Leopold von Sacher-Masoch
Mondnacht
Leopold von Sacher-Masoch

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Am zweiten Weihnachtsfeiertage fuhr Mihael zu einem benachbarten Gutsbesitzer, einem Kleinrussen, bei dem sich viele Parteigenossen zur Tafel einfanden. Wladimir wußte es.

Nachmittags, es dämmerte bereits etwas, tönten die Glöckchen seiner Pferde im Hofe.

Olga lief ihm entgegen, hielt plötzlich inne und bot ihm verschämt mit gesenktem Blicke die Hand. Wladimir drückte sie herzlich und führte die geliebte zitternde Frau zu dem kleinen braunen Sopha, auf das sie ihn zu sich niederzog. Eine beinahe jungfräuliche Keuschheit lag in ihrem ganzen Wesen, ihrer Haltung, als sie scheu und zärtlich den Kopf an seine Schulter legte; sie dachte in diesem Augenblicke an nichts mehr, nicht an sich, nicht einmal an ihn, sie schmiegte sich an seine Brust und war glücklich.

»Haben Sie mich erwartet?« begann Wladimir schüchtern.

Sie nickte leise, ohne ihre Stellung zu ändern, nahm dann plötzlich seinen Arm und legte ihn um sich herum.

»Sie denken sich wohl, weshalb ich gekommen bin?« begann er wieder.

»Was ist dabei zu denken?« sagte sie naiv. »Ich habe Sie lieb, ich denke gar nichts.«

»Sagt Ihnen Ihr Gewissen nicht, daß wir uns nicht so willenlos forttreiben lassen können?« fragte er dumpf.

»Sie wissen ja, ich habe kein Gewissen,« entgegnete sie und ein muthwilliges Lächeln zog lieblich, von den Mundwinkeln aus, über ihr ganzes Gesicht.

»Mein Kopf ist wieder kalt geworden,« fuhr Wladimir ernst fort, »ich habe unsere Lage redlich erwogen. Alles liegt jetzt bei Ihnen. Ich bin gekommen, damit wir uns aussprechen, damit wir über die Zukunft klar werden.«

»Was noch?« entgegnete sie. »Ich liebe Sie über Alles, ich will nichts weiter wissen.«

»Olga!« rief er beinahe erschrocken.

»Nun?« – sie richtete sich auf – »Wollen Sie mir sagen, daß der Augenblick Sie fortgerissen und getäuscht hat, daß Sie mich nicht lieben?«

»Ich habe Sie so lieb – Sie wissen nicht, wie lieb ich Sie habe, das können Sie nicht wissen,« sprach er mit rührender Innigkeit, »und deshalb will ich Ihr Glück in Wahrheit. So können Sie nicht glücklich sein. Soll diese Liebe, die uns über uns selbst erhebt, Sie in jenen Schmutz hinabstoßen, in den ich Sie schon mit unendlichem Schmerz versunken sah? Bis jetzt waren Sie nicht glücklich, aber redlich und pflichttreu, und ich soll der Mann sein, der Sie sündigen, heucheln, betrügen lehrt? Und wie sollen Sie ein ruhiges Herz in der Brust tragen, wenn Sie zwei Gesichter zeigen müssen, eines dem Manne, das andere dem Geliebten, und zuletzt selbst nicht wissen, welches lügt? Das will ich nicht. Ich will nicht, daß Sie sinken, ich will Ihr Herz reinigen, ich will Sie aus diesen armen Flittern der Eitelkeit emporheben, ich will Sie retten, nicht verderben. Olga! liebe, liebe Olga! und dann – glaub' mir – ich bin das nicht im Stande, was allen Andern so geläufig ist. O! daß ich dir nicht sagen darf: Sei mein Weib! Die Ehe ist ein Sacrament bei uns; und mir kommt es recht erbärmlich vor, dem Manne hinter seinem Rücken sein Weib zu stehlen, und erst deinem Manne. Ich habe ihn lieb und ich achte ihn. Und dann kann ich dich nicht theilen. – Ich kann entsagen, aber dich mein nennen und mein geliebtes Weib in den Armen eines Andern wissen, das kann ich nicht.«

Olga hatte ihm mit großen offenen Augen zugehört. »Was willst du also? Ich verstehe dich nicht, es ist ja doch mein Mann, er hat sein heiliges Recht auf mich –«

»Ist dieses Recht heilig,« entgegnete Wladimir streng, »dann werden wir es nicht verletzen, ich gewiß nicht.«

»Wladimir!«

Olga stieß seinen Namen fast schmerzhaft aus der Brust und hing sich an seinen Hals. »Was soll ich thun? Sprich! Ich will ja Alles, was du willst.«

»Ich will nur, daß wir rechtschaffen bleiben, Olga,« erwiederte er, »und redlich handeln. Liebst du mich?«

Olga preßte ihre feuchten heißen Lippen leidenschaftlich gegen die seinen. »Jetzt weiß ich erst, wie das ist, wenn man liebt,« flüsterte sie, »ich kann nicht mehr sein ohne dich, ohne deine Augen, deine Stimme; küsse mich doch.«

»Nicht so,« sprach er, sich sanft losmachend. »Ich will vor Allem Wahrheit von dir.« Er stand auf und ging durch das Zimmer.

»Hängt dein Leben an dem meinen,« fuhr er fort, »so wie meines an dem deinen hängt, dann trenne dich von deinem Manne offen, ehrlich, vor aller Welt.«

Olga zuckte zusammen. »Das kann ich nicht,« murmelte sie, »o! meine armen Kinder! und Mihael! – wie er mich liebt – und was würden die Leute dazu sagen? – meine Ehre schon gebietet –«

Wladimir trat zu ihr und schloß sie sanft an sich.

»Ich übe keinen Zwang,« sprach er milde, »ich verlange nicht, daß du mir folgst, aber dann mußt du deiner Pflicht gehorchen, dieses Gefühl für mich ersticken –«

»Wladimir!« stieß Olga, starr und bleich vor Schrecken, heraus, »du willst mich verlassen!«

Sie warf sich vor ihm nieder und preßte verzweifelt, in Thränen aufgelöst, das Haupt gegen sein Knie.

»Verlaß mich nicht! Um Gotteswillen verlaß mich nicht, ich werde schlecht werden ohne dich, ich werde sterben – ich lasse dich nicht!«

Wladimir versuchte es, sie aufzuheben, sie umklammerte ihn nur um so fester und weinte auf seine Füße nieder.

»Ich werde dich immer lieben,« sprach er wehmüthig, »dich allein und keine Andere, ich werde jeden Tag zu dir kommen. Du sollst durch mich die Dichter kennen lernen, die Geschichten der Vorzeit, die Blumen, die Thiere, die Sterne; ich will deine Kinder lieb haben und deinen Mann.« Er zog sie an sich und küßte sie zärtlich auf den Scheitel.

»Wenn du mich ihm überlassen kannst, liebst du mich nicht,« murmelte Olga.

»Und überlasse ich dich ihm nicht, wenn du meine Geliebte wirst und sein Weib bleibst?« sagte Wladimir bitter.

Olga schwieg.

»Wir müssen entsagen,« begann er wieder.

»Ich kann es nicht!«

»Du mußt es können; ich werde dich nicht sinken lassen,« sagte er leise, »du weißt es jetzt, was du entbehren kannst, was nicht.«

»Ich weiß nichts, als daß ich dich ganz haben muß!« schrie Olga auf.

»Fasse dich,« sprach er strenge, »ich muß fort.«

»Wladimir!«

»Ich muß. Ich lasse dir Zeit, prüfe dich, fasse einen Entschluß und schreibe mir dann, es wird dir leichter werden. Dann will ich wieder kommen, wie bis jetzt, ruhig, herzlich, ohne Groll und – ohne Hoffnung.«

Er bot ihr die Hand.

»Du gehst fort und küssest mich nicht?« rief Olga, schlang die Arme um ihn und sog sich an seinen Lippen fest, daß sie bluteten, als sie ihn losließ. »Geh jetzt,« sagte sie kurz und befestigte ihre losgelösten Flechten. »Geh! – O! – Du kannst nicht gehen – du bist doch recht schwach!«

»In der That,« stammelte Wladimir. Seine Arme umschlangen sie heftig, Thränen traten in seine Augen. »Und deshalb fort.« Er ließ sie los und eilte davon.

Im Schlitten wendete er sich noch einmal zurück. Sie stand auf der Freitreppe und winkte mit ihrem Tuche. – – –

Vergebens erwartete ihn Olga an dem nächsten Tage und auch an den folgenden. Es kam der Sylvesterabend, da konnte er nicht ausbleiben, und er blieb doch aus. Am Neujahrstage kam ein Diener mit seiner Karte.

Olga sperrte sich in ihrem Zimmer ein und brütete, aber sie kam zu keinem Entschlusse. Alle Nichtigkeiten des Lebens, Zweifel, Schmerzen stürzen auf ihr Herz ein.

Sie frägt sich vergebens, was sie will, sie hört endlich auf zu denken, sie läßt sich von den Wogen treiben, vor ihr liegt nichts mehr, als ein großes dämmerndes Glück.

Am nächsten Morgen schlüpft sie mit bloßen Füßen in ihre Pantoffeln und eilt an den Schreibtisch. Sie weiß nicht, was sie schreibt, nur kommen soll er, sie vergeht im Fieber der Sehnsucht. Und der Kosak muß eilig zu Pferde steigen, aber er kehrt ohne Antwort zurück und Wladimir kommt nicht.

Er sitzt an dem Fenster seines Arbeitszimmers in seinem verschossenen Lehnstuhl, aus dem das Werg von allen Seiten hervorkriecht, vor sich die traurige schweigende Winterlandschaft, und liest in einem Buche, das er seine Bibel nennt, aus dem er so oft Trost und Erfrischung geschöpft, in dem »Faust« von Goethe. Er hat in seiner Sprache kein Buch, das ihm so lieb wäre wie dieses.

»Du bist dir nur des einen Triebs bewußt,
O lerne nie den andern kennen!
Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust –«

Den letzten Vers versteht er heute zum erstenmale, es dämmert bereits, er lehnt sich zurück, schließt die Augen und läßt ihn immer wieder durch seine Seele klingen.

Ein leises Geräusch. Es schleicht wie auf sammetnen Füßen. Es wird die Katze sein, er will sich nicht bewegen. –

Und jetzt, ein halb unterdrücktes melodisches Lachen über ihm. Wie er sich überrascht herum wendet, steht Olga vor ihm, wirft den großen schweren Pelz ab und über ihn.

Ehe er sich herausarbeitet, hat sie ihn schon, auf ihren Knieen liegend, umschlungen und bedeckt ihn mit Küssen.

»Mein Gott! Was thun Sie? Welchen Gefahren setzen Sie sich aus?« rief Wladimir entsetzt. »Stehen Sie auf, Sie müssen fort, augenblicklich!«

»Ich rühre mich nicht von der Stelle,« murmelte Olga, »ich fürchte nichts, ich bin bei dir.« Und sie schloß ihn noch fester in ihre Arme und legte den Kopf trotzig auf sein Knie.

»Olga, liebe Olga, ich vergehe aus Angst um dich; ich beschwöre dich, verlaß mich!« flehte Wladimir.

»Du hast mich verlassen,« erwiederte sie, »ich verlasse dich nicht. Ich bleibe bis es Nacht wird und werde täglich kommen.«

»Um Gotteswillen, nein!« schrie er auf.

»Ich komme doch,« sagte Olga entschlossen.

Er sah sie lange an, als wollte er sie ergründen, er verstand sie nicht mehr; war das noch das scheue, verschämte, willenlose Weib?

Sein Kopf begann zu glühen.

»Hast du über mein Schicksal entschieden,« begann er erregt, »so sprich.«

Olga regte sich nicht.

»Sprich, ich bitte dich, sprich!«

Sie fühlte, wie seine Knie zitterten.

»Ich bin nicht im Stande, zwischen dir und meinen Kindern zu wählen,« erwiederte sie, ohne daß sie ihn anzusehen wagte. »Quäle mich nicht, gib mir, was ich dir gebe: Liebe, und frage nicht weiter.«

»Ich muß, um deinetwillen. Olga, liebe theure Olga, antworte mir!« bat Wladimir mit wahrer Herzensangst.

»Ich will nicht antworten,« sagte sie.

»Es handelt sich um dich, um dein Glück, dein Gewissen, den Frieden deiner Seele,« fuhr er fort.

»Um dich handelt es sich,« rief sie aufflammend, »um deine Selbstsucht, um deine ausgestopfte Ehre, deine theuren Grundsätze! Kannst du kein Opfer bringen, wo ich dir alles gebe?«

Wladimir sprang auf; Olga's Zobelpelz glitt an ihm nieder und zur Erde. Auch sie erhob sich, stützte sich auf die hohe Lehne des Stuhles und betrachtete den theuren Mann, wie er in schweren unsäglichen Qualen auf- und abging.

»Ich bin gekommen, um dir zu beweisen, daß ich alles für dich auf das Spiel setzen kann,« fuhr sie mit energischer Betonung fort, »was nur mein ist, meine Ehre, meinen Mann, meine Kinder, mich selbst. Nun, stoß mich von dir, thu' es!«

»Das will ich nicht,« stammelte Wladimir.

»Nun, was willst du denn?« fragte Olga, indem sie sich ihm näherte. »Ich will ja dein sein, dein Weib.«

»Bist du nicht das Weib eines Andern?« sagte Wladimir kalt und schroff. Jener diabolische übermenschliche Hohn zuckte in seinem Auge, der Olga jedesmal bis in ihr Innerstes erzittern machte.

Diesmal hielt sie seinen Blick verächtlich, mit halbgeschlossenen Lidern aus und sagte dann gleichgültig: »Gib mir meinen Pelz, ich will fort.«

Wladimir legte schweigend den Zobel um ihre Schultern.

Sie ging ein paar Schritte gegen die Thür und blieb dann stehen.

Es faßte sie in diesem Augenblicke wieder mit dämonischer Gewalt, wie Haß gegen ihn, der so fest und frei vor ihr stand.

Sie will ihn quälen und selig machen können, er muß vor ihr vergehen, vor ihr zittern. Sie erträgt es nicht, daß er sie nicht besitzen will. So lange seine Leidenschaft nicht Alles verschlingt, seine Bedenken, seine Moral, liebt er sie nicht so, wie es ihr stolzes eitles Herz verlangt. Sie fühlt, daß sie sich ihm ganz hingeben muß, um ihn ganz in ihrer Hand zu haben, wie ein Eigenthum, das ihr Niemand streitig machen kann.

Sie stampft mit dem Fuße und sagt dann kurz und rauh: »Ich gehe nicht.« Ein boshaftes Lachen zuckt um ihre Lippen, während sie sich in den Lehnstuhl setzt und den Pelz fallen läßt.

»Vergib mir,« nimmt Wladimir das Wort, »ich habe dich gekränkt, mir ist es recht leid, sehr leid. Hörst du, Olga, liebe Olga, sprich doch; du kennst jetzt meine Ueberzeugung. Du liebst mich, du kannst nicht von mir lassen, ich sehe das jetzt selbst ein. Ich wüßte auch nicht, wie ich weiter leben sollte ohne dich. Ich bitte dich, entscheide dich für mich, verlaß das Haus, dessen Friede für immer dahin ist, sei mein, ganz mein, ich will dich auf meinen Händen durch dieses rauhe Leben tragen, dir dienen, dich beschützen, nur für dich da sein.«

»Will ich nicht dein sein, ganz dein?« rief sie mit fanatischer Hingebung, die Augen groß und ruhig zu ihm aufschlagend.

Wladimir schüttelte den Kopf, setzte sich auf den alten abgerissenen Divan und kehrte das Gesicht zur Erde.

»Du zweifelst?« rief sie. »Nun, du kannst mich nicht überzeugen, aber ich dich.«

Eine sanfte Röthe ergoß sich über ihr Gesicht, sie ging rasch zur Thür, schloß sie und warf sich dann vor ihm nieder.

»Olga, was hast du vor?«

»Komm!« sagte sie, »wie du zitterst. Komm zu mir,« – sie setzte sich zärtlich zu ihm. »Fürchte dich nicht vor mir.«

»Ich fürchte mich in der That,« entgegnete er wie im Fieber, »erbarme dich meiner, geh!«

»Ich erbarme mich deiner und bleibe,« entgegnete sie lachend, »ja, du bist verloren.«

Ihre Pupillen erweiterten sich, ihre Nasenflügel zitterten, und wie sie sich sanft an ihn schmiegte und ihn zu küssen begann, fletschte sie die Zähne, ein graziöses Raubthier in seiner vollen entfesselten Grausamkeit.

»Du erstickst mich mit deinen Küssen,« murmelte Wladimir, »meine Seele ist wie Wachs in deiner Hand.«

Der schöne Satan war aber mit seiner Seele nicht zufrieden. »Du sollst deinen Verstand verlieren,« flüsterte sie, »dann sind wir gleich!«

Und sie küßte ihn wieder mit nassen brennenden Lippen, die ihn wahnsinnig machten, bis er sie an sich riß und unbewußt mit beiden Händen in ihrem aufgelösten feuchten Haare wühlte.

»Sieh mich nicht an,« stammelte sie. –

Und endlich war der Augenblick da, der alle ihre Zweifel, Leiden, Demüthigungen mit einem male auslöschte. Er, den sie liebte, gehörte ihr, kein Blutstropfe war in ihm, der nicht von ihr erfüllt gewesen!

Und wie er ganz aufgelöst an ihrer Brust ruhte und dann hinabsank, vor ihr auf den Knieen lag und sie anbetete, stieß sie ein kurzes triumphirendes Gelächter aus.

»Siehst du,« murmelte sie, »du hast mich verachtet, von dir gestoßen, und da liegst du nun zu meinen Füßen, und wenn ich wollte –«

»Ich habe dich beleidigt, gekränkt,« sprach er leise, wie phantasierend, »nun kannst du auf mir herumtreten.«

»Du kleiner Einfaltspinsel!« rief sie muthwillig«,was hätte ich denn davon? Denke doch nach.«

»Wenn ich noch denken könnte,« erwiederte er. Eine sanfte Trauer lag in seinem ganzen Wesen. »Die eine ungeheure Empfindung verschlingt alles Andere. Ich habe dir meine besten Gedanken, Empfindungen, die Grundsätze eines ganzen Lebens hingegeben, und du bläsest sie, wie die zitternden Kugeln des Löwenzahns, zum Spiele in die Luft. Ich frage dich nicht, was jetzt werden soll, ich weiß nichts, als daß ich dein sein will, dein willenloses Eigenthum, dein Sklave.«

Sie erwiederte nichts, in ihrer Seele war es stille; sie wußte jetzt, was Liebe ist und Glück. – – –

Olga hatte ihrer Amme, kurz nach ihrer Verheirathung, eine kleine Pachtung gegeben, ein unbedeutendes Vorwerk, das sich seitwärts im Gebüsch verbarg.

Die treue diensteifrige Alte wurde in das Vertrauen gezogen, und die Liebenden sahen sich bei ihr in einem kleinen Stübchen, das von Olga heimlich mit förmlichen Luxus eingerichtet wurde.

Wladimir war ihr jetzt ganz hingegeben.

Beide schwammen in Seligkeit. Alle Pein, alles Mißbehagen waren aus Olga's Leben verwischt durch das Gefühl, das ihr im tiefsten Innern saß und von da aus die ganze Welt mit Licht und Glanz erfüllte. Und ein tiefes Bangen war auf einmal über sie gekommen in dem unendlichen Glück, eine mädchenhafte Scham, welche den Geliebten bis in das Innerste rührte. Sie zitterte jedesmal, wenn Wladimir ihr Gewand streifte.

Damals war es, wo zuerst diese zweite Stimme in Olga zu sprechen begann. Es war Wladimirs übermenschliches Auge, das die andere Seele in ihr weckte.


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