Johanna Schopenhauer
Gabriele
Johanna Schopenhauer

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Von nun an war Hippolit aufs neue Gabrielens täglicher Gast. Sein Betragen blieb sich immer gleich. Immer erschien er gelassen, sanft, freundlich gegen Moritzen; voll inniger Teilnahme und ungeheuchelter Ehrfurcht gegen Gabrielen. Zuweilen fand er sie allein, öfter am Krankensessel ihres Gemahls, der von einem unheilbaren Asthma ergriffen, in manchen Augenblicken Todespein litt, von der er sich aber stets nach einigen qualvollen Minuten schnell wieder erholte. Zufolge des Ausspruchs der Ärzte konnte er noch viele Jahre lang mit diesem Übel kämpfen, ehe es ihn überwältigte.

Einst, nicht lange nach seiner Ankunft, überraschte Hippolit Gabrielen, eben da sie zitternd vor Frost, in der unfreundlichsten Jahreszeit, bei weit geöffneten Türen und Fenstern den atemlosen Kranken unterstützte, der für seine gequälte Brust nur in der fürchterlichsten Zugluft einige Erleichterung fand und sie dabei in seinem bewußtlosen Zustand fest umklammert hielt. Der Anfall ging vorüber und Hippolit gewann Zeit und Kraft, Gabrielen zu betrachten, welche, mitleidige Tränen im schönen Auge, erschöpft hinsank.

Sein Herz stand still vor Entsetzen, da ihm in diesem Momente die Gefahr plötzlich entgegenstarrte, der sich dieses zarte Wesen täglich aussetzte. Und für wen?

Die auf ihren vorher so bleichen Wangen schnell erblühende tiefe Röte, das ungewohnte Strahlen ihrer Augen bezeichnete sie seinem vorahnenden Herzen auf einmal als eines jener Opfer, welche der langsam heranschleichende Tod erst mit überirdischer Schönheit schmückt, ehe er sie früh und auf immer erbleichen läßt.

Von ungeheurer Angst getrieben, ergriff er nun die erste einsame Stunde mit ihr, um sie um Schonung für sich selbst anzuflehen. Es war die erste Bitte, die er seit seiner Rückkehr aus Italien an sie wagte; wenn sie sie ihm gewährte, sollte es auch die letzte sein, dies gelobte er auf das heiligste. Gabriele konnte sie ihm weder versagen noch gewähren, und Hippolit sah sich dadurch gezwungen, sie von nun an gleich einem teuern Kleinod argwöhnisch zu bewachen. Er beschloß, so viel Zeit als möglich in ihrem Hause zuzubringen, entstehe daraus was da wolle, um nur gleich zur Stelle zu sein, wenn der Kranke so gefahrvollen Beistand verlange. Denn eigensinnig wie immer, erklärte dieser, ihn nur von seiner Gemahlin oder Hippoliten annehmen zu wollen.

Die Welt, eigentlicher was man in großen Städten die Welt zu nennen pflegt, begann freilich hier und da des glänzenden Fremdlings stete Anwesenheit im Aarheimischen Hause zum Ziel ihrer Bemerkungen zu machen; doch in der Abgeschiedenheit, in welcher Gabriele jetzt lebte, vernahm diese wenig davon. Weniger noch Hippolit. Denn sowohl sein Äußeres als die Erinnerung an sein Betragen gegen Adelberten waren ganz dazu geeignet, jedermann den Mut zu einem unziemenden Scherze gegen ihn zu benehmen.

Und so war Hippolit jetzt glücklicher als er es je zu werden gehofft hatte; er war es in der Überzeugung, daß es ihm wirklich gelänge, zur Erhaltung und Erleichterung des geliebten Wesens beizutragen, für das er mit Freuden sein Leben hingegeben hätte. Ein freundlicher Stern schien dabei sein Bemühen zu begünstigen, denn Moritz ward bald darauf scheinbar besser, wie das bei Kranken seiner Art zuweilen wohl auf kurze Zeit geschieht, und er ermangelte nicht, dies einzig der treuen Pflege seines jungen Freundes zuzuschreiben. Seine beängstenden Anfälle verließen ihn einstweilen fast gänzlich, dafür aber stellte sich seine alte Feindin die Langeweile, wieder ein und er machte jetzt weit stärkere Ansprüche als je zuvor auf Hippolits und Gabrielens Gesellschaft in den Abendstunden.

Um der Unterhaltung eine leidliche Wendung zu geben, trug Hippolit allmählich alle seine in Italien gesammelten Kunstschätze herbei. Gemälde, Zeichnungen, Kupferstiche, kleine Antiken gaben Moritzens Zimmer gar bald das Ansehen eines Museums. Wunderbarerweise bildete dieser sich mit einem Male ein, ein großer Kunstkenner geworden zu sein; da indessen seine Redseligkeit durch sein Übel sehr gehemmt ward, so war er weit weniger störend als sonst und blieb gewöhnlich nur ein größtenteils stummer Zuhörer von dem, was Hippolit und Gabriele miteinander sprachen. Er behauptete indessen sehr ernstlich, diese Unterhaltungen, besonders Hippolits Erzählungen ungemein ergötzlich zu finden, spielte aber dabei doch mit sich ganz allein eine Schachpartie nach der andern, wie Philadelphia sie in seinem Schachbuche vorschreibt, samt allen Abänderungen jedes einzelnen Spieles. Triumphierend rief er sein »Matt!« aus, wenn die Weißen gewannen, die er nach seines Meisters Beispiel, der die Schwarzen gewöhnlich schlecht spielen läßt, in besondern Schutz genommen hatte. Dabei glaubte er steif und fest, sich den ganzen Abend über einzig mit der Kunst beschäftigt zu haben.

Hippolits und Gabrielens Unterhaltung gewann durch dieses sonderbare Beisammensein einen ganz eignen Reiz, eine fast größere Freiheit, als wären sie ganz ohne Zeugen gewesen. Moritz vertiefte sich immer mehr in sein Studium des Schachspiels und mischte sich immer weniger in ihr Gespräch. Die Kunstwerke um sie her und Hippolits in Italien unter Ernestos Leitung sehr ausführlich geschriebenes Tagebuch gaben ihnen stets neuen, nie endenden Stoff.

Gabriele ward in mancher Hinsicht jetzt wirklich die Schülerin ihres Freundes, anstatt daß er sonst in Schloß Aarheim von ihr lernte. Lächelnd erwähnte sie einst gegen ihn dieser seltnen Umwandlung.

»Bin ich nicht alles durch Sie?« erwiderte er ihr. »Sie allein erweckten mich ja zu diesem neuen erhöhten Leben. Sie öffneten mir ja zuerst das Reich der Kunst und führten mich zur beseligenden Erkenntnis der ewigen Schönheit. O Gabriele, wüßten Sie, mit welchem Wonnegefühl ich mir täglich zurückrufe, was ich Ihnen alles verdanke! Möge nur ein günstiges Geschick mir erlauben, Ihnen stets zur Seite zu stehen wie jetzt, um mit jedem Atemzuge Ihnen zu beweisen, daß ich nur für Sie lebe, für Sie, die mich allein dem Sonnenlichte und der Hoffnung erhielt.«

Ein Monat nach dem andern verging auf diese Weise und Hippolit fühlte mit immer tiefrer Überzeugung, daß weder Zeit noch Veränderung des Ortes, seinem Gemüt in Hinsicht auf Gabrielen eine andere Richtung gegeben habe, noch geben könne. Sie nur thronte, gleich einem Götterbilde, in seinem Herzen, und die Einsamkeit war noch oft Zeuge seines Schmerzes. Unendliches Mitleid mit ihr, mit sich und auch mit Ottokar hielt manche bange lange Nacht hindurch den Schlummer fern von seinem Lager. Doch er hatte gelobt, sich zu beherrschen, und er führte es mit bewunderswerter Standhaftigkeit aus. Er kam und ging, und kein Wort, kein Blick durfte sein Geheimnis verraten. Er dachte wohl daran, daß Gabriele auf diese Weise seine frühere Liebe zu ihr als erloschen und in ruhige Freundschaft umgewandelt betrachten würde, aber er war bereit, auch dieses zu tragen, um nur den innern Himmelsfrieden der hochgeliebten Frau nie wieder zu trüben.

 

Echte Liebe und Bescheidenheit gehen stets Hand in Hand. Deshalb kam in Hippolits Seele keine Ahnung von dem, was in qualvoller Seligkeit ihn vielleicht zum Wahnsinn getrieben hätte, wäre es von ihm erkannt worden. Ach! Jener Himmelsfrieden, den er schonen wollte, war längst aus Gabrielens Brust gewichen und entfremdete sich ihr immer mehr und mehr mit jedem Tage, den Hippolit in ihrer Nähe verlebte. Während die unablässige Sorgfalt, mit der er in Gabrielens Gegenwart stets über sich selbst wachte, ihm keine Zeit ließ, sie anders als in Hinsicht auf ihre Zufriedenheit mit ihm zu beobachten, entzückte ihn zwar die holde Freundlichkeit, mit der sie ihn gewöhnlich behandelte, aber er dachte dabei nur daran, sich dieses sein gegenwärtiges Glück zu erhalten, und war weit davon entfernt, zu kühneren Hoffnungen den Blick zu erheben.

Auch Gabriele blieb wochen- und mondenlang sich selbst ein Rätsel, dessen Auflösung sie, ohne sich dessen bewußt zu sein, immer weiter hinausschob. Vom Rückblick auf das frühere, von ihrer Seite so ruhige reine Verhältnis zu Hippoliten geblendet, glaubte sie, es sei noch wie ehemals. Sie ahnete nicht, was alles Blut ihres Herzens in heißen tobenden Strömen ihren Wangen zutrieb, wenn sie aus fast unhörbarer Ferne den Ton seiner Stimme, das Nahen seiner Schritte vernahm. Neues, nie zuvor geahnetes Leben war ihr aufgegangen, doch sie erkannte weder dessen Ursprung noch das Stürmen und Wogen, welches ihre Brust mit süßem Schmerz beklemmte, himmelweit abweichend von jedem früheren Gefühl. Wenn sie morgens erwachte, war Hippolit ihr erster Gedanke, Sehnsucht, ihn wieder zu sehen, ihr erstes Empfinden, und dennoch erschrak sie und hätte es gern abgewendet, wenn sein Besuch ihr gemeldet ward. War er aber erst da, dann begann ein hohes genußreiches Leben. Seine Worte, seine Äußerungen entwickelten ihr täglich eine zuvor nicht gekannte Liebenswürdigkeit, eine neue, höhere Achtung fordernde Eigenschaft an dem edlen schönen Manne, der dabei in ungeheuchelter Verehrung sich und jede seiner Handlungen ihrem Willen unterwarf. Sie hing an seinen Blicken, an jeder seiner Bewegungen, alles andere vergessend, bis irgendein unbedeutender Zufall sie aufschreckte. Verlegen wandte sie sich dann von ihm ab, floh aus seiner Nähe oder suchte ihre, ihr selbst unbegreifliche, tiefe Beschämung hinter irgendeinem kleinen Geschäft, das sie plötzlich unternahm, zu verbergen. Zwanzigmal des Tages fühlte sie sich auf diese Weise von ihm angezogen und fortgetrieben. Sie war von einer Unruhe, einer Unbestimmtheit ergriffen, die sie mit Angst erfüllten, die ihr nicht erlaubten, irgend etwas zu unternehmen oder gar zu vollenden, als nur in Bezug auf Hippolit. Jene, ihr eignes Wesen wie die Welt hellüberschauende Klarheit, war für den Moment gänzlich von ihr gewichen; Gedanken, Empfindungen stiegen in ihr auf, ihr so fremd, daß sie oft sich überredete, das Herannahen einer bedeutenden Krankheit vorzuempfinden. Ein Zufall mußte sie über sich selbst klar werden lassen, wenngleich auf schmerzliche Weise.

 

Unerachtet ihres jetzt sehr merklich herannahenden höheren Alters hing Gabrielens Tante, die Gräfin Rosenberg, noch immer mit gewohnter Leidenschaftlichkeit an der Welt, an deren Freuden, und war keinesweges gesonnen, den Platz aufzugeben, den sie in ihr so lange ehrenvoll behauptet hatte. Mehr als je zuvor beruhte jetzt ihr Glück auf Glanz und Geräusch, denn sie bedurfte beides, um manchem ernsteren Gedanken zu entweichen, der sich zuweilen doch ungerufen ihr entgegendrängte. Ein einziger unbesuchter Assembleeabend in ihrem Hause hätte ihr den Tod geben können. Dies fühlend, und treu ihren früheren Grundsätzen, suchte sie daher beizeiten in dem sie umgebenden Kreise nach einem jungen liebenswürdigen Wesen, das fähig wäre, Gabrielens alle herbeizaubernde Gegenwart ihr einigermaßen zu ersetzen. Denn sie mußte leider diesen Winter über in ihrem Salon Gabriele vermissen, weil die Pflicht diese an das Krankenzimmer des Gemahls gefesselt hielt.

Der Gräfin gewohnter Scharfblick fand gar leicht den geselligen Magnet, welchen sie suchte, in der im üppigsten Jugendreiz eben aufblühenden Ida von Schöneck, Gabrielens ehemaliger Begleiterin nach Schloß Aarheim. Seltene Schönheit und manches angenehme Talent hatten sich seit jener Zeit auf das schnellste und liebenswürdigste in diesem jungen Mädchen entwickelt. Die Gräfin konnte keine glücklichere Wahl treffen, denn der ewige Kampf zwischen einem unbegrenzten Hange zum Vergnügen und sehr beschränkten häuslichen Verhältnissen machten die arme Ida zur Gefälligkeit selbst, was auch immer von ihr gefordert werden mochte. Sie verließ das Haus ihrer Mutter und bezog ein Zimmer im Hotel ihrer neuen Beschützerin.

Alle Stunden, welche Toilette und Gesellschaft ihr übrig ließen, wurden dort mit unermüdetem Eifer auf den Unterricht gewendet, den ihr die Gräfin in Musik, Tanz und allen jenen Künsten erteilen ließ, welche in unsern verfeinerten Tagen den höchsten Schmuck der, darüber selbst zur Kunst gewordenen Geselligkeit ausmachen. Von Eitelkeit gespornt, ersetzte der angestrengteste Fleiß, was hie und da die Natur versagt haben mochte, und die einmal der Dunkelheit entrissene, vor kurzem noch so unbedeutende Ida trat ganz unerwartet als eine leuchtende Sonne hervor, deren Glanz alle ihre Umgebungen überstrahlte. Der Gräfin Rosenberg Haus ward durch Ida wieder, was es stets gewesen war, der Mittelpunkt aller guten Gesellschaft in der Residenz, sie selbst schwamm in Seligkeit, und vergötterte beinahe die kleine Zauberin, welche alle diese Wunder bewirkte.

Zwar war Ida himmelweit davon entfernt, Gabriele zu sein; ihre Talente, ihr Wissen, waren nur ein oberflächlich Erlerntes, auf den Lichteffekt berechnet; aber eben diese Lichteffekte hatte sie meisterhaft studiert. Dazu besaß sie den Reiz der Neuheit, der frischesten Jugend und obendrein eine seltene Fähigkeit, fremde Liebenswürdigkeit sich anzueignen. Sogar das mondenlange Zusammenleben mit Gabrielen hatte sie, wenigstens für das Äußere, vorteilhaft zu benutzen gewußt, und nichts bezeichnet sie besser, als das französische Wort: je ne suis pas la Rose, mais j'ai habité avec elle.

Begleitet von diesem ihrem jungen glänzenden Lieblinge, trat nun die Gräfin eines Abends ganz unerwartet in Gabrielens Zimmer ein, um ihre vielgeliebte Nichte einmal wiederzusehen, nach der sie sich, ihrer Versicherung nach, mondenlang vergebens gesehnt hatte. Sie erklärte, den ganzen Abend bei ihr bleiben zu wollen, und etablierte sich förmlich mit ihrer Knötchen-Arbeit auf dem Sofa, um dieses zu beweisen, denn der heutige Tag war eben ein allgemeiner Bußtag gewesen, der ohnehin still und mitunter auch wohl langweilig selbst von denen zugebracht werden mußte, die nicht wie die Gräfin und Ida im ewigen Wechsel des Vergnügens sich herumzudrehen gewohnt sind. Der seltene Besuch der Tante ward von Gabrielen mit gewohnter Holdseligkeit empfangen und auch Idas beinahe ungestüme Liebkosungen wurden so von ihr erwidert. Wie entzückt warf sich diese ihr in die Arme und ward nicht müde, ihrer Freude über dieses lang ersehnte Wiedersehen Worte zu geben.

Mit innigem Wohlgefallen und stiller Bewunderung betrachtete indessen Gabriele das alle früheren Erwartungen weit hinter sich lassende Erblühen des jugendlichen Wesens, das noch in diesem Moment durch ein bei Hippolits Anblick aufleuchtendes freudiges Strahlen der schönen Augen unendlich reizender ward. Sie ließ Ida lächelnd gewähren, wie man einem artig spielenden Kinde den Willen tut, als diese nun mit anmutiger Geschäftigkeit sich der Verwaltung des Teetisches bemächtigte, dabei die in Schloß Aarheim selig verlebten Tage pries und überhaupt alle ihre kleinen Künste spielen ließ, um sich so interessant und liebenswürdig als möglich zu zeigen. In Gabrielens reine Seele kam noch immer keine Ahnung von diesen Künsten, unerachtet ihre genaue Bekanntschaft mit der Welt sie in dieser Hinsicht wohl hätte einsichtiger machen können. Sie aber war zu wahr geblieben, um an das Falsche oder Schlechte zu glauben, ehe Tatsachen sie davon unwidersprechlich überzeugten. Und so, wie sie als sechzehnjähriges Kind die jugendliche frische Farbe ihrer schon damals mehr als vierzigjährigen Tante bewundert hatte, ebenso ließ sie sich auch jetzt zehn Jahre später von der gutgespielten kindlichen Naivität eines achtzehnjährigen Mädchens blenden, ohne in ihr die geübte Schauspielerin zu erkennen. Das Vergnügen, mit dem sie dem anmutigen Wesen zusah, stieg mit jeder Minute, ihr Auge suchte endlich Hippoliten auf, um auch ihn zur Teilnahme daran aufzufordern, doch sie ward gewahr, daß es dessen nicht bedürfe. Fest gebannt, alle seine Aufmerksamkeit ausschließend dem reizenden Geschöpfe zugewendet, sah sie ihn hinter Idas Stuhl stehen, die glänzenden Augen nur auf diese geheftet und ein ganz eignes stechendes Weh durchbebte in dem Momente ihre Brust.

Ida ward immer lebendiger in ihren Bewegungen und im Gespräche. Die ihr ganz eigene Grazie in all ihrem Tun wurde immer sichtbarer, und Hippolit geriet dadurch nach und nach in eine ihm jetzt seltene fröhliche Laune. Unter dem Vorwande ihr, wie wohl ehemals in Schloß Aarheim geschehen war, bei ihrem Geschäfte helfen zu wollen, rückte er sich einen Stuhl dicht neben den ihrigen, verwirrte lachend und schäkernd die Tassen, reichte ihr den Rum statt des Rahms, warf Zucker in die Tassen, die dessen nicht bedurften, ließ sich von ihr ausschelten ohne sich deshalb zu bessern und trieb tausend kindische Possen, worüber sie herzlich lachen mußte, was ihr über die Maßen wohl stand und ihn zu immer neuen lustigen Einfällen hinriß.

Die Gräfin sah dem artigen Spiele des schönen jungen Paars mit unverhehltem Vergnügen darüber zu und begann nach Art alternder Frauen, auf diese Stunde Pläne für ihre Ida zu bauen, die sie durch manchen heimlichen Wink auch Gabrielen mitzuteilen versuchte; doch diese war nicht gestimmt, sie zu verstehen.

Mit nie empfundener Angst fühlte sie in ihren Augen aufsteigende Tränen, sie wollte nach dem Beispiel der anderen den heimlichen Schmerz weglachen, aber es war ihr unmöglich. Je lustiger jene wurden, je ernster ward sie. Zum ersten Mal in ihrem Leben war es ihr, als ob sie launig, verdrüßlich werden wolle; sie strebte, ihre Verstimmung wenigstens zu verbergen, da sie nicht vermochte sie zu unterdrücken und zuletzt hielt sie dieses sogar für überflüssig, denn sie glaubte zu bemerken, daß niemand sie beachte. Hippolit wie die Tante hatten nur Augen für Ida, die ihren Mutwillen immer höher trieb und dabei immer reizender ward, während Gabriele in immer steigender Beklemmung den Abstand ihres innern Mißmuts mit der allgemeinen Stimmung empfand.

Es ist Besorgnis um Moritzen, was so mich quält, dachte sie endlich, er ist so verlassen, vielleicht schmerzlich leidend, in seinem einsamen Zimmer. Sie wünschte Hippoliten an ihn zu erinnern, aber ein wunderliches Schämen hemmte ihre Worte. Sie dachte darauf, sich selbst auf einige Minuten bei der Tante zu beurlauben, um nach ihm zu sehen, aber auch dazu fehlte ihr Entschlossenheit. So kämpfte sie eine ziemliche Weile mit sich selbst und ward immer ernster, als der vermeinte Gegenstand ihrer Sorge ihrer Überlegung ein ganz unerwartetes Ende brachte, denn Moritz selbst trat in ihr Zimmer, was er lange nicht gewagt hatte.

Heiter und wohl, wie er es seit Monden nicht gewesen, wollte er seine Gemahlin durch diesen Besuch angenehm überraschen und ward selbst durch das lustige Treiben überrascht, in das er hier ganz unerwarteterweise hineingeriet und das ihm in diesem seinen Anflug von guter Laune höchst willkommen war.

Die Stunden flogen, der Abend verging, ehe man es dachte. Idas naiver Witz zeigte sich unerschöpflich, ihre Fröhlichkeit unverwüstlich, so daß Moritz nach ihrer Entfernung nicht aufhören konnte, sie und den angenehmen Abend, den sie ihm gewährt hatte, zu preisen. Er erinnerte sich mit einem Male, schon in Schloß Aarheim eine stille Neigung Hippolits zu dem reizenden Mädchen bemerkt zu haben, alle jene alten Neckereien und Anspielungen, mit denen er seinen jungen Freund dort oft genug gelangweilt hatte, wurden wieder hervorgeholt und mit ernsten Ermahnungen begleitet, das Glück ja zu ergreifen und festzuhalten, solange es ihm lächle.

Hippolit erwiderte wenig; er stand da, in ängstlicher Verlegenheit, die Moritzens Vermutungen zu bestätigen schien, und dachte nicht daran, sich gegen Angriffe zu verteidigen, die er kaum vernahm. Denn er sah Gabrielen bleich und leidend im Sofa hingesunken, ohne sichtbare Teilnahme an dem Geschwätz, in welches Moritzens lange nicht geübte Redseligkeit, überströmend von Albernheiten, sich ergoß. All sein Sinnen und Denken ging nur dahin, den überlästigen Schwätzer auf eine schickliche Art zu entfernen, um ihr, die er krank glauben mußte, endlich die nötige Ruhe zu verschaffen. Es gelang ihm zuletzt, ihn auf sein Zimmer geleiten zu dürfen, aber noch in der Türe wandte Moritz sich um. »Allons Madame«, rief er Gabrielen laut lachend zu, »ne faites pas la sainte Nitouche! Mustern Sie nur morgen mit Sonnenaufgang Ihre Myrten und Rosen zum Brautkranze, ersinnen Sie ein recht elegantes Hochzeits-Cadeau; vous en aurez besoin; sehen Sie nicht hier das leibhafte Bräutigamsgesicht? Wie trübselig der arme Teufel da steht! Courage, mon ami! La petite non sera crudele; Courage! faint heart never won fair Lady

 

Ein langer mühsam verhaltener Strom heißer bittrer Tränen machte Gabrielens gepreßtem Herzen Luft, sobald sie sich allein sah. Ernsteres Nachdenken folgte diesem, während einer unendlich langen, schlaflosen Nacht, bis hell und klar, wie die eben aufgehende Sonne, der Abgrund von Unglück vor ihr lag, an dessen Rande sie bebte, ohne die Möglichkeit sich abzuwenden.

Ja, sie mußte es sich endlich, ohnerachtet alles innern Widerstrebens, selbst gestehen, es war Liebe, was sie empfand, heiße glühende Liebe, die sie jetzt nur an ihren Qualen erkannte und o wie himmelweit verschieden von jenem Ideale, mit welchem ihre sanfte, der unbedingtesten Hingebung geweihte Mutter schon in früher Kindheit ihr junges Herz erfüllt hatte! Wie fern stand ihr jetzt jener kindliche Glaube, daß Liebe in sich beglücke und nur das unbedingte Glück des Geliebten fordere, um dieses irdische Leben zum seligen der Engel zu erheben. Ihr ungestüm pochendes Herz, sie konnte es sich nicht ableugnen, es forderte Gegenliebe, Treue, Nähe des Geliebten; ihr Auge verlor sich in undurchdringliches Dunkel, in welchem all ihr Wünschen, ihr Sehnen, ihr Hoffen unausgesprochen und unaussprechlich verschwebte.

Reuevoll, mit schmerzlich gerungenen Händen, warf sie sich vor dem wehmütig lächelnden Bilde ihrer Mutter hin, wie vor dem einer Heiligen, und betete zu ihr um Mut, um Kraft und Beistand, sich aus den mächtigen Zauberbanden loszuwinden, die sie umstrickt hielten. Sie überdachte alles früher mit Hippoliten Erlebte; sein erstes Auftreten bei ihr, die Szene im Gärtchen, die spätere in der Kapelle; vergebens! Aus dem Ideal von Hoheit und Schöne, das jetzt vor ihr stand, war jede Spur jenes wilden unbesonnenen Knaben gewichen, ihn konnte sie zurückstoßen, doch dieses mußte sie lieben, mit all der schwärmerischen Anbetung, die ihr sonst nur als Dichtertraum erschienen war.

Um sich zu retten, rief sie Ottokars Andenken herauf aus ihrem Herzen, es sollte ihr helfen zum Sieg über eine Leidenschaft, deren verzehrende Glut sie mit Schrecken erfüllte. Alle früheren Erinnerungen ihrer Jugend wurden von ihr hervorgesucht, vor allem jenes Tagebuch, dessen Blätter auch das flüchtigste Empfinden ihres Gemüts während jener Zeit, die sie mit Ottokar verlebte, treu aufbewahrten. Sie wollte sich der Untreue gegen ihn anklagen, sie las und sah mit Erstaunen, je weiter sie las, daß sie dem ersten geliebten Freunde ihres neuen jugendlichen Herzens nicht untreu sei. Was er ihr gewesen, war er ihr noch immer; der Stern ihres Lebens, zu dem sie ohne Wunsch hinaufblickte in Freude und Leid, dessen bloßes Dasein sie tröstete in allem Zweifel, allem Bangen, allem Überdrusse ihres freudenarmen Lebens. Zu ihm allein hätte sie sich mit allen ihren Schmerzen flüchten mögen, ohne Furcht ihn zu beleidigen, in aller Zuversicht des reinsten Vertrauens, um von ihm zu lernen, wie man über sich selbst Macht gewinnt.

Immer klarer ward sie, je weiter sie in ihrem Tagebuche las; sie gewann es über sich, ihr ganzes Ich als ein Fremdes deutlich zu erkennen sowie auch den Unterschied zwischen Jetzt und Damals, als sie in eine fremde Welt gestoßen ward, noch halb ein Kind, mit jugendlich-neuen Sinnen, das Herz voll Sehnsucht nach Liebe, welche die nur in ihrer Ideenwelt lebende Mutter viel zu früh in ihr erweckt hatte. Verlassen, unbemerkt, auch wohl verspottet stand sie damals da, ohne Schutz, ohne Sicherheit, in furchtsamer Verlegenheit mitten unter fremden Gestalten, die kalt und achtlos an ihr vorüber rauschten, bis er erschien. Er, Ottokar! So hoch über alle jene Figuranten erhaben, daß sie in ihrer Unerfahrenheit ihn wie eine göttergleiche Erscheinung nur aus der Ferne bewundernd verehrt hätte, wäre er ihr nicht zugleich auch der erste Mann gewesen, den sie mild und gütig sah, und hätte sie nicht einzig deshalb sich ihm näher als alle verwandt wähnen müssen. Ihr durch den Tod einer angebeteten Mutter tief verwundetes Gemüt bedurfte eines Gegenstandes für die ängstlich suchende verwaiste Liebe, von der es überfloß, und wo war ein würdigerer zu finden als Ottokar? Sie nahte ihm in fast kindlicher Verehrung, sie wagte es, ihn zu lieben – so wie sie ihre Mutter geliebt hatte; und wähnte ihre Bestimmung erfüllt. Sie kannte ja keine andere Liebe und konnte keine kennen als aus ihren Dichtern, deren Gebilde, von ihrer Mutter gewarnt, sie weit entfernt war in der Wirklichkeit zu suchen. Aber auch er schien achtlos an ihr vorüberzugehen wie die übrigen, der Schmerz darüber täuschte ihr Bewußtsein und führte endlich jene feierliche Stunde von Wonne und Schmerzen herbei, deren Andenken sie bis jetzt in einem schönen Irrtum über sich selbst erhalten hatte.

Und nun! Zu neuem, nie geahneten Leben war sie erwacht, zu nie gedachten Schmerzen und Wonnen. Jetzt erst verstand sie ihre Dichter, jetzt erst die Natur um sich her. Eine neue Sprache, neue Begriffe und Ansichten waren mit diesem neuen Leben ihr gewonnen, ihr war, als erhöbe sie sich aus langem, traumbewegten Schlummer zum Licht. Mit richterlichem Ernst überblickte sie ihre Vergangenheit; sie wollte sich schuldig finden, aber sie konnte nie ungerecht sein, auch nicht gegen sich selbst. Ihr heller Geist hatte endlich den rechten Standpunkt gefunden und sie gestand sich, einer Gefahr erlegen zu sein, die sie nicht erkannt hatte und ihrer Natur nach nicht erkennen konnte. Sie fühlte sich schuldlos an dem Irrtum ihres reinen, nichtsahnenden Gemüts; sie fühlte, daß schon ein Grad von Verderbtheit dazu gehört, um ewig sich selbst zu bewachen und Gefahren zu fliehen, deren Möglichkeit wahre Unschuld nie sich denken kann, und ihre unbedachte Sicherheit, die sie nicht verdammen konnte, obgleich sie sie als den Quell ihres Unglücks betrachten mußte, flößte ihr Mitleid mit sich selbst ein.

Dies reine Bewußtsein ermutigte sie endlich wieder zu der Festigkeit und Kraft des Gemüts, die schon so oft in ihrem Leben ihr aus jener schmerzlichen Versunkenheit emporhalf, in welcher Schwächere untergehen.

»Herr meines Empfindens bin ich nicht und kann es nicht sein, doch Herr meiner Handlungen will ich sein!« sprach sie und fühlte sich in dem Momente erhaben über sich und ihr Geschick.

Den ganzen langen Tag, den sie unter dem Vorwande eines leichten Übelbefindens ganz einsam in ihrem Zimmer verlebte, verwendete sie zum ernsten Überdenken, wie das Unabänderliche würdig zu bestehen sei. Hippoliten abermals von sich zu entfernen! Wütender unaussprechlicher Schmerz durchzuckte sie bei dem bloßen Gedanken an dieses Opfer, das ihr schwerer als der Tod dünkte, aber sie hielt ihn fest. Doch wie? Wie sollte sie ihn entfernen? Unter welchem Vorwande? Ihn, der durch sein Betragen sie auch nicht auf die entfernteste Weise zu einem solchen Schritte berechtigte, der in inniger ehrfurchtsvoller Ergebung nichts wollte, als in ihrer Nähe atmen; der keine Aufopferung scheute, ihr dieses zu beweisen und daneben ihr trübes Leben auf tausendfältige Weise zu schmücken! Wahrscheinlich hatte er jene jugendliche, leidenschaftliche Aufwallung längst auf ewig besiegt, wohl gar vergessen, die er einst für die Bestimmung seines Lebens hielt und von deren Dasein seit seiner Rückkehr aus Rom jede Spur in seinem Betragen gegen sie verschwunden war. So verwandelt wie sein ganzes Wesen, war vielleicht auch sein Herz und nur Mitleid, Dankbarkeit und hoher Edelmut fesselten ihn noch an sie. Ihre Liebe, die einst das höchste Ideal von Seligkeit ihm schien, würde jetzt vielleicht nur in wehmütiger Trauer über ihre Schwäche ihn niederdrücken; und wenn gerade ihre Bitte sich zu entfernen ihm ihr Geheimnis verriete, wenn er dadurch entdeckte – Gabriele vermochte es nicht, den Gedanken zu vollenden; mit hohem Erröten, mit dem ängstlichsten Gefühle der tiefsten Beschämung verhüllte sie sich vor dem Lichte des Tages, vor sich selbst und träumte dabei noch eine Minute lang von der Himmelsseligkeit, ihm einmal nur sagen zu dürfen: »dich habe ich geliebt!« und dann zu sterben!

Schaudernd wie vor einem Verbrechen, eilte sie, von diesem Gedanken sich loszureißen. Sie wußte es, sie mußte leben, sie war bestimmt, den blutigen Pfeil im Busen zu tragen und gleichgültig dazu lächelnd ihren Weg zu gehen, wenn er gleich zum Untergange führte.

Mit möglichster Gelassenheit begann sie jetzt, über ihr künftiges Verhalten gegen Hippoliten nachzudenken; sie wollte eine Richtschnur ihres Lebens in seiner gefahrvollen Nähe ersinnen und sah bald ein, daß beinah alles bleiben mußte wie es war, wenn sie nicht in ihm und vielleicht auch in ihrem Gemahle Aufmerksamkeit, sogar Argwohn erregen wollte. Im Äußern war so wenig abzuändern und in ihrem Innern, das fühlte sie mit Überzeugung, konnte es nie anders werden. Trennung von ihm konnte sie zwar vor Verrat ihres heiligsten Geheimnisses bewahren, aber sein Bild stand auf ewig in unverlöschlichen Zügen ihrem Herzen eingegraben, und Abwesenheit oder Gegenwart galten hier gleich.

Schnell wie ein Blitzstrahl durchzuckte sie plötzlich der Gedanke: wie wenn auch ihn heilige Pflichten bänden! Wenn er, glücklich an der Seite eines geliebten Wesens, von selbst sich nach und nach entfernte und beseligt durch alle die süßesten Bande des häuslichen Lebens, nun immer seltner käme, zuletzt ganz ausbliebe? Tausendmal schöner und reizender als sie gestern Ida gesehen hatte, schwebte diese ihrem Geiste vorüber; abermals sah sie Hippolit in Bewunderung des anmutigen Wesens verloren, der ganze Abend des vergangenen Tages, selbst Moritzens plumpe Scherze und Anspielungen kehrten ihr zurück, und alle Schmerzen der fürchterlichen Nacht, die darauf folgte, wurden wieder in ihrem Busen wach. Ida ward das Gebilde ihrer Phantasie, das sie zu ihrer eignen Qual mit jedem Liebreize verschwenderisch sich schmückte. Je länger sie es betrachtete, je überzeugter ward sie, daß nur dieses jugendlich schöne Wesen wert sei, den Gegenstand ihrer eignen glühenden Liebe zu beglücken, daß es für ihn geschaffen, einzig bestimmt, von ihm geliebt zu sein. Ein neuer schwerer Kampf erhob sich in ihrem Gemüte, aber auch aus diesem trat ihr besseres Selbst bald wieder siegreich hervor. Edlen Seelen gilt die schwerste Pflicht oft für die einzige, daher ward auch bald in Gabrielens Gemüt der Entschluß fest: Hippoliten selbst zu einem Schritt aufzufordern, zu welchem ihre Einwilligung zu erbitten, ihm vielleicht der Mut gebrechen möchte. Ihr Gefühl bei dem Gedanken an die Ausführung dieses Entschlusses läßt sich nicht in Worten aussprechen, aber sie schwelgte in ihrem Schmerz, ohne Linderung zu suchen, als in dem Bewußtsein, das Rechte erwählt zu haben, für sich und für ihn.

 

Eine zweite, wenngleich minder stürmisch, doch nicht minder schmerzlich durchwachte Nacht führte endlich den Morgen herbei, den Gabriele dem höchsten Opfer geweiht hatte, das sie der Pflicht und dem Glück des Hochgeliebten bringen zu müssen glaubte.

Die bängste Sorge um sie, die er ernstlich krank glaubte, trieb indessen Hippoliten lange vor der sonst gewohnten Stunde an Gabrielens Türe. Er war die ganze Nacht hindurch bis zum grauenden Morgen vor ihrem Hause auf- und abgegangen, hatte zu ihren Fenstern hinaufgeblickt und diese mit unaussprechlicher Angst von einem weit helleren Licht erleuchtet gesehen, als die verschleierte nächtliche Lampe geben konnte, deren schwachen Schimmer er in ruhigen Nächten so oft von dieser Stelle aus beobachtet hatte. Er sah an den herabgelassenen grün-seidenen Rouleaux Gabrielens Schatten einigemal vorüberschweben; er hielt ihn für den ihrer um sie beschäftigten Frauen und dachte vor ungeduldiger Sorge dabei zu vergehen. Um so freudiger überraschte ihn jetzt die kaum gehoffte Erlaubnis, sie sehen zu dürfen; denn die kurze Trennung eines einzigen Tages dünkte dem Verwöhnten schon unerträglich lange gewährt zu haben.

Anfangs stockte das Gespräch. Gabriele schwieg oft und lange; sie schien bleich und erschöpft, Hippolit glaubte sie noch immer körperlich leidend und verhielt sich ebenfalls still und in bescheidener Entfernung, um ihr nicht lästig zu werden; er war ja zufrieden, sie nur zu sehen.

Mit der äußersten Anstrengung ihrer geistigen Kraft begann Gabriele endlich, das, was in ihr so stürmisch wogte, ruhig zur Sprache zu bringen. Idas Name glitt zuerst fast unverständlich über ihre Lippen, doch nach und nach ermutigte sie sich. Immer lebhafter werdend, sprach sie endlich von ihr, ihrer Schönheit, ihrer Anmut, ihren geistigen Vorzügen wie eine Begeisterte; auch war sie es in diesem Moment durch das Bewußtsein des mit fast übermenschlicher Kraft errungenen Sieges über sich selbst.

Hippolit hörte ihr indessen mit lächelndem Beifall zu, wie man etwa die geistreiche Beschreibung eines schönen Gemäldes anhört. Er war so himmelweit davon entfernt, nur eine Ahnung von dem zu haben, was Gabriele mit ihren Worten eigentlich meinte, daß er sogar nur jetzt erst durch sie wieder an Idas liebliche Erscheinung erinnert ward, die ihn zwar während eines flüchtigen Moments recht angenehm beschäftigen konnte, die aber samt den Ereignissen des mit ihr verlebten Abends, über der Besorgnis um Gabrielen von ihm gänzlich vergessen worden war. Die unerwartete Gegenwart der Gräfin Rosenberg hatte ihn damals wie immer sehr unangenehm berührt, denn er ward durch sie stets an Herminien und an einen Abschnitt in seinem Leben erinnert, dessen er nie ohne tiefe Beschämung und Reue gedenken konnte. Bewacht von ihren scharfen stechenden Augen, die ihn immer verfolgten, als wollten sie seine geheimsten Gedanken erspähen, mochte er es in ihrem Beisein kaum wagen, Gabrielen anzusehen, doch da er gern unbefangen und heiter erscheinen wollte, so war er darüber in jenen ihm sonst fremden Ton geraten, in welchen Ida so meisterhaft einzufallen wußte, da sie ihn viel weiter mit sich fortriß, als er es anfangs gemeint hatte.

Jeder von uns hat ja wohl im Leben erfahren, wie leicht man gerade in recht trüber Stimmung, um diese zu verbergen, sich den Schein ungewohnter Lustigkeit zu geben sucht, die dann leicht in ein wildes freudenloses Toben ausartet, um späterhin in nur noch herberen Schmerz sich aufzulösen.

Gabriele, durch Hippolits schweigende Aufmerksamkeit in ihrer Ansicht immer mehr bestärkt, begann indessen immer deutlicher das anzudeuten, was sie meinte, ohne daß Hippolit sie verstand. Und als er endlich denn doch aufmerksam ward, Gabrielen einiges erwiderte und ihre Antworten ihn immer mehr ins klare setzten, da suchte er nur den Zweck eines Scherzes aufzufinden, der so ganz dem bittersten Ernste glich und den er dafür zu nehmen sich doch unmöglich entschließen konnte. Zum ersten Mal erschien Gabriele ihm fremd und unbegreiflich; er geriet dadurch in eine peinliche Spannung, die sie ebenfalls verkannte, weil auch sie, vom Gange ihrer eignen Ideen hingerissen, ihn nicht mehr verstand. Seine immer steigende Verwirrung, seine unzusammenhängenden Reden schienen ihr ein Bekenntnis, das ihm, sie fühlte dies in seiner Seele, freilich schwer werden mußte, vor ihr auszusprechen. Ihr Herz brach dabei, aber ihre Stimme, ihre Blicke blieben fest, ihre Augen trocken, als sie nun endlich in deutlichen Worten sich erbot, selbst für ihn bei Ida zu sprechen.

Als wäre aus blauer Luft ein Blitzstrahl vor ihm niedergeschmettert, so, von bleichen Schrecken ergriffen, fuhr Hippolit jetzt von seinem Sessel auf; Gabriele sank völlig erschöpft zurück und eine bange Pause entstand, während welcher kein Laut den bebenden Lippen beider sich zu entringen vermochte.

»Ist es möglich?« rief endlich Hippolit mit unendlich schmerzlichem Ton und Blick. »Gabriele! Was habe ich verbrochen, daß Sie so mich strafen? Jetzt erst verstehe ich Ihre Meinung; ich werde zum zweiten Mal verbannt. Doch weshalb? Und warum so? O Gabriele! Und warum eben so? Wie ist es möglich, daß ich so ganz und gar keiner Schuld mir bewußt bin und doch schwer genug gefehlt habe, um dieses zu verdienen? Ich sehe es wohl, gnädige Frau! Ich habe Ihre Achtung, mein einziges Glück, verscherzt, denn Sie, Sie sonst so wahr und offen gegen jedermann, Sie sind es nicht mehr gegen mich!«

Vom Schmerz überwältigt, wandte sich hier Hippolit mit verhülltem Gesicht von Gabrielen ab, während sie vergebens nach Atem rang zu beruhigenden tröstenden Worten.

»Gnädige Frau«, begann Hippolit wieder mit einem ganz eignen, an Verzweiflung grenzenden Ausdrucke, »ich flehe«, rief er halb kniend, »ich flehe darum wie ein Schwerverwundeter um den Tod, sagen Sie mir: ich sei unwürdig in Ihrer Nähe zu atmen, sagen Sie mir, ich soll fort, ich soll aus der Welt, ich will nicht mehr fragen, warum? Denn Sie können nicht ungerecht sein; aber sagen Sie es mir nur unumwunden, geben Sie es mir nur nicht so zu verstehen, nur nicht so! O mein Gott, nur nicht so!«

»Ich wollte – ich will Ihr Glück!« hauchte Gabriele fast unhörbar.

»Mein Glück!« erwiderte Hippolit, »Sie wollten mein Glück! Und zeigen mir deshalb, daß es noch ein höheres Unglück für mich gibt als das, von Ihnen verbannt zu sein, ein Unglück, dessen Möglichkeit ich vor einer Stunde noch nicht ahnen konnte! Gabriele achtet mich nicht mehr ihrer Befehle würdig, sie will mich nicht ausdrücklich verbannen, sie will mich vertreiben. Dagegen freilich ist Verbannung Seligkeit!« rief er, wie außer sich. Doch mitten im höchsten Sturme seines empörten Gemüts fiel ein Strahl aus Gabrielens jetzt überquellenden Augen auf ihn und er verstummte. Gefaßter näherte er sich ihr nach einigen Augenblicken und betrachtete sie mit immer steigender Wehmut.

»Oder wäre es möglich? Konnten Sie wirklich wähnen?« fragte er jetzt so sanft und leise als er es nur vermochte, »konnten Sie es? Nein, es ist unmöglich! Ebenso unmöglich, als daß Sie zu einer Ehe ohne Liebe mich führen, mich zum Heuchler, zum Meineidigen herabwürdigen wollten. Verzeihung, daß ich in dieser Trostlosigkeit einen Gedanken nur zu berühren wage, der Ihnen so fern steht. Einmal nur noch würdigen Sie mich Ihres Vertrauens, um meine Zweifel zu lösen«, setzte er bittend hinzu, »Ihr Schweigen treibt mich sonst dem Wahnsinn entgegen, ich flehe darum, erklären Sie mir, was meine schwachen Sinne zu begreifen nicht vermögen.«

Gabriele sammelte jetzt alle ihre Kraft, um ihm mild und begütigend die zitternde Hand wie zur Versöhnung zu reichen. Er hielt sie, doch wagte er es nicht, sie an seine Lippen zu drücken. Sein Auge ruhte in angstvoller Erwartung auf dem ihrigen. »Ich wollte Ihr Glück«, wiederholte sie endlich, »ich will es stets, ich werde es immer wollen, möge dies Ihnen genügen, forschen Sie nicht weiter.«

»Mein Glück?« rief er sehr bewegt. »Und wo ist es außer bei Gabrielen! O lassen Sie es stets nur bleiben wie es war! Ich verlange ja nichts Höheres. Lassen Sie mich nur in Ihrer Nähe, nur täglich Sie sehen, mehr will ich nicht, doch hieran hängt mein Leben.

Gabriele!« fuhr er nach einer kleinen Pause fort, »Sie sind bewegt, erschöpft, und alles in dieser Stunde Vorgegangene ist mir so unbegreiflich! Doch ich frage nicht, ich forsche nicht. Nur ein Blick, ein Wink sage mir, daß auch Sie des Gegenstandes dieser Unterredung nie wieder erwähnen wollen, nur dies gewähren Sie mir, und ich bin wieder ruhig.«

Mit schmerzlichem Lächeln hob Gabriele das trübe Auge zu Hippoliten auf und senkte hocherrötend schnell es wieder.

Ein Blick drückte Hippolits Dank aus. Ruhiger setzte er dann hinzu: »Ich sehe es aus Ihrem Schmerze, ich fühle es in meiner Brust, es war nicht Gabriele selbst, die vorhin jene entsetzlichen Worte zu mir sprach, aus dieser reinen Seele konnten sie nicht kommen. Ich ahne fremde Einwirkung; vielleicht war es Ihr Gemahl, vielleicht sogar – nein, ich frage, ich forsche nicht weiter«, setzte er schnell hinzu, da er Gabrielens Bewegung bei diesen Worten bemerkte; »ich will sogar jetzt Sie der Ruhe überlassen, deren Sie so sichtlich bedürfen, ich gehe freudig, denn ich darf zur glücklichen Stunde wiederkommen und bin nicht verbannt.«

 

Der Zustand, in welchem Gabriele nach Hippolits Entfernung allein zurückblieb, läßt sich kaum in Worte fassen. Lange ruhte sie in jener stillen wehmütigen Ermattung, der treuen tröstenden Nachfolgerin zerreißender Schmerzen, in der wir es nicht wagen, uns zu regen, kaum zu atmen und nur ganz leise, leise uns sagen: es ist überstanden!

Vieles war in der Tat überstanden. Die Qualen gehässiger, dem Neide und dem Mißtrauen doch immer nah verwandter Eifersucht waren aus Gabrielens reiner Brust gewichen; das Opfer, welches sie der Pflicht und dem Glücke des Geliebten mit brechendem Herzen zu bringen bereit gewesen, wurde nicht von ihr gefordert und er war unwandelbar derselbe geblieben, in verschwiegner Liebe, stiller Ergebung und fester Treue! Das freudige Gefühl gänzlich niederzukämpfen, das bei diesem Bewußtsein unter Schmerzen und Wonnen in ihr rege werden mußte, überstiege wohl jede menschliche Kraft.

Doch allmählich gelangte sie zu hellerem Überdenken dessen, was die so ganz veränderte Ansicht ihres Verhältnisses und selbst der nächste Moment von ihr fordern mochten. Sie rief sich mit aller möglichen Treue ihr Betragen und jedes ihrer Worte während der eben durchlebten erschütternden Szene zurück und gewann wirklich die beruhigende Überzeugung, sich und ihr Geheimnis Hippoliten auf keine Weise verraten zu haben. So konnte sie denn mit der Vergangenheit zufrieden sein; für die Zukunft blieb ihr kein Ausweg, als nach Hippolits Beispiel ihr Inneres fest zu verschleiern und übrigens, getreu der Tugend und ihrem eignen inneren Gefühl des Rechten, mutig und getrost auf der gewohnten Bahn fortzugehen. Ihr klarer Sinn erkannte zu gut den Unterschied zwischen Schuld und Unschuld, zwischen Pflicht und überspannter Unnatur, als daß sie bei diesem Entschlusse sich der Unwahrheit gegen Hippoliten oder ihren Gemahl hätte zeihen können. Und so war sie denn abermals bereit, ihrer eignen Überzeugung gefaßten Sinnes zu folgen.

 

Jene innere Feigheit, die uns verleitet, einem unausweichbaren Schmerze so lange als möglich aus dem Wege zu gehen, war Gabrielens entschlossenem Gemüt stets fern geblieben, daher gewann sie es auch dieses Mal über sich, Hippoliten noch am Abend des nämlichen Tages in Moritzens Beisein wiederzusehen. Er fand sie wie sonst, freundlich und mild, wenngleich übrigens ermattet und bleich, und war zu glücklich im Gefühle des alten unzerstörten Verhältnisses zu ihr, als daß er sich beobachtenden Mutmaßungen über die nächste Vergangenheit hätte hingeben mögen. Beide wandelten eine Weile nebeneinander so hin, er ohne Hoffen, fast ohne Wunsch, weil jeder seinem, der innigsten Ergebung geweihten Gemüte anmaßend dünkte. Sie in aller Wonne des Bewußtseins, so geliebt zu sein, in aller Qual eines ewigen fruchtlosen Kampfes mit sich selbst, in ewiger Anstrengung, jeden ihrer Blicke, jedes ihrer Worte zu bewachen, um nicht zu verraten, was ihre bewegte Brust oft bis zum Zerspringen erfüllte.

Das letztere gelang ihr so, daß in Hippolits Seele keine Ahnung dessen kam, was sie ihm verbergen wollte; ihr Geist siegte unter dem heiligen Schutze der Tugend, doch ihre körperliche Kraft erlag der ungeheuern Anstrengung. Moritzens höchst beschwerliche Pflege während seiner langen Krankheit mochte ohnehin ihre sonst so blühende Gesundheit untergraben haben, sie erkrankte und die herbeigerufenen Ärzte erklärten ihr Übel für um so bedeutender, da man sogar nicht einen Namen dafür sogleich aufzufinden wußte.

Fast zu gleicher Zeit kehrte auch Moritzens peinliches Leiden mit verdoppelter Heftigkeit zurück, und Hippolit sah sich zwischen beiden Krankenzimmern in einer ganz unbeschreiblichen Lage. Während Herr von Aarheim durch alle die vielen Ansprüche an ihn seine Geduld aufs äußerste brachte, hätte Hippolit jede Minute mit einem Tage seines künftigen Lebens erkaufen mögen, in der es ihm vergönnt gewesen wäre, Gabrielen nur aus der Ferne zu sehen. Aber das Herkommen, das man so gern strenge Sitte nennt, hielt unerbittlich Wache an ihrer Türe und übergab die angebetete Frau der Pflege gemieteter Hände. Gabriele, in deren Bewunderung sich sonst alles erschöpfte, wenn sie, von Glanz und Pracht umgeben, sich zeigte, sie, der sonst überall die innigsten Freundschaftsversicherungen entgegenstürmten, sie fand jetzt in der ganzen großen, volkreichen Stadt keine einzige liebende Seele, die sich ihrer Pflege angenommen hätte. Daß der Tante längst bekannte Scheu vor Krankenzimmern diese und auch Ida von diesem ebenfalls entfernt hielt, versteht sich von selbst; aber auch die treue Annette war nicht zugegen, denn sie lebte jetzt in Lichtenfels, wo sie an einen der dortigen Beamten recht glücklich verheiratet war.

Hippolit schrieb in seiner Todesangst an Ottokar, an Ernesto, an Frau von Willnangen, die er gar nicht kannte, er hätte mit einem einzigen Schrei die ganze Welt zu Hülfe rufen mögen und mußte sich begnügen, an der Türe ängstlich zu lauschen, bis der Arzt oder jemand von Gabrielens Bedienung heraustrat und ihm versicherte, daß sie noch atme. Die Ärzte wichen ihm aus, wo sie nur konnten, denn er quälte sie mit Fragen und Bitten, denen sie nichts Bestimmtes entgegen zu setzen hatten. Oft wenn es ihm im Hause zu enge ward, lief er hinaus auf die Straße und starrte hinauf zu den verödeten Fenstern, aus welchen so manches freundliche Grüßen und Winken ihm sonst entgegengelächelt hatte, bis die vorübergehenden Leute stille standen und ihn verwundert angafften. Dann erschrak er beschämt über seine Unvorsichtigkeit, eilte fort und nahm sich von neuem vor, solange Gabriele atme, strenge zu halten, was er ihr gelobt.

Endlich kam ihm Trost, denn noch ehe die Antwort auf Hippolits Brief zu erwarten gewesen wäre, erschien Frau von Willnangen selbst. Sie hatte sich gleich nach dem Empfang desselben in ihren Wagen geworfen. Hippolit empfing sie wie man einen Rettung und Heil verkündenden Engel empfängt; er hätte gern dankbar ihre Knie umfaßt, da sie ihm entgegen trat. »Nun wird alles, alles gut und Gabriele uns wiedergeschenkt!« rief er beinahe jubelnd aus, während er sie bis zur Türe des Zimmers der geliebten Kranken mehr trug als geleitete.

Hippolit hatte mit prophetischem Geist gesprochen. Freude über das unverhoffte Wiedersehen der teuern Beschützerin ihrer Jugend, vielleicht auch sorgsamere Pflege von der Hand der Freundschaft übten an Gabrielen eine höchst wohltätige Wunderkraft aus, so daß die Ärzte sie nach wenigen Tagen für gerettet erklären konnten. Freilich vergingen von nun an noch Wochen, bis sie völlig hergestellt das Zimmer verließ, doch Hippoliten war es unter dem Schutze der Frau von Willnangen jetzt zuweilen erlaubt, sie zu sehen, und mehr bedurfte es nicht, um ihm das Leben wieder lieb zu machen.

Der Tag, an dem sie am Arme ihrer Freundin zum erstenmal aus ihrem Zimmer hervorging, war ihm ein heiliges Fest. Unwillkürlich beugte er das Knie, als die rührende Gestalt, leicht und ätherisch, wie eine Auferstandene ihm entgegenschwebte. Sie wollte ein paar freundliche Worte ihm lächelnd sagen, aber der Atem fehlte ihr; nur ein leises Rot, wie der Abglanz, den die vollblühende Zentifolie auf die neben ihr stehende silberweiße Lilie wirft, überflog mit einem flüchtigen Hauche das schöne Gesicht, während Hippolit, ebenfalls schweigend, die Hand der Frau von Willnangen dankbar an seine Lippen drückte und nur den feuchten, glänzenden Blick zu Gabrielen erhob.

 


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