William Shakespeare
Die Lustigen Weiber von Windsor
William Shakespeare

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Fünfter Aufzug

Erste Szene

Gasthof zum Hosenbande: Falstaff und Frau Hurtig

Fal. Bitt dich, kein Geplauder mehr: es bleibt dabei. Das ist das drittemal. Ich hoffe, die ungrade Zahl bringt Glück. Fort, geh: man sagt, die ungrade Zahl sei eine heilige bei Geburt, bei Schicksalen und beim Sterben. Fort!

Hurt. Ich besorg euch eine Kette, und ich will tun was ich kann, euch ein Paar Hörner zu verschaffen.

Fal. Fort, sag ich, die Zeit verläuft. Frau Hurtig ab Halt den Kopf in die Höhe und mache dich niedlich!
    Fluth tritt auf
Nun, Herr Bach? Herr Bach, heut nacht muss die Sache zustande kommen, oder nie. Seid nur im Park um Mitternacht bei Hernes Eiche, und ihr sollt Wunder sehn.

Fluth. Gingt ihr nicht gestern zu ihr, Sir, wie ihr mir sagtet, es sei verabredet?

Fal. Ich ging zu ihr, Herr Bach, wie ihr mich seht, als ein armer alter Mann. Aber ich kam von ihr, Herr Bach, wie eine arme alte Frau. Dieser verdammte Schurke Fluth, ihr Mann, ist besessen vom listigsten tollen Teufel der Eifersucht der je einen verrückten Kopf regiert hat. Hört nur! er hat mich jämmerlich durchgeprügelt in der Gestalt eines Weibes: denn in der Gestalt eines Mannes, Herr Bach, fürchte ich mich nicht vor dem Goliath mit seinem Weberbaum, weil ich wohl eingedenk bin dass das menschliche Leben nur eine Weberspule ist. Ich habe Eile. Geht mit mir, ich will euch alles erzählen, Herr Bach. Seit ich Gänse gerupft, die Schule geschwänzt und Kreisel gepeitscht, wusst ich nicht was Prügel seien, bis neulich . . . Kommt mit, ich will euch seltsame Dinge von dem Schurken, dem Fluth, erzählen, an dem ich heute nacht Rache nehmen und euch seine Frau in die Hände liefern will. Kommt mit mir, wir haben seltsame Dinge vor, Herr Bach! Folgt mir! Ab.

 

Zweite Szene

Im Park von Windsor: Page, Schaal und Schmächtig

Page. Kommt, kommt, wir wollen im Schlossgraben lauern, bis wir das Licht unsrer Feen sehn. Gedenkt eurer Braut, Sohn Schmächtig, meiner Tochter.

Schm. Ei natürlich! ich habe mit ihr gesprochen, und wir haben ein Merkwort woran wir einander erkennen. Ich gehe zu der in Weiss und sage »Schnipp«, sie sagt »Schnapp« und dabei kennen wir einander.

Sch. Das ist recht gut: aber was brauchts dein Schnipp und ihr Schnapp? Das Weiss macht sie schon kenntlich genug. Es hat zehn geschlagen.

Page. Die Nacht ist finster, Lichter und Elfen werden sich gut ausnehmen. Der Himmel gebe unserm Spass Gedeihen. Niemand meint es schlimm als der Teufel, und den kennen wir an seinen Hörnern. Lasst uns gehn, kommt mit. Ab.

 

Dritte Szene

Strasse in Windsor: Frau Page, Frau Fluth und Doktor Cajus

Frau Pa. Herr Doktor, meine Tochter ist in Grün: wenn ihr eure Zeit erseht, fasst sie bei der Hand, fort mit ihr zur Dechanei, und machts in aller Schnelligkeit ab. Geht voraus in den Park, wir beide müssen zusammen gehn.

Caj. Ik weiss was ik 'aben su tun. Adieu! Ab.

Frau Pa. Lebt wohl, Herr Doktor. Mein Mann wird sich nicht so über Falstaffs Bestrafung freuen als er über des Doktors Heirat mit meiner Tochter zanken wird: aber das tut nichts. Besser ein wenig Verdruss als eine Menge Herzeleid.

Frau Fl. Wo ist denn Annchen und ihr Feentrupp? Und der wallisische Teufel Evans?

Frau Pa. Sie lauern alle in einer Grube, dicht an Hernes Eiche, mit verdeckten Lichtern, die sie, nachdem Falstaff und wir zusammengekommen sind, plötzlich in der Dunkelheit werden leuchten lassen.

Frau Fl. Das muss ihn durchaus erschrecken.

Frau Pa. Erschreckts ihn nicht, so wird er gefoppt, und erschrickt er, so wird er um so viel mehr gefoppt.

Frau Fl. Wir wollen ihn recht ausbündig verraten!

Frau Pa. An solchen Lüdrians Begehrlichkeit Unehrlich handeln, das ist Ehrlichkeit.

Frau Fl. Die Stunde naht. Zur Eiche hin! zur Eiche! Ab.

 

Vierte Szene

Im Park: Sir Hugh Evans, Feen und Elfen

Evans. Kommt jetzt anketrippelt, ihr Feen, verkesst eure Rollen nicht. Seid dreist, tas pitt ich euch. Folkt mir zur Krupe, und wann ich Stichwort kepe, so tut wie euch anketeutet. Kommt, trip! trap! Ab.

 

Fünfte Szene

Eine andere Gegend des Parkes: Falstaff mit einem Hirschgeweih auf dem Kopf

Fal. Die Windsor-glocke hat zwölf geschlagen: der Augenblick rückt heran. Nun, ihr heissblütigen Götter, steht mir bei! Erinnre dich, Jupiter, wie du für Europa ein Stier wurdest: Liebe setzte dir deine Hörner auf. O allmächtige Liebe! die auf gewisse Weise das Vieh zum Menschen macht und auf andre den Menschen zum Vieh! so wardst auch du, Jupiter, ein Schwan aus Liebe zur Leda. O allgewaltige Liebe! Wie nah streifte der Gott an die Gestalt einer Gans! Deine erste Sünde verwandelte dich in ein Vieh: fi Jupiter! und für die zweite gebärdetest du dich als Schwan: schwante dir nicht, Jupiter, wie nichtsnutzig du warst? Wenn Götter so hitziges Blut haben, was sollen die armen Menschen anfangen? Ich meinesteils bin hier ein Windsor-hirsch, und der feisteste im Forste, denk ich. Schick mir eine kühle Brunstzeit, Jupiter, sonst kann mirs niemand verdenken, wenn ich meinen Talg verliere . . . Wer kommt hier? Meine Hindin?

Frau Fluth und Frau Page treten auf

Frau Fl. Sir John? bist du da, mein Tierchen? mein allerliebster Hirsch?

Fal. Meine schlanke Ricke? Nun mag der Himmel Kartoffeln regnen, er mag donnern nach der Melodie Vom grünen Ärmel, er mag Gewürznelken hageln und Muskatkuchen schneien, es erhebe sich ein Sturm von Versuchungen: hier ist mein Obdach!

Frau Fl. Frau Page ist hier bei mir, mein Herzchen!

Fal. Teilt mich wie einen Präsenthirsch, jede eine Keule: meine Seiten will ich für mich behalten, meine Schultern für den Wärter dieses Parks, und meine Hörner vermach ich euren Männern. Bin ich ein Weidmann, he? Sprech ich wie Herne der Jäger? Diesmal ist Kupido ein Kind das Gewissen hat: er bringt Schadloshaltung. So wahr ich ein ehrlicher Geist bin, willkommen! Lärm hinter der Szene

Frau Pa. Himmel! welch ein Lärm?

Frau Fl. Gott verzeih uns unsre Sünden!

Fal. Was kann das sein?

Frau Fl. und Frau Pa. Fort! Fort! Die Frauen laufen davon

Fal. Ich denke, der Teufel will mich nicht verdammt sehn, damit das Öl was ich in mir habe nicht die Hölle in Brand stecke: sonst käm er mir nicht so in die Quer.

Eine Menge Elfen und Geister erscheinen, unter diesen Sir Hugh und Anne Page – Sie tragen Fackeln und Lichter

Feenkönigin. Feien, schwarz, grün, weiss und grau,
Ihr Schwärmer in des Mondscheins feuchtem Tau,
Verwaiste Pflegekinder ewiger Mächte,
Tut eure Pflicht, schirmt eure heiligen Rechte!
Herold Hobgoblin! heiss die Feien schweigen.

Hobgoblin. Ihr Elfen, horcht! Sei still, du Geisterreigen.
Heimchen! Du schlüpf in Windsors Essen ein:
Wo noch die Asche glimmt, der Herd nicht rein,
Da kneip die Magd wie Heidelbeeren blau,
Denn jeden Schmutz hasst unsre lichte Frau.

Fal. Feen sind es . . . spräch ich, wärs um mich geschehn . . .
Drum deck ich mich: ihr Werk darf niemand sehn.

Er legt sich aufs Gesicht nieder

Evans. Geh, Puck, und findst du schlafend eine Magd
Die dreimal fleissig ihr Gebet gesagt,
Der stimme süss den Sinn der Phantasei.
Sie schlummre wie die Kindheit sorgenfrei.
Doch die entschlief, der Sünden nicht gedenk,
Die kneip an Arm, Bein, Fuss und Handgelenk.

Feenkönigin. Fort, Elfen-tross,
Durchsucht von inn und aussen Windsors Schloss.
Streut Glück in alle heiligen Räum, ihr Feen,
Dass sie bis an den jüngsten Tag bestehn,
In würdiger Zier, gesund und unversehrt,
Der Herrscher ihrer, sie des Herrschers wert.
Die Ordenssessel reibt mit Balsamkraft
Und jeder edlen Blume würzigem Saft:
Der neuen Ritter Tracht, Helmzier und Kleid
Und ehrenwertes Wappen sei geweiht.
Ihr Wiesenelfen, singt in nächtiger Stunde,
Und gleich dem Knieband schliesst im Kreis die Runde.
Lasst, wo der Ring sich zeichnet, üppiges Grün
Und frischern Wuchs als sonst im Feld erblühn,
Und hony soit qui mal y pense malt
Mit Blütenschmelz, blau, weiss und rot durchstrahlt –
Wie Perl und Saphir hell in Stickerein
Dem Knie der tapfern Ritter Zierde leihn . . .
Denn nur mit Blumenlettern schreiben Fei'n.
Nun fort! hinweg! Doch bis es eins geschlagen,
Lasst den gewohnten Tanz uns nicht versagen,
Und Herne des Jägers Eiche rasch umkreisen.

Evans. Schliesst Hand in Hand, nach unsern alten Weisen:
Zwanzig Glühwürmer solln Laternen sein,
Zu leuchten unterm Baum dem Ringelreihn.
Doch halt! ich wittr ein Kind der Mittelwelt!

Fal. O Himmel! schütz mich vor dem wälschen Kobold,
Dass er mich nicht verhext in ein Stück Käse.

Evans. Wurm, den Geburt schon niedrig hingestellt!

Feenkönigin. Mit Prüfungsfeur rührt seine Fingerspitze,
Denn ist er keusch, dann weicht der Gluten Hitze
Und lässt ihn unversengt: doch fühlt er Schmerz,
So dient der Sünde sein verderbtes Herz.

Evans. Die Probe: wird das Holz wohl Feuer fangen?

Sie brennen ihn mit den Kerzen

Fal. Oh, oh!

Feenkönigin. Verderbt, verderbt durch sündliches Verlangen!
Umringt ihn, Feen! mit spöttischen Versen plackt ihn,
Und wie ihr ihm vorbeischwebt, kneipt im Takt ihn!
            Lied
    Pfui der sündigen Phantasei!
    Pfui der Lust und Buhlerei!
    Lust ist Feuer im wilden Blut,
    Angefacht durch üppigen Mut.
    Tief im Herzen wohnt die Glut,
    Und geschürt wird ihre Wut
    Von sündiger Gedankenbrut.
    Kneipt ihn, Elfen, nach der Reih,
    Kneipt ihn für die Büberei.
Kneipt ihn und brennt ihn, und lasst ihn sich drehn,
Bis Kerzen und Sternlicht und Mondschein vergehn.

Während des Gesangens kneipen sie ihn – Doktor Cajus kommt von der einen Seite und schleicht mit einer Fee in Grün davon – Schmächtig von der andern und holt sich eine Fee in Weiss . . . Dann kommt Fenton und geht mit Jungfer Anne Page ab – Jagdgeschrei hinter der Bühne – Alle Feen laufen davon – Falstaff nimmt sein Hirschgeweih ab und steht auf

Page und Fluth mit ihren Frauen treten auf

Page indem er ihn festhält: Nein, lauft nicht fort. Wir haben euch ertappt.
Ist Herne der Jäger eure letzte Kunst?

Frau Pa. Ich bitt euch, kommt, treibt doch den Scherz nicht weiter.
Nun, Ritter, wie gefalln euch Windsors Fraun? . . .
Sieh, lieber Mann, passt nicht der hübsche Kopfschmuck
Viel besser für den Forst als für die Stadt?

Fluth. Nun, Sir, wer ist jetzt Hahnrei? Herr Bach, Falstaff ist ein Schurke, ein hahnreiischer Schurke, hier sind seine Hörner, Herr Bach, und, Herr Bach, er hat von Fluths Eigentum nichts genossen als seinen Waschkorb, seinen Prügel und zwanzig Pfund in Geld, und die müssen an Herrn Bach bezahlt werden . . . seine Pferde sind dafür in Beschlag genommen, Herr Bach.

Frau Fl. Sir John, es ist uns recht unglücklich gegangen, wir konnten nie zusammenkommen. Zu meinem Kavalier will ich euch nicht wieder nehmen, aber mein Tier sollt ihr immer bleiben.

Fal. Ich fange an zu merken dass man einen Esel aus mir gemacht hat.

Fluth. Ja, und einen Ochsen dazu, von beidem ist der Beweis augenscheinlich.

Fal. Und das sind also keine Feen? Drei- oder viermal kam mir in den Sinn, es wären keine Feen, und doch stempelte das Bewusstsein meiner Schuld, die plötzliche Betäubung meines Urteils den handgreiflichen Betrug zum ausgemachten Glauben, allem gesunden Menschenverstande zum schnöden Trotz, dass es Feen seien. Da seht welch ein Hanswurst aus dem Verstande werden kann, wenn er auf verbotnen Wegen schleicht.

Evans. Sir John Falstaff, tient Kott und entsakt böser Luscht, so werten Feien euch nicht kneipen.

Fluth. Wohl gesprochen, Elfe Hugh.

Evans. Und ihr lascht ap von Eifersuchten, ich pitte euch!

Fluth. Ich will nie wieder an meiner Frau irre werden, bis du imstande bist in gutem Englisch um sie zu werben.

Fal. Habe ich denn mein Gehirn in der Sonne gehabt und es getrocknet, dass es nicht vermochte einer so groben Übertölpelung zu begegnen? Muss mich nun auch eine wallisische Ziege anmeckern? Muss ich eine Kappe von wälschem Fries tragen? Nun fehlte mir noch dass ich an einem Stück gerösteten Käse erstickte!

Evans. Kässe ischt nicht zum Puttern zu prauchen, euer Pauch sein pure Putter.

Fal. Pauch und Putter! Muss ichs erleben mich hänseln zu lassen von einem der das Englische radebrecht? Das ist genug um allen Übermut und Nachtschwärmerei im ganzen Königreich in Verfall zu bringen.

Frau Pa. Ei, Sir John, glaubtet ihr denn, und hätten wir auch alle Tugend über Hals über Kopf aus unsern Herzen herausgejagt und uns ohne Skrupel der Hölle verschrieben, dass der Teufel selbst euch für uns hätte reizend machen können?

Fluth. Solchen Wurstberg? solchen Wollsack?

Frau Pa. Solch einen Wulst von Mann?

Page. Alt, kalt und von aussen und innen unleidlich?

Fluth. Und so verleumderisch wie der Satan?

Page. Und so arm wie Hiob?

Fluth. Und so gottlos wie Hiobs Weib?

Evans. Und hinkekepen ter Fleischesluscht, und tene Kelake, tem Sekt, tem Wein, tem Met, tem Saufe und tem Raufe, tem Kikel und tem Kakel?

Fal. Nun ja, ich bin euer Text, und ihr seid im Vorsprung, ich bin in der Hinterhand. Ich bin nicht imstande dem Walliser Flanell da zu antworten. Die Dummheit selbst will mir die Richtschnur anlegen. Macht mit mir was ihr wollt.

Fluth. Ich dächte, Sir, wir führten euch nach Windsor zu einem gewissen Herrn Bach den ihr um sein Geld geprellt habt und dem ihr einen Kupplerdienst verspracht. Nach allem was ihr bisher ausgestanden habt wird die Rückzahlung des Geldes euch noch der bitterste Schmerz sein.

Page. Demungeachtet, Ritter, sei guter Dinge. Du sollst heut abend in meinem Hause einen Nachttrunk bekommen, und da magst du meine Frau auslachen die jetzt über dich lacht. Sag ihr, Herr Schmächtig habe ihre Tochter geheiratet.

Frau Pa. beiseit: Die Doktoren bezweifelns noch . . . wenn Anne Page meine Tochter ist, so ist sie jetzt schon Doktor Cajus' Frau.

Schmächtig tritt auf

Schm. He! Holla! Holla! Vater Page!

Page. Sohn, was gibts? Was gibts, Sohn? Hast dus schon abgetan?

Schm. Abgetan? Alle hübschen Leute in Glostershire sollens zu hören kriegen, wahrhaftig, oder ich will mich hängen lassen, seht ihr.

Page. Was ist denn, Sohn?

Schm. Ich komme da hinunter nach Eton, um Jungfer Anne Page zu heiraten, und so wars ein grosser Lümmel von Jungen. Wenns nicht in der Kirche gewesen wäre, da hätt ich ihn durchgewichst, oder er hätte mich durchgewichst. Wo ich nicht gewiss und wahrhaftig glaubte, es sei Anne Page gewesen, so will ich kein Glied mehr regen, und da wars ein Junge vom Postmeister.

Page. Nun, wahrhaftig, so habt ihr euch vergriffen.

Schm. Was braucht ihr mir das noch lange zu sagen? Freilich vergriff ich mich, als ich einen Jungen für ein Mädchen nahm. Wenn ich ihn geheiratet hätte, mit allem seinen Weiberputz hätte ich ihn doch nicht haben mögen.

Page. Ei, daran ist eure eigne Torheit schuld. Sagt ichs euch denn nicht wie ihr meine Tochter an ihren Kleidern kennen solltet?

Schm. Ich ging zu der in Weiss und sagte Schnipp, und sie sagte Schnapp, wie Annchen und ich ausgemacht hatten . . . und da wars doch nicht Annchen, sondern ein Postmeistersjunge.

Page. O ich bin recht verdriesslich, was ist nun da zu machen?

Frau Pa. Liebster Georg, sei nicht böse. Ich wusste von deinen Plänen, tat meine Tochter in Grün an, und jetzt ist sie mit dem Doktor in der Dechanei und schon getraut.

Doktor Cajus tritt auf

Caj. Wo sein Madame Page? Pardieu, ik sein geführt an: ik 'aben geheirat un garçon, heine Jong! un paysan, pardieu, heine Jong: es sein nik Anne Page, pardieu, ik sein geführt an!

Frau Pa. Was? nahmt ihr nicht die in Grün?

Caj. Oui, pardieu, und es sein heine Jong. Pardieu, ik will revoltier ganz Windsor. Ab.

Fluth. Das ist seltsam! Wer hat nun die rechte Anne Page bekommen?

Page. Mir wird ganz schwül zumut . . . Hier kommt Herr Fenton.
    Fenton und Anne Page treten auf
Nun, mein Herr Fenton?

Anne. Verzeihung, lieber Vater! liebe Mutter!

Page. Nun, Jungfer, warum folgtest du nicht Herrn Schmächtig?

Frau Pa. Sag, Mädchen, warum nahmst du nicht den Doktor?

Fen. Ihr macht sie schüchtern. Hört den ganzen Hergang.
Ihr wolltet sie aufs schimpflichste vermählen,
Wo kein Verhältnis in der Neigung war.
So wisst denn, sie und ich, schon längst verlobt,
Sind jetzt so eins, dass nichts uns lösen kann.
Die Sünd ist heilig die sie heut begangen,
Und ihre List verliert des Truges Namen,
Verletzter Pflicht und kindlicher Empörung,
Weil sie dadurch entflohn und vorgebeugt
Viel tausend bösen und verwünschten Stunden
Die ein erzwungnes Band ihr auferlegt.

Fluth. Seid nicht bestürzt, hier hilft kein Mittel mehr.
Dem Himmel muss man Liebesnot vertrauen,
Gold schafft uns Land, das Schicksal unsre Frauen.

Fal. Mich freut dass euer Pfeil vorbeistreifte, obgleich ihrs recht darauf angelegt hattet mich zu treffen.

Page. Was ist zu tun? Fenton, nimm meinen Segen . . .
Was schon geschehn, da hilft nicht nein zu sagen.

Fal. Manch Wild springt auf, will man im Finstern jagen.

Frau Pa. Nun wohl, ich will nicht schmollen. Lieber Fenton,
Der Himmel schenk euch viel, viel frohe Tage!
Komm, bester Mann, lass uns nach Hause gehn
Und am Kamin den Spass nochmals belachen . . .
Sir John und alle.

Fluth.                           Wohl gesagt. Sir John,
Eur Wort an Bach macht ihr nun dennoch gut . . .
Er geht zu Bett noch heute mit Frau Fluth. Ab.

 


 


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