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Die Werke

Von Mong Dsï sind uns heute sieben Bücher erhalten. Die ersten drei enthalten, einigermaßen chronologisch geordnet, die Reden und Gespräche, die er der Reihe nach an den Höfen von Liang, Tsi und Tong geführt hat. Die übrigen vier Bücher enthalten gemischte Aphorismen verschiedenen Inhalts. Man darf der Überlieferung Glauben schenken, daß namentlich die großen zusammenhängenden Stücke der ersten drei Bücher, die Mong Dsïs Staatslehre in großer Ausführlichkeit enthalten, seiner eigenen Feder entstammen. Vielleicht sind die späteren Teile des Werks Aufzeichnungen der Schüler, von denen es hieß, daß sie gemeinsam mit ihm die Redaktion besorgt haben. Doch bleibt die Produktion bei diesen sieben Büchern nicht stehen. Unzweifelhaft nach seinem Tode kamen noch vier kleinere Bücher – ungefähr je nur ein Fünftel der früheren – zustande, die vermutlich in echter Gestalt gegenwärtig wieder vorhanden sind. Die Gründe, die in ihnen eine ganz späte Fälschung sehen wollen, sind nicht stichhaltig. Auch schließen sie sich in Ton und Ausdruck an den übrigen Text an. So haben wir sie für die Biographie des Mong Dsï unbedenklich mit verwandt. Wie man sieht, fügen sie sich dem Zusammenhang lückenlos ein und beleben das Bild. Immerhin erhalten sie außer einzelnen Anekdoten keinen Gedanken, der nicht in den übrigen Werken auch schon auf die eine oder andere Weise zum Ausdruck gekommen wäre, so daß man es nicht weiter zu bedauern braucht, daß diese Abschnitte mit der Zeit in den Hintergrund traten.

Mong Dsï hat mit seinem literarischen Nachlaß mehr Glück gehabt als mit seiner Schule. Als er starb, waren schon die ersten Spuren der Auflösung aller Verhältnisse zu sehen, die in der Herrschaft des halbbarbarischen Staates Tsin zwei Jahre nach seinem Tode gipfelte. In den Unruhen dieser Jahre, besonders da der bekannte Tsin Schï Huang Di auch aktiv gegen die Gelehrten vorging, scheint sich die von ihm gegründete Schule zerstreut zu haben. Seine Schriften jedoch, noch jeder klassischen Auszeichnung entbehrend, führten unter den vielen anderen »Philosophen« ein verborgenes Dasein, so daß sie der bekannten Bücherverbrennung, wie man annehmen darf, entgingen. Selbstverständlich hat der Text dennoch im Lauf der Jahrhunderte manches zu leiden gehabt.

Kommentiert wurde Mong Dsï, auch nachdem er unter der Han-Dynastie wieder zu Ehren gekommen war, verhältnismäßig wenig. Am bekanntesten unter den früheren Kommentaren ist der von Dschau Ki, einem Mann aus dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert, der viele wechselvolle Schicksale durchgemacht und die unwillkommene Muße einer Verbannung für die Arbeit an Mong Dsï benützte. Nach ihm kam Mong Dsï wohl allmählich zu Ehren, doch war es den Gelehrten der Sung-Dynastie, vorzüglich Dschu Hi Der beste Kommentar zu Mong Dsï ist: »Mong Dsï Dschong I von Dsïau Sün«, ferner: »Eine textkritische Ausgabe des Mong Dsï von Yüan Yüan«, beide in dem Sammelwerk Huang Tsing Ging Giä enthalten. Sie wurden für die vorliegende Übersetzung hauptsächlich benutzt., vorbehalten, ihm zu der Stellung zu verhelfen, die er heute als das bekannteste und meist zitierte unter den vier heiligen Büchern, die das chinesische neue Testament ausmachen, einnimmt. Noch zu Beginn der Ming-Dynastie hatten seine freien Äußerungen über die Fürsten den Zorn des Herrschers Hung Wu, eines früheren Buddhistenmönchs, heraufbeschworen. Doch ließ dieser von seinem Zorn ab, als er andere Stellen des Buches las, die ihm imponierten. Seitdem blieb Mong Dsïs Stellung unangetastet. Selbst zur Zeit der jüngsten Revolution wurde er, wie schon erwähnt, mit mehr Wohlwollen betrachtet als andere klassische Bücher.

Von vollständigen Übersetzungen in europäische Sprachen sind hervorzuheben:

S. Couvreur, Les Quatre Livres, Ho Kien Fou 1895.

James Legge, The Chinese Classics Vol. II, The Works of Mencius.

D. E. Faber hat ein ausführliches System des Mong Dsï in Deutsch und Englisch herausgegeben, das einen großen Teil des Textes, wenn auch vollständig aus dem Zusammenhang gelöst, in Übersetzung gibt.

H. Mootz endlich hat das erste Buch ins Deutsche übersetzt und mit Erläuterungen versehen unter dem Titel: Die chinesische Weltanschauung, dargestellt auf Grund der ethischen Staatslehre des Philosophen Mong dse, herausgegeben.


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