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Vorwort und Einleitung

1. Entstehung und Werdegang des zweiten Teiles. / 2. Ursprung, Disposition und Methode des Werkes, Anfänge der Sexualreform, Wandlung und Entwicklung.

Die Schrägstriche sind Ersatzzeichen für die Gedankenstriche

I.
Entstehung und Werdegang des zweiten Teils

Im ersten Teil dieser Untersuchung, der vor sieben Jahren erschien » Die sexuelle Krise«, 1. – 5. Tausend. Eugen Diederichs, Jena 1909., hatte ich die Zustände analysiert, die sich aus der gegenwärtigen Sexualordnung der Kulturwelt ergeben, und die Fortsetzung dieser Untersuchung angekündigt.

Hatte das erste Buch den krisenhaften Zustand beleuchtet, die Nöte und Bedrängnisse, in die unser Geschlechtsleben mit seinen natürlichen Ansprüchen und Bedürfnissen geraten ist, die harten Konflikte, die sich aus dem Anstoß dieser Bedürfnisse gegen oft unüberwindliche Schranken sozialer und suggestiver Naturen ergeben, / also das Wesen dieser Krise als solcher erhellt /, so sollte und mußte der Untersuchung zweiter Teil, in Erweiterung der Schilderungen jenes Zustandes, die verschiedenen Bewegungen darstellen, die in der Zeit durch diesen Zustand und gegen ihn zu beobachten sind. Diese Bewegungen drücken sich zum Teil in reformatorischen Strömungen und in entsprechenden Institutionen aus; zum Teil aber auch in Strömungen des Gebens selbst, die von der Beobachtung der Krise der Geschlechtlichkeit / zur Ergründung ihres Wesens führten. Darum galt es weiterhin, die immer neuen Formen, die diese Krise annimmt, einer Revision zu unterziehen und ihre Zusammenhänge mit der sozialen Frage, die durch den Krieg zur Weltkrise wurde, mit dem Moralproblem und mit den wichtigsten psychischen und sozialen Phänomen ins rechte Licht zu stellen. Aus alledem ergab sich / eine Analyse des Wesens der Geschlechtlichkeit, eine Bloßlegung der Wurzeln der stärksten Naturmacht.

Ich hatte bei Herausgabe des ersten Teils der Untersuchung, aus dem Optimismus des vollen Schaffens heraus, das Material, das ich noch zu verarbeiten hatte, weit unterschätzt. Ich mußte tiefer und immer tiefer graben, / wenn ich ergründen wollte.

So konnte es geschehen, daß zu der »in verhältnismäßig kurzer Zeit« in Aussicht gestellten Aufeinanderfolge dieser Bücher ein weit größerer Zwischenraum nötig war, als ich damals ermessen konnte.

Aber nicht nur die gewaltige Breite und die zu erforschende Tiefe des Stoffes waren die Ursache, daß ich jetzt erst, volle sieben Jahre nach dem Erscheinen des ersten Teiles, den zweiten folgen lassen kann. Da waren noch andere Motive im Spiel. Das aus stärkster innerer Nötigung konzipierte Werk und die Aufnahme, die es im positiven wie im negativen Sinne fand, hatte mein Gewissen dieser »Tat« gegenüber / eine solche ist es / aufs äußerste geschärft. Hatte ich schon im ersten Buch jeder »Forderung«, die sich mir entrang, jene Erwägungen gegenübergestellt, die der gewissenhafte, von jeder Parteitendenz und jeder demagogischen Wirkungsabsicht weit entfernte Untersucher beachten muß, um aus einer Krise, die er als solche erkennt, den Weg zur Genesung zu weisen, /so wurde mir bei immer tieferer Untersuchung des Materials diese Gewissenhaftigkeit zur äußersten Pflicht und legte mir die stärksten Hemmungen auf.

Ein anderer Grund für die Verzögerung liegt im Wesen dieses großen Stoffes selbst, in seiner Fähigkeit, sich in immer neuer Belichtung und in immer neuen Zusammenhängen darzustellen. Solange mir das Problem immer neue Seiten offenbarte, durfte ich das Gedankenmaterial nicht als vollständig und in sich geschlossen betrachten. Ich konnte und durfte meine Gedanken zu dieser Frage nicht eher verarbeiten, als bis sie ein in sich geschlossenes System ergaben. Auch von welcher Gattung es sein würde, war mir nicht früher klar, / als jetzt. Das erste Buch nannte sich: eine sozialpsychologische Untersuchung. Das zweite Buch ist: ein sozialethisches System.

Wie hinter siebenfachen Schleiern verbarg sich mir zu Zeiten, »in denen die Gestirne ungünstig standen« Eckermann., die wahre Gestalt dieser Erscheinung und, sie zu enthüllen, erschien mir als eine Tat der schwersten Vermessenheit.

Dann aber brandete der Weltkrieg über die Erde, vernichtete mit einem Schlage die krankhaften Spitzfindigkeiten einer Verfallsepoche und stieß die mächtigsten und einfachsten Urgefühle der Völker und Menschen empor. Aber neben diesen heroischen Gefühlen kamen durch den Krieg, nach der ersten Sturzwelle, auch noch andere Gefühle und Erkenntnisse in die Welt. Das, was da über eine ganze Menschheit hereinbrach, die Schrecken, die keine Phantasie auch nur nachsinnen kann, die Massenvernichtung blühenden Lebens, das Elend der Hinterbliebenen und der Verkrüppelten, das besondere Frauenelend, das der Krieg schuf bzw. verschärfte, / das Elend aller, die durch die Weltkatastrophe in ungezählten Variationen geschlagen wurden oder durch sie den letzten Stoß in ihre schon immer wankenden Hoffnungen oder Existenzen bekamen, die Zerstörung unermeßlicher Werte, / der Schicksalswirbel, der plötzlich, wie ein Welt-Taifun, wie ein Erd- und Meerbeben, herangebraust kam, die Stätten des fruchtbaren Schaffens zerriß, das Leben und die Existenzen durcheinander wirbelte, verschüttete, vernichtete, / ins Chaos hineinschleuderte /, das alles hat wohl den Gemütern eine ganz andere Perspektive in der Betrachtung des Daseins gegeben als die, die sie innerhalb ihrer früheren, trügerischen Sicherheiten gewonnen hatten / und ungeahnte Zusammenhänge erkennen gelehrt. Dieses Weltgericht muß, wenn es ein Gutes haben soll, / uns die Entartung, in die wir geraten waren, zum Bewußtsein bringen. Die schwerste Entartung unserer Zivilisation aber ist der Mißbrauch der heiligen Schöpferkraft, die das Leben zeugt und / der Mißbrauch des Lebens und seiner Güter selbst.

Ich erwähne noch, daß ich mit der Niederschrift des Werkes im Juni des Kriegsjahres 1915 begann; und daß ich alles, was ich vorher dazu in Kapitelform geschrieben hatte, / vernichtet habe.

Das vorliegende Buch entstand nach Notizen und Niederschriften, die aus den letzten sieben Jahren stammen, / aber / aus einem einheitlichen Gedankenkomplex heraus und/ in einem Zuge. Meine Aufzeichnungen dazu reichten bis in die jüngste Gegenwart hinein.

Jetzt erst, sieben Jahre nach dem Erscheinen des ersten Teiles, glaube ich mit dem zweiten die folgerichtige und grundlegende Ergänzung, das in sich geschlossene System einer Weltanschauung, deren Zentrum das sexuelle Problem in seinen vielfältigen Beziehungen zu den Strömungen des inneren und äußeren Lebens, zu den Kristallisationen der Gesellschaft und der menschlichen Psyche ist, ausgebaut zu haben, / jetzt erst glaube ich sagen zu können, daß das Werk sowohl in seinen wissenschaftlichen / den soziologischen, philosophischen und physiologischen / als auch in seinen ethisch-psychologischen und in seinen künstlerisch-intuitiven Elementen, / also in Vernunft und Übervernunft (oder Metaphysik), /in dem, was das exakte Wissen und Bewußtsein, und in dem andern, was das ahnende Unterbewußtsein erbrachte, / ein einheitlicher Komplex, ein in sich geschlossenes Ganzes ist, dessen Teile von allen Seiten miteinander korrespondieren, bei dessen Aufbau die Ordnung der Elemente als oberster Grundsatz galt und in dem auch die Sprache jeweils diesen verschiedenen, vielgliedrigen Elementen des dennoch einheitlichen, gewaltigen Stoffes zu entsprechen sucht.

Im übrigen ist sogar auch die Quelle exakter aber produktiver Wissenschaft vor allem und immer / die Intuition.

Die von mir gebrauchten Fremdwörter beschränken sich fast durchweg auf allgemein eingebürgerte Fachausdrücke, die durch willkürliche Verdeutschung zu ersetzen, Verwirrung erzeugen würde. Die Bekämpfung der Fremdwörter hat in Deutschland einen pedantischen Charakter angenommen, der sich besonders bei Kriegsausbruch zum Fanatismus steigerte.

Für den Versuch, die wissenschaftliche Terminologie, die sich auf den gewichtigsten alten Sprachfundamenten aufgebaut hat, durchaus und um jeden Preis zu »übersetzen« / meist sehr holperig, schwerfällig, willkürlich und mehrdeutig / mögen sich Fanatiker und Pedanten begeistern, / ich kann es nicht. So wie man nicht verpflichtet ist, nur Blutsverwandte zu lieben, so kann man auch das Fremde in der Sprache, soweit es Gemeingut unter Gebildeten geworden ist und sich eingebürgert hat, gelten lassen. Für Fremdwörter wie: »Moral, Generation, Genie, Idee, Ideal, Krise, Reform, Instinkt, Intellekt, Kultur, Materie, Metaphysik, Organ, Phantasie, Prinzip, Problem, Produktion, Sozialismus, Synthese, Analyse, Typus« und viele andere hat die deutsche Sprache zwar mehrdeutige Umschreibungen, aber nicht die »Prägnanz«, die diesen Worten eignet. In einem bekannten soziologischen Werk fand ich im Anhang ein »Wörterbuch für Fachausdrücke«, in welchem die oben genannten Fremdwörter zum größten Teil zu finden waren. Ich meinerseits verzichte eben auf ein solches Wörterbuch und glaube, bei der Qualität meines Leserkreises, es entbehren zu können. Der Autor, der dieses Wörterbuch in sein Werk aufnahm, hat damit eingestanden, daß er die »Übersetzungen«, die er darin lieferte, nimmermehr in seinem Text hätte aufnehmen wollen, denn sonst hätte er ja gleich die »Verdeutschung« geben können und sich ein Lexikon im Anhang erspart. Aber diese Fremdwortvertilger kommen eben selbst nicht ohne die gehaßten Feinde aus.

Daß die deutsche Sprache diese Fremdwörter ganz und gar in sich aufnehme und sie vielleicht auch in der Schreibweise immer mehr verdeutsche, ist eine andere Forderung, ein Notausgang, der schon eher Berechtigung hat, obwohl auch da manches dagegen spricht, besonders das historische Gefühl und die Erwägung, daß durch diese in ihrer richtigen Orthographie geschriebenen Fremdwörter die Erinnerung an ihren Ursprung erhalten bleibt. Indessen / die Sache mit der verdeutschten Rechtschreibung ist uns allen sehr bequem und dürfte darum ihren Weg machen. Hingegen werden die Gebildeten auf jene, zum Gemeingut gewordenen Fachausdrücke, die nicht aus dem Deutschen stammen, aber jedem gebildeten Deutschen geläufig sind, kaum je verzichten, zumal diese Worte, ins Deutsche übersetzt, oft einen mehrdeutigen Sinn haben. Essay zum Beispiel kann nicht unbedingt mit Versuch übersetzt werden, ohne eventuell mißverständlich zu wirken, denn ein Versuch braucht nicht immer eine literarische Untersuchung zu sein. Der Begriff »Phrase« ist weder durch Redensart noch durch Satz vollkommen zu übertragen. Erst durch eine gehäufte Angabe von Merkmalen gelingt es oft, den Sinn eines Fremdwortes annähernd wiederzugeben. Und ob die Sprache dabei gewinnt, wenn man zum Beispiel das Wort Appetit durch »Anreiz zur Nahrungsaufnahme« übersetzt, erscheint denn doch sehr fraglich Soeben kommt mir die ausgezeichnete Schrift von Dr. Hans Kurella: »Die Intellektuellen und die Gesellschaft« (J. F. Bergmann-Wiesbaden) zur Hand, in der der Verfasser daran erinnert, daß sich die deutsche Sprache das Wort Genie hat borgen müssen.. Wollten wir radikal verdeutschen, so müßten wir zum Beispiel auch Worte wie Familie, Literatur usw. »ausmerzen«. Durch einen solchen »Krieg« würde unsere Sprache ungemein verarmen. Manche Fremdworte haben zum Beispiel auch einen Sinn, der seinerzeit durch ein Symbol, durch eine bildliche Übertragung entstanden ist, und würden ihren Sinn vollständig verlieren, wenn man sie wortgetreu übersetzen würde, z. B. das Wort »zynisch«, welches wörtlich mit »hündisch« übersetzt werden müßte.

Natürlich gibt es eine Art der gewohnheitsmäßigen Anwendung von Fremdwörtern, die nur der Denkfaulheit entspringt. Unser Sprachempfinden wird uns keinen Augenblick im Zweifel darüber lassen, wo Fremdwörter ihre Berechtigung haben, oder wo sie aus einer vernachlässigten Sprache kommen, die sich jede Gliederung des Gedankens ersparen will. Die Fremdwörter, die aus dem Lateinischen und Griechischen entlehnt sind und die, bei aller Einfachheit und Wucht, doch so viele feine Abtönungen eines Begriffs vermitteln, / diese Fremdwörter sind als eine Art internationales Esperanto zu betrachten, die einzige Weltsprache, die wir schon haben und nicht erst »gründen« müssen und die zu bewahren uns mehr nottut, als sie willkürlich zu übersetzen; wobei wir immerhin bedacht sein mögen, unsere reiche und tiefe Muttersprache, die wir vielleicht noch mehr und noch besser lieben als ihre »Reiniger«, von allzu gemein gewordenen fremden Elementen mehr und mehr zu befreien und sie vor solchen, die an den Haaren herbeigezogen sind, zu schützen.

II.
Ursprung, Disposition und Methode des Werkes, Anfänge der Sexualreform, Wandlung und Entwicklung

Um die das Gebiet berührenden Bewegungen darzustellen, die Synthese jener Kulturepoche, die mit diesem Kriege abschließt, zu geben und die Tendenzen zu charakterisieren, die die Zukunft gestalten werden, muß ich eine Menge Tatsachenmaterial erbringen und ein Bild des aktuellen Standes der Frage in allen ihren sozialen, ethischen und psychologischen Verzweigungen geben, das, wenn es sich in Detailmalerei verlieren würde, leicht ermüdend wirken könnte. Ich hoffe, diese Klippe zu vermeiden, nach der makroskopischen Methode gearbeitet zu haben und, bei allem Materialüberblick, doch immer im Wesentlichen zu bleiben, zumal mein eigener Gedankengang immer die Führung behält. Darum habe ich auch das Werk nicht mit weitschweifigen statistischen Tabellen beladen und werde auch hier wieder nur das besonders Charakteristische bringen. Die Reformen, die sich anbahnen, oder sich zum Teil schon durchsetzten, sind nicht alle etwa in einen besonderen Abschnitt zusammengedrängt, sondern werden meist bei Behandlung jeder besonderen Seite des Problems charakterisiert. Und nur die allerwichtigsten reformatorischen und pseudoreformatorischen Tendenzen hebe ich in der Untersuchung hervor.

Vor allem aber habe ich zu diesen Reformen kritisch Stellung zu nehmen, / nicht nur, in blindem Einverständnis, sie kompilatorisch hier vorzuführen. Jenseits aller Reformbewegungen habe ich die Ergebnisse meiner eigenen Erforschung der Frage und meine Stellungnahme zu allen ihren Erscheinungen hier zu bieten und darf mich in dieser Aufgabe von keiner Seite lähmen lassen.

Ich habe hier meinen Zusammenhang mit der Mutterschutzbewegung und der mit ihr verknüpften Bewegung für Sexualreform darzulegen und meine Stellung in der Bewegung und zu ihr klar zu präzisieren.

Ich bin davon durchdrungen, daß ich der Bewegung, gerade dadurch, daß ich, obwohl ich ihre Verdienste hochhalte und hervorhebe, dennoch als Kritikerin und Forscherin des Sexualproblems unabhängig bleibe, / einen Dienst leiste, dessen volle Bedeutung man vielleicht erst später würdigen wird. Den Grundideen der Bewegung an entscheidenden Wendepunkten, wie sie sie gerade jetzt, durch ihren zehnjährigen Bestand, durch dieses Jubiläum, das ins zweite Kriegsjahr fiel, durch die Erneuerung des deutschen Gefühlslebens, die der Krieg mit sich brachte, erreicht hat, / jene Direktiven zu geben, welche ich, nach bestem Wissen und Gewissen, nach jahrzehntelanger, innerlichster Beschäftigung mit diesen Fragen als die richtigen erkannte, halte ich / für eine dankenswerte Tat und für die wirkliche Aufgabe eines Führers, sofern diese Aufgabe richtig verstanden wird.

Meine freien Untersuchungen des Sexualproblems begannen mit meinen ersten in Wien entstandenen Publikationen und setzten sich fort bis zum heutigen Tage.

Ich glaube, daß dieses Buch ein beredtes Zeugnis von der genauen Kenntnis aller Strömungen der Bewegung und von der bis ins kleinste gehenden Gewissenhaftigkeit, in bezug auf Quellenangaben, geben wird.

Über das sog. Zitieren und das Erbringen von Belegen ist hier, wo ich von meiner Methode Rechenschaft abzulegen suche, einiges zu sagen.

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Die Nennung eines Namens ist eine Pflicht dort, wo man die Aussprüche oder den Gedankengang eines Autors benutzt, und es gibt wohl selten jemanden, der freudiger ist im Anerkennen, als ich, / zum Unterschied von den meisten und allermeisten, denen es die Kehle zuschnürt, einen Autor anzuerkennen, es sei denn, daß er sie selbst in seinen Schriften rühme. Unanständig aber ist es, Gedankengänge und Anregungen zu benutzen, ohne die Quelle zu nennen, was gerade meinem Buche »Die sexuelle Krise« wiederholt widerfuhr. »Man zitiert ihn nicht, aber man holt aus seinem Trog.« Strindberg. …

Belege stören nicht, / im Gegenteil, sie interessieren, wenn sie verarbeitet sind und wenn jedes Wort, das man selbst vorträgt, in Zusammenhang steht mit dem Sinne des Zitates, so daß der Anspruch eines andern nur wie ein Siegel erscheint, auf das, / was man selbst bewies.

Eine Zeit muß aus diesen Zitaten widerklingen, einen Chorgesang von Geleitstimmen sollen sie bedeuten, die orchestrale Begleitung der eigenen Melodie, / Stimmen sollen es sein, die wirklich zu dem Autor gesprochen haben, die ihm etwas sagten, oft nur zuraunten, was Resonanzen in ihm erklingen machte. Und gerade an den entscheidenden Stellen müssen ihm die andern, die mit ihm oder vor ihm lebten, / als gute Gesellen, als helfende Genien, / etwas gesagt haben. Meines Erachtens hat es überhaupt nur Sinn, Aussprüche von schwerwiegender prinzipieller Bedeutung zu zitieren. Zu deren Bedeutung, die oft ein Programm umschließt, heißt es aber dann auch ehrlich und gründlich Stellung nehmen. Positiv und negativ.

Meine Belege fand ich, / zumeist ohne sie zu suchen, / in der nichtfachlichen Literatur ganz ebenso, wie in der fachlichen; in wissenschaftlichen Werken jeder Disziplin, ebenso wie in der schönen Literatur; ja nicht selten in einem aus der Tiefe des Instinktes kommenden Gedicht, / in Märchen und Sage, Legende und Schrift, in Vergangenheit und Gegenwart, in einer Zeitungsnotiz, einem hingeworfenen Wort oder einem beobachteten Ereignis. Vielleicht darf ich noch hervorheben, daß ich in der Wahl dieser Zitate absolut unbestechlich bin, weil sie sich mir entweder mit zwingender Gewalt aufdrängen oder mich eben gar nicht berühren.

Hingegen kann ich mich nicht bequemen, mein Buch mit einem noch so populären und noch so »berühmten« Namen eines exakten Forschers zu schmücken, wenn in seinem Werk so schöne Sätze stehen, wie dieser, / den ich beim ersten Aufschlagen in einem »berühmten« Werk eines Ethnologen fand: »Der Beischlaf ist die Triebfeder des menschlichen Lebens.« Das Bedürfnis, das Werk zu studieren und zu zitieren, / bis auf diesen Satz, / hatte ich danach nicht mehr.

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Die ganze, große, heute anerkannte Bewegung für Sexualreform ist von Frauen ausgegangen, und von ihnen weitergeführt worden durch die ersten unerhörten Anfeindungen und Kämpfe, die das bloße Anrühren dieses Gebiets mit sich brachte, bis zum jetzigen Stadium. Heute steht diese Bewegung über den gröbsten Kämpfen und wird, / zu unserer Freude / in Gemeinschaft mit hervorragenden Ärzten, Juristen, Soziologen, Parlamentariern, Schriftstellern und Dichtern, Philosophen und auch Priestern und anderen Männern der Wissenschaft und des öffentlichen Lebens geführt. Besonders die Mediziner liefern heute sehr stattliche und wertvolle Hilfstruppen zu dieser Bewegung, die aber erst durch die große, vornehmlich von Frauen geführte Aktion geschaffen wurde; und erst nachdem diese Bewegung im Gange war, haben speziell medizinische Forscher ihre Ausführungen medizinischer Natur auch durch Resolutionen moralischer Art in ihrer wahren Wesenheit deutlich gemacht.

So sehr ihnen die Mißstände des sexuellen Lebens schon seit langem bewußt waren, so hüteten sie sich doch / vor der Bewegung / Forderungen zu stellen, die sie mit den herkömmlichen moralischen Anschauungen in Konflikt gebracht hätten. So hat z. B. / Krafft-Ebing ein ganz riesiges Material der Psychiopathia sexualis zusammengestellt, ohne irgendwie aus den gewonnenen Ergebnissen neue moralische Resolutionen zu ziehen. Und die Größe eines Arztes unserer Tage, die Größe Freuds, besteht vor allem darin, daß er, als einer der ersten, seinem neugewonnenen klinischen Material resolute Begründungen gab, die ganz neue moralische Perspektiven erbrachten, daß er das in einer so zwingenden Weise tat, daß seine Methode der Psychoanalyse im dunkelsten Schacht der menschlichen Seele das im geheimen wirkende Heer sexueller Triebe aufspürte. Er hat ein Material herangezogen, das ganz im Verborgenen lag, hat es in ganz neue Beleuchtung gestellt und hat den Mut der moralischen Forderung gehabt, der einem Krafft-Ebing noch vollkommen fehlte.

Leider verrannte sich die Schule später in die Tendenz, überall, in jeder Störung des seelischen Gleichgewichtes, z. B. sogar auch in der Mondsucht, die Wirkung von infantil-erotischen und speziell von Inzest-Gefühlen zu suchen, d. h. von verdrängten Sexualgefühlen / für die Eltern! Es ist dies m.E. ein verhängnisvoller Abweg, der in Manie auszuarten droht und eine abnorme Triebrichtung geradezu züchtet. Außer dem Ödipus gibt es in der Weltliteratur kein wesentliches Beispiel hierfür, und dieses einzige Beispiel wird fortwährend von dieser Schule in eigens zu diesem Zweck begründeten Zeitschriften, Broschüren und Büchern abgewandelt. Jede Neurose, jede Hysterie wird von ihnen auf die Quelle verdrängter Sexualgefühle für Vater oder Mutter zurückgeführt; das ist der beharrliche Ausbau einer fixen Idee, und eine Psychoanalyse mit einem solchen Steckenpferd scheint nicht ungefährlich.

Strindberg schreibt einmal von Langbehn, daß er dagegen auftrat, daß die Psychologie »zur Tierarzneikunde« erniedrigt wird. Ganz nahe liegt diese Gefahr auch bei der Behandlung des sexuellen Problems, und auch hier muß man gegen sie auftreten.

Hier gibt es auch neben dem Material, das vor aller Augen liegt, / besonders aber vor wissenschaftlich geschulten Augen, / noch ein anderes Material, das ich das geheime Material nennen möchte, weil es aus seiner Schale erst herausgelöst werden muß, um als solches erkannt zu werden. Und hier hilft keine Arbeit des ewigen Zusammenstellens und Registrierens, sondern dieses Material offenbart sich einzig und blitzartig / in den Augenblicken der Intuition.

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Dieses geheime Material ist das interessanteste. Es leuchtet uns plötzlich entgegen, wie ein verborgener Hort, von dem die Formel des Unsichtbaren genommen wurde, / aus einer Dichtung, aus einer unscheinbaren Berichterstattung, aus der Geste und dem Blick eines Menschen, / aus dem Leben. Es ist die Seele des Begebnisses / oder seines Symbols / die sich uns offenbart.

Und in begnadeter Stunde schreiten wir von der Erscheinung zur Ursache, vom Phänomen zu dessen innerster Notwendigkeit. Und ist unser in diesem Augenblick so starkes Erleben begleitet von der Resonanz objektiver aber unerbittlicher Schlüsse, / so offenbart sich uns ein gänzlich Neues, und Forderungen und Erkenntnisse, die wir vorher vielleicht kaum ahnten, / werden plötzlich deutlich.

Mit Recht sagt einer der echtesten Denker unserer Tage / den ich nicht oft genug »zitieren« kann, / der Sozialethiker Popper-Lynkeus: »Und in allen diesen Schriften war es nie der Verstand oder die Gelehrsamkeit, sondern die Empfindung, deren Berechtigung sich nie beweisen läßt, welche den entscheidenden Eindruck auf die Gemüter machte. Selbst z. B. im ›kommunistischen Manifest‹ und im ›Kapital‹ von Marx ist es nur scheinbar der wissenschaftliche Apparat, der die so nachhaltige Wirkung auf die Arbeitermassen ausübt; er gibt nur das Relief her und zieht die Theoretiker unter den Nationalökonomen an, aber das wahrhaft Wirkende in diesen Schriften war die Aufrüttlung der Gemüter und die Erhöhung des Selbstbewußtseins.« »Das Individuum und die Bewertung menschlicher Existenzen«, Verlag Carl Reißner-Dresden.

Einer Einschränkung scheint mir diese Bemerkung allerdings zu bedürfen, denn die Funktion des Verstandes scheint mir darin nicht genügend gewürdigt. Gerade solche Theorien, welche fähig sind, die Gemüter aufzurütteln, wirken nur dann nachhaltig, wenn sie auch die strengste Kritik des Verstandes ertragen, allerdings eines Verstandes, der es vermag, unvoreingenommen an die Dinge heranzutreten. Die Intuition ist nur die erste Pfadfinderin, / und sie ist unentbehrlich, um wirklich neue Pfade zu finden, / in die weitere Führung aber teile sie sich getrost mit dem Verstand.

Zwischen Verstand und Vernunft unterscheidet Goethe sehr wesentlich. Die Vernunft ist die hohe Herrin. Und eine nur verstandesmäßige Untersuchung bleibt / steril.

Aber, / so wird mancher fragen, / was hat mit einer solchen Untersuchung nicht nur die Vernunft, sondern sogar die Intuition zu tun? Sehr viel. Nicht in dem Sinne, daß etwas erfunden wird, was nicht da ist, sondern daß gefunden wird, was sich hinter den Erscheinungen verbirgt und hinter ihnen und durch sie wirkt. Nur die Intuition, ja die Phantasie, in der vollen Bewegung des intellektuellen und seherischen Erlebens, vermag das.

Gerade das Sexual- und Moralproblem bietet solche Erscheinungen, die, trotzdem sie eine so augenfällige Fassade in der Welt des Wahrnehmbaren präsentieren, hinter sich treibende Kräfte haben, die sich wohl in ihren Wirkungen ausdrücken, deren Ursache und Wesen aber zumeist in jenem Dunkel liegt, aus dem unser ganzes organisches und geistiges Leben stammt. Erst die Erhellung dieser Kräfte macht ihre Heranziehung in die Welt des Erfaßbaren möglich. »Das muß man ahnen,« sagt der Löffelgießer in »Peer Gynt«! … Die Direktiven geben hier / die Instinkte. Die Bestätigung geben / die Ergründungen der vielfach rätselhaft scheinenden Erfahrungen.

Dieses geheime Material ist also nahezu als das okkulte Material des Problems zu bezeichnen. Okkult ist alles, dessen Ursache/dunkel, bedeckt, / geheim ist; und die Zentralsphäre der dunkelsten, geheimnisvollsten Mächte ist / das Geschlecht.

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Die junge Geschichte, die Anfänge der Bewegung für Sexualreform, sind hier deutlich zu machen. Diese Bewegung kam aus ganz voneinander getrennten und voneinander unabhängigen Quellen, als deren eine, im Norden, etwa Ellen Key, Frieda Stéenhoff u. a. als solche betrachtet werden können, aber nicht sie allein, auch im Norden nicht. Sexualreform / ist das bürgerliche Gesellschaftsdrama Ibsens, dessen Heldin die Frau ist. Und ein Wandern im Sexuallabyrinth / ist das Lebenswerk Strindbergs.

Es bleibe nicht unerwähnt, daß um 1900 herum, oder etwas später, ein junges Mädchen, Vera, mit ihrem Büchlein »Eine für Viele« das zuerst von Björnson im »Handschuh« aufgerollte Problem der Geschlechtsreinheit bzw. Geschlechtsunreinheit des jungen Mannes mit schaudernden Händen und Augen zu berühren wagte; / in diesem Zusammenhang darf vielleicht auch an mein Bändchen »Fanny Roth« »Eine Jung-Frauengeschichte«, Verlag Hermann Seemann Nachf. Berlin 1902. 25. Auflage. und ferner daran erinnert werden, / daß um 1900 herum, / Artur Schnitzlers »Reigen« erschien und / verboten wurde. Die Wandlung der Zeit drückt sich darin aus, daß später, als eine systematische Erforschung des Sexualproblems schon längst im Gange war, / die Sexualskizze von Karin Michaelis »Das gefährliche Alter« unbehindert ihren Weg machen konnte, ebenso wie der weit und tief durchgeführte Prostitutionsroman der Else Jerusalem »Der heilige Skarabäus« und Gabriele Reuters stärkster Roman »Das Tränenhaus«, der das Leben in einem obskuren Schwangernheim meisterhaft schildert.

In Deutschland wurde diese Bewegung von (die Namen in alphabetischer Reihenfolge) Ruth Bré, Maria Lischnewska (die sich leider von der Bewegung zurückzog) und Dr. phil. Helene Stöcker in Fluß gebracht und organisiert. Diese drei Namen gelten in erster Linie für die deutsche Bewegung, der sich viele andere Persönlichkeiten von Ruf und Namen sofort nach ihrer Konstituierung anschlossen. Der Name »Mutterschutz« wurde von Ruth Bré geprägt, während das Verdienst, die Bewegung davor behütet zu haben, daß sie ein bloß praktisch-caritativer Hilfsverein wurde und mit der Mutterschutzbewegung eine organisierte Gemeinschaft zur Reform und Untersuchung der sexuellen Ethik verknüpft zu haben, vor allem Frau Dr. Helene Stöcker gebührt. Bei diesem Bemühen, die Sexualreform hinter der Caritas nicht zurückstehen zu lassen, wurde sie, bei prinzipiellen Entscheidungen, besonders von mir, ausgiebig unterstützt.

Interessant ist, daß, während heute die Bewegung fast mehr Männer als Frauen zu ihren Mitgliedern zählt und an der Spitze des »Deutschen Bundes für Mutterschutz« und der seither international gewordenen Organisation, die aus ihm hervorging, der »Internationalen Vereinigung für Mutterschutz und Sexualreform«, ein Mann steht, der erste Vorsitzende, Justizrat Dr. Max Rosenthal, / damals, bei ihrer Begründung, die Vorsitzende, Dr. Helene Stöcker, »drei Tage in Berlin herumfuhr, um einen Mann für einen Vortrag zu gewinnen. Man denkt gewiß frei in der Reichshauptstadt, und manches, was hier in Sachen der Sittlichkeitsfragen schon öffentlich ruhig und sachlich debattiert worden ist, würde in anderen Großstädten bleiches Entsetzen erzeugen. Aber das Odium des Angriffs auf die Ehe war da, und viele fürchteten, sich politisch tot zu machen, besonders in den Provinzen« Maria Lischnewska im »Neuen Frauenleben«, Januar 1907, mitgeteilt in dem Sonderabdruck »Ruth Bré und der Bund für Mutterschutz«, von Dr. phil. Helene Stöcker.. Und selbst bei der Begründung der Internationalen Vereinigung 1911 mußte der prinzipiell wichtige Zusatz des Namens der Organisation, der Zusatz »und Sexualreform« von uns erstritten und erkämpft werden, und es ist bezeichnend, daß sogar Sexuologen sich gegen die klare Bezeichnung der Direktiven der Bewegung aussprachen. Diese Besorgnisse waren unbegründet, denn der Begriff Sexualreform wurde schnell ein ebenso allgemein gültiges Schlagwort wie das caritative Wort Mutterschutz.

Man dankt der Mutterschutzbewegung, in ihrer imponierenden Gesamtheit, vor allem die Tatsache, daß sie eine Atmosphäre geschaffen hat, in der Sexualprobleme unbehindert erörtert werden können. Dieser Bewegung in ihrer Gesamtheit, in ihrer großzügigen, wissenschaftlichen Untersuchungsart, in ihrem persönlich belebten Zug, in ihrem unerschrockenen Mut, die Phänomene des Geschlechtslebens kritisch ins Auge zu fassen, / danken wir, als positivsten Wertfaktor, außer der heute anerkannten Caritas der unehelichen Mutter gegenüber, die fast ausschließlich dieser Bewegung zuzuschreiben ist, vor allen etwas, was fast noch wertvoller ist: die Zurückdrängung des atembeklemmenden Spießbürgertums, das sich pharisäisch bläht, eine »Sittlichkeit« im Munde führt, deren Kehrseite die geheime Wüstlingsmoral ist, während es gleichzeitig dem Weibe gegenüber, das dem echtesten Zuge seiner Natur folgt, zu lieben, mit der Grausamkeit des Henkers auftritt, wenn es sich nicht »mit dem Ring am Finger« salviert hat.

Das Programm der Bewegung für Sexualreform, die in der Gründung des »Deutschen Bundes für Mutterschutz« 1905 ihren deutlichsten Ausdruck fand, war und ist das denkbar edelste. »Der Kampf für eine neue geschlechtliche Sittlichkeit, für eine neue und freie Ehe, die ihre Gebundenheit hat in dem Verantwortlichkeitsgefühl von Mann und Frau, der Kampf für Ehre und Würde der seit Jahrtausenden niedergetretenen Opfer der konventionellen Moral / das ist und bleibt die Losung des Bundes für Mutterschutz. Männer von wissenschaftlichem Ruf traten nach gewonnener Schlacht an uns heran, dankten uns und sagten: ›Das war eine Tat‹. Von dem Tage an haben wir eine »Mutterschutzbewegung« in Deutschland.« »Ruth Bré und der Bund für Mutterschutz« von Dr. phil. Helene Stöcker.

Von der offiziellen Frauenbewegung wurde diese Gründung auf das heftigste bekämpft, und einig war man sich auf beiden Seiten nur in der beiderseits erstrebten Abschaffung der Reglementierung der Prostitution. Wie ich zu diesem Programmpunkt mich stelle, wird an späterer Stelle, im Kapitel über die faktische und prinzipielle Bedeutung der Prostitution, genau ausgeführt werden. Hier sei nur noch darauf hingewiesen, daß ich als mein Verdienst in Anspruch nehme, durch mein Werk »Die sexuelle Krise«, I. und II. Teil, und später auch III. Teil, die Bewegung von den vielen Verdächtigungen, besonders aber von dem »Odium des Angriffs auf die Ehe« zu rehabilitieren; und daß insbesondere die Verfechtung des monogamen Prinzips, besonders in dem hier vorliegenden Buch und noch des weiteren in dem bevorstehenden Supplement, in einer Deutlichkeit zum Ausdruck kommt, bzw. kommen soll, wie nirgends sonst in der gesamten einschlägigen Literatur und daß damit das Odium, das die vielfachen Verdächtigungen und Anfeindungen gegen die Bewegung erzeugte, von ihr genommen sein kann, / falls / sie sich mit mir solidarisch erklärt. Darüber wird die Zukunft entscheiden.

Ich glaube meine Aufgabe als Führerin mit jener höchsten Treue, die auch vor notwendiger Kritik nicht zurückschreckt, um eben die Bewegung in die richtigen Bahnen zu leiten, soweit es in meiner Macht liegt, erfüllt zu haben.

Hingegen hat umgekehrt, / und das hebe ich hervor, / die Bewegung, in ihrer Gesamtheit, den Einzelnen und besonders die Einzelne dort rehabilitiert, wo er, besonders aber sie sich mit dem Anspruch auf ein normales Geschlechtsleben mit der Umwelt in einem noch viel schärferen Konflikt befanden, als heute, weil in diesen zehn Jahren die Wissenschaft in der Bewegung / dieses Bedürfnis anerkannt hat. Das hat die Atmosphäre verändert.

Inwieweit es dabei auch zu sicherlich unbeabsichtigten Wirkungen in ungünstigem Sinne kam, und inwieweit das mit dem Zeitalter, das mit diesem Kriege abschließt, überhaupt zusammenhing, soll in diesem Buch an den geeigneten Stellen untersucht werden.

Aber das Unschätzbare dieser Bewegung ist, daß sie die Möglichkeit geschaffen hat, die Phänomene des Geschlechtslebens überhaupt von einem freieren Gesichtspunkt aus zu betrachten und zu beurteilen. So manche Persönlichkeit, die sich über die Grenzen, die die Moralheuchelei vorschrieb, hinwegsetzte, so manche bewußte, gebildete, uneheliche Mutter, die sich zu ihrem Kind bekennen konnte, so manche Frau, die, mit Frau Bertha in der Felsenkluft, klagen kann: »die ich um Liebe alles ließ, / nun läßt die Liebe mich«, dankt es vor allem dieser Bewegung, wenn sie heute nicht, zerschmettert, im tiefsten Abgrund dieser Felsenkluft / der Gesellschaft liegt, im Abgrund der Verachtung und des Elends.

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Im ersten Teil dieser Untersuchung erbrachte ich die Feststellung einer sexuellen Krise als solcher. Der zweite Teil, das hier vorliegende Buch, der zentrale Hauptteil des Werkes, der, unabhängig vom ersten Teil, ein in sich geschlossenes Ganzes bildet, erbringt den Zusammenhang dieser Krise mit den wichtigsten Problemen der Gesellschaft und ihren verschiedenen Erscheinungen, also die Beziehungen der sexuellen Krise zu / der sozialen Frage, zum Krieg, der diese Krise aufs äußerste verschärfte und sie allgemein erkennbar machte, / zu Moral, Rasse und Religion und insbesondere zur Monogamie. Das ergibt insgesamt: eine Analyse des Wesens der Geschlechtlichkeit.

Ein dritter Teil, der, / als schmales Bändchen, / dem zweiten / und diesmal auf dem Fuße / folgt, soll » Die prinzipielle Bedeutung der Monogamie« als solche untersuchen, erscheint unter diesem Titel und ist als Supplement des Gesamtwerkes, besonders des hier vorliegenden Hauptteiles der Untersuchung über das Wesen der Geschlechtlichkeit und über die sexuelle Krise in ihren Beziehungen zu betrachten, / während deren erster Teil / nur das Präludium war.

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Die Disposition meines Werkes ist eine derartige, daß die Stimmen der Zeit in einer bis dahin nicht bestehenden Deutlichkeit vernehmbar werden. Ein großer Chorgesang begleitet meine Melodie.

Aber auf die Untersuchung dieser zeitlichen Bewegungen bleibt meine Erforschung des Problems nicht beschränkt.

Meine Quelle ist, an erster Stelle, / das Leben. Und den weitverzweigten wissenschaftlichen Apparat, dessen ich mich bediene, lasse ich nur spielen, um die Bedeutung des Lebens, »wie ich es sehe«, theoretisch zu klären.

Theorien, besonders zum Sexualproblem, dürfen aber nicht deduktiv, sondern müssen induktiv gewonnen worden sein, d. h. sie müssen die Resolutionen und Definitionen darstellen, zu denen man auf dem Wege der Erfahrung gelangte, / der Ergründung der Phänomene des Lebens selbst; ein Extrakt seiner Fülle müssen sie sein, eine Belauschung seines Herzschlages und ein mutiges Insaugefassen / auch seiner Schrecken, über die man sich und andere durch Ideologien nicht hinwegtäuschen soll. Beharrung ist zwar vonnöten, aber nicht Beharrung auf vorgefaßten Theorien und Illusionen, sondern Beharrung in der schärfsten Beobachtung, der ehrlichsten Deutung und reinlichsten Konsequenz.

»Nur Beharrung führt zum Ziel«

aber auch

»Nur die Fülle führt zur Klarheit
Und im Abgrund / wohnt die Wahrheit

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Man hat es mir fast verübelt, daß ich / eine Entwicklung, in gewissem Sinne vielleicht auch eine Wandlung durchgemacht habe. In dem Sinne, wie man von innerer Wandlung, von Wiedergeburt, von Erneuerung, im Sinne von Charaktererneuerung, / im Sinne jenes inneren Vorganges, den die Griechen die Metanoia nannten, / zu sprechen pflegt; daß mein Auge im Laufe dieser Entwicklung sich auf eine immer schärfere Optik bei der Betrachtung des Problems eingestellt hat; daß ich auch »umwerte«, aber / in einem anderen Sinne, nämlich in dem Sinne, daß ich die vergessenen, zertretenen Sittlichkeitsideale der Menschheit ihr wieder zum Bewußtsein bringen will, / die im letzten Grunde auch ihre Glücksideale sind, / auf einem neuen Unterbau, mit einer Begründung, einer Analysis, die mein ausschließliches Eigentum ist. Diese Entwicklung kann nur scheinbar überraschen, sie liegt im Keim nicht nur in meinen Anfängen, sondern auch im ersten Teil dieser Untersuchung und kommt an zahllosen Stellen dort zum Ausdruck, / wenn auch dort die andere Seite der Medaille stärker betont ist, nämlich alles das, was uns an der offiziellen Sitte weh tut. Und warum es uns weh tut. Aber gerade daß ich das, was uns weh tut, wogegen wir uns auflehnen, empfinden und in seiner vollen Bedeutung würdigen kann, / gibt meinem Kampf für die Reinerhaltung des Geschlechtslebens seine besondere Macht.

Denn dieser Kampf kann erfolgreich nur von einem Menschen geführt werden, der die Magie der stärksten Naturmacht, des erotischen Triebes, voll zu würdigen weiß.

Was ich in meinem Werk zu geben gedenke, ist eine Analysis der Geschlechtlichkeit, in allen ihren Verzweigungen und in ihren tiefsten Wurzeln; insbesondere die Wurzeln des Moralgefühls, die fast überall mit dem Geschlechtlichen zusammenhängen, und die des Erotismus sollen bloßgelegt werden.

Die »Umwertung« in Bausch und Bogen habe ich seit jeher abgelehnt. Schon im Vorwort des ersten Teils habe ich mich unabhängig erklärt und habe die sog. Umwertungen schon dort unter die Lupe genommen. Es heißt wörtlich im Vorwort des ersten Teils, der »Sexuellen Krise«: »Wer in diesem Buche tönende Verherrlichungen der heute geübten ›Verbesserungsversuche‹, die der hilflose Einzelne in der sexuellen Zwangslage unternimmt, zu finden erwartet, wird enttäuscht sein. Hier soll untersucht werden, was sich begibt, so kritisch und gewissenhaft, als es mir mein Studium und mein Miterleben dieser Krise, in der wir stehen, ermöglichten. Die Erkenntnisse, die ich gewonnen habe, sind zutiefst erlitten worden, aber dieses Erleiden hat mich die Gestalt der Sachlage um so deutlicher erkennen gelehrt. Das vielfältige Material theoretischer Studien ließ mich dann den soziologischen und psychologischen Gesetzen dieser an dem Schicksal der Einzelnen in Erscheinung tretenden Krise näher kommen. Alte und neue Forderungen des Sexualgewissens der Gesellschaft, die Formen, in denen diese Forderungen deutlich werden, sowie die Phänomene des Geschlechtslebens selbst sollen hier betrachtet werden. Die Stellungnahme erfolgt pro und contra, immer bemüht, dem »Dinge«, wie es sich in seiner in zahllosen Nuancen erschillernden Wesenheit präsentiert, gemäß zu bleiben.«

Des weiteren gab ich dort, im Vorwort des ersten Teiles, die Disposition für das ganze dreiteilige Werk, die ich in den Grundzügen einhalte. Nur ist mir die Bedeutung des Zusammenhanges der sexuellen mit der sozialen Krise, die durch den Krieg zur Weltkrise wurde, / in diesen Jahren und besonders durch den Krieg stärker bewußt geworden, wie auch manches andere, was dort noch nicht vorgesehen werden konnte. Hier führte mich die Analyse zur Auffindung der gemeinsamen Wurzel der sexuellen / (d. h. der generativen) und der sozialen / (d. h. der wirtschaftlich-populationistischen) Krise, / zu der »Entdeckung«, (wenn man es so nennen will), daß diese beiden Krisen eine gemeinsame Wurzel haben, die auch die Wurzel und Ursache / der Kriege ist. Daraus ergab sich eine neue soziale Theorie, die im Kapitel über das Bevölkerungsproblem, welches das Problem der Zeugung, im Zusammenhang mit der Nahrung ist, entwickelt werden soll. Ich stelle der politischen Soziologie die Sexualsoziologie gegenüber.

Die im ersten Teil gegebene Disposition versprach, für den zweiten Teil, die Untersuchung der Reformströmungen, / und ich hoffe, dieses Versprechen in dem vorhegenden Werk aufs gründlichste erfüllt zu haben. Für den dritten Teil aber versprach die Disposition etwas Ungemeines. Nämlich: »Den Versuch des Systems einer neuen Sexualordnung, der der Zukunft«. Auch dieses Versprechen gedenke ich / zu erfüllen. Diesem Ungemeinen gedenke ich mich zu nähern; ich gedenke es in seiner Vielgliedrigkeit zu fassen und zu etwas Einheitlichem zusammenzuschmieden, daß es eine deutliche Gestalt bekomme. Diese »neue Sexualordnung«, die erst in einer hochkultivierten Zukunft ihre wirkliche Erfüllung finden wird, ist / die Monogamie.

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Diese Sexualordnung der Monogamie besteht zwar im Prinzip schon jetzt, aber nicht in der Wirklichkeit, die vielmehr diesem Prinzip so hilflos wie keinem anderen ihrer sozialen und ethischen Tabulaturen gegenübersteht. Und zwar wird dieses Prinzip deshalb heute noch in der Praxis vielfach mißachtet, / weil man seine Bedeutung für das menschliche Glück nicht erkannte bzw. weil man immer noch nicht deutlich wußte und weiß, welche fast unlöslichen, unheilvollen Komplikationen sich aus seinem Bruch ergeben, / und wie wenig das Glück dort zu finden ist, / wo man es gewöhnlich sucht … Die schrankenlosen Verherrlichungen der »Liebe« in der letzten Epoche haben in Wahrheit nicht der Liebe, / welche kein unerreichbares Idol ist, aber zu ihrer Erfüllung Menschen von gutem, reinen Blut voraussetzt, / wohl aber dem wildesten Erotismus Tür und Tor geöffnet. Monogamie ist allerdings nicht immer / Liebe. Aber Liebe ist immer / Monogamie. Und Monogamie ist für Menschen von reiner Rasse / eine Forderung des Blutes. Eine Forderung, von der sie unter keinen Umständen und niemals ablassen können, / deren Bruch für sie den vollständigen Einsturz ihrer intimsten Lebensbeziehung bedeutet. Die Möglichkeit der Erfüllung dieses Prinzips anzubahnen, indem ich dem Instinkt, der es erschuf, den bisher fehlenden theoretisch-fundamentalen Unterbau gebe und die ihm feindlichen Instinkte zurückweise und zermürbe, das ist / meine besondere Aufgabe. Um ihr gerecht zu werden, gehe ich an die Wurzeln. An die Wurzeln sowohl der Probleme und Begriffe, als auch der Phänomene, der Erscheinungen.

Ich bin weit entfernt davon, zu behaupten, daß Monogamie etwa in dem Sinne zu verstehen sei, daß ein sexuelles Bündnis nicht gelöst und ein neues nicht geknüpft werden soll. Ich behaupte nur, / daß ein sexuelles Bündnis jeweils durchaus monogam erhalten werden muß, / wenn es für die Beteiligten Glück und Befriedigung mit sich bringen soll. Ich spreche also gar nicht einmal im Namen der Moral, sondern durchaus nur / im Namen des Glückes, / nach welchem doch die Menschen alle sehnsüchtig begehren. Natürlich gehört die möglichste Erhaltung der Dauer des Bündnisses mit in den bewußten Aufbau eines Lebens.

Wenn man ein leitendes Prinzip ethischer oder philosophischer Art aufstellt, soll man ja eigentlich keine Nuancen machen. Christus hat keine Nuancen gemacht und Moses und Salomo auch nicht. Sie haben gesagt: »Du sollst nicht ehebrechen« / ohne Nuance. Aber in Anbetracht der lebhaften Opposition, der ich schon bei Entstehung dieses Werkes begegnet bin, besonders bei den Herren der Schöpfung, / mache ich eine Nuance. Und zwar liegt die Nuance darin, daß ich sage: wenn man mit einem Menschen des anderen Geschlechtes, / ob Mann oder Frau, / sein Glück sucht, / so muß man sich seelisch und erotisch auf ihn bzw. sie konzentrieren, sogar in Gedanken, / andernfalls, d. h. bei Zersplitterung dieser Gefühle, geht das Glück unbedingt in die Brüche, / wenn sich auch die Familienbeziehung als solche in manchen Fällen erhalten läßt; und zwar in jenen Fällen, in denen der eine oder der andere Teil gegen die Wirkung des geheimen oder sogar des offenen Treubruchs stumpf ist. Wenn man nicht mit dem Menschen, mit dem man sich einst aufs innigste und engste verband, sein Glück sucht, / oder die Überzeugung hat, es mit ihm nicht finden zu können, / nun, dann liegt das Problem wieder anders und soll auch in diesem Zusammenhang erörtert werden. Nur wird man dann, / wenn man diese unbefriedigende Beziehung dennoch weiter aufrecht erhält und daneben noch andere Beziehungen geschlechtlicher Natur anknüpft, / sein Glück auch anderwärts nicht finden können, / weil das Glück bei mehrseitigen Geschlechtsbeziehungen überhaupt nicht gedeihen kann, vielmehr die schwersten innern und äußern Konflikte, seelische und sexuelle Verstimmungen sich daraus ergeben müssen, Verstimmungen und Konflikte, deren wahre Ursache zumeist nicht deutlich wird, geheim und dunkel bleibt, aber fast immer in diesem Faktum / des geheimen Mißbrauchs des Geschlechtes / und besonders des geheimen Verrates zu suchen ist.

Über den Zusammenhang gerade des geheimen Treubruchs mit der Katastrophe einer Ehe, wie sie in unserer Zeit der von Jahr zu Jahr steigenden Scheidungsziffern typisch ist, habe ich schon in dem Flugblatt »Krieg und Ehe« Oesterheld & Co. Berlin W 15. Wesentliches angedeutet und werde noch mehr davon berichten. Hier liegen tiefe, bisher gänzlich unerforschte Geheimnisse des Sexuallebens, die aber nichtsdestoweniger in der Praxis sich im Leben eines jeden einzelnen Menschen fühlbar machen, / ohne daß man die Ursache kennt.

Um endlich einmal diesem Drachen Unzucht, an den man sich »gewöhnt« hatte, dem man Bürgerrechte gab, beizukommen, darf man ihm nicht mit einer romantischen, verrosteten, alten Lanze, der Gefühlsduselei, / sondern man muß ihm mit Waffen, die dem modernen Menschen etwas bedeuten, sozusagen mit der modernen Artillerie auf den Leib rücken.

Ich will diesem Drachen den Kopf zertreten. Ich will ihm auch das idealistische Visier, das er mitunter trägt, abreißen, / die Tarnkappe, hinter der er sich verbirgt, / lüften. Ich will die von ihm geschaffenen Verheerungen enthüllen. Und das ist meine »Zertrümmerung der alten Tafeln«. Aber diese Tafeln sind die Tafeln / Babylons. Insbesondere soll der Einfluß der sexuellen Anarchie auf den Menschen selbst, der dieser Anarchie ergeben ist, in seinen verborgensten Zusammenhängen und Wirkungen belichtet werden. Die Verheerungen, die dieser Drache Unzucht schafft, / jenseits der schon bekannten Schrecknisse physiologischer Natur (der Geschlechtskrankheiten), / die Verheerungen an der Seele, am Charakter, am Lebensschicksal und am Glück der Menschen, sollen hier, aus dem Geheimen, / ans helle Tageslicht gebracht, Ursachen und Wirkungen sollen deutlich werden, / in diese Gespensterkammer der Gesellschaft, die sie aus ihrem Geschlechtsleben gemacht hat, in dieses von Schwarzalben bevölkerte Nifelheim, in das Reich dieses Drachen / will ich hineinleuchten, vermauerte Fenster sollen dort eingestoßen werden, / daß es taghell werde, / Licht und Luft hineinströmen sollen von allen Seiten / und die Gespenster und Alben / entweichen müssen.

Das im Lauf der Jahrhunderte von diesem Drachen immer mehr verwüstete Glücksideal der Menschheit, / das Ideal eines reinen Liebes- und Geschlechtslebens, / soll hier neu sein Haupt erheben.

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Die Betrachtung des Sexualproblems ist unlöslich verkettet mit jeder Möglichkeit einer Weltanschauung. Ja, man kann behaupten: Wer das Irrsal der geschlechtlichen Frage / dieses Labyrinth von Lust und Wahn und Schuld und Zwang / durchwandert hat und für die geschlechtliche Frage eine Norm findet, eine Norm, die die verständige und vorsichtige Erwägung wachsamer Vertreter der Interessen der Generation ebenso befriedigen muß, wie die instinktiven Wünsche des normal und gesund empfindenden Einzelnen und die Forderung des Gemütes, / der hat eine Weltanschauung und kann, von ihr erfüllt, klare Direktiven geben.

Ich habe gerungen mit diesem Problem, wie Jakob mit seinem Gott: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn. Ich bin nicht davor zurückgeschreckt, die Stimmen, die sich in diesem Chaos bergen, aus ihrer Stummheit zu lösen; und diese Stimmen tönten mir bald streng und hart, / dann wieder voll heißer, heidnischer Rufe / Chaïre und Evoë! / die mir in das Lied hineinklangen.

Aber die Schrecken des Lebens haben mir die Augen geöffnet. Giordano Bruno's unsterbliche Verse kamen mir in den Sinn, in denen er sich selbst mit Aktäon vergleicht, der mit allen seinen Hunden zur Jagd eilt und, weil er Dianen sah, dafür in einen Hirsch verwandelt wird, den seine eigenen Hunde hetzen:

»Der Jäger ist darob zum Wild geworden,
Hat vor den Hunden, die er losgekettet,
In toller Hast das Leben kaum gerettet.

Vom hohen Ziel, vom Fluge ohne Schranken,
Kehrt so ihr jetzt auch um, mich zu ermorden,
O meine unbarmherzigen Gedanken.«

Berlin-Friedenau, im Oktober 1915
G. M.-H.

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