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Zur Einführung.

Seit den blutigen, ewig ruhmvollen Tagen, da Armin, der Cheruskerfürst, mit seinen Scharen die Legionen des Varus in Teutoburgs Wäldern vernichtete, seit den heißen Kämpfen, die gegen Germanikus geschlagen werden mußten, der mit Übermacht erschien, um die Niederlage des Varus zu rächen, hatten die Römer, eingedenk des furchtbaren Widerstandes, den ihnen die Germanen entgegensetzten, es aufgegeben, das Innere Deutschlands zu beherrschen, und erwählten den mächtigen Rheinstrom in seinem mittleren Laufe zur Grenze zwischen der Römerwelt und dem Lande der Söhne Teuts.

Diese Grenze aber schützten sie durch ummauerte Städte und feste Kastelle gegen die streitlustigen Deutschen. Das mächtigste ihrer Bollwerke am Mittelrhein war die Feste Moguntiacum, von den klugen Römern wohl schon bei ihrem ersten Erscheinen in Deutschlands Gauen da errichtet, wo der Main in den Rheinstrom sich ergießt; sie sollte die Flußläufe beherrschen und die kriegerischen Katten im Zaume halten, die an der Cherusker Seite tapfer in Teutoburgs Wäldern mitgefochten hatten.

Von Moguntiacum aus hatten die Römer dann begonnen, Kastelle und feste Dämme in das Land nach Süden und Osten hin vorzuschieben, um so durch einen sich weithin erstreckenden Grenzwall einen großen Teil deutschen Landes auf dem rechten Ufer des Oberrheins sich dauernd zu eigen zu machen und dieses Gebiet zugleich vor den Einfällen der freien Germanen zu schützen.

Die Deutschen sahen mit Grimm, wie ihnen der Weg in das von den Römern besetzte Land mehr und mehr durch kriegskundige Baumeister verlegt wurde und die Stämme jenseits dieser Befestigungen sich nach und nach zu den Römern wendeten.

Am grimmigsten gewahrten es die Katten, an deren südlicher Landesgrenze der riesenhafte Wall nach und nach erwuchs. Von Rhein und Main erstreckte sich ihr Gebiet nordwärts bis an das Land der Cherusker und der Sigambrer, ein ausgedehntes waldiges Hügelland, mit fruchtbaren Auen durchsetzt und von den Flüssen Lahn, Fulda und Werra durchströmt.

In den letzten Jahren hatte Friede zwischen Römern und Katten geherrscht, denn am Oberrhein gebot ein römischer Legat, Antonius Saturninus, der den Germanen wohlgesinnt war, freundliche Verhältnisse zu den Katten anbahnte und den Frieden mit ihnen zu erhalten wußte.

Doch Antonius Saturninus war, wohl gerade wegen seines guten Zusammenlebens mit den Katten, beim Kaiser Flavius Domitianus, dem Nachfolger des edlen Titus, beschuldigt worden, er plane eine Erhebung gegen ihn mit Hilfe der ihm unterstellten zwei Legionen und seiner Verbündeten, der Katten. Der mißtrauische Tyrann in Rom, der persönlich dem Legaten übelgesinnt war, sandte, ohne zu prüfen, auf den bloßen Verdacht hin die pannonischen Legionen gegen Saturninus, ließ den überraschten und zur Verzweiflung getriebenen Mann nach kurzer Gegenwehr der diesem ergebenen Legionen hinrichten und sein Haupt öffentlich ausstellen.

Als die Katten von der Gefahr ihres Freundes Saturninus erfuhren, wollten sie ihm zu Hilfe eilen. Der stark angeschwollene Rhein machte dies leider unmöglich; Saturninus war vernichtet, ehe sie den Fluß überschreiten konnten.

Seit diesen Vorgängen – die Absicht der Katten, dem Legaten zu Hilfe zu kommen, war nicht verborgen geblieben – herrschte in Rom eine feindselige Stimmung gegen sie. Monate vergingen und es herrschte Stille an der Grenze, aber es war die Stille vor dem Sturm. Die klugen Kattenfürsten freilich waren auf der Hut und überwachten die Vorgänge im Römergebiet mit scharfem Auge.

Kunde war jetzt zu ihnen gedrungen, daß der Römer seine Kriegscharen am Rhein in Moguntiacum (Mainz), Confluentes (Koblenz) und Bona (Bonn) auffallend vermehre, und Domitian seinen besten Feldherrn, den von den Legionen Asiens und Iberiens vergötterten Ulpius Trajanus, zum Legaten am Oberrhein ernannt habe. Vorsicht war also geboten, um das Land zu schützen, und die Häupter der Katten waren dessen eingedenk.


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