Auguste Supper
Lehrzeit
Auguste Supper

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Ich schreibe jetzt seltener als früher. Es fehlt mir an Zeit, weil das Madele lange nicht so flink und gut arbeitet wie das Agathle, und es fehlt mir auch an Mut und Lust. Vielleicht ist's klüger, die flüchtigen Tage recht tief und recht schnell heruntersinken zu lassen und ihrer nie mehr zu gedenken, statt sie wie an Stricken festzuhalten im geschriebenen Wort.

Aber dann denke ich auch wieder: viel gewonnen ist doch nicht! Es ist ja so vieles, was sich ins Herz einritzt und dort fester steht als auf dem Papier. Da mag dann wohl das übrige der Vollständigkeit halber auch noch aufgezeichnet werden.

So mache ich denn weiter, wie und wann ich kann. 233

Ferdinand hat sich Bücher kommen lassen, daraus lese ich ihm vor. In dem kleinen sonnigen Haus ist es so traulich, so wohnlich. Dort ist alles, was bei uns im Pfarrhaus fehlt.

Wieder und wieder habe ich Martin gebeten, dann und wann mit mir hinauszukommen. Er will nicht. Jedesmal findet er einen andern Vorwand, um es abzulehnen.

Und doch habe ich Martin nie das wiedererzählt, was der Blinde »Ketzerisches« gesprochen hat. Ich wußte ja, daß das so zwecklos wäre, daß Martin nie etwas andres heraushören würde als eben die Ketzerei.

Bei unserm Lesen könnten wir jetzt Martin auch nicht brauchen. Er würde keine halbe Stunde zuhören. Er hat, wie alle, aus deren Kreis ich herauskam, gar so schnell das Wort von dem gedruckten Gift auf der Zunge. Es ist immer das gleiche. Immer das Distanzhalten. Nie mit hellen Augen und im köstlichen Gefühl seiner zwei Fäuste mitten hinein! Für Kämpfer wollen sie gelten, die feigen und zahmen Leute, die sich scheuen, einen schmutzigen Rocksaum, einen blutigen Finger zu holen dort, wo der Kampf wogt.

Ich lache jetzt über diese Taktik des klugen Ausweichens. Vorwärts will ich, und ich will 234 keine Wunden scheuen. Zurück kann ich nicht mehr, so muß ich denn hindurch. –

Einmal bat ich den Blinden: »Ferdinand, Sie müssen fertig sein innerlich; sonst wären Sie nicht so fröhlich und so gelassen. Sagen Sie mir, wie Sie fertig wurden und wie es jetzt ist!«

Er schüttelte den Kopf und sagte lange nichts. Dann legte er die Hände übereinander und antwortete: »Wie fang' ich's nur an, um Ihnen klarzumachen, daß es verkehrt ist, so zu fragen! – Was suchen Sie eigentlich, liebe Frau? Suchen Sie fertige Ware, die Sie sich einfach aneignen und in Gebrauch nehmen können? Wenn es das ist, dann holen Sie das Alte wieder hervor! Für Leute, denen Fertiges paßt, gibt's nichts Besseres. Anders aber, wenn das Fertige Ihnen nicht auf den Leib paßt. Wenn es drückt und beengt und zerschleißen will, sobald Sie die Arme rühren. Dann bleibt nichts übrig, als aus den tausend Fäden, die uns das Leben reicht, mühsam und unermüdlich ein Kittelchen zu weben, das uns warm und trocken hält. Bequem ist das nicht. Wohlfeil auch nicht. Die, denen fertige Ware paßt, sind in jeder Hinsicht besser dran. Aber was ist zu machen? Da man den Leib nicht nach dem Kittel formen kann, muß man eben den Kittel nach dem Leib weben.

Verstehen Sie jetzt, warum es zwecklos wäre, 235 wenn ich Ihnen allenfalls meinen Kittel zeigen wollte? Und ein Musterkittel ist meiner schon gar nicht! Immer wieder reißen mir die Fäden, brechen die Maschen. Ich habe genug zu tun, daß ich immer flicke. Nur der Zettel ist gut bei mir, der Einschlag taugt nicht viel.«

»Welches ist dieser Zettel –?«

Er lächelte. Sein kluges, stilles Gesicht hob sich empor. »Ein Wort ist's, das wie ein Rätsel klingt, und das doch aller Rätsel Lösung birgt. Ein Kleinod, das die Menschen all die Jahrhunderte in den Sand hineintrampelten, um darüber hinwegzustürmen nach leeren Muscheln und bunten Kieselsteinen.«

»Sagen Sie mir's,« bat ich.

Er sprach leise. »Christus hat es gehört und gesagt und keinen Augenblick mehr vergessen, das Wort. Aber jetzt tut man, als stamme es vom schwärzesten Teufel. Wie ein Blitzlicht zeigt es uns durch die Erdennacht hindurch unsern Ursprung und unser Ziel.«

Er neigte sich weiter zu mir her. »Ist euch nicht gesagt: Ihr seid Götter?«

Es fröstelte mich. Ein großer Schrecken durchfuhr mich. Es stand vor mir, das riesengroße Wort, wie mit flammenden Lettern geschrieben. Ein Stammbaum mit lodernden Aesten auf schwarzem Grund. 236

Es war still zwischen uns, und ich deckte die Hand vor die Augen.

»Ja,« sagte danach der Blinde mit starker Stimme, »das ist ein ander Ding als das Liedlein vom Ausleben, und auch ein ander Ding als die Litanei vom Jammertal und von der Erbsünde und vom zukünftigen Hallelujasingen im himmlischen Jerusalem. Das ist ein Wort, das uns an den Haaren nimmt und aufrüttelt, daß wir wache und lebendige Leute werden. Das ist ein Adel, der noch ganz anders verpflichtet als das blaueste Fürstenblut.«

Ich wollte etwas einwerfen, etwas entgegnen; aber da ging die Türe von der Küche her auf, und der Hansjörg erschien auf der Schwelle.

»D' Hanne ischt net do, Herr Ferdinand, und des Reisich im Holzstall wär g'macht; was soll i jetzt no schaffe?«

Ferdinand wandte ihm das Gesicht zu. »Ruhet halt auch einmal aus, Hansjörg! Warum solltet Ihr nicht ein Stündchen feiern dürfen!«

Der Alte schüttelte den Kopf. »Nix do! Beim Tag schaff i – i laß mir do nix nochsage. Naliege und d' Füß nausstrecke, des ka i no nebe mei'm Annemeile drauße.«

Ehe der Blinde entgegnete, fuhr Hansjörg mit kicherndem kurzem Lachen fort: »Naliege und d' Füß nausstrecke, jo, des will i emol. Aber 237 vom Hallelujasinge und vo äll dem Dengs will i nix wisse. Des ist net für Leut, wo siebezig Johr lang z' Andersberg uf de Aecker rumg'stolpert sind. Des ischt für d' Faulenzer. I will mei Ruh han e mol, nix als mei Ruh!«

Er wandte sich um: »I gang jetzt und guck mir noch ere Aerbet. Sie wisset jo scheint's keine für mi, Herr Ferdinand. Und wenn i d' Frau Pfarrer wär, no tät i net so oft do rauslaufe, oder tät i so rauslaufe, daß mi d'r Müller, d'r Schulmeister, net sehe tät. Dem sei Maul ist net 's best.« –

Ich saß und starrte auf die Tür, durch die Hansjörg gegangen war, und war wie vor den Kopf geschlagen.

Da weckte mich des Blinden fröhliches Lachen.

»Schutzengel, der Hansjörg! Frau Pfarrer, Sie haben mehr aus dem Menschen gemacht, als mir mit allem Bemühen gelungen ist. Freuen Sie sich doch! Der Müller – na ja! der ist auch ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.«

*

Gott sei Dank, daß der Winter zur Neige geht!

Ich höre jetzt nachts, wenn ich schlaflos liege, die Stürme, welche die Fesseln der Erde sprengen, über die Höhen brausen.

Grau, besudelt und um ihre reine Schönheit gebracht, liegen die Reste der riesigen 238 Schneemassen draußen auf den Feldern. Auf allen Wegen, an allen Rainen, in jeder Furche, in jedem Rinnsal raunen und rieseln die Wasser, die der Winter mit tausend Banden gefesselt hielt und nun freigeben muß.

Schwärzer als je im Jahr stehen die Fichten und Tannen an den Hängen, und die Raben, die in geschlossenen Scharen dicht ans Dorf herankamen, sie sondern sich jetzt wieder und ziehen hinaus, weil sie der Nähe der Menschen entraten mögen, sobald der eisige Panzer von der Brust der Erde fällt.

Mir geht es wie den Raben. Ich kann es nicht erwarten, bis ich wieder still und allein vom Dorf weg über die Furchen schreiten kann, wenn der Tag sinkt. Wenn ich den starken Geruch der feuchten Erde rieche, aus der die zarten, grünen Keime der Wintersaat hervordrängen, wenn am Himmel die Wolken sich hetzen und haschen wie springende Hunde, wenn der Wald ächzt, daß ich es bis herüber höre, dann wird mir leicht und wohl, als erwache in meiner Seele eine Kraft, die der gärenden Kraft des frühen Lenzes verwandt sei.

Und nichts macht so froh, nichts ist so erlösend, als gärende Kraft in sich erwachen zu fühlen. Wenn das Gefühl doch vorhielte!

Ganz Andersberg, Höhe und Tal freut sich des nahenden Frühjahrs. 239

Die wenigsten aber wissen es oder sagen es.

Sie lüften Schuppen, Scheunen, Häuser und Ställe, flicken ihr Arbeitsgerät und murmeln: »Jetzt goht's halt bald wieder a –«

Aber dabei sehen sie heller aus den Augen, haben leichteren Tritt, ziehen stärker an der Pfeife und schreien lauter mit ihren Weibern.

Auch der Ferdinand, der doch nichts von Frühlingspracht sehen kann, freut sich.

Er kommt oft am frühen Abend herein und spielt in der Kirche die Orgel, daß die freudigen Weisen bis zu meinem Fensterplatz im Pfarrhaus herübertönen. Martin hat es ihm ausdrücklich erlaubt und hat ihm einen eignen Kirchenschlüssel gegeben.

Ich habe das Häßliche, was der Hansjörg in seiner derben Art angedeutet hat, einige Tage mit mir herumgetragen, ehe ich es Martin sagte. Er hat nichts darüber gesprochen. Er nahm nur die Brille ab und hielt sich die Stirne mit der Hand und sagte, sein Kopfweh wolle ihn fast nicht mehr loslassen.

Mir wäre es lieb, wenn Martin zu einem Arzt ginge. Aber er will nicht. Und wenn ich ihn dränge, dann sagt er, ich solle ihn nicht quälen.

Manchmal geht er zum Ferdinand in die Kirche hinüber.

Dann wird meistens das Orgelspiel bald still, 240 und ich muß mich oft gewaltsam zusammennehmen, daß ich nicht hinüberschleiche und lausche, was die zwei sich zu sagen haben. Es macht mich ganz froh, daß diese Männer sich näherkommen.

Wie eine unklare Hoffnung, daß etwas besser werden müsse, überkommt mich's oft.

Ich habe den ersten Kuckuck gehört. Da ist mir eingefallen, was damals Helmut Stengel und seine Frau im Scherz mir sagten.

Eine Frage habe ich in den lauen Wind hineingeflüstert.

Da hat der Kuckuck unzählige Male fortgerufen, als wolle er gar nicht mehr aufhören. Und als er aufhörte, schrie von der Scherbacher Seite schon ein andrer.

Ach, ich bin so schlecht im Glauben, da ist es kein Wunder, daß ich so stark im Aberglauben bin.

Wenn er nur froh macht, der Glaube oder der Aberglaube!

Etwas ganz Merkwürdiges hat sich ereignet.

Etwas von den Dingen, die im frühen Lenz passieren, in der Zeit, in der das Unwahrscheinliche eintritt und das Wunder mit leisen Sohlen durch die gärenden Nächte schreitet.

Dem alten Gemeinderat Lörcher hat die einzige, langverschollene Tochter, das Kind der leichtsinnigen Bärbel Hindermann, geschrieben, daß sie heimkommen wolle. 241

Von dieser Tochter war nie die Rede. Ich glaube, es hat in ganz Andersberg niemand mehr an sie gedacht. Sie ist schon über fünfundzwanzig Jahre fort.

Einmal, nachdem mir Ferdinand die kurze Geschichte des Hansjörg erzählt hatte, habe ich das Agathle gefragt, wo jenes Kind von ihres Vaters junger Schwester hingekommen sei. Sie hat den Kopf geschüttelt. »Des weiß d'r lieb Gott und vielleicht d'r Lörchers-Vetter; aber der sächt's net! Guets ist net zum sage!«

Danach habe ich einmal bei dem alten, einsilbigen Mann selbst angeklopft. Ich sah ihn oft, wenn er ins Haus kam, mit den Augen dem Agathle folgen. Da dachte ich, es sei im Gedenken an die eigne Tochter, und fragte ihn. Aber er stand mir nicht Rede. »Der Hansjörg, der Lump, der gottsvergesse, hot so e Mädle,« murmelte er, »und wo ist de mei – –?«

Als ich weiter in ihn dringen wollte, schüttelte er wie das Agathle den Kopf und sagte: »'s ist nix Guets zum sage.«

Da hatte denn auch ich bald diese Tochter vergessen, wie sie im ganzen Dorf vergessen war. Nur der herbe Mund des stillen Vaters erinnerte mich bisweilen flüchtig daran, daß auch in dieses Mannes Leben ein dunkler Punkt sei.

Jetzt will sie kommen, die Verschollene. 242

Am Dienstag war Lörcher mit einem Brief bei Martin.

Wir saßen am Abendessen, als Madele den Alten hereinführte.

»Zum Herr Pfarrer han i g'wöllt,« sagte er nach dem ersten »Grüß Gott«, »aber jetzt ist's grad recht, daß d' Frau au do ist.«

Wir luden ihn zum Sitzen ein, und er begann: »D'r Herr Pfarrer wurd's wohl au scho inne worde sei, daß mit mei'm Mädle, mei'm Evele, net älles ist, wie's d'r Brauch ist.«

Wie in unsicherer Frage schaute er auf Martin, der stumm nickte.

»Ja no, und jetzt han i do en Brief g'kriegt, daß se heim will, daß se marode sei und daß se JomerJammer, Heimweh häb.«

Wieder sah er mit seinen fragenden Augen auf Martin; aber der saß still und schien zu warten, was noch kommen würde.

Des Bauern Stimme wurde mit einemmal stärker und entschiedener.

»Wenn's sell wär, daß des Mädle elend dran wär und net wüßt, wo na, – no tät jo i mi net b'sinne; aber 's ist ebe so: se hot Geld g'nueg, daß se lebe könnt, wo's wär, und se brüchtbrauchte 243 eigentlich ihren Vater net, und 's ist weiters kei Not do – was jetzt – – was soll mer do sage, Herr Pfarrer? –«

»Sie ist doch krank und will doch heim,« entgegnete Martin leise, wie entschuldigend.

Der Alte legte seine arbeitsharten, gefalteten Hände vor sich auf den Tisch und atmete tief, als wolle er zu langer Rede ausholen.

»Wie meinet Se denn, Herr Pfarrer, wie wurd's denn werde mit 'm Aergernis? Wenn eine so d'rherkommt und hat Geld g'nueg und steckt in Sammet und Seide, und z' Andersberg sieht no jeder Dummkopf, daß mer's mit d'r Liederlichkeit uf d'r Welt weiter bringe ka, als wenn mer sich Schwiele an d' Händ schafft und Milch und Grummbire ißt Obed für Obed?«

Der alte Mann legte plötzlich den weißen Kopf auf die Hände und schluchzte: »O warum, – warum au! – –!«

Mir krampfte sich das Herz zusammen. Böser gibt's nichts, als weinen müssen um ein verlorenes Kind.

»Lörcher,« sagte ich erschüttert, »Lörcher, unter Samt und Seide steckt oft Sack und Asche, und daß sie heim will, das ist doch ein gutes Zeichen.«

Der Bauer richtete sich auf und sprach mit veränderter harter Stimme: »Z'letzt will so eine 244 heim, des 'st immer so. Wenn mer älter wurd und marode, wenn's mit'm saubere Gesicht 'rum ist und d' Runzle kommet emol, no fällt's ei'm ei, daß mer au en Vater hot und daß 's vielleicht au en Herrgott geit. Und no kommt mer daher und d'r Vater und d'r Herrgott, die hänt nix z' tu, als d' Aerm und d' Haustür aufz'mache!«

Der Alte sprach rasch und laut; ganz verändert sah er aus, jünger, lebensvoller, energischer.

»Mit sechzeh Johr ist sie fort, mei Evele. E Soldat vo Stroßburg ist domols uf Urlaub hie g'wä. Mit dem ist se. Aber der ist net dran schuldig g'wä. Der hot müeße bloß derzue helfe! D'r alt Lörcher hot's bald husse g'hät. – So große Lumpereie machet bloß de rechte Herre!«

Unsäglich verächtlich, gallenbitter sprach der Bauer, dann brach plötzlich durch seine Rede etwas wie Vaterstolz. »En helle Kopf hot se g'hät, 's Menschle, und e G'sicht wie Milch und Blut, und e Postur, daß 's e Freud g'wä ist.«

Die Stimme sank zusammen. »Noch eme Johr hot se mer g'schriebe vo Paris. Und emol hot se au Geld g'schickt für dem Soldate, wo se mit fort hot, sei Mueter. Des ist e arms ledigs Weibsbild g'wä! Net viel Rechts! Sie ist 's Johr druf g'storbe und ihr Bue au, eh er no frei worde ist. Des do, des ist mei'm Evele sei Adreß g'wä z' Paris.« 245

Er zog aus der inneren Brusttasche seines sonntäglichen Tuchrockes bedächtig eine abgegriffene lederne Brieftasche, schnallte sie auf und suchte mit genetztem Finger ein altersgelbes, schmutziges Blättchen hervor, das er Martin reichte. Der drückte die Brille vor die Augen und las halblaut: Madame de St. Autrermont, rue George 15, Paris.

»Autremont bedeutet Andersberg,« sagte ich leise zu Lörcher.

Er starrte mich an, dann lachte er kurz auf. »Jo, jo, jo.«

Sorgfältig und umständlich steckte er das Blättchen an seinen Platz zurück und fuhr fort:

»I han uf Paris g'schriebe. 's hot's kei Mensch erfahre! Extra in d' Stadt ben i mit dem Brief. Und i han g'frogt, wo se denn de Ma häb, wenn se doch e Madam sei? Do druf hot se nix sage könne. Nix hot se do druf g'schriebe, als: ›Vater, in Andersberg weiß mer net, wie's zugeht in d'r Welt!‹

Wohl, han i no g'schriebe, ›i weiß jetzt wenigstens, wo i dran bi, i weiß, daß kei Katz 's Mause läßt und daß Bluet Bluet ist. Und was du meh weißt, als d' Andersberger, des b'halt für di, des ist nix Guets! Und i han kei Tochter meh und du kei Vater.‹

Vo selt a hot se mer nemme g'schriebe. D'r 246 Ferdinand ist immer hinter mer g'wä, i soll se net ganz von mer to; aber 's ist jo e gueter Ma, d'r Ferdinand; aber lohlau ist er, gar a weng z' loh! –«

Fragend, urteilheischend sah der Alte auf Martin, und ich meinte schon, dieser werde zustimmen, da sagte er ernst:

»Ihr hättet ihm folgen sollen, dem Blinden, Lörcher, sein Rat war gut.«

Der alte Bauer öffnete die Augen wie in Erstaunen. »Aber Herr Pfarrer, mei Evele steckt mitte drin in d'r Liederlichkeit. Vo Reu und Bueß ist do kei Red, und d'r Herr Pfarrer hänt doch scho oft selber g'sait, vo de ung'segnete Leut soll mer sich wegmache –.«

Der Alte sprach mir wie aus dem Herzen. Auch ich hätte Martin zurufen mögen: weißt du nicht mehr, daß du mir gesagt hast: mild sein in solchen Dingen heißt schon halb lax sein? –

Ich sah, wie ein leises Rot über Martins Gesicht hinlief, als er entgegnete: »Man lernt nie aus im Leben, Lörcher, und ich habe im letzten Jahre gar vieles dazugelernt oder umgelernt. Laßt Eure Tochter kommen! Und sorgt Euch nicht um ihre Sünden und um ihre Reue! Seine Sünden und seine Reue muß jeder mit sich selber ausmachen und macht's auch aus!« 247

Ich mußte meinen Großen immerfort ansehen, als er sprach, es war mir, als träume ich da etwas.

Der Bauer stand vom Stuhl auf und schob ihn umständlich an den Tisch.

»Aber mit 'm Aergernis, wie ist's do?« fragte er leise und zäh; »'s Hansjörgs Agathle hat scho gestert, wo i ere vo dem Brief verzählt hau, weil i se grad im Backhaus troffe hau, – jo, do hot se g'sait: Für mi wär's au besser g'wä, i wär uf Paris, statt z' Andersberg im Pfarrhaus diene! –«

Ich glaubte falsch gehört zu haben, als der Bauer das sagte. Fragend schaute ich auf Martin, da sah ich, wie kein Blutstropfen in seinem Gesicht war und wie sich seine Augen geweitet hatten.

Ich schluckte die eigne schmerzliche Enttäuschung hinunter, sah ich doch, wie tief es Martin verletzte, daß dieser Ausspruch des Mädchens die einzige Frucht unsrer sechsjährigen Hausgemeinschaft sein sollte.

»Sie meinte es nicht so,« wollte ich sagen; aber Martin wehrte mit der Hand ab. »Das hat sie gesagt? – das? –« fragte er und stand auf.

Der Alte nickte. »Jo wäger, i hätt's au net von ere denkt.« 248

Eine Zeitlang sah Martin starr durchs Fenster, die Rechte auf die Lehne seines Stuhles gestützt. Dann sagte er müd, fast gleichgültig: »Laßt sie nur kommen, Eure Tochter! Es hat keinen Zweck, sie fernzuhalten. Das Aergernis schaffen wir doch nicht aus der Welt. Und den schlimmsten Feind hat doch jeder in sich selber. Freuet Euch halt, Lörcher, daß Euer Evele wieder da ist! Sicher hat sie auch Treber gegessen in der Fremde, wenn sie es gleich nicht zugesteht. Wir essen ja alle Treber, wenn wir nebenhinaus schweifen.«

Die kurze, abgerissene, mühsame Art, in der Martin sprach, schnitt mir ins Herz. Es war keine Spur von der Salbung, der sicheren Würde darin, die ich an ihm gewöhnt war und die ihn immer wie in eine Wolke von Unnahbarkeit und Unverletzlichkeit hüllte.

Er stand da wie ein wunder Mann.

Lörcher nickte mit dem weißen Kopf und sah Martin ins Gesicht, auf die ganz besondere Weise, wie diese alten, kirchlichen Bauern ihrem Pfarrer ins Gesicht sehen.

»'s wurd wohr sei« – murmelte er und wandte sich schwerfällig zum Gehen.

Ich geleitete ihn hinaus, und als ich zurückkam, war Martin aus dem Zimmer gegangen. 249

*

Wie habe ich mich aufs Frühjahr gefreut! Wie schön und schnell ist es gekommen! Die Stare sind da, die Amsel singt, die Tulpenbüsche auf dem Grab der Anna Maria Hindermann drängen mit Macht aus der feuchten Erde, und hell grüßt die Inschrift: »Geh aus, mein Herz, und suche Freud'!«

Wir könnten sie jetzt brauchen in Andersberg, die unverdrossene Frau, die nicht müde wurde, sich und den andern das Lied zu singen.

Trüb liegt's über dem Dorf, und die Freude hat sich verkrochen. Beim faulen Andresle im Gemeindehäuslein hat's angefangen. Der stille Halbmensch hat, seit der Schnee von den Furchen weg ist, seine Tage damit ausgefüllt, auf den nassen, glitschigen Brachäckern Ackersalat zu sammeln und den dann zu verkaufen. Ich glaube, der Ferdinand war sein bester Kunde. Dort hinaus sah ich den Kretin oft mit seinem Korbe wandern.

Und dann auf einmal, vor ein paar Wochen, wollte er nicht mehr. Er sagte, er müsse in den Schatten sitzen, es sei ihm so heiß. Und vom Schatten wanderte er dann in die Sonne, weil ihn friere. So trieb er es einige Tage, und das Agathle merkte, daß er Fieber habe, und tat es mir zu wissen.

Ich fand, als ich hinauskam, den Menschen blaß und verfallen und schwerkrank; aber im Bett 250 lag er nicht. Er wanderte nur immer mit seinem Schemel zwischen Schatten und Sonne hin und her.

Am Donnerstag kommt allwöchentlich der Arzt aus der Stadt auf die Höhenorte. Er ist ein alter, wortkarger, kurzangebundener Herr, der im »Hirsch« sein Fuhrwerk einstellt und dann im Schnelläufertempo durchs Dorf eilt. um nach dem Rechten zu sehen.

Ich ging also am Donnerstag morgen in den »Hirsch« und sagte dem eiligen Mann, wie es um das Andresle bestellt sei.

»So,« entgegnete er und war schon auf dem Weg, ehe ich mich recht besonnen. Dann kam das böse Wort »Typhusverdacht«.

Ich muß ehrlich sagen, daß mich ein Frösteln anlief.

Mit schwerem Herzen schritt ich heimwärts neben dem Doktor her, der sein gewohntes Tempo auch nicht wiederzufinden schien. Er bat sich eine Flasche Andersberger Wassers von mir aus und sagte kurz: »Wollen das Beste hoffen. Vorderhand wegbleiben! Kein Wasser trinken!«

Vorderhand wegbleiben! Ja, das ist leicht gesagt. So viel Menschliches steckt doch noch im Andresle, daß man ihn nicht wie ein Tier auf der Streu liegen lassen kann. Und Agathles junges Leben ist so viel wert wie das meine. Wahrscheinlich mehr. Denn wer fest auf den Füßen 251 und auf seinem Posten steht und tüchtig zupackt, der kommt lange vor dem, der nie recht weiß, wo er hingehört, und der überall herumtastet.

Ich habe Agathle das vorgehalten, was der alte Lörcher uns erzählt hat.

Sie ist sehr rot und dann sehr bleich geworden. »Frau Pfarrer,« hat sie leise gesagt, »so han i's net g'meint! Sie han i net verzürne wölle.«

»Aber deinem Herrn, Agathle, dem hat das Wort weh getan! Denke doch, du bist sechs Jahre lang unsre Hausgenossin gewesen.«

Das Mädchen sah mich an mit ganz leergewordenen, seltsamen Augen. Sie öffnete den Mund; aber dann schluckte sie und sagte nichts. Wir taten dem Andresle die nötige Handreichung.

Der Typhusverdacht hat sich bestätigt. Und der Verdacht auf das Andersberger Wasser auch. Schon liegt auch der Schultheiß.

Ich erfuhr diese schlimme Kunde mit Martin zuerst, und ich lief mit einem angsterfüllten Herzen hinaus zum Ferdinand. Dort traf ich den Hansjörg. Ich glaube, der Blinde vergrößert alljährlich seinen Landbesitz, nur damit er den Trinker recht viel bei sich beschäftigen kann.

Da sagte ich den beiden, was ich wußte.

Der Ferdinand erschrak und schüttelte den Kopf. Der Hansjörg aber, der eben daran war, 252 mit dem kleinen Handbeil Bohnenstangen zu spitzen, er schwang sein Beil mit einem fast schrillen Schrei. »So ist's reacht, so mueß komme,« zischte er hervor und schlug in den Hackblock. »I han's jo älleweil g'sait: wenn's no en Herrgott geit, no kann's net guet nausgange mit dere Wasserleiting! Mir hot mer mein Wald verhunzt und mei Sächle g'nomme und mei ganz Sage und Wehre und Bitte und Bettle hot nix battetgeholfen. – i han mer's doch denkt, daß no mei Fluche batte wurd! Ja, ja, 's Fluche, des battet älleweil – hahaha!«

Er lachte laut und bös, und seine kleinen, triefenden Augen schauten wie im Triumph auf uns.

»Um Gottes willen, Hansjörg,« rief ich entsetzt.

Aber der Blinde tastete nach meinem Arm. »Reden lassen, reden lassen,« sagte er ruhig. »Das Gift, das herauskommt, schadet nimmer, und wenn dem Alten sein böses Leben so umsonst gepredigt hat, dann würden sicherlich auch wir zwei umsonst predigen.«

»Sell mein i au,« rief boshaft der Trinker. »Aber des freut mi, des ischt in der Ordnung, daß d' Wasserleiting de Andersberger so bös ufstoßt! Ja, ja, 's kommt jetzt ei's noch em andre! 253 Em Lörcher, dem Betbruder, wo mi die ganz Zeit net a'guckt hot, dem kommt sei Evele vo Paris heim als e . . . . mensch, der Schultheiß, wo mi druckt hot, wo ner hot könne, hot 's Nervefieber vo sei Wasserleiting, wo er verzwunge hot! Ganz recht so! Do sieht mer, daß 's doch en Herrgott geit!«

»Kommen Sie,« sagte ich zu dem Blinden, »ich kann's nicht anhören.«

»Ich habe schon Schlimmeres gehört,« murmelte der Ferdinand im Davonschreiten und lächelte.

*

Wir haben jetzt zehn Typhusfälle im Dorf. Das Andresle und der Schultheiß und noch zwei sind nach dem Bezirkskrankenhaus geschafft worden; für die sechs andern ist kein Platz dort. Die Hirschwirtin und ihre junge Tochter liegt, dann der Wegknecht, der an der Scherbacher Straße wohnt, der Schulmeister Müller, der junge Neffe der Nähkätter und die Bäckengret, eine alte Witwe, die von ihrem Sohn in der Stadt verhalten wird.

Es mag sonderbar klingen, aber es ist so: die böse Zeit hat uns ein regeres Leben als jemals gebracht.

Zwei Aerzte fahren täglich am »Hirsch« vor. Dann haben wir zwei Diakonissinnen aus der Stadt bekommen. Weiter ist schon tagelang eine 254 Kommisston da, die herausbringen will, wo das Gift in das Wasser gelangen kann. Denn die Quelle selbst und der Vorrat im Reservoir ist rein. Die Herren meinen, die ganz ungewöhnliche Schneeschmelze auf den stark gedüngten Aeckern könne ihr Teil beigetragen haben.

Ich habe oft Gäste. Martin und ich wollen nicht, daß die Fremden im »Hirsch«, wo die Krankheit ist, vorsprechen sollen, und die übrigen Wirtschaften sind sehr minderwertig.

Martin ist fast nicht mehr zu Hause. Das ganze Dorf riecht nach Karbol. Die Aerzte glauben nicht, daß der Höhepunkt der Seuche schon erreicht sei.

Die beiden Schwestern gefallen mir gut. Schwester Christine hat rötliches Haar, ein feines, sommersprossiges Gesicht, auf dem milder Frieden liegt, als sei es nach Stürmen still geworden, und eine ungemein geräuschlose Art.

Schwester Pia ist von derberer Sorte. Sie ist groß und knochig wie ein Mann, hat Kräfte wie ein Mann und schaut sehr klug aus den Augen. Ihr starkes Haar ist schon von vielem Grau durchzogen, und wenn sie am Krankenbett hantiert, legt sie gerne die Haube ab, weil sie leicht an Kopfweh leidet. Ich meinte, es würde vielleicht gut sein, wenn sie sich die Last der schweren Flechten abschneiden würde. Da lachte 255 sie, daß ich ihre starken, weißen, gesunden Zähne sah. »Nein, nein,« sagte sie, »meine Zöpfe erinnern mich immer wieder daran, daß ich ein Frauenzimmer bin.«

Es ist erstaunlich, was diese beiden schlichten Frauen leisten. Man kann als Frau ganz stolz darauf werden.

In dem Wengernschen Pavillon am Dorfende haben wir ein kleines Spital eingerichtet. Ich weiß nicht, wie man sich die Erlaubnis verschafft hat. Der alte Lörcher hat es irgendwie zuwege gebracht. Aber er will es nicht Wort haben.

Die großen, kahlen Zimmer sind verkommen; aber für diesen Zweck ließen sie sich vortrefflich zurechtmachen. Man hat Luft hinter den fast deckenhohen Fenstern, Luft und Licht.

Der Wegknecht, der so weit vom Dorf wohnt, die Bäckengret, die keinen Menschen hat, und der Schulmeister Müller, für den es der Doktor verlangte, liegen draußen.

Es war ein klägliches Schauspiel, als man den Gewaltmenschen bewußtlos und elend forttrug.

Seine Gattin, ein schmächtiges Frauchen mit verängstigtem Gesicht und scheuen, erschrockenen Augen, sah verstört den Trägern nach und blieb stehen wie gebannt.

Die Nähkätter, die mit Decken und Kissen 256 beladen neben mir hinter dem Kranken herschritt, sagte hart: »Die wurd aufschnaufe!«

»Ist er denn nicht gut gegen seine Leute?« fragte ich; denn am wenigsten von allen Andersberger Häusern kenne ich das Schulhaus.

»Der –« gab gedehnt die Kätter zurück; »dem sei Leibspruch ist: ›Suchet, was droben ist, und lasset mir, was hunte ist!‹ Der hot die ganz Zeit Gottes Wort im Maul und seine Leut am Krage. I glaub, der läßt d' Schulmeistere sechs Täg in der Woch Wassersupp esse, no daß er am Sonntich g'wiß sei Göckele hot! O Mannsleut!«

Sie sah finster vor sich hin und schritt schneller aus, daß wir nicht zu spät ankämen.

Die Schwestern und die Aerzte hätten es gerne gesehen, wenn auch die Hirschwirtin und ihre Tochter und der Neffe der Nähkätter hinausgebracht worden wären.

Aber der Hirschwirt und die Kätter gaben es nicht zu. Sie wollen ihre Kranken für sich haben. Zwingen kann man sie nicht.

Ich stelle mich gut mit dem Hirschwirt. Ich weiß, daß neben den alten Schimmeln und dem Wolfshund noch allerlei Platz hat im Herzen des aufgeweckten Mannes mit den blanken Augen. Die Hirschwirtin und ihre Emma sind in bester Hut. Keine Frauenhand könnte zarter betten und 257 legen, als der Mann es tut. Ich drücke ihm oft die Hand. Wir sprechen dann nichts; aber wir wissen, wie wir's meinen.

Und die Nähkätter pflegt ihren Neffen. Der Jakob ist der Beste nicht. Er hat von jeher, so jung er ist, mehr nach den Mädchen ausgeschaut, als seiner derben Bas lieb war. Und er ist auch manchen lieben Abend als der letzte der Ledigen vom »Hirsch« heim. Ich hab's selbst nicht nur einmal gehört, wie die Kätter dem Jakob den Kopf zurechtsetzte. Auf einen wirren Haufen zerrissener Kittel, der auf dem Tisch lag, schlug sie einmal mit zornbebender Hand, und sie schrie dem verdutzten Burschen zu: »Wenn's no au bei euch Lumpe so wär wie bei de lumpige Bauerewämeser, daß mer aus zwei, drei Fetze wenigstens wieder ein ordentliche mache könnt! Aber ihr send älle mitenander 's Nausschmeiße net wert!« Jetzt liegt der junge Mensch in starkem Fieber, und die Kätter weicht nur von seinem Lager, wenn sie bei den andern Kranken nachsehen will.

Wie eine richtige Organisation stehen wir zusammen und stemmen uns gegen das andringende Uebel. Es klingt vielleicht wie Frevel; aber ich muß es doch sagen: manchmal, wenn Martin und ich miteinander beraten, wenn wir unsre Arbeit besprechen und einteilen, und wenn mein Mann, der so herzlich ungeschickt zu jeder 258 Handreichung ist, mich lobt und mir zusieht und mich um etwas fragt, dann fängt mitten in aller Sorge und in allem Jammer dieser Zeit etwas in mir zu klingen an, was lange geschwiegen hat und von dem ich glaubte, es sei für immer verstummt.

Die Bäckengret und der Wegknecht sind bis jetzt am schlimmsten dran. Die Aerzte zweifeln, daß wir diese zwei durchbringen. Das alte Weiblein würde keine große Lücke lassen auf der Welt. Sie ist ein stilles, verschüchtertes Wesen mit hohem Rücken und einer engen Brust, die sich jetzt nur noch mühsam hebt. Etliche Male habe ich sie früher besucht; aber ich hatte immer den Eindruck, als komme das Weiblein über ein Mißtrauen gegen mich nicht hinweg. So, wie ein recht verprügelter Hund nicht mehr zum guten Glauben an eine Menschenhand kommt. Ihre Stube, in der sie, wie mir Ferdinand erzählte, schon zwanzig Jahre hauste und in die sie wohl nie zurückkehren wird, ist ein sonnenloses, armes Loch, an dem das Beste der Blick in des Schultheißen Garten ist. In diesem Garten blühen jetzt die weißen Narzissen und die kleinen, längst verwilderten Aurikeln.

Ich habe mir einen großen Strauß davon geholt und habe ihn dem kranken Weiblein, das immer bei Besinnung ist, hinausgetragen.

Sie wußte sofort, woher die Blumen stammten. 259 »O,« sagte sie freudig, »blühet die scho in mei'm Garte? – in's Schulze Garte,« setzte sie leiser hinzu.

»D'r Schultes ist gestert im Spital g'storbe,« sagte trocken die Nähkätter, die eben mit einem Pack frischer Bettwäsche von zu Haus gekommen war.

Das Weiblein deckte die verkrümmte Hand langsam, wie besitzergreifend auf die Blumen. »Ja no,« sagte sie leise, »wenn mer sterbe mueß, no ist's ei's, ob ei'm der Garte g'hört hot oder ob mer zwanz'g Johr lang no dreinei hot gucke dürfe.«

Damit legte sie sich auf die Seite, ohne die Blumen loszulassen.

*

Der Wegknecht ist oft nicht bei sich. Wenn er aber bei Besinnung ist, dann wehrt er sich gegen das Sterben. Er wehrt sich auch dagegen, daß Martin zu ihm kommen soll. Ich glaube, er hält, wie so viele, den Pfarrer für eine Art Vorboten oder Quartiermacher des Todes. Ich habe das Martin ungern gesagt. Ich fürchtete, er werde trotzdem oder ebendeshalb hingehen. Aber er ging nicht. Er sagte auch nichts darüber als: »Tu nur für den Mann, was du kannst, Martha!«

Ich weiß ja wohl, daß er damit auch das Beten meint; aber das bringe ich nun einmal nicht fertig. Ja, wenn ich sehen würde, daß der Kranke in einer großen innerlichen Not stecken 260 und mit seiner verängstigten Seele den Weg suchen würde aus der Wirrnis hinaus, dann könnte ich wohl meine Hände aufheben mit ihm und rufen: »Du Gott, den wir suchen, komm doch, komm doch!« Aber so, wenn der Mann daliegt und den Tod von sich drängt mit zäher, letzter Kraft, dann mag ich ihm nicht dazwischenfahren, dann scheint es mir, als dürfe man ihn nicht ablenken, damit seine Kraft nicht zersplittere und der anstürmende Sensenmann Herr werde.

Und Schwester Pia, die den Mann verpflegt, betet auch nicht mit ihm. Aber wenn sie den schweren Körper anders legt, wenn sie die nassen Tücher wechselt, wenn sie den Trank oder die Arznei in den glühenden Mund stößt, sagt sie jedesmal leise: »Helf' Gott!« Und das ist keine Redensart, das ist ein Gebet.

Sie tut mir so wohl, diese nüchterne, kurzangebundene, männliche Frau.

Der Schulmeister scheint durchzukommen. Doch phantasiert er viel und ist ein unruhigerer Kranker, als ich das bei seiner phlegmatischen Wuchtigkeit vermutet hätte.

Es ist etwas sonderbar Herzbeklemmendes, jetzt in den schwülen Frühlingsnächten an diesen Fieberbetten zu sitzen.

Ich löse manchmal eine der Schwestern auf ein paar Stunden ab. Beim Schulmeister saß 261 ich, und die Fenster der hohen Stube standen offen, so daß das tolle Schreien der Frösche vom nahen Weiher hereindrang. Die Lampe stand hinter dem Schirm. Dann und wann fuhr ein lauer Lufthauch durchs Fenster und ließ die kleine Flamme aufflackern. Ich stellte meinen Stuhl ans Fußende des Bettes, so daß ich den fiebernden Mann und auch die schwarze, weithingebreitete Nacht da draußen sehen konnte.

Nebenan, am Lager der Bäckengret, saß das Agathle, und Schwester Pia wachte beim Wegknecht.

Auf einmal fing der Kranke zu sprechen an. Etwas Unheimliches ist es, dieses Sprechen, hinter dem kein wacher Wille steht. Die tiefe Stimme des Mannes klang mir fremd, und das wirre Zeug, das er durcheinander redete, hatte keinen Sinn, wenigstens für mich nicht.

Dann aber war es, als ob ein sprudelnder Bach sich in ein richtiges, eingedämmtes Bett ergieße und darin weiterrinne.

Er hielt Religionsstunde, der Fiebernde, und sprach in dem gespreizten, plumpen Schriftdeutsch, das ich an ihm kenne.

Eintönig, in unendlicher Trockenheit dozierte er, als sage er im Schlaf etwas Memoriertes auf. Aber sie ergriffen mich dennoch, diese Worte, die da ans Licht stiegen wie Schaumperlen im Glase.

Es ist etwas ganz andres, so sprechen zu 262 hören. Da fordert nichts unsern Widerspruch heraus, da sind wir nicht innerlich wie Gewappnete, die, wo es not tut, parieren wollen oder zum Angriff übergehen. Da sitzt man still und nimmt hin, was kommt.

Das Agathle machte jetzt die Türe zur Nebenstube ganz leise auf und trat auf die Schwelle. Das eintönige Sprechen mochte sie hergerufen haben. Sie lehnte am Türpfosten und sah mit großen Augen auf den Kranken, der ihr das heiße Gesicht zukehrte.

»Der Teufel gehet umher wie ein brüllender Löwe und sucht, welchen er verschlinge! Wachet und betet, daß ihr nicht in Versuchung fallet, der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach! Wer sich läßt dünken, er stehe, der mag wohl zusehen, daß er nicht falle!« In einer Reihe, wie er vielleicht gewohnt war, sie abzuhören, sagte der Kranke die Sprüche auf.

Das Mädchen unter der Türe hatte die Hände gefaltet. »Des ist aber grausig, Frau Pfarrer,« sagte sie leise.

Ich stand auf, um die heiße Stirn des Fiebernden zu kühlen, denn auch ich empfand ein Unbehagen und hätte den Redenden gerne verstummen gemacht.

Das ferne Quaken der Frösche, die leisen Geräusche der Frühlingsnacht draußen wären mir 263 lieber gewesen als die schweren Worte, die aus dem wirren Geist sich loslösten.

Als ich ihm das eiskalte Tuch auf die Stirne legte, schlug der Schulmeister die Augen weit auf und starrte mich an. Flüchtig wie ein Traumbild mochte ihm da wohl meine Erscheinung zum Bewußtsein gekommen sein, denn als ich kaum wieder am Fußende des Bettes saß, begann er von mir zu reden. Ich verstand nicht alles, was er sagte. Er sprach viel schneller als vorher. Wie in Erregung. Auch sein Schriftdeutsch ließ er fahren.

»Die hot de Kopf arg hoch drobe, die und d'r Ferdinand,« verstand ich, »des send zwei G'scheitle! Die hänt's wied' Speisbube! Wenn se drei Johr lang d' Speiskübel trage hänt, send's ausg'lernte Maurer. – Die verstandet älles und 's ander au no! Ja no, mer wurd jo sehe. Hätt' die e Stub voll Kender, no käm' se net uf so Dengs. No tät se d'rheim bleibe und wöllt net g'scheiter sei als ander Leut. D' Lumperei wurd scho rauskomme! Minele, du sächst mer's, wenn se wieder nauslauft. Jedesmol sächst mer's. D'r Pfarrer, der merkt nix. Der steckt sein Kopf in d' Bibel nei, und wo andre Mannsleut 's Bluet hänt, do hot 'r Schneckesaft. So send's Kerle, hahaha.« Seine Worte gingen jetzt wieder wirr durcheinander. Er sprach 264 von einer Sägmühle und von sauerm Bier und von wilden Hunden und Schlangen.

Das Agathle unter der Tür trat einen Schritt vor. »Ums taused Gotts wille,« stammelte sie, »hänt Se's denn g'hört, Frau Pfarrer?«

Ich nickte und brachte sogar ein Lächeln zustande. »Laß nur, das schadet ja nichts.«

»Ja, schwätzt mer denn, wenn mer 's Nervefieber hot, so Dengs raus?« fragte sie ganz entsetzt weiter.

»Wessen das Herz voll ist, des gehet der Mund über, das gilt im Fieber doppelt,« antwortete ich.

Sie öffnete den Mund, als wolle sie etwas sagen. Aber dann fuhr sie sich nur mit dem Aermel über die Stirne und schlich wieder hinüber zur Bäckengret, die Türe leise hinter sich zuziehend.

Nach Mitternacht löste mich Schwester Christine ab, und ich trat in die laue Nacht hinaus, um heimzugehen. Ich atmete tief auf und freute mich, daß Sterne am Himmel standen, die zwischen den schweren, ziehenden Wolken still und freundlich niedergrüßten. Man bringt ja doch, auch wenn man kein Kind mehr ist und besser Bescheid weiß, die Vorstellung nicht weg, als ob in jenen Fernen der unwandelbare Friede sei.

Am Zaun von des Hirschwirts Obstgarten, nicht weit vom Gemeindehaus, wo ich vorübermußte, sah ich eine dunkle Gestalt lehnen. Ich 265 fürchte mich nicht und weiß, daß ich da oben nirgends gefährdet bin. Und doch drängte sich mir das Blut zum Herzen.

»Martha,« rief mir eine leise Stimme entgegen.

»Du bist's, Martin?« stammelte ich, »das ist lieb von dir.«

Er trat heran. »Sag das nicht!«

Auf einmal tastete er nach meiner Hand. »Martha, bleib! Bleib da bei mir!«

Und in dieser Dunkelheit, als ich sein Gesicht nicht sehen konnte, als aus der Ferne das Lärmen der Frösche kam und irgendwo leise, rinnende Wasser murmelten, da hat mein Mann mir etwas gesagt. Und in dieser Dunkelheit, als nur die paar Sterne zwischen den schwer ziehenden Wolken standen, da habe ich den Abgrund gesehen, den großen Abgrund unsers Lebens!

*

Das Leben geht fort, auch nach einer Nacht, wie die war, da ich mit Martin durch die Dunkelheit schritt. Immer wieder fällt das Wasser von einer Schaufel auf die andre und treibt das Rad herum. Auch dann, wenn man meint, das ganze Getriebe müsse stocken.

Wir Andersberger haben Wochen hinter uns, durch die nicht ich allein wie in einem bösen Traum hindurchgegangen bin. 266

Die Bäckengret ist tot, und von den vieren im Bezirkskrankenhaus kommt auch keiner wieder. Hirschwirts Emma ist in ihres Vaters Arm gestorben. Ihr letztes Wort sei gewesen: »Vatter, sag au d'r Pfarrere en Gruß und verkauf unsre Schimmel net!«

Das hat mich stolz gemacht.

Die Hirschwirtin ist nahezu genesen, und der Wegknecht schimpft bei Martin über seinen Straßeninspektor.

Er verweist es ihm nicht. Ich glaube, er hört oder versteht es nicht.

Der Neffe der Nähkätter ist auch unterlegen.

Ich saß neben ihr, als es soweit war, und Ferdinand stand am Bett.

»Ja no,« brach es aus ihr heraus, »ei'rücke mueß er jetzt wenigstens net. 's ist mer scho lang angst drauf g'wä. 's Soldatsei und d' Stadt wär nix für ihn g'wä. O Jakob,« schluchzte sie dann hart auf und legte den Kopf auf den Tisch, »worum au, worum au?«

Dieses ratlose, verwirrte »Warum« habe ich so oft gehört, und ach! so oft gedacht in diesen Wochen.

Der Blinde kam gegen den Tisch her. »Kätter,« sagte er leise, »wenn wir es einmal so weit gebracht haben, daß wir auf jedes Warum die Antwort wissen, dann hat der liebe Gott nicht mehr viel vor uns voraus. Hinter das Wie, 267 Was, Wo läßt sich nach und nach schon kommen, nur das Warum, das zwingen wir nicht.«

Die Alte ließ die dürren Hände in den Schoß sinken. So müd sah sie auf einmal aus, so abgerackert. Ihre hohe, steife Gestalt sank ganz zusammen. »I han ihn so möge, den Buebe,« stammelte sie.

Ich scheute mich, etwas zu sagen. Trösten können nur reiche Leute, nicht solche, die alles, was sie haben, für sich selbst brauchen.

»Ja no,« stieß die Kätter hervor und raffte sich zusammen, »d'r Herrgott wurd jo wisse, was er tuet!«

Dann stand sie auf, deckte ein Tüchlein über den Spiegel und dem Toten eines übers Gesicht und machte das Ofentürchen und ein Fenster auf.

»Was soll das, Kätter?« fragte ich.

»Daß d' Seel nauska,« sagte sie trocken und fing an, in der Stube Ordnung zu schaffen.

*

Dem Schulmeister geht es viel besser. Er kennt mich jetzt, wenn ich zu ihm komme, spricht Schriftdeutsch mit mir und diskuriert mit Martin über das Spruchbuch. Er darf bald heim. Mehr und öfter aber als bei dem gestrengen Eheherrn bin ich bei dem verschüchterten Frauchen im Schulhaus. Mir kommt es vor, als blühe sie 268 auf in den Wochen ihres Alleinseins. Immer wieder entschuldigt sie sich, daß sie den Gatten nicht im Haus behalten habe; aber die Aerzte hätten eben Bedenken gehabt, weil es das Schulhaus sei. Und immer wieder fragt sie mich, wie lange ihr Mann wohl noch draußen bleiben müsse. Das Frauchen weiß gar nicht, daß sie heuchelt. Alles, was in ihr aufrecht und wahrhaftig war, der ganze notwendige Bestand an gesundem Egoismus, der so unentbehrlich ist für den inneren Menschen wie die Knochen für den äußeren, alles dies ist in der kleinen Frau zertreten und zertrampelt, und nur die unzerstörbaren Wurzeln schlummern noch unter der Decke.

Aber die Lücken in unserm Krankenbestand, die der Tod riß, sie sind leider nicht leer geblieben.

Zuerst ist der alte Lörcher eingesprungen, dann eine Taglöhnerin, die man im ganzen Dorf nur »'s Weib« heißt. Ich glaube, niemand kennt ihren richtigen Namen.

Und dann, in letzter Stunde, als die Aerzte schon glaubten, der Stillstand sei da, legte sich noch das Agathle.

Es war mir schrecklich, als ich das hörte. Ferdinand ließ es mir durch Hanne sagen, und sie liege draußen in seinem Häuschen.

Sie war in letzter Zeit viel draußen, hatte auch manchmal über Kopfweh geklagt und war 269 stiller und scheuer als sonst. Da hatte es der Ferdinand, der das Kommende ahnte, trotz Hannes Widerspruch durchgesetzt, daß die fast Heimatlose bei ihm draußen blieb.

Das ist mir ein Lichtblick in all dem Dunkel. Wer wird es wohl Martin sagen?

Ich fürchte mich so. Ach ja, ich fürchte mich so! Ich sehe überall Wunden, die ich nicht heilen kann.

Ich schlafe auch immer so schlecht. Manchmal stehe ich auf und schreibe. Das wirkt auf mich sonderbar betäubend. Es ist, als lade ich all mein eignes Elend einem fremden Wesen auf.

Lenznächte waren mir von jeher schlechte Schlafnächte. Immer fühlt man, daß etwas kommen will. Und da muß man wach sein. Wach und bereit.

Ich weiß nicht, ob Martin schläft. Spät in der Nacht fällt immer noch der Schein seines Lichtes auf die Gartenbeete.

Schwester Pia war schon draußen beim Ferdinand, als ich hinauskam, und die Nähkätter auch.

Das Agathle lächelte mich an, dann setzte sie sich rasch aufrecht. »Aber geltet Se, Frau Pfarrer, wache tän Sie nie bei mir, wenn's nötig ist – Sie nie.« Dringend, fast angstvoll stieß sie es hervor.

Dann sah sie die Schwester an und dann die Nähterin. »Kätter,« sagte sie bittend, »du, wenn d' wache tätest, sell wär mir 's liebst.«

Die Angeredete klopfte mit der Hand aufs 270 Deckbett. »Wache will i scho,« erklärte sie bereitwillig, »aber ällbott nick i halt ei.«

Das Agathle legte sich zurück und murmelte: »Grad desz'wege.«

Ich sah ganz klar, warum das Mädchen mich nicht haben wollte. Sie dachte an jene schwüle Nacht, da der Schulmeister im Fieber sein Innerstes gezeigt hatte.

Sie fürchtete sich.

Ich wartete, bis die Kätter und die Schwester aus dem Zimmer waren, dann sagte ich: »Agathle, du kannst mich ohne Sorge bei dir wachen lassen.«

Sie sah mich an in scheuer, hilfloser Frage und schüttelte den fieberheißen Kopf.

Da nahm ich ihre Hände. »Ich weiß es alles, Agathle, alles. Mein Mann hat es mir erzählt.«

Das Mädchen schloß die Augen. Weiß wie ein Tuch wurde mit einem Mal ihr Gesicht.

»Daß 's Gott erbarm!« stammelte sie so leise, daß ich's kaum verstand. Dann rannen ihr plötzlich unter den geschlossenen Lidern hervor die Tränen langsam über die Wangen.

Und ich kniete an ihrem Bett und murmelte wie sie: »Daß 's Gott erbarm!«

*

Man hat jetzt herausgefunden, wo das böse Gift in das Wasser kommt. Ein ganz armseliger Riß in einer tönernen Röhre, durch den Unrat 271 gesickert ist, hat unsre große Not verschuldet. Ich habe mir die Röhre angesehen, als sei da etwas Besonderes. Fast ganz Andersberg sah sich das Stückchen Ton an.

Martin stand auch unter den schweigenden Leuten.

Ich erwartete, daß er etwas sprechen würde. Es lag ja so nahe, es drängte sich sogar mir auf, da etwas zu sagen. Aber er blieb stumm. Fest preßte sich sein Mund zusammen. Er sah aus wie gequält.

Wie mag es in ihm aussehen? Früher hat er immer den Kommentar gewußt zu des lieben Gottes Texten; jetzt ist er unsicher geworden, scheu und verstört.

Mir frißt es am Herzen. Habe ich nicht gebetet, daß dieser sichere, satte Mann hungrig werden, in bittere Not kommen solle!

Und jetzt, wer hilft ihm? – Ich habe herumgegrübelt alle die Andersberger Jahre, und derweil war da einer neben mir, der ging langsam und unbewußt tief in die Irre hinein.

Hätten wir denn nicht Hand in Hand auf dem Weg bleiben können? Wäre es nicht möglich gewesen?

Das bißchen so oder so glauben, das bißchen da oder da zweifeln ist doch gar nichts, ist doch so unwesentlich, solange das Herz warm und voll ist, solange es heißt: Du und ich! 272

Ich schäme mich jetzt so! Immer »ich, ich, ich« habe ich in alle Nächte hinausgeschrien und derweil war Martin im Kampf mit Wirbeln, die ich nicht kannte, mit brandenden Wogen, die ich nicht sah und die ihn fast hinuntergezogen hätten.

*


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