August von Platen
Gedichte
August von Platen

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Nach den Freiheitskriegen

(1816)

                    Das ist die Blume, die dem Heldenmute,
    Dem großen Aufstand unsres Volks entsproß,
Das ist die Frucht von dem entströmten Blute,
    Das an der Pleiße, an der Seine floß!

Wo ist das Volk, das einst des Wütrichs Sklaven,
    Sein Herzblut opfernd, trieb aus diesem Land?
Wo ist dies Volk? Begann's aufs neu' zu schlafen,
    Das mächtig kaum dem Schlafe sich entwand?

Wo ist die Eintracht, die wir heilig schwuren?
    Wo ist des Friedens teu'r erkaufte Huld?
Das Volk ist gut auf allen deutschen Fluren;
    Doch ihr, ihr Fürsten, tragt die große Schuld.

Ihr nährt der Zwietracht alte, böse Keime,
    Denn ihr mißbraucht der Völker Lieb und Treu,
Die schönste Hoffnung kehrt ihr uns in Träume,
    Führt uns den Fluch entströmter Zeit herbei!

Nicht unsre Unschuld wird die Nachwelt mengen
    Mit euern Lastern, euerm ew'gen Streit;
Da oft so viele nur an einem hängen,
    Sinkt Deutschlands Kraft und Deutschlands Herrlichkeit.

Sonst konnten wir den Korsen noch verklagen,
    Daß er die Zwietracht sende übern Rhein:
Doch schlimmer steht's in diesen letzten Tagen,
    Denn itzt verklagen wir uns selbst allein!

Umsonst fiel mancher Held, die Hand am Schwerte,
    Doch was verschlägt den deutschen Fürsten das?
Wenn sie nur streiten um ein Stücklein Erde,
    Wenn sie nur nähren ihren gift'gen Haß.

 


 


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