Fritz Reuter
Ut mine Festungstid
Fritz Reuter

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

KAPITTEL 24

Ick krig en nigen Posten in den Kopernikus sine Leiwsangelegenheiten. Worüm de Bäcker krank warden möt, un worüm en richtigen Brüdjam ümmer up ein Sid sine Brud un up de anner en gerökerten Schinken hewwen süll. Wat de General säd, un wat Vader un Mutter säden, un worüm de Kapteihn nich wull, as sei all wollen. Wo dat halw Anker tauletzt en En'n kreg.

De Kapteihn was rinne bi den Herrn Majuren gahn, un ick stah up de Lur, mit wat för en Gesicht hei woll wedder herute kümmt. – Wer kümmt antaugahn? – Aurelia. – Ick swenk mi also en beten an ehr ranne, denn ick heww ok Bildung, un ward mi bi ehr för Kauken un Kardinal bedanken, un wil dat sei dat jo woll nich sihr ilig hadd, so snackten wi an den Speckröker sine Eck en ganzen lütten nüdlichen Strämel taurecht. Na, ick ahn mi nicks Slimms, äwer as sei weggahn is, kümmt de Kopernikus up mi tau un seggt, hei höll dat för sihr ungebildt, dat ick 'ne Dam' up de Strat anreden ded. – Je, sei hadd eigentlich mi anredt, säd ick. – Dat wir lik gaud, säd hei, denn hadd ick mi nich dormit inlaten müßt. – Un de Kapteihn kümmt doräwer tau un süht ut as Brus'bort in't Kortenspill und seggt, ick hadd em einen heimtückschen Rat gewen, un dor wir hei schön ankamen, denn de oll Majur wir em eklich spitz kamen, un von Auguste'n hadd hei blot noch en Zippel von de Nachtjack seihn, as sei ut de Dör flitscht was, un wider nicks. – Un wil dat sei nu all beid' ehre Leiwsten de Kur nich maken kunnt hewwen, maken sei mi de Kur, bet ick denn tauletzt falsch würd un ehr frog, ob sei mi denn nu vullstännig för ehre Wederstang' anseihn deden, wenn an ehren Leiwshewen en Swark uptrecken ded?

Nu gnurrte un gnägelte dat üm mi rümme, denn mit all de vele Leiw' was ok all de Dunner un dat Ungemack bi uns losbännig worden, wat äwerall dormit vermakt is; un wenn dat schöne Frühjohr nich kamen wir, denn wir ick jo woll dor ganz musikalisch mang worden, as oll Jakobsch in Stemhagen säd, as ehr Mann wegen de Schapfellen inspunnt was.

Äwer dat Frühjohr frischt den Minschen wedder an, un so lang ick jichtens kunn, dammelte ick wedder unner de gräunen Lin'n hen un her. Un as ick einmal wedder an de lütten Tüschengatz von Smidt Grunwaldten sinen un den Bäcker sinen Hus' vörbi gahn will, wat seih ick dor? – Minen gauden Kopernikus un Aurelia, un hewwen't ok gor tau hild un reden un drucken sick de Hän'n un – der Kukuk hal! – dat Ding, de Kopernikus, wuppt up de Tehnen in de Höcht un giwwt ehr – swapp! – en Kuß grad in't Gesicht. – Na, denk ick, dit's en schönen Besäuk! Mi will hei dat Reden up de Strat verbeiden, un hei fangt hir an tau küssen! Du kumm mi man! Un hei kümmt ok mitdewil. – »Kopernikus«, segg ick, »ick holl dat för sihr ungebildt, wenn einer mit 'ne Dam' up de Strat reden deiht.« – Hei kickt mi wat unsäker an un fröggt endlich: »Wo so?« – »Äwer noch ungebildter is dat, wenn einer 'ne Dam' up de Strat küssen deiht.« – »Charles«, fangt hei an so halwlud tau flustern, äwer hellschen indringlich, »ich bitte dich! Sag nichts davon, wir haben uns eben verlobt.« – »Dit is lustig«, segg ick ebenso verdutzt as de Klocksiner Smidt, as Herr von Frisch tau em säd, hei wir en Esel. – »Ja«, seggt hei, »und alles ist in Richtigkeit, denn Mutter weiß es.« – »Dit ward ümmer lustiger!« segg ick as de Klocksiner Smidt, as em Herr von Frisch en por Mulschellen gaww un em nahsten ut de Dör rute smet. – »Charles«, seggt hei, »ich mache dich zum Vertrauten unserer Liebe, du kannst uns helfen.« – All wedder en nigen Posten bi dit Geschäft! denk ick und segg: »Denn sall ick bi jug woll as Vader spelen?« – Ne, säd hei; de kem so wi so in de negsten Dagen ran an den Baß; morgen äwer wir Sünndag, un de Reih taum Kirchengahn nah de Stadt wir an den Kapteihn un den Erzbischoff un mi, un ob ick dat nich so maken künn, dat de Kapteihn mit em tuschen ded un de Erzbischoff taurügg blew, denn wull hei de Gelegenheit nutzen un mit Aurelia'n up den Kirchweg dat Notwennige bereden; ick müßt denn äwer den Unteroffzierer em von den Liw' hollen.

Also »Vertrauter unserer Liebe!« säd ick tau mi sülwst, as ick in de Kasematt taurügg kamm, »dat büst du meindag' noch nich west!« Un ick äwerlegg mi de Sak un segg tauletzt: »Ahn grugliche Lägen geiht de Geschicht nich af.« Äwer ick fang ok furtsen dormit an. – Ick gah runne tau den Kopernikus un den Kapteihn un segg: »Kopernikus, du sädst doch nilich von en Schinken; ick weit einen, in de Stadt is en schönen Schinken tau verköpen.« – »Ja«, seggt dat lütte pfifige Krät, »äwer ick möt em sülwst seihn.« – »Na«, segg ick, »denn kümmst du morgen mit rin in de Stadt, de Kapteihn ward di sine Städ' woll äwerlaten.« – Un de olle gaude Kapteihn ahnte nicks Böses, dachte ok mägliche Wis' an den Schinken un was mit den Tusch taufreden.

Äwer nu de Erzbischoff! Ick kloppte den ganzen Nahmiddag up den Busch: äwer ne! hei wull irst den Paster Salm-Salm hüren un sick nahsten en por Pund gräun Sep köpen, denn hei wir in de Wasch, säd hei. – Ick redte mägliches Tüg; hülp mi all nich, sine geistliche un ökonomische Natur brok ümmer wedder dörch. – Tauletzt kamm ick up den Infall un segg, as wi grad bi dat Bäckerhus vörbi gahn: »De ward ok nich wedder.« – »Wer?« fröggt hei. – »De Bäcker«, segg ick, »hei hett dat jo woll mit en Swindel kregen. Hüt morgen stunn de Fru jo ganz kurlos in de Dör.« – »Wat?« fröggt hei, »wat? de arme Fru!« – »Ja«, segg ick, »un sei hett keinen Minschen üm sick, de ehr en beten an de Hand gahn deiht, un hei is ok sihr kumplett un korthalsig.«

Nu wiren de Fristun'n tau En'n, un as Fru Bütow'n den Abend kümmt, segg ick: »Fru Bütow'n, dat Leigen ward en enzeln Minschen gor tau sur, Sei möten mi en beten helpen; ick heww Sei jo ok dunn all de Melk gewen. Wenn morgen de Erzbischoff nah den Bäcker fröggt, denn seggen Sei man: mit em wir't slimmer worden; wider nicks.« – Na, Fru Bütow'n versprok dat ok un ded dat ok, un as wi den annern Morgen prat wiren, mit den Unteroffzierer in de Kirch tau gahn, stunn de Erzbischoff bi dat Bäckerhus un kek äwer den Tun un wull nich mit, wil dat hei de Bäckerfru trösten wull.

So also gahn wi beiden den Kirchweg allein dal, un ick segg: »Kopernikus, den Schinken möst du äwer köpen, denn ick weit würklich einen, un wenn du ahn Schinken kümmst, warden sei de Lägen marken.«

In de Kirch satt uns Aurelia schreg gegenäwer, un wenn ick den Herrn Unteroffzierer utbenem, was ick den Dag woll de framste von uns drei, denn knappemang was de Predigt ut, dunn gung dat ok all mang de beiden stramm wedder mit Telegraphen los. Wi gungen ut de Kirch, de Kopernikus köffte den Schinken, un as wi de Schasseh nah de Festung ruppe gahn, dunn wankt Aurelia dor vör uns up, äwer mit knappe Schritten un't Gesicht meistens up den Rüggen. »Nu holl uns den Unteroffzierer von'n Hals'«, seggt de Kopernikus, un sine korten Beinen fungen an, stüerlos tau warden, un ick würd mit einmal so amböstig, dat ick still stahn un mi verpusten müßt. – Utenanner wiren wi nu; äwer de Unteroffzierer drew, dat wi wedder tausamen kamen süllen, un dat süll ick jo nu doch hinnern. – Ick fung also an, de Gegend tau betrachten, ick plückte Blaumen an de Grawenburd, un as hei ümmer vörwarts driwen ded, sprung ick ratsch äwern Schassehgrawen un frog em von jensid: »Wenn'ck Sei nu weglopen ded?« – Oh, dat würd ick jo doch woll nich dauhn, meinte hei. – Je, kumpawel wir ick dortau, säd ick; un as ick wiß wir, dat ick em 'ne Flöh in't Uhr set't hadd, kamm ick wedder räwer un hadd nu dat Vergnäugen, dat he sick ümmer drang' an mi höll un dat de Kopernikus sin Leiwsangelegenheiten afmaken kunn. Kort, ick spelte 'ne Ort Schutzengel un hadd mine Freud an de beiden, wo slank un rank Aurelia dorhen gung, wo frisch un rod ehr de Backen lücht'ten von Hoffnung un von Frühjohrsmorgenwind un wo dat lütte Krät von Kopernikus mit de korten Beinen gegen ehr up haspelte, in den Harten de frische Leiw' un unner den Arm den gerökerten Schinken.

So hett't Ort, segg ick tau mi, denn wat nützt uns de Leiw', wenn de Nohrung fehlt! Un sörre de Tid hett mi ümmer de Kopernikus un Aurelia un de Schinken vör Ogen stahn, wenn ick an 'ne gangbore Leiw' dacht heww. – Un dat sei äwer de Nützlichkeit de Annehmlichkeit nich vergeten heww'n, kann ick ok betügen, denn as wi mang de Festungswark kemen, wo de Weg sick swenkt, dunn wiren sei nich tau seihn, un as wi en beten wider gahn wiren, dunn kemen sei achter uns her, achter'n Kugelfang rute un hadden sick ok Blaumen plückt, säden sei; un ick will't glöwen. De Kopernikus hadd sick rode Feldnägelken plückt un sei gele Botterblaumen, denn ehre Lippen gläuhten rod, un hei was wedder gel.

»Charles«, säd dat lütte Ding von Brüdjam tau mi, as Aurelia selig verswunnen was, »der Vater weiß es auch schon und hat seine Einwilligung gegeben.« – »Ja«, segg ick, »dat is all recht schön, äwer paß up! nu geiht't up mi wedder los«; denn ick sach den Erzbischoff unner de Linden rümmer pusten. – Knapp wiren wi gegen em kamen, dunn snow hei mi an: »Lauter Lügen! lauter ausgestunkene Lügen! Der Bäcker ist ganz gesund.« – »Dat freut mi«, segg ick, »freut mi üm de Fru ehrentwillen; also hett hei sick wedder verdort?« – »Er ist gar nicht krank gewesen.« – »Nich?« segg ick, »desto beter.« – »Äwer denk di mal!« seggt Don Juan, de dorbi stunn, »nu slickt sick de Erzbischoff ut Mitgefäuhl för de Fru in dat Hus rinne, un as hei in de Stuw' rin kümmt, sitt de Bäcker dor un hett en Spickaal un sur Fleisch un 'ne Kämbuddel vör sick stahn un frühstückt ganz as en Gesun'n, un as hei sick doräwer verfihrt un von Dod un Deuwel an tau reden fangt, kumpelmentiert em de Bäcker ut de Dör rute, denn Grunewaldten sine Emilie seggt, hei kann dat Wurd ›Dod‹ äwerall nich liden.« – Un dormit kriggt hei mi unner den Arm tau faten un geiht mit mi allein un seggt: »Du? Is dat nu all in de Reih?« – »Wat?« frag ick. – »Oh, ick mein man! Mit den Kopernikus un Aurelia'n. – Grunwaldten sine Emilie seggt, dat is all lang in'n vullen Gang'.« – So, nu wüßt de dat ok all, un ick kamm mi as »Vertrauter unserer Liebe« sihr äwerflüssig vör.

Ick gah also nah den Kopernikus un segg: »Kopernikus, du weitst't, Mutter weit't, Vader weit't, un Aurelia weit't irst recht; ick weit't, Don Juan weit't un Grunwaldten sin Emilie weit't ok; nimm mi den Vertrugensposten af, denn mit den Erzbischoff bün ick nu ok all wedder äwer den Faut spannt. Süh, hüt is Sünndag, un hüt nahmiddag bi den Koffe, wo wi all tausamen sünd, wir de beste Gelegenheit, de annern mit dinen Brüdjamsstand bekannt tau maken.« Un dat geschach, un as de Kopernikus sin Glück vertellt hadd, was min oll Kapteihn de Herzlichste bi't Gratulieren, denn hei dachte jo woll an sine Auguste; un as allens ruhiger worden was, dunn smet sick de Frag up, wat nu gescheihn müßt, un't wohrt nich lang', dunn wiren wi all einig: de Kopernikus müßte den General sine Verlawung anzeigen un müßte den Andrag stellen, sine Brud besäuken tau dörwen. Dat gung dörch, un de Kopernikus let sick up den annern Dag bi den Herrn General melden, un de Antwurd kamm taurügg: de General wull em den annern Dag spreken, wenn hei von't Waterdur nah de Parad' güng.

Den annern Morgen Klock elben, as dat Tid tau de Parad' was, gaww ick Kopernikussen dat Geleit up sinen suren Gang, hei müßt sick bi de lütte Lind' upstellen, un ick stellte mi achter 'ne dicke Pöppel, hei lurte up den General, un ick lurte up em, woans hei sick woll bi de Sak stellen würd, un af un an röp ick em so 'ne lütte Upmünterung tau, as: »Ümmer düchtig dor, Kopernikus!« un »Holl de Uhren stiw, Kopernikus!« un »Lat di nich verblüffen, is't elwte Gebot!«

Endlich kamm de oll Herr grot un statsch mit Dreimaster un Fedderbusch langsam antaustigen, un uns' lütt Brüdjam trippelte em krätig entgegen. Dat sach ick nu glik, dat dat en swor Stück' för den Kopernikus warden würd, denn de oll Herr kek annerthalwen Faut up em dal un redte mit em bargdal, un de Kopernikus süll bargan reden. – »Was wünschen Sie?« frog de General ganz fründlich. – Mi kloppte dat Hart achter de olle Pöppel. – »Herr General«, säd dat Krät ganz vernimm, stellte sick up den linken Bein, höll den Kopp so'n beten scheiw, wohrschinlich, üm sinen wißnäs'ten Snabel in dat gehürige Licht tau stellen, »ich komme her, um Ihnen meine Verlobung anzuzeigen.« – »Was? Deuwel...« röp de oll Herr, un't was ordentlich, as wenn sick de Hor up sine witte Prük verfiren deden, denn de Fedderbusch schot noch annerthalben Toll höger up. – »Ja«, säd uns' Brüdjam ganz drist un makte dörch sine Apenherzigkeit sinen nigen Stand alle Ihr, »ich habe mich gestern mit der Tochter des Herrn Proviantmeisters Lucke verlobt.« – »Den Deuwel haben Sie!« röp de oll Herr. – Den hadd hei nich, säd de Kopernikus, kränsch as en Vullblaudpony, hei hadd blot 'ne Brud. – »Un dat sagen Sie mir? Un dat soll ich nach Berlin melden? – Himmel-Kreuz-Donnerwetter, was würden die in Berlin for Augen machen, wenn sie zu hören krigten, daß sich die Demagogen hier schon verloben?« – Äwer de Kopernikus let sick nich verblüffen, hei stellte sick blot tau de Afwesselung up den annern Bein, set'te de Arm in de Siden un säd: »Herr General, gegen die Verlobung selbst können Sie gar nichts einwenden, das ist meine Sache; ich komme auch bloß her, um Sie um die Erlaubnis zu bitten, meine Braut besuchen zu dürfen.« – »Und Sie meinen, ich bin so dumm und soll Ihnen die Erlaubnis geben? – Ne! – Wenn das die andern erst zu wissen krigen, daß sie dadurch in die Häuser hineinkommen können, sie verloben sich morgen im Tage allzusammen. – Ne, auf solche Geschichten wollen wir uns doch lieber nicht einlassen«, säd hei, un somit gung hei af un läd nich mal de Fingern an den Haut.

»Charles...«, säd de Kopernikus tau mi, as ick achter de dicke Pöppel herute kamm –, »Charles...«, säd hei un was ganz intwei. – »Lat du dat man sin«, segg ick, »up den irsten Hau föllt de Bom nich«, un ick klarr an em mit allerlei Trost herümmer, un as wi tau de annern taurügg kamen, fangen de ok an; äwer wi wiren all sihr bedräuwt, denn de Kopernikus was uns' Brüdjam, un wat em passiert was, was uns passiert, denn Schr. sine Brudschaft was nich tau reken, de was vör uns' Tid taurecht kamen.

Wi termaudbarst'ten uns den Kopp nah 'ne Utkunft; äwer allens, wat süs in so'ne Verhältnissen taudräglich un paßlich is, taum Bispill: 'ne Entführung, de Don Juan abslut in de Reih bringen wull, kunn nich billigt warden, denn de Kopernikus hadd sine Brud up de Festung ümmer in en Ring rümmer entführen müßt. 'ne heimlich Eh' slog de Erzbischoff vör. – Ja, sei wir in Gang tau bringen: de Kopernikus hadd wedder sine gelen Turen krigen müßt, un wildeß, dat Lewandowsky glöwte, hei speigelte sick in Grunwaldten sine Teertunn, hadd hei sick in den Durweg trugen laten müßt, äwer wo en Preister herkrigen? denn de Erzbischoff was katholsch, un keiner von uns hadd tau sinen geistlichen Stand rechten Fiduz. – De Sak was äwerall slimm; äwer tauletzt kemen wi äwerein, de Kopernikus hadd sin möglichstes dahn, nu müßte sei ok wat dauhn, dat heit Aurelia.

Sei kreg also dese Orrer, un de Sak kreg 'ne Utsicht. Aurelia was nämlich 'ne uterwählte Fründin von den General sine annamene Dochter, un de oll Herr müggt sei girn liden un spaßte girn mit ehr, un as hei nu in de negsten Dagen nah dat Waterdur runner gung, un sei – ganz taufällig – äwer de Bostwehr von de Ramp räwerkek, drauhte hei ehr mit sine olle brave Fust un säd: »Warten Sie man, Sie haben mich einen Demagogen verführt.« – Ja säd sei, dat hadd sei woll; äwer Vurtel hadd sei nich dorvon, denn ehr Brüdjam dürwt ehr nich besäuken. – Dunn hadd de olle Herr sick an den witten Snurrbort dreiht un sick an de witte Prück schaben un hadd tauletzt halw gaudmäudig, halw verdreitlich seggt: »Na, schicken Sie mich heute mittag den Papa mal zu.« – Un Vader was ok hengahn, un de oll Herr hadd em fragt, wat hei dorför instünn, dat de Kopernikus nich weglöp? Un Vader hadd seggt: dat künn hei nich, wil dat hei nich in den Kopernikus sine Hut stek; hadd äwer sihr verstännig dortau set't: hei hadd äwer noch seindag' nich dorvon hürt, dat einer dessentwegen ihre weglopen wir, wil dat hei 'ne Brud hadd. – Dat hadd den ollen Herrn denn nu inlücht't, un den Nahmiddag müßte de Brüdjam tau em kamen.

»Nu kümmt de Sak taum Swur«, säden wi, as wi all up en Drümpel bi de lütte Lind' stunnen un up den lütten Kopernikus täuwten. – Na, tauletzt kamm hei, un wo smet hei de lütten Bein! So utwarts gung hei as mäglich, un as hei gegen de Lind' kamm, dunn swenkte hei dreimal sinen witten Snuwdauk gegen Aurelia'n ehr Finster, un de weihte dreimal wedder, un Lewandowsky säd: dat seg hei nu, de Herr Kopernikus künn nu mit gepackten Tornüster, mit Ober- un Unnergewehr in sinen Brudstand rinner marschieren. Un as wi in unsre Kasematt taurügg kamen wiren, kregen de Franzos' un ick den Kopernikus tau faten un stellten em up den Disch, denn hei was uns' Stolz, wil hei't dörchfuchten hadd för uns alltausamen; un de Kopernikus höll ne Red', de fung an: in de Ort, as Aurelia dat schönste Frugenzimmer up de ganze Welt wir, wir ok de oll General de beste Kirl up de ganze Welt; un hei slot: in de Ort, as de General de beste Kirl up de Welt wir, wir Aurelia dat schönste Frugenzimmer up de ganze Welt. Un wi stimmten em dorin bi, ut Ihrlichkeit wegen den ollen General un ut Höflichkeit wegen Aurelia'n, un as wi glöwten, nu wir de Sak taum Sluß, dunn kamm äwerst dat dick En'n nah, denn de Kopernikus langte in den Bussen un treckte 'ne Schriwwt herute, de müßten wi, säd hei, tau sin vullstännig Glück all unnerschriwen. Un as hei sei vörlesen müßt, dunn säd de oll General dorin: wi äwrigen süllen uns all hir unnerschriwen, dat keiner von uns sick hir wider verlawen wull, denn an eine Verlawung hadd hei naug.

Na, dat was nu mal en Stück! De Gesichter würden denn ok sihr lang utseihn; äwer wat hülp dat all? Ick äwerschot in Gedanken mi de Frugenstimmer, de up de Festung noch begäng' wiren, un as ick dor nich recht wat Paßliches funn, schrew ick mi unner:

Charles douze.

Nah mi kamm de Franzos', de säd, so lang hei sitten ded, dacht hei nich an't Frigen, un wenn hei fri kem, wir hei wedder preußsche Leutnant, un denn müßt hei, wenn hei sick verfrigen wull, 12 000 Daler upwisen, un de hadd hei nich, also:

Franzos', königlich preußischer Lieutenant,
augenblicklich a. D.

Dunn kamm de Erzbischoff, de säd, vör en por Dagen hadd hei't nich dahn, nu äwer dat hei den Bäcker bi dat Frühstück seihn hadd, wull hei't dauhn, denn de Mann künn noch lang' lewen:

F. W., Erzbischoff.

Don Juan säd, hei wull kein Narr sin un sick fast binnen, hei wir noch jung, un em hürte noch de ganze Welt tau, so wat ded hei den Kopernikus girn tau Gefallen:

Don Juan, Dichter.

Nu kamm de Kapteihn an de Reih'; äwer de wull nich. – »Ih, Kapteihn«, segg ick, »du wardst doch woll vör allen de jungen Lüd' ehr Glück up de Bein helpen.« – Ne, hei wull nich, un as wi em drister tau Liw' gungen, säd hei, wi süllen rechtlich von em denken, hei hadd wiß un wahrhaftig naug dahn gegen den Kopernikus, hei hadd em 'ne vullstännige Brud aftreden, un wat em dat kost't hadd, dat wüßt hei; äwer sine Taukunft künn hei em nich verschriwen, denn an sine Taukunft hüng dat Glück von en anneres Wesen, un för dat müßt hei upkamen, denn dat wir en swackes Frugenstimmer.

Dor seten wi denn nu wedder mit en dicken Kopp! Ick argert mi nich slicht un kreg den Kapteihn allein und frog em: »Na, büst du mit dine Auguste denn nu ok all wedder in de Reih'?« – »Ne!« seggt hei, »vull so wid is't noch nich.« – »Na«, segg ick, »denn mötst du di spauden, denn dat, wat nu all en Virteljohr lang munkelt hett, hett sine Richtigkeit, de oll Majur is tau de Disposition stellt un treckt des' Woch' all af, un de nige Majur von den Platz is all hir.« – Dat wull un kunn hei nich glöwen; äwer as hei Lewandowsky'n fragt hadd, un as den annern Morgen de Drähnbartel von Erzbischoff den Drähnbartel von Platzmajur in sine Gegenwart fragen ded, woans de Sak stünn, un as de Platzmajur mit alle Umstän'n vertellen ded, dat de oll Majur noch des' Woch' aftrecken ded un Auguste all afreis't wir, dat sei de nige Wahnung up jensid von den Fluß anrichten süll, dunn sackte an den Kapteihn sinen Hewen ein Stirn nah den annern dal, un as hei nu in'n Stickendüstern satt, dunn verschrew hei sine Taukunft ok an den Kopernikussen sin Glück: »Aber«, säd hei tau mi, »Charles, ich habe mit meinem Herzblut unterschrieben.«

Den annern Dag gung nu de Schriwwt an den General taurügg, un de Kummandanturbefehl kamm taurügg un würd in't Wachbauk indragen: Wil dat Unglück nu doch einmal gescheihn wir, so künn de Kopernikus sine Brud alle drei Dag' besäuken, un't künn den Dag glik losgahn. Lewandowsky süll äwer ümmer bet an de Dör mit em gahn. Mit uns äwrigen blew't bi'n Ollen.

Nu treckten wi denn unsen lütten Brüdjam smuck an, un as hei so vör uns stunn in sinen Stat, dunn sach hei so nüdlich ut as 'ne Kin'njes-Popp, äwer mit en blagen Liwrock, denn hei hadd sick tau desen Gang en nigen maken laten. Un nu gung hei bi uns rümmer un bedankte sick bi uns, dat wi em tau sin Glück verhulpen hadden, un gung an sinen Kuffert un halte den Schinken herute un smet em up den Disch un säd: da, den gew hei taum besten. Un wi nemen em nu in unsere Midd un gewen em dat Geleit – bet up den Kapteihn, de wull nich, denn dat wir em tau angrepsch, säd hei – un bröchten em bet an de lütte Lind', un von dor schot hei von uns furt up sine Leiwste tau, de ganz rosenrod in de Husdör stunn, as so'n lütten blagen Käwer, de pil up 'ne Ros' los burrt un in'n Ümseihn dorin verswunnen is, denn – swabb! – slog de Husdör tau, un war Käwer un Ros' sick dor vertellt hewwen, dat kreg Lewandowsky wenigstens nich tau weiten, denn de kläterte nu irst mit sin »Seitengewehr« bet an de Dör ranner.

Un wi stunnen nu dor un lurten, denn sei müßten sick doch an't Finster wisen, un as dat irste Hes'wesen tüschen de Leiwslüd' voräwergahn sin müggt, dunn kemen sei denn ok Arm in Arm an't Finster un dinerten un nickköppten, un dat Ding de Kopernikus sach so vörnem ut as en twölwjöhrigen Graf, un Aurelia bögte sick so smidig as en Lilgenstengel, up dem rode Rosen wassen, un för de beiden hadd sick lütt Idachechen drängt un klappte in de Hän'n un winkte un lachte un wis'te up ehren lütten nigen gelen Swager, as wir't 'ne Honigpopp, de sei tau Wihnachten kregen hadd, un achter dat ganze stunn »Mutter« un dukerte ümmer knixwis up un dal, dat de Franzos' tau mi säd: »Du, dor achter ward bottert.« – Un Don Juan, de in'n Horen gung un nicks taum Swenken tau Hand hadd, ret den Erzbischoff sinen Körbsenstengel von den Kopp un swenkte em in de Luft un röp: »Hurah för de beiden!«, un wi annern röpen »Hurah!« mit un swenkten ok mit de Mützen – blot de Erzbischoff nich, de grawwelte sick verlegen up den kahlen Kopp herüm. – Un de oll Herr General hadd dat Hurah ok hürt un hadd jo nahsten tau Lewandowsky'n seggt, 't wir nich ganz in de Ordnung west; äwer hei hadd sick doch freut, dat wi so kammeradschaftlich tau enanner höllen.

Un as wi nu mit Spaß un Lachen wedder an unse Kasematten ranne kamen, dunn sitt uns' oll brav Kapteihn in sine grote Bedräuwnis an den Disch un hett sick den Schinken utenanner klöwt un fött sinen Hartenskummer un sine Leiwsnot mit Speck un Brod tau en wohren Risen in sick grot, un as wi nu mit Hägen un Lachen üm em stahn un uns wunnern, dat Schinken gaud sin sall gegen Trurigkeit, seggt hei mit 'ne gottserbärmliche Min', hei hadd dat Bedürfnis in sick fäuhlt, sick nützlich tau beschäftigen, üm de swarten Gedanken Herr tau warden, un in desen Taustand wir em de Schinken in de Hand follen, un hei hadd em uns blot mundrecht maken wullt. – »Un dat hett hei dahn!« röp Don Juan, »un nu will'n wi taulangen. Äwer täuwt noch en beten: ick bring ok noch wat.« – Un hei gaww den Erzbischoff en Wink, un sei gungen un kemen wedder; äwer mit en halw Ankersdeil Win, un Don Juan säd, dat hadd eigentlich irst an den Dag drunken warden süllt, wenn hei frikamen ded – denn hei hadd sine Tid negstens afseten –, äwer hüt wir ok en Dag un en schönen Dag. – Ja, säd ick, denn 't wir eigentlich för uns alltausam uns' Ihrendag. – Un de Kapteihn kreg wegen sine grote Bedräuwnis dat irste Glas, un hei drunk't ok richtig ut, in de vernünftige Ansicht: Schinken allein ded't bi em nich. – Un as wi nu all so recht schön in'n Tog wiren, gung de Füerwarksleutnant mit en por annere Leutnants, de wi kennen deden, an't Finster vörbi, un sei müßten rin kamen, un de Herr Unteroffzierer von de Wach wull nich rinne ut Respekt vör sine Vörgesetzten, stunn äwer achter de Dör un drunk ein Glas nah dat anner, un as Lewandowsky mit unsen lütten Brüdjam endlich wedder angeleddt kamm, stellte hei sick mit den Herrn Unteroffzierer tausam, un sei unnerhöllen sick dor beid ut ein Glas. Äwer uns' lütt Brüdjam würd baben anset't un sin Aurelia'n ehr Gesundheit würd ümmer ümschichtig drunken, un denn mal wedder tausam, un Don Juan makte up de Verlawung en Gedicht ut den Kopp, so as hei stunn un gung, äwer sei säden all, dat paßte mihr up 'ne Hochtid as up 'ne Verlawung wegen de Anspelung, un de Franzos' näumte sick mit de Leutnants ümmer »Herr Kammrad«, un de ein Leutnant kamm dor spaßwis' mit rute, dat de Füerwarksleutnant un de Kapteihn eigentlich en por Gegenbuhler bi Auguste Martini wiren, so dat sei beid ganz weihmäudig würden un sick in de düsterste Eck von de Kasematt tau 'ne ewige Fründschaft verswüren, un de Erzbischoff vertellte de annern beiden Leutnants sine Gefangenschaft up de Husvagtei un wis'te ehr sinen kahlen Kopp, den hadd hei dorvon kregen, säd hei, dat sei em 'ne tau korte Beddstäd' gewen hadden, wo hei unnen un baben anstött hadd, un dor hadd hei sick babenwarts all de Hor afschürt.

Un so kregen denn de Verlawungsfestlichkeiten en En'n, as dat halw Anker en En'n kreg, un de lütt Kopernikus blew en Brüdjam, bet hei en Ehmann würd, un de Kapteihn blew leddig un los, bet hei en Brüdjam würd. Un wenn sei beid noch lewen, denn wünsch ick ehr vel Glück, vel Glück, denn sei wiren en por brave Kirls un hewwen mi männig Gauds andahn.


 << zurück weiter >>