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Sagen, Aberglauben, Faxen, Volksgespenster. Volkspropheten.

Wenn drei Tage und Nachte hintereinander ein lebhafter Wind blast, so muss sich in der Gegend jemand erhängt haben.

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Das Krähen einer Henne weckt das furchtbarste Unheil eines Hauses; daher einer solchen sogleich der Kopf abgehackt wird.

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Wenn die Kohle eines Holzspanes im Leuchter ungewöhnlich lange hält, ohne in die unterstellte Wasserwanne hinabzufallen, so kommt bald ein Angehöriger oder Bekannter aus der Fremde zurück.

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Man hat oft bemerkt, dass vor dem Hause eines schwer Kranken um die Zeit der Abenddämmerung ein grauer Vogel erschien, der mit wenigen trauervollen Tönen den nahen Tod des Kranken angekündigt habe; man nennt ihn »Stearvogl.«

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Bisweilen hört man nachts ein gedampftes, erschütterndes Weinen im Hause; die entsetzten Bewohner horchen auf und suchen umsonst eine Erklärung. Einmal soll es ein verstorbenes Familienglied sein, das weinend das Haus durchschreitet; andere besorgen ein kommendes, so angekündigtes Unglück. Den Fall aber bezeichnet man mit den Worten: »'s Komuaderl hod gflennt.« (Klagemütterlein hat geweint.)

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Wenn Elstern ungewöhnlich lebhaft um das Haus fliegen und schreien, bedeutet es die Ankunft eines Bekannten oder Verwandten.

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Wer auf seinem Felde zwischen dem Getreide eine Furche brach liegen lässt oder mit Klee bebaut, verliert im nämlichen Jahre noch ein Familienglied durch den Tod. Man nennt den Fall »d' Intasot (Zwischensaat).

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Ein gewisser Zauber, ausgeübt über ein Saatfeld, bewirkt in Gestalt eines liegenden Kreuzes zwei schmale Bahnen im Getreide, wo die Ähren zum Teil brandig, zum Teil afterig erscheinen. Man weiß dann voraus, dass beim Dreschen dieses Getreides je das dritte Korn in die Scheuer desjenigen fliegen muss, der den Zauber übte. Der schadende Geist, der dabei dient, heißt »da Pilmasschnid.«

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Beim ersten Donner im Frühjahre muss man den nächsten schweren Gegenstand heben; man sichert sich für ein ganzes Jahr vor körperlicher Verletzung und gewinnt an Stärke und dauernder Gesundheit.

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Wenn man den Kuckuck zum ersten Male rufen hört, soll man das Geld in der Tasche lärmend durcheinander schütteln, weil das zu einer glücklichen Vermehrung sehr behilflich sein soll.

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Wenn ein Unverheirateter am Ostersonntage vor Sonnenaufgang aus einem Bache mit den Zähnen ein Steinchen heraufholt und es dann, gegen Osten gekehrt, nach rückwärts über den Kopf wirft, dem wird geoffenbart, ob er im Verlaufe des Jahres noch heiraten werde.

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Am Ostermontage flicht man um alle Obstbäume Strohbänder in der Meinung, dadurch zu reichlichem Fruchterträgnisse sie zu vermögen; denn wie man an Namenstagen durch das »Drossln« zu einem Versprechen verpflichtet, so verpflichtet man gläubig auch die Bäume durch das Drosseln mit Strohbändern.

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In einigen Gegenden des Böhmerwaldes wird kein Baum gefällt, ohne dass früher ein Kreuz darein gehauen wurde; auf solchen gefällten Bäumen muss die wilde Jagd, welche Wanderer, die bei deren Herannahen nicht auf das Angesicht stürzten, weit mit sich fortführt, rasten und freilassen.

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Die Zungenfäule bei Kindern wird durch ein Sympathiestück geheilt. Der Mann, welcher des wirksamen Heilungstextes kundig ist, lässt sich gegenüber das leidende Kind halten, indem er spricht:

»Job ging einst über Land
Und hatte einen Stab in der Hand;
Da begegnet' ihm der Herr
Und sprach:
»Job, warum trauerst du so sehr?«
Job sprach:
»Ach, warum sollt' ich nicht trauern?
Meine Zunge will mir abfaulen.«

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Der Herr sprach:

   

»Ach, geh' in jenes Tal zur Stund',
Ein Brunnen heilet dir dort den Mund!« –

   

Hierauf haucht er dem Kinde dreimal in den Mund und schlägt ein Kreuz über dasselbe. Diese Zeremonie dreimal früh, und gegen Abend wiederholt, sichert die gewisse Heilung.

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Wer einen gewissen Text sprechend während der ersten Abenddämmerung um sein Haus schreitet, der sichert sich vor Diebstahl; denn obwohl der Dieb unangefochten innerhalb der abgeschrittenen Linie um das Haus und in das Haus selbst gelangen kann, so ist ihm doch die Möglichkeit des Entkommens benommen; und er muss entweder das Gestohlene von sich werfen oder mit demselben bepackt den Tag und die Befreiung durch den Hausherrn erwarten. –

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Vor Jahren soll da ein Mann gelebt haben, vor dessen Augen Hexen und Verwunschene bezeichnet waren. Jene trugen auf dem Kopf ein hölzernes Milchgefäß; diese schleppten an einem Kettlein eine glühende Kugel hinter der Ferse nach. Deshalb war er aber vieler Anfechtungen ausgesetzt, und sein Weg nach der Kirche, welche auf einer bedeutenden Anhöhe stand, war ein Weg der Kreuzigung und der Püffe, so dass der Unglückliche oft arschlings die Anhöhe ersteigen musste, um die stürmende Hexenschar durch Kreuzeszeichen und Gebete abzuwehren.

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Zur Zeit der Heuernte sah man in einem Bache unter Erlgesträuch jährlich eine Schar badender Weibchen erscheinen, welche da plätscherten und lärmten und allerlei Fetzen und Windeln von Leinwand zum Trocknen auf das Gesträuch hingen; sie waren nicht größer als einjährige Kinder. In einiger Entfernung durfte man ihnen zusehen, ohne dass sie sich daran kehrten; aber wollte man in ihre Nähe kommen, so erhoben sie ein Geschrei, und tumultuarisch ihre Fetzen und Windeln zusammenraffend rauschten sie unter das Wasser und verschwanden. Ein Bauernbursch, sonst erpichter Vogel- und Taubenfänger, richtete einmal auch eine Falle im Gesträuch am Bache auf – und wirklich ging ihm ein solches Waschweiberl ein. Es hatte ein weißes, reinliches Kleidchen von Leinwand an, das bis an die halbe Wade reichte, und die wohlgekämmten Haare fielen aufgelöst bis zu den Schultern hinab. Ohne Sträuben ließ es sich vom Burschen nach Hause tragen und sah sich frisch mit den schwarzen Äugelein um. Kaum in die Stube gebracht, streifte das Weiberl die Hemdärmelchen zurück, schürzte das Kleidchen und begann zum Verwundern und Ergehen der Hausbewohner geschäftig aufzuräumen, Geschirr zu waschen, auf die Wandbänke steigend die Fenster zu reinigen, sang, lief, wenn's was not hatte, in einen Winkel, und was es tat, war nicht viel, und kurz war ruhelos von Morgen bis Abend, ohne sich im Geringsten etwas schaffen zu lassen. Während der Abenddämmerung kam das Wassermännlein, klammerte sich draußen an die Wand und sprach zum Fenster hinein, das Waschweiberl klammerte sich von innen an die Wand und sprach hinaus; und da taten sie vertraulich und er trug ihr auf, nichts von ihren Geheimnissen auszuplaudern. – Als der Winter nahte, dachten die Hausleute daran, das Waschweiberl mit Schuhen zu versehen; aber es reichte das Füßchen nicht dar, um ein Maß nehmen zu lassen; man streute daher Mehl auf den Fußboden der Stube, und nahm das Maß nach den Tritten des Weibchens. Gut. Die Schuhe waren fertig und man stellte sie dem Weiberl auf die Bank, dass es sich derselben bediene nach Gefallen; aber das Waschweiberl fing an zu schluchzen und zu weinen, weil man seine Bemühungen belohnen wollte, nahm die Schuhe, streifte die Hemdärmelchen wieder vor, entschürzte das Kleidchen und stürzte lautklagend davon und wurde nun nie wieder gesehen. – Es lebt eine Mutter, deren Mutter noch als Kind im Hause ihrer Eltern lebte, als sich diese Geschichte zugetragen hat.

   

Ein anderes Mal soll man wieder eines von den Waschweibln gefangen haben; das soll aber schlimm, bissig, ganz unverträglich gewesen sein, und wenn man ihm die bis an die Ferse reichenden Haare aus dem Gesicht streichen wollte, soll es auf einen gespien haben. – Schlimme Weiber hat man genug, daher ließ man das bissige Weiberl schleunigst wieder frei.

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Die Geschichte von zwei Fluchern. – Der eine war ein Federnhändler, ein graulicher Flucher. Er sakramentierte gegen die Wolken hinauf ebenso geläufig wie gegen die Erde hinab und links und rechts um sich. Einmal spielte er Karten im Wirtshause und verlor viel Geld; voll Verdruss und von vielem Trunk erhitzt, musste er hinausgehen, um s. N. zu verrichten. Als er merkte, dass ihm das nicht recht nach Willen ging, fing er an, entsetzlich zu fluchen und wollte gar nicht mehr enden. Ja freilich; da hauste – Gott sei bei uns! – der Leibhaftige senkrecht aus der Luft auf ihn herab, und packte ihn, wie er dasaß, wütend mit seinen Krallen, trug ihn über das Gebirge, und warf ihn dann so gewaltig in eine Pfütze nieder, dass der Schmutz bis an die Wolken über ihm aufflog. – Anwendung: »Nun, der ließ weiter das Fluchen bleiben!« –

   

Der Andere war nur ein junger Haushirt; fluchte und sakramentierte der kleine Stinker ärger als ein Großer! Wenn jeder Himmelsakramenter, den er ausstieß, eine Erbse gewesen wäre, so hätte er täglich den ganzen Böhmerwald unter Erbsen gestellt. Aber warte, kleiner Stinker. – Da trieb er einmal gegen Abend vom Felde die Herde heim, und trat mit dem bloßen Fuß auf einen spitzen Stein. Vor Schmerz warf er sich nieder, nahm den schmerzenden Fuß in beide Hände und rutschte wie ein Hund, dem man Pfeffer in den H– gerieben, am Boden hin und her, indem er höchst graulich fluchte. Gut, kleiner Stinker! Es ist noch nicht Abend und du bist noch nicht zu Hause, kleiner Stinker! Beim Abendessen wollte der Hausherr plötzlich ganz frisches Wasser haben. Was giltst, kleiner Stinker, du wirst das Wasser holen müssen? Richtig. Er nahm den Krug und ging vor das Haus und unter die Linde zum Brunnen. Wie er aber den Krug untertauchen wollte, schoss plötzlich sausend und funkensprühend ein glühender T– auf die Linde hin und grimaste entsetzend auf den kleinen Stinker nieder! Nein! – hat der das Fluchen bleiben lassen! –

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Eines Sonntags nach Mittag war einmal ein Hausvater in seinem einschichtigen Hofe von den Seinen allein zu Hause, hatte aber einen guten Freund, auf Besuch, bei sich. Sie kurzweilten sich durch freundliche Reden und dachten nicht im Geringsten an das oder das, was gefährlich sein könnte. Nun traten aber auf einmal sechs Mordjokerls herein und sagten: »Guten Tag! – Geld her!«– Der Hausvater sah sie eine Weile an, rückte sein Käppchen: »O guten Tag!« – »Schön Dank!«– »Ja, und Geld, meine Herren?« – »Bitte, mein Leben zu schonen!« – »Ja, mein Geld, meine Herren!«– Er stand auf, ging in die Kammer, hob ein Brett vom Fußboden auf, nahm einen irdenen, drahtumflochtenen Topf heraus, kehrte in die Stube zurück, schüttete das Kupfer- und Silbergeld auf den Tisch: »Bitte, meine Herren! da liegt mein Geld, meine Herren!«– Die sechs Mordjokerls griffen höchst zufrieden zu, und kümmerten sich wenig, dass der Hausvater ein leeres Gläschen vom Wandgestelle nahm und es verkehrt auf die Tischplatte stürzte. Kaum war aber das geschehen, so konnte keiner der sechs Mordjokerls ein Glied mehr regen, und so wie jeder die Hände in den Geldhaufen tauchte, blieben sie starr eingetaucht. Wetter aber! Jetzt holte der Hausvater mehre Ruten und biegsame Rohrstäbe hervor und fragte den guten Freund, der auf Besuch da war, was besser wäre: Ruten oder Rohrstäbe? Für Rohrstäbe entschieden sich beide. Nun denn, Rohrstabe. Es hat noch vor und nach keine menschliche Sitzung mehr Streiche bekommen, als die der sechs Mordjokerls; sie pusteten an zwei Stellen, dass sich die zwei Aufstreicher endlich zurückziehen mussten. So. Nun schwenkte der Hausvater das Gläschen und heulend entstürzten fünfe der Mordjokerls; der sechste Mordjokerl aber wollte sich rächen. – Hm! da stürzte der Hausvater lächelnd sein Gläschen wieder auf den Tisch, und zerbeizte dem Schurken einzeln so lange die Sitzung, bis er gräulich um Gnade schrie, und in Freiheit gesetzt den nahen Wald durchheulte. Der Hausvater strich ruhig lächelnd sein Geld wieder zusammen, tat es wieder in den irdenen, drahtumflochtenen Topf, ging wieder in die Kammer zurück, hob wieder das Brett am Fußboden auf, stellte den Topf hinunter, kam wieder zurück, und weil der gute Freund nach Hause musste, drückten sich beide freundlich die Hände und lächelten über den Vorfall. – Der Mann ist schon gestorben, welcher den Augenzeugen dieses Vorfalles kannte, und die Geschichte oftmals erzählte.

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Aber neuester Zeit hat sich ein seltsamer Fall ereignet. Den Herrn und den Ort will ich nicht nennen. Dieser Herr saß eines Nachmittags (nein, es war an einem Sonntag Vormittags während der Kirchenzeit;) da saß dieser Herr an seinem Schreibtische und schrieb; und als er nach einer Prise Tabak langend, eben ein wenig aufblickte, bemerkte er, dass eine unheimliche Gestalt im Winkel an der Türe stand, im Halbschatten und regungslos, und mit großen schwarzen Äugen ihn anstarrte. Gott sei bei uns! und wem das geschähe, der möchte wohl rufen: »Wer da?« Aber der Herr konnte nicht rufen: »Wer da?« denn es ruft sich leicht: »Wer da?« wenn niemand da ist oder jemand Bekannter. Aber der im Halbschatten an der Türe mit einem unheimlichen Strich über der Stirne und mit rußigem, enganliegendem Ledergewand, der unbewegliche Unheimliche, war nicht eben bekannt, und war doch jemand. Der Herr des Zimmers kann »Wer da?« rufen, und den hinauswerfen, der nicht Herr des Zimmers ist, und dies Recht bestreitet ihm niemand. Aber der niemand, der sich fein Recht nicht bestreiten lässt, ist der Herr des Zimmers, der sich vom Schreibtisch in das Nebenzimmer zurückzieht, erwartend, wie gnädig der Unheimliche im Halbschatten an der Türe sein werde, sich zu entfernen. Aber es wurde Nacht und Tag und wieder Nacht und wieder Nacht, und viermal Nacht und viermal Tag, ohne dass sich der an der Türe regte und weder den Herrn des Zimmers hinausließ, noch jemand zum Herrn des Zimmers hereinließ. Endlich musste der Sprachlose, Starre, Unheimliche an der Türe Zustände kriegen; er verschwand; man konnte es riechen. Der Herr kehrte seinen Lebenslauf um und wurde ein Wechselbalg. – Dicunt. –

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Ein Fuhrmann wollte einmal gegen Abend noch ein unweit entlegenes Dorf erreichen; die vier rüstigen Pferde schritten tüchtig vorwärts, die Räder knarrten, der Fuhrmann musste seine Schritte zu ungewöhnlicher Eile spornen, um mit den Pferden Schritt zu halten. Aber es schien dem Fuhrmann, als ob der Boden vorwärts und sein Wagen rückwärts ginge; es lagen dieselben Steine, über welche die Räder eben gegangen, wieder vor dem Wagen; das Kreuz, kaum zehn Schritte vor dem Wagen, schob sich in derselben Entfernung vor dem Fuhrmann weiter, wie sehr auch die gepeitschten Pferde schnaubend und dampfend vorwärts schritten und die Räder um die Axe flogen. Da wälzte sich plötzlich ein funkensprühendes Fass neben dem Wagen daher, und vorwärts ging es nun ohne Hindernis; die Steine, worüber die Räder gingen, kehrten nicht wieder, das Kreuz rückte zurück, das Dorf, welches zu erreichen war, wurde sichtbar und kam näher; aber entsetzt gewahrte der Fuhrmann die glühende Begleitung, in Angstschweiß gebadet schlug er auf die Pferde los, um dem nebenher kollernden Feuerfasse zu entkommen; dieses aber schoss unweit des Dorfes plötzlich an einen Baum, borst mit einem betäubenden Knall und verschwand. Auf derselben Stelle stand plötzlich ein schwarzer Mann. Der Fuhrmann sprach in fast tötender Angst ein »vergelt's Gott!« und auch der schwarze Mann verschwand, indem er sagte, »dass er dreihundert Jahre auf dieses »vergelt's Gott!« gewartet habe; nun sei er erlöst!« – Entsetzt durch diesen Vorfall jagte der Fuhrmann in das Dorf, hatte die Sprache drei Tage lang verloren, und starb gerade ein Jahr nachher an demselben Tage, wo er die Erscheinung gesehen hatte.

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Ein Rosshirt hütete einmal im Böhmerwalde seine Pferde. Um bequemer die Aufsicht zu führen, setzte er sich auf sein Lieblingspferd; und als es Abend wurde, zählte er nach, ob er alle Rosse beisammen habe. Und sieh! es fehlte ihm sein Lieblingspferd. Er schrie und pfiff und jagte suchend kreuz und quer, und konnte das Ross nicht finden, auf dem er saß. Es schnob und dampfte unter dem verwirrten Reiter das Ross und wieherte heftig, um sich dem Hirten kund zu geben, der es ritt. Maria! Gnadenvolle! wie musste den Gott verlassen haben, dass er das Ross nicht fand, auf dem er ritt, sondern sich plötzlich, verzweifelnd über den Verlust, vom Rücken desselben auf einen Baum schwang und sich mit dem Schnupftuch erhängte! – Noch dieselbe und jede folgende Nacht durch heulte das Gespenst des Rosshirten den Wald und die Gegend, hockte jedem auf, der seinen Namen rief, und ließ sich eine Strecke weit tragen. Bisweilen kam er in der Abenddämmerung in die nahen Dörfer und grinste plärrend hier und dort plötzlich zu den Fenstern hinein. Dem Grenzkordon schien es oft, als ob man eine Herde grunzender Schweine über die Grenze paschen wollte, und wenn man näher kam, war nichts zu sehen als eine fliehende, hohnlachende Gespenstergestalt. So trieb viele, viele Jahre sich dieses Gespenst, zum Schrecken und zur Qual der Gegend, umher, und soll noch jetzt nächtlich Wandernden, wenn sie spottend seinen Namen »Stilzl« rufen, aufhocken oder sie auf andere Art plagen und necken. –


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