Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

IV. Briefe aus Mainz

1792-1793

»Das rohte Jacobiner Käppchen, das Sie mir aufsezen, werf ich ihnen an den Kopf ... Für das Glück der kaiserl. und königlichen Waffen wird freylich nicht gebetet – die Despotie wird verabscheut, aber nicht alle Aristokraten – kurz es herrscht eine reife edle Unpartheylichkeit...«

*

32. An Luise Gotter

Mainz 20. Aprill [17]92

Dies ist ein Supplement zu dem Brief an Wilhelmine, den ich eben endigte, weil der Bogen aus war – oder jener eines zu diesem – wie Du wilst – laß Dichs nur nicht irren, daß ich, wie ich eben sah, verkehrt angefangen habe – es können doch gute Sachen darauf stehn. – Mirabeau hat in seinem Kerker die göttlichsten Dinge auf Stückchen Papier geschrieben, die er von gedruckten Büchern abriß – erwart aber nur ja nichts dergleichen – im Verhältniß, als meine Anstalten beßer sind, werden die Sachen schlechter seyn. Dir liegt auch nur dran zu wißen, wie es der Frau Eigensinn ergeht, die bey Deinem Mann den Spottnahmen der Kalten bey einer Gelegenheit davon getragen hat, die eben nicht von ihrer Kälte zeugte. Im Grund hält er mich doch für eine Schwärmerinn – nicht wahr? – und Du liebes gutes Weib dazu? Schwärmerey nimt so viel Gestalten an, daß ich die Kühle meiner Ueberlegungen, nicht dagegen anzuführen wage – aber was ist übles dabey, wenn sie sich so menschlich, ohne irgend ein auffallendes Schild auszuhängen, vielmehr im Schleyer der stillsten Gewöhnlichkeit mit der Wirklichkeit vermählt? Dann ist doch diese Schwärmerey nur die eigenthümliche, höchstens in etwas abweichende Natur des Menschen. Ich bin nun hier seit 8 Wochen, und habe recht – es ist viel, das zum Anfang eines Aufenthalts an einen ganz fremden Ort zu sagen, wo man sich unmöglich schon seine ganze Existenz gemacht haben kan. Auch fühl ich, das ichs noch nicht habe, und mehr Beschäftigung mir gut thun würde. Die Zeit wird mehr Mannichfaltigkeit in meine Art zu seyn bringen, weil sie Bande anknüpfen wird. Kein Augenblick geht leer vorüber – meine Theilnehmung an Forsters Haus, Fleiß, Lecktüre und das Kind – das ist schon sehr viel – aber ich war so gewohnt für mehrere zu sorgen, in mehreren zu genießen! Halt das nicht für Unzufriedenheit – sieh es nur als einen Beweis an, daß weit davon entfernt, daß das neue meiner Lage mich blenden sollte, ich ihre Mängel sehe – aber sie sind nothwendig, sind geringer als die schweren Uebel der vorigen, und von einer Art, daß jeder Gegenstand, der sich der unruhigen Thätigkeit darbietet – jede einzelne Freude und Arbeit sie hebt. – Den Frühling hab ich schon in den schönsten Spazierfahrten und Gängen genoßen – er ist aber ja wieder auf eine Weile verschwunden. An meiner Kleinen hab ich mehr Freude wie jemals. Kurz, ich kan Dir sagen, es ist alles wie ich erwartete. Wir können noch sehr lebhafte Sceenen herbekommen, wenn der Krieg ausbrechen sollte – ich ginge ums Leben nicht von hier – denk nur, wenn ich meinen Enkeln erzähle, wie ich eine Belagerung erlebt habe, wie man einen alten geistlichen Herrn die lange Nase abgeschnitten und die Demokraten sie auf öffentlichen Markt gebraten haben – wir sind doch in einem höchst interreßanten politischen Zeitpunkt, und das giebt mir außer den klugen Sachen, die ich Abends beym Theetisch höre, gewaltig viel zu denken, wenn ich allein, in meinen recht hübschen Zimmerchen in dem engen Gäßchen sitze, und Halstücher ausnähe, wie ich eben thue. In meiner Nachbarschaft wohnen eine Menge Franzosen – man hört und sieht das Volk allenthalben – die Männer sind im Durchschnitt schöner wie die Teutschen, haben ein spirituellers Ansehn, und derselbe Grad von Verdorbenheit hat nicht so den Charakter von stumpfer schlaffer Abgelebtheit – unter den Weibern sah ich noch keine, die halb so liebenswürdig und einfach gewesen war, als meine französische Bekante Mad de Liocon in Gött[ingen], das einzige nebst ihrem kleinen Zirkel, was ich dort regrettirte. – Die Leute machens hier theuer – für Familien wenigstens – bey meiner Einrichtung fühl ich wenig davon – mein Logis ist auch wohlfeil, die sonst jezt, nebst Handwerkern, die für Ameublement arbeiten, sehr hoch im Preis stehn – nebst der Wäsche, Holz und allen Lebensmitteln außer Brod und Fleisch.

Gelesen hab ich schon viel, und was mehr ist, viel Gutes. –

Kent Ihr Mirabeaus Briefe, aus dem Kerker an seine Geliebte geschrieben? ich glaube, Reichard übersezt sie – unter uns, wie will das der kraftlose Mensch anfangen den Aeußerungen des Kraftvollsten Sprache zu geben? oder die in eine andre zu übertragen, die im Original, so unaufhaltsam aus der Quelle strömend, zu der Seele, zu dem Herzen, zu den Sinnen redet. Liebe Madam Luise, Du köntest doch auch dergleichen lesen, wenn Du Deine Kleinen, die Dir im Schauspielerakzent vorgelärmt haben, zu Bett geschickt hast – aber ich weiß dann wirst Du müde, und forderst im Schlaf Ketterchen das Gänsebein ab – um es mir mit auf den Weg zu geben – denn Du Gute sorgst für Deine nahen Freunde und bekümmerst Dich nicht um einen häßlichen Böswicht, wie der außerordentliche Mirabeau war, der für tausend andre ehrliche Leute noch Tugenden, Talente und Kräfte übrig hatte, und zu viel wahren Geist um im Ernst ein Bösewicht zu seyn, wie mans aus einzelnen Zügen schließen möchte. Häßlich mag er gewesen seyn, das sagt er selbst oft in den Briefen doch hat ihn Sophie geliebt, denn Weiber lieben gewiß nicht vom Mann die Schönheit – und doch imponirte der häßliche Mann auch durch sein Aueßres der aufrührerischen Menge, nachdem er einige Stunden Toilette gemacht hatte, ehe er in die Nationalversammlung ging. Aber er soll mir hier nicht allen Plaz wegnehmen – der groß Cophta muß noch den seinigen haben, und der muß recht weit und breit seyn, denn es ist die Art leerer Helden, vielen einzunehmen. Ich bitte Dich, wie komt er Euch denn vor? Forster bekam ihn am ersten Aprill von Göthe geschickt, und that einen Sprung vom Stuhl auf, als wäre sein Heiland gekommen – denn wer würde da nichts Gutes erwarten, sey es auch in der simpelsten unscheinbarsten Einkleidung – aber diese da – diese so ganz unbedeutende Behandlung, wo beynah muthwillig alle benuzbaren Situationen weggeworfen sind – ein bloßes Gelegenheitsstück – mich deucht, es kan nur auf die Wirkung thun, auf welche Cagliostro selbst Wirkung gehabt hätte, als der plumpe Betrüger, wie er hier erscheint – und das ist ja wohl eine Art von Lob für das Stück. Göthe ist ein übermüthiger Mensch, der sich aus dem Publikum nichts macht, und ihm giebt was ihm bequem ist. Schreib mir doch ja, ob es ein andres Urtheil über die Sache giebt. In der Vorstellung nahm sichs, mit Hülfe der aegyptischen Loge, wohl beßer aus. – Emilie Berlepsch hat ein ungeheures Unwesen mit Vorlesen in Göttingen getrieben – sie hat unter den jungen Herren dazu geworben, denn sie lasen Schauspiele und die Rollen wurden vertheilt – und hat die alten gelahrten Herren mit aristokratischen Zauberkünsten gezwungen von 5 – 12 Uhr Don Carlos anzuhören, bey welcher Gelegenheit sie seine Existenz erfahren haben. Ich war nicht dabey, denn ich war keinesweges artig gegen Emilien gewesen, und hatte mich nur gegen sie betragen wie gegen eine gewöhnliche Dame von Stande – dafür hat man mich – in Betracht unsrer ehemaligen Bekantschaft – schmälich hindangesezt. Die Franzosen fanden sie mit ihrer Elisabethstracht aus dem Carlos – auf dem Ball – horrible! Du weißt, daß Spanische Tracht und Modestie viel erlaubt, was unsere Halstücher Sucht verbietet – sie hat mit einem Feuer getanzt, das ihren Sohn, den lieben Jüngling, beschämte. Man schreibt mir eben aus Hannover, daß ein sehr naiver Junge in großer Gesellschaft folgendermaßen das Wort an sie gerichtet hat – gnädige Frau, Sie sind doch Liebhaberin von solchen Neuigkeiten – nun von welchen? – man sagt – Sie hätten den 2ten Theil des Donamar hier supprimirt. – Man behauptet nehmlich, die Laurette im D., der im 2ten Theil noch unter die unreifen Anlagen des ersten hinabgesunken ist, sey eine Copie von ihr, die der alberne Boutterweck im Grimm aufgestellt habe – Du kanst Dir die Wuth vorstellen. – Sie ließt jezt Medea, in Hannover vor einem auserwählten Auditorium – Klingers Medea nehmlich, die sie in Göttingen vor einem sehr gemischten profanirt hat, wo einer von den Herren anmerkte – Medea hätte den Jason doch recht unter dem Pantoffel gehabt – wie das alles einem gesunden Sinn wiedersteht.

In unserm Haus in Göttingen hängt der Himmel voll Hochzeits Geigen – der Alte ist entzückt von der Schwiegertochter, und der junge ist noch des Sinnes sie zur Frau zu haben, welches nach der Messe unwiederruflich gemacht werden wird. Nun, Ihr Götter, seyd gepriesen – und schickt für Louischen auch einen – der zur Bravheit nichts fehlt, als eines braven Mannes Frau zu seyn.

Die schönen Geister haben ein großes Skandal gegeben – Bürger steht vor der Welt zur Schau mit seiner Musenallmanachs Liebschaft, und hat sich mit Boutterweck gezankt, weil die Briefe an seine Frau unter deßen Couvert gingen – es sind auch edle Thaten. Wo die Dame ist, weiß niemand. – Habt Ihr von Meyer nichts gehört, der so richtig dem guten Bürger sein Schicksaal prophezeihte? Voß in Berlin kündigte Forstern Darstellungen aus Italien an von Meyer – er dachte der närrische Mensch hätte sich endlich zum Schreiben begeben – da kam das Buch in der elegantesten Form von der Welt statt eines abgeschabten Rockes, wie der Verfaßer voraussezen ließ – und war von Meyer in Hamburg, von meinem lieben Schwager. O Jemine! – ich bin dabey es zu lesen und zu loben – was mir so trocken abgeht, wenn der Geist mich nicht treibt. Adieu, bestes liebes Weib – für Dich sagt mir der Geist viel. Vergiß mich nicht und denke darauf, wie Du die Ufer des Rheines einmal begrüßen kanst – sie werden Dir Deinen Gruß lebendig zurückgeben, denn Deine alte Freundinn steht an der Brücke.

*

33. An Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer

Mainz d. 29. Juli [17]92.

Mit herzlichem Verlangen hab ich auf ein Lebenszeichen von Ihnen gewartet, und bekomme einen ungeduldigen kleinen Zettel, aus dem ich mir nichts zu nehmen weiß, als was ich nicht gern will. Ich habe Ihnen gleich antworten wollen, und es geschieht erst heute. Trauen Sie dem Anschein von Vergeßenheit nicht – man muß keinem – gar keinem Anschein trauen, lieber Meyer. Ich habe sehr oft an Sie gedacht, mich viel um Sie bekümmert – was thut es, daß Sie es nicht wißen, und es Ihnen nicht hilft? Mir selbst ist doch die Theilnehmung werth, die ich für Sie habe. Helfen sich Menschen überhaupt noch, die sich bis auf einen gewißen Punkt isolirt haben, so ist es nur durch eine gute Stunde, die sie sich durch eine freundschaftliche Unterhaltung machen – und das Vergnügen ist in der Abwesenheit so unvollkommen. Darum schwieg ich wohl, wenn ich gern geschrieben hätte – allein immer schweigen ist auch Thorheit.

Ich könte Ihnen sagen – wir haben viel an Sie gedacht – Sie wißen vielleicht schon, daß Amalie hier war, und das waren recht sehr vergnügte Tage, von denen nur der lezte, durch den plötzlichen Tod von Theresens jüngstem Kind, einem Jungen, getrübt wurde, und uns allen Thränen gekostet hat. Amalie wird für sich selbst reden – sie sagte mir, daß sies bald thun wollte – ich habe die liebe Frau diesmal mehr wie in Gotha gesehen, und mich ihrer erfreut. Die Zusammenkunft des Deutschen Reichs hat so auch für uns zum Fest werden müßen – ohngeachtet es für unsern bürgerlichen Sinn eben keins seyn konte. Zuweilen dacht ich, Sie müßten bey der Ueberschwemmung von Fremden mit herbeyschwimmen – ich hätte Ihnen die Hand gereicht, und Sie heimlich in mein Haus geführt – aber ich habe nichts gesehn, das Ihnen ähnlich war. Wie Sie aussehn, errinre ich mich recht gut, so dick Sie auch geworden seyn mögen, wovon freylich viel verlautet. Ich werde hier auch stark, weil ich mich nicht ärgern und zanken darf, und zwischen dem 30 und 40sten Jahr hoff ich zu dem Rang einer holländischen Schönheit herangewachsen zu seyn. Ein Ingredienz von meinem Wohlseyn haben Sie mit diesem Geständniß – an häuslicher Ruhe fehlt mirs, in meinen einsamen kleinen Zimmern, mit meinem guten Mädchen, nicht. An mütterlichen Freuden auch nicht, denn sie verspricht ein liebes Geschöpf zu werden, das ich durch meine Behandlung gewiß nicht um seine Glückseeligkeit bringe. Man kan sich keine arglosere, neidlosere, frölichere Seele denken. Jedermann hat sie lieb – Therese zieht sie oft ihrer Kleinen vor, die durch Kränklichkeit verstimmt und schlaff geworden ist – Forstern nennt sie Väterchen – und er nimt sich ihrer recht väterlich an. Sie wird unter so viel beßern Eindrücken auferzogen, als es bisher in meiner Gewalt stand ihr zu geben – bey mir lernt sie, wie man sich allein beschäftigen, und wie viel man entbehren kan – und dort ist sie im Schooß einer Familie, und lernt Achtung gegen Menschen – Achtung gegen Männer fühlen. Es wird ihr bey den glücklichen Anlagen also nicht an weiblichen Tugenden fehlen – und um ihrentwillen allein könte mich der Entschluß hierher zu gehn schon nicht gereun. Meine Mutterpflicht war mein Leitfaden, seit meine Kinder keinen Vater mehr hatten wenn dies Band riße, so würd ich einen ganz andern Weg gehn – ich müste viele andere wieder anknüpfen, wozu ich bisher die Lust nicht hatte – und wohl auch die Fähigkeit bald verlieren könte – Gott gebe, daß es nicht reißt. – Wie es mir weiter geht? – Von dem vorigen Ungemach ist jede Spur verschwunden, sogar die Errinnerung – ich weiß kaum mehr, daß es so wunderliche verdrehte Menschen gab, als ich vorzüglich in meiner lezten Situation kennen gelernt habe. – Die, die ich jezt sehe, sind gut, in mehr wie gewöhnlichem Grade, gewähren meinem Kopf mehr Nahrung als – er bedarf – oder eigentlich mehr als er ihnen wieder geben kan, und erleichtern meine Lage durch alle Dienstleistungen der Freundschaft. Sie genießen ihr Leben, in dieser schönen Gegend – sie arbeiten und gehn spazieren und ich theile das alles mit ihnen, jeden Abend bin ich dort um Thee mit ihnen zu trinken, die interreßantesten Zeitungen zu lesen, die seit Anbeginn der Welt erschienen sind – raisonniren zu hören, selbst ein bischen zu schwazen – Fremde zu sehn u.s.w. Außer Forsters hab ich gar keinen Umgang. – Darinn hab ich vielleicht unrecht – aber ich mag keinen andern. F. ist mein Freund, wie Sie mirs voraussagten – ich erkenne alle seine Schwächen, und kan die nicht von mir werfen, ihm gut zu seyn – ich thue alles, was ihm Freude machen kan. Im Anfang drückte es mich, mich theilen zu sollen, zwischen der Neigung für ihn und meinem Gefühl für Therese, aber, nachdem ich klar eingesehen habe, daß alles grade so seyn muß, wie es ist, und nicht anders seyn kan, vereinige ich es recht gut, und bin gegen keinen mehr ungerecht. Zwar gegen Th. würde ich es nie seyn – ob ich gleich noch immer behaupte, daß sie mich nicht liebt – mich deucht, darinn hat sie unrecht – sie kan es in mehreren Dingen haben – aber Sie, mein bester Freund, haben doch auch nicht recht, und es ist vieles anders, als Sie es sich vorstellen. Ich habe nicht den Eifer Sie bekehren zu wollen, aber die Genugthuung bin ich ihr schuldig, zu sagen, daß ich es nicht so finde, wie Sie mich fürchten ließen – und ich schreibe nicht in den ersten vier Wochen. Mag die Welt sprechen! Kan das Meyern ein Beweis seyn, der gewiß schon der Fälle mehr erlebt hat, wo sie nie den rechten Fleck traf. – Theresens Gesundheit ist sehr gut – Forster seine würde es auch seyn, wenn er nicht so viel arbeiten müste – und mehr arbeiten könte. Ich habe mit ihm mehreremal von Ihnen gesprochen – wie ich denke – selbst darüber, wo ich Sie absolviren sollte – er ist ohngefähr meiner Meinung. Amalie, er und ich haben bey Tisch wieder unsers Wanderers Gesundheit getrunken. – Sehn Sie – Sie sind nicht vergeßen, und möge das Ihr hartes Herz erweichen.

Voß hat Forster geschrieben, daß Sie in Berlin sehr gute Connektionen haben durch Itzig, der mit Bischofswerder verbunden ist. Wie komt es denn, daß nichts glückt – mein stolzer Herr, Sie machen wohl keine Versuche – Sie ärgern wohl die Leute – und betrüben so Ihre Freunde, die nichts sehnlicher wünschen, als ein Joch über Ihren Nacken zu sehn, weil doch wahrlich ohne solch ein Joch noch weniger Gedeihn auf der Erde ist – wenn man nicht die Kunst des glücklichen Selims versteht, jedes Sümmchen um die Summe zu verdoppeln. Sie sind sorgenlos? – Können Sie es denn seyn – dann meinetwegen! Sind Sie vielleicht zu ehrlich – zu gottlos – für die jezigen Zeitläufte – à propos wer hat die Predigt in der Berliner Monatsschrift gemacht? Die war recht gut.

Ihre Uebersezung ist mir noch nicht vorgekommen – so viel ich auch lese. Sie wißen nicht, warum Sie Ihre Gedichte herausgeben? Ich denke, das Publikum wird so wenig fragen warum? wie ich gesonnen bin es zu thun, denn ich werde eine recht hübsche Ursache dafür finden.

Der 2te Theil von Forsters Ansichten ist beßer wie der erste – wandelt nicht so sehr auf Cothurnen – und unterrichtet. Mitunter schreibt er doch allerliebste Dinge.

Mir thät es auch Noth zu übersezen ums tägliche Brod aber es ist noch nicht so weit gediehn, troz einiger Versuche. Sie glauben nicht, mit welcher Geduld ich alle solche fehlgeschlagne Plane ertrage, und fest auf die göttliche Vorsehung traue. – Alles schlägt mir fehl. – Wenn der Nebucadnezar nicht wäre, so könt ich jezt recht glücklich seyn. Sie sollen sehn, ich werde es niemals werden. Ist das nun wohl meine Schuld? Und dennoch zürnt meine milde Seele nicht mit dem Schicksaal – und trachtet nur darnach, sich auch das härteste zu versüßen. Es ist doch nicht zu läugnen, daß mir vieles fehlt – und wenn ich es tief im Herzen fühle, klag ich mich wohl am Ende darüber an. Nichts verzeih ich mir weniger als nicht froh zu seyn – auch kan der Augenblick niemals kommen, wo ich nicht eine Freude, die sich mir darbietet, herzlich genießen sollte. Das ist mir natürlich – das wird immer meine Unruhe dämpfen, meine Wünsche zum schweigen bringen und wenn es auch lange noch keine Gleichmüthigkeit wird, so kan ich doch nie unterliegen. Ich habe mich nun einmal so fest überzeugt, daß aller Mangel, alle Unruhe aus uns selbst entspringen – wenn Du nicht haben kanst was Du wünschest, so schaff Dir etwas anders – und wenn Du das nicht kanst, so klage nicht – nicht aus Dehmuth, aus Stolz ersticke alle Klage. Die Moral hab ich mir nicht der Strenge wegen erfunden, ich konte aber nie mit einer andern fertig werden. Vom Geschick hab ich nichts gefordert, und bin ihm noch nichts schuldig geworden, als was es nicht versagen konte. Laßen Sie mich davon abbrechen.

Unser väterliches Haus in Göttingen ist verkauft, und ich habe dort nun keine Heymath mehr – mags auch nicht wiedersehn. Lotte hat mir eben einen Brief voll Glückseeligkeit geschrieben – Gott gebe, daß sie dauert – ich verzweifle nicht ganz daran. Meine Mutter ist mit ihrer jüngsten Tochter auf eine Zeitlang nach Hamburg und Lüneburg gegangen – mein jüngster Bruder ist auf Reisen.

Der arme Bürger schreibt mir zuweilen und hat doch wieder so viel Kräfte gewonnen, eine Arbeit zu vollenden, die er längst unternommen hatte – die Uebersezung von Popens Eloise. Er schickte mirs durch Wächter (Veit Weber) und wolte strenge Critik, die ihm geworden ist – Eloise war ein paarmal Bürger geworden. Veit Weber kante Sie – ich sah ihn nur kurze Zeit. Um Boutterweks Infamien wußte ich wohl es giebt keinen jämmerlichern Menschen. Ich habe Louisen von ihm errettet, mit der er ein Spiel einfädeln wollte – seine Briefe waren wie aus einem schlechten Roman von einem Studenten. Er haßt mich bitterlich, und versichert den Leuten, daß ich meiner Schwester eine herrliche Parthie an ihm verdorben habe. Sie brauchen ihn nur gesehn zu haben, um zu wißen, ob das wahr ist.

Jezt sind Sie wohl mit deutscher Litteratur wieder vollkommen vertraut? Es giebt einen August Lafontaine, der deutsche Erzählungen schreibt, wie wir sie noch nicht haben – er ist Feldprediger, sagt man, und jezt in unsrer Nähe – Gott schüz ihn! – im Fall die Franzosen sich wehren, worüber man hohe Wetten eingeht. Göthens Gros-Cophta ist im Schlafe gemacht – sein Genius hat wenigstens nicht Wache dabey gehalten.

Daß der gute Herder so krank und jezt im Spaa ist, wißen Sie doch? Sie werden wohl alles wißen, da Sie alle Welt kennen.

Lieber Meyer – ich bitte Sie, schreiben Sie mir gleich. Sie müßens thun, weil ich so lange gewartet – wolten Sie eben so lange warten, so würde die Lücke zu groß. – Schreiben Sie unter Forsters Adreße, so geht der Brief frei – oder unter einer diplomatischen, als an Legatsecretär Huber, oder Legats. Müller, denn der kleine Ludwig Müller ist solch Ding geworden, und kam ein paar Tage nach mir an. Im Fall Sie einmal hier durchgehn, steht hier meine unmittelbare Adreße – im Reidtischen Hause in der Welschen Nonnen Gaße. Wenn ich die Freude hätte, daß Sie Gebrauch davon machten! Sagen Sie mir, ob ich gar nicht drauf rechnen kan.

Lauers aus Gotha waren auch hier – alle die Leutchen gingen nach Coblenz mit Forster – Therese blieb des Kindes wegen, das sie stillte, zurück. Den Tag nach Forsters Zurückkunft starb es.

Leben Sie wohl. Tatter grüßt Sie, das weiß ich gewiß. Ich wünsche Ihnen tausend Gutes – das weiß ich noch gewißer.

C. B.

*

34. An Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer

[Mainz] d. 12. August [17]92

Hier saß ich um zu schreiben, ich weiß nicht mehr an wen – Forster schickt mir noch spät Ihren Brief, und nun ists mir nicht möglich für jemand anders die Feder zu rühren, wie für Sie – auch freu ich mich, daß ich dazu Gelegenheit finde – es ist das einzige, was mich diesen Abend beschäftigen kan. Ich bin sehr unruhig, Auguste hat mich gequält zu wißen, was mir ist, und ich hab es ihr anvertraut – sie will es nicht wichtig finden – vielleicht verstehen Sie sich beßer darauf. Nicht ob ich den Mann sehn werde oder nicht morgen oder übermorgen – den Mann, der mir sehr lieb ist – sondern ob er so unnatürlich, so unmenschlich und wunderbar seyn kan, sich und mir die Freude zu versagen, die er haben und geben könte – weil sie nur im Fluge genoßen werden kan – das möcht ich wißen. In diesem Fall fühle ich die Abhängigkeit, die das Herz auferlegt, mit einer solchen Gewalt, daß ich den rebellischen Gedanken, ja den Wunsch haben könte, mich ihr zu entziehn – denn es ist nicht das erstemal, daß sie mich martert. Wenn dies nicht eintrift, so würd ich mich vor meiner Freude fürchten, allein nicht lange – die Gewißheit, glücklich seyn zu dürfen, würde mich bald zur Sanftmuth zurückbringen. Hier haben Sie die Erklärung dieser Worte, die ich Ihnen zwar nicht bey kaltem Blut sage, aber sie gesagt zu haben nicht bereuen kan: Friedrich August macht die Ronde der Bäder, die in unsrer Nachbarschaft liegen – er hat lange gewünscht Tatter bey sich zu haben, statt der Mistgabeln, die als Hofschranzen bey ihm dienen – ein Zufall hat das jezt möglich gemacht. Tatter ist vor ein paar Tagen von Hannover abgereißt. Der Prinz war in Ems – der eigentliche Weg geht nicht über Mainz, und der eigensinnige T. geht immer den graden Weg. Wird er sich besinnen – wird ihm unser freundlicherer Himmel beßere Anschläge einflößen – werd ich ihn morgen sehn – oder die Ungeduld über solche Thorheit mich mit ihm entzwein?

Sehn werd ich ihn gewiß – seit gestern ist der Prinz in Schwalbach – aber diese Freude, die das erste glückliche Ereigniß für uns ist, muß er sie mir verbittern? Ich habe leider in solchen Dingen, die nicht von der strengsten Nothwendigkeit befohlen werden, und in denen ich nicht selbst thätig werden kan, eine Heftigkeit, von der meine stille Außenseite nichts sagt. Wie oft hat er mich schon gegen meine Ueberzeugung nachgeben machen – wenn sie nun einmal stärker würde, als mein Wille sie zu beugen – wenn das Unrecht nun so offenbar wäre, daß ich ihn verdammen müßte? Das ist der Augenblick, gegen den sich meine ganze Seele sträubt. Lieber Meyer, ich würde mich betrüben, wenn Sie dies Gefühl für die Spannung der nächsten Erwartung, oder wenn Sie mich überhaupt für überspannt hielten. Ich kan es nicht anders sehen, nicht anders seyn. Wenn eine Empfindung zu quälend wird, wenn der Schmerz nicht mehr süß ist – ists nicht natürlich, daß man sich loszureißen strebt? Aber wenn dieser Sieg das Herz von dieser Seite nun für immer verödet, ist es dann nicht schrecklich? Ich hätte dann nur noch mein Kind, und würde es nicht ohne Angst anblicken können – meine Sorge und Liebe würden von ihrer Entschloßenheit verlieren. – Meine Lage giebt mir nicht die wohlthätige Zerstreuung nüzlich für andre seyn zu können. Begreifen Sie mich nun wohl? Ich habe manches überwunden – nicht aus Stärke – sondern weil ich aus dem Leid noch Freude schöpfen konte – ich schied von dem Gegenstand einer in meinem Leben gewiß einzigen Anhänglichkeit und vergaß den Abschied über ihr ich fügte mich in Verhältniße, die mich bey einem leeren Herzen unsinnig gemacht hätten – es erhielt meinen Kopf in der Faßung sich damit zu amüsiren. Ein Strom der reinsten Heiterkeit konte sich über mich ergießen, wenn die Sonne schien – oder auch der Wind an die Fenster stürmte, und ich nur über einer Arbeit eifrig saß. Mir ist jede Stunde wohl gewesen, wo mir wohl seyn konte. Bin ich es, die nach fruchtlosem Gram jagt? Nein, mein Sinn gehört jeder möglichen Glückseeligkeit – das Schicksaal gab mir wenig – es ist hart mir dies rauben zu wollen. Das würd ich vielleicht nicht überwinden, denn Gedankenlosigkeit ist mein Leichtsinn nicht. – Ihr Brief hat einen tröstlichen Eingang, der sich an die wachenden Träume meiner lezten schlaflosen Nacht schließt. Wenn die Vorstellung auch falsch ist, so weiß ich doch den Schöpfer schon nicht zu vertheidigen, der sie im Gehirn seines Geschöpfes entstehn ließ – die Idee vom vorigen lästigen Daseyn.

Morgen lächle ich ihm wohl wieder gutherzig zu? – Sagen Sie, soll und muß sich ein Weib stets einem blinden Glauben ergeben? Könt ich das, so war ich ruhig. Mir ist seine Rechtfertigung theurer wie das Wiedersehn. Getadelt hab ich ihn mehrmals um ähnlicher Ursachen willen, und er zwang mich mit der Hartnäckigkeit und Sanftmuth, die ihm eigenthümlich ist, seine Gründe zu ehren, wenn sie auch nie die meinigen gewesen wären. Hätte ich mit Mangel an Liebe zu kämpfen, so wär der Kampf bald zu Ende – aber ich streite gegen ein sonderbares Wesen, das mich anzieht, und mich zur Verzweiflung bringt, weil es meine Gewöhnlichkeit nicht anerkennen will, und seine Ansprüche auf Glück aus Stolz nicht verfolgt, das sein Leben für mich gäbe, und meine heißesten Wünsche unerfüllt läßt – ein Mensch, zum Einsiedler gebohren, der sich der Liebe hingab wie ein Kind – der gefühlvollste Stoiker – der aus Empfindlichkeit gegen Freyheit sich unnöthige Ketten anlegt, und die liebsten Pflichten schlechter beobachtet wie die überflüßigen. Wenn ichs auch endlich müde würde, ihn zu entschuldigen, so soll mirs doch lieb seyn, wenn er von Hannover befreit wird, und mit dem Prinzen nach Italien gehn kan – und wenn ich auch fortfahre ihm gut zu seyn, so ziehe ich diese Trennung der bisherigen vor. Das wird ihm sehr gut thun, aus der Hofetikette, die die Leute wie ein Mühlenpferd umtreibt, herauszukommen.

Und Sie, lieber M.? wie würden wir uns zanken, wenn wir uns sprächen – nicht über unsre verschiedne Meinungen – sondern über die, welche Sie uns – und mir aufbürden. Das rohte Jacobiner Käppchen, das Sie mir aufsezen, werf ich Ihnen an den Kopf. Wir kennen die Helden von Brissots Schlag recht gut, für das was sie sind, und wißen, qu'il nage dans l'opprobre sans s'y noyer, puisque c'est son élément. Forster wolte neulich jemand die Augen auskrazen, weil er die attaque vom 20ten Jun. gut hieß, und die Nationalversammlung – samt den Jacobinern – item la Fayette – alles ist Preis gegeben – nur die Sache nicht. Für das Glück der kaiserl. und königlichen Waffen wird freylich nicht gebetet – die Despotie wird verabscheut, aber nicht alle Aristokraten – kurz, es herrscht eine reife edle Unpartheylichkeit – und wenn Sie nicht unser Bekentniß annähmen – so ist nur Dein teufelischer Geist des Wiederspruchs schuld.

Ein sonderbarer Zug ist die Bitterkeit der Emigrirten gegen ihre Helfer – mit Freuden würden sie die Waffen gegen diese kehren – und mit demokratischem Unwillen sprechen sie von dem aristokratisch militärischen Betragen der Preußen auf ihrem Marsch durch die hiesigen Lande, und zu Coblenz. Der Herzog von Braunschweig ist der einzige, den sie schäzen. Klopstock hat an diesen eine Ode gemacht, um ihn von dem Zuge abzuhalten – die hat er mit dem Manifest beantwortet, das Sie wohl gesehn haben werden. – Göthe ist der Armee gefolgt. – Nein, gegen die Natur hat er im Gros Cophta gewiß nicht gesündigt. Ungerechter! Göthe hat auch sonst nur gewöhnliche Menschen – keine in die Höhe geschraubten Posas – und die liebte ich. – Lafontaine hat in seinen paar eignen Erzählungen – Liebe und Achtung, und Liebe und Eitelkeit – in der Reihe von Erzählungen unter dem Titel, die Gewalt der Liebe – auch nur solche – und ich finde ihn wahr – psychologisch – treffend – aber der Gr. C. ist ein plattes Gelegenheitsstück – als Schauspiel hat er die Situationen, die es wirklich anbot, darinn zu nuzen vergeßen – als Geschichte ists im Ganzen doch Lüge – und Sie sprechen – von gesunder Phantasie – und finden Großens Genius erträglich? Mir geht der Kopf rund um. Das er Sie als Abendtheurer interreßirt, verzeih ich, weil Sie ihn nicht in der Nähe gesehen haben. Er war ein planloser, gegen alle Schande aus Poltronnerie gefühlloser Windbeutel. Da Sie seine Memoiren gelesen haben, werden Sie auch wißen, daß die lezte Geschichte unser Haus betrift. Er hat mir da aus Rache ein paar Beynahmen gegeben – was ich von ihm sage, ist nicht Rache – es ist herzliche Indignation gegen dumme Bosheit, und völlige Kentniß der Sache, von der alle Aktenstücke jezt in meinen Händen sind. Es ist schlimm genug, daß Unerfahrenheit und gänzlicher Mangel an kühler Weltklugheit eine rechtschafne Familie mit einem so elenden Helden verwickelte, der zu geizig war, um sich zu Haus satt zu eßen, und dem an der Mutter Kaffee mehr gelegen war, wie an Louisens Küßen. Ein Spizbube zu seyn, war sein Ehrgeiz – er verstand sich nur nicht recht darauf, sonst wolt ich ihn selbst loben, ohngeachtet ich doch dieser Verdrehung keinen Geschmack abgewinnen kan. – Ich wolte, ich wär damals in Göttingen gewesen – ich hoffe, es wär so weit nicht gekommen. Ich sah ihn nur ein paarmal vor 4 Jahren, und da sah er aus wie ein Schusterknecht, in der gewißen Ueberzeugung, daß er Carl XII. aufs Haar gliche. Der Gauner Crecy Montmorenci, deßen Geschichte in der Berl. Monatsschrift steht, hat mir Große lebhaft ins Gedächtnis gebracht. Es ist doch erschrecklich, daß ein Mensch, wenn er lügen will, so viel vermag; wenn mans noch so gut weiß, daß er lügt – er zwingt einen wenigstens, ihn auf eine Vestung zu setzen. – Das war mir immer ein Räthsel, wie Große bey einer einfachen bürgerlichen Erziehung dahin gekommen war.

Ich beantworte heut nicht alles – eins hab ich ja wohl schweigend beantwortet – wenigstens nicht mit Worten. Was ich Ihnen gab – mein Zutrauen, meine Freundschaft – ein Ausdruck, den ich selten genug brauche, um es hier thun zu können – ist in Ihren Händen – nur Sie selbst können mich es zurücknehmen machen. Das versteht sich von selbst. Ihre Frage – wirkts? – die würden Sie nicht thun, wenn Sie mich sähen; wenn Sie da nur eine Manier – eine Kopfbewegung – einen Einfall fänden, der Sie dazu berechtigte – wenn nicht ganz und gar die schlichte Caroline vor Ihnen stünde – die sich höchstens bey einer seyn sollenden Conversation ein bischen lebhafter umdreht und schneller spricht – so mögen Sie persiffliren – so gut Sie können. – Solte Amalie sich durch Theresens Schmeicheleyen von Ihnen abwendig machen laßen? Die Therese könte doch viel! Aber – wie Sie von ihr sprechen, sprach sie nie von Ihnen. Sie ist mit Amalie sehr gut – Amalie ist wahrhaftig liebenswürdig, und Therese half ihr noch erobern – macht ihr das nicht Ehre? Daß sie jenes damit gewollt hätte, hab ich nicht bemerkt. – Ludwig Müller ist Feders Stiefsohn und hannoverischer Legationssecretär. Er spricht nur keine fremde Sprachen, und redet in den Tag hinein, sonst schickt er sich recht gut zu einer solchen Stelle. Leben Sie für diesmal wohl – ich hab es so angelegt, Ihnen bald wieder schreiben zu müßen. Erhalten Sie mir Ihre Brudergesinnung.

*

35. An Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer

Mainz, 6. Oct. [17]92

Lieber Meyer, ich schreibe aus dem Bett – bin krank – die Feinde sind den Thoren nahe – aber ich habe, da ich in diesem Augenblick einen Brief erhalte, der mir sagt, daß es der elende Bouterweck ist, der die Maske des Bajocco Romano gebraucht hat – nichts eiligers zu thun, als Ihnen Ehrenerklärung zu leisten. Es macht mich glücklich, bis zum Fieber glücklich. – Verzeihn Sie mir meinen Verdacht – doch Verdacht würd es nie gewesen seyn – denn da hätte ichs für möglich halten müßen von Ihnen. Nur die Gewißheit, die ich zu haben meinte, verschlang alles Raisonniren über Möglichkeit – meinem Schmerz und meinem heißen Unwillen allein überließ ich mich. Hier, Meyer, haben Sie meine Hand – schlagen Sie sie nicht aus – beruhigen Sie mich bald. Ich bin so froh wieder gut von Ihnen denken zu können. – Forster grüßt Sie – er war in diesem Augenblick bey mir. Vor 8 Tagen ging Tatter mit dem Prinzen nach Italien – er war bey mir ein paar Tage, und ich bin glücklich. Seit 6 Tagen erwarten wir täglich einen Einfall der Franzosen – alle Adlichen sind geflüchtet und der Alte auch in einem Wagen, wo er das Wappen auskrazen ließ. Sie sind wirklich in Worms. – Hier giebts schon Cocardes tricolores. Unser Schicksaal hängt von Esterhazy ab, der vielleicht Custines noch aufhält. Adieu, mein Lieber – noch zehnmal lieberer – gerechtfertigter Sünder.

*

36. An Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer

M[ainz] d. 27. Oct. [17]92.

Wenn Sie etwa glauben, daß man nicht mit Sicherheit hieher schreiben kan, so irren Sie sich – es sey dann, daß in Berlin ein Brief nach Mainz jezt für high treason gerechnet würde. Mir wird die Zeit lang zu wißen, wie Ihr gerechter Zorn wieder in Sanftmuth übergegangen ist. Ich hoffe, so leicht wie wir in Feindes Hand – wenn wir unsre höflichen wackren Gäste anders Feinde nennen können. – Welch ein Wechsel seit 8 Tagen – General Custine wohnt im Schloß des Churfürsten von Mainz – in seinem Prachtsaal versammelt sich der Deutsche Jacobiner-Club – die National-Cocarden wimmeln auf den Gaßen. – Die fremden Töne, die der Freiheit fluchten, stimmen vivre libre ou mourir an. Hätte ich nur Geduld zu schreiben und Sie zu lesen, so könt ich Ihnen viel erzählen. – Wir haben über 10 000 Mann in der Stadt, und es herrscht Stille und Ordnung. Die Adlichen sind alle geflohn – der Bürger wird aufs äußerste geschont – das ist Politik, aber wenn die Leute des gueux et des miserables wären, wie man sie gern dafür geben wolte – wenn nicht strenge Disciplin statt fänd – wenn nicht der stolze Geist ihrer Sache sie beseelte und sie Grosmuth lehrte, so würds unmöglich seyn, so alle Ausschweifungen, alle Insulten zu vermeiden. Die Leute sehn sehr delabrirt aus, weil sie lang im Feld lagen, aber arm sind sie nicht, und Mann und Pferd wohl genährt. Der Zustand der combinirten Armeen hingegen – Göthe, der den Ausdruck nicht zu übertreiben pflegt, schreibt seiner Mutter – keine Zunge und keine Feder kan die traurige Verfaßung der Armee schildern – und ein preusischer Offizier sagt: la situation imposante de leurs armées, et la déplorable de la notre. – Custinens Schritte sind so berechnet – er findet nirgends Wiederstand – hat nichts zu fürchten – ne vous fiés pas à vos armées mourantes, sagte er bey den Unterhandlungen. Frankreich ist geräumt, Longwy und Verdun zurückgegeben – die Belagerung von Lille aufgehoben – Montesquion und Custines ohne Blutvergießen siegreich – und was mich mehr wie alles freut, die Marrats in der Nationalversammlung nach Verdienst gebrandmarkt. Ich glaube jezt dort – hier kan man sich des Spotts nicht erwehren – man macht Projekte – man haranguirt – gestikulirt nach den 4 Weltgegenden hin – will das Volk aufklären. Ein Werkzeug ist mein Schwager George Böhmer, der seine Profeßur in Worms aufgegeben hat, und so was von Secretair bey Custine ist. Mir sank das Herz, wie ich den Menschen sah – o weh – wolt und könt Ihr den brauchen? aber wen kan man nicht brauchen? Die sich bey solchen Gelegenheiten vordrängen, sind nie die besten. – Ich kan Ihnen Forsters Betragen nicht genug rühmen – noch ist er bey keinem der Institute – er macht seinen bisherigen Gesinnungen Ehre, und wird vielleicht mit der Zeit den Ausschlag zu ihrem Vortheil geben. Der Mittelstand wünscht freilich das Joch abzuschütteln – dem Bürger ist nicht wohl, wenn ers nicht auf dem Nacken fühlt. Wie weit hat er noch bis zu dem Grad von Kentniß und Selbstgefühl des geringsten sansculotte draußen im Lager. Der Erwerb stockt eine Weile, und das ist ihm alles – er regrettirt die sogenannten Herrschaften, so viel darunter sind, die in Concurs stehn und die Handwerker unbezahlt ließen. Aber nur eine Stimme ist über den Priester – er sieht gewiß sein schönes Mainz nicht wieder, wenn es auch, wies wahrlich sehr zweifelhaft ist, seine Thore dem Nachfolger öffnete. Custine bevestigt sich, und schwört den Schlüßel zu Deutschland nicht aus den Händen zu laßen, wenn ihn kein Friede zwingt. Kaum 4 Monate sinds, wie sich das Concert des puissances versammelte um Frankreichs Untergang zu beschließen hier – wo nun auf dem Comödienzettel steht: mit Erlaubniß des Bürgers Custine.

Ich hab eine Hausgenoßin, lieber M., seit 8 Tagen – eine Landsmännin – die Forkel. Man hat sie mir nicht aufgedrungen – ich habe selbst die erste Idee gehabt. Sie wißen vielleicht, daß sie unter Protektion des Forsterschen Hauses steht. Ich kante sie beynah gar nicht – hab aber keinen Haß gegen Sünder, und keine Furcht für mich. Was sagen Sie dazu? Sie hat sich hier immer gut aufgeführt – hat sie je ganz ein solches Urtheil verdient wie in Bürgers Brief stand? – Und doch ist mir kaum daran gelegen das zu wißen – das kan mir ja einerley seyn – aber haben Sie sie außer Liebeshändeln falsch und intriguant gefunden? Das könte mich inkommodiren – denn ich weiß nicht, ob meine schlichte und ununternehmende Ehrlichkeit hinreicht, da Spize zu bieten. Die Frau gefällt mir bis jezt – ich bin gut mit ihr – da man das seyn kan, ohne sich hinzugeben, so seh ich nicht, warum ich damit nicht den Anfang machen sollte. Sie kennen sie, und können mir mehr Licht geben.

Adieu, lieber Meyer. Schreiben Sie doch bald. Wie gefallen Ihnen Forsters Erinnerungen? Reichard hat einen Revolutions-Allmanach geschrieben, der künftig Jahr nicht zu brauchen seyn wird.

*

37. An Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer

[Mainz] 17. Dec. [17]92

Daß Sie krank wären, fürchtete ich und sah es – Sie hätten sich sonst menschlicher bewiesen. Warum brechen Sie auch ein Bein – warum verderben Sie den Magen, wenn niemand in Ihrer Nähe ist, der Sie warten kan, der Ihre physischen Uebel linderte, und Ihren moralischen Gebrechen den Dolch aus den Händen wände, deßen Spitze sie gegen sich selbst zukehren. Das ist recht unsinnig schön gesagt, o sieh meine erhabnen Worte nicht an, mein Thun war drum nicht geringer. Zweifeln Sie, daß ich für Sie sorgen können möchte und treu sorgen würde? – Ich kenne Sie nicht genug? – Das kan seyn, aber wenn ich mich sehr irre, so ist das nicht zu Ihrem Vortheil. Wir wollen uns mit Wohlwollen und Achtung begnügen? – Meinetwegen, wenn ich sie nach meiner Weise empfinden darf – und ich biete Ihnen Troz, daß die Ihrigen nicht ein herabgestimmter Ausdruck seyn sollten, wie sie tausendmal ein heraufgeschrobner seyn mögen. Verstehn Sie das? Ich bin wohl heute nicht sehr deutlich – das wäre dann nicht Kraft des Beyspiels, sondern ein Vermächtniß – wie Sie am Ende dieses Briefs einsehn werden. Sie sind versöhnt, aber meine Etourderie wirkt doch nach. Meyer, ich will mich nicht dehmüthigen, will meinen Kopf nicht verläumden, allein es ist wahr, daß ich Etourderien begehn kan, die wie Dummheiten aussehn. Mein Verbrechen gegen Sie ist von der Art. Wenn mir dann die Augen aufgegangen sind, begreif ich mich nicht mehr. Sollte man denn das einem Weibe nicht aus vollem Herzen verzeihn können? – Weiß ich, was Bajocco Romano für ein Ding ist? Vom Bettler Cabre hab ich einmal gehört und bey einem andern Meyer davon gelesen sogar – (so! den Meyern dank ich also meine Bettlerbekantschaften!). Hab ich seine Sinngedichte wirklich gelesen? Und kan ich immer unterscheiden, was Witz und reizlose Späße sind? Bruder, vergieb mir. Wer kan sagen, wie bald mein Haupt eine Kugel trift! Es würde Dich dann gereuen. Wenigstens bitt ich zum leztenmal – ich kan es nicht leiden, über Verdienst belohnt oder gestraft zu werden. – »Nach dem Frieden sprechen wir uns wieder«, heist das, ich soll Ihnen nicht schreiben, so lange wir en état de guerre sind? So gehorch ich nicht – ich will schreiben – so wie ichs einrichte, können Sie keinen Nachtheil davon haben – und haben also Vortheil davon. Daß Sie uns en horreur haben, kont ich vermuthen. Wer giebt aber Dir Pillgrim im Jammerthale das Recht zu spotten? Sie sind unter jedem Himmelsstrich frey, unter keinem glücklich. Allein können Sie im Ernst darüber lachen, wenn der arme Bauer, der drey Tage von vieren für seine Herrschaften den Schweiß seines Angesichts vergießt, und es am Abend mit Unwillen trocknet, fühlt, ihm könte, ihm solte beßer seyn? Von diesem einfachen Gesichtspunkt gehn wir aus; der führt auf Abwege – Sie dürfen deswegen aber nicht glauben, daß wir toll sind und andre Propheten hörten, als die wir immer gehört haben, worunter W(edekind) und B(öhmer) nicht gehören.

Therese ist nicht mehr hier. Sie ist mit den zwey Kindern nach Strasburg gegangen – warum – das fragen Sie mich nicht. Menschlichem Ansehn nach, ist es der falscheste Schritt, den sie je gethan hat, und der erste Schritt, den ich ohne Rückhalt misbillige. Sie, die über jeden Flüchtling mit Heftigkeit geschimpft hat, die sich für die Sache mit Feuereifer interreßirte, geht in einem Augenblick, wo jede Sicherheitsmaasregel Eindruck macht, und die jämmerliche Unentschiedenheit der Menge vermehrt – wo sie ihn mit Geschäften überhäuft zurückläßt – obendrein beladen mit der Sorge für die Wirtschaft – zwey Haushaltungen ihn bestreiten läßt, zu der Zeit, wo alle Besoldungen zurückgehalten werden. Das fällt in die Augen. Er wollte auch nicht – ich weiß weder, welche geheime Gründe sie hat, noch welche sie ihm geltend machte sie hats aber durchgesezt. Ich müste mich sehr irren, wenn nicht diesmal weniger verzeihliche Antriebe als leidenschaftliche sie bestimmten, vielleicht die Begierde nach Wechsel, und eine Rolle dort zu spielen, wie sies hier nicht konte. Viele vermuthen Trennungsplane – Sie und ich gewiß nicht. Würde sie so gerecht seyn? – Sie hören mich zum erstenmal so sprechen – weil ich zum erstenmal so denke – aber dies hat mich auch aufgebracht. Der Ausgang mag auch nicht zu ihrem Nachtheil ausschlagen – das kan mein Urtheil nicht ändern. Eine Entschuldigung hat sie – die Infamien zu Frankfurt hatten ihre Imagination erschüttert – aber das hätte eine andre Wendung genommen, wenn es nicht ihrer Neigung gemäß gewesen war ihr diese zu geben. Er ist der wunderbarste Mann – ich hab nie jemanden so geliebt, so bewundert und dann wieder so gering geschäzt. Er ging seinen politischen Weg durchaus allein und that wohl daran – Ihr Geist ist nicht für die Sphäre, mehr thätig als würkend darinn. Er geht mit einem Adel – einer Intelligenz – einer Bescheidenheit – einer Uneigennützigkeit – wär es nur das! aber im Hinterhalt lauscht Schwäche, Bedürfniß ihres Beyfalls, elende Unterdrückung gerechter Forderungen – auffahrendes Durchsezen geringeres. Er lebt von Attentionen und schmachtet nach Liebe, und kan diesen ewigen Kampf ertragen – und hat nicht die Stärke sich loszureißen, die man auch da, wo man Superiorität anerkennt, haben müßte, wenn es uns mit uns selbst entzweite. Ich heiße[?] Egoismus – aber entweder muß man in Einfalt des Herzens Vollkommenheit anbeten – oder die Festigkeit haben sich nie geringer zu achten, als selbst das, was wir über uns erkennen. Dieses Mannes unglückliche Empfänglichkeit, und ihr ungrosmüthiger Eigennuz verdammen ihn zu ewiger Qual. Ich habe wohl gedacht, ob man ihm die Augen öfnen könte – es versteht sich, daß ich nicht mittelbar noch unmittelbar dazu beitragen darf und werde – ich habe gefunden, man würde seine Liebe tödten können, aber seine Anhänglichkeit nicht. Spricht ihm das nicht sein Urtheil? Sie beschäftigt, sie amüsirt ihn – das kan ihm kein Wesen ersezen – darum ist sie einzig – sie reizt seine Eitelkeit, weil er sieht, daß sie auch andre beschäftigt, und daher nie erfährt, wie nachtheilig die Urtheile sind, die selbst diese von ihr fällen. Wer sie nicht mag, flieht sie – ein neuer Triumph! So hält sie ihn – geht hin, und nuzt seinen Nahmen, und führt ihn mit Stolz. Das ist nicht billig – ach und doch verdient ers. Guter Forster, geh und klag die Götter an.

Ich bleibe hier – man gewöhnt sich an alles, auch an die tägliche Aussicht einer Belagerung. Schreiben Sie mir durch Gotha – Sie könnens ja mit aller Sicherheit. Ich muß wißen, ob Sie gesund sind.

*

38. An Luise Gotter

Mainz d. 24 Jan. [17]93

Liebe gute Louise – was seyn soll, schickt sich wohl! Halt mir nur ein gutes Gänsebein bereit. Du hast Dich schon freundlich zu dem erboten, warum ich Dich bitten wollte, mich in den ersten Tagen aufzunehmen, bis ich mich arrangirt habe etwas das ich lieber selbst thun will, weil ich gefunden habe, daß man andern Mühe damit erspaart, und es sich am besten zu Dank macht. Also, bestes Weib – noch einmal unter Dein Dach – wann, weiß ich noch nicht genau. Ich erwarte erst Nachricht aus Frankfurt, ob Huber mich nach Sachsen mitnehmen kan. Dein Mann ist dort – wird er noch lange bleiben? Ich hätte Lust ihm zu schreiben, daß er mich von Mannheim abholen soll, aber er wird wohl seine Reisegeselschaft nicht verlaßen dürfen. Sag ihm zu seiner Beruhigung, daß ich den Mund nicht öfnen werde über Politika, sobald ich über die freye Gränze bin. Auguste, die leichtsinnige, die immer rosenfarbne Bilder von den Dingen, die da kommen sollen, vor sich her flattern läßt, und mit der Gegenwart beständig zufrieden ist, schreit vive la nation und erkundigt sich dazwischen nach Deinem kleinen Mädchen. Adieu, Liebe. Grüß Wilhelminen.

*

39. An Friedrich Wilhelm Gotter

Mainz d. 18 März [17]93

Vor wenig Tagen theilte ich der lieben Mutter Schlaeger meine Reiseanstalten mit – gleich darauf erhielt ich Ihren Brief, der mir die angenehme Aussicht eröfnet, von meinen Freunden nicht übel empfangen zu werden. Ich bedarf so sehr dieses Trostes, um mich von den hiesigen Gegenden zu trennen, daß ich Ihnen mit verdoppelter Wärme dafür danke. Wohl dem, dem ein solcher Zufluchtsort noch wird! Meine Reise hat viel Schwierigkeiten – allein ich hoffe sie dennoch auf dem gradesten Wege zu bestehn. Auf einen Wagen von Gotha aus steht ein großer Theil meiner Hofnung – sollte nicht die Frankfurter Meße dies Projeckt erleichtern? – Wenn ich über Mannheim gehn wollte, so war nichts leichter als einen Paß zu erhalten – ich möchte mir nur gern den Umweg erspaaren. Dazu war ein Paß von Braunschweig nöthig gewesen – wir müßen nun schon andre Mittel versuchen, und ich erzähl Ihnen dann meine Abendtheuer. Mein Nahme ist proscribirt – das weiß ich – gut, daß ich nicht selbst den Fluch über ihn gebracht, denn ein Fluch ist nicht so ehrenvoll wie der andre.

Im Voraus umarm ich alle meine Freunde, und Euch mit Regungen des herzlichsten Danks. Ich denke nicht lange Ihre Wohnung zu verengern, aber es ist mir ein großer Dienst, daß Ihr mich für den ersten Augenblick aufnehmen wollt.

Caroline B.


 << zurück weiter >>