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Traum

Mit goldnen Bienen war dein Kleid bestickt. Ich sann,
Wieviele Süße sie an deine Glieder trügen,
Wieviel Musik ihr sickerndes Gesumm.
Du schwiegst. Es war ein Singen in den Simsen,
Als klängen alle Gläser noch einmal
So hell, wie wir sie einst in Lust geleert.
Ich war bei dir und in erregtem Stammeln
Ein Mund voll Gott, und dieses würgte mich:
Ich war bei dir und hatte nach dir Heimweh,
Dies Heimweh, das der ausgeweinte Himmel
Ins Fenster hing, das aus dem Duft der blassen,
Der überblühten Blust die Flucht befiehlt.

Der Mond ward feindlich. Blank vor Eifersucht.
Wie einer Frau, die abends Staat abtut, entglitt
Gewölk, das ihn zuvor verbarg. Er drohte,
Da lösten sich die vielverflochtnen Finger fremd.
Ich neigte tief mich, letzten Kuß und Träne trinken.
Ich schmückte deine Stirn mit einem Stern. Entlassen
Dann, ja entlastet, gingst du in die Nacht.

Ich blieb. O, daß ich blieb. Nun stumpft sich meine Stunde,
Wenn ich im Dunkelraum den Hänfling pfeifen lehre...
Ich send ihn früh dir nach als einen Gruß.


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