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Monsun, Regengüsse, Höllenhitze, Stimmung an Bord miserabel. In der Messe saßen sie gegenüber, redeten kein Wort. Der Pafforth dachte an die schöne Frau, J. P. dachte ... ja weiß Gott, womit der umging, und wer kann sich denn auch auskennen mit den schwarzen Schlünden der Niggerseele? In East-London hörten sie, daß drüben in Chikago das Todesurteil vollstreckt war, in Port Elizabeth, wo die Schwarzen das erste Protestmeeting veranstalteten, war J. P. für den ganzen Abend verschwunden. »Kennen Sie immer noch nicht die Vorgeschichte des Mannes?« fragte der eben an Bord gekommene amerikanische Konsul. Aber Bu-Bu-Bu antwortete nicht. Und was zum Donnerwetter ging ihn auch schließlich J. P.s Vorgeschichte an, und viel eher schon dachte er an die Vorgeschichte der schönen Frau und woher der Nigger sie wohl kennen mochte und weswegen er neulich gleich so hochgegangen war. Und so, am achten Tage, steuerten sie denn Payta an.

Dies aber war ein Tag des Ärgers vom ersten Sonnenstrahl an. In der Frühe ertappte Bu-Bu-Bu den Chinesenkoch, wie der den Teig für das Kapitänsomelette in der Höhlung seiner schweißigen Brust zurechtknetete, gegen Mittag setzte durch ein unwahrscheinlich dummes Rudermanöver der Zweite – tüchtiger Kerl sonst – den ollen Ewer beinahe in die Payta vorgelagerte Schlickbank, und nach dem Essen lief ihnen mit hoher Fahrt und wehender Flagge ein langer grauer Zerstörer einer großen notorisch frommen Seemacht vorbei. Der Pafforth spuckte grimmig aus, konnte die große Seemacht nicht leiden, hatte überall Pech gehabt, wo sie je mit ihren Schiffen in einem Hafen geankert hatte. »Morgen Generalstreik in Payta, dorthin gerufen zum Schutz der weißen Bevölkerung«, funkten die von drüben, und der dicke Quarantänedoktor, der bald darauf an Bord kam, bestätigte es. Da also hatte man die Sauce, konnte wegen dieses blutigen Streiks weder löschen noch laden, konnte womöglich vier Monate verfaulen in diesem Schauernest, jetzt gerade, bei beginnender Regenzeit! Er fluchte leise vor sich hin, ließ Anker fallen. Das Manöver klappte schlecht, und die Laune wurde dadurch nicht besser. Und der Pafforth ging nach Steuerbord hinüber, griff mechanisch nach dem Glas und sah nach der Motorpinaß, die da eben in hoher Fahrt zur Stadt hinüberfuhr. »Jemand von Bord gegangen, Steward?« Jawohl, Mr. Bruke war von Bord gegangen, war abgeholt worden von einer Lady in einem Motorboot, und da drüben, da fuhr er mit ihr an Land ...

Dort drüben also, da fuhr J. P. an Land, und Bu-Bu-Bu erkannte deutlich über dem schwarzen Schädel den Panama mit dem zinnoberroten Band, und er erkannte auch noch mehr. Die Lady im Boot, das helle Kostüm, den Arm, der ihm nun zuwinkte. Da fuhr sie also mit ihrem Nigger und machte noch Winke-Winke dazu, und er, er konnte hierbleiben und einen wohlmeinenden Bariton hinter ihnen drein singen! Da faßte die Wut Bu-Bu-Bu: »Halbaffe, Scherenschleifer, Gorilla!« Diesmal gab er im Fluchen Vollgas, daß es sonor hinaushallte in die exotische Landschaft und erschreckte Pelikane von den Uferbäumen flatterten, »Beelzebub, schwarzes Ofenrohr, Tümpelkröte ... Bu-Bu-Bu-Bu ...!« In tiefem Baß verhallte es, und die Leute, die diese berühmte Heldenorgel schon kannten, lachten. Bis er seine Seele erleichtert hatte und in weitgestreckter Wurfbahn über die Reling spuckte und zum Löschen an die Luken ging. Ein Pechtag war es gewesen vom ersten Sonnenstrahl an und sollte enden als Pechtag. Zuerst kam der Prokurist des Herrn Guignard und verlangte im Namen des Reeders, daß das Löschen spätestens beim offiziellen Streikbeginn ... Mitternacht, Sir ... beendet sein müßte, und ebensogut konnte der Mann verlangen, daß Herrn Guignard zuliebe der Borro von heute an stromaufwärts fließen und oben in den Bergen in seiner Quelle verschwinden sollte! Und von jeder Firma kam so ein aufgeregter Clerk und verlangte, daß die für sein Haus bestimmten Güter zuerst ausgeladen werden sollten, und gerade heute, wo es auf jede Minute ankam, da mußten die Boote mit den Schauerleuten zu spät kommen, und als die schwarzen Kavaliere dann endlich zu erscheinen geruhten, da erwies es sich, daß Hobson, der Zweite, der Löschen bei Luke I hätte übernehmen sollen, sich aus Gram über den Anschnauzer von heute mittag die Nase begossen hatte und als Whisky-Leiche im Bett lag. »Lümmel ... Lorbaß.« Diesmal, Zeichen höchster Wut, sandte er unverfälschtes Ostpreußisch über die Wasser des Indischen Ozeans. Als er aber zu Luke III kam, war dort an der Winde ein Pleuel gebrochen, und da der »Chief«, der für derlei Reparaturen zuständig gewesen wäre, mit seinem Sweetheart an Land gefahren war, so fluchte man noch heftiger und verfluchte, um diese Winde bemüht, Payta und den Erbauer von Payta, die Dampfmaschine und den Erfinder der Dampfmaschine nebst allen Enkeln und Urenkeln. Und wütete und tobte mit Schraubschlüssel, mit Hammer und brachte das Ding schließlich in Ordnung und bekam auch Hobson mit kalt Wasser wieder auf die Beine und wurde trotzdem nicht fertig mit der Pechsträhne dieses Tages. Fünf Uhr war es, da brummte außenbords ein Motor, und mitten hinein in die heillose Schweinerei kam Herr Guignard, der Reeder.

Klar, daß dieser zierliche Mann nur kam, um Krach zu suchen und sich für die Geschichte mit der Haarfarbe zu rächen, klar, daß er den Kündigungsgrund und den Ersatzmann schon auf Lager hatte. Und Monsieur, aufgeblasen wie ein Truthahn, kam das Fallreep hoch, stürzte sich sofort auf Pafforth: Wo waren die Konossemente für Pechner & Co? Weswegen war Hobson betrunken? Weswegen war ein Pleuel zerbrochen? Weswegen war Bruke an Land? Da wußte Bu-Bu-Bu sofort, daß das alles ja doch auf Hinausschmiß hinauskam, und gab nette, klare Antworten. Die Konossemente für Pechner waren hier in seiner Brusttasche, Pleuelstangen brachen, weil das alte Gelump ja doch nie erneuert wurde, zweite Offiziere besoffen sich aus Gram, weil sie auf solch alten Schweinetrögen wie der »Piquanita« angeheuert hatten, Mr. Bruke aber hatte gerade mal an Land müssen, um Haarfarbe zu kaufen, weil gerade semmelblond hochmodern ist, Herr! Was aber alte Kracher jenseits der Fünfzig anbetraf, so sollten Sie sich nicht so uffrejen, Herr! Weil Sie sonst mit Schlaganfall über Bord stürzen könnten! ...

Sagte Bu-Bu-Bu und holte aus dem Schrank die Whiskyflasche.

»Sie sind gekündigt!« schrie Guignard.

»Prosit!« sagte Bu-Bu-Bu.

»Gekündigt ... außerordentlich ... können sofort ...«

»Können ebenfalls sofort und auch außerordentlich«, sagte Bu-Bu-Bu und sandte das große Feldgeschrei der Deutschen in die Lüfte. Dann rief er den Steward und befahl, der Herr solle sofort von Bord geschafft werden. »Ich werde Sie ans Fallreep begleiten«, sagte höflich der Steward und komplimentierte Herrn Guignard zur Treppe. Und dann war der Motor zu hören, der den aufgeregten kleinen Herrn an Land schnurrte.

Bu-Bu-Bu stand auf der Brücke und sah ihm nach. Und nun kamen ihm doch allerhand trübe Gedanken. Soweit war man also wieder einmal, konnte sich einen anderen Herrn Guignard und eine andere »Piquanita« suchen mit schmierigen Stewards und dreckigen Chinesenköchen und verwanzten Logis! Und grimmig spie er aus, äugte hinüber an Land. Auf Steuerbord hiewte der Zerstörer der großen notorisch frommen Seemacht für den Landgang seiner Leute die Boote aus, backbords war mit Sumpf und Dreck und Moskitos die Lagune. Drüben aber, der trostlose Haufe von Gasolintanks und Wellblechbaracken, das war die Stadt Payta, und das ganze Leben, das war so ein Hin- und Herpendeln zwischen solch lieblichen Nestern ... das Leben war Ärger mit Reedern und Agenten, das Leben, das waren rote, grüne und violette Drinks, das Leben, das waren, je nach der Küste, rote, gelbe, braune, schwarze und jodoformfarbene Weiber ... ein einziger Schietkram war das Leben, und wenn nun nicht mal endlich was anderes kam, dann mußte man explodieren! Und er ging ein paarmal auf und ab, sah ein, daß das nicht so weitergehen durfte mit dieser Melancholie, beschloß also, mal ordentlich an Land zu gehen.

Nach fünf Uhr war's nun schon und Ebbe. Seewärts mit dreißig Stundenkilometer lief der Strom. Drüben, betrunken nach vier Jahren Prohibition schon von der bloßen Aussicht auf Alkohol, fuhr grölend die Mannschaft des fremden Zerstörers an Land. Die Stadt selbst schien vorläufig trotz des bestehenden Streiks noch ziemlich ruhig, und daß heute an den Säulen der Lagerhallen blutrote Plakate klebten und daß auf den heißen Steinen des Kaipflasters die Nigger faulenzten, das war eigentlich alles. Im übrigen war alles wie sonst. Die Wellblechhallen stanken nach Masutöl, nach Ratten, nach zersetztem Urin und dem ranzigen Parfüm der Niggerhaut: ein elendes Nest war es, ein Nest zum Schlagtreffen. Und Bu-Bu-Bu nahm einen Trolly und fuhr in den Klub.

»Klub«, das klingt ja nun stolz und kühn und durfte doch beileibe nicht so verstanden werden wie in Indien – so mit Billardsälen und Poloponnys und Klubdienern, die wie Attachés aussehen! Der Klub von Payta, das war ganz einfach das Vorderzimmer des Savoy-Hotels, und hinten an den Billards, deren grüngelber verschossener Bezug wie eine vielbenützte Säuglingsunterlage aussah, da spielten die Clerks der großen Firmen gentry und überlegene Rasse, indem sie mit der Stimme von kommandierenden Generalen nach den farbigen Boys riefen, und vorn auf der Veranda, da saßen ihre Chefs und tranken Stout und schwitzten stramm in ihre Lüsterjacken hinein: der Belgier van Lammen, der Holländer Swaart, Pechner von der Hapag, Durand von der Fordfiliale und, nicht zu vergessen, Guignard. Dann noch zwei russische Offiziere, die nach dem Niederbruch der Wrangelarmee vor den Bolschewiken sich gleich bis Payta hinab geflüchtet hatten, endlich der englische Konsul Sir Henry Birkbek, den man wegen irgendwelcher Geschichten als unbequemen Untergebenen aus dem indischen Verwaltungsdienst hierher versetzt hatte, und dessen Lebensweisheit es war, daß im Grunde auf der Welt überhaupt nichts passiere ...

So war der Klub von Payta. Als Bu-Bu-Bu kam, sahen die königlichen Kaufleute, Sir Henry übrigens ausgenommen, durch einen kleinen Küstenkapitän wie durch Glas hindurch und grüßten kaum, und Bu-Bu-Bu versenkte seinen Gram in einen tiefen Cocktail, und die Herren ihrerseits fuhren fort zu politisieren. Sie tranken also und schwitzten, sie diskutierten die letzte Unterhausdebatte und dachten zurück an die guten alten Verdienerzeiten. Sie wußten nicht, wie man bei der gegenwärtigen Lage die allgemeine Pleite noch vermeiden sollte, und jammerten vor allem über den Streik. Und van Lammen verdarben im Hafen hundert Tonnen Bananen und Swaart eine ganze Ladung Gefrierfleisch, Durand stöhnte über die steigenden Frachtraten, und die übrigen, durch Guignard verstärkt, unkten Schauergeschichten. Sie unkten von geheimnisvollen Waffenlagern der Nigger und von Maschinengewehren und Handgranaten, der alte Swaart phantasierte von ausgemordeten Farmen am oberen Borro, und Durand erinnerte daran, daß Madame doch in der Hoffnung sei und in all der Unruhe doch unmöglich entbinden könne, und eine entscheidende Wendung nahmen die Dinge erst, als Guignard eingriff.

Er war nach der Szene mit Bu-Bu-Bu sofort hierher geeilt, er stand noch unter zehn Atmosphären Druck, und es war ersichtlich, daß er hier, gedeckt durch eine kompakte Mehrheit, seinen Ärger loswerden wollte. Er äugte hinüber nach dem Tisch, wo friedlich Bu-Bu-Bu saß. Es gebe, sagte Guignard, ein im Weltkriege überwundenes Land, das nun die Welt nicht zur Ruhe kommen lasse, es gebe, sagte Guignard, Beweise, daß dieses Land auch hinter diesem Streik stecke, und es gebe sogar Beweise, daß die ehemaligen Offiziere dieses Landes in Afrika als Instrukteure dienten. Ein solches Exemplar aber, sagte Guignard, habe er heute an die Luft gesetzt, und ein solches Exemplar säße sogar zuweilen hier im Klub. Da wurde es still im Saal, und da sahen alle zu Bu-Bu-Bu hinüber, und da unterbrachen hinten sogar die Clerks ihr Billard und kamen in der Erwartung, daß es hier etwas abgeben werde, nach vorn. Da erhob sich Bu-Bu-Bu und ging langsam auf Guignards Tisch zu.

Nein, noch war es zwischen ihnen nicht die große Abrechnung, und noch einmal ging alles glimpflich ab. Monsieur hatte sich etwas verfärbt, Monsieur suchte mit verstörten Augen nach Hilfe und war jetzt, wo der Pafforth auf ihn zukam, überhaupt nicht mehr Monsieur, sondern ein armer aufgescheuchter Halbasiat mit dem gehetzten Blick des Mongolenmischlings. »Keineswegs dachte ich an Sie!« stotterte Monsieur und sprang auf einen Stuhl, da sah Bu-Bu-Bu ihn an mit dem teilnahmsvollen Blick, mit dem man ein defektes Spielzeug oder eine arme tote Maus betrachtet. »Ich denke auch nicht weiter an Sie«, sagte Bu-Bu-Bu und schmetterte nur so nebenbei die Faust auf den Tisch. Da fielen Gläser und Stoutflaschen um, und Cocktails ergossen sich über helle Hosen. »Indiskutabel!« sagte Durand, und »Empörend!« sagte van Lammen, und selbst der alte ruhige Swaart murmelte etwas von Ausschluß aus dem Klub. Und eine Ausnahme bildete nur der Konsul von Großbritannien und Irland, der seine friedliche Patience unterbrochen hatte. »Ich habe die Ehre, auf Ihr Wohl zu trinken«, sagte Sir Henry und hob das Glas. Da aber hatte Bu-Bu-Bu schon seinen Hut genommen und war gegangen.

Quer über die Plaza ging er, war übrigens nicht sehr beeindruckt von der Karambolage. Die Seeleute, das waren die Seeleute, die Krämer waren die Krämer – die Krämer spielten oben königliche Kaufleute, und unten waren sie Korinthenkacker, und wenn man ihnen oben nur ab und zu auf den Hut gab, dann funktionierten sie trotzdem. Bu-Bu-Bu also war nicht sehr beeindruckt von der Szene und hatte gleich darauf wieder etwas anderes im Kopf. Zum Beispiel die schöne Frau. Und ob sie jetzt vielleicht mit jenem Orang-Utan herumlief, der sich J. P. Bruke nannte, und ob man vielleicht die beiden auf dem Korso treffen könnte ...

Und nun war das schon die Stunde, wo, wie überall in den Tropen, mit einem Schlage und ohne das diplomatische Zwischenspiel der Dämmerung am Himmelslicht der große Schalter gedreht wird, und mit einem Male war es Nacht ...

Und mit einem Male war es Nacht, und mit einem Male entzündeten am kobaltenen Himmelsgewölbe sich die großen bunten Bogenlampen von Kanopus und Kreuz, und mit einem Male ging Seebrise, und mit einem Male setzte Korsomusik ein mit funkelnden Verdi-Akkorden, und mit einem Male fand sich alles hier ein, was sich wieder einmal hinwegvegetiert hatte in der Hängematte über die Qual eines Tropentages: die Damen des Gouvernements und flirtende Abbés vom Jesuitenkolleg, mimosenhafte Salvadorianerinnen und vollblütige Farmer, die in der Stadt Ersatzteile für ihre Traktoren eingehandelt hatten. Burenmädchen dann mit den traditionellen, leider immer etwas zu dick geratenen Waden, stark parfümierte Hafenoffiziere, die mit Peau d'Espagne und taillierten Uniformen die französischen Kameraden Europas nachäfften, und sonst noch Clerks zu Fuß, Clerks auf Motorvelos, Steuerleute, Goanesen, arabische Dhauführer, schwarze, braune, gelbe Kokotten. Vor allem aber grölend – und jetzt schon Ärgernis erregend – die ersten Betrunkenen vom Zerstörer der großen frommen Seemacht: Zotenlieder links und Zotenlieder rechts und Arretierungen und belästigte Damen. Der Pafforth sah sich das an, konnte die Angehörigen jener Seemacht nun einmal nicht leiden und ging weiter.

Ging und blieb plötzlich stehen. Was war denn heute eigentlich los mit dem Korso? Weswegen war die Staatsbank von Polizei besetzt, und weswegen streckten aus den Fenstern des Gouvernements sogar Maschinengewehre ihre Hälse, und weswegen lag über diesem ganzen Korso heute das Parfüm von Angst und Nervosität? Ach natürlich, das war wieder einmal diese alberne Angst vor dem Protestmeeting und vor dem Demonstrationszug der Nigger, und links redeten sie von einer gestern in Kairo stattgehabten Schießerei, und rechts hielten sie sogar schon das Scheinwerferspiel des im Hafen liegenden Zerstörers für den Widerschein eines Farmbrandes! ›Albern‹, dachte Bu-Bu-Bu. ›Wird wohl J. P. mit seiner Mammy dabei sein‹, dachte Bu-Bu-Bu und fühlte, daß er doch eifersüchtig war auf diesen Schwarzen. ›Im übrigen‹, dachte er schließlich, ›seid ihr hier doch alle Hosentrompeter.‹ Er ging. Ging zum Café Mercure hinüber und bestellte sich einen Icedrink. Kaufte sich Zeitungen, wollte lesen, konnte es nicht. Konnte es nicht, mußte nachdenken über die Frage, ob die beiden, J. P. und die schöne Frau, wohl schon so weit sein mochten, daß er sie »Sweetheart« nannte und sie ihn »Sonny boy«. So primitive und nette Gedanken gingen durch sein Hirn. Und da kam dann das, was kommen mußte an diesem Tage.

Auf einem Motorvelo ein Unteroffizier der Eingeborenenpolizei hupte sich durch die Menge, hielt vor dem Gouvernement. Was war denn nun schon wieder los, und weswegen trat drüben die Wache heraus? Und Frauen kreischten, und der ganze Korso blieb plötzlich stehen, und plötzlich brach auch die Korsomusik ab, und in der jäh sich auftuenden Stille war etwas ganz anderes zu hören als Verdi: ferner Paukenkrach und verwehte Akkorde einer unsichtbaren Musikbande, verworrener Singsang und die unbestimmbaren Geräusche einer sich nähernden und noch unsichtbaren Menge. Da legte Bu-Bu-Bu die Zeitungen weg und kletterte auf den Stuhl, und da brachs plötzlich um eine Straßenecke mit donnernden Tuben und quäkenden Klarinetten, war plötzlich da mit schwarzen Kolonnen und Plakaten und Fahnen: mitten durch den Korso der Europäer marschierten die Nigger.

Es war ja nun hier nicht so wie in Indien, wo bei der Störung eines königlich englischen Korsos sofort Gefahr für das britische Imperium signalisiert wird und Pech und Schwefel vom Himmel fallen und die Gummiknüppel der Gurkha-Polizei – man war eben nur in Payta und mithin nur in einer salvadorischen Kolonie und mithin auch nur ein Klümpchen Europa am schwarzen Strome Afrikas. Alles blieb still – kein Maschinengewehrfeuer, keine Gummiknüppelhiebe: aus war der Korso, die Plaza leer, der Korso war eingesogen von den Haustoren. Und Bu-Bu-Bu stand allein auf seinem Stuhl, sah sich die Bescherung an. Endlose schwarze Kolonnen im Gleichschritt, Musikkapellen, Lastträger mit Muskelgebirgen auf den nackten Armen, Farmarbeiter, Kohlenzieher, Liftboys, farbiges Hafengesindel mit korrumpiertem Gesicht ...

Weiter und weiter. Von der großen Zuckerfabrik am oberen Borro farbige Arbeiter mit schmierigen Golfmützen und den Abzeichen der » I. W. W.« International workers of the world, bolschewistische Organisation Nordamerikas, scherzhaft übersetzt » I. W. W.« = I won't work., Schauerleute in Sacklumpen, Bauern auch, deren Züge noch immer den Adel der Erdarbeit trugen. Dann fette schwarze Matronen mit Rekordbusen, binsenschlanke Basutomädchen, nackte Kinder auch mit Trommelbäuchen und spärlichen Löckchen auf den langgezogenen Hamitenschädeln und endlich, hinter dem dunklen Strom der Männer mit Bannern und blutrünstigen Plakaten, der Wagen der Streikleitung: Niggerdandies aus der Union in Cut und Lack, weggelaufene Missionsseminaristen, hornbebrillte Intellektuelle aus Liberia, aus Capetown, aus Kairo. Vorn aber beim Chauffeur, herrlich anzusehn und farbenprächtig wie ein Makartstrauß und gewaltig wie der schwarze Apisstier der Ägypter, da thronte er, J. B. Bruke, Chefingenieur der »Piquanita«. »Bist also doch so einer ...«, brummte Bu-Bu-Bu und dachte an alle, die ihn vor diesem Schwarzen da gewarnt hatten. Und so, beschäftigt mit seinem schwarzen »Chief« und dessen rätselvoller Niggerseele, beschloß er, den Dingen auf den Grund zu gehen und selbst dieses Meeting zu besuchen. So einfach war das gar nicht! Hinter dem Zug schloß sich die Mauer der Neugierigen, der Verängstigten, der Mitläufer, er kam nicht vorwärts. Das Meeting aber, das tagte weit draußen in der Vorstadt São Vicente, und bis er ein Trolly gefunden hatte, verging eine Viertelstunde, und als er dann so weit war, da versperrten ihm wieder diese Betrunkenen vom Zerstörer der fremden großen Seemacht den Weg. Arm in Arm und in schwankenden Ketten torkelten sie über die Straßen, waren über die Gleise gefallen und mußten von den Boys erst wieder entfernt werden. Als er an Ort und Stelle war, da war's dreißig Minuten nach acht, und das Meeting hatte schon angefangen. Er kam zu spät ...

Die Halle, in der das rassenbewußte Afrika tagte, war voll bis zum letzten Platz, und außerdem verwiesen die beiden riesigen Türhüter ihn auf ein großes Plakat » Coloured people only« ... nur Farbige hatten Zutritt, und diese beiden schwarzen Zerberusse sahen nicht so aus, als wollten sie Ausnahmen zulassen. Bu-Bu-Bu sah es und knurrte wütend und fand, daß es mit dem Mißgeschick dieses Tages partout kein Ende nehmen wollte. Da ging er denn über die Straße auf den schäbigen Saloon zu und beschloß, dort das Ende des Meetings zu erwarten.

Ein angenehmer Ort war das ja nun nicht ... keineswegs der richtige, um diesen Ärger und diese bohrende und ratlose Melancholie loszuwerden. Dreckig war der Raum, dreckig von den frisch von den Müllplätzen heranschwärmenden Schmeißfliegen, dreckig die Theke, dreckig die Gläser, giftig der Whisky. Und was den Barkeeper anging, so hatte er sich seit der letzten Regenzeit die Hände ganz sicher nicht mehr gewaschen. Er aber sah und hörte auf die verworrenen Geräusche der Versammlung drüben, auf die periodischen Salven des Beifalls – dachte an die schöne Frau, dachte an J. P. und sein samtschwarzes Herz, grübelte und wurde erst nach einer Weile aufmerksam auf ein seltsames Schattenspiel, das drüben sich abspulte wie ein improvisierter Film ...

Ihre oben durch ein großes, halbkreisförmiges Fenster unterbrochene Giebelseite dreht ihm die Halle zu, und auf den hellen Vorhängen eben dieses Fensters bewegte sich ein stummes, lebendes Bild: das aber war die Silhouette des Redners, der dort drinnen vor ein paar tausend Niggern für Afrikas Freiheit focht. Bu-Bu-Bu sah es: Wunderlich verzerrt von den Lichtbahnen der Scheinwerfer war es das Bild eines fabelhaften Wesens mit dürftigen Hüften und gigantischen Schultern, krümmte sich zusammen, wenn die begleitende Stimme in sanftem Klagen erstarb und schoß doch wieder auf wie ein böser Gorilla mit Geschrei, reckte eine gespenstische Riesenfaust und stand wieder starr und gladiatorenhaft vor den Wogen tosenden Beifalls. Da erkannte an Stimme und Schattenriß Bu-Bu-Bu, daß es sein Chief selbst war, der dort drinnen Afrika mobilisierte gegen Europa.

Leichter wurde durch diese Entdeckung sein bekümmertes Herz nicht. Wieder dachte er an J. P., und daß er doch eigentlich ein fixer Bursche war. Dachte an die Gestalten des Demonstrationszuges, und daß es doch eigentlich Krieger und wehrhafte Bauern waren, und er dachte dann an das, was hier in Payta Europa repräsentierte. An den Klub, an Monsieur, an die anderen. Dieser Club also bestand – Pechner und Sir Henry vielleicht ausgenommen – eigentlich aus Scheißkerlen und Ellenreitern und Spitzbäuchen, und unverbrüchliches Gesetz war doch andererseits, daß Weiß zu Weiß halten mußte in diesem tödlichen Spiel der Rassen, und klar war doch auch wieder, daß in Europa selbst etwas nicht in Ordnung sein mußte, wenn es statt der Mannsbilder solch armselige Heringsbändiger und Korinthenkrämer hinausschickte. Und fraglich war eben nur, wo dieses »Etwas« steckte und wo es zu kurieren war ...

Beschäftigt mit diesem Problem, grübelte er noch lange, vergaß darüber die elende Umgebung und trank in seiner schwermütigen Philosophie mehr als gut war, erwachte erst, als drüben das Geheul und Geschrei einer letzten Beifallssalve zu hören war, und als dann eine psalmodierende Stimme das vorlas, was wohl die »Resolution« dieses Meetings bedeutete, da wußte er, daß es drüben zu Ende ging. So zahlte er und ging.

Quer über die Straße ging er, wartete vor dem Eingang. Hinaus drängte die Menge, füllte plötzlich den Platz, es brummten schon die Motoren der Lastwagen, die den Abtransport besorgen sollten. Er war aber sofort eingekeilt in dieses Gedränge, boxte sich manchmal ein bißchen herum mit schwarzen klassenbewußten Kavalieren, wartete vielleicht auf die schöne Frau, vielleicht auf J. P. und vielleicht auf ein Wunder, das ihm die Schwermut vertreiben sollte. Fand schließlich dieses Warten unsinnig und blöd, beschloß zu gehen. Da aber kam gerade das, was diesem vermurksten Abend eine unerwartete Wendung gab. Aus dem dunklen Klumpen der Lastwagen nämlich löste sich, geschoben von zwei Boys mit dem phantastischen Kopfputz der südlichen Stämme, ein elegantes Privattrolly, schob sich zu auf eine Dame, die eben aus der Halle kam. Im hellen Ausschnitt der Tür ein müdes Profil, ein Hals, der blütenstengelzart auf den Schultern saß: die Fremde, die Frau aus Kapstadt. Da war das Abenteuer da und weg die Melancholie. Und da beschloß Bu-Bu-Bu, die Verfolgung aufzunehmen. Da aber Pechtag eben Pechtag blieb, so saß sie im Wagen, ehe er ein Trolly auch nur gefunden hatte, und als die faulen Nigger sich endlich in Bewegung setzten mit seinem plumpen Gefährt, da war sie mit ihrem leichteren Fahrzeug schon zweihundert Meter voraus: müdes Profil, blütenstengelzarter Hals ... alles tauchte noch einmal auf im Lichtkreis der nächsten Bogenlampe und verschwand hinter dem Straßenknick. –

Zu bemerken ist, daß zwischen dieser Vorstadt und dem eigentlichen Payta die Trollygleise den nur hundert Meter breiten, zwischen Meer und Lagune des Borro-Flusses gelegenen Landstreifen benutzen, daß diese Strecke einsam und unbebaut ist, daß sie nur einmal unterbrochen wird von einem ziemlich üblen Rummelplatz, von Tobbogans und Matrosenbumsen, um dann zwischen öden Stapelplätzen und Schutthaufen und Zäunen die eigentliche Stadt zu erreichen. Diese erste Strecke der Einsamkeit durchmaß die Jagd, erreichte, ohne daß er seine Beute wieder zu Gesicht bekommen hätte, die Kneipe und blieb zunächst einmal stecken.

Voll von grölenden Leuten des fremden Zerstörers war die Straße, sie hatten die Bars demoliert, die Spiegel zerschlagen, die Einrichtung auf die Straße geworfen, sie selbst lagen, steif in ihrer Alkoholvergiftung, in den Straßenpfützen. ›Wenn das nur gut geht‹, dachte Bu-Bu-Bu, er dachte an die zweite noch einsamere Strecke und dachte auch an die schöne Frau. Und da, als sein Trolly diese Orgie hinter sich hatte und wieder hinausschoß in die schwarze Nacht – da kam es.

Eine Weile zwischen Zäunen mit Kreide-Inschriften und maßlos vergröberten Zeichnungen von Unzüchtigkeiten führte der Weg, dann kam ein Lagerplatz und dann ein neuer Knick. Und hier, wo von fern die erste Bogenlampe in Sicht kam und auf der einen Seite der lange Schlauch der Straße sich öffnete zu einem weiten Müllplatz, hier schon hörte Bu-Bu-Bu den Lärm einer Rauferei, das Grölen Betrunkener und dann, deutlich zu unterscheiden im Gebrüll der Männer, eine Frauenstimme. »Work, Nigger, work.« Er trieb die Trollyleute an, der Wagen nahm, in den Schienen heulend, die letzte Kurve. Da lag es denn vor ihm.

Das also, meine lieben alten Damen beiderlei Geschlechts, habt ihr nun von eurer geliebten Prohibition. Daß nämlich die menschliche Natur, verkürzt um ihr verbrieftes Recht auf männlichen Morgenwhisky und dicken Stout, bei der ersten sich bietenden Gelegenheit das Versäumte nachholt in sternhagelmäßiger Besoffenheit. Vor diesem Schuppen nämlich der Royal Dutch lag ein umgekippter Trolly, seitwärts in die Büsche schlugen sich in wilden Sprüngen die Boys mit dem phantastischen Kopfputz der südlichen Stämme, und was da im zerfetzten Kleid mitten in einer Horde von zwanzig betrunkenen Heizern des fremden Zerstörers steckte und verzweifelt sich wehrte mit Kratzen und Beißen, das war sie. Die schöne Frau. Die Mammy von Kapstadt. Und da war es ja wohl höchste Zeit, daß er eingriff. –

Fuselduft und Brodem der Männer schlägt ihm entgegen. Man hat ihn nicht bemerkt, aus dem Dunkeln kommt er angebraust wie ein Tornado, er ist stark wie eine Dampfwinde und schwer wie ein eiserner Ofen: ein Mann hat einen gebrochenen Arm, ein zweiter keine Zähne mehr, ein dritter fliegt – das anzusehen ist schaurig und lächerlich zugleich – mit dumpfem Aufschlag über den Zaun. Und dann ist er bei ihr, hat ihr eine Gasse gebahnt durch den Knäuel der Männer. »Fort mit Ihnen!« Sie erkennt ihn, zögert. »Weg mit Ihnen in Teufels Namen.« Sie rennt, verschwindet im Dunkeln. Und da hat er denn allein die ganze heulende Rotte Korah auf dem Hals.

Er tut das Nächstliegende, reißt eine Zaunlatte ab, trifft einen, der mit einem Feldstein nach ihm werfen will, läßt die Waffe kreisen. ›Hinten die mit dem Lastwagen‹ denkt Bu-Bu-Bu und denkt an J. P. und seine Mannschaft ... »Wenn sie doch bald kämen« denkt er, und hat sein Leben doch ein bißchen lieb und denkt an die schöne Frau, und daß sie nun wenigstens in Sicherheit ist. Und in diesem Augenblick, wo er unaufmerksam wird, da entscheidet sich sein Schicksal. Von hinten nämlich kommt eine Hand, faßt seinen Knöchel und zieht ... Er seinerseits wehrt sich, taumelt einen Schritt rückwärts, strauchelt und fällt. Aus ist's mit ihm. –

Da also liegt er. Pardon gibt's in solchen Fällen nicht – wir haben vielmehr nur noch jene Würde zu wahren, die zu wahren am schwersten ist, die Würde des überwundenen Mannes. Er also liegt, wird sterben in Müll und Dreck, schließt die Augen, hört das Toben ferner Motoren. ›Wenn sie doch noch zur Zeit kämen‹, denkt er und denkt wieder an die Lastwagen mit J. P.s Mannschaft, denkt an sein liebes Leben, fühlt, wie einer sich über ihn wälzt, sieht dicht über sich einen Kerl, der mit seinem knallroten Schopf die ganze Royal Dutch in Brand stecken könnte, steht, wie der Mensch, um sich nicht zu beschmutzen beim Schlachten, sich die Uniformärmel hochschlägt, sieht den nackten Arm, steht auf dem Arm die Tätowierung eines nackten Frauenzimmers, um dessen fette Beine eine Riesenschlange sich wickelt. Sieht es, denkt an das kurze, kurze Leben, und daß es ja doch nur ein Schietkram war mit etwas Weibern und etwas roten und grünen Drinks und viel, viel Ärger ... Sieht auch, wie der andere ganz gemächlich ein Messer zückt, denkt, daß man solche Dinger mit dem grünen Holzgriff bei Wannamaker am Broadway für zwei Dollar kaufen kann, denkt es, fühlt, daß solch Gedanke in solcher Lage eigentlich lächerlich ist, hört plötzlich das Tosen der Motoren, die nun schon um den Knick biegen, macht einen letzten verzweifelten Ruck. In die Schulter statt in die Kehle fährt ihm das Messer. Es tut nicht so weh. Nicht so weh wie das Leben. Und das Weitere ist rostroter Nebel. –

Das Weitere ist rostroter Nebel, und was in diesem Nebel sich vollzieht, das sind nun wunderliche und hastige Dinge. Weshalb brüllen sie denn eigentlich noch so, jetzt wo er doch sozusagen schon tot ist? Weshalb läßt der Kerl, der auf ihm kniete, plötzlich ab von ihm, und was sind denn das für herrliche Riesen, die aus dem Dunkel hineinwirbeln in diese betrunkenen Weglagerer? Ach, es sind wohl die von den Lastwagen ... es sind die Retter, es sind ebenholzschwarze Riesen und sie fahren drein mit abgerissenen Holzlatten, mit den langen, schweren Schlüsseln der Benzintanks. Die Luft ist voll dumpfer Einschläge, voller Flüche ist die Luft, voll Wehgeheul und Kampfgebrüll der Männer. Bu-Bu-Bu liegt, ist wohl schon mausetot, sieht nun in Lackschuhen und Rohseide einen gigantischen Nigger, der sich auf den Rothaarigen von vorhin stürzt, ihn hochhebt und auf die Erde schmettert mit Gebrüll ... wie ist es denn möglich, daß man einen lebendigen Mann so auf die Erde pfeffern und mitten durchbrechen kann? Er selbst aber liegt, fühlt, wie jemand auf seine Hand tritt, er öffnet die Augen, sieht vor sich wieder den Rohseidenen. J. P. Bruke von der »Piquanita«. »Höchste Zeit gewesen, Bu-Bu-Bu«, sagt J. P. »Thanks, J. P.«, sagt der Pafforth, sieht aber plötzlich keinen J. P. mehr, sondern wieder diesen rostroten Nebel und darinnen grüne, grüne Sonnen, und zwischen Sonnen im zerfetzten Kleid eine schöne Frau, die sich über ihn beugt und ihm über die Stirn streicht. »Thanks, torro ...«

Da ist es wieder, das Wort ... Stier und Mann, Mann und Kraft. Und der Mund, der dicht über ihm lächelt, das ist kein schmallippiger Frauenmund, ist ein afrikanischer Blütenkelch. Ich hier, sagt der Mund, ich hier bin Afrika, bin der Duft von Sansibars Nelkenfeldern und das Lachen der weißen Tauben am Morissee. Der Liebesschrei der jungen Löwin bin ich im Busch, das Herzblutrot der Flamboyants, das Gift der schrecklichen weißen Mamba und das Todesröcheln des weißen Mannes, wenn ihm im Busch das Fieber die Augen zuküßt.

So also ist's mit diesem Lächeln. Bu-Bu-Bu sieht's. Liegt still.

Rote, rote Feuerbälle, und, wirbelnd in irrsinnigen Touren, grüne, grüne Sonnen, und dann die purpurne Nacht.

Und dann sieht er nichts mehr.

* * *

 


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