August Strindberg
Die Inselbauern
August Strindberg

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Sechstes Kapitel

Veränderte Verhältnisse und veränderte Ansichten; die Landwirtschaft geht zurück und der Grubenbau blüht.

Carlsson war nicht der Mann, unangenehme Empfindungen länger, als er wollte, auf sich einwirken zu lassen; sein Körper nahm die Schauer hin, schüttelte sich und liess sie ablaufen. Seine Stellung als Hofbesitzer hatte er sich durch seine Tüchtigkeit und sein Wissen errungen; und dass Frau Flod ihn zum Mann nahm, war ebensoviel Gewinn für sie als für ihn, meinte er.

Als aber der Hochzeitsrausch verflogen war, begann Carlsson etwas weniger eifrig zu werden; er war ja nun sicher, sowohl durch die Heirat wie durch den Erben; denn in wenigen Monaten war das Kind zu erwarten. Der Gedanke, sich zu einem Herrn zu machen, hatte er aufgegeben; statt dessen rüstete er sich, Grossbauer zu werden. Zog ein prächtiges wollenes Wams an, tat ein festes Schurzfell um, trug Wasserstiefel; brachte viel Zeit vor seinem Sekretär zu; das war sein Lieblingsplatz geworden. Las die Zeitung, schrieb und rechnete weniger als früher; überwachte die Arbeit mit der Pfeife im Mund und zeigte weniger Interesse für die Landwirtschaft.

– Die Landwirtschaft geht zurück, sagte er. Das habe ich in der Zeitung gelesen; es ist billiger, sein Korn zu kaufen. – Früher hat er anders gesprochen, meinte Gustav, der auf alles achtgab, was Carlsson sagte und tat, sich aber auf eine stumpfe Unterwerfung beschränkte, ohne jedoch den neuen Herrn anzuerkennen.

– Die Zeiten verändern sich und wir uns mit ihnen! Ich danke Gott für jeden Tag, an dem ich klüger werde! antwortete Carlsson.

Er besuchte Sonntags die Kirche; nahm an allgemeinen Fragen teil und wurde in den Gemeinderat gewählt. Dadurch kam er in nähere Berührung mit dem Pastor und erlebte den grossen Tag, an dem er ihn duzen konnte. Das war einer der grössten Träume seines Ehrgeizes; ein ganzes Jahr lang ward er nicht müde, zu erzählen, was er gesagt und was Pastor Nordström geantwortet hatte.

– Hör mal, lieber Nordström, sagte ich, dieses Mal lässt du mich aber gewähren! Und da sagte Nordström: Carlsson, du musst nicht halsstarrig sein, wenn du auch ein kluger Kerl und ein verständiger Mann bist ...

Die Folge war, dass Carlsson eine Menge Gemeindeangelegenheiten übernahm, unter denen die Feuerschau die beliebteste war. Da reiste man auf Kosten des Kirchspiels umher und trank Kaffeehalbe bei Bekannten.

Auch die Wahl zum Reichstag, die allerdings im Innern des Landes stattfand, hatte ihre Verführungen und ihre kleinen Nachwehen, die bis in die Schären zu spüren waren.

Zur Wahlzeit und auch sonst wohl einige Male im Jahr kam der Baron mit seinen Jagdherren auf einem Dampfer heraus; dann wurden fünfzig Kronen für das Recht, einige Tage jagen zu können, bezahlt. Punsch und Kognak flossen Tag und Nacht und man schied von den Jägern mit der festen Ueberzeugung; das sind feine Leute.

Carlsson kam also in die Höhe und wurde ein Licht auf dem Hof: eine Autorität, die über Dinge Bescheid wusste, welche die andern nicht begriffen. Ein schwacher Punkt aber blieb, und er spürte ihn zuweilen: er war vom Lande, war kein Seemann.

Um diesen letzten Rangunterschied auszugleichen, fing er an, sich mehr für die Seegeschäfte zu interessieren, legte eine grosse Neigung fürs Meer an den Tag. Putzte sich eine Flinte und fuhr auf die Jagd hinaus; nahm am Fischen teil und wagte sich auf längere Segelfahrten.

– Mit der Landwirtschaft gehts abwärts, und wir müssen uns aufs Fischen legen, antwortete er seiner Frau, die mit Unruhe Vieh und Feld verkommen sah.

– Vor allem das Fischen! Das Fischen für den Fischer und das Land für den Landwirt! verkündigte er jetzt auf eine Art, die keinen Widerspruch duldete, nachdem er vom Schullehrer im Kirchenrat gelernt hatte, seine Worte »pallementarisch« zu setzen.

Zeigte sich ein Mangel im Ertrag, so musste man Holz hauen.

– Der Wald muss gelichtet werden, wenn er reif werden soll! So spricht wenigstens der rationelle Landwirt; ich selber weiss es nicht.

Und wenn Carlsson es nicht wusste, wie sollten dann die andern es wissen!

Rundqvist wurde die Landwirtschaft überlassen, Clara das Vieh.

Rundqvist liess Gras auf dem Acker wachsen, schlief vom Frühstück bis zum Mittag auf dem Rain, schlief vom Mittag bis zum Abendbrot in den Büschen; warf Stahl über die Kühe, wenn sie keine Milch gaben.

Gustav hauste noch mehr auf der See als früher und knüpfte den alten Jägerbund mit Normann wieder an.

Das Interesse, das einen Augenblick alle Arme in Bewegung gesetzt hatte, war fortgefallen; für einen Fremden arbeiten, war nicht sehr ermunternd. Darum ging das Ganze nachlässig aber ruhig seinen gewohnten Gang.

Im Herbst aber, einige Monate nach der Hochzeit, trat ein Ereignis ein, das wie ein Stosswind auf Carlssons eben mit vollen Segeln ausgelaufenes Fahrzeug wirkte. Seine Frau kam vor der Zeit nieder und gebar ein totes Kind. Die Umstände waren ausserdem so beunruhigend, dass der Arzt bestimmt erklärte, jetzt sei es Schluss: keine Kinder mehr!

Das war verhängnisvoll für Carlsson; denn nun hatte er für die Zukunft keine andere Aussicht, als einmal aufs Altenteil zu kommen. Da die Alte obendrein noch kränklich nach der Entbindung war, drohte diese Veränderung in seiner Stellung früher einzutreten, als er geträumt hatte. Es kam also darauf an, die Zeit gut auszunutzen, in die Scheunen zu sammeln, an den morgenden Tag zu denken.

Neues Leben kam in Carlsson. Die Landwirtschaft musste schleunigst gehoben werden; warum, das ging niemanden etwas an. Bauholz wurde gefällt; denn jetzt sollte eine neue Stuga gebaut werden; warum, das brauchte er niemanden auf die Nase zu binden. Die Jagdlust musste bei Normann schleunigst gedämpft werden, und noch einmal wurde Normann seinem Freund abspenstig gemacht. Rundqvist wurde wieder eingefangen und mit neuen Vorteilen aufgemuntert. Es ward gepflügt, gesäet, gefischt, gezimmert; die Gemeindesachen blieben liegen.

Gleichzeitig führte Carlsson ein häusliches Leben; sass bei seiner Alten; las ihr zuweilen vor, aus der Heiligen Schrift oder aus dem Gesangbuch; sprach zu ihrem Herzen und wandte sich an ihre edleren Gefühle, ohne recht erklären zu können, wo er hinaus wolle.

Die Alte liebte Gesellschaft und hörte gern Geplauder; sie legte also Wert auf diese kleinen Aufmerksamkeiten, ohne weiter darüber nachzudenken, was diese Vorbereitungen auf den Tod bezwecken könnten.

Eines Winterabends, als die Bucht unterm Eis lag, die offnen Meeresflächen aber noch nicht fahrbar waren, man schon vierzehn Tage eingeschlossen war, ohne einen Nachbar begrüssen zu können, ohne einen Brief oder eine Zeitung zu erhalten; als die Einsamkeit und der Schnee das Gemüt bedrückte und der kurze Tag nur wenig Arbeit erlaubte, hatten sich die Leute in der Küche versammelt; auch Gustav war dabei. Das Feuer brannte im Herd und die Burschen sassen und flickten Netze. Die Mädchen spannen und Rundqvist schnitzte an einem Spatenschaft. Der Schnee war den ganzen Tag gefallen und stieg schon über die Fensterscheiben. Wie ein Totenzimmer sah die Küche aus, da die Fenster mit Laken aus Schnee verhängt waren. Jede Viertelstunde musste ein Mann hinaus und die Tür frei schaufeln, damit man nicht eingeschneit wurde, sondern zum Melken und Futtern nach dem Stall gelangen konnte.

Jetzt war die Reihe an Gustav; Oelrock und Südwester über Wams und Ottermütze, so ging er hinaus; stemmte die Tür auf, gegen die sich der Schnee gelegt hatte, und stand draussen im Schneetreiben. Die Luft war schwarz, die Schneeflocken waren grau wie Motten, gross wie Hühnerfedern; schwebten unaufhörlich nieder, legten sich leise auf einander, erst leicht, dann schwerer; packten sich zusammen und wuchsen an. Schon ein gut Stück ging der Schnee die Wand des Hauses hinauf und nur durch die obere Ecke der Fenster schimmerten die Lichter von innen.

Eine Neugier, die ihn schnell überkam, veranlasste Gustav, den oberen Schnee herunter zu stochern, damit er ein Guckloch erhielt; als er dann auf den Schneehaufen stieg, konnte er ins Zimmer sehen.

Carlsson sass wie gewöhnlich vor dem Sekretär; er hatte ein grosses Papier vor sich liegen; das war oben mit einem grossen blauen Stempel bedruckt, der wie die Zeichnung auf den Scheinen der Reichsbank aussah. Die Feder hoch erhoben, sprach er auf die Alte, die neben ihm stand, ein; er schien ihr die Feder geben zu wollen, damit sie etwas schreibe.

Gustav legte das Ohr an die Scheibe; da es aber Doppelfenster waren, hörte er nur ein Gemurmel. Ausserordentlich gern hätte er jedoch gewusst, was da vorging, denn er ahnte, dass es ihn sehr nahe berühre; auch hatte er gelernt, dass es sich um wichtige Angelegenheiten handelte, wenn man gestempeltes Papier benutzte.

Leise öffnete er die Tür, schob die Strohschuhe ab und kroch die Treppe hinauf, bis er auf den oberen Flur kam. Dort legte er sich auf den Bauch; und nun konnte er hören, was in der Stube bei der Mutter gesprochen wurde.

– Anna Eva, verkündete Carlsson mit einem Ton, der zwischen Reiseprediger und Gemeinderat lag; das Leben ist kurz, und der Tod kann über uns kommen, ehe wir es wissen. Wir müssen also darauf gefasst sein, von hinnen zu gehen, ob es nun heute geschieht oder morgen; das ist ganz einerlei! Unterschreib also, je eher, desto besser!

Die Alte liebte es nicht, so viel vom Tod zu hören; aber Carlsson hatte nun Monate lang so oft davon gesprochen, dass sie gegen diese Rede nur noch schwach Widerstand zu leisten vermochte.

– Aber, Carlsson, ganz einerlei ist es mir nicht, ob ich heute sterbe oder in zehn Jahren; ich kann noch lange leben.

– Ich habe ja nicht gesagt, dass du sterben wirst; ich habe nur gesagt, dass wir sterben können; und ob das heute oder morgen, oder in zehn Jahren geschieht, das ist ganz einerlei; einmal muss es geschehen! Also schreib nur!

– Das verstehe ich nicht, widerstrebte die Alte, als wolle der Tod kommen und sie holen; es kann doch wohl nicht ...

– Doch, es ist ganz einerlei, wann es geschieht! Ist es vielleicht nicht so? Ich weiss es nicht! Jedenfalls schreib!

Ihr war, als lege er ihr einen Strick um den Hals, wenn Carlsson mit seinem »Ich weiss nicht« kam; die Alte wusste sich nicht mehr zu helfen und gab nach.

– Nun, wo hinaus willst du? fragte sie ihn, von dem langen Hinundherreden ermüdet und erschöpft.

– Anna Eva, du musst an deine Nachkommen denken; denn das ist die erste Pflicht des Menschen; darum musst du schreiben.

In diesem Augenblick öffnete Clara die Küchentür und fragte, wo Gustav bleibe; der aber wollte sich nicht verraten und verhielt sich still; konnte aber nicht mehr hören, was weiter in der Stube geschah.

Clara ging zurück und Gustav kletterte hinab; blieb vor der Stubentür stehen, um die letzten Worte von Carlsson zu hören; die liessen ihn vermuten, dass die Alte unterschrieben habe und das Testament aufgesetzt sei.

Als Gustav wieder in die Küche kam, sahen die Leute, dass ihm etwas geschehen war. Er sprach in versteckten Worten, er werde einen Fuchs fangen, den er schreien gehört; es sei besser, auf See zu gehen, als sich zu Hause von den Läusen fressen zu lassen; ein weisses Pulver unterm Futter könne Gäulen Mut machen; aber auch den Tod geben, wenns zu viel sei.

Carlsson dagegen war beim Abendbrot äusserst menschenfreundlich; erkundigte sich nach Gustavs Arbeitsplänen und Jagdabsichten; holte das Stundenglas und liess den weissen Sand rinnen; denn, sagte er:

– Die Minuten sind kostbar; essen wir und trinken wir; denn morgen müssen wir sterben!

Gustav lag in dieser Nacht lange wach; viele finstere Gedanken und schwarze Pläne kreuzten sich in seinem Kopf. Aber er war keine starke Seele, welche die Verhältnisse nach ihrem Sinn ändern, Gedanken in Handlung umsetzen konnte; wenn er eine Sache durchdacht hatte, liess er sie fallen, als sei sie vollendet.

Nachdem er einige Stunden geschlafen und von andern Dingen geträumt hatte, war er wieder ebenso fröhlich und liess fünf gerade sein, indem er darauf traute: Kommt Zeit, kommt Rat; die Gerechtigkeit wird schon ihren Gang gehen; und dergleichen mehr.

 

Der Frühling kam wieder, die Schwalben besserten ihre Nester aus und der Professor kehrte zurück.

Um dessen Stuga hatte Carlsson im Lauf der Jahre einen Garten angelegt; Syringen, Obstbäume, Beerenbüsche gepflanzt; für die er Stecklinge und Pfropfreiser aus der Pfarre geholt; Wege besandet und Lauben errichtet. Es begann herrschaftlich auf dem Hof auszusehen.

Niemand konnte leugnen, dass der Fremdling Wohlstand und Gemütlichkeit geschaffen, dass er Feld und Vieh in die Höhe, Haus und Hof in Stand gebracht; sogar den Preis für die Fische hatte er in der Stadt in die Höhe getrieben und ein Abkommen mit einem Dampfer getroffen, damit man sich die langen zeitraubenden Fahrten nach der Stadt sparen konnte.

Jetzt, als er nachliess, müde war, sich mit dem Bau seiner eignen Stuga beschäftigte, klagte man.

– Macht es doch selber, antwortete Carlsson, dann werdet ihr mal sehen, wie gut es tut. Jeder für sich und Gott für uns alle!

Bald hatte er seine eigene Stuga unter Dach, begann einen Garten anzulegen, Büsche zu pflanzen, Wege zu machen. Er hatte seine Stuga mit solchem Geschmack gebaut, dass sie die anderen in Schatten stellte. Sie besass zwar nur zwei Zimmer und Küche, sah aber doch stattlicher aus als die alten Häuser; woran es lag, konnte man nicht sagen. Ob daran, dass er den Dachstuhl hoch geführt und die Dachtraufe weit über die Wand hatte vorspringen lassen; oder ob es die »Krucifixe« waren, die er in die Deckbretter gesägt hatte; oder die Veranda, die er mit einigen Treppenstufen vor die Tür gesetzt. Es waren keine Kostbarkeiten, aber es sah doch etwas villenartig aus. Rot war die Stuga wie eine Kuh, aber die Ecken waren schwarz und getäfelt; die Fensterbretter waren weiss angestrichen und die Veranda, ein leichtes Dach auf vier Pfosten, war blau angemalt.

Auch hatte er Verstand genug gehabt, seinen Platz zu wählen; unmittelbar unter dem Fuss des Berges, und zwar so, dass zwei alte Eichen mitten davor zu stehen kamen, ungefähr wie der Anfang einer geplanten Allee oder eines Parks. Wenn man auf der Veranda sass, hatte man die schönste Aussicht: die Bucht mit den Schilfbänken, die lange grüne Quellwiese; durch eine Mulde im Kälberhag konnte man die Boote hinten im Sund sehen.

Gustav sah alles scheel an, wünschte die Stuga fort, hielt Carlsson für eine Wespe, die ihr Nest unter dem Dachstuhl baute; die hätte er gern verscheucht, ehe sie Eier legen und sich vielleicht mit ihrer Brut festsetzen konnte. Er hatte aber nicht die Kraft, sie fortzubringen; darum blieb sie sitzen.

Die Alte war kränklich und liess alles gehen, wie es ging. Im Vorgefühl des Wirrsals, das entstehen würde, wenn sie aus dem Leben schied, sah sie es nicht ungern, dass ihr Mann, denn das war er jedenfalls, ein Dach über dem Kopf hatte und nicht als armer Teufel herumlief. Sie verstand sich nicht auf Rechtssachen, hatte aber eine Ahnung davon, dass es bei Vermögensaufnahme, Erbteilung, Testament nicht mit rechten Dingen zugegangen; doch das war die Sache der andern, wenn sie nur damit nichts zu tun hatte. Einmal musste es aber losbrechen, wenn nicht früher, dann an dem Tag, an dem sich Gustav verheiratete; und solche Gedanken musste ihm jemand in den Kopf gesetzt haben, denn er war sich nicht mehr gleich, sondern ging nachdenklich umher.

 

Eines Nachmittags Ende Mai stand Carlsson in seiner neuen Küche und mauerte am Herd, als Clara kam und ihn rief:

– Carlsson, Carlsson, der Professor ist mit einem deutschen Herrn gekommen, der Carlsson sprechen will!

Carlsson nahm das Schurzfell ab, trocknete sich die Hände und machte sich zum Empfang bereit, neugierig, was der ungewöhnliche Besuch zu bedeuten habe.

Als er auf die Veranda kam, stiess er auf den Professor, in dessen Begleitung sich ein Herr mit langem schwarzem Bart und von bestimmtem Aussehen befand.

– Direktor Diethoff möchte Sie sprechen, Carlsson, sagte der Professor, indem er auf seinen Begleiter deutete.

Carlsson bürstete einen Sitzplatz auf der Bank der Veranda ab und lud zum sitzen ein.

Der Direktor hatte keine Zeit, sich zu setzen, sondern fragte stehend, ob der Roggenholm zu verkaufen sei.

Carlsson fragte, zu welchem Zweck, denn der Holm war vielleicht nur drei Morgen gross, war hügelig, trug etwas Fichtenwald und nur unbedeutende Schafweide.

– Zu industriellem Zweck, antwortete der Direktor und fragte, was er koste.

Carlsson war unschlüssig und bat um Bedenkzeit, bis er erfahren, was dem Holm seinen unerwarteten Wert gab.

Es war aber nicht die Absicht des Direktors, ihn das sofort wissen zu lassen, sondern er wiederholte noch einmal seine Frage, was der Holm koste. Dabei fasste er in die Brusttasche, deren starke Anschwellung deutlich durchs Tuch zu sehen war und verriet, das darin etwas steckte.

– So teuer kann der wohl nicht sein, meinte Carlsson; aber ich muss erst mit der Alten und dem Sohn sprechen.

Damit lief er nach der Stuga hinunter; blieb eine gute Weile fort und kam dann zurück. Jetzt aber sah er verlegen aus, und es schien ihm schwer zu fallen, mit seiner Forderung herauszurücken.

– Sagen Sie, was Sie geben wollen, Herr Direktor, brachte er schliesslich hervor.

Nein, das wollte der Direktor nicht.

– Nun, wenn ich dann fünf sage, so werden Sie es nicht zu teuer finden, presste Carlsson hervor, dem der Atem im Hals stecken blieb und der Schweiss auf die Stirne trat.

Direktor Diethoff öffnete den Rock, zog die Banknotentasche heraus und zählte zehn Scheine zu je einhundert Kronen auf.

– Hier ist vorläufig Handgeld; die vier andern kommen im Herbst. Stimmt es?

Carlsson war im Begriff eine Dummheit zu machen; es gelang ihm aber gerade noch, seine überschwellenden Gefühle zurückzudrängen und ziemlich ruhig zu antworten, es stimme, während er nur fünfhundert Kronen statt fünftausend gemeint hatte.

Darauf ging man zum Sohn und zur Alten hinunter, um den Kaufvertrag zu unterzeichnen und die Summe zu quittieren.

Carlsson blinzelte und grinste den beiden zu, sie sollten ihm beistehen; die aber verstanden nichts.

Schliesslich setzte sich die Alte die Brille auf und las, nachdem sie unterschrieben hatte.

– Fünftausend! schrie sie. Was lese ich? Er sagte doch hundert, Carlsson?

– Nein, da musst du dich verhört haben, Anna Eva. Habe ich vielleicht nicht tausend gesagt, Gustav?

Dabei blinzelte er so sehr, dass der Direktor es sah.

– Ja, ich glaube wohl, er hat tausend gesagt! stand ihm Gustav bei, so gut er konnte.

Als der Vertrag unterschrieben war, erklärte der Direktor, er beabsichtige für Rechnung seiner Gesellschaft auf dem Roggenholm eine Feldspatgrube anzulegen.

Niemand wusste, was Feldspat ist, und niemand hatte an diesen Schatz gedacht; ausser Carlsson; der schwindelte jetzt, er habe längst daran gedacht, nur kein Kapital gehabt.

Der Direktor erzählte, Feldspat sei eine rote Steinart, die von Porzellanfabriken gebraucht werde. In acht Tagen werde das Haus des Verwalters, das schon bei der Tischlerei bestellt sei, aufgestellt sein; in vierzehn Tagen werde die hölzerne Arbeiterkaserne auf ihrem Platz stehen; mit dreissig Mann werde man dann die Arbeit anfangen.

Damit reiste er.

Dieser Goldregen war so schnell über die Inselbauern gekommen, dass sie keine Zeit gehabt hatten, alle Folgen zu berechnen. Tausend Kronen auf dem Tisch, viertausend im Herbst, für eine wertlose Insel, das war zu viel auf einmal. Darum sassen sie den ganzen Abend einträchtig beieinander und rechneten aus, was ihnen ausserdem noch zukommen könnte. Natürlich konnte man Fische und andere Produkte an die vielen Arbeiter und an den Verwalter verkaufen; Holz auch; das war nicht zweifelhaft. Dann kam der Direktor heraus, vielleicht mit Familie, und wollte auf Sommerfrische wohnen. Dann konnte man natürlich dem Professor die Miete steigern; und Carlsson konnte vielleicht seine Stuga auch vermieten. Alles werde schön und gut werden.

Carlsson legte selber das Geld in den Sekretär und sass die halbe Nacht vor der Klappe, um zu rechnen.

 

Während der nächsten Woche fuhr Carlsson mehrere Male nach dem Badeort Dalarö und kam mit Tischlern und Malern zurück. Auf seiner Veranda hielt er kleine Empfänge ab; er hatte einen Tisch dahin gestellt; an den setzte er sich, trank Kognak, rauchte die Pfeife und überwachte die Arbeit, die jetzt grosse Fortschritte machte.

Bald waren Tapeten in allen Zimmern, sogar in der Küche; und dort wurde auch ein ordentlicher Herd eingemauert. Die Fenster wurden mit grünen Läden versehen, die weithin leuchteten; die Veranda wurde noch einmal gestrichen, und zwar weiss und rosenrot; auch erhielt sie auf der Sonnenseite eine blau- und weissgestreifte Zwillichgardine. Um Hof und Garten erstreckte sich ein Lattenzaun, der grau gestrichen war und weisse Knöpfe hatte.

Die Leute standen lange davor und gafften die Herrlichkeit an; Gustav aber stand am liebsten in gehöriger Entfernung hinter einer Ecke oder einem dichten Busch; eine Einladung auf die Veranda zu kommen, nahm er selten oder niemals an.

Es war einer von Carlssons Träumen, die er in recht klaren Nächten träumte, wie der Professor auf der Veranda zu sitzen, selbstherrlich zurückgelehnt, aus einem Fussglas Kognak nippend, sich die Aussicht anzusehen und eine Pfeife zu rauchen – noch lieber eine Zigarre; aber die war ihm noch zu stark.

Als er acht Tage später eines Morgens in aller Frühe dort sass, hörte er im Sund vorm Roggenholm einen Dampfer pfeifen.

– Jetzt kommen sie, dachte er; und als Herr am Ort wollte er fein sein und sie empfangen.

Er ging hinunter in die Stuga und zog sich an; schickte nach Rundqvist und Normann, die ihn nach dem Roggenholm begleiten sollten, um die fremden Herren zu empfangen.

In einer halben Stunde stiess das Boot ab, und Carlsson setzte sich ans Steuer. Dann und wann ermahnte er die Knechte, in Takt zu rudern, damit man als ordentliche Leute ankomme.

Als sie die letzte Landzunge umfahren hatten und der Sund sich öffnete, auf der einen Seite von der grossen Insel und auf der andern Seite vom Roggenholm begrenzt, hatten sie einen prachtvollen Anblick vor sich. Ein Dampfer, der mit Flaggen und Signalen geschmückt war, lag im Sund verankert; und zwischen Schiff und Land fuhren kleine Jollen mit Matrosen in blauweissen Jacken. Oben auf der Strandklippe, die von dem blossgelegten Feldspat rosenrot leuchtete, stand eine Gruppe Herren und ein Stück davon ein Musikchor, dessen Messinginstrumente sich prächtig von den schwarzen Fichten abhoben.

Die Ruderer fragten sich, was man dort oben vorhabe und ruderten an die Klippe heran, um so nahe wie möglich zu kommen und zu sehen und zu hören. Eins, zwei, drei, gerade als sie unter dem Sammelplatz lagen, war ein Sausen in der Luft zu hören, als seien zwölftausend Eider aufgeflogen; dann ein Dröhnen, das aus dem Innern des Berges zu kommen schien; schliesslich ein Krachen, als sei der ganze Holm gesprungen.

– Zum Teufel! war alles, was Carlsson hervorbringen konnte, denn im nächsten Augenblicke regnete es Steine ums Boot; ein Schauer von Kies folgte und schliesslich ein Hagel kleiner Steine.

Dann sprach eine Stimme oben auf dem Berg; sprach von Handwerk und Gewerbe, von aufgespeicherter Arbeit; auch etwas Ausländisches kam vor, das die Inselbauern nicht verstanden.

Rundqvist glaubte, es sei eine Predigt, und nahm die Mütze in die Hand; Carlsson aber verstand, dass es die Direktion war, die sprach.

Ja, meine Herren, schloss der Direktor, wir haben hier viel Steine vor uns, und ich schliesse meine Rede mit dem Wunsch, sie mögen alle zu Brot werden!

– Bravo!

Und dann blies die Musik einen Marsch. Die Herren kamen an den Strand hinab, alle kleine Steinstücke in der Hand tragend, die sie unter Lachen und Lärm befingerten.

– Was macht ihr da mit dem Boot? schrie ein Herr in Marineuniform die Inselbauern an, die auf ihren Rudern ausruhten.

Sie wussten nicht, was sie antworten sollten, hatten aber nicht gedacht, dass es gefährlich sein könne, sich den Staat anzusehen.

– Da ist ja Carlsson selber, erklärte Direktor Diethoff, der hinzugekommen war. Das ist unser Wirt hier am Ort, stellte er vor. Kommen Sie und frühstücken Sie mit uns!

Carlsson traute seinen Ohren nicht, überzeugte sich aber bald, dass die Einladung ernst gemeint sei. Bald sass Carlsson auf dem Achterdeck des Dampfers an einem gedeckten Tisch, dessengleichen er noch nicht gesehen. Er hatte sich zuerst geziert, aber die Herren waren ganz ungewöhnlich leutselig und erlaubten nicht einmal, dass er das Schurzfell abnahm.

Rundquist aber und Normann assen auf dem Vorderdeck mit der Mannschaft.

Das Paradies hatte Carlsson sich nicht herrlicher gedacht. Speisen, deren Namen er nicht wußte und die wie Honig im Mund schmolzen; Speisen, die den Hals einrieben ganz wie ein Schnaps; Speisen in allen Farben. Und sechs Gläser standen vor seinem Platz wie vor den Plätzen der anderen Herren; und Weine wurden getrunken, die waren, als rieche man an einer Blume oder küsse ein Mädchen; Weine, die einem in die Nase stachen, die einem in den Beinen kitzelten, die einem zum Lachen verlockten. Dazu blies die Musik so lieblich, dass es an der Nasenwurzel kribbelte, als wolle man weinen; bald fror man an den Schläfen, bald tat es einem so wohl am ganzen Körper, dass man hätte sterben mögen.

Als alles zu Ende war, sprach der Direktor für den Wirt; lobte ihn, dass er seinen Stand ehre und nicht den Haupterwerb verlasse, um einem unsichern Gewinn auf andern Gebieten nachzujagen, wo die Not Arm in Arm mit dem Luxus gehe.

Und dann stiess man mit Carlsson an. Der wusste nicht, ob er lachen oder ernst bleiben sollte; aber er sah die Herren lachen, als etwas recht Ernstes, wie er meinte, gesagt wurde; also lachte er mit.

Nach dem Frühstück wurden Kaffee und Zigarren geboten, und man stand vom Tisch auf.

Carlsson, edelmütig wie ein Glücklicher, wollte nach vorn gehen, um nachzusehen, ob Rundqvist und Normann etwas bekommen hatten. Da aber rief ihn der Direktor an und bat ihn, einen Augenblick in die Kajüte zu kommen.

In der Kajüte machte ihm Herr Diethoff den Vorschlag, er möge, um seine Stellung zu befestigen und, wenn es nötig sei, als Autorität unter den Arbeitern auftreten zu können, einige Aktien zeichnen.

– Darauf verstehe ich mich leider nicht, meinte Carlsson, der so viel von diesen Geschäften wusste, dass man nichts abschloss, wenn man getrunken hatte.

Aber der Direktor liess ihn nicht los, und nach einer halben Stunde hatte Carlsson vierzig Aktien der Feldspat-Aktiengesellschaft Eagle zu je hundert Kronen; ferner das ausdrückliche Versprechen, stellvertretendes Mitglied des Aufsichtsrates zu werden. Von der Einzahlung sagte man nur, sie sollten »pö a pö« geschehen und à conto.

Darauf trank man Kaffee und Kognak und Punsch und Biliner Wasser. Sechs war die Uhr, als Carlsson ins Boot kam.

Bei der Ausbootung liess man das Reep fallen; das verstand Carlsson aber nicht, sondern drückte allen Matrosen die Hand und bat sie zu grüssen, wenn sie an Land kämen.

Mit seinen vierzig Aktienbriefen nebst Coupons liess er sich nach Haus rudern, am Steuerruder sitzend, eine Zigarre im Mund und einen Korb Punsch zwischen den Knien.

Als Carlsson nach Haus kam, schwamm er in Seligkeit, lud alle, auch die Mägde aus der Küche, zu Punsch ein, zeigte die Aktienbriefe, die wie riesengrosse Scheine der Reichsbank aussahen; wollte den Professor einladen und begegnete die Einwendungen der anderen damit: er sei stellvertretendes Mitglied des Aufsichtsrates und ebenso gut, wie ein deutscher Musikant, der kein Gelehrter sei und darum auch kein richtiger Professor.

Pläne, so gross wie ein Holzstoss, hatte Carlsson; er wollte eine einzige grosse Strömling-Salzerei-Aktiengesellschaft für das ganze Stockholmer Inselmeer gründen, Fassbinder von England ins Land rufen, Fahrzeuge direkt von Spanien mit Salz kommen lassen.

Im selben Augenblicke sprach er vom Hauptgewerbe der Landwirtschaft, deren Vertretern und deren Zukunft, gab seinen Hoffnungen und Befürchtungen Ausdruck. Man trank seinen Punsch und hüllte sich in Tabakswolken und frohe Aussichten ein.

 

Carlsson war so hoch gestiegen, dass er einen Schwindelanfall bekam. Die Landwirtschaft wurde vernachlässigt und die Besuche auf dem Roggenholm folgten sich Tag aus Tag ein. Er machte die Bekanntschaft des Verwalters, sass auf dessen Veranda, trank Kognak und Biliner Wasser, während er zusah, wie die Arbeiter Steine klopften, um die Quarzadern herauszukriegen; ohne die hätte man den ganzen Berg auf einmal verschiffen können.

Der Verwalter war früher Vorarbeiter in einem Bergwerk gewesen; hatte Verstand genug, um sich mit dem Aktienbesitzer und stellvertretenden Mitglied des Aufsichtsrates gut zu stellen; besass genügende Einsicht, um abschätzen zu können, wie lange das Geschäft gehen würde.

Aber der neue Grubenbetrieb übte auch seinen Einfluss auf das leibliche und sittliche Wohlbefinden der Inselbauern; und die Anwesenheit von dreissig unverheirateten Arbeitern begann ihre Wirkungen zu zeigen.

Die Ruhe war gestört. Den ganzen Tag über donnerten Schüsse aus dem Berge; Dampfer pfiffen im Sund; Jachten kamen und spieen Seeleute an Land. Abends erschienen die Arbeiter auf dem Bauernhof; umkreisten Brunnen und Stall, stellten den Mädchen nach; veranstalteten Tänze; tranken und schlugen sich mit den Knechten.

Die Leute feierten die Nächte durch, und am Tage war nichts mit ihnen anzufangen; sie schliefen auf den Wiesen, nickten am Herd ein.

Zuweilen kam der Verwalter zu Besuch. Dann musste man den Kaffeekessel aufsetzen, und da man dem Herrn nicht Branntwein anbieten konnte, musste man sich Kognak halten.

Doch man verkaufte Fische und Butter; Geld strömte ein; man lebte flott, und Fleisch kam öfters auf den Tisch als früher.

Carlsson fing an fett zu werden; ging den Tag über in einem leichten Rausch umher, ohne sich jedoch zu überladen. Wie ein einziges langes Fest verging der Sommer für ihn, da er seine Zeit zwischen Gemeindesachen, Grubenbau und Naturverschönerungen verteilte.

Jetzt im Herbst war er acht Tage auf Feuerschau fort gewesen. Als er eines frühen Morgens nach Haus kam, wurde er von der Alten mit der beunruhigenden Mitteilung empfangen, es müsse etwas draussen auf dem Roggenholm geschehen sein. Es sei dort nämlich vier Tage lang still gewesen; nicht ein Schuss sei gelöst worden und keine Dampferpfeife habe man gehört. Die Leute seien mit Dreschen beschäftigt gewesen; deshalb habe niemand Zeit gehabt, die Grube zu besuchen. Der Verwalter habe sich auch nicht sehen lassen; und die Arbeiter hätten aufgehört, abends den Hof zu umkreisen. Es müsse also etwas geschehen sein.

Um sich Bescheid zu holen, liess Carlsson anspannen; so nannte er es, wenn er sich nach der Grube rudern liess. Das Boot hatte er weiss streichen und mit einem blauen Rand versehen lassen; und damit es mehr herrenmässig aussah, wenn er am Steuerruder sass, hatte er sich aus einer alten Gardinenschnur eine Talje gemacht; nun konnte er beim Steuern gerade sitzen. Auch hatten sich Rundqvist und Norman in marinemässigem Rudern üben müssen, damit es stattlich aussah, wenn er angefahren kam.

Die Fahrt legten sie rasch zurück, da Neugier und Angst sie spornten. Als sie auf die Hohe des Roggenholms kamen, erstaunten sie über die Oede, die dort herrschte.

Es war still wie im Grab und kein Mensch war zu sehen. Sie stiegen ans Land und kletterten die Steintreppe zur Grube hinauf. Das Haus des Verwalters war fort; alle Werkzeuge und Geräte verschwunden; nur die Kaserne, wie der Schuppen genannt wurde, stand auf ihrem Platz, aber ausgeräumt und geplündert; alles, was nicht niet- und nagelfest war, hatte man mitgenommen: Türen, Fenster, Bänke, Betten.

– Ich glaube beinahe, sie haben eingepackt! meinte Rundqvist.

– Es sieht so aus! erwiderte Carlsson und liess wieder anspannen; aber dieses Mal gings nach dem Badeort Dalarö; dort musste ein Brief für ihn auf der Post liegen.

Ganz richtig, dort lag ein grosser Brief vom Direktor, der verkündete, die Gesellschaft habe ihre Tätigkeit eingestellt, weil sich das Rohmaterial als untauglich erwiesen habe. Da Carlssons Forderung von viertausend Kronen sich gerade gegen die vierzig Aktien aufhebe, die er bisher noch nicht eingezahlt, so seien alle Geschäfte zwischen der Gesellschaft und Carlsson erledigt.

– Also um viertausend geprellt, dachte Carlsson. Nun man muss sich zufrieden geben.

Er besass die Natur eines Seevogels, wenn er auch vom Lande war; er schüttelte sich, und war ebenso trocken wie vorher. Noch trockener fühlte er sich, als er in einer Nachschrift las, alles was man zurückgelassen, falle den Inselbauern zu, wenn sie Lust hätten, es fortzuschaffen.

Etwas kleinlaut kam Carlsson wieder zu Haus an, einer Menge Geldes und eines ehrenvollen Titels beraubt.

Gustav wollte Salz in die Wunde streuen, aber Carlsson machte mit einer Gebärde einen grossen Strich durch alles.

– Ach, das ist nicht der Rede wert! Darüber braucht man kein Wort zu verlieren.

Aber am nächsten Tage war er mit seinen drei Mann in voller Tätigkeit, um mit der grossen Fähre Bretter und Ziegel vom Roggenholm zu holen.

Ehe man sichs versah, hatte er sich ein Sommerhäuschen von einem Zimmer nebst Küche errichtet; und zwar unten am Sund an einem Platz, an den niemand gedacht, von dem man aber eine Aussicht sowohl aufs Dorf wie aufs offene Meer hatte.

Der Sommer mit seinen luftigen Träumen war vorbei. Der Winter nahte; die Luft wurde schwerer, die Träume düsterer, und die Wirklichkeit nahm ein neues Aussehen an, heller für die einen, drohender für die andern.


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