Heinrich Spiero
Lebensmächte
Heinrich Spiero

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Die Witwe

Wenn das Paar durch die Tiergartenstraße schritt, mußte es jedem auffallen und fiel auch auf. Der Mann in tadellos elegantem Sommerrock, den schweren Kopf mit dem rötlich blonden Bart voll grauer Fäden immer etwas vornüber geneigt tragend, ging wie auf einer vorgezeichneten Linie längs der Villenzäune, das Auge beständig wie in eine nicht deutlich erkennbare Ferne gerichtet. Es war nicht das Auge eines Schwärmers, sondern das eines Rätslers, der mit Fragen und Antworten nicht fertig wird. Daneben, nur wenig kleiner, die Frau, das dunkle Haupt wie schwebend über der schlanken Gestalt, verschwenderisch mit Blicken nach links und rechts, die bald einer jungen Blume, bald einer hübschen Erscheinung, einem eleganten Wagen, einem niedlichen Kinde galten. Wie Engländer gingen sie stets, ohne sich einzuhaken, die Straße hinunter, bis zum Kemperplatz, bogen dann in den Tiergarten ab und waren gewöhnlich bald auf einem der kleinen Seitenpfade verschwunden.

Der Dichter Robert Hermenau war eine Gestalt, die man überall in Berlin kannte, nirgends aber besser als in dem Viertel, das die Besucher der ersten Aufführungen in den Theatern vornehmlich bewohnen. Seine seltsam herbe Erscheinung war überall aufgefallen, nachdem sie zum ersten Male nach dem großen Erfolge eines Trauerspiels vor der Gardine erschienen war, und sie verschwand seitdem nicht von den Seiten der Wochenschriften, aus den Fenstern der Kunsthandlungen, gewann aber für die Bewohner des Westens, denen er nun auch gesellschaftlich nahe getreten war, einen besondren Reiz, als Hermenau geheiratet und diese eigen schöne, in vielem von ihm so abstechende Frau nach Berlin geführt hatte. 52

Niemand eigentlich sah in das Verhältnis der beiden Gatten hinein. In Gesellschaft erschienen sie gütig, liebevoll zueinander, ohne jeden Wechsel in den zehn Jahren seit ihrer Trauung. Und vielleicht gerade weil niemand über die wahre Art ihrer Temperamente und der sich daraus ergebenden inneren Beziehungen klar sein konnte, galten sie für das Muster einer glücklichen Ehe, wo immer sie sich sehen ließen.

An einem holden, klaren Septembertag machte das Paar den gewohnten Spaziergang am Rande des Tiergartens. Kurz vor der Luiseninsel begegneten ihnen mehrere Herren, die grüßten. Obwohl es so gut wie ein Gesetz war, daß man Hermenaus auf dem Spaziergang nicht ansprechen durfte, trat einer der Herren aus der Gruppe heraus, bot dem Paar einen guten Tag und fragte, ob er sich anschließen dürfe.

»Bitte, lieber Klängel,« sagte Hermenau, und räumte jenem, der klein und brünett war, den Platz zwischen sich und der Gattin ein.

Klängel stellte die üblichen Fragen nach dem Befinden und hörte auf die Antwort zuerst gar nicht recht hin, bis er erstaunt merkte, daß Hermenau versicherte, es ginge ihm schlecht und er fühle sich merkwürdig unlustig.

Klängel wehrte das ab, schob es auf die schwere Luft der Herbsttage und vertröstete Hermenau auf einen Winter im Süden, er hatte ihm oft von einer Reise dorthin noch vor Weihnachten gesprochen.

Hermenau antwortete nicht. Dann aber gewannen seine wie immer geradeaus gerichteten Augen einen besondren Ausdruck. Es war, als ob er ein fernes Ziel vor Augen sähe, er schüttelte schwer den Kopf und sagte: 53

»Nein, lieber Klängel, nach Italien komme ich nicht mehr.«

Und ehe noch der Angesprochene den seltsamen, beklemmenden Eindruck der Worte ganz hätte empfinden können, geschah etwas Merkwürdiges. Dora Hermenau hatte den Platz an seiner rechten Seite jäh verlassen, war zu ihrem Mann herumgelaufen, packte dessen rechten Arm und legte, während ihr in lautlosem Weinen die Tränen über die Wangen liefen, ihr Haupt auf die Schulter des Gatten.

Rückwärtsgehend, ohne ein weiteres Wort hatte sich Klängel entfernt und war unter einigen Bäumen verschwunden. Die beiden hatten es gar nicht bemerkt.


Das Café Kurfürst war noch sehr leer, da kaum eine brennende Lampe an den heranbrechenden Abend erinnerte. Nur ein Tisch vorn in der Ecke hatte schon Gäste. Man saß hier ganz drinnen im Zimmer, konnte aber doch, zumal wenn wie heute die großen Glasfenster in die Höhe geschoben waren, die Straße und was auf ihr vorging übersehen.

Man merkte es den versammelten Gästen an, daß sie regelmäßig hier verkehrten. Kaum daß ein neuer Ankömmling den andern Guten Tag sagte. Die meisten begnügten sich mit einem formlosen Nicken, holten sich vom Zeitungsständer ein Blatt und vertieften sich in die eben eingegangenen Abendnachrichten.

Es mochte schon ein halbes Dutzend Damen und Herren um den mit Bleistiftzeichnungen und Inschriften bedeckten Marmortisch versammelt sein, als Klängel langsam die 54 Straße entlang kam, das Café betrat, und ohne auch nur die leiseste Notiz von den andern zu nehmen, in einen Stuhl sank. Er griff zu keiner Zeitung, sondern starrte wie unter einer magischen Gewalt vor sich hin, wobei die linke Hand unablässig den spitzen Kinnbart zauste.

Seinem Nachbarn, einem Bildhauer von riesigem Bau, der bis dahin schweigend und rauchend ein illustriertes Blatt beschaut hatte, fiel Klängels Benehmen schließlich auf, und er fragte, ohne die Zeitung hinzulegen oder die Zigarre aus dem Munde zu nehmen, mit einem schrägen Viertelsblick zu ihm hinüber:

»Hä?«

Klängel antwortete nicht, hatte wohl auch gar nichts gehört. Da schlug der Bildhauer plötzlich mit dem Zeitungshalter mitten auf den Tisch, daß alle Tassen und Gläser klirrten, und schrie ganz laut:

»Zum Donnerwetter nochmal, Kellner, bringen Sie mir einen andern Gast! Dieser Klängel wird ja alle Tage lederner.«

Das geschriene Wort hatte keine Wirkung. Die andern Tischgenossen waren solche kleine Scherze von Köster gewohnt, der Kellner lächelte nur, hielt sich aber wohlweislich in sicherer Entfernung, und Klängel saß regungslos wie zuvor. –

Minute auf Minute verging, da geschah etwas so Unerhörtes, daß selbst dieser abgestumpfte Kreis in Regung und Staunen geriet.

Klängel, der stahlkalte Theaterkritiker, stützte den Kopf in beide Hände und begann zu schluchzen, vor sich hin zu schluchzen, ohne Fassung, ohne ein Wort. Man sah die 55 Tränen zwischen den Fingern hervorquellen, man sah seine Schultern zucken, und schließlich bebte der ganze Mensch wie im Krampfe mit.

Der Bildhauer Köster wollte eben zum zweitenmal auf den Tisch schlagen und hatte bereits ein »Na nu hört« herausgestoßen, als eine neben ihm sitzende Dame seinen Arm abfing und ihn mit einem Blick zur Ruhe brachte. So saßen nun die fünf übrigen, außer Köster ein Zeichner und ein Schriftsteller und die beiden gleichfalls dichtenden Damen ganz still und sahen wie erstarrt auf Klängel.

Endlich hatte der sich beruhigt. Er zog ein Taschentuch hervor, wischte sich die Augen, und als ihn nun das Mädchen, das vorhin den Bildhauer zurechtgewiesen hatte, fragte:

»Aber Doktor, was ist Ihnen denn nur? –«

Da sagte er:

»Ich war eben mit dem Robert Hermenau zusammen. Dem geht's nicht gut. Er glaubt, er wird sterben. Und sie hat so furchtbare Angst um ihn.«

Köster hatte seinen Gleichmut wiedergefunden.

»Doktor, quasseln Sie nicht. Der Mensch ist ja zwei Jahre jünger, als ich«, – war alles, was er sagte.

Unter den andern aber hatte die Nachricht eine wahre Sensation hervorgerufen, sie konnten und wollten nicht begreifen, daß Hermenau, den sie alle persönlich gerne mochten und dessen künstlerische Bedeutung sie alle hochhielten, ernstlich krank sein sollte.

»Kinder, es ist, wie ich es sage,« entgegnete Doktor Klängel allen auf ihn einstürmenden Fragen. Aber er vermied es, das Zusammentreffen mit dem Ehepaar Zug für Zug zu schildern. Es lag zu viel Heiliges, 56 Unsagbares auf dem kleinen Vorgang, und als in diesem Augenblick ein bekannter Journalist das Kaffeehaus betrat und auf den Stammtisch zukam, bat Klängel die Genossen: »Tut mir die Liebe und erzählt ihm nichts davon, damit nichts in die Zeitung kommt.«


Es war auch nichts über Robert Hermenaus Ergehen und seine düstern Ahnungen in die Blätter gekommen, und so war man in Berlin und darüber hinaus in Deutschland völlig unvorbereitet, als eines Morgens die Kunde eintraf:

Robert Hermenau ist, kaum fünfundvierzig Jahre alt, gestorben.

Insbesondere in Berlin selbst zeigte sich neben vieler Neugier echte Teilnahme, und der großen Versammlung, die an einem windigen Nachmittag ganz draußen in Westend um das dem Dichter bereitete Grab stand, merkte man wohl an, daß hier echte Ergriffenheit die frühe Vollendung eines reichen Geschicks, den frühen Abbruch einer noch vieles verheißenden Laufbahn schmerzvoll mitempfand.

Etwas später als sonst kam heute die Abendrunde im Café Kurfürst zusammen, alle in dunkler Tracht, noch bedrückt von der stillen Feier, der sie beigewohnt hatten, und früh zerstreute sich die Schar in alle Winde.

Klängel hatte sich bei dem Bildhauer eingehängt, und sie gingen schweigend den breiten Kurfürstendamm hinunter.

Köster war ernster als gewöhnlich. Er dachte daran, daß er jüngst erst hervorgehoben hatte, wie er noch zwei Jahre älter sei als Robert Hermenau, und Klängel erlebte innerlich jenen Tag noch einmal, an dem der tote 57 Dichter hellseherisch das Schicksal in seiner ganzen Unabwendbarkeit erkannt und ausgesprochen hatte.


Eine erregte Zeit, der jede Nachricht hundertmal so schnell zukommt wie der Vergangenheit, vergißt auch hundertmal so schnell. Und als ein Jahr nach Robert Hermenaus Tode sein Name im Café Kurfürst wieder ins Gespräch fiel, ging es durch die zahlreiche Gesellschaft, die heute am gewohnten Tisch versammelt war, wie ein Aufhorchen nach etwas völlig Neuem. In diesem Augenblick kam Klängel. Köster schwenkte ein Zeitungsblatt und rief ihm entgegen:

»Hören Sie mal an!«

Und kaum daß Klängel sich gesetzt hatte, las er mit seiner lauten Stimme vor:

»Wie uns soeben mitgeteilt wird, beabsichtigt Frau Dora Hermenau, die Witwe Robert Hermenaus, die große Bibliothek ihres verewigten Gatten zu verkaufen. Da sich ein Verkauf im ganzen nicht ermöglichen ließ und die betreffenden Verhandlungen mit einem hiesigen Antiquariat sich zerschlagen haben, wird der ganze Bestand an Büchern an den ersten drei Tagen der nächsten Woche von 10 Uhr ab versteigert werden. Es befinden sich unter den Werken viele mit eigenhändigen Widmungen der Verfasser. Gleichzeitig gelangen auch zahlreiche Briefe an den verstorbenen Dichter, die autographischen Wert besitzen, Bilder von Künstlern und Gelehrten mit deren Unterschriften und andere Erinnerungen zur Auktion. Wir werden unsern Lesern über den Verlauf der gewiß hochinteressanten Versteigerung berichten.« 58

Es war wieder einmal sehr still an dem kleinen Tisch geworden, bis Köster mit einem vollen Lachen das Blatt zu Klängel hinüberschob und nichts weiter sagte als:

»Na, sehen Sie wohl!«

Klängel war ganz still, bis es aus ihm herausbrach:

»Ich verstehe das nicht, ich verstehe das nicht. Die Dora Hermenau ist doch als wohlhabende Frau zurückgeblieben, Kinder hat sie nicht, und selbst dann! Ich kannte sie doch beide, wie kann sie diese Andenken, dies alles einfach wegschleudern?«

Man stritt noch hin und her. Nun, da Hermenau schon ein Jahr tot war und das Interesse für ihn nicht mehr so lebendig, versuchte der oder jener mit einem Scherz, einem Witz die Sache abzutun.

Klängel aber warf immer wieder ein, daß die Sache ihm doch zu ernst sei und daß er sie nicht verstände. Ihm schwebte immer jene letzte Begegnung vor, der dann das Ende so bald gefolgt war. Er konnte sich Frau Doras damaliges Verhalten mit dieser scheinbaren Pietätlosigkeit nicht reimen. Er glaubte zu jener Stunde tiefer als andre in das seltsame Paar geschaut zu haben und litt unter dieser Erfahrung.

Schließlich meinte Köster:

»Na, Sie kennen sie doch. Gehen Sie doch zu ihr.«

Klängel sprang auf.

»Ja, das will ich tun. Montag soll die Auktion sein, heut' ist Freitag, gleich morgen gehe ich hin.«


Frau Hermenau bewohnte nicht mehr das Haus hart am Tiergarten, in dem sie mit ihrem Gatten gelebt hatte. 59 Sie war kurz nach dem Tode Roberts in eine Wohnung weiter draußen in einem Vorort gezogen. Hier empfing sie am Sonnabend den Besuch Doktor Klängels.

Der Kritiker wurde nach kurzem Warten in ein großes Vorderzimmer geführt, wo sein erster Blick ein Porträt Robert Hermenaus von Lenbachs Hand umfaßte. Ohne jede Koketterie mit Witwenschmerz war das treffliche Gemälde ins volle Licht gerückt, und nur eine Efeuranke deutete an, daß es das Bildnis eines Toten war. Darunter standen wie eine Huldigung frische Blumen, des Herbstes letzte Gaben, in einer schön geformten Schale, und an der gegenüberliegenden Wand hob sich die weiße Marmorbüste des Dichters, Kösters bestes Werk, vom dunklen Hintergrund lebensvoll ab.

Klängel empfand es angenehm, daß Frau Dora nicht sofort kam, war aber in seinen Empfindungen noch unsicher. Er gestand sich zu, daß eine pietätlose Frau nicht in dieser stillen Weise, die doch so viel sagte, des Gatten Bild in den Mittelpunkt ihres Lebens stellen würde, – denn das Zimmer war offenbar Frau Doras Wohn- und Arbeitsstube.

Dora trat ein.

»Wir haben uns lange nicht gesehen, lieber Herr Doktor,« so begann sie das Gespräch, nötigte Klängel zum Sitzen und hatte in ihrer an allem teilnehmenden Art ihn bald von dem Grunde seines Besuches so abgelenkt, daß Klängel sich erst einen inneren Ruck geben mußte, um zu der Frage zu kommen, mit der er seit gestern rang, er, der bei seinem kühlen Auftreten als Mensch und Schriftsteller doch jede ihm begegnende Natur, wenn sie ihn anzog, mit Leidenschaft innerlich verarbeitete. 60

Und dann war's heraus, durch die Plötzlichkeit, mit der er das Gespräch umbiegen mußte, wie ein Steinwurf in das stille Zimmer geschleudert. Und er, kaum daß er gesprochen, hob zaghaft den Blick, um die Wirkung auf die Frau abzumessen, um sie zu beschwichtigen, wenn sie empört, verletzt von ihm das Recht zu solcher Frage heischen sollte.

Aber nichts von dem. Frau Dora saß sehr blaß, sehr still auf ihrem Platz, und auf einmal lösten sich Tränen aus ihren Augen, und nun zum zweitenmal sah er die Frau, der er doch nie recht nahe gestanden hatte, weinen, weinen ohne Schluchzen wie in jener Schicksalsstunde, deren Eindruck ihn nie verlassen hatte.

Und nun stand sie auf und stand in ihrer ganzen Größe vor dem kleinen Kritiker, und während ihre Augen mit einem Ausdruck unaussprechlicher Liebe zu dem Bilde des Gatten hinübergrüßten, rief sie, als ob sie sich von etwas befreite:

»Ja, ich will's Ihnen sagen. Ich muß jenes alles, wovon Sie hier nichts sehen, los werden, ich muß es aus meinem Leben herausreißen, so oder so. Sehen Sie, was habe ich denn gehabt? Ihn habe ich geliebt (hier sank ihre Stimme, nicht wie in Scham, aber wie in heiliger Scheu fast zum Flüstern herab), aber seine Bücher, seine Briefe, sein Dichten und Schreiben, das hat ihn mir genommen, den größten Teil dieses Lebens hindurch. Immer ging sein Blick zur Ferne, wenn er mit mir war, in jede glückliche Stunde mischte sich der leidenschaftliche Gedanke an ein neues Werk, an seine Arbeit. Glauben Sie's mir, ich habe seit Roberts Tod nicht mehr eine einzige Zeile seiner Dichtungen lesen können, und ich werde sie nie lesen. 61 Denn jetzt will ich wenigstens das Bild seiner Menschlichkeit ganz für mich allein haben, ich will es mir nicht wieder verdrängen und trüben lassen wie einst im Leben. O, Sie wissen nicht, Sie, der Sie immer nur Literatur und noch einmal Literatur treiben, was ein Weib leidet neben einem solchen Manne. Ich habe ihn doch nicht geheiratet, weil er berühmt oder groß oder ein Dichter war, sondern weil wir uns liebten.«

Es war eine tiefe Stille in dem Zimmer. Die Sonne schien in ein Fenster, leuchtete und leuchtete auf die Blumen unter Robert Hermenaus Bild. Seine Witwe aber hatte die Hände verschlungen und hielt sie so gefaltet auf dem Postament der Büste, von der Lebensglanz niederging über Doras schwarzes Gewand.

Wortlos erhob sich Klängel, ging langsam zur Tür, machte Frau Dora eine Verbeugung, die sie mit schwerem Nicken des Hauptes erwiderte, und hatte nach wenigen Sekunden die Wohnung und das Haus verlassen.


Zwei Tage später wurde im Café Kurfürst folgende Notiz der Abendzeitung verlesen:

»Die Versteigerung der Bücher usw. aus dem Nachlaß von Robert Hermenau ist gestern zu Ende gegangen. Über die hohen Preise, die einzelne Stücke brachten, haben wir zuletzt im heutigen Morgenblatt berichtet. Wir haben heute nur nachzutragen, daß Frau Dora Hermenau den gesamten Ertrag der Versteigerung der Deutschen Schillerstiftung überwiesen hat. Wie wir gleichzeitig erfahren, hat Frau Dora Hermenau bereits früher bestimmt, daß der gesamte Ertrag der Schriften ihres Gatten 62 gleichfalls der Deutschen Schillerstiftung zufließen soll. Die Witwe Robert Hermenaus hat dieser Widmung die ausdrückliche Bestimmung hinzugefügt, daß jene Beträge ausschließlich zugunsten bedürftiger Witwen verstorbener Schriftsteller verwendet werden sollen. Die Schillerstiftung hat Frau Hermenau für die hochherzige Zuwendung ihren verbindlichen Dank ausgesprochen, dem sich anzuschließen die weitere Öffentlichkeit allen Grund hat. –«

Klängel sah still vor sich hin, dann trank er aus und bezahlte.

Köster höhnte: »Na, den hat wieder das graue Elend.«

Klängel aber dachte an die Büste, die des Spötters Hand gemeißelt hatte, und an das, was er vor ihr erlebte, und sprach still bei sich:

»Wenn du wüßtest.«



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