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Heinrich von Kleist an Iffland

Der Briefwechsel bedarf zur Klärung seines bösen Sinnes einer Vorbemerkung. Iffland, der seit 1796 das Berliner Nationaltheater leitete, stand, übrigens zu Unrecht, im Geruch abnormer Veranlagung. Kleist hatte ihm im April 1810 das ›Käthchen von Heilbronn‹ eingereicht und es im Hochsommer von Iffland zurückerhalten, auch wurde es Kleist hinterbracht, daß Iffland allenthalben sich abfällig über das Werk geäußert habe.

In nicht übermäßiger sympathischer Weise, die zum Thema ›Schriftstellerbriefe‹ getroffene Feststellung des Vorwortes bestätigend, ließ Kleist sich dazu hinreißen, in dem nachfolgenden Schreiben auf die über Iffland umgehenden Gerüchte anzuspielen, was denn wieder zu einer scharfen, aber fraglos weniger unsympathischen Entgegnung Ifflands führte. Der Briefwechsel hatte zur Folge, daß sich das Nationaltheater, solange es unter Ifflands Direktion stand, Kleists Werken verschloß.

Wohlgeborner Herr!

Hochzuverehrender Herr Direktor!

Ew. Wohlgeborn haben mich durch Herrn Hofrat Römer das auf dem Wiener Theater bei Gelegenheit der Vermählungsfeierlichkeiten zur Aufführung gebrachte Stück ›das Käthchen von Heilbronn‹ mit der Äußerung zurückgeben lassen, es gefiele Ihnen nicht.

Es tut mir leid, Ihnen zu sagen, daß es ein Mädchen ist. Wenn es ein Junge gewesen wäre, so würde Ew. Wohlgeborn wahrscheinlich besser gefallen haben.

Ich bin mit der vorzüglichsten Hochachtung Ew. Wohlgeborn ergebenster

Heinrich von Kleist.


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