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Bekenntnis

Ihr wünschtet heute wohl von dem Poeten,
Daß er nicht still sei, sondern seine Stimme
Vermische mit dem Schall der Kriegstrompeten
Und so wie ihr in Siegesjubel schwimme.

Ich will, wo alle laut sind, lieber schweigen.
Ist euer Eifer echt, dann mag er gelten,
Und hab' ich unrecht, sollt ihr mir es zeigen,
Doch ungehört dürft ihr nicht schlecht mich schelten.

Was giebt uns Grund zum überlauten Lärmen,
Zu großen Reden, schmetternden Fanfaren?
Schon mehr als einmal brachte tolles Schwärmen
Der deutschen Heimat drohende Gefahren.

Dem Manne, sagt ihr, zieme frisches Wagen
Und löblich sei es, in das Reich der Mitte
Den Überfluß von Christentum zu tragen
Und unsern Vorrat an Kultur und Sitte.

Den phrasenreichen Eifer laßt euch dämpfen,
Und stimmt herab die hochgespannten Töne!
Seht ihr denn nicht an eurer Seite kämpfen
Des frommen Englands blutbeschmierte Söhne?

Ich hör' euch reden von des Landes Ehre;
Der opfert willig ihr die deutsche Jugend.
Für Einen sterben Tausend. – Eure Lehre
Ist wahrlich streng und eisern eure Tugend.

Vor solchen Helden kann ich nur erschauern,
Und wünsch' von Herzen euch in bangen Sorgen:
Es möge eure Freude überdauern
Nicht bloß das Heute, sondern auch das Morgen.


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