Friedrich Schlögl
Skizzen
Friedrich Schlögl

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Fresser und Säufer

Es ist kein unappetitlicher Anblick, einen, der mit gesundem Appetit begnadet, ein hinteres Viertel Gansl mit vornehmer Gelassenheit und anatomisch richtig zerlegen, die saftigen, schön gebräunten Bissen mit graziös geschwungener Gabel zwischen die schwellenden Lippen führen und die Kauwerkzeuge in bedächtiger Ruhe und weihevoller Stimmung arbeiten zu sehen. Namentlich, wenn das fleischige Unterkinn von einer blendend weißen Serviette stilgemäß umrahmt ist. Aber es ist widerlich, bei einem heißhungerigen Nimmersatt den Zuschauer abgeben zu müssen und Zeuge zu sein, wie der Fraßwolf in blinder Gier binnen drei Minuten ein halbes Kilo Teilsames verschlingt und seine Augen nebenbei auf ein Bandel Knackwürste wirft, die sein Opfer in den nächsten fünf Minuten werden. Oft selbst mit Haut und Haar.

Und so ist es ohne Zweifel sogar anmutend und anregend und einladend, dem Beispiele zu folgen, wenn der Ästhetiker der Trinkkunst ein Glas schäumenden, prickelnden Schwechaters, oder einen hübsch geschaffenen Seitelstutzen, gefüllt mit eisfrischem perlendem Mailberger erhebt, das blitzende Farbenspiel mit sinnigem, gedankenvollem Behagen betrachtet, und in wohlüberlegten Pausen und gemessenen Zügen von der edlen Gottesgabe schlürft. Wohlgemerkt: schlürft und nicht, wie der Zyniker, plempert. Denn der ungestüme Bierschlemmer und der tropfnasse Weinzecher und die plumpe Kuh bei der Tränke trinken so ziemlich nach einer Form – ich habe keine der drei Erscheinungen je bezaubernd gefunden.

Und auch die Szene war eher häßlich als lustig, als unlängst in ein Vorortegärtchen zwei junge Männer stürmten, mit einem Monsterpaket belastet, das, im Nu seiner papierenen Hülle entledigt, als ein riesiger Lammsbraten sich erwies, der einer ausgehungerten Hyäne genügt hätte, und der von den zwei Wüterichen auch hyänenmäßig behandelt, nämlich förmlich zerrissen und in seinen Fleischfetzen verschlungen wurde. Dazu mehrere tüchtige Scherzl Brot (Reanken) und drei Liter Heurigen; alles in der kurzen Spanne Zeit, während eine Ballerine eine Tasse Schmankerl bei Demel löffelt und ein sie fixierender Attaché in Feuer und Flammen gerät.

Ein abscheuliches Bild. Das heißt, nicht jenes der versuchten ehrbaren Annäherung, sondern das der ungeschlachten Fresser. Ich mußte mich abwenden, damit mir gut bleibe, denn sie kramten auch noch einen Ziegel Schwarzenberger Käse aus und – als Reserve – ein Dutzend hartgesottener Eier. Und das Ganze war nur ein flüchtiger Jausenimbiß. Wünsche wohl gespeist zu haben! Nun, das alte deutsche Sprichwort lautet: »Ein Vielfraß wird nicht geboren, er wird erst erzogen«, und man kann's ja täglich und aller Orten sehen, was die lieben Kleinen hineinzupampfen haben, zum Gaudium der Herren Eltern, die ordentlich stolz darauf sind, was der Tausendsassa alles vertragen könne.

Die nächsten Folgen sind bekannt und nicht überraschend. Der zu abnormen Leistungen trainierte Magen des Freßkünstlers (das Gegenstück des liebenswürdigen Börneschen Eßkünstlers und des populären zierlichen Table d'hôte-Majors), wird immer Wunderbareres zustande bringen, bis er wie ein wohlkonditionierter Straußenmagen auch Kieselsteine zu vertragen versteht (in den dreißiger Jahren gab ein klapperdürrer Mann dieses Meisterstück der Verdauungskunst in Vorstadtwirtshäusern allabendlich zum besten), dennoch aber sich nie gesättigt fühlt. Man weiß, daß in den Militärerziehungshäusern mancher Novize, angeblich des Wachstums wegen, eine doppelte Brotportion zu fassen berechtigt ist, eine Übung, der er auch später, als vollkommen ausgewachsener Mann, nicht untreu wird und wobei er in seinen Forderungen auch ärztlicherseits unterstützt zu werden pflegt. Als noch Klampfl die »Stadt Belgrad« dirigierte, kam – es war anfangs der vierziger Jahre – allabendlich ein italienischer Grenadier, wenn er dienstfrei war, in die Gaststube und wartete auf seine Mäzene, wohlhabende Bürger, die ihm seinen speziellen Gusto befriedigen halfen, der darin bestand, sich an – Salzbretzen satt zu essen. Er requirierte immer den ganzen Vorrat und aß seine dreißig, mitunter seine sechsunddreißig Stück, aber satt war er, wie er feierlichst schwur, nie. Wer Baron Zedlitz, den gefeierten Dichter der »Totenkränze« und Metternichschen Leibschreiber, bei der »Mehlgrube« essen sah, bemerkte das Wort als Wahrwort bestätigt, daß ein leerer Sack nicht stehen könne. Und er füllte den offiziösen Wanst auch noch mit delikatesten Spezialitäten! Er fand übrigens auf dem vaterländischen Parnaß geübte Nachahmer (in forcierter Selbstfütterung), und ein paar in weitesten Kreisen zum Essen geladene Musenmänner sind stabile Figuren in der Tageschronik witziger Feuilletonisten geblieben. Auch Br. Stift  jun., der einstige Freiheitsapostel und spätere Betbruder und Spiritist, fraß wie ein vulgärer Drescher und benötigte fünf-, sechserlei Fleischportionen zum Mittagstische, den er nachmals in drei bis vier Lokale verlegte, um mit seinen Bravouren nicht an einem Orte den Kellnern Anlaß zu indiskretem Gespötte zu geben. Was konnte ferners jener geistvolle, vor einigen Jahren verstorbene Wiener Publizist vertragen, der, einmal bei Glaßbrenner zu Besuch, sich mit ehrlichstem Unwohlsein entschuldigte, und es als weiter nichts als wie ein Unpäßlichsein zu betrachten bat, weil er nur sechzig Austern, eine Schüssel Hummersalat und drei Platten sonstiger Zugaben zu essen vermochte. Wäre er gesund gewesen, hätte er schon »ordentlich mitgetan«. Und ein starker Esser war auch ein ebenfalls vor ein paar Jahren (in Armut) verstorbener genialer Charakterkomiker, der große Summen mit seinem ehernen Gebisse zermalmte, ganze Fechsungen und Ernten von Zuckererbsen verschlang, und abends, bis das Backhuhn fertig, als Entrée einen Lungenbraten (mit Erdäpfeln) und zum Dessert zwei Schweinskotelettes benötigte, immer aber noch bereit war, ein komplettes Spanferkel auf sich zu nehmen, wo die Saison (er schwärmte für Erstlinge) es gestattet hätte. Da ist ein beliebter Vereinsdilettant, der heute noch wirksam, nicht so wählerisch, er nimmt sieben Rostbraten und stochert sich nach dem letzten lächelnd die Zähne. Aber er gedeiht bei dieser Kost.

Das ist die Hauptsache. Als Kaiser Franz auf der Karolinentorbastei einst einen dickbäuchigen Bettler sah, sprach er ihn an und meinte, es müsse ihm doch nicht so schlecht gehen, weil er so wohl genährt aussehe. Worauf der Vagant gefaßt replizierte: »Aber, mein Gott, mir schlagt halt das bißl, was i krieg und was i hab, guat an; schaun S' Ihnen an, Majestät, Sö hobn do g'wiß Ihner Auskommen und können guat lebn und sein do so mager, als ob S' nur a Spitalsuppen z' essen hätten, d' Naturen sein nit gleich!« Und der leutselige Monarch nickte und sagte: »Das ist auch wieder wahr!«, schenkte einen Zwanziger dem Strolch, der sich mit dem stereotypen: »Vergelt's Gott tausend Mal, wer' fleißi beten!« entfernte und den Nächstfolgenden anbettelte. Daß der Fürst, der wahrlich sein Auskommen hatte, beispiellos mäßig lebte und gastronomische Extravaganzen und andere Schlemmereien nicht nur gründlich haßte, sondern seine gewohnte spartanische Diät bei keinen, selbst nicht den festlichsten Versuchungen, außer acht ließ, schien der drastische Kritiker nicht zu berücksichtigen.

Kaiser Franz trank all sein Lebtag auch nur Wasser, sein prächtiges Schönbrunner Wasser, das ihm sogar auf seinen Reisen nachgeführt werden mußte. Dagegen gibt es wieder Leute, die zeit ihres Lebens keinen Tropfen Wasser über ihre Lippen brachten, bei Wein und Bier und Schnaps aufwuchsen und dabei blieben bis an ihr seliges Ende, und mit dem Wasser überhaupt nur flüchtige Bekanntschaft machten, wenn sie sich zuweilen wuschen. Als ich einst einen Hausmeister in einer westlichen Vorstadt um ein Glas Wasser für meine Buben bat, er es mir brummend gab, und ich auch davon trank und – von einem tüchtigen Marsch etwas erschöpft – die Güte dieses herrlichen Nasses lobte, sah mich der Mann – ein Exdeutschmeister – mit großen Augen an, schüttelte verwundert sein Haupt und sagte im geringschätzigsten Tone: »Mögli, daß 's guat is... i trink kans... nie... i mag a Wasser nit in Stiefel, viel weniger in mein' Mag'n!« Das kernhafte Wort ging später in Volkesmund über und wurde variiert auch von Fürst derbdrolligst oft zitiert.

»Nur ka Wasser nit!« Dieser Ansicht war auch ein Mann gebildeteren Standes, der angeblich ein Arzt, aber es (Gott sei Dank!) nicht nötig hatte, es zu sein und der die meiste Zeit seines Lebens im Bierhause »Zum Winter« zubrachte, als noch der alte Obermayer – heute ein mehrfacher Millionär – selbsttätig zugriff und zutrug. Das ist wohl schon ein halb Jahrhundert, aber den »Bierkönig« vergesse ich doch nicht und sehe ihn im Geiste noch immer in der Ecke beim Fenster sitzen, mit dem aufgedunsenen Gesichte, dem blonden Vollbarte und den verglasten Augen. Der Mann trank täglich vor Tische siebzehn Halbe Märzen und kam nach Tisch wieder und trank bis spät abends oder vielmehr bis Mitternacht. Es war sein Stolz, darob angestaunt zu werden, und wenn er seinen Ehrennamen hörte und es sah, wie man mit Fingern nach ihm deutete, da blickte er vergnügt um sich. Er wurde endlich blöde und starb an der Wassersucht, in den schönsten Jahren.

Exzessive Fresser und Säufer gab's zu allen Zeiten und in allen Zonen, und was die klassischen Römer und Griechen und die edlen Ritter in Deutschlands diversen Gauen in diesem Punkte zu leisten vermochten, bringt der entnervte, vielfach geschwächte Nachwuchs gar nicht mehr zuwege. Trotz aller Mühe und Ausdauer und Anstrengung. Ich erzählte schon einmal von einem Wiener Gewerbsmanne, der zum Gabelfrühstück fünfundvierzig (freilich gespritzte) Pfiff Wein brauchte; wie ich nachmals erfuhr, kam das Unausweichliche über ihn, das Delirium tremens; er wurde an das Bett gegurtet, schrie, daß man es Häuser weit hörte, und soff – da er nichts anderes mehr erhaschen konnte – aus dem Gefäße, das unter dem Bette stand. Als er verendete, lebte seine Familie neu auf und besteht heute noch im gesicherten Wohlstande.

Der Matador unter allen Trinkern, die persönlich kennen zu lernen ich je selbst das Mißvergnügen hatte, war doch der Schuster Kern, ein kleines Männchen, das in den zwanziger Jahren auf der Mariahilferstraße im rückwärtigen Trakte eines Hauses wohnte, wo Taglangs Gasthaus war. Kern genoß in Wien das Renommée, einen Eimer Bier auf einen Sitz trinken zu können und produzierte dies, wenn ihm die Geschichte gezahlt wurde, mehrmals im Monate und selbst in der Woche. Er begann um neun Uhr früh und war um neun Uhr abend fertig. Das Bier wurde in Zweimaß-Zimenten vor ihn hingestellt, woraus er sich sein Krügelglas füllte. Und so kam auch eines Morgens ein lustiger Kauz in die Schänke, gefolgt von einigen Freunden, und erkundigte sich um den Schuster. Der aber saß schon da und trank. »Sind Sie der Herr Kern?« frug der Fremde. »Zu dienen!« war die Antwort. »Ist es wahr, daß Sie einen Eimer Bier auf einen Sitz zu trinken vermögen?« – »Wann's der Herr zahlt, mit Vergnügen!« – »Wieviel haben Sie heute schon getrunken?« – »Ich hab' m'r nur a Halbe hergebn lassen, weil i heut arbeiten soll, aber zum Biertrinken hab' i schon Zeit, die Arbeit lauft m'r nit davon!« – »Sind Sie heute aufgelegt zu einem Eimer?« – »Immer!« – »Wann glauben Sie fertig zu sein damit?« Der Schuster (nachrechnend): »Jetzt habn m'r a Viertelstund unnöti verplauscht, das Lackl da muß i a no austrinken... bis halber Zehne auf d' Nacht hab' i 'n g'liefert!« – »Gut; ich selbst habe keine Zeit, hier zu bleiben, um die Sache zu überwachen, aber meine zwei Freunde, die bei der Wette mitinteressiert sind, werden als Richter fungieren. Abends werde ich nachsehen, Herr Wirt, geben Sie Herrn Kern einen Eimer Bier, hier ist das Geld, und nun gute Verrichtung!« – »Schönsten Dank, schaffen S' ein anders Mal!«

Und Kern setzte sich in Positur, und die zwei Zensoren begaben sich an seine Seite und verbuchten jedes vertrunkene Quantum. Abends nach neun Uhr erschien der Spender und erkundigte sich, wie es gehe. »Gut! Is bald aus, schon die letzte Pitschen!« Und die Heldentat, bei der den zwei Zusehern verzweifelt zu Mute wurde, war um halb zehn Uhr glücklich verrichtet. Der Mann war genau und kannte sich.

Nun aber geschah das Unglaublichste. Kern stand auf, bedankte sich bei seinem Wohltäter, sagte jedoch zum Wirte: »Herr Taglang! Schauen S', was S' heut' schon wieder für a gut's G'schäft mit mir g'macht habn; in der Fruh hab' i m'r selber a Halbe kauft, ein' Eimer hat der Herr da zahlt – jetzt könnten S' do a Halbe umsonst draufgebn? Was?« Entsetzen ergriff alle Anwesenden, und fast tonlos erwiderte der Wirt: »Wann Sie's no trinken können, meintwegn!« – »Warum denn nit?« schrie Kern in lustigster Stimmung, »aber die trag' i m'r hintri zum Schlafengehn, und um die Meinigen muß i mi jo a wieder einmal umschaun! Allseits gute Nacht.« Und er ging mit dem gefüllten Halbglas aufrecht und festen Schrittes durch den langen Hof zu den Seinen, trank die Halbe allein und stieg ohne Beihilfe ins Bett. Als aber Kern, dessen Ruf nunmehr in gewissen Kreisen gesichert war, von einem Rudel Hetzbrüder für eine Reihe von Wetten förmlich engagiert wurde, da verließ ihn schon in der nächsten Woche sein Stern. Er wählte einen unglücklichen Tag, fühlte sich ohne rechten Stimulus und trank beinahe verdrossen. Da sank er urplötzlich – es war nach der einundzwanzigsten Maß – lautlos unter den Tisch und hatte aufgehört zu sein. Ein würdiges Ende!

»Ein schöner Tod!« rief einer, als sein Intimus bei einem Petersdorfer Ausflug in der Atmosphäre des Heurigen von der Bank fiel und ohne zu röcheln verschieden war. »Wenn mich unser Herrgott gern hat, laßt er mich auch so sterben!« sprach der Überlebende, trank den Rest des Weines, trocknete sich die Augen, die des Freundes wegen feucht geworden, und besorgte den Transport der Leiche. Und der liebe Herrgott hatte den anderen auch gern, er ließ ihn nach einem kurzen Jährchen in ähnlicher Weise sterben, leider nur in ähnlicher, denn es traf ihn vor der Wirtshaustüre der Schlag. Dieses nette Dioskurenpaar war aus zwei Wiener Patriziern gebildet, die sich vom Geschäfte zurückgezogen und ihre alten Tage in Ruhe genießen wollten. Beim Heurigen! Als ich dem bekannten Historiker und Moslervertilger Dr. Herbert Pernice, von welchem der liebliche Spruch existiert: »Der Mensch kann mitunter zuviel, aber nie genug trinken«, von dem letzterwähnten Säuferduo einst bei Streitberger erzählte und meine Glossen dazu machte, wurde er heftig und behauptete, es sei auch der schönste Tod, der rechte Trinker müsse, wie der Soldat auf dem Schlachtfelde, in der Weinstube sterben. Ich glaube, er selbst endete minder heldenhaft.

So gibt es denn allerlei Passionen und Leidenschaften, und man muß deshalb auch von jener Rasse sprechen, welcher der Bauch und die Gurgel die wichtigsten Faktoren in ihrem Erdendasein sind. Aber wir vertragen nicht mehr viel. Jene Heroen des Appetits, wie Dr. Spielmann, der täglich einen kompletten Speiszettel durchaß, und auf diese Art seine zwei Grabenhäuser veraß, oder der bekannte journalistische Badearzt, der beim »Lothringer« allabendlich siebenundzwanzig harte Eier gelassen verspeiste, gehören bereits zu den Raritäten. Kaum, daß es noch einer auf sechs Flaschen Heidsick bei Sacher oder auf vierzehn Viertel »Alten« bei Hannetschläger in Nußdorf, oder auf zwölf Krügel Schwechater beim Hirschen im Prater bringt. Und so sind auch, wie gesagt, die starken Esser weniger geworden, und die es noch sind, arbeiten lieber im Verborgenen und produzieren sich nur mehr selten coram populo. Man fängt an, sich zu genieren, und vielleicht ist dies just die richtige Medizin gegen die garstige Krankheit. Schaudert einmal einem vor sich selbst, ist er schon auf dem Wege der Besserung. So sah ich im Jahre 1868, nach Schluß des Schützenfestes, einen der lustigsten Heilungsversuche, den ein Fiaker (mit einem unaussprechlichen Spitznamen), der als »Mordfresser« notifiziert war, an sich selbst geübt. Es war beim berühmten »Musteressen«, und der fidele Kampel wettete, fünfundzwanzig Knödel (sein Leibgericht) ohne Muckser hinabzubringen. Doch schon nach dem vierundzwanzigsten hatte er genug, war des Spaßes überdrüssig, nahm den fünfundzwanzigsten Knödel zornig aus der Schüssel, haute ihn um die Erde und rief: »Gar is's! Mir graust! I zahl das ganze G'fraßt, weil i d' Wett' verlorn hab' und i tur's a mein Leben nimmer, weil's – a Schand is!« Und von Bravo hallt' die Gegend wider!

 


 


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