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Kapitel 6.
Die Einrichtung des Bureaus zum Zwecke der Bearbeitung des durch die deutschen Expeditionen gesammelten wissenschaftlichen Materiales.

Der Plan des herauszugebenden Werkes.

Nachdem die Expeditionen, welche das Deutsche Reich im Systeme der internationalen Polarforschung ausgesendet hatte, alle glücklich heimgekehrt und sowohl die wissenschaftlichen Materialien, als auch die sonstigen Gegenstände zur Ablieferung gelangt waren, mußte zunächst daran gedacht werden, ein Verzeichniß der zahlreichen Dokumente anzufertigen, um einen Ueberblick zu gewinnen. Sodann war Vorsorge zu treffen, daß man sich so bald als möglich eine Ansicht bilden konnte, wie von den einzelnen Expeditionen die denselben gestellten Aufgaben gelöst worden wären. Erst nachdem dies geschehen, konnte die Polar-Kommission – oder deren Exekutiv-Ausschuß – ein Urtheil darüber abgeben, ob in allen Fällen in Gemäßheit der erlassenen Instruktionen verfahren worden sei. Begreiflicher Weise handelte es sich zunächst nur darum, sich ein allgemeines Urtheil über die bezeichneten Fragen zu bilden, während es eingehender Diskussion vorbehalten bleiben mußte, den inneren, wissenschaftlichen Werth der umfangreichen Beobachtungsreihen festzustellen. In Voraussicht der Schwierigkeiten, welche sich bei den nun den Exekutiv-Ausschuß erwartenden Aufgaben ergeben würden, hatte die Polar-Kommission nach erfolgter Genehmigung Seitens der Kaiserlichen Admiralität in dem Observatorium der Marine in Wilhemshaven unter Leitung von dessen Vorstand, Professor Dr. Börgen, eine Reihe wichtiger Vorarbeiten, namentlich für die magnetischen Untersuchungen, ausführen lassen und hierzu in der Person der jungen Gelehrten Dr. Max Eschenhagen und Emil Stück die hierzu erforderlichen Kräfte zur Verfügung gestellt. Die durch diese Untersuchungen gewonnenen Ergebnisse trugen wesentlich dazu bei, daß die nun folgenden Arbeiten erheblich gefördert werden konnten. In den Tagen des 14. bis zum 16. November 1883 war, um ohne Verzug in die Prüfung der Materialien und die Entwerfung des Arbeitsplanes eintreten zu können, eine Versammlung der Deutschen Polar-Kommission anberaumt worden. Diese Tagung der Polar-Kommission fand in den Räumen der Deutschen Seewarte zu Hamburg statt.

Ehe wir in die Schilderung der Einrichtung der Arbeit, welche nun folgte, eintreten, ist es nur eine Pflicht der Erkenntlichkeit, des Empfanges zu gedenken, welchen die wissenschaftlichen Gesellschaften Hamburgs den heimkehrenden Expeditionen bereiteten. Am 17. November, nachdem also die Sitzungen der Deutschen Polar-Kommission beendet, deren Mitglieder aber noch in Hamburg weilten, wurde eine von dem verstorbenen Bürgermeister, Sr. Magnifizenz Dr. Kirchenpauer geleitete feierliche Sitzung in der Aula des Johanneums abgehalten. Nach einigen einleitenden, die Bedeutung der soeben zu Ende geführten Unternehmungen beleuchtenden Worten des Vorsitzenden ergriff der Reihe nach jeder der Leiter der einzelnen Expeditionen das Wort, um in gedrängter Weise einen Bericht über das Erlebte und die Ergebnisse, sofern dieselben schon zu überblicken waren, zu erstatten. Die zahlreiche Versammlung folgte den Ausführungen der einzelnen Redner mit gespannter Aufmerksamkeit und lohnte mit reichem Beifalle. In derselben Sitzung erstattete der soeben von seinen Reisen aus Ost-Afrika zurückgekehrte und leider zu früh verstorbene Gestorben am 11. November 1886. Dr. med. G. Adolf Fischer einen Bericht über seine jüngsten Erlebnisse.

Am Abend desselben Tages fand in den Räumen des Sagebiel'schen Etablissements, welche zu diesem Zwecke in passender Weise ausgeschmückt waren, ein solennes Mittagessen zu Ehren der Expeditions-Mitglieder und der Deutschen Polar-Kommission statt. Den Vorsitz führte auch bei dieser Gelegenheit Herr Bürgermeister Kirchenpauer. Die Heimkehrenden wurden durch sinnige Trinksprüche gefeiert und namentlich auch dem weiteren Fortgange der wissenschaftlichen Arbeiten und deren Abschlusse die wärmsten Wünsche gewidmet. Gar Mancher mag bei dieser Gelegenheit auch jenes Abends am 4. Oktober 1879 gedacht haben, wo beim festlichen Mahle in ähnlicher Weise die Mitglieder der damals neu begründeten internationalen Polar-Kommission durch die Geographische Gesellschaft von Hamburg gefeiert wurden, bei welcher Gelegenheit der Mann, dem für die Durchführung des Gedankens der internationalen Polarforschung der größte Dank zu zollen ist, Dr. Karl Weyprecht, in begeisterter Weise seine Ideen entwickelte. Er sollte die Früchte seines unentwegten Strebens im Interesse der Wissenschaft nicht mehr sehen, denn er starb – wie schon (Seite 23) hervorgehoben – am 29. März 1881.

Wir geben hier einen Ueberblick der Anordnungen der Deutschen Polar-Kommission nach dem im Band 1 des Hauptwerkes (Seite 12 bis 16) erstatteten Berichte. Es heißt bort wie folgt:

»Nachdem die Kommission die Ueberzeugung gewonnen hatte, daß in allen wesentlichen Punkten den Instruktionen Folge gegeben worden, hatte man sich mit der Aufgabe zu beschäftigen, in welcher Weise man die gewonnenen Resultate am meisten in Übereinstimmung mit den internationalen diesbezüglichen Stipulationen verwerthen könne. Innerhalb der Polar-Kommission war man sich alsbald darüber einig, daß die systematische Bearbeitung des meteorologischen und magnetischen Materiales und die spätere Veröffentlichung der Resultate durch ein Bureau, das Bureau des Exekutiv-Ausschusses der Deutschen Polar-Kommission, zu geschehen habe. Zu gleicher Zeit wurde anerkannt, daß zu Zwecken der Bearbeitung einzelner Materien von dem gesammelten Material Einzelnes an Mitglieder der beiden Expeditionen verabfolgt werden könne, daß denselben unter den Bewerbern um Ueberlassung von Material der Vorzug gegeben werden solle. Aus Gründen, deren weitere Ausführung einen Zweck nicht haben könnte, wurde festgesetzt, daß, während die Gesammtleitung der Bearbeitung und Herausgabe dem 1. Vorsitzenden der Deutschen Polar-Kommission anvertraut werden sollte, die Bearbeitung speciell des meteorologischen Materiales am Sitze des Bureaus des Exekutiv-Ausschusses – also innerhalb der Deutschen Seewarte – die Bearbeitung des magnetischen Materiales im erdmagnetischen Observatorium der kaiserlichen Marine in Wilhelmshaven zu geschehen hätte. Die Anlehnung in der Bearbeitung des gesammelten Materiales an zwei Institute, die zur Pflege der in Frage stehenden Wissenschaften von Reichswegen geschaffen sind, schien um so mehr anzuempfehlen, als die beiden genannten Institute an der Organisation der Expeditionen und der Instruirung der wissenschaftlichen Mitglieder derselben einen hervorragenden Antheil genommen hatten. Es war außerdem wahrscheinlich, daß einzelne Materien durch specielle Untersuchungen, die auf die Bearbeitung einen Einfluß ausüben müßten, zu fördern seien, was, wenn es überhaupt anderswo durchführbar, jedenfalls innerhalb der bereits dafür eingerichteten Institute am sachgemäßesten und zweckentsprechendsten geschehen könnte.

»Auf Grundlage solcher Erwägungen beschloß die Deutsche Polar-Kommission an die Reichsregierung eine Denkschrift über die Verwerthung der gewonnenen Resultate und die Veröffentlichung derselben zu richten, worin gleichzeitig um die Gewährung der erforderlichen Mittel gebeten wurde. Unter dem 17. Dezember 1883 ging diese Denkschrift an die Reichsregierung ab. Es wurde darin der Plan, der dabei zu verfolgen sei, dargelegt und besonders hervorgehoben, daß es als eine Pflicht zu erachten sei, zunächst und vor Allem mit der Bearbeitung jener Materialien vorzugehen, die als der Kernpunkt der ganzen durch die internationalen Expeditionen anzustellenden Untersuchungen angesehen werden müssen, d.h. mit der Bearbeitung der magnetischen und meteorologischen Beobachtungen, wobei alles das, was eine nähere oder entferntere Beziehung zu diesen Materien hätte, hineingezogen werden müsse. Die reichen Materialien, die eine unmittelbare Beziehung zu den Aufgaben der internationalen Polarforschung nicht haben, sollten erst in zweiter Linie in Bearbeitung genommen werden; zum mindesten durften dieselben in keiner Weise den Fortgang der ersteren Klasse von Diskussionen hindernd beeinflussen. Das letztere bezieht sich namentlich auf die beschreibenden Naturwissenschaften; jedoch sollte mit Rücksicht auf die Förderung der Interessen der letzteren in der Weise vorgegangen werden, daß die Sammlung an naturwissenschaftlichen Objekten in die Hände einzelner kompetenter wissenschaftlicher Fachgelehrten zur Bearbeitung übergeben werde, wobei auch wiederum den Mitgliedern der Expeditionen auf ihren Wunsch der Vorzug zu geben sei. Eine Veröffentlichung der auf diesem Wege gewonnenen Resultate war nach Ansicht der Polar-Kommission nicht nur nicht zu beanstanden, sondern wurde gewünscht unter der alleinigen Voraussetzung, daß vorerst die Genehmigung der Kommission eingeholt und ihr später Kenntniß von der stattgehabten Veröffentlichung gegeben werden solle. Es ist hier nicht die Stelle, auf die Art und Weise, in welcher über die hier in Rede stehenden Materialien verfügt wurde, einzugehen, und mag es dabei sein Bewenden haben, wenn in Kürze erwähnt wird, daß bei Weitem der größere Theil der gemachten Sammlungen durch Ankauf in den Besitz des naturhistorischen Museums der Freien und Hansastadt Hamburg überging, wobei das Recht der wissenschaftlichen Verwerthung derselben der Polar-Kommission gewahrt blieb.

»Die Denkschrift sah die Bearbeitung der meteorologisch-magnetischen Materialien und die Veröffentlichung der Resultate in zwei Bänden vor, welche gewissermaaßen den zweiten Theil des Gesammtwerkes bilden sollten. Der erste Theil, der nach Veröffentlichung des so eben genannten in Angriff genommen werden soll, im Uebrigen aber von dem vorliegenden Werke unabhängig ist, hat sich auf eine volle Darlegung der Grundsätze der internationalen Polarforschung überhaupt, sowie in sonderheit auf die Geschichte der deutschen Unternehmungen und deren Gesammt-Ergebnisse zu erstrecken. Daß dabei namentlich auch die Interessen der beschreibenden Naturwissenschaften eine ausgiebige Berücksichtigung finden würden, versteht sich wohl von selbst und bedarf aus diesem Grunde keiner weiteren Ausführung. Mit Rücksicht auf diesen letzteren Punkt konnten die unterdessen erschienenen Einzel-Arbeiten und Monographien von besonderem Werthe sein.

»Bevor an die Besprechung der Bearbeitung der Bände des Hauptwerkes geschritten wird, mag hier in Kürze erwähnt werden, daß der Denkschrift der Polar-Kommission im Großen und Ganzen die Genehmigung der Reichsregierung zu Theil wurde und die Bearbeitung der naturwissenschaftlichen Materialien von Seiten einzelner Mitglieder der Expeditionen und namhafter Gelehrten, die in keiner Verbindung mit der Polar-Kommission und den Expeditionen standen, innerhalb der seit der Rückkehr der Expeditionen verflossenen 3 Jahre in dem Maaße gefördert wurde, daß die Drucklegung jenes ersten Theiles des Gesammtwerkes, wie dasselbe in dem Vorstehenden definirt worden ist, bis zum 1. April des nächsten Jahres in Angriff genommen werden kann.

»Die vorläufige Konstituirung des Bureaus für die Bearbeitung des magnetisch-meteorologischen Materielles geschah mit dem Beginn des Jahres 1884. Thätig waren darin, außer dem Vorsitzenden der Deutschen Polar-Kommission Dr. Neumayer und dem Mitgliede des Exekutiv-Ausschusses Dr. Börgen, als eigentlichen Leitern der Bearbeitung, der wissenschaftliche Sekretär der Polar-Kommission Dr. E. Herrmann, Dr. M. Eschenhagen und Dr. A. v. Danckelman, während die einstigen Leiter der Expeditionen ausführliche, sich über alle Einzelheiten der wissenschaftlichen Arbeiten verbreitende Berichte auszuarbeiten hatten. Solche Berichte wurden eingesandt von Herrn Dr. W. Giese unter dem 12., bezw. 30. Januar 1884, von Herrn Dr. K. Schrader unter dem 1. April 1884 und von Herrn Dr. K. R. Koch unter dem 31. Oktober 1883 über ihre respektiven Thätigkeiten. Diese Berichte boten, wie leicht begreiflich, das werthvollste Material für die Inangriffnahme der auszuführenden Arbeiten und sind dieselben, was gleich hier hervorgehoben werden soll, in ausgiebigster Weise benutzt worden.

»Erst nach Eingang dieser Berichte und nachdem eine umfassende Prüfung des Materiales Seitens des Bureaus stattgefunden hatte, konnte mit Aussicht auf Erfolg daran gedacht werden, in eine Besprechung über das weiterhin inne zu haltende Verfahren bei den Veröffentlichungen innerhalb der internationalen Polar-Kommission einzutreten. Sobald diese Vorarbeiten zum Abschluß gebracht worden waren, konnte denn auch bereitwilligst auf den Vorschlag des Präsidenten jener Kommission, an einer Sitzung derselben, die im April 1884 in Wien abgehalten werden sollte, theilzunehmen, eingegangen werden und zwar schien es zweckmäßig, daß sich an den Beratungen der Kommission außer den beiden mit der Veröffentlichung des deutschen Werkes betrauten Mitgliedern des Exekutiv-Ausschusses auch noch die Leiter der Expeditionen betheiligten. Demgemäß erschienen auf der am 17. April in Wien eröffneten Polar-Konferenz deutscherseits die Herren Doktoren Neumayer, Börgen und Giese; Herr Dr. Schrader sowohl, wie Herr Dr. Koch waren verhindert, an den Verhandlungen theilzunehmen. Der über die Verhandlungen dieser Konferenz veröffentlichte Bericht »Protokolle der vierten internationalen Polar-Konferenz zu Wien, 17. bis 24. April 1884« giebt in so umfassender Weise Aufschluß über die Verhandlungen jener Konferenz, daß es einen Zweck nicht haben könnte, hier auf Einzelheiten der gefaßten Beschlüsse etc. einzugehen.

»Im März hatte Herr Dr. E. Herrmann seine Stelle als wissenschaftlicher Sekretär der Deutschen Polar-Kommission niedergelegt, um einem anderen wissenschaftlichen Berufe sich zu widmen. Herr Dr. A. von Danckelman trat an seine Stelle und gleichzeitig wurde Herr E. Mosthaff aus München, Mitglied der deutschen Süd-Expedition, zu einer wissenschaftlichen Thätigkeit in dem Bureau der Deutschen Polar-Kommission berufen; Herr F. Törcks übernahm die Funktion eines Rendanten.

»Wie schon erwähnt, war den Mitgliedern der Expeditionen vertragsmäßig zugesichert worden, daß ihnen auf besondere Bewerbung und mit Genehmigung des Exekutiv-Ausschusses Material zur Bearbeitung überlassen werden sollte. Von diesem Rechte machten die Herren Doktoren Giese, Schrader und L. Ambronn Gebrauch, indem ersterer sich das Material über Erdströme zur Bearbeitung erbat, die beiden letztgenannten Herren dagegen die Bearbeitung des gesammten astronomischen Materials für die resp. Stationen übernahmen. Herr Dr. K. R. Koch unterzog sich der Bearbeitung des gesammten Materiales, welches über Nordlicht-Erscheinungen gesammelt worden war.

»Herr Dr. A. von Danckelman widmete sich bis zur Vollendung der Bearbeitung des meteorologischen Materiales und der Drucklegung dieses Theiles des Polarwerkes den Interessen der Polar-Expedition mit der anerkennenswerthesten Hingabe.

»Herr Dr. K. R. Koch bearbeitete überdies im Auftrage der Deutschen Polar-Kommission die meteorologischen Beobachtungen, die unter seiner Anweisung an den Stationen in Labrador eingerichtet und ausgeführt worden sind.

»Im Observatorium von Wilhelmshaven wurden gleichzeitig mit steten einschlägigen Untersuchungen die in Kingua-Fjord und Süd-Georgien gemachten magnetischen Beobachtungen bearbeitet. Es war dies um so ersprießlicher, als gleichzeitig die magnetischen Beobachtungen, in Wilhelmshaven innerhalb der Polar-Epoche ausgeführt, der Bearbeitung unterworfen werden konnten. Seitens der Polar-Kommission wurden zu diesem Zwecke die Herren Dr. M. Eschenhagen und Emil Stück eingestellt. Herr O. Kolewe wurde als Diätar verwendet.

»Es darf nicht unerwähnt bleiben, daß die Entwerfung täglicher synoptischer Wetterkarten des Süd-Atlantischen Oceans, zu welcher umfassenden Arbeit nahezu alle Nationen, die in systematischer Weise meteorologische Beobachtungen an Bord von Schiffen zusammentragen, bereitwilligst Beiträge geliefert haben, so gut wie beendet ist. Es liegen im Manuskript gezeichnet die täglichen Wetterkarten für die Monate August 1882 bis Juni 1883 vollendet vor.

»Die Untersuchungen in dem unter der Leitung des Herrn Prof. Dr. E. Schering in Göttingen mitwirkenden erdmagnetischen Observatorium wurden Seitens der Polar-Kommission nach Kräften gefördert. Die einzelnen Herren, welche bei den Beobachtungen und Reduktionen derselben thätig waren, sind in dem Berichte über die Thätigkeit des Göttinger Observatoriums, Seite 733 des Bandes 1, des Hauptwerkes namhaft gemacht.

»Herr Geheimrath Dr. Galle in Breslau förderte nach Maaßgabe der ihm zur Verfügung stehenden Mittel die Ziele der internationalen Polarforschung.

»Die Deutsche Polar-Kommission faßte den Beschluß, in dem zu veröffentlichenden Werke über die deutscherseits erzielten Resultate, außer den Beobachtungen, welche an den deutschen überseeischen Stationen und in Labrador gemacht worden sind, auch die gleichzeitig an deutschen magnetischen Observatorien angestellten Beobachtungen zu veröffentlichen. Abgesehen davon, daß ein solches Verfahren, wenn zur Durchführung gebracht nur als die allgemeinen Forschungszwecke fördernd erscheinen konnte, wurde dadurch auch dem Gedanken der Einheitlichkeit in der einschlägigen wissenschaftlichen Arbeit innerhalb des Reiches ein beredter Ausdruck verliehen. So geschah es, daß auch die erdmagnetischen Observatorien von Wilhelmshaven, Göttingen und Breslau in den Bänden des Hauptwerkes vertreten sind.

»Die erdmagnetischen Untersuchungen müssen nach dem heutigen Stande der Forschung im Zusammenhange mit den Vorgängen auf der Sonnen-Photosphäre und jener Klasse von Erscheinungen, welche man Erdströme nennt, gepflegt werden, weshalb die während der Polar-Epoche am astrophysikalischen Observatorium in Potsdam ausgeführten Messungen der Sonnenflecken und die Beobachtungen der Erdströme in langen Telegraphen-Leitungen gleichfalls Aufnahme fanden. Die Deutsche Polar-Kommission gestattet sich an dieser Stelle, für die ihr durch Lieferung von umfassenden Berichten über die beregten Untersuchungen gewährte Unterstützung den verbindlichsten Dank auszusprechen.

»In einer am 13. Dezember 1885 in Berlin abgehaltenen Sitzung der Deutschen Polar-Kommission erstatteten die Doktoren Neumayer und Börgen, welche mit der Herausgabe des Werkes als Mitglieder des Exekutiv-Ausschusses betraut worden waren, Bericht über den Fortgang der Arbeiten und wurde diesen Herren bei dieser Gelegenheit die Ermächtigung zum Abschlusse der Herausgabe der beiden Bände des Hauptwerkes, und zwar in der Form, in welcher dieselbe erfolgt ist, ertheilt.«

Für den Nichtfachmann ist es schwierig, wenn nicht unmöglich, sich eine Vorstellung von dem Umfange der zu lösenden Aufgabe zu machen, da es hierzu erforderlich sein würde, sowohl die Zahl der durch die einzelnen Expeditionen gesammelten Beobachtungen, sowie auch die theoretischen Schwierigkeiten, welche in der Diskussion derselben vorlagen, in Erwägung zu ziehen. Zu diesem Behufe aber wäre einesteils die Inaugenscheinnahme der zahlreichen Beobachtungs-Journale, anderentheils eine gründliche Kenntniß der Materie selbst erforderlich. Allein es wird schon genügen, wenigstens um sich ein Bild von dem Umfange der Beobachtungen zu machen, sich das ins Gedächtniß zu rufen, was in einem früheren Theile dieses Bandes (Seite 32 u. ff.) über die Instruktionen für die Beobachtungen gesagt worden ist. Ueberdies soll im weiteren Verlaufe dieser Darlegungen das Hauptwerk und seine einzelnen Theile etwas näher beleuchtet werden, bei welcher Gelegenheit es möglich sein wird, die Summe der durch das Bureau des Exekutiv-Ausschusses zu leistenden Arbeit in das richtige Licht zu stellen.

Die Konferenz in Wien hatte in vieler Hinsicht die Arbeit des Herausgebens der Resultate in bestimmte Bahnen gelenkt und trug damit wesentlich dazu bei, diese Arbeit einmal zu erleichtern, sodann aber auch für alle betheiligten Nationen einheitlich zu gestalten. Damit war in der That schon Vieles erreicht; immerhin aber war ein großer Theil des Jahres 1884, welches Jahr auf den Abschluß der Expeditionen folgte, durch Untersuchungen in Anspruch genommen, welche theilweise die Prüfung der Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Beobachtungen, anderentheils die Feststellung der bei der Diskussion derselben erforderlichen Methoden zum Zwecke hatte. Da auch der graphischen Darstellung der Ergebnisse aus dem Gebiete der Meteorologie und des Erdmagnetismus erhebliche Sorgfalt zu widmen war, so mußte für diesen Zweck eine wohl geübte Kraft gewonnen werden, die sich denn auch in der Person des Mitgliedes der Süd-Expedition Herrn Eugen Mosthaff darbot. Derselbe trat – wie schon oben bemerkt – im Monat April 1884 in den Dienst des Bureaus des Exekutiv-Ausschusses der Deutschen Polar-Kommission.

In Hamburg und in Wilhelmshaven wurde während der Jahre 1884 und 1885, nachdem einmal Seitens des Reichsamtes des Innern die für die Berechnung und den Druck des Hauptwerkes erforderlichen Mittel zur Verfügung gestellt worden waren, rüstig an der Förderung des Werkes gearbeitet, so daß mit dem Beginne des Jahres 1886 schon mit dem Drucke begonnen werden konnte. Dieser, einschließlich der Herstellung der zahlreichen Illustrationen und Tafeln, ging ohne Unterbrechung voran, so daß mit Ende August die beiden Bände des Hauptwerkes, enthaltend alle obligatorischen Beobachtungen und die Resultate daraus, abgeschlossen waren und der 59. Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte in Berlin (Sept. 1886) vorgelegt werden konnten.

Es war das Bestreben der Deutschen Polar-Kommission darauf gerichtet, die Ergebnisse der Expeditionen in der Herausgabe so zu fördern, daß – stets unter Wahrung der Genauigkeit und Zuverlässigkeit – das Deutsche Reich hinter anderen Nationen nicht zurückstehen möge, was – wenn man bedenkt, daß die Ergebnisse von 3 Expeditionen in Frage standen – eine sehr schwierige Aufgabe war. Daß die Lösung derselben gelingen sollte, ist zu einem guten Theile der Arbeitsfreudigkeit und Gewandtheit der im Observatorium zu Wilhelmshaven und an der Deutschen Seewarte zu Hamburg damit betrauten Kräfte beizumessen, wenn auch nicht verkannt werden kann, daß ein Theil des Erfolges wohl auf Rechnung der Zweckmäßigkeit der getroffenen Anordnungen Seitens des Exekutiv-Ausschusses gestellt werden darf.

In dem nächsten Kapitel soll der wesentliche Inhalt der beiden Bände des Hauptwerkes dargelegt werden; es wird dadurch auch für Jene, welche mit den Gegenständen nicht vertraut sind, in allgemeinen Zügen ein Bild von dem Umfange der Arbeiten sich zu machen möglich werden.


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