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4. Bild

Der Himmel ist dicht bewölkt. Das Grau der Wolken wird rasch heller. Ein Regenbogen steht über dem Windrad und dem Turm, der zusehends verblaßt und verschwindet, bevor Personen die Szene betreten. Das Windrad ist in Bewegung, der Schwanzflügel steht wie im 1. Bild, desgleichen der Zeiger der Windrose. Das Unwetter ist durch viele Spuren der Zerstörung erkennbar. Alle Girlanden sind heruntergerissen, ebenso die Flaggen. Doch sind die Fahnenstangen auf dem Turm unversehrt. Die Terrasse und das Schweizer Häuschen sind schwer mitgenommen. An den übrigen Häusern und an der Kirche sind die Fenster entzwei. Der Kirchturm ist stark beschädigt. Auf dem Boden liegen Trümmer aller Art: Grünzeug, zerfetzte Fahnentücher, Glasscherben.

Mitten auf der Bühne liegt ein zerbeulter Zylinder. Sonst ist die Bühne leer. Aus dem Hintergrund nähert sich, er erst undeutlich zu verstehen, der Gesang des Allewetter-Liedes, unter Musikbegleitung.

Gesang:

Haß lodert nur, wo Liebe brennt.
So mischt die Ebbe sich der Flut,
hüllt Goldstaub sich in Asche grau.
Im gleichen Wolkenbette ruht
der Schnee beim Hagel und beim Tau.

Der Jugendchor wird sichtbar, geführt von Otti. Er betritt zwischen Wetterturm und Windrad die Szene. Zugleich treten von rechts die Bauern und Bäuerinnen auf, in der ersten Reihe Schönbrod. Sie tragen Sicheln, Sensen, Spaten und anderes Arbeitsgerät, zumeist geschultert. Von links gleichzeitig Arbeiter und Arbeiterinnen, in der ersten Reihe Niedermayer. Sie tragen Äxte, Sägen und anderes Handwerkszeug in den Händen oder über den Schultern. Beide Gruppen nehmen rechts und links Aufstellung. Zwischen ihnen marschiert der Jugendchor ein und singt:

Chor:

Aus der Sonne dunstet Unheil,
aus den Blitzen zuckt Erbarmen –
Alle Wetter, alle Wetter
hält der Himmel in den Armen.

Nur wen des Lebens Buntheit schreckt,
der fürchtet sich vorm Untergehn.
Vernichtung ists, die Leben weckt,
und alles Sterben ist Entstehn.
Im müden Stamme frißt der Wurm,
zur Sonne strebt der junge Trieb –
Feg ihm die Bahn, Zerstörer Sturm!
So hat der Tod das Leben lieb.
Wolkenbruch und Strahlengluten,
Reif und Frost und Erdenbeben –
Alle Wetter, alle Wetter
töten und erzeugen Leben.

Aus jeder der drei Gruppen treten ein paar männliche und weibliche Personen vor und räumen schnell die herumliegenden Trümmer beiseite. Der Zylinder rollt Otti vor die Füße, die ihn aufhebt und fortwirft. Er bleibt an der Kirchturmspitze hängen.

Darauf stellt sich der Jugendchor halbkreisförmig auf und umrahmt so das Bewegungsspiel der Arbeiter und Bauern.

Bewegungsspiel:

Aus jeder der beiden Gruppen lösen sich sechs Männer und sechs Frauen und gehen hintereinander an den zwölf Vertretern der anderen Gruppe vorbei. Die Männer tragen bei den Arbeitern Hämmer, bei den Bauern – Sicheln über der Schulter. Die Bauern nehmen im Vorbeigehen je eine Arbeiterfrau an ihre Seite, die Arbeiter je eine Bäuerin. Die zwölf Paare führen dann einen Bewegungstanz auf, der die Zusammengehörigkeit von Bauern und Arbeitern, von Sichel und Hammer verdeutlicht.

Anschließend erfolgt ein Umzug aller drei Gruppen, der im Abmarsch zur Arbeit endet.

Der Jugendchor singt, während ein Teil aufs Feld, ein Teil zur Werkstatt und Niedermayer mit den Wetterturm Arbeitern in den Turm abmarschiert. Schönbrod stellt sich zum Chor.

Chor:

Wem der Sinn der Natur ergeben ist,
dem gibt die Natur sich zur Braut.
Wem das Wunder der Erde sein Leben ist,
der hat ihr Geheimnis erschaut.
Oh Mensch, verlaß nicht der Schöpfung Spur –
die Erde bleibt Erde, Natur bleibt Natur.
Nur im Bund mit der Sonne, im Bund mit dem Meer
lenkst die Winde du, ziehst die Wolken her.
Ob die Sonne scheinen soll,
ob der Regen weinen soll –
frage Saat und Herde.
Deiner Hände Meisterschaft,
alles, was dein Geist erschafft –
bringe dar der Erde.

Auf den Fahnenstangen des Wetterturms gehen während des Gesangs gleichzeitig eine rote und eine schwarze Fahne hoch.

Nur der Mensch, der nicht Herr noch Knecht sein will,
soll das Feld, soll den Acker bestellen.
Nur wer Gleicher im gleichen Recht sein will,
dem fügen sich Winde und Wellen.
Der erste, der Boden sein Erbgut hieß,
der machte die Erde zum Knechtsverließ.
Weh der Macht, die den Himmel zu Eigen begehrt –
Sie trifft unser Fluch, sie fällt unser Schwert!

Was der Menschengeist erschafft,
was der Hände Meisterschaft
wachsen läßt auf Erden –
ob der Regen weinen soll,
ob die Sonne scheinen soll –
Freiheit soll draus werden!

Schönbrod legt Otti die Hand aufs Haar und küßt sie auf die Stirn. Ein Sonnenstrahl bricht kräftig durch die Wolken.

Vorhang.

*

– – – bitte lesen und weitergeben – – –

Genossen
Proletarier

Den Militärdespotismus schafft man nicht auf parlamentarischem Wege ab. Deshalb nehme ich kein Reichstagsmandat an. – Johann Jacoby 1874 in seiner Weigerung, das wider seinen Willen von der Sozialdemokratie eroberte Mandat für Leipzig-Land entgegenzunehmen.

Wir nennen Euch Genossen, obwohl wir überzeugt sein müssen, daß Ihr in überwiegender Mehrzahl in der Sozialdemokratie die berufene Hüterin Eurer Interessen erblickt und uns Anarchisten als Eure Feinde betrachtet. Nichtsdestoweniger haben wir ein Recht, Euch Genossen zu nennen, denn auch unser Ziel ist der Sozialismus. Wohl sind die Wege, auf welchen wir dieses Ziel erreichen wollen, andere als die, auf welchen die Sozialdemokratie wandelt, aber dennoch ist es ein perfider, demagogischer Täuschungsversuch, wenn man Euch sagt, daß der Anarchismus nichts weiter sei, als ein Ausläufer der liberalen Ideen, und daß die Anarchisten nichts weiter beabsichtigten, als der vorwärtsstrebenden Arbeiterklasse hemmend in den Weg zu treten. Nicht um zu hemmen, sondern um die deutsche Arbeiterklasse auf besseren, nach unserer unerschütterlichen Überzeugung schneller zum Ziele führenden Wegen vorwärtszubringen, erheben wir, wie so oft, auch heute unsere Stimme. Und wenn es Euch vielleicht mit Groll erfüllt, daß wir in einem Momente, wo an die Massen der Appell ergeht, für eine von Hunderttausenden erhobene Forderung zu demonstrieren, einer von dieser Forderung durchaus abweichenden Meinung Ausdruck geben, so erinnert Euch daran, Sozialdemokraten, daß auch Ihr bis auf den heutigen Tag im Kampfe gegen eine ganze Welt von Feinden und Vorurteilen Eure abweichenden Meinungen aussprechen und verteidigen mußtet!

Genossen! In diesen Tagen ist ein Jahr vergangen seit jenem blutigen 22. Januar in Petersburg, nach welchem in der russischen Revolution die Epoche der stets wiederholten Generalstreiks und der bewaffneten Volksaufstände begann. Das internationale sozialistische Bureau in Brüssel, dem für Deutschland die sozialdemokratischen Abgeordneten Bebel und Singer angehören, trat nun schon im Dezember v. J. mit einem Aufruf an die Arbeiter aller Länder hervor, in welchem es aufforderte, am 22. Januar d. J. überall Massenversammlungen zwecks Sympathieerklärung für die russischen Revolutionäre abzuhalten. Es heißt in diesem Aufruf wörtlich:

»Am Montag, den 22. Januar, oder wenigstens am Vorabend (Sonntag), werden alle Vereine aller angeschlossenen sozialistischen Parteien Massenversammlungen abhalten und womöglich Umzüge veranstalten. Die im voraus bezeichneten Redner werden an den heroischen Kampf unserer Brüder in Rußland erinnern, und eine Geldsammlung wird veranstaltet, um mit allen Mitteln denen behülflich zu sein, die gegen den Zarismus für die heilige Sache der Freiheit kämpfen. Die Sammlungen sollen an die Zentralorganisation der angeschlossenen Parteien oder das internationale sozialistische Bureau übermittel werden.

Nieder mit der Alleinherrschaft!

Es lebe der internationale Sozialismus!«

Wie verhält sich nun die deutsche Sozialdemokratie diesen von ihren gewählten Führern mitgetroffenen Anordnungen gegenüber? Sie ignoriert den Beschluß des internationalen sozialistischen Bureaus vollständig, sie erinnert sich mit keinem Gedanken an die von der Arbeiterschaft der ganzen Welt gemeinsam zu feiernde historische Bedeutung des Beginns der russischen Revolution. Ja, sie benutzt den Jahrestag der gewaltigen Erhebung zu einer Massenveranstaltung, die mit der Feier des 22. Januar als revolutionärem Gedenktag nicht das mindeste mehr zu tun hat.

Arbeiter! Vor einer Woche hat man Euch durch hochtönende Flugblätter in die Versammlungen geladen, die heute stattfinden. Seht Euch das Flugblatt an, das jedem von Euch ins Haus getragen wurde! Ist der Aufruf des internationalen Bureaus mit einem Wort darin erwähnt? Steht eine Silbe darin über die Bedeutung des heutigen Tages? Wir der beispielslose Kampf unserer Brüder östlich der Reichsgrenze auch nur in einem kurzen Streiflicht Eurem Gemüt nahe gebracht? »Im Osten regt sich das polnisch-russische Volk im Kampfe um die ihm vorenthaltenen Menschenrechte.« Das ist alles, was das Flugblatt über die Revolution in Rußland zu sagen hat. Eineinhalb Zeilen, fünfzehn Wörter genügen der deutschen Sozialdemokratie, um den Massen ihrer Gefolgschaft das leuchtende Bild zu zeigen, das sich in blutrotem Glanz in die Herzen aller freiheitliebenden Menschen zeichnen muß. Und das an einem Tage, den die von Euch selbst bestimmten Führer auserkoren haben, um Euch die Lehren der russischen Volkserhebung aufs Eindringlichste nahezulegen.

Und wozu hat man Euch heute zusammengerufen? Nicht um für eine Forderung zu demonstrieren, die den Sozialismus auch nur um einen kleinen Schritt seiner Verwirklichung näherführen könnte! Nicht zur Demonstration für eine freiere, wirtschaftlich glücklichere Position auch nur der deutschen Arbeiter! Nein. Für eine politische Forderung untergeordneter Bedeutung, für eine politische Reform innerhalb der bestehenden Gesellschaftsform hat man Euch zu Hunderttausenden auf die Beine gebracht. Und wir werden in folgendem nachweisen, daß diese politischen Interessen dem Arbeiter völlig gleichgültig sein können – ja, daß eine Inanspruchnahme für solche fernliegenden Dinge seine für den Befreiungskampf unentbehrliche Kraft von dem zielsicheren Marsch zum Ziel, zum Sozialismus, ablenkt.

Genossen! Wir stehen auf dem Boden des Klassenkampfes! Und das Wort »Klassenkampf« steht auch in großen Lettern auf die Fahne der sozialdemokratischen Partei geschrieben. Ernst mit diesem Wort kann es aber doch nur demjenigen sein, der in dem Kampf um Kapitalismus oder Sozialismus zwei Klassen sich unerbittlich gegenübergestellt sieht, zwei Klassen, zwischen denen es keinerlei Verständigung mehr geben kann: die Besitzenden und die Besitzlosen!

Der Parlamentarismus ist mit dem Begriff des Klassenkampfes somit nicht vereinbar. Denn er bezeichnet das System des Paktierens und Verhandelns, das System des Schacherns und Feilschens: zum Zweck der Balanzierung der bestehenden Staatsverhältnisse. Wie der Parlamentarismus auch beschaffen sei: ob er den Proletarier einschließt in die zur Vertretung Berechtigten, oder ob er ihn von der Verwaltung des Staates, der nach Friedrich Engels Wort ja nur die Executive der Besitzenden ist, ausschließt – ein Klassenkampf hat mit diesem Verwaltungsapparat der herrschenden Klasse nichts zu tun. Mit jedem Schritt, den der Arbeiter zur Wahlurne lenkt, schwenkt er ab vom Wege des Klassenkampfes, bekennt er sich zu dem Prinzip, an der Erhaltung und Reformierung – und das heißt Festigung! – des bestehenden Systems mitzuwirken.

Darum hat es dem Arbeiter gleichgültig zu sein, ob in Preußen das Dreiklassenwahlsystem, oder das allgemeine, gleiche, geheime und direkte Wahlsystem zu Recht besteht. Ob Konservative, Ultramontane, Liberale oder »Vertreter« der Arbeiterschaft die Gesetze des bestehenden Staates, die Gesetze der politischen Knechtung und der wirtschaftlichen Ausbeutung zu prüfen und zurechtzustutzen haben – in Wahrheit »vertreten« werden die Arbeiter in einem Parlament nie sein. Oder hat der deutsche Reichstag mit seinem idealen Wahlrecht in 40jähriger Praxis, mit 80 sozialdemokratisch »Vertretern«, hinter denen drei Millionen Arbeiter stehen, das geringste geleistet, was einer Förderung des Sozialismus ähnlich sähe?

Mehr und mehr hat die sozialdemokratische Partei von ihrem Klassenkampf-Charakter eingebüßt, mehr und mehr abgelassen von ihren revolutionären, sozialistischen Forderungen, mehr und mehr sich den Gepflogenheiten des parlamentarischen Lebens, dem Nachgeben und Kuhhandeln angepaßt. Und mehr und mehr hat es das deutsche Proletariat verlernt, sich auf die eigene Kraft zu stützen. Statt dessen hat es immer nur blindlings sich auf seine »Vertreter« verlassen.

Das Proletariat kann nur durch seine eigene Kraft befreit werden! Das heißt: es kann nur frei werden vom Zwang des Kapitals und des Militarismus, wenn es einsieht, daß es im politischen Tageskleinkram nichts zu suchen hat, daß es bessere, nützlichere, eindrucksvollere Machtmittel besitzt im wirtschaftlichen – im Klassenkampf! Seine Kampfmittel sind: revolutionäres Klassengefühl, Solidarität und Organisation! Gerüstet mit diesen Waffen braucht er den Kampf nicht zu fürchten, der kommen wird, und der kommen muß – der Kampf, der den Namen führt: Generalstreik!

Viel klassenkämpferische Arbeit ist noch zu bewältigen, ehe die deutsche Arbeiterschaft zu diesem ökonomischen Entscheidungskampf bereit sein wird. Erst muß der Aberglaube an den Parlamentarismus zerstört werden. Erst muß das, was sich heute gewerkschaftliche Organisation nennt, ersetzt werden durch echte Kampforganisationen. Denn die Arbeiter, die mit ihren Ausbeutern langfristige Tarifverträge abschließen – und das ist mehr als je das Bestreben der zentralistischen Gewerkschaften – geben damit die einzige Waffe aus der Hand, die ihnen der Klassenkampf zuweist: die Waffe des Streiks! Und erst muß eine wirksame, zielbewußte, antimilitaristische Agitation ins Leben gerufen werden.

Blickt hinüber nach Frankreich, Proletarier! Dort ist die antimilitaristische Idee ins Volk gedrungen und wird begeistert weitergetragen. Die Idee, daß es ein Hohn auf alle Menschlichkeit ist, daß Proletarier selbst das Heer stellen sollen, diesen stärksten Schutzwall des Kapitalismus, diese letzte und sicherste Wehr gegen das andrängende Schreckgespenst des Sozialismus. Seht hinüber nach Frankreich! Dort wird man im 1. Mai dieses Jahres sich die alte Forderung des internationalen Proletariats, den achtstündigen Arbeitstag, durch die direkte Aktion erzwingen, indem man eigenmächtig nach acht Stunden die Arbeitsstätte verläßt.

Das ist Klassenkampf, das ist revolutionäres Tun! Nicht das Vorgehen der deutschen Sozialdemokratie, die froh sein wird, auf gesetzlichem Wege den zehnstündigen Arbeitstag für das Proletariat den besitzenden Klassen abzubetteln.

Arbeiter! Genossen! Auch in Deutschland wird die anarchistische Agitation nicht ungehört verhallen. Auch die deutsche Arbeiterschaft wird sich noch besinnen auf ihre natürlichen Kampfmittel: auf den Antimilitarismus, auf die direkte Aktion und vor allem auf den Generalstreik!

Und Generalstreik ist etwas anderes als der »politische Massenstreik«, die jüngste Erfindung sozialdemokratischer Konzessionsbeflissenheit – etwas anderes jedenfalls in seinem Ziel. Denn dieses Ziel ist nichts geringeres als die Erringung der ökonomischen Befreiung selbst. Wenn die Masse der Arbeiterschaft in ihrer Gesamtheit sich weigert, den herrschenden Klassen weiterhin für elenden Hungersold Frondienste zu leisten – wenn aller Verkehr stockt, alle Zufuhr abgeschnitten ist, keine Nahrungsmittel mehr hergestellt werden, die Beleuchtung versagt – wenn die bestehenden Zustände in ihrer nackten Unmöglichkeit entlarvt sind, dann ist es vorbei mit dem blöden System, das eine Minderheit vom Zufall Auserwählter in den Stand setzt, die ungeheuere Mehrheit ihrer Volksgenossen zu knechten und auszusaugen.

Freilich, die herrschenden Klassen werden alles daransetzen, die naturgemäße Entwicklung der Dinge hintanzuhalten und zu hintertreiben. Sie werden es vielleicht nicht verschmähen, die Gesetze, die sie in ihrem Interesse schufen, in ihrem Interesse auch zu durchbrechen. Wenn es dahin kommen sollte, daß diese Klasse der Minderzahl mit ungesetzlicher, brutaler Gewalt zu retten sucht, was bei dem morschen System der gegenwärtigen Verhältnisse nicht für alle Zeiten zu halten sein wird – nun, dann wird auch das Proletariat wissen, was es zu tun hat. Gegen unrechtsmäßige Gewalt von oben, d. h. gegen Staatsstreich und Verfassungsbruch haben Revolutionen von unten noch immer als legitimes Kampfmittel gegolten!

Arbeiter! Der 22. Januar ist wohl der Tag, solche Betrachtungen zu erwecken. Das Vorgehen der herrschenden Klassen in Rußland legt solche Gedankengänge nahe. Laßt Euch Euer gesundes revolutionäres Empfinden nicht durch Beschwichtigungsversuche Eurer parlamentarischen Führer einschläfern!

Die Losung aller Arbeiter in allen Ländern muß sein:

Gegen den Kapitalismus –
Gegen den Militarismus –
Gegen den Parlamentarismus –

Für Solidarität!
Für Organisation!
Für Generalstreik!

Hoch der internationale, revolutionäre Klassenkampf!

Die Anarchisten Deutschlands


Verleger und verantwortlicher Redakteur: Erich Mühsam, Charlottenburg, Grolmannstr. 22, Druck: Buchdruckerei M. Lehmann, Berlin S 14



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