Wilhelm Raabe
Pfisters Mühle
Wilhelm Raabe

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»Hoffentlich fürs erste noch nicht«, brummte mein Freund Adam, wie es schien, gänzlich unberührt von dem unmächtigen Pathos unseres beklagenswerten Begleiters. »Was aber das Heulen in den Mühlen anbetrifft, na, so stehen wir ja grade deswegen hier mit blauen Nasen im Erd- und Ätherqualm. Ich kann deinem Vater leider nicht zu seinem alten, fröhlichen Dasein verhelfen, Ebert; Sie aber, Lippoldes, dürfen sich schon ganz ruhig mit Ihren Idealen zum Vater Pfister auf die harte Bank in der harten Schule des Lebens setzen. Was beiläufig mich angeht, Ebert Pfister, so meine ich, der beste Mann wird immer derjenige sein, welcher sich auch mit dem schofelsten Material dem gegenüber, was über der Zeit und dem Raume liegt, zurechtzufinden weiß. Zu Ihrem ›Alarich in Athen‹ und ›Schneider in Straßburg‹ konnten Sie meinen Senf nicht gebrauchen, Doktor; der Vorschlag, in Kompanie mit mir aus Pfisters Mühle ein Gedicht zu machen, würde Ihnen heute nur lächerlich vorkommen; Sie sind mein Mann, Samse, nehmen Sie mir den Korb da in acht, und marsch nach Hause. Die unsterblichen Götter aber mögen mir meinen Willen lassen, ich – lasse ihnen ja auch den ihrigen.«

Er stiefelte dem getreuen Knecht Samse voran, flußabwärts, und ich suchte mit dem verschollenen Poeten nachzufolgen. Das Wort, daß es besser gewesen wäre, wenn der letztere zu Hause und im Warmen sich gehalten hätte, bewahrheitete sich in bedenklicher Weise immer mehr.

Ach, er paßte ganz, nur zu sehr in den Tag die Witterung, die Beleuchtung, und deshalb um so dringlicher an den warmen Ofen und unter die lieben, hellen, sorglichen Augen seiner Tochter! Immer tiefer schien ihm der Frost in die vorzeitig mürben Knochen zu dringen, und mit zitterndem Finger wies er auf den jüngern, gesundern Mann im Nebel vor uns, und mit vor Erregung bebender Stimme rief er:

»Und ich habe ihn einmal mit zu denen gezählt, für die ich in meinen guten Stunden zu leben glaubte! Ich habe ihn, als er in deinem Alter war, mit glänzenden Augen vor meiner Tür gehabt und mit Tränen in den Augen regungslos auf seinem Stuhl an meinem Tische! Nun bin ich ihm der kindische Narr, der blöde Wirrkopf, der schwache Phantast, und er schnauzt mich an und glaubt, verständig zu mir zu reden und mich zur Vernunft zu bringen, und er überhebt sich mehr, als ich mich je in meinen besten Tagen überhoben habe. Wie es ihn heute kitzelt, wenn er sich für sein junges, dummes Pathos rächt und den alten Lippoldes unter seine Kuratel nimmt und ihn seinerseits zum Schluchzen bringt! Rufe ich ihn jetzt um und er hält es der Mühe wert, sich umzusehen, so wird er von pathologischen Vorgängen reden und ganz genau wissen, was mir auf Nerven oder Tränendrüsen wirkt, und er hat recht; recht hat er, der junge Mann! Zehn Jahre jünger – zwanzig Jahre jünger, und mit den jüngsten Erfahrungen des Lebens von vorn beginnen! O Eberhard Pfister, wenn nur nicht diese schöne Festtagslandschaft, die Welt um uns her, allerlei Staffage zur künstlerischen Vollendung nötig hätte! Und wenn es nur nicht so entsetzlich gleichgültig wäre, von welchem Hintergrunde wir uns abheben und wie wohl oder übel wir uns persönlich auf dem Bilde fühlen!«...

Dies war nun ganz wie Emmys tiefsinniges Wort: »Wo bleiben alle die Bilder?« – Der arme, gequälte, verloren gegangene Mann, der Poet, und mein liebes, unpoetisches, gutes kleines Mädchen standen vor derselben Frage, und – ich mit A. A. Asche und den übrigen ebenfalls, was wir uns auch sonst einbilden mochten. –

Sie hatte sich seit Stunden nicht gerührt in unserm Sommernest unter dem Dachrande von Pfisters Mühle – Emmy. Sie hatte auch im glücklichsten, unschuldigsten, gesunden Vormitternachtsschlaf gelegen, aber wer sagt es, wieviel von den Bildern, die mir nächtlicherweise am Tisch im Stübchen neben der Kammer über das Papier gegangen waren, ihr im Traum zu eben solchen Wirklichkeiten wurden, wie die wirklichsten Ergebnisse des wachen, lebendigen Tages?

Ein Faktum ist, daß sie (immer meine Frau), als bald die Hähne im Dorfe krähen wollten und der erste kühle Hauch aus Morgen den Vorhang neben mir bewegte, sich auf ihrem Bett regte und sich auf die Hand stützte und murmelte:

»Ich wollte wirklich, du brächtest ihn jetzt bald endlich wieder an den warmen Ofen, Herz!... Die arme Albertine!... Aber so seid ihr Männer, einerlei, ob ihr unsere Väter oder ob ihr unsere Männer seid. Papa machte es gradeso improvisiert, wenn er mir am liebsten meinen höchsten Abscheu, seinen sogenannten jungen Freund Buckendahl, zum Frühstück mitbrachte. Wir hätten uns gegenseitig auffressen können, und er, Assessor Buckendahl, mich aus wirklich ernst gemeinter Zuneigung. Wie zog sich denn aber Albertine aus der entsetzlichen Verlegenheit, und was hatte sie euch vorzusetzen in ihren damaligen Umständen?«

Ich ging auf den Zehen hin und sah das Kind wieder im tiefsten, lächelndsten Schlummer liegen, und ich ging trotz dem ersten Streif grauen Morgenlichtes im Osten noch einmal zu meinem Schreibgeräte zurück. Ja, so sind wir Männer dann und wann, selbst bei den behaglichsten Verlockungen, wenn uns etwas auf den Nägeln und der Seele brennt: ich mußte in dieser Nacht noch mit der Geschichte von unserm Weihnachtsgange nach Krickerode zu Ende kommen, gleichviel, ob ich Emmy mündlich oder mir schriftlich davon erzählte! –

Ach, wäre es an jenem Wintertage nur so leicht gewesen, den Doktor Lippoldes zum warmen Ofen zurückzubringen, wie Emmy es sich in ihrem Sommernachtstraum vorzustellen schien! Zu meinem Schrecken merkte ich, daß ich allein den Mann nicht weiterzuführen vermochte. Er schnatterte jetzt vor Frost und sprach immer seltsamere Dinge. Es blieb mir nichts übrig, als Asche um Beistand anzurufen.

Der blieb denn auch stehen, zuckte die Achseln, sah sich den Poeten von neuem an und murmelte:

»Kann man es den Leuten verdenken, wenn sie sich was drauf zugute tun, daß sie stets ganz genau wissen, was unsereinem gegen Schluß der Komödie zu passieren pflegt?«

Er legte mit einer wahrhaft nichtswürdigen Fratze den grimmig-possierlichen Akzent auf die Worte »Leute« und »unsereinem«, und meinte dann mit vollkommen gleichgültiger Miene:

»Wir haben ihn natürlich so rasch als möglich – lebendig oder tot – nach Hause zu schaffen; ich kann dem armen Mädchen nicht darüber weghelfen. Nur betrunken ist er diesmal nicht. Stellen Sie den verdammten Kober weg, Samse. Es wird ihn heute am heiligen Feste hoffentlich niemand uns stehlen. Laufen Sie vorauf zu Fräulein Lippoldes und bestellen Sie ein Kompliment – zum Henker, nein, warten Sie; hier bin ich doch zu wenig nütze, Ebert; – greifen Sie dem Elend unter die Arme, Samse; ich werde vorausgehen, das Bett zu wärmen und das Fräulein vorzubereiten.«

»Ein Wort noch, Herr Doktor!« sprach Samse. »Was meinen Sie hierzu?« fragte er, aus der Tasche seiner Zottenjacke eine flache Flasche mit einer Flüssigkeit vorlangend, die nicht meines Vaters Mühlwasser entnommen war. »Ich habe wohl gehört, Herr Doktor –«

»Recht haben Sie gehört! Alter Praktikus, weshalb haben Sie davon nicht gleich gesagt? Alle Wetter, selbstverständlich! Lassen Sie riechen – jawohl, Vater Pfisters echtester Nordhäuser. Wir brauchen ihm ja das nur zu zeigen, um ihn gegen jede See von Plagen wenigstens für den Moment mit Wehr und Waffen auf die Beine zu bringen.«

Es verhielt sich leider Gottes wirklich so. Der kranke Mensch in dem unseligen, genialen Menschenkinde griff mit einem fast tierischen Laut nach Samses »Buddel«, zog den Inhalt des letztern gierig in sich hinein und – fühlte sich wieder als Mensch, wie er sich selber ausdrückte.

»Ich gebe dir mein Wort darauf, Eberhard Pfister«, murrte Adam Asche mir ins Ohr, »der Mann geht auch nicht an Krickerode zugrunde. Ich will es keine Lüge nennen, wenn er derartiges behauptet, aber er irrt sich unbedingt. Ich wollte, ich könnte dieses auch von deinem Vater sagen. Nun, kommt jetzt ruhig mit dem Unglück nach; ich werde doch etwas rascher voraufgehen und dem armen Mädchen ein Wort zur Beruhigung sagen.«

Er verschwand im Nebel flußabwärts, und Samse flüsterte schlau, mit dem Finger an der Nase:

»Ebert, ich bin doch nicht umsonst, seit ich vernünftig denken kann, Knappe, Sommergarten- und Winterpläsier-Garçon, und was sonst so zu unserm Meister und Anwesen gehört, gewesen! Herr Doktor, na, es ist Ihnen jetzt wohl'n bißchen besser zumute? Also denn, wenn's beliebt, die paar Schritte noch aushalten!... Ich denke, den Korb mit dem Giftwasser nehmen wir doch lieber mit, Ebert; – der Satan trau dem Fabriklervolk da hinter uns, selbst am hochheiligen Festtage. Es treibt sich immer was von ihnen an unserm ruinierten Nahrungsquell im Busch und Röhricht um, und wär's auch nur auf dem Anstande nach unserm krepierten Fischstande. Dem Jammervolk muß ja jedwede Viehseuche, wie Herr Doktor Asche vorhin sagte, reiner Zucker sein. Sie wären imstande und söffen uns ihre eigne Schandbrühe aus, bloß wegen Vater Pfisters alten Etiketten an den Flaschen!«

Felix Lippoldes hatte weder von dem Gemurr des Chemikers noch von Samses Zufriedenheit mit sich und seinen klugen Bedenken in betreff anderer Notiz genommen; er zitierte aus seinen Dramen und hielt meinen Arm jetzt nur deshalb fest, um eindringlicher auf mich hineinzitieren zu können. In sonoren Jamben redete er von Sonnen, Palmen, Zinnen, Türmen, Frauen, Helden und Heeren; und die Leute, von denen vorhin Adam Asche redete, würden sicherlich gesagt haben: »Wie gut er sich jetzt auf seinen Beinen hält!«, wenn sie bei uns gewesen wären unter den Weiden am faulen Strom, auf dem Rückwege von Krickerode nach Pfisters Mühle. Einige würden sich vielleicht auch des Wortes »Stelzen« bedient und sich einiges auf den witzigen Doppelsinn zugute getan haben. – Ich aber gedachte meiner Kindheit und frühesten Jugend, und wie in jenen Tagen Felix Lippoldes über meinem Gesichtskreise wie eine Sonne leuchtete, wenn ich von Studiosus Asche und der Grammatik freigegeben und in meines Vaters bunten, wimmelnden, fröhlichen Lebensgarten von neuem losgelassen wurde.

Ja, er war in seinen glücklichen Tagen dann und wann auch ein Gast Vater Pfisters und hatte merkwürdig ungestört und ununterbrochen das große, phantastische Wort in Pfisters Mühle. Philister mit Frauen und Töchtern, Bürger und Bürgerinnen mit ihren Kindern wie ich damals, höhere und niedere Beamtete mit ihren Damen und Kinderwagen, selbst die Vorstände und Vorsteherinnen der respektabelsten Vereinigungen: für öffentliche Gesundheitspflege – für Verschönerung der Umgegend der Stadt – für Verbesserung des Loses entlassener Strafgefangener – gegen den Mißbrauch geistiger Getränke – gegen die Überhandnahme des Vagabundentums – für, für, für und gegen, gegen, gegen – ließen ihn reden, hörten ihm, wenn auch erstaunt, so doch nicht ungern zu und waren so ratlos und ungewiß in ihren Gefühlen und ihrer Stimmung gegen ihn wie ich nun als erwachsener junger Mensch im Nebel und Rauhfrost des Wintertages auf diesem Wege zum Anfang des Endes von Pfisters Mühle.

Ja, sie hatten beide ihre guten Tage hinter sich, der Müller und der Poet. Die Quellen und Ströme ihres Daseins waren ihnen beiden abschmeckend, trübe und übelriechend geworden, und es war ihnen wenig damit geholfen, daß wir wußten, womit das zusammenhing und wie es durchaus nicht etwa geschah, weil die Welt aus ihrem Geleise geraten wäre.

Das sind nun freilich Reflexionen, wie sie der Mensch beim nachträglichen Aufzeichnen seiner Erlebnisse macht, wie sie ihm aber nur selten in Begleitung der Erlebnisse selber kommen. Ich war damals ganz einfach auf dem Rückwege zu meines Vaters verödetem Haus und Garten dem armen Felix behülflich, seine Wohnung zu erreichen, und es war mir sehr angenehm, daß mir Adam und Albertine entgegenkamen, um mir die Verantwortlichkeit für das letztere von der Schulter zu nehmen.

Mein Weib in seinem Kinderschlaf und lieblichen Tagleben hat gottlob kaum eine Ahnung davon, wie gut sie es gehabt hat gegen ihre nunmehrige beste Freundin Frau Albertine. Es war gerade nicht angenehm, zur Erholung mit auf Papas sonderbares Kirchhofs-Spaziervergnügen angewiesen zu sein; aber einem toten Mann selber auf seinen unheimlichen Spaziergängen durch den kalten, klappernden, rasselnden, klirrenden, mitleidlosen Werkeltag Gesellschaft leisten zu müssen, war doch noch etwas schlimmer, und Fräulein Albertine Lippoldes hatte nur dazu auf ihrem eigenen Wege durch die Welt haltgemacht und war nur deshalb aus der Fremde nach Hause zurückgekehrt.

»Da kommt Fräulein Tochter, Herr Doktor, und nun sehen Sie nur mal, welche Angst sie wieder um Sie hat!« rief Samse. »Und Herr Doktor Asche hinter ihr sollte sich wirklich die Mühe, sie zu beruhigen, nicht machen. Es hilft ihm ja doch ganz und gar nichts. Nun sehen Sie nur das liebe Gesicht! Ich bin gewiß für Pfisters Mühle in ihrem Jammer, aber diese Angst- und Unglücksmiene der lieben Dame geht doch noch drüber, Ebert.«

»Da bist du ja, Kind – und Sie auch, Freund Adam! Also – ein Glas Madeira und eine Gabel Hummersalat, meine Herren. Du hast vorgesorgt, Tochter deines Vaters – Hebe unter dem Strohdach? Meine Herren, wenn es der feinste und höchste Egoismus ist, sich zu sagen: Du machst ein Kunstwerk für hundertundfünfzig durch die Welt verstreute Seelen, die für dich sind, so ist's ungemein angenehm, sich nach einem Morgen wie der heutige zu vier zu Tische zu setzen. Was schneiden Sie mir wieder für eine Fratze, Adam? Es wird uns alles zugeteilt; ich habe mir mein Leben und Dasein sowenig selbst gegeben, wie Sie sich das Ihrige. Kannst dich darauf verlassen, Ebert; jeder bekommt das Kostüm und Werkzeug, das er nötig hat zu seiner Rolle in der Welt. Niemand ist da ausgenommen. Niemand! Ich auch nicht. Auch nicht die Kinder, die in limbo infantum schwimmen; nicht die flüchtigste Erscheinung und nicht die dauerndste. Es gibt nur aufgedrungene Pflichten, Genüsse und Versündigungen. Die Richter sitzen zu Gericht, aber es hat noch nie ein Tribunal oder einen Menschen gegeben, die über einen andern Menschen hätten Urteil und Recht sprechen können. Ehrbar, ehrbar, wenn ich bitten darf; – nicht zu dumm aussehen, Samse – nicht zu gescheit, ihr andern! Aber was kommt es auf eure Gesichter an? Die kleine, hülflose, offene Hand am schlafenden Kinde ist's, die die Welt von Generation zu Generation sicher weitergibt. Also ein Glas old dry, meine Herren. Da sind wir ja wohl wieder angelangt an den Grenzen unseres Reiches und fordern Euch gnädigst auf, Adam Asche, unsere Prinzessin Tochter über die Schwelle zu führen. Ei, es weiß kein Mensch genauer als ein König und ein Poet, wie wenig der Erde Pracht und Herrlichkeit bedeutet. He, he, da läge noch ein Buch, Asche: De tribus imperatoribus – Von den drei großen Herren! Der König – der Dichter und – der Vorstand der Irrenanstalt, und der letzte als der größeste! Was sind alle Weltherrschaften gegen das ungeheure Reich, das sich dem letztern in den Köpfen seiner Untertanen in Wundern, Schönheiten und Schrecknissen ausbreitet und das er zusammenhalten und regieren muß. An die Zigarren hast du hoffentlich auch gedacht, Albertine?...«

So ging das fort und fort unter dem frostigen, grauen Himmel, und an dem trüben Fluß zwischen den Schlehenhecken und Büschen – Gemeinplätze, seltsame Gedankenblitze, Erinnerungen an vergangene üppige Tage und Genüsse. Für uns aber handelte es sich nur darum, dem alten, schlafwandelnden Kind mit der wahrlich hülflosen, offenen Hand in seinen gegenwärtigen Nöten so gut als möglich zu helfen und seiner Tochter noch mehr. Wir konnten wirklich jetzt von keiner seiner vielfachen Begabungen, das Leben »groß aufzufassen«, Gebrauch machen. Es handelte sich nur darum, ihn in der ärmlichen Bauernstube, die ihm und seinem Kinde zum letzten Unterschlupf diente, im schlechten Tagelöhnerarmstuhl hinter dem gottlob warmen Ofen niederzudrücken.

Wie seine Tochter das Leben auffaßte, davon konnte damals nicht die Rede sein; doch am Nachmittag, es fing eben an zu schneien, führte mich A. A. Asche noch einmal unter die Kastanienbäume von Pfisters Mühlengarten, faßte mich an der Schulter, schüttelte mich und sagte:

»Das ist ein prächtiges Mädchen, und es scheint mir die höchste Zeit zu sein, ein wohlhabender Mann zu werden. Entschuldige mich nachher bei deinen Leuten da drinnen; ich fahre heute abend noch ab, denn ich halte es wirklich für die Pflicht der anständigeren Menschen, die Ströme dieser Welt nicht bloß den andern zu überlassen. Deinem Vater werde ich das ihn betreffende Ergebnis der Erfahrnisse des gestrigen und heutigen Tages von Berlin aus schicken. Überlege es dir, überlege es mit ihm, ob es ihm das brave, gute Herz viel erleichtern wird, wenn er sich damit an einen Advokaten wendet.«


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