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Studium der Medizin

Im Haag, in der königlichen Bildergalerie, hängt im breiten schwarzen Rahmen ein gewaltiges Bild des großen Rembrandt, das sowohl durch seinen Gegenstand wie durch die Macht der Behandlung die Aufmerksamkeit des Besuchers unwiderstehlich fesselt. Es wird »Die Anatomie« genannt und stellt den Professor Nikolaus Tulp vor, der seinen Zuhörern, schon gereiften Männern, die Funktionen der Flexoren der menschlichen Hand erklärt. Er ist in ruhiger Darlegung begriffen. Vor ihm auf dem Tische, quer verkürzt, liegt der Kadaver. Tulp hat die Hautdecken abgelöst, die Muskeln des Vorderarmes bloßgelegt und zeigt nun seinen Zuhörern, wie die einzelnen Sehnenbündel der Muskeln eine wunderbare Mechanik erzeugen. Das ist der Mittelpunkt der Darstellung; dabei aber hat der gewaltige Rembrandt noch ein übriges getan und jedem Gesichte der sieben anwesenden Zuhörer einen anderen Ausdruck zu geben verstanden. Der eine hat, was Tulp demonstriert, schon im voraus begriffen und konstatiert lediglich mit dem Blicke, was er schon weiß; ein zweiter ist ganz verwundert über das, was er ohne Demonstration des Lehrers nie gefunden hätte. Einer ist aufmerksam, vermag aber der Darlegung nicht zu folgen. Drei im Hintergrunde Stehende sind zerstreut und geistig abwesend. Man sieht das Schicksal eines jeden klar voraus, falls die Herren noch eine Prüfung bei Tulp zu bestehen haben sollten. Zwei werden ein glänzendes Examen machen, zwei vermutlich ein Genügend davontragen, minder gut dürfte es den übrigen ergehen, das leuchtet sofort jedem Beschauer ein.

Ein alter Kupferstich nach diesem Bilde hing in breitem schwarzem Rahmen im Studierzimmer meines Vaters. Ich hatte dasselbe schon als Knabe unzählige Male angesehen: es wirkte mit unheimlicher Anziehung auf mich. Und nun war alles, wie es auf dem Bilde zu sehen war. Eine große Lampe mit tiefherabreichendem Schirm beleuchtete eine kupferne Tischplatte, auf der Tischplatte lag ein Kadaver. Wir standen um ihn herum, der Prosektor demonstrierte.

Ich sehe noch immer sein blasses Gesicht mit den hellblauen Augen, die so starr hervorlugten hinter einer großen, schweren, in Horn gefaßten Brille, die immer von seinem Nasenrücken heruntergleiten wollte und die er wieder, und zwar mit dem Handrücken zurückschob, damit er die Gläser mit seinen blutigen Fingern nicht beschmutze. Seine Erscheinung hatte etwas Gespenstiges, Grabentstiegenes. Seine Stimme, von öfterem Husten unterbrochen, klang so heiser. Es hieß, daß seine ungesunde Tätigkeit ihn zugrunde richte. Und dessenungeachtet fleißig und tätig zu allen Stunden! Welcher Eifer im selbständigen Forschen! Welche Plage mit den jungen Leuten, und wie er sich Mühe gab, uns alle zu tüchtigen Skolaren heranzubilden! Ich glaube, nur der ärztliche Stand bildet so edle, enthusiastisch aufopferungsvolle Ausnahmsnaturen ...

Und dennoch gab es nur einzelne unter den Zuhörern, die ihm mit aufrichtiger Aufmerksamkeit folgten. Dagegen war für viele der Seziersaal eine Art Kasino, da sie kein Geld hatten, ins Kaffeehaus zu gehen, im Winter eine Wärmestube. Unberührt vom furchtbaren Ernste der Umgebung, war ihnen die Beschäftigung mit den Toten eine tote Beschäftigung. Wie oberflächlich ist doch die Mehrzahl der Menschen! Von allen Gedanken, die Hamlet durch den Kopf gehen, wenn er den Schädel des armen Yorick in die Hand nimmt, Gedanken über die Vergänglichkeit und das Elend des Lebens, kam ihnen kein einziger in den Sinn!

Auch ich, ich fürchte es, gehörte zu denen, die sich auf Rembrandts Bild etwas im Hintergrunde halten. Kann man es ihnen eigentlich so sehr verdenken? Es gibt Menschen, die vor dem Toten und Verwesenden zurückbeben, und, ich merkte schon, ich zählte zu diesen. Und doch hatte ich mir die Medizin als Lebensberuf gewählt. Aber ich dachte: die Medizin ist ein ganzer großer Organismus, teils von sie begründenden, teils von Hilfswissenschaften. Manche davon sind abstoßend und fordern eine große Selbstüberwindung, manche sind schön. Daß ich mir die Chirurgie oder die pathologische Anatomie zum Lebensberuf nicht wählen werde, wußte ich schon; wie aber, wenn ich mich unterwegs auf einem der erfreulicheren Felder ansiedelte? Was kann interessanter sein als Arbeit auf physiologischem Gebiete? Oder auf dem der Chemie? Der glücklichste aller Menschen erschien mir ein Professor der Botanik mit seinem Mikroskop und seinem Häuschen inmitten eines großen botanischen Gartens ... Sollte ich mich schließlich doch der praktischen Medizin zuwenden, so schien es mir nicht so übelgeraten, dem Beispiel meines Vaters zu folgen und Badearzt an einem großen Kurort zu werden. Es ist eine internationale Tätigkeit. Jeder Sommer bringt uns mit interessanten Persönlichkeiten in Berührung. Und nach vier Monaten Praxis hat man acht Monate Ferien, sich seinen individuellen Studien oder Liebhabereien zu widmen.

Es war eine oberflächliche und dilettantische Auffassung einer schweren, gewichtigen Angelegenheit.

Vom großen Karolingebäude, zwischen der Eisengasse und dem Obstmarkt gelegen, gehörte der ganze rückwärtige, auf zwei Höfe gehende Trakt uns Medizinern. Dort war das chemische Laboratorium, der Lehrsaal der Chemie, wo Professor Redtenbacher, ein Schüler Justus Liebigs, waltete, dort die Anatomie, das anatomische Kabinett und im zweiten Stocke die Privatwohnung des Anatomieprofessors.

Alles hatte hier seine eigentümliche Physiognomie, die zur Umgebung stimmte, alles bis auf die dienenden Persönlichkeiten. Da war der »Leichendiener« Andres (Andreas), ein starker, breitschultriger Mann mit einem Stierkopfe, immer polternd, immer mürrisch, und nur durch Geldstücke zähmbar. Er war sehr geschickt im Skelettisieren und trieb einen, wie es hieß, sehr einträglichen Handel mit Schädeln und ganzen Skeletten. Trat man in seine ebenerdige Wohnung, traf man ihn meist mit einem Schädel zwischen den Knien beschäftigt, das Hirn mit Pincetten, Drähten und umgebogenen Löffeln herauszubefördern und die noch anhaftenden Sehnen mit scharfen Messern sorgfältig abzuputzen. Vor ihm auf einem niederen Tische standen allerhand Gläschen, welche Säuren zum Entfetten enthielten, und Töpfe mit weißer Pfeifenerde. In dunklen Winkeln sah man größere und kleinere mit Wasser gefüllte Bottiche, in welchen Körperteile und ganze Leichen maceriert wurden.

Das zu dieser Arbeit verwendete Material bezog Herr Andres aus dem Strafhause, und dieser Umstand gab einem von uns, der schon damals ein eifriger böhmischer Patriot war, der erste, der mir bisher vorgekommen war, häufig Anlaß zu bitteren Klagen. »Da sehe nur einer«, pflegte er zu sagen, »was dieser Kerl uns armen Tschechen für Unheil bereitet! Kein Deutscher könnte mörderischer an unserer Ehre handeln! Die Köpfe, die er präpariert, gehen samt und sonders in die anthropologischen Kabinette nach England, Schottland, Nordamerika, wo, dem Himmel sei's geklagt, die Phrenologie im Schwunge ist, sie werden in öffentlichen und Privatsammlungen aufgestellt. Die Leute dort berücksichtigen nicht, woher Andres die Köpfe hat, sie betasten sie als types of the chech race und finden allerlei abscheuliche Buckel, Organe des Diebssinnes und der Mordlust. Die Folge davon ist, daß sie denken, wir Böhmen trügen alle solche Buckel herum. Welch Verhängnis liegt doch auf uns armen Slawen! Ein Mensch, selbst ein Tscheche, ein Kerl, der selbst nur gebrochen deutsch spricht, bringt uns in Mißkredit, schlägt uns die ärgsten Wunden! Einmal habe ich ihm zu Gewissen sprechen und von seinem verderblichen Handeln abbringen wollen. Aber dabei bin ich schön weggekommen!«

Die Leichen zu reinigen, sie die Treppe hinaufzutragen, die Überreste zu entfernen und die Tische abzuwaschen, das alles stand natürlich unter Herrn Andres' Würde. Da mußte ihm eine arme Anverwandte, die er zu sich genommen, aushelfen. Ein ernsteres Mädchen ist mir nie im Leben begegnet. Man durfte sich mit ihr keinen Scherz erlauben, kaum hatte sie für heitere Anreden ein flüchtiges bitteres Lächeln. Ob sie wohl einen Liebhaber hatte? Schön war sie und jung genug, um gefallen zu können, aber totenblaß wie ihre Leichen und wie geistesabwesend. Sie war trotz ihres lieblichen Gesichts das traurigste Geschöpf in diesen Räumen.

Was nun unsern Professor betraf, einen Gelehrten von mehr als europäischem Rufe, dessen Name für alle Zeiten mit dem seiner Wissenschaft verbunden bleiben wird, so war er damals ein Mann von etwa vierzig Jahren, dem volles braunes Haar die edelgeformte Stirn beschattete. Er gehörte wie Franz Liszt seiner Abstammung nach zu jenem Geschlecht in alter Zeit aus der Gegend von Regensburg ins westliche Ungarn eingewanderter Kolonisten, die in Ungarn »Heinzen« heißen, sich selbst so nennen und ihr Deutschtum nach Kräften bis heute bewahrt haben. Ein reizbarer Hypochonder, voll Eigenheiten, Launen und Schrullen, die Zuchtrute des jedesmaligen Prosektors, fesselte er seine Schüler durch einen eigentlich schwer definierbaren Zauber; die Verehrung, die wir ihm entgegentrugen, ging bis zur Liebe. War es sein gefeierter Name, der uns so imponierte? War es die merkwürdige Persönlichkeit, die er so wirkungsvoll in Szene zu setzen wußte? Hatte das blasse Gesicht mit den scharfgeschnittenen Zügen, welche unveränderlich den Ausdruck herber Schwermut festhielten, solche Magie in sich? War's die klangvolle Stimme, die uns so ans Herz griff? Wir sahen ihn eigentlich nur in der Vorlesungsstunde. Im Seziersaal erschien er nur flüchtig; abends, im Winter, wenn es viel »Einläufe« gab, trat er manchmal zu uns, immer mürrisch, wortkarg, reizbar, musterte ein Präparat, murmelte ein paar halb unverständliche Worte und war wieder in sein nebenanliegendes Arbeitszimmer verschwunden.

War unser Professor wirklich ein solches Original von einem Misanthropen, oder war auch das Streben dabei, dafür zu gelten? Darüber habe ich nie zu einer festen Meinung kommen können. Freilich, solche Beschäftigung ist nicht dazu angetan, Lebensfreude und gleichmäßige Stimmung aufkommen zu lassen. Vor allem war er ein Feind jedes kleinsten Geräusches, insbesondere eines solchen, welches durch Räuspern oder Schneuzen entsteht.

Ein solches Geräusch, nach seinem Ausdruck das unanständigste und widrigste aller Geräusche, und doch in jeder größeren Versammlung beinahe unvermeidlich, konnte ihn bis an die äußerste Grenze des Unwillens führen.

Sein Eintritt in die Vorlesung ging jedesmal mit großer Feierlichkeit vor sich, wie um uns recht zu Gemüte zu führen, daß jedes Wort, das wir zu hören bekommen würden, Gold sei. Nachdem die Glocke die Stunde angezeigt hatte, pflegte Andres als Vorläufer zu erscheinen und auf einer schwarzen Platte die für den Tag erforderlichen Präparate, zierlich ausgelegt, nebst Messern und Pincetten zu bringen. Einige Minuten tiefster Stille und gleichsam innerlicher Sammlung vergingen. Nun trat der Erwartete ein, erwiderte das Aufstehen der Zuhörer stumm mit raschem, leichtem Kopfnicken, stellte sich vor den Tisch, die Arme rechts und links aufgestemmt, und sah zuerst, ohne sich zu regen, die Präparate aus der Ferne an. Wohl fünf Minuten vergingen. Dann nahm er dieses oder jenes Objekt in die Hand und betrachtete es mit eindringlicher Aufmerksamkeit, wie jemand etwas ansieht, was ihm völlig neu ist. Die lautlose Stille konnte nicht noch stiller werden. Wieder vergingen einige Minuten. Der feierlichste Ernst lagerte auf dem Gesichte des Gelehrten. Es lag etwas tragisch Würdevolles, unaussprechlich Feierliches in diesem langsamen Vorgehen, in diesem berechneten Pomp einleitender Zeremonien. So sprach sich das volle Bewußtsein eines Hohepriesters der Wissenschaft aus. Es machte einen unbeschreiblichen Eindruck. Wir konnten es gar nicht erwarten, bis die Lippen, auf welche aller Augen gebannt waren, sich endlich zum Worte öffneten.

Schließlich öffneten sie sich doch. Hyrtl begann, mit wunderbarer Klarheit und Prägnanz den Gegenstand der heutigen Demonstration vorzulegen. Höchste Anschaulichkeit und Deutlichkeit sein Ziel. Allmählich belebte sich der Vortrag und wußte dem scheinbar trockensten Gegenstand Leben abzugewinnen. Hyrtl hatte ja alle Autoritäten wie lebendig um sich. Bald würzte er die Rede mit wörtlich angezogenen Zitaten aus alten Autoren. Bald wirkte er poetisch, indem er ein glückliches Bild brachte, bald humoristisch, wenn er einen grotesken Irrtum der guten Alten anführte. So lauschten wir denn in tiefster Stille – doch selten erlebte eine Vorlesung ihr natürliches Ende. Gefiel es einem schadenfrohen Gnomen, die Nase oder die Luftröhre eines Zuhörers mit einem unsichtbaren Grashalm zu kitzeln und der Unglückliche nieste oder hüstelte – so war alles aus. Der Professor warf Skalpell und Präparat beiseite und wäre, wenn die Vorlesung noch kaum erst eine Viertelstunde gedauert, um keinen Preis zu bewegen gewesen, den abgerissenen Faden seines Vortrages wieder anzuknüpfen. Er ging davon. Der herbe, vorwurfsvolle, an allem Menschlichen verzweifelnde Blick, mit dem er den Hörsaal verließ, fuhr durch jedes Herz.

Wir hätten den Kollegen, der das Verbrechen, zu niesen oder zu husten, begangen, gleich zu Boden schlagen mögen!

So wurde jede Vorlesung als Weihestunde aufgefaßt. Dennoch gab es im Laufe des Jahres Tage, an welchen sich der Ernst und die Würde des Vortrags noch höher steigerte. Es waren die Tage, an denen der Professor bei den großen Zentren des Lebens, den großen Gegenständen seiner Wissenschaft, anlangte. Es ist geradezu unbeschreiblich, wie er und in welchem Tone, nachdem er uns das Wissenswerteste über das Gefäßsystem vorausgeschickt, endlich eines Tages sagte: »Das Herz! Cor!« Oder, nachdem er mit den peripherischen Nerven fertig geworden, vor sich auf der Platte eine ovale von Windungen durchzogene Masse betrachtend, endlich sagte: »Das Gehirn! Cerebrum, Encephalon!«

Die Anatomie, die unser Professor bei stets verschlossenen Türen trieb, stand natürlich himmelhoch über der, die er den Schülern tradierte. Ihn interessierte jetzt nur noch die vergleichende Zootomie, und zwar die von Geschöpfen, die uns völlig unbekannt waren und deren hochromantische Namen, wenn ich ihrer gedenke, heute noch merkwürdig auf meine Fantasie wirken. Lepidosiren paradoxa, Cryptobranchus japonicus, Gymnarchus und Mormyrus hießen die wunderlichen Gesellen, die ihn dermaßen beschäftigten, daß er ihre abnorme Struktur später in elegant geschriebenen Monographien vor einer exklusiven Gelehrtenwelt erläuterte.

Eine andere Lieblingsbeschäftigung Hyrtls war die Herstellung zierlicher Gehörapparate, wunderbarer anatomischer Filigranarbeiten, fast nur mit der Lupe zu würdigen, und die Herstellung von Injektionen verschiedener, mit den feinsten Kapillarnetzen ausgestatteter Organe. Er hatte die verschiedensten farbigen Flüssigkeiten aufgefunden, die in die engsten Verzweigungen drangen und dort, allmählich erstarrend, die letzten Kapillaren zeigten. So erwarb er sich Verdienste um die feinere Anatomie und um den technischen Teil einer Wissenschaft, in der bereits alles entdeckt zu sein scheint. Wollte er uns einmal besonders wohl, so kündigte er uns nicht ohne Förmlichkeit an, daß er uns »zu besonderer Augenweide« ein Präparat zeigen wolle, wie selbes noch kein anatomisches Kabinett der Welt aufzuweisen habe. Er pflegte dann von den groteskesten anatomischen Objekten zu behaupten, daß sie »den Boudoirtisch jeder Dame schmücken würden und einen Platz auf demselben verdienten«. »Diese Objekte«, fügte er dann schwunghaft hinzu, »haben ja auch den Wert von Juwelen!«

 

Im zweiten Jahrgang der Medizin hatten uns Chemie und Physiologie ganz in Anspruch genommen.

Professor Redtenbacher, unlängst als Professor der Chemie nach Prag berufen, erschien mir als ein Phänomen. Eine ähnliche Beherrschung des schwierigsten Stoffes, wie sie ihm zu eigen war, ist mir nie wieder vorgekommen. Er erschien, ein Weltmann durch und durch, im modernsten Anzug und wußte spielend, in einer Art Übermut der Genialität die kompliziertesten Rechnungen auf die Tafeln zu zaubern, leider auch mit einer Schnelligkeit, der zu folgen sehr schwer war. Seine Experimente wurden mit einer unirrbaren Virtuosität vorgeführt: er hantierte mit den hundert Fläschchen auf dem Tisch wie etwa Thalberg vor seiner Klaviatur. Es war etwas Kaltes, aber auch etwas unendlich Überlegenes in der Art und Weise dieses noch ganz jungen Mannes, eines Lieblingsschülers Justus Liebigs. Er ist der Wissenschaft früh entrissen worden.

Die Physiologie lag in Hyrtls Händen. Handbuch war uns Johannes Müller. Doch die alte Tradition verlangte damals noch lateinischen Vortrag der Physiologie. Hyrtl fügte sich dieser obsoleten Anordnung, doch nur scheinbar, indem er zwischendurch Prolegomena lateinisch vortrug. Er liebte es, ein Cicero medicus, mit seinem klassischen, an Antonio Scarpa und Andreas Vesal genährten Latein zu prunken.

Ich wüßte gern, wie sich der große Hyrtl seitdem zu Darwins Deszendenz- und insbesondere Selektionstheorie gestellt hat. Damals stand er fest auf teleologischem Grunde. Die Frage: zu welchem Zwecke ist dies? wurde immer gestellt. Ich habe von dieser früh aufgenommenen Anschauung nie loskommen können. Ich kann dem Begriff des Zweckes, eines mir unentbehrlichen Fundamentalbegriffs, nicht entsagen, mag ihn die neuere Wissenschaft immerhin als veraltete Hineindichtung verdammen. Wie, von hundert anderen Erscheinungen nicht zu reden, auf dem Wege der bloßen Anpassung ein augenloses Geschöpf sich in ein mit Augen versehenes verwandelt, oder wie durch zufälliges Saugen eine einfache Hauttalgdrüse sich in eine solche umbildet, die dem Neugeborenen seine zweckmäßige Nahrung spendet, dies und hunderterlei anderes ist mir bis heute unauffindbar geblieben.

Inzwischen war unser Prosektor, sonst der offenste, treuherzigste Mensch auf Gottes Erde, allmählich eine rätselhafte Persönlichkeit geworden. Es nahm seinen Anfang damit, daß von den beiden Zimmern, die er bewohnte, eines jetzt stets verschlossen blieb und der Hausherr seinen Besuchern gegenüber behauptete, den Schlüssel verloren zu haben. Aus dem Zimmer heraus roch es aber so seltsam ... Es waren keine anatomischen Gerüche, vielmehr, seltsam genug, der Duft von Harz und Weihrauch. Um dieselbe Zeit ereignete es sich, daß ein Freund, Dr. Lindblatt, als er den Tabaksbeutel suchte, zufällig des Prosektors Kommodeschublade öffnete und darin zwei Frauenschuhe von karmesinfarbigem Samt mit Gold bestickt fand. Der Schnitt derselben war wunderlich, schier wie aus der ersten Zeit des deutschen Mittelalters. Das Rätsel verwickelte sich. »Was ist das?« fragte der Freund. »Du beherbergst doch nicht etwa im verschlossenen Zimmer eine asiatische Prinzessin?«

»Dummes Zeug!« erwiderte der Prosektor leicht errötend. »Siehst Du denn nicht, daß diese Schuhe, trotzdem sie wie neu aussehen, uralt sind?«

Es war wirklich so.

»Bist Du etwa Antiquar geworden?«

»Und warum nicht? Du sammelst alte Bilder und hängst sie mit berühmten Namen darunter in Deinem Zimmer auf. Warum soll ich mich nicht für altes Kostüm interessieren?« »Sieh«, sagte er, indem er die Schublade wieder öffnete und einen sorgfältig verwahrten Gegenstand herausnahm, »da habe ich auch ein schönes, weiß atlasnes Jäckchen.«

»Wahrlich, es sieht wie das ›Kürsit‹ einer deutschen Edelfrau zu Gottfried von Straßburgs Zeit aus«, sagte Lindblatt. »Doch es kann ja auch ein Stück aus einer Theatergarderobe sein. – Du wirst doch nicht ein Dämchen auf den Maskenball führen wollen?«

Der Anatom schüttelte den Kopf auffällig und brachte das Gespräch auf andere Dinge.

Bald nachher sah einer von uns, der zufällig in eine Kirche getreten war, zu seiner größten Überraschung unsern Freund im Gespräch mit dem Pfarrer des Sprengels. Was war das! Wollte der Gelehrte heiraten? Doch wohl nicht gar die abenteuerliche Persönlichkeit, der die altdeutschen Schuhe und die Atlasjacke gehörten? Wieder ein anderer traf den Prosektor in einem Klosterhofe in eifriger Unterredung mit mehreren weißberockten geistlichen Herren. Unbegreiflich! Neigte er, jüngst noch ein entschiedener Materialist, zum Pietismus? Nun erhielt er Einladungen zu dieser und jener Klostertafel. Man stutzte, man zerbrach sich den Kopf.

Wochen vergingen. Warum war jetzt zu seiner Wohnung der Zutritt so schwer zu erlangen? Warum meldete er sich erst, nachdem man lange geklopft und er sich nach dem Namen des Besuchers erkundigt? Was waren das für Männer, denen ein Freund spät abends auf seiner Treppe begegnete? Sie trugen einen mit einem großen Tuch bedeckten Gegenstand und schafften ihn mit großer Vorsicht hinauf. Es sah aus wie ein Sarg, aber dabei klirrte es wie von vielen Fenstern. Der Prosektor kam mit dem Lichte in der Hand aus der halbgeöffneten Tür hervor und sagte wiederholt: »Schon da? Nur sachte – und achtgeben – achtgeben!« Darauf verschwand das Ding, das einem Sarge glich und unter dem bedeckenden Tuche wie lauter Fenster klirrte, in des Prosektors Zimmer; er selbst aber antwortete dem Besucher, der auf der Treppe stehengeblieben war und ihn fragte, was man ihm da bringe? »Nichts, was der Mühe lohnt, daß man davon spricht! Gute Nacht! Kommen Sie gut herunter.« Und damit war er verschwunden.

Nein, hier handelte es sich augenscheinlich um große Geheimnisse. Jedoch, wie mit der Zeit so vieles an den Tag kommt, so auch hier. Unser Freund hatte sich auf einen Zweig der Osteologie geworfen, welche man vielleicht – wenn der Ausdruck nicht allzu gewagt erscheinen sollte – religiöse Osteologie nennen könnte. Die Sache verhielt sich so: von einem durchreisenden berühmten Arzt, der mit einer Gesellschaft die Domkirche und die auf dem Hradschin gelegenen Kirchen besichtigte, sollte bei einem Reliquienschrein die Bemerkung gemacht worden sein, der darin verwahrte Heilige habe zwei rechte Schenkelbeine. Diese Bemerkung war höheren Persönlichkeiten und schließlich dem Kardinal-Erzbischof zu Ohren gekommen. Daß mit Reliquien nicht alles so bestellt ist, wie es sein sollte, ist eine nicht zu leugnende Tatsache. Nicht nur, daß gewisse heiliggesprochene Personen, welche unzweifelhaft nur einmal gelebt haben, im Reliquienzustande mehrmals vorkommen; es weisen auch Heilige, die sich im Leben bloß der normalen Anzahl von Gliedmaßen erfreuten, im Reliquienzustande einen Überfluß von Gliedmaßen auf. Es ist damit fast wie mit den Nägeln vom Kreuze Christi, von welchen die Kirchen des Morgen- und Abendlandes wohl an hundert Stück besitzen. So kommen z.B. drei Arme der heiligen Anna, drei Arme der Mutter Maria vor – in Köln, Nürnberg und Rom – und Arme des heiligen Vitus sind in Siena und im Dom zu Bamberg verwahrt, ohne daß darum, wie man vermuten möchte, dem Leibe dieses Märtyrers, den die Prager Domkirche in ihrem Schoße verwahrt, irgendein Arm mangele. Es ist aber auch notorisch, daß in der Anordnung und Aufstellung heiliger Überreste manches seltsam und problematisch erscheinen muß, so daß Anatomen vom Fach darüber den Kopf schütteln. Genug, die Bemerkung des durchreisenden Arztes hatte starke Bedenken wachgerufen, so daß man eine Revision des gesamten Heiligenmaterials, eine kritische Prüfung durch einen Fachmann und teilweise Reparatur für nötig gehalten hatte. Nun erklärten sich des Herrn Prosektors Kirchenbesuche, die Einladung zu Klostertafeln, sein heimliches Arbeiten, die Vorfindung der seltsamen Schuhe, die altertümlichen Gewänder in der Schublade und der geheimnisvolle heraufgeschaffte Kasten, der wie ein Sarg aussah und wie ein Fenster klirrte ...

Der Mann von Kraft und Stoff reparierte eine Anzahl Heilige. Es läßt sich nicht anders annehmen, als daß er die heilige Aufgabe mit gewohnter Geschicklichkeit und der Sachkunde des Gelehrten löste.

 

Ich war die längste Zeit des Tages einquartiert und angesiedelt im allgemeinen Krankenhause. Noch oft versetzt mich ein Traum in das ungeheure Haus mit den weiten Sälen, in denen die Krankenbetten, durch Schirme geschieden, nebeneinander stehen. Ich wandle in den hallenden Gängen. Und jetzt aus dieser, jetzt aus jener Tür treten Männer im Gefolge ihrer Schüler – fast jeder mit einer charakteristischen Physiognomie – ich erkenne die Züge derer, auf deren Antlitz mein Blick einst mit Verehrung, Achtung, ja Andacht geweilt hat.

Wohl eine andere Zeit als die heutige! Wer möchte behaupten, daß Prag heute noch in der medizinischen Welt gar viel bedeute? Damals aber war es, als habe aller wissenschaftliche Geist Österreichs sich in den medizinischen Studien konzentriert. Eines großen Rufs vor allem genoß die medizinische Hochschule Prags. Sie zählte Männer in ihren Reihen, die in der Wissenschaft tonangebend waren, und aus allen deutschen Ländern, aus Rußland und der Schweiz kamen Schüler herbei, ihren Vorträgen zu lauschen. Diese bildeten, alljährlich sich erneuernd, eine Fremdenkolonie, die viel studierte, viel braunes Bier trank und gelegentlich auch viel Lärm machte in den melancholischen Gegenden in der oberen Neustadt, zwischen dem »Steinernen Tisch« und dem »Windberg«. Die Männer, die damals zugleich oder doch rasch hintereinander in diesen Räumen wirkten – sei es als Professoren oder Assistenten – werden in der Geschichte der Medizin ihren Platz behalten. Ich nenne nur die Namen J. Oppolzer – Pitha – Arlt – Hamernjk – Bochdalek – Scenzoni – Josef Hasner.

Die bisher übliche Medizin hatte durch diese Männer eine vollständige Umgestaltung erfahren. Müde des Wechsels von Systemen, von denen das eine das andere widerlegen will, wollte man lediglich auf der sicheren Basis der reinen Erfahrung bleiben. Jede aprioristische und philosophische Spekulation war verbannt, man hielt sich lediglich an das, was die fünf Sinne an die Hand gaben, drang aber auf die gründlichste und allseitigste Krankenuntersuchung. Es wurde sehr scharf beobachtet, fast durchwegs mit Zugrundelegung der von Skoda und Rokitansky gewonnenen Resultate. Allerdings, in bezug auf Therapie interner Krankheiten waltete bei uns eine arge Skepsis. Man ließ die Krankheitsprozesse ihren Verlauf nehmen und beschränkte sich darauf, ihre Verheerungen möglichst einzudämmen. Es gab auch einen krassen Widerspruch zwischen der Masse der Heilmittel, die man in der Pharmakologie aufzählen gelernt hatte, und der Zahl derer, die man wirklich anwendete. Man kam mit gar wenig aus, und die Gegner konnten mit Recht sagen, daß die damalige Prager Schule sich bescheide, die Kranken zu beobachten, anstatt es zu versuchen, sie zu heilen.

Wir hatten ausgezeichnete Männer an unserer Anstalt, unser klinischer Lehrer, Professor Oppolzer, damals noch in den dreißiger Jahren stehend, überragte sie alle an Geist und Persönlichkeit. Er genoß eines ausgebreiteten Ruhmes. Seine Lehrgabe war groß und selten; seine Klarheit in der Entwicklung des Lehrstoffes, sein großer, ja unfehlbarer Blick am Krankenbette, seine Ruhe, Würde und Sicherheit machten ihn zum Vorbild eines Arztes.

Er war ganz seiner Pflicht hingegeben und lebte einzig seinen Kranken und der Wissenschaft. Zu allen seinen großen Eigenschaften trat aber als schönste die Humanität. Er war den Bedürftigen und Armen wie ein brüderlicher Freund und empfand es fast als ein Zugeständnis und als eine Verkürzung seiner eigentlichen Gemeinde, wenn er an das Bett der Begüterten und Vornehmen trat. Er schränkte darum seine äußere Praxis soviel als möglich ein.

Er hatte einen schönen Johanneskopf, auf dem ein ernst-freundliches Lächeln wie festgehalten stand, ein bartloses Gesicht von blühendem Rot und trug das dunkelblonde Haar fast bis auf die Schultern fallend. Von seiner Persönlichkeit ging ein Zauber aus, den alle empfanden. Jeder Kranke richtete sich auf, jedes müde Auge begann zu leuchten, wenn er in die Nähe kam.

Er war geradezu bezaubernd in seinem Umgang mit Kranken, immer gut, ein freundlicher Tröster, immer geduldig; kein barsches Wort kam von seinen Lippen. Irgendwelche Scheu kannte er nicht. Auch der stärkste Grad der Ansteckungsfähigkeit einer Krankheit konnte ihn von der genauesten Untersuchung nicht abhalten. Es war grausig und bewundernswürdig zugleich, wie er, als ob er gefeit wäre, sein Ohr der Brust eines am Flecktyphus Erkrankten auflegte, ruhig die Herzenstöne belauschend, als ob da keine Gefahr sei. Aber, gut wie er war, zwang er keinen seiner Schüler, es ihm darin nachzutun.

Geld schien für ihn keinen Wert zu haben. Jeden Nachmittag bis spät in die Dunkelheit empfing er in seiner Wohnung Leute, die bei ihm Hilfe suchten und nahm von ihnen kein Entgelt für seinen Rat entgegen. Waren die häuslichen Konsultationen vorüber, erschien er wieder zum Abendbesuch auf der Klinik. So verging ihm Tag um Tag, er kannte keinen Spaziergang, suchte keine Zerstreuung. Einem Fonds für die Pflege erkrankter Studenten pflegte er alljährlich schlicht und einfach eine Banknote von eintausend Gulden zuzuwenden.

Den schärfsten Gegensatz zu Oppolzer, dem Edlen und Milden, nicht sowohl was die wissenschaftliche Überzeugung als was den Charakter betraf, bildete Professor Hamernjk, der der Klinik für interne Krankheiten auf der wundärztlichen Abteilung vorstand. Er war ein geborener Tscheche und merkwürdig unbeholfen in der Handhabung der deutschen Sprache. Als Arzt stellte er sozusagen die äußerste Linke in der damaligen Medizin dar, als Mensch war er die Inkarnation des kaustisch scharfen Verstandes ohne jede auffindbare Gemütsseite. Seiner Überzeugung zufolge, daß nur die Natur selbst unter Beihilfe passender Diät die Krankheitsprozesse heile, war er ein abgesagter Feind aller Arzneimittel, die seiner Ansicht nach der alten alchimistischen Epoche der Medizin entstammten. Seinen gesamten Arzneischatz bildete Wasser – natürlich nur solches, das nicht von »Chemikalien verunreinigt« war, etwas Chinin, etwas Jodkali, etwas Morphium. Und seine sonstigen Überzeugungen! Welche Fortschritte auch seitdem die materialistische und pessimistische Anschauung gemacht haben mag, schärferen Aufdruck in einem Kopfe hat sie wohl schwerlich gefunden!

Hamernjk büßte bald seine Stellung ein, und zwar aus Ursachen, die mit der Wissenschaft nichts zu tun hatten: er war seit langer Zeit schon die Zielscheibe klerikaler Denunziationen. Er hatte Konflikte mit dem Spitalgeistlichen gehabt. Hamernjk, der unverbesserlich Ungläubige, dachte gering von den Tröstungen, die der Priester ans Sterbebett bringt, und sah in dessen letzten Besuchen nur schädliche, ja verderbliche Beunruhigungen der Sterbenden sowohl wie der umliegenden Kranken. Wenn der Spitalgeistliche dahergekommen war im vollen Ornate, die Monstranz in Händen, da pflegten alle Kranken im Saale unter ihre Decke zu schlüpfen, denn es war Volksglaube, daß der, den der Priester mit dem Blicke oder dem Kleide streife, demnächst selbst an die Reihe kommt. Und die Folge davon im ganzen Krankenzimmer waren beschleunigte Pulse, erhöhte Temperaturen, schlaflose oder unruhige Nächte. Der Geistliche dagegen, verpflichtet, die Sterbenden mit den Gnadenmitteln der Kirche zu versehen, wenn diesen nicht unermeßlicher Schaden an ihrer Seele zugefügt werden sollte, hatte seinen Standpunkt zu verteidigen. So gab es Konflikte und endlich Berichte an die oberen geistlichen Behörden.

Die Sache wurde ärger, als Hamernjk nun – er sagte, es wäre der Wanzen wegen – die kleinen bunten Heiligenbilder hatte wegreißen lassen, welche gläubige Wärterinnen an die Tapetenwände zwischen den Betten aufzukleben pflegten, ein andermal den Kranken die Gebetbücher weggenommen und verächtlich beiseite geworfen hatte. Angeberei und Denunziation gelegentlicher extravaganter Äußerungen trieben die Sache auf die Spitze. Hamernjk kam um seine Stelle. Er ward vom Ministerium unter möglichst schonender Form seiner Professur enthoben.

Es läßt sich von ihm sagen, daß er als Diagnostiker seinesgleichen suchte und daß es sich unzählige Male am Sektionstisch erwies, daß der menschliche Organismus mit seinen geheimsten Komplikationen für ihn gleichsam durchsichtig war. Anderseits ist ein Kliniker, der alle Pharmakopoe leugnet, eine fast unmögliche Existenz.

Noch mancher andere Name, der jetzt der Geschichte der Medizin angehört, wäre hier zu nennen, denn, wie gesagt, die Prager Fakultät vereinigte damals die ausgezeichnetsten Forscher wie in einem Kranze. Aber es ist hier nicht der Ort, ihrer zu gedenken. Natürlich fehlte es auch bei uns nicht an bizarren Figuren; sie waren gleichsam die Folien und Gegensätze jener ersteren. Denn wo der Eifer, Großes zu leisten, alles durchdringt, und das Streben, sich hervorzutun, an der Tagesordnung ist, wird immer zugleich auch das Komische geboren, weil der mittelmäßige Kopf sich bei den Heroen gleichzustellen sucht.

Wer es aus seinen Erinnerungen heraus noch zu schildern vermöchte, dies Professoren- und Studentenleben mit seinen leidenschaftlichen Episoden, die nie fehlen, wo scharf ausgeprägte Charaktere nebeneinander wirken, das Alte seinen Platz behaupten will und junges Verdienst nach Anerkennung ringt! Wer sie noch zeichnen könnte, diese Charakterköpfe, wie sie sich aus dem eigentümlichen Rembrandtschen Halbdunkel hervorheben, das in einem Spital waltet! Wenn uns der Griffel eines Callot oder die Feder eines Dickens Bilder, Porträts aus dieser Zeit malte!


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