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Die Gestrengen

Ihr Herren Maler! Ihr Herren Dichter!
Betrachten wir einmal unsere Richter!
Da wir nächstens mit ihnen Bekanntschaft schließen,
Darf euch die Mühe nicht verdrießen.
Da sitzen sie oben, feierlich, stumm.
Wir blicken hilflos im Kreise herum,
Und prüfen die Mienen der strengen Herren,
Die die Macht besitzen, uns einzusperren.
In der Mitte thront der Herr Präsident,
Der keine Kunst und kein Mitleid kennt.
Seitdem ihn das Zipperlein öfter zwackte,
Haßt er von ganzem Herzen das Nackte.
Der rechter Hand sitzt und so grimmig lacht,
Wenn der Präsident eine Bemerkung macht,
Die über uns bildet einen Witz,
Ist zwar keine Leuchte der hohen Justiz,
Aber beliebt bei dem Herrn Minister;
Und ist nierenleidender Korpsphilister.
Der Herr zur Linken ist auch ganz Ohr
Für den Präsidenten, und kehrt hervor
Das helle Staunen vor so viel Geist,
Wie sich aus dessen Reden erweist.
Er zeigt uns mit besonderer Verve
Seine Verachtung als Leutnant der Reserve.
Die andern Zwei sind mehr jovial.
Sie freuen sich schon auf ihr Mittagsmahl,
Das sie fröhlich einzunehmen gedenken,
Wenn es ihnen gelang, uns hereinzusenken.
Ihr Herren Maler, ihr Herren Dichter!
Was prüft ihr so lange diese Gesichter?
Sucht ihr den Geist von der Akademie,
Der hohen Schule? Den findet ihr nie!
Oder höchstens in einigen breiten Schmissen,
Womit sie das Antlitz entzwei gerissen,
Die sie sich schlugen auf Maul und Nase,
Bei einem Korps oder einer Blase,
Als sie noch bei der Kneiperei
Im Chorus sangen, »Der Bursch ist frei«
Und daß man die Wahrheit sagen müßt.
Das haben sie längst schon abgebüßt;
Seitdem sie die Leber sich sauer gesoffen,
Ist es vorbei mit dem Schwärmen und Hoffen.
Wer in Bier ertränkte die schöne Jugend,
Ist desto mehr für die strenge Tugend;
Die Ideale sind eitel Dunst.
O Herrgott, schütze die arme Kunst!


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