Willy Seidel
Die vier Augen
Willy Seidel

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II

Der Krieg und wir waren noch jung. Als Sprachenwunder war Toodie mir natürlich überlegen während der ›paar Monate, die das Durcheinander noch dauern konnte‹. Nun, der Krieg tat uns nicht den Gefallen, uns jung zu lassen... Das Ungetüm begann sich in der ganzen Welt heimisch zu fühlen. Man spürte die fortschreitende Vergiftung wie eine wachsende Krankheit...

Nach der schwierigen Geburt des Knaben Angus fing ein endloses Dasein an zwischen Koffern; ein Zigeunerleben in ewig wechselnden Pensionen. Inmitten der Begeisterung Amerikas über seine Kreuzritterfahrt zur ›Rettung der Zivilisation‹ kam Leila zur Welt. Im Gegensatz zu Angus stellte sie sich fast zu schnell ein, schrie kaum und blickte mit einer mißbilligenden Stirnfalte in die toll gewordene Umgebung.

Eine Anstellung zu finden, war einem Deutschen unmöglich. Ich konnte von Glück sagen, daß ich meiner Familie halber vom Stacheldraht verschont blieb. Als der Triumph des Sieges losbrach, waren die Kinder zwei und drei Jahre alt ... Angus war ein kleiner Aristokrat mit schmalem Schädel und eingekerbtem Nacken, und Leila, rotblond, stämmig und eigensinnig, hatte bereits die Oberhand über ihn. Die beiden spielten mir ein tägliches kleines Theater vor ... Von unserer Stimmung merkten sie natürlich nichts.

Toodie war erlahmt. Mit dem beschwingten Marschieren war es vorbei.


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