich sie war. Was sollte denn bloß aus ihren Kindern werden, wenn sie in die Schule ging?

»Es ist ja schade um die schöne, neue Schulmappe,« sagte sie nach reiflicher Überlegung, »aber ich kann dem Herrn Direktor nicht den Gefallen tun und morgen zur Schule kommen. Mutti, Hanne und Frida brauchen mich zu nötig, und meine Kinderchen wären ja dann ganz verlassen. Puck, und du, Fräulein, ihr beide wißt auch sicher nicht, was ihr ohne mich anfangen sollt.«

»Na, für deine Kinderchen könnte ich ja sorgen, Annemie, da habe ich gleich was zu tun«, lachte Fräulein. »Und Mutti, Hanne und Frida müssen eben sehen, daß sie ohne dich fertig werden. Jeder Mensch muß in die Schule gehen und was lernen, sonst bleibt er dumm, und alle Leute lachen ihn aus.«

Nein – ausgelacht wollte Nesthäkchen nicht werden!

»Ja, denn hilft es nicht, mein Gerdachen, ich muß nun morgen in die Schule«, seufzte sie, ihren Liebling auf den Arm nehmend.

Mit unverhohlener Bewunderung schaute Puppe Gerda auf die neue Schulmappe, und auch die andern Puppen staunten ihre kleine Mama als Schulmädel an.

»Was wirst du denn nun ohne mich anfangen, Gerdachen?« flüsterte Annemie weiter der Puppe ins Ohr.

Die machte ein trauriges Gesicht.

»Du könntest ja vielleicht mit Hanne einholen gehen und statt meiner den Bonbon vom Kaufmann kriegen«, überlegte Nesthäkchen weiter.

Puppe Gerdas Gesicht heiterte sich auf.

»Oder aber du gehst allein zu Tante Martha in den Kindergarten, die war doch immer nett zu dir, und ich habe ihr auch versprochen, sie oft zu besuchen«, überlegte die Kleine weiter.

Da fiel ihr Blick auf den Herrn Leutnant mit dem stattlichen Schnurrbart, der angelegentlich zu den beiden herüberblickte.

»Halt – ich hab's, du machst noch heute mit dem Herrn Leutnant Hochzeit, Gerda, dein Bräutigam ist er ja schon lange. Dann hast du einen Mann und bist nicht mehr allein, wenn ich in die Schule muß!« rief Nesthäkchen plötzlich erfreut.

Gerda lachte über das ganze Gesicht. Einen schöneren Mann konnte sie sich nicht wünschen. Aber auch der Herr Leutnant strahlte und stand noch strammer da als sonst, denn Gerda war ein allerliebstes Puppenmädchen.

Irenchen aber blickte neidisch auf die beiden, sie hätte auch zu gern den schmucken Herrn Leutnant zum Mann gehabt.

»Ja, Irenchen, du sollst auch Hochzeit machen, weil du doch meine Älteste bist«, sagte da die vorsorgliche kleine Puppenmutter, der Irenchens weinerliche Miene nicht entging. »Einen Herrn Leutnant habe ich ja nicht mehr für dich, bloß meinen Kurt, aber dann hast du doch wenigstens auch einen Mann, wenn er auch kaputige Beine hat.«

Irenchen nickte getröstet, weil sie sah, daß Mariannchen jetzt auf ihren Kurt neidisch war. Aber für Mariannchen konnte Nesthäkchen beim besten Willen keinen Mann mehr beschaffen. Höchstens Puck kam noch in Frage, aber den wollte Mariannchen nicht, weil er solch Krakeeler war und immer blaffte und seiner Frau auch sicherlich die besten Happen fortschnappen würde.

So wurde am Nachmittag, als die Geburtstagsschokolade mit Schlagsahne getrunken war, in Nesthäkchens Kinderstube Puppenhochzeit gefeiert.

Die beiden Bräute bekamen ihre weißen Kleider an, Gerda das mit der rosa Schärpe, und Irenchen das mit der blauen. Als Schleppe aber steckte Annemie jeder ein Taschentuch an das Kleid, denn eine Braut muß eine Schleppe haben. Von Mutter hatte sich Nesthäkchen einen alten, weißen Schleier erbettelt, der wurde getreulich zwischen Gerda und Irenchen als Brautschleier geteilt. Frida hatte ihr zwei kleine Kränzchen geflochten, und da gerade keine Myrte da war, hatte sie grüne Petersilie dazu genommen. Aber es sah genau ebenso schön aus. Auch der Herr Leutnant und Kurt trugen ein Petersiliensträußchen in ihrem Knopfloch. Kurt sah zwar für einen Bräutigam etwas zerfetzt aus, aber dafür hatte ihm Annemie einen tadellosen Helm aus Zeitungspapier gemacht, da der Herr Leutnant doch auch eine Soldatenmütze trug.

Nun fuhr die Brautkutsche vor. Das war der weiße Puppenwagen, vor den Annemie das Schaukelpferd von Klaus gespannt hatte. Feierlich ging es so zur Kirche. Auf dem Vordersitz saß der Herr Leutnant mit seiner Gerda, auf dem Rücksitz das zweite Brautpaar, Irenchen und Kurt. Letzterer sah recht betrübt drein, es schien ihm schwer zu werden, sein lustiges Leben aufzugeben und ein gesetzter Ehemann zu werden.

Mariannchen und Lolo trugen den Bräuten die Schleppe, und Baby streute Blumen. Nesthäkchen aber hielt die Traurede.

»Wollt ihr euch alle vier heiraten?« fragte sie die Brautpaare.

Und da keiner von ihnen »Nein« sagte, fuhr sie fort: »Na, denn man los!« Drauf zog sie ihnen Gardinenringe als Eheringe über die Hände, und damit war die Trauung zu Ende.

Nun kam die Hochzeitstafel. Die kleine Brautmutter deckte sie selbst mit ihrem schönsten Puppenservice. Alle zur Hochzeit geladenen Puppen nahmen daran Platz, und ließen sich die übriggebliebene Schlagsahne schmecken.

Kurt, der wilde Bräutigam, sprang zwar mit dem einen abgeschlagenen Bein in die Schlagsahne hinein, aber Irenchen, die jetzt seine Frau war, trocknete ihn sorglich mit ihrer Taschentuchschleppe ab.

Dann brachte Annemie mit Gänsewein das Wohl der Brautpaare aus, und alle stießen mit Kaffeetassen an, da keine Gläser vorhanden waren.

Klaus aber schleppte jetzt seinen Leierkasten herbei und begann lustig darauf los zu dudeln. Da fingen sie alle an zu tanzen. Jeder Bräutigam hopste mit seiner Braut herum, und Annemie tanzte mit Puck.

Und dann war die Hochzeit aus, und das jetzt siebenjährige Nesthäkchen lag, müde von dem schönen Tage, im Bettchen.

»Morgen geht's in die Schule!« dachte sie und »ach, wie freue ich mich, daß ich meine Kinder so gut versorgt habe!« Dann schlief Nesthäkchen.

Aber im Traum hörte Klein-Annemarie ganz deutlich, wie der Leierkasten plötzlich von selbst zu dudeln anfing. Und jetzt – nanu, was war denn das?

Der Herr Leutnant legte die Hand an die Mütze und salutierte vor seiner Frau Gerda, und dann hüpften sie beide zusammen im Galopp davon. Auch Kurt machte vor Irenchen einen Diener und begann sich mit ihr zu drehen, er tanzte trotz seiner abgeschlagenen Beine mit ihr Tango. Und nun erwachten auch die andern Puppen und nahmen am Hochzeitstanz teil. Mariannchen und die schwarze Lolo, sogar Baby, alle hopsten sie durch die Kinderstube.

Und mit einemmal wurde auch Nesthäkchens neue Schulmappe, die schon zu morgen bereit lag, und die den ganzen Tag über ein so ernstes Gesicht gemacht hatte, von der allgemeinen Lustigkeit angesteckt.

Sie sprang vom Tisch herunter, mitten unter die tanzenden Puppen – ganz deutlich sah die Kleine es im Traum – sie begann sich zu drehen, sie tänzelte, und schließlich hopste sie am höchsten von allen, daß auch der Federkasten hin und her sprang, ja selbst die neue Federbüchse tanzte mit dem kleinen schwarzen Tintenwischkater.

So drehte sich die ganze übermütige Gesellschaft im Mondenschein, während Klein-Annemie ihrem ersten Schultage entgegenschlummerte.

*

Ja, noch schläft unser Nesthäkchen, und wenn es aufwacht, dann hat es nicht mehr viel Zeit für die Puppen, dann ist es ein kleines Schulmädel geworden. Doch davon erzähle ich euch erst im nächsten Band.

finis

 << zurück