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Lichtgott in Landschaft

Er hat die Kelche unsrer aller Augen ausgetrunken
Nun, da Frühling kommt auf Füßen des Walds,
Da die Trift breit ergrünt, da Dörfer und Felder sich schmücken
Und die Düne, Demut, sich dehnt vor dem schönen strahlenden Gott.

Der hohhäuptig herkam, Scheitel und Krull gesalbt,
Weitaus als der Lichteste kenntlich über zerrem Gezücht,
So sicher in seidner Luft und vom Samt des Abends bemäntelt,
Daß er nicht hört, was ihn rief, was anhub ihn holen: das Meer.

So werden, eh noch zu End die Nacht taut, die Wasser
Wachsen; Damm an Damm reißt, jegliche
Brücke bricht. Und er muß sterben,
Stumpfern, dumpfern Tod als ein Tier, ein Ding.

Als wär zu deinen Zügen schlafen gangen
In Klarheit meiner Tage alles Licht,
Und mehr wie Frühling lieb ich dein Gesicht,
Das schwer sich aufschlägt, Augen blickbefangen,
Stirnbogen schmal erbaut, Kinn kindlich-schlicht,

Nicht minder Mond des Munds, Sternschmelz der Wangen
Das Schimmernde um Schläfen, ganz verhangen
Von Haarlast, fast ein zärtlicher Verzicht.

So mait dein Jahr, naht Sommer, waltet Milde
In deiner Umluft und durchsüßt, was fern
Die Zeit dir zureift – Beere, Korn und Kern;

Wein sonnt am Hang, Saat flutet und Gefilde,
Schon schattet Mohn dich an. Blick auf, das wilde
Geblüh behängt mit Traum dein Antlitz gern.


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