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Fünftes Kapitel.
Stete und vergängliche Ehren

Ginge es nach dem Wunsche kleinlich eitler Menschen, so würde im ganzen Umkreis ihres Aufenthaltes ohne ihren Namen und ohne ihre Führerschaft nichts von Interesse und Bedeutung geschehen; sie würden den Rahm von jeder Ehre, die beste Frucht von jedem Lobe, den höchsten Lohn von jeder Unternehmung sich zulegen, und was ihr Gewissen anbelangt, so wäre schwer zu sagen, wieweit sie, um genannt und angestaunt zu werden, selbst mit einem Laster sich abfinden würden.

Solchen Leuten gegenüber bilden jene einen wackeren Gegensatz, welche, fern von solcher Eitelkeit, den echte Ehrgeiz hegen, dass das Gute überhaupt zur Geltung komme, und wenn Ehre dafür abfällt, dass derjenige sie finde, der sie auch verdient. Fest und sicher stehen sie im Leben da und nehmen selbst den Undank ruhig hin, bis ihre Zeit, die Zeit verdienter Ehren wirklich kommt.

Gotthard – Blasi – da haben wir zwei Namen und Personen, die uns deutlich machen, was wir meinen. Von dem Augenblick des Wiedersehens bis zum Tag des Abschieds war der Kampf der Eigenschaften beider Brüder jedem sichtbar, der das Auge dafür hatte.

Gotthard empfing seinen Bruder mit einem überraschten, hellen Aufblick, dann zog ein Lächeln um die Winkel seines Mundes, er reichte Blasi seine Hand hin und sagte ruhig und aufrichtig:

»Du bist's, Bruder? … Sei willkommen!«

Es lag in seinem Benehmen etwas bescheiden Zurücktretendes, etwas, das zu sagen schien: es ist recht und billig, dass der Bruder ehrenvoll empfangen werde!

Dies durfte Blasi nur gewahren, als er seine Befangenheit bei Seite warf und wie ein anderer, stolz und überlegen, da stand. Den Bruder mit zwinkerndem Blicke messend und denkend: »Lehr' ich Dich Respekt?« erwiderte er das Willkommen Gotthards gemessen und sagte dann:

»Man muss ja sehen, dass man nicht vergessen wird! Ist Platz bei Euch, so wird man seinen Urlaub hier zubringen!«

»Das versteht sich, Bruder«, erwiderte Gotthard munter, »man sieht sich immer gern, absonderlich nach vielen Jahren! … Nun Mutter«, fuhr er, zu dieser gewendet, fort: »Was sagt Ihr zum Soldaten? Sieht der Blasi so nicht recht gut aus?«

Die Mutter, die noch Tränen der Freude in den Wimpern hatte, fuhr sich mit der Schürze über die Augen und sagte wehmütig lächelnd:

»Es ist gleichviel jetzt, weil er nur wieder da ist!«

»Das kann jetzt öfter geschehen«, sagte Blasi, seiner Mutter die Hände von den Augen drückend, »ich hoff', wir behalten Frieden, und wenn ich einmal Offizier bin, gibt's noch öfter und auch längeren Urlaub!«

Gotthard neigte sich bei dem Worte »Offizier« ein wenig, als wolle er schon jetzt dem künftigen Range seine Ehrfurcht beweisen, sagte: »Hoffen wir's«, und lud den Bruder ein, in seine Stube zu treten.

»Nein, noch nicht, Bruder«, sagte Blasi und zog, mit Herrscherblick um sich sehend, seine Uniform an den Hüften zurecht. »Erst will ich Heerschau halten über Haus und Hof und sehen, wie Du alles hältst und eingerichtet hast!«

»Dann fang' nur hier gleich an, Schöneres siehst Du doch nicht mehr«, sagte Gotthard lächelnd und seine Frau vorstellend.

»Wer?«

»Nun, hoffentlich errätst Du, dass die Schwägerin, mein Weibchen vor Dir steht!«

»Ah – das ist mir lieb«, sagte Blasi und reichte Luzien die Hand.

Da noch der soeben mit ihrem Manne erlebte Auftritt bei Luzien nachwirkte, so erschien sie dem Schwager über alle Erwartung milde und demütig, und er dachte:

»Ah, auch sie ist ganz Respekt!«

Dies hatte noch gefehlt, um Blasi in den vollen Gebrauch seiner Geisteseigenschaften einzusetzen, und es war der Mühe wert, ihn zu sehen, als er gleich darauf einen Wink gab, ihm zu folgen und zu zeigen, wie der Hof geordnet und im Stande sei.

Luzia hatte ein zu scharfes Auge für die Schwächen ihrer Nebenmenschen, auch war sie in die früheren Kämpfe des Dasselhofes tief genug eingeweiht, um das Betragen Blasis würdigen zu können; mit einem Lächeln, das den Feldwebel, wenn er es gesehen, entschieden um die Festigkeit seiner Haltung gebracht hätte, sagte sie: »Nehmt's nicht zu streng, Schwager«, und ging nach der Küche, um das Abendessen zu bereiten. Auch Gotthard und die Mutter, welche Blasis Rundgang mitzumachen hatten, fühlten das Ungeziemende in dessen Benehmen und sahen etwas verlegen drein, während Gotthard vollkommen ruhig den Begleiter und Erklärer seines Bruders machte und im Hof, im Stalle, in der Scheuer und im Garten alles vorwies, was verändert und verbessert war.

Die Neuerungen würden jeden andern zur Freude und Bewunderung hingerissen haben, aber Blasi, welcher befürchtete, dass sein Erstaunen den Bruder allzu selbstbewusst und stolz machen würde, blieb standhaft bei der Absicht, sich nicht übermannen, zu keinem Worte der Überraschung bringen zu lassen.

»Du hältst Ordnung, Bruder«, war die ganze Anerkennung, welche er dann und wann zum Besten gab; er musste aber doch dabei aus tiefster Brust aufatmen, da der Elternhof in einem nie geahnten Stande war.

Welche Tiere standen da im Stalle! Wie strotzten die Räume der erweiterten Scheuer von dem Segen des Jahres! Wie bewegte sich das zahlreiche Gesinde still und fleißig bei den mannigfachen Geschäften! Reinlichkeit und Ordnung erfreuten das Auge auf Schritt und Tritt.

Und dennoch nur – »Du hältst Ordnung, Bruder!«

»Man tut, was man kann«, erwiderte Gotthard und lächelte über diese brüderliche Anerkennung; dann blieb er vor der Türe des großen Wohnhauses stehen und fügte hinzu:

»Wo willst Du essen? Wo willst Du schlafen, Bruder? Berede Dich mit der Mutter und dem Vater; mein Haus und Tisch haben Platz für Dich, solange Du bleiben willst!«

»Danke, Gotthard«, sagte Blasi, und die Mutter fügte hinzu:

»Wir haben es schon abgemacht, er bleibt und isst bei uns, im andern kann er ja Dein Gast sein manches Mal!«

»Ganz nach Euerm Wunsche«, erwiderte Gotthard freundlich und ließ es geschehen, dass die Mutter, um den Ankömmling eine Weile ganz in ihrer Nähe zu haben, Blasi am Arme nahm und ihn, anstatt zu Gotthard eintreten zu lassen, nach dem Nebenbaue führte, wo der alte Dasselherr, der seines Umfangs wegen schwer von der Stelle zu bringen war, bereits ungeduldig aus dem Fenster winkte …

Dies war, abgesehen von dem ergreifenden Empfange seiner Eltern, der erste Akt der Aufnahme, welche Blasi in dem Elternhofe fand. Ihm folgte an demselben Abende noch die Begrüßung der Schwester Beate und ihres Mannes Trabert, auch einige Nachbarn und Jugendfreunde fanden sich ein, um Blasi zu sehen und willkommen zu heißen …

Der folgende Tag, ein Sonntag, bildete den Höhepunkt der Ehren, welche Blasi während seines Aufenthaltes in der Heimat zuteilwurden.

Auf Gotthards Wunsch und Anordnung wurde beschlossen, dass die sämtliche nächste Verwandtschaft Blasi in die Kirche begleite und nachmittags gesellig beisammen bleibe. Selbst Luziens Vater und Base wurden herbeigerufen und kamen auch rechtzeitig im Wägelchen angefahren.

Blasi hatte sich für den Fall seiner Heimkehr aus langjährigen schweren Ersparnissen eine neue Uniform machen lassen, und diese zog er nicht nur zu dem Kirchgange an, sondern behielt sie auch den Tag über und bis abends spät am Leibe. Jedermann, der ihn von Angesicht zu Angesicht zu sehen kam, sollte ihn im vollen Glanze seines Standes erblicken.

Der Kirchgang war jedenfalls ein großer Moment in Blasis Leben; umringt von seinen Verwandten, bescheidentlich gefolgt von seinem berühmten Bruder Gotthard, angerufen und durch Hutschwenken ungezählter Bekannter von Weitem begrüßt, trat Blasi, einer solchen Situation würdig, hochgestreckt und mit hervortretender Brust auf. Aber der Nachmittag desselben Tages war denn doch noch schöner und eigener.

Um den Zulauf der Neugierigen einiger Maßen unterzubringen, hatte Gotthard seinen Bruder gebeten, in seiner großen Wohnstube sich niederzulassen und seine Weltkenntnis und Erlebnisse hören zu lassen.

Blasi nahm das Anerbieten gemessen an und trug jenen Nachmittag eine Chronik von Wahrheit und Dichtung vor, die wahrlich bedruckt zu werden verdiente, wenn es möglich wäre, den Erzähler selbt und das geschwungene Pathos seines Vortrags mit zu vergegenwärtigen.

Der Inhalt dieser Mitteilungen war aus Erlebnissen, Anekdoten und Leihbibliothekenlektüre zusammengewürfelt, und wie es ihm einerseits nicht an vielen Unwahrscheinlichkeiten, einigem Humor und gewaltigen Verstößen gegen die Zeitrechnung fehlte, so mangelte ihm auch eine reiche Fülle hochklingender Namen und militärischer Bezeichnungen nicht, von denen viele unermüdlich wiederkehrten, wie: unser oberster Kriegsherr, die sämtliche Generalität, das Feldmanöver und die gute Menagierung, Hunger beim Eilmarsch und Vorpostendienst der feindlichen Aufstellung gegenüber – Kanonendonner, Bajonettangriff – Vertreiben aus den feindlichen Schanze und so weiter. Natürlich sorgte Feldwebel Blasi dafür, dass die Hauptperson der wichtigsten Fälle – er selber nämlich – überall und selbst im dichtesten Pulverdampf und Kugelregen noch sichtbar und wohlbehalten blieb …

Auch im Laufe der nächsten Tage erblühte dem Heimgekehrten noch manche Aufmerksamkeit und Ehre, während er in Ermangelung einer anderen Beschäftigung, seinen Rundgang bei Verwandten und Bekannten hielt.

Allein von da an ging es mit der Neugierte und Auszeichnung leider rasch bergab.

Die Leute hatten gerade während der Ernte andere Dinge zu tun als sich ruhig hinzustellen und die zweifelhaften Abenteuer eines Feldwebels anzuhören – wenn auch dieser Feldwebel der Dasselhofer Blasi selber war!

Nach und nach hörte man ihm auch an Abenden nur noch mit unverhohlener Zerstreuung zu, dann wollte ihm nur noch selten jemand länger standhalten als ein täglicher Gruß an Zeit vonnöten hatte, und zuletzt kam es gar dahin, dass ihm Leute förmlich aus dem Wege gingen, die in ihren Geschäften nicht gerne gestört oder aufgehalten sein wollten.

Blasi hatte noch nicht die Hälfte seines Urlaubs in der Heimat zugebracht, als er anfing, über seine Stellung zu derselben und zum Leben überhaupt ernsthaften Gedanken nachzuhängen.

Was er befürchtet hatte, traf jetzt mit jedem Tage sichtbarlicher ein.

Die erste Neugierde der Leute war gestillt; dass der frühere Erbnachfolger des Dasselhofes wieder zum Vorschein gekommen, war jetzt keine Neuigkeit mehr; der Soldatenrock, auf dem Lande ohnehin nur wenig und von Wenigen beliebt, hatte selbst am Leibe Blasis endlich seine vorübergehende Aufmerksamkeit verloren.

Wenn also Blasi den Leuten gegenüber schließlich nicht geradezu als uniformierter Müßiggänger erscheinen wollte, so musste er spornstreichs, noch ehe sein Urlaub zu Ende war, die Heimat wieder verlassen und dorthin zurückkehren, wo er seine Lebensaufgabe zu vollbringen hatte, in das Garnisonsleben seiner Truppe.

Aber er war doch nicht allein seiner Nachbarn und Bekannten willen heimgekommen, er hatte vor allem seine Eltern und Geschwister wieder sehen und ihnen – »etwas weisen wollen!«

Nun aber hatte auch im Elternhause – was er zu weisen in der Lage war, seine wohlgebildete Gestalt, seine Uniform und seine Erzählgabe – das Beste seiner Wirkung bereits getan, und wenn Blasi von Eltern und Geschwistern trotzdem gut und nachsichtig behandelt wurde, so war doch gar zu leicht vorauszusehen, dass endlich eine gewisse Unachtsamkeit auch hier naturgemäß überhand nehmen müsse.

Diese Voraussicht, verbunden mit der stillen und täglich wachsenden Neigung zum früher so gewohnten und geliebten Landleben, versetzten Blasi jetzt in eine große Unsicherheit seiner Stimmung und seiner zu fassenden Beschlüsse.

Offen sprach es jetzt in einsamen Stunden sein Gemüt aus: »Wie du's auch nehmen magst, deine Geschwister alle sind glücklicher als du!«

Die Schwester hat einen hübschen Hof, ist mit ihrem Manne zufrieden und blickt sorglos auf ihr Los in alten Tagen; dein Bruder Victor hat sich treu und ergeben dem herrlich aufblühenden Elternhause angeschlossen und wird, wenn Gotthard bleibt, was er ist, am Ende sein sicheres Plätzchen auch noch erreichen. Gotthard aber – Blasi schauerte in sich selbst zusammen, sein Stolz mochte sich noch so sehr gegen aufrichtige Bewunderung sperren – er musste sie zulassen, es half kein Wehren und verkleinern! …

Also hieß es – gehen, und zwar so bald als möglich, um noch etwas Ehre und Aufmerksamkeit mit fortzunehmen – oder einen Schritt tun, den schwerlich jemand erwartete und vor dem Blasi selbst zurückbebte: er musste den Soldatenrock ausziehen und vom Pique auf wieder bei der Landwirtschaft dienen, um so nach und nach auf diesem Wege für sein Alter etwas Besseres zu erreichen als das Los eines pensionierten Feldwebels!

Nach langem, schwerem Kampfe, der in einsamen Stunden der Nacht am heftigsten loszubrechen pflegte, beschloss denn Blasi endlich – dennoch Soldat zu bleiben – aber auch seinen Urlaub abzukürzen und in seine Garnison zurückzukehren.

Also kündige Blasi seinen baldigen Abschied eines Tages unter plausiblen Vorwänden an; es geschah dies in der Absicht einerseits, um dem Zureden der Eltern und Geschwister, die ihm anlagen, vom Soldatenleben zu lassen, ein Ende zu machen, und andererseits, um den letzten Tagen seines Aufenthaltes noch einen Nachschimmer von Aufmerksamkeit zu erobern.

Allein die letztere Absicht wollte doch gar nicht recht gelingen.

Nach lebhaftem Bedauern der Eltern, nach einigen Versuchen der Schwester und des Bruders Vicor, den Ungeduldigen wenigstens so lange in der Heimat zurückzuhalten, bis der Urlaub abgelaufen sei, ergab man sich endlich ruhig in den unabänderlichen Beschluss, des Bruders und suchte ihm die wenigen Tage noch so angenehm zu machen als möglich.

Hierin zeichnete sich aber Gotthard ganz besonders aus. Er bat den Bruder nicht nur oft, sein Gast am Familientische zu sein, sondern holte ihn auch manchmal zu einer vertraulichen Unterredung ab, die bei einem Glase Bier geführt wurde, und wobei Gotthard freiwillig zu verstehen gab, er sei bereit, wenn der Bruder ein Anliegen in Geldsachen habe, stets nach Umständen seine Hilfe zu erweisen.

Aber gerade diese ruhige Größe des jüngsten Bruders war es, welche Blasi am peinlichsten zusetzte und ihn daheim zu keiner Ruhe mehr kommen ließ.

Wie hatten sich auch die Rollen beider Brüder im Laufe weniger Tage geändert!

Während alles an dem erstgeborenen Blasi jetzt gleichgültig und nur mit halbem Gruße vorüberging, bildete Gotthard den ehrfurchtsvoll behandelten Mittelpunkt des herrlichen Gutshofes und wurde täglich vom Rat- und Hilfsbedürftigen aufgesucht. Welche feste, sichere, geachtete Stellung im Leben war die des früher so verachteten jüngsten Bruders Gotthard – und wie stand Blasi da mit verblasstem Ansehen und gänzlichem Mangel an Einfluss! Beide Stellungen waren die Folge jenes ganz verschiedenen Ehrgeizes, dessen wir am Eingange dieses Kapitels Erwähnung getan.

»Ja, ja, ich muss fort, meines Bleibens ist nicht mehr hier«, das war jetzt täglich der erste und letzte Gedanke Blasis, und mit fieberhafter Unruhe erwartete er den Tag seines Abschieds.

Dieser kam.

Blasi nahm einen straffen, obwohl innerlich sehr bewegten Abschied von den Eltern und Geschwistern, die ihm bis hinter den Garten das Geleite gaben; Gotthard ließ sich's sogar nicht nehmen, noch eine Strecke weiter ihm zu folgen und noch einige wohlmeinende Winke über seine Zukunft fallen zu lassen – aber Blasi nahm seine ganze Kraft und Fassung zusammen, um diese Winke einfach abzuweisen.

»Dann lebe wohl, Bruder«, sagte Gotthard und reichte ihm an einem Rain die Hand zum Abschied.

»Leb' wohl, Gotthard«, erwiderte Blasi, sich entfärbend und gezwungen lächelnd, »die Welt ist groß und überall schön – ich bin Soldat und will es bleiben!«

Und so schieden denn die Brüder; Blasi ging mit aufgeregter, beschwerter Seele weiter, während Gotthard ernst und mit einem Anflug von Wehmut nach dem Hofe zurückging.

Nicht weit von demselben ließ er sich auf einen Grenzstein nieder und überblickte Mängelheim und die Gegend mit einem seltsamen Ernste.

Fast sah er heute wieder auf wie vor vielen Jahren, wo er, um den Elternhof den Brüdern abzukämpfen, mit dem Vater vom Amt heimkehrte, eine Weile vor dem Dorfe hinsaß und vor der Aufgabe, den Hof zu retten, tief erbebte. Aber heute wie damals erhob er sich gefasst und entschlossen, um eine neue, schwere Aufgabe zu vollführen.

Es war heute Schulzenwahl im Orte, und Gotthard sollte diese Würde einstimmig angetragen werden.

Gotthard war entschlossen, die Würde anzunehmen – aber auch entschlossen, nicht nur mit dem alten Unfug und Schlendrian gründlich aufzuräumen, sondern auch mit Neuerungen zu kommen, welche die Verhältnisse der Gemeinde ebenso umwandeln mussten, wie er seinen Elternhof von Grund aus umgewandelt hatte.

Eine schwere, kampfreiche, gefahrvolle Aufgabe stellte er sich da – aber eine Aufgabe, die seiner durchaus würdig – und welcher er auch gewachsen war …

Wünschen wir ihm gut Heil auf den Weg in die ungewisse Zukunft – und hoffen wir, ihn auf diesem Wege einmal wieder folgen zu können, nachdem wir eine weite, dornenvolle, ruhmreiche Strecke seines Lebens als Begleiter zurückgelegt haben.


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