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VI. Stundenastrologie (Elektionen oder Wahl günstiger Stunden).

Die Stundenastrologie ist dasjenige Gebiet unserer Wissenschaft, das am meisten zu niederer Wahrsagerei mißbraucht wird. Das zugrunde liegende Prinzip ist dies: nicht nur jedes Lebewesen, auch jedes Ereignis hat eine »Nativität«. So kann man Horoskope stellen für die Grundsteinlegung eines Hauses, für den Augenblick, in dem eine Krankheit, eine Bekanntschaft begann, ein Gedanke, ein Plan, ein künstlerischer Stoff zum erstenmal ins Bewußtsein trat. Wer überhaupt an Astrologie glaubt, wird auch die Berechtigung solcher Stundenhoroskope anerkennen. Nun kann man aber auch das Horoskop stellen, um Antwort auf eine Frage zu bekommen, die man an das Schicksal richten möchte, und hier beginnt der Mißbrauch. Solche Betätigung verrät immer wieder den so häufigen Mangel an Distanz zu seelischen Dingen. Derartige in der Oberschicht der Psyche stets zum Überschreiten der Schwelle des Bewußtseins bereitliegende Fragen sind ganz belanglos. Nur eine wirklich aus der Tiefe zum erstenmal auftauchende Frage – mag sie an sich wichtig oder unwichtig sein – hat eine »Nativität«. Wenn man z. B. von einer entfernten Person lange nichts gehört hat, ohne sich deshalb Sorgen zu machen, und plötzlich überfällt einen die Angst, es könne ihr etwas zugestoßen sein, so ist dies, vorausgesetzt, daß man nicht überhaupt an Angstzuständen leidet, die dauernd müßige Fragen hervorbringen, möglicherweise ein Augenblick, über den ein Horoskop befriedigende Auskunft gibt.

In der Stundenastrologie bedeutet das I. Feld immer die Person oder den Gegenstand, um deren Schicksal es sich handelt. In einem Horoskop für eine Eheschließung oder eine Reise bezeichnet es also den Frager selbst. Wird wegen eines Gebäudes oder eines anderen Gegenstandes gefragt, so bezeichnet das I. Feld diese Sache. Die übrigen Felder haben dieselben Bedeutungen wie bei der Geburtsastrologie, also z. B. XI die Freunde, VII die Gegner und Partner usw.

Günstige Erfahrungen hat man z. B. mit Horoskopen gemacht für den Augenblick, in dem man den Verlust eines Gegenstandes oder das Verschwinden eines Kindes zuerst bemerkte. In solchen Fällen zeigt das I. Feld den verlorenen Gegenstand oder den verschwundenen Menschen an. Es handelt sich nun darum, festzustellen, wie und wo der Herr des I. Feldes steht; da man im Horoskop nördliche (unten!), südliche (oben!), östliche (links!) und westliche (rechts!) Felder unterscheidet, ergibt sich zunächst die Himmelsrichtung, wo zu suchen ist. Zeichen und Feld enthalten Hinweise über die Umgebung, wo der Gesuchte sich befindet. Steht der Signifikator in einem Wasserzeichen im Feld des Todes, so befindet sich der Mensch in Gefahr des Ertrinkens, steht der Herr im Feld der Freunde, so hat der Vermißte bei solchen Zuflucht gefunden. Alles dies ist prinzipiell sicher zutreffend, die Klippe aber ist auch hier wieder die Vieldeutigkeit. Zunächst: welches ist der Signifikator? Das I. Feld kann im Zeichen Wassermann oder Fische stehen, deren jedes zwei Herren hat, das erste Saturn und Uranus, das zweite Jupiter und Neptun. Es kann im letzten Grad eines Zeichens beginnen, so daß dieses zwar an der Spitze steht, das ganze Haus aber von dem folgenden Zeichen eingenommen wird, dessen Herr, resp. Herren also mit in Betracht kommen. Ferner kann ein Zeichen eingeschlossen sein (was andeuten könnte, das ein Mensch oder eine Sache mit Gewalt verborgen gehalten wird). Zudem stehen möglicherweise mehrere Planeten in demselben Feld, Welcher ist nun der Signifikator? Kurzum: die Beispiele der Lehrbücher sind fast immer sehr eindeutig und mögen daher auch stimmen, aber die Praxis führt stets in ein Labyrinth von Möglichkeiten. Diese Erfahrung wiederholt sich in allen Zweigen der Astrologie. Das klassische Lehrbuch über Stundenastrologie ist das von dem schon genannten englischen Astrologen Lily, der im sechzehnten Jahrhundert lebte. Es ist sehr selten geworden. Ich habe es einmal eine Woche lang leihweise zur Verfügung gehabt und es vorzüglich gefunden. Alle übrigen mir zu Gesicht gekommenen Lehrbücher der Stundenastrologie fand ich nahezu unbrauchbar. Sie befassen sich vielmehr mit Orakelfragen, z. B. ob man die Wohnung wechseln soll, als mit der Auswahl der Stunde, z. B. des Einziehens in die neue Wohnung. Meine eigenen Erfahrungen beziehen sich vorwiegend auf Reisen, für deren Beginn ich das Stundenhoroskop häufig gestellt habe. Alle diese ca. zwei Dutzend Reisen sind befriedigend verlaufen, aber die Felder für Reisen sind schon in meinem Radixhoroskop sehr günstig, so daß also die Stundenhoroskope nicht viel beweisen. Ferner hatte ich in den letzten Jahren viele Wohnungswechsel durchzumachen. Das deutet schon darauf hin, daß das IV. Feld (eigenes Heim) im Radixhoroskop irgendeine Schädigung haben muß. Zwar wird es bei mir von Venus, die selbst sehr gut steht, beherrscht, aber Mars ist darin. Beides bekomme ich immer wieder zu spüren. Beim Beziehen neuer Wohnungen stellte es sich heraus, daß in der in Frage kommenden Zeit ganz gute Stunden überhaupt nicht zu finden waren. Immer war etwas anderes schlecht, so daß ich mich also mit relativ günstigen Konstellationen begnügte. Jedenfalls ließ sich nachträglich immer herausfinden, daß alles Gute und Böse, was ich in einer Wohnung im Hinblick auf das häusliche Behagen erfuhr, im Horoskop verzeichnet stand. Ich habe diese Horoskope von Anfang an mehr aus experimentellen Gründen gestellt, um zu erfahren, ob sie stimmen, bin aber dann doch in eine gewisse Abhängigkeit davon geraten. Als ich dies merkte, gab ich die Stundenwahl auf, überließ mich vielmehr »meinen Sternen«, merkte mir aber doch entscheidende Augenblicke, in denen irgend etwas begann, und stellte dann nachträglich das Horoskop dafür, um zu sehen, ob es stimmte. Dabei ist es mir nicht schlechter gegangen. Im Gegenteil: ich erfuhr erst, welcher Vorteile ich mich bisher beraubt hatte durch mein voreiliges »corriger la fortune«. Ich hatte mich stets dem Einfluß der Wohltäter unterstellt und war den Uebeltätern aus dem Weg gegangen, statt gerade deren Hilfe zu gewinnen.

Ehe ich das näher erörtere, zunächst eine Erklärung, was unter Planetenstunden zu verstehen ist. Jede Stunde des Tages ist von einem bestimmten Planeten beherrscht, und zwar wechselt die Stundendauer, die nicht der bürgerlichen Stunde von 60 Minuten entspricht, je nach der Jahreszeit. Berechnungen kann man sich durch Benutzung von Tabellen ersparen, wie sie sich z. B. finden in dem Buch von Brandler-Pracht über »Tattwische und astrale Einflüsse« (Astrologischer Verlag W. Becker, Berlin-Steglitz). Die sehr einfache, aber langweilige Berechnung der Planetenstunden sei kurz erklärt: Man stelle auf die Minute Sonnenaufgang und Sonnenuntergang des Ortes fest, für den das Horoskop gestellt wird, und teile dann die Tageszeit und die Nachtzeit in je 12 gleiche Teile. Das sind die Planetenstunden, die natürlich im Sommer bei Tag lang, bei Nacht kurz sind, im Winter umgekehrt. Um die Zeit der beiden Tag- und Nachtgleichen werden sie einander an Länge immer ähnlicher; im Augenblick des Aequinoktiums selbst, also am 21. März und 24. September decken sie sich fast mit den 24 Stunden des bürgerlichen Tages. Die erste Planetenstunde, die also mit Sonnenaufgang beginnt, gehört demselben Planeten, der den Tag regiert, also Sonntags der Sonne, Montags dem Mond, Dienstag dem Mars, Mittwochs dem Merkur, Donnerstag dem Jupiter, Freitags der Venus, Samstag dem Saturn. Die Reihenfolge ist immer dieselbe, beginnend mit dem langsamsten Planeten, dem der Erde fernsten Saturn über Jupiter, Mars, Sonne, Venus, Merkur zu dem schnellsten Gestirn, dem der Erde nächsten Mond. Diese Reihenfolge ist nie unterbrochen, da die letzte Stunde vor Sonnenaufgang stets auf den Planeten fällt, der dem nächsten Tagesplaneten vorgeordnet ist. Ehe man nun einen Augenblick für ein Unternehmen wählt, überzeugt man sich, innerhalb welcher Stunde ein dafür geeigneter Planet herrscht. In der Zeit, da ich meine Versuche machte, wählte ich nun mit Vorliebe für den Einzug in eine neue Wohnung die Venusstunde, zumal Venus mein IV. Feld (Heim) beherrscht. Als ich nun zuletzt in die Wohnung einzog, die einem fünfjährigen Hotel- und Gasthausleben ein Ende setzte, tat ich es aufs Geratewohl, ohne die Sterne zu befragen. Das nachträglich für den Augenblick des ersten Betretens der neuen Wohnung gestellte Horoskop ergab nun, daß ich in der Stunde des sogenannten Uebeltäters Mars eingezogen war, in einem Augenblick, wo das Marszeichen Skorpion am Aszendenten stand. Niemals hätte ich mich bewußt zu einem solchen Augenblick entschlossen, aber er wurde mir zum Heil. Mars ist, wie oben gesagt, Kosignifikator für mein IV. Feld (Heim). In dem Einzugshoroskop nun ist er Herr, aber vorzüglich bestrahlt; er befindet sich in Konjunktion mit Merkur und Sonne, in Trigon zum Mond, der selber am Aszendenten steht und in Sextil zu Jupiter und Saturn an der Spitze des X. Feldes (äußere Verwirklichung). Das IV. Feld des Einzugshoroskops aber ist von Jupiter beherrscht, dem Kosignifikator meiner eigenen Person (im Radix im Aszendenten stehend), der gleichfalls gut bestrahlt ist. Das Glücksrad steht in Konjunktion mit dem Glücksrad des Radixhoroskops und zwar im IV. Feld des Einzugshoroskopes (Heim), während es sich im Radix auf der Spitze des IX. Feldes (höhere Erkenntnis) befindet. Kurzum, ich habe diesen Einzug unter dem freundlichen Beistand meines vermeintlichen Unglücksplaneten Mars vollzogen, während die mir von Haus aus freundliche Venus in dem Einzugshoroskop von ganz unerwarteter Seite ihren Segen spendete. Sie steht im VII. Feld (Partner, also hier Vermieter). In der Tat erwies sich die vermietende Person als ausgesprochener Venustypus. Der Venuseinfluß aber macht verträglich und liebenswürdig. Da Saturn mit dem Horoskopgebieter, Sonne, Mond und Jupiter in guten Aspekten stand, war der Zustand von längerer Dauer.

Noch ein Wort über die Planetenstunden. Es gibt Menschen, die sich einbilden, wenn man z. B. in einer Venusstunde, bei guten Aspekten der Venus mit dem Mond, Hasard spiele oder spekuliere, so müsse man Glück haben. Nichts dergleichen ist wahr. Auch hier wissen wir nicht mehr, als daß zwischen solchen Aspekten und Glück eine Beziehung besteht, aber damit sich etwas ereignet, sind noch mehrere Determinanten nötig, die wir nicht auswählen können und wahrscheinlich gar nicht alle kennen. Dagegen kann man, wenn man sich eine Tabelle der Planetenstunden angefertigt oder angeschafft hat, unschwer folgendes feststellen: Glückliche und unglückliche Ereignisse des Alltags, z. B. durch Briefe und Begegnungen bedingt, angenehme oder bedrückende Augenblicke in der Einsamkeit oder in Gesellschaft fallen regelmäßig in die Stunden, deren Planeten sie entsprechen. Ich kann also nicht eine angenehme weibliche Begegnung dadurch erzwingen, daß ich in einer Venusstunde es darauf anlege, aber hat eine solche Begegnung stattgefunden, so wird es nicht leicht die Saturnstunde gewesen sein. In der Saturnstunde beginnende gesellschaftliche Veranstaltungen verlaufen, wie ich oft festgestellt habe, fast immer langweilig. Sich in der Jupiterstunde versammelnde Menschen sind meist von heiterem Wohlwollen erfüllt. Marsstunden bringen zum mindesten Gereiztheit und Debatten. In diesen kleinen Alltagsangelegenheiten, die man sich aber doch nicht gerne verderben läßt, ist die Stundenauswahl sehr empfehlenswert. Natürlich hängt sehr viel vom Radixhoroskop ab. Wessen XI. Feld (Geselligkeit) z. B. von einem gutgestellten Saturn beherrscht wird, dem werden Saturnstunden ernste Gespräche mit wissenschaftlichen Freunden bringen, und wessen Venus schlecht steht, der wird in ihren Stunden leicht allerlei nachteilige Dinge im Revier der Venus treiben. Bei der sehr häufig gemachten, nachträglichen Feststellung der Planetenstunden bei Vorkommnissen des täglichen Lebens habe ich die Stundenastrologie ausnahmslos zutreffend gefunden.

In England and Frankreich, wo man wirklich sachgemäß bemüht ist, die Astrologie wissenschaftlich zu begründen, pflegt man bei großen Unglücksfällen den genauen Augenblick festzustellen und dafür das Horoskop zu errichten, ferner die Nativitäten von Betroffenen zu beschaffen. Das hat zu sehr lehrreichen Ergebnissen geführt. So hat die französische Zeitschrift »La Science Astrale« z. B. anläßlich der Brandkatastrophe am Boulevard Sebastopol im Februar 1904 die Horoskope von dort Verunglückten und Verwundeten untersucht. Sie alle haben die Aspekte, die seit dem Altertum für Zeichen gewaltsamen Todes gelten: beide Himmelslichter vom selben Uebeltäter verletzt, der Herr des Todeshauses selbst ein Uebeltäter oder ebenfalls von einem Uebeltäter verletzt. Die Horoskope der fünf Verunglückten sind in der Zeitschrift abgedruckt. Eine sechste Person rettete sich durch einen Sprung durch das Fenster des vierten Stockes und trug einige schwere Brandwunden und Verletzungen durch den Fall davon. Es war, als sei das ihr bestimmte Unheil durch eine schützende Macht abgewendet worden. In der Tat findet sich bei ihr im IV. Feld (Ende) die Konjunktion der beiden Uebeltäter Saturn (Erde) und Mars (Feuer), aber ganz nahe ist in stärkerer Stellung eine Konjunktion der zwei Wohltäter Venus und Jupiter. Die beiden Himmelslichter sind gut bestrahlt.

Noch interessanter ist der Fall des Unterganges der Titanic, den so viele als Auftakt des sich im Weltkrieg erfüllenden Schicksals empfunden haben. Der englische Astrologe Sepharial hat Horoskope aufgestellt für die Augenblicke des Stapellaufes der Titanic in Belfast und für den Beginn der Unglücksfahrt von Southampton aus. Diese Horoskope liegen mir vor, die Deutungen Sepharials sind mir leider unbekannt. Das Schiff verließ Belfast, wo es gebaut worden war, um 12 Uhr 42 mittags am 31. Mai 1911. Der Aszendent stand im Zeichen Jungfrau, so daß dessen Gebieter, Merkur, Herr des Horoskops ist. Er gibt auch tatsächlich sofort Auskunft darüber, worum es sich hier handelt, steht er doch im IX. Feld (größere Reisen) und zwar in Konjunktion mit dem Vater der Hindernisse: Saturn. Aus dem III. Feld erhalten beide eine Opposition durch Jupiter, der, rückläufig und im Marszeichen Skorpion, alle seine guten Gaben ins Gegenteil zu verwandeln pflegt. Der Mond, der in Stundenhoroskopen immer Kosignifikator ist steht im beweglichen Wasserzeichen Krebs (Schiffahrt) in Opposition zu Uranus, dem Vater der Katastrophen. Das IV. Feld (Ende) hat zum Herren den in diesem Horoskop durch den Skorpion unglücklichen Jupiter, der außer der Opposition zu Merkur und Saturn noch ein Quadrat mit Uranus zeigt. Das Feld des Todes aber ist von Mars beherrscht, im Wasserzeichen Fische (Ozean) sehr gefährlich, wenn auch so gut aspektiert durch Uranus, Neptun, Venus, Mond, daß seine vernichtende Wirkung zunächst noch gebunden war. Ein Jahr später, am 10. April 1912 mittags hat die Titanic die Todesfahrt angetreten. Horoskopgebieter ist in diesem Augenblick die Sonne. Sie steht erhöht im Widder im X. Feld (Stellung); das zeigt an, daß es sich um das Horoskop von etwas sehr Hervorragendem handelt. Die Titanic war eines der größten, glänzendsten – wenn ich nicht irre, damals sogar das größte Schiff der Welt. Wollte man sich nun eine Konstellation ausdenken, aus der mit Sicherheit das furchtbare Unglück zu ersehen wäre, so müßte man zunächst das XII. Feld beachten, das großes Unglück, Hinterhalt, geheime Feindschaft, Tragik bedeutet. Von hier müßte ein Unglücksplanet einen schlechten Aspekt auf die Sonne werfen, und da es einen Unglücksstifter gibt, der eine besondere Beziehung hat zum Ozean und zugleich die Gemüter der Menschen gleichsam narkotisch verblendet, nämlich Neptun, so könnte sich das Schicksal hier keinen geeigneteren Gesellen aussuchen, zumal wenn dieser gerade in einem Wasserzeichen stünde. Alles dies ist nun tatsächlich der Fall. Die erhöhte Sonne erhält eine scharfe Quadratur von Neptun im Wasserzeichen Krebs aus dem XII. Feld. Ferner hat sie eine Quadratur mit dem Mond, der in der öffentlichen Astrologie Volk, Publikum bedeutet. Der Mond steht im Steinbock vernichtet, im VI. Feld (Krankheit, Mißgeschick) in Opposition mit Neptun und deutet durch sein Quadrat zur Sonne den Gegensatz an zwischen den Reisenden und dem Kapitän, der gleichfalls durch die Sonne im Widder dargestellt wird. Sie hat eine Konjunktion mit Merkur, der auch von Neptun in Quadratur getroffen wird. Der Geist (Merkur) des vorwärtsstürmenden Kapitäns (der Widder ist ein bewegliches Marszeichen) wird durch Neptun derart verblendet, daß er an nichts als Schnelligkeit denkt und so unbeherrscht den elementaren Gewalten verfällt. »Wehe, wenn sie losgelassen!« Zwar erhält die Sonne einen günstigen Schein von Jupiter, aber er ist rückläufig und eingeschlossen, so daß seine beste Wirkung gehemmt ist. Jupiter zeigt immerhin an, daß die Motive des Kapitäns keine verbrecherischen waren, er steht in dem rücksichtslosen Schützen (Sport) und im V. Feld (Spiel, Spekulation, Vergnügen). Das Motiv des Kapitäns war, einen Schnelligkeitsrekord zu erreichen: das blaue Band des Ozeans wiederzugewinnen, das seit einiger Zeit aus englischem in deutschen Besitz übergegangen war. Das IV. Feld (Ende) wird von der Venus beherrscht, die im IX. Feld (große Reisen) in dem Ozeanzeichen Fische steht. Diese Stellung deutet das Ende des Schiffes auf einer Seereise an. Die Venus, empfängt ein Quadrat von Mars; aber auch ihre guten Gaben hat sie bis zum Schluß gespendet. Mit Neptun und Mond in günstigen Aspekten verursachte sie jene Sorglosigkeit (Neptun) der Passagiere (Mond), die sich bis ans Ende bei Musik und Tanz vergnügten. Das VIII. Feld steht im Zeichen Wassermann, das Saturn beherrscht und in dem Uranus stark wirkt. Uranus befindet sich in Konjunktion mit dem Mond, und die Sonne läuft auf eine Quadratur mit ihm zu: Tod für Kapitän und Passagiere.

Auch das Horoskop des Kapitäns Smith hat Sepharial aufgestellt. Im Todeshaus hat er den auf das Meer bezüglichen Unglücksstifter Neptun im Wasserzeichen Fische. Im Haus der großen Reisen befinden sich die beiden Unglücksstifter Saturn und Uranus (Katastrophen). Obendrein stehen Sonne und Mond in Opposition und zwar beide durch den vierten Unheilstifter Mars verunglimpft. Eine solche Konstellation allein macht einen unnatürlichen Tod verständlich. Von Direktionen sind folgende von Wichtigkeit: der progressive Uranus ging während des Unglücks über die Spitze des 10. Feldes (Beruf), die in derselben Woche von einer Sonnenfinsternis getroffen wurde (17. April). Der transitierende Uranus befand sich am Unglückstag genau in Opposition zum Radix-Mond und in Konjunktion mit der Radix-Sonne und löste so die Konstellation des unnatürlichen Todes durch eine unerwartete Katastrophe aus.

Ganz ähnlich ist das Horoskop eines der Mitreisenden, des bekannten Spiritisten W.T. Stead. Genau wie der Kapitän hat er den Neptun in den Fischen im Feld des Todes; auch hier wird der unnatürliche Tod angezeigt durch die Opposition von Sonne und Mond, die beide vom selben Uebeltäter verletzt werden, nämlich Saturn, der selbst im Haus der großen Reisen steht. Tödlicher Unfall auf einer Seefahrt wäre hier eindeutig vorauszusagen gewesen.

Dieselbe Stellung des Neptun im VIII. Feld (Tod) in Quadrat mit der Sonne findet sich außerdem noch in dem sogenannten Mundanhoroskop Englands für den Frühling 1912, und damit kommen wir zu der


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