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Joe Burkers, das Einaug.

1. »Tötendes Feuer«.

Ein kleines Feuer brannte am Bighorn-Fluß und an ihm saß einsam ein Mann in Trapperkleidung. Lange, graue Haare fielen auf die breiten Schultern; seine reckenhafte Gestalt atmete Ruhe und Gelassenheit und nur sein feuriges Auge verriet, daß ihm nichts entgehen konnte, was um ihn her vorging.

Soeben hatte er seine Mahlzeit, die aus einigen gebratenen Fischen bestand, beendet und sein Kalumet in Brand gesteckt. Er tat noch etwas Holz in die Flamme, wickelte sich in seine Decke und legte sich nieder.

Es war ein stiller, abgelegener Ort. Der Fluß bildete hier eine seeartige Erweiterung mit mehreren tiefen, schmalen Buchten, an deren einer der Jäger gelandet war und sein Kanoe befestigt hatte. Schon wollte es dunkel werden, aber noch waren die ernsten, tiefen, schwermütigen Stimmen des Urwalds zu vernehmen.

Diese Stimmen wurden alle von dem großen Meister der Schöpfung in Moll gesetzt, wie ja auch die einfachen Gesänge der Naturvölker stets in Moll komponiert sind. Der einsame Mann lauschte der Abendhymne des Waldes, jenem leisen, aber sonoren Säuseln, das von tiefgestimmten Aeolsharfensaiten zu kommen scheint. Es umgibt und umklingt einen von allen Seiten; es kommt aus allen Richtungen, und doch kann man nicht sagen, wo es beginnt und wo seine Noten geschrieben stehen. Dazu erklang im leichten Rhythmus das kosende Plätschern und Glucksen der Wellen. Ein Eichkätzchen kam am Stamm einer Rüster herab, betrachtete den Fremdling mit seinen kleinen, neugierigen Aeuglein, und kehrte dann beruhigt in seinen Kober zurück. Zuweilen sprang in dem Schein, den das Feuer über das Wasser warf, ein Fisch empor und fiel mit lautem Klatschen wieder in sein Element zurück. Die brennenden Zweige prasselten in der Glut; eine Copperhead, zu den Kreuzottern gehörend, raschelte davon; sie hatte vielleicht ihre Sommerwohnung gerade in der Nähe des Feuers gehabt und machte sich jetzt aus dem Staub. Ein aus dem ersten Schlaf geweckter Käfer arbeitete sich mit fast unhörbarem Rascheln durch das abgefallene Laub; eine kleine Moskitenschar tanzte um den aufsteigenden Rauch einen bewegten Reigen und ließ dabei ein feines silbernes Klingen hören, das plötzlich durch das unstäte, heftige Summen eines großen, dicken Nachtfalters unterbrochen wurde, der mit tölpelhafter Rücksichtslosigkeit mitten unter sie hineinschoß, aber auch sofort seine Strafe erlitt: er versengte sich die Flügel und fiel in die Flamme. Gegenüber, auf der anderen Seite der schmalen Bucht, erhob ein Frosch seine Stimme; er mußte ein riesenhafter Kerl sein, denn sein Quaken war ein förmliches Brüllen zu nennen. Er schien sich über die Gegenwart des Trappers höchst beleidigt zu fühlen, denn er ließ nicht jenes kurze, tief befriedigte »Quak!« oder jenes langgezogene, glückselige »Qua–aaak!« hören, mit dem ein normal gestimmter Froschbariton sein breites Maul aus dem Wasser schiebt, sondern es war ein höchst ärgerliches Belfern, ein unwilliges, aller Rücksicht und Hochachtung bares Lärmen, was er vernehmen ließ, die reinste, ausgesprochenste Schimpferei, und – – – doch halt, was war das?

Der Frosch brach plötzlich ab, und es war zu hören, daß er in das Wasser zurückfuhr. Er war gestört worden; aber wodurch? Von wem?

Wer jahrelang und unter tausend Gefahren sich im »wilden Westen« aufgehalten hat, der weiß jeden, auch den kleinsten Laut der Natur zu beurteilen. Ein Zweig knickte drüben, ein dürrer, dünner Zweig, der auf dem Boden gelegen hatte; der Jäger hörte es deutlich, und so leise dieser Ton gewesen war, sagte er ihm doch, daß er von dem Fuß eines Menschen verursacht worden sei. Zerbricht ein Aestchen, ein Zweig in der Höhe, so hat dies wenig zu bedeuten, denn es ist vom Wind oder von einem Tier geschehen; knickt das Holz aber am Boden, so ist die Möglichkeit vorhanden, daß ein Mensch in der Nähe ist. Und ein alter Waldläufer weiß an dem Geräusch sehr genau zu entscheiden, ob der Zweig von dem biegsamen Fuß eines schleichenden Tieres oder dem weniger federnden Schritt eines Menschen zerbrochen wurde. Er weiß sogar durch langjährige Uebung zu bestimmen, ob das Geräusch durch den hartsohligen Stiefel eines Weißen oder den weichen nachgiebigen Mokassin eines Indianers hervorgebracht ist.

Der Mann da drüben jenseits der Bucht war sicherlich ein Indianer und dies konnte für den Trapper keineswegs ein beruhigender Gedanke sein. –

Wer gerecht denkt, darf das Verhalten der Weißen gegenüber den Roten nicht billigen. Auch der Indianer ist Mensch und steht im Besitz seiner Menschenrechte; es ist sündhaft, ihm die Daseinsberechtigung abzusprechen und die Mittel zum Leben nach und nach zu entziehen. Man halte im Vereinigten Staaten-Kongreß noch so schöne Reden; man sende dem sogenannten »Wilden« Agenten und alle möglichen anderen Sorten von »Zivilisatoren« – der Unparteiische aber wird die Rede von der Tat zu unterscheiden wissen.

Der Indianer befand sich ehedem im vollständigen Besitz des Landes; er war Herr des Bodens und seiner Erzeugnisse; er lebte auf ihm nach seiner eigenen Art und Weise und fühlte sich Wohl dabei. Keine einzige indianische Ueberlieferung spricht von einem solchen Blutvergießen, wie es kurz nach der Einwanderung der Weißen begann und bis in die jüngste Vergangenheit fortgesetzt wurde. Die ersten Weißen wurden fast wie Götter aufgenommen und geehrt, aber diese Götter zeigten bald sehr menschliche oder vielmehr unmenschliche Eigenschaften. In Mexiko und Peru wurden Fluren und Felder verwüstet, Städte und Dörfer zerstört und dadurch, daß man die Wasserleitungen in Ruinen legte, das Land in eine große Oede verwandelt; fieberhafte Goldgier, Verrat und maßlose Selbstsucht haben das Leben von Millionen friedlicher Menschen vernichtet und die Geschichte um die Fortentwicklung einer eigenartigen, wohlberechtigten Kulturform gebracht. Und in den Vereinigten Staaten? Der Indianer soll sterben, und er wird also sterben; es ist daher unnütz, zu philosophieren; aber man beurteile ihn nicht nach Berichten aus zehnter und zwölfter Hand, auch nicht nach seinen jeweiligen Feindseligkeiten, zu denen er immer wieder getrieben wird; man suche ihn auf, vertraue sich ihm an und lerne ihn kennen! Er ist enthaltsam, gerecht, wahr, treu und tapfer. Hat man ihn betrogen und getäuscht, so verurteile man ihn nicht, wenn er Gleiches mit Gleichem vergilt. Treibt man ihn, ohne ihm Wort zu halten, aus einer »Reservation« in die andere, so wundere man sich nicht, daß er sich nicht zum heimatlosen »Ewigen Juden« geboren fühlt, sondern das kleine, ihm zugesagte Stückchen desjenigen Landes verteidigt, das einst ihm ganz gehörte. Der Indianer liegt im Sterben, tausendfach verwundet und verletzt; sein Scheiden ist kein friedliches; sein Todeskampf ist vielmehr ein fürchterlicher. Das Feuerwasser, die Pocken und andere ähnliche Geschenke der Weißen haben seine Kräfte noch nicht zur Neige gebracht; er, der einstige Riese, ist noch stark genug, manchen Angreifenden im gewaltigen Todeskampf zu erdrücken. Sein hartes Sterbebett ist das Felsengebirge, in dessen Schluchten und Kanons die letzten Kämpfe stattfinden. Er weiß, daß die Pueblos, Zuni, Queres und alle, die sich ergeben haben, den langsamen, ehrlosen Tod des Verschmachtens, der Entartung gestorben sind oder noch sterben werden; er will sterben wie Held Roland, das Schwert in der Faust. Alle die sogenannten friedlichen Indianer verschwinden, nach und nach, ohne ihren Namen und das Gedächtnis einer männlichen Tat zu hinterlassen; aber die Komantschen und Apatschen im Süden und die Sioux im Norden werden, vertrieben aus ihren Savannen, sich in die Rocky Mountains zurückziehen und Schritt um Schritt im Blut ihrer Feinde waten, bis man den letzten von ihnen niederschlägt. Diese Kämpfe werden jahrhundertelang im Mund fernerer Generationen fortleben, und um jeden Schädel, den der Pflug oder der Spaten des Landmanns aus der Erde stößt, wird die Sage ihr Gewebe spinnen, und die Urenkel der Sieger, gerechter als ihre Ahnen, werden dem erschlagenen Indsman ihre Teilnahme widmen und vielleicht auch – die Folgen dieses Totschlags zu tragen haben.

So muß man urteilen als Mensch und als – Deutscher. Was dieses letztere Wort sagen soll, braucht man nicht erst zu erklären, obgleich es nicht im mindesten eine ethische Ueberschätzung, ein gedankenloses Selbstbewußtsein ausdrücken soll. –

Der grauhaarige Westman wußte, daß Soldaten des flußabwärtsliegenden Forts Cast unlängst mit einer Schar Sioux vom Stamm der Tetongs zusammengestoßen waren. Die Rothäute hatten Büffel gejagt und es gilt als Savannengesetz, daß die Jagd dem gehört, der sie zuerst unternommen hat; dennoch aber hatten die Dragoner, die ebenfalls »Fleisch machen« wollten, sofort Anspruch auf die Beute erhoben. Es war zu einem Kampf gekommen, und die Indianer hatten unter Zurücklassung zahlreicher Gefallener den überlegenen Waffen der Feinde weichen müssen. Mit Gewißheit stand zu erwarten, daß die Sioux diesen Friedensbruch rächen würden, und darum hatte der Jäger jetzt, als er in seiner Nähe das Knicken eines Zweiges vernahm, alle Veranlassung, auf der Hut zu sein.

Er hielt die Augen scheinbar geschlossen, blickte aber unter den gesenkten Lidern scharf hinüber, wo das Geräusch sich hatte hören lassen. Die Bucht war hier höchstens zwanzig Fuß breit, und der jenseitige Rand des Gesträuchs wurde vom Feuer hell erleuchtet. Man muß sehr scharfe, geübte Sinne besitzen, um in einer solchen Lage das Richtige zu treffen; oft aber tut der einfache Instinkt mehr als alle Schärfe der Wahrnehmungsorgane. Da drüben wurden einige Zweige langsam beiseite geschoben; zwei dunkelglühende Augen erschienen, schlossen sich aber sofort wieder. Es war also ein alter, erfahrener Krieger, der sich dort anschlich; er wußte, daß man des Abends das Leuchten zweier Indianeraugen recht gut bemerken kann, und ließ deshalb die Seinigen nur kurz aufblitzen. Fünf- oder sechsmal erschien ihr Glanz, dann erhielten die zur Seite geschobenen Zweige ihre ursprüngliche Lage wieder: der Rote hatte sich überzeugt, daß der Waldläufer allein war.

Dieser hatte nur die Augen, nicht aber das Gesicht gesehen, wußte also nicht, ob es mit den Kriegsfarben bemalt war, ob der Lauscher sich in friedlicher oder feindlicher Absicht hier befand. Jedenfalls war es geraten, das Schlimmere anzunehmen. War er allein? Kam er als Spion hier an den Fluß? Oder weilte eine Indianerschar in der Nähe, die das Feuer bemerkt und ihn abgeschickt hatte, um zu sehen, wer daran lagere? Es war zu vermuten, daß er allein sei. Als Späher schicken die Indsmen nämlich meist junge Leute aus, die sich üben sollen; dieser Mann aber war alt und erfahren. Jetzt schlich er sich jedenfalls um die Bucht herum, um sich dem Jäger unbemerkt zu nähern. Dann mußte einer von zwei Fällen eintreten: kam er im Frieden, so schritt er plötzlich zwischen den Bäumen hervor, um mit stolzem Gruß am Feuer Platz zu nehmen und dem Weißen zu sagen, daß er doch vorsichtiger sein möge; kam er aber als Feind, so galt es das Leben.

Der Westmann wartete eine Weile, dann schlug er sachte seine Decke auseinander und raffte sie, ohne sich zu erheben, oder das geringste Geräusch zu verursachen, so am Boden hin, daß es von weitem den Anschein hatte, als ob er noch darunter liege; dann nahm er seine Büchse und kroch in das Dunkel der Bäume hinein.

Der Rote mußte von links herbeikommen; der Weiße fand unter einigen eng beisammenstehenden wilden Kirschensträuchern ein ausgezeichnetes Versteck. Bei Tageslicht wäre die kleine Bucht recht gut in fünf Minuten zu umgehen gewesen; bei dem jetzt herrschenden Dunkel aber und bei der Vorsicht, die der Indianer beobachten mußte, konnte er vor einer Viertelstunde nicht herüben beim Feuer sein. Diese Zeit verstrich. Der Waldläufer verließ sich allein auf sein gutes Gehör und hielt die Augen geschlossen; jener hätte ja ihren phosphoreszierenden Glanz bemerken können. Ein ganz, ganz leises, fast unmerkbares Wehen verriet sein Kommen: es war kein Geräusch, sondern nur der Luftdruck, den seine Bewegung hervorbrachte. Und da, da trat auch der Geruchssinn in Tätigkeit: dem Weißen näherte sich ein eigentümlicher unangenehmer Geruch; der Rote hatte ein Opossum erlegt, ausgeweidet und gegessen. Dieses Beuteltier gibt eine übelriechende Ausdünstung von sich und wird von den Indianern nur dann gegessen, wenn es nichts anderes gibt. Daß die Rothaut einen solchen Braten nicht verschmäht hatte, war der sicherste Beweis, daß er sich auf dem Kriegspfad befand; er hatte, um Zeit, Mühe und Umwege zu ersparen und das Geräusch verräterischer Schüsse zu vermeiden, das erste beste Opossum aus einem Baumloch hervorgeholt und an diesem Fleisch seinen Hunger gestillt.

Jetzt war er so nahe, daß ihn der Westmann fast mit der Hand erreichen konnte. Er kroch an ihm vorüber, langsam und lautlos, mit dem Leib am Boden wie eine Schlange. Wer dieses Anschleichen noch nicht versucht hat, glaubt gar nicht, welch eiserne Muskeln und stählerne Nerven dazu gehören, sich mit langgestrecktem Körper nur auf den Spitzen der Füße und Finger über die Erde hinzuschieben. Würden dabei die Sohlen der Füße, die Teller der Hände oder gar das Knie benutzt, so würde wiederholtes Geräusch ganz unvermeidlich sein. Als vorher der Zweig knickte, waren jedenfalls die Muskeln des Roten ermüdet gewesen und er hatte infolgedessen den Boden für einen Augenblick mit dem Knie berührt. Die Stelle, wohin man die Hände setzen will, wird vorher mit den Fingerspitzen sorgfältig untersucht, ob da nichts Zerbrechliches usw. vorhanden ist. Genau auf dieselbe Stelle kommen dann im Weiterschleichen die Fußspitzen zu ruhen. Mancher ganz gute Schütze und ganz brave Westmann bleibt während seines Lebens doch ein schlechter Anschleicher. » La-ya-tishi mit den Fingern sehen,« nennen die Navajos sehr bezeichnend diese für den Feind so gefährliche Fertigkeit.

Jetzt war er vorüber, und jetzt galt es zu handeln. Der Weiße ließ die ihm hinderliche Büchse unter den Büschen liegen und kroch ihm nach; er erreichte ihn und schnellte sich auf seinen langgestreckten Körper. Mit der Linken sein Genick umspannend, schlug er ihm mit dem Griff seines Revolvers auf den Hinterkopf – der Rote brach ohnmächtig zusammen. Nun nahm der Sieger seinen Lasso vom Gürtel und schlang es dem Bewußtlosen, dergestalt um die Arme und Beine, daß er sich nicht bewegen konnte; nachdem er seine Büchse geholt hatte, trug er den Gefesselten nach dem Feuer. Hier legte er ihn nieder und fachte die Glut von neuem an, um das Erwachen genau beobachten zu können.

Es dauerte lang, ehe jener die Augen aufschlug; aber trotz der scheinbar gefährlichen Lage, in der er sich befand, verriet kein einziger Zug seines ehernen Gesichts eine Spur von Ueberraschung oder Schreck. Er schloß die Augen wieder und blieb wie leblos liegen, aber leise und heimlich spannte er seine Muskeln, um die Festigkeit der Fesseln zu prüfen. Er trug den bloßen Haarschopf eines gewöhnlichen Indianers und war nur mit Hemd, Hose und Mokassins bekleidet, alles aus Leder gefertigt. In seinem Gürtel steckte ein Messer und ein Tomahawk, der Medizinsack und ein Kugelbeutel. Dieser bewies, daß er sein Gewehr, vielleicht auch sein Pferd in der Nähe versteckt habe, um sich ungehindert anschleichen zu können. Der Waldläufer wußte, daß der Gefangene auf keinen Fall das Gespräch beginnen werde, und fragte daher in jenem Gemisch von Englisch und Indianisch, das längs der Indianergrenze im Gebrauch ist:

»Was wollte der rote Mann bei meinem Feuer?«

»Tscha-tlo!« antwortete er knirschend.

Dieses Wort stammt aus dem Navajo-Dialekt und bedeutet Frosch, Großmaul, Quaker, unnützer Redner, Feigling; es enthielt also eine Beleidigung, die der Fragende aber überhörte. Warum sprach dieser Mann im Navajo? Er sah mehr wie ein Siou aus.

»Du hast recht, dich über diesen Frosch zu ärgern,« war die Entgegnung »er hat dich verraten. Hättest du ihn nicht gestört, so wärst du nicht mein Gefangener. Was denkst du wohl, was ich nun mit dir tue?«

»Ni niskii tsetsetsokhiskhan shi – töte und skalpiere mich!« antwortete er.

»Nein, das tue ich nicht,« sagte der Trapper. »Ich bin nicht dein Feind; ich bin ein Freund aller roten Männer. Ich nahm dich nur gefangen, um mich vor Schaden zu bewahren. Zu welchem Volk gehörst du?«

»Shi tenuai!« Das Wort tenuai heißt »Männer«; so nennen sich die Navajos; er meinte also: »Ich bin ein Navajo«.

»Warum sagst du mir die Unwahrheit? Ich kenne die Sprache der Tenuai; du sprichst sie nicht gut. Deine Aussprache verrät mir, daß du ein Mann der Tetongs bist. Rede deine eigene Sprache oder die Sprache der Weißen! Ich liebe die Wahrheit und werde dir auch die Wahrheit sagen!«

Da richtete der Gefesselte zum erstenmal das Auge voll und forschend auf den anderen und sagte: »Die Bleichgesichter sind über das große Wasser herübergekommen. Dort gibt es lichthaarige, die Engländer, und dunkelhaarige, die Spanier. Zu welchen gehörst du?«

»Zu diesen nicht und zu jenen auch nicht!« lautete die Antwort.

»Das ist gut! Sie sind Lügner mit lichtem Skalp und Lügner mit dunklem Skalp. Aber zu welchem Stamm gehörst du denn?«

»Ich gehöre zu dem großen Volk der Germany, die Freunde der roten Männer sind und noch niemals ihre Wigwams angegriffen haben.«

»Uff!« sagte er überrascht. »Die Germany sind gut. Sie haben nur einen Gott, nur eine Zunge und nur ein Herz.«

»Kennst du sie?«

»Nein,« antwortete er. »Aber ich habe von zwei großen weißen Jägern gehört, die Krieger der Germany sind. Sie töten den Grizzly mit dem Messer; ihre Kugeln gehen nie fehl, und sie reden die Sprache aller Indianer. Sie sind die Freunde der roten Männer.«

»Wie heißen sie?«

»Man nennt sie Old Firehand und Old Shatterhand. Winnetou, der Häuptling der Apatschen, ist ihr Blutsbruder!«

»Würdest du das Kalumet mit ihnen rauchen?«

»Sie sind große Häuptlinge; ich müßte warten, bis sie selbst mir die Pfeife des Friedens anböten.«

»Sage mir deinen Namen!«

»Man nennt mich Pokai-Po, das tötende Feuer.«

»Uff! So bist du der zweite Häuptling der Sioux vom Stamm der Tetongs!«

»Ich bin es,« antwortete er mit stolzer Einfachheit.

»Ich habe von dir gehört! Ein Häuptling der Sioux soll nicht gefesselt vor mir liegen. Du bist frei!«

Er nahm ihm den Lasso von den Gliedern. Der Befreite richtete sich empor, blickte ihn ganz erstaunt an und sagte:

»Warum gibst du mich frei? Warum tötest du nicht den größten Feind der Bleichgesichter?«

»Weil du ein tapferer und gerechter Krieger bist. Du bist der Feind der Bleichgesichter nur deshalb geworden, weil sie selbst ihre Freundschaft mit euch gebrochen haben. Aber es gibt sehr große und mächtige Völker der Bleichgesichter, und darunter sind viele, die Freunde der roten Männer sind. Du darfst nicht alle weißen Männer hassen, weil einige falsch und untreu waren. Du wolltest mich überfallen, ich aber nahm dich gefangen; dein Skalp gehörte mir, ich aber gab dich frei. Laß uns die Pfeife des Friedens rauchen und dann als Brüder voneinander scheiden!«

Der Westmann griff zur Pfeife und stopfte sie. Der Indianer war sicher froh, mit heiler Haut zu entkommen, aber dennoch fragte er sich im stillen, ob es sich mit seiner Häuptlingsehre vertrage, von einem unbekannten Weißen die Pfeife angeboten zu erhalten. Darum forschte er:

»Bist du denn ein Häuptling der Weißen, und wie lautet dein Name?«

»Das tötende Feuer braucht sich nicht zu schämen, das Kalumet mit mir zu rauchen. Ich bin Old Firehand.«

Die Indianer sind gewohnt, selbst die überraschendste Nachricht mit der größten äußerlichen Ruhe aufzunehmen; aber kaum war der Name genannt, so sprang der Häuptling in die Höhe und rief:

»Old Firehand! Redest du die Wahrheit?«

»Kann das tötende Feuer von einem andern überlistet, und besiegt werden? Der Häuptling der Sioux mag Platz nehmen neben mir; oder soll Feindschaft zwischen uns beiden sein?«

»Wir wollen Brüder sein,« sagte er in feierlichem Ton. »Deine Feinde sind meine Feinde, und meine Brüder sind deine Brüder. Du wirst willkommen sein in allen Zelten der Sioux, und unser Leben ist wie ein einziges; einer soll für den andern sterben!«

Von diesem Augenblick an konnte der Trapper sicher sein, einen neuen Freund gewonnen zu haben, der jederzeit bereit war, sein Leben für ihn hinzugeben. Er rauchte die Pfeife an, blies den Rauch nach den vorgeschriebenen Richtungen und reichte sie dem Häuptling dann hin. Dieser wiederholte die Zeremonie und rauchte den Inhalt des Kopfes schweigend zu Ende. Der Ton zu dem Kopfe der Pfeife stammte aus den heiligen Steinbrüchen des Nordens, und jede ausgestoßene Rauchwolke galt als ein unverbrüchlicher Schwur zum großen Geist, die geschlossene Freundschaft bis zum Tode treu zu halten. Die Freundschaft der »Bleichgesichter« wird oft auch bei Tabaksqualm und Spiritusduft geschlossen, aber was ist sie wert? Sie hört auf, sobald der Qualm sich verzogen und der Spiritus sich verflogen hat!

Jetzt gab es keine Geheimnisse mehr zwischen beiden und Old Firehand erfuhr nun, was Pokai-Po an den Bighorn geführt hatte. »Die Krieger der Tetongs kamen an die Pässe des Gebirgs, um den Büffel zu jagen, der dort vorüberzieht,« berichtete der Häuptling. »Sie hatten eine gute Jagd, denn der Büffel nahte mit seinen Frauen und Kindern in einer großen Herde, wie man sie seit vielen Sommern nicht gesehen hatte. Die Söhne der Tetongs sind stark und tapfer, darum lagen die Büffel und die Kühe zu großen Scharen tot am Boden. Da aber kamen die Bleichgesichter, die bunte Kleider tragen Soldaten., und verlangten, daß man die Büffel ihnen überlasse. Sie hatten mehr Feuergewehre als die roten Männer. Diese wehrten sich, mußten aber weichen und ließen dreimal fünf und noch drei Tote zurück. Waren die Bleichgesichter in ihrem Recht?«

»Nein,« mußte der Westmann antworten.

»Das denken die roten Männer auch. Darum haben sie den Medizinmann gefragt und einen großen Rat gehalten. Der große Geist hat ihnen einen Sieg verheißen, wenn sie die verräterischen Bleichgesichter angreifen. Nun sind sie ausgezogen, um den Feind zu bestrafen. Sie liegen im Wald und Pokai-Po ist aufgebrochen, nach Fort Cast zu gehen, um zu sehen, wie viele Feinde sich dort befinden und was man tun muß, um die festen Wohnungen der Bleichgesichter zu erobern.«

Dieser Siou sah Old Firehand heut zum erstenmal, und dennoch vertraute er ihm alles an. War es da zu verwundern, daß dieser ihn seiner Freundschaft für würdiger hielt als diejenigen, welche die Rache so – gelind gesagt – unbesonnen herausgefordert hatten? Aber durfte der Weiße dem Anschlag ruhig zusehen?

»Wird mein Bruder Old Firehand mit mir zu den Kriegern der Tetongs kommen, um das Fort zu überfallen?« fragte ›Tötendes Feuer‹ nach einer Weile.

»Nein,« lautete die aufrichtige Antwort.

»Warum nicht? Du hast mit mir ja das Kalumet geraucht!«

»Ich bin dein Freund, aber auch alle Bleichgesichter sind meine Brüder.«

Es wurde dem Jäger nicht leicht, diese Worte auszusprechen, und er bekam denn auch sofort die Folgerung zu hören:

»Du sagtest selbst, daß sie unrecht gehandelt haben, und dennoch willst du der Bruder der Verräter und Lügner sein! Ich freute mich, als ich vernahm, daß du Old Firehand seist, aber ich sehe doch, daß es schwer ist, der Freund eines Bleichgesichts zu werden!«

Was sollte der Weiße antworten? Wie konnte er diesem einfachen Wilden beweisen, daß es jetzt seine Pflicht sei, das Vorhaben an die Bedrohten zu verraten. »Ihr wollt die Bleichgesichter töten, weil Manitou es euch befohlen hat?« fragte er.

»Ja.«

»Nun wohl! Auch ich muß meinem Manitou gehorchen, und er sagt, daß er allein der Rächer sei.«

»Warum hat denn dieser Manitou nicht bereits längst seine roten Kinder gerächt? Oder ist dein Manitou ein anderer als der meinige? Das ›Tötende Feuer‹ ist in den Städten der Bleichgesichter gewesen und hat die Reden ihrer Priester vernommen. Kennt Old Firehand diese Reden? Wer Menschenblut vergießt, der soll auch sterben, sagt euer Buch. Deshalb sollen auch die Bleichgesichter im Fort sterben! Einer soll den anderen lieben, sagt euer Buch. Warum wurden dreimal fünf und noch drei Krieger der Tetongs getötet, die doch nichts Böses getan hatten? Ihr sollt gehorchen euren Häuptlingen, sagt euer Buch. Wenn ein roter Mann zu euch kommt und einen tötet, so wird auch er getötet, denn eure Häuptlinge sagen, daß sie das Recht dazu haben. Wenn aber ihr zu uns kommt und tötet zehnmal zehn Männer von uns, so dürfen wir euch nicht töten, denn unsere Häuptlinge haben kein Recht dazu, sagen die eurigen. Sind denn die roten Männer räudige Hunde und Koyoten? Es mag Bleichgesichter geben, die uns nicht für Koyoten halten, und du gehörst zu ihnen. Ich weiß, daß du mir recht gibst, daß dir aber dein Glaube gebietet, die bösen Bleichgesichter des Forts zu warnen. Gehe hin und tue es!«

Er erhob sich und schaute halb trotzig und halb traurig in das Feuer. Auch der andere stand auf und fragte:

»Wo stehen die Krieger der Tetongs?«

»Am Flusse aufwärts.«

»Wie groß ist ihre Zahl?«

»Zehnmal zehn, dreimal genommen, und noch fünfmal zehn dazu.«

Ein Weißer hätte im gleichen Fall diese beiden Fragen nicht mit solcher Offenheit beantwortet. Old Firehand versetzte:

»Ich werde die Bleichgesichter nicht warnen, sondern du selbst sollst es tun.«

»Das ›Tötende Feuer‹ soll seine Feinde warnen?« fragte er ganz erstaunt.

»Ja. Du setzest dich in mein Kanoe und fährst mit mir nach dem Fort. Dort verlangst du Genugtuung für deine erschlagenen Krieger. Erhältst du sie nicht, so habe ich meine Schuldigkeit getan, und du kannst den Ort überfallen, ohne daß ich ein Wort sage.«

Der Rote blickte sinnend vor sich nieder und sagte: »Sie werden das ›Tötende Feuer‹ ergreifen und festhalten.«

»Du bist mein Bruder; ich verspreche dir, daß du gehen kannst, sobald du willst.«

»Sie sind treulos; sie werden es dir versprechen, aber nicht Wort halten. Kannst du dann das ›Tötende Feuer‹ in Schutz nehmen?«

»Glaubst du, daß Old Firehand sich vor diesen Bleichgesichtern fürchtet? Wenn sie mir nicht Wort halten, so werde ich mit der Büchse und dem Tomahawk mit ihnen reden.«

»Ich glaube dir und werde kommen, ganz allein, aber nicht in deinem Kanoe, sondern auf dem Roß, wie es einem Häuptling der Sioux geziemt. Enokh e-i anash – lebe wohl!«

Im nächsten Augenblick war er im Dunkel des Waldes verschwunden. Dies lag ganz und gar in der indianischen Art und Weise, obwohl ein Europäer der Ansicht gewesen wäre, daß es noch gar vieles zu besprechen gab. Der Wilde redet weniger und handelt desto mehr.

An Schlaf durfte Old Firehand jetzt freilich nicht denken, denn es galt, zur rechten Zeit im Fort zu sein. Es war anzunehmen, daß der Häuptling sehr bald aufbrechen werde.

Der Jäger verlöschte das Feuer, band das Kanoe los und begann die Fahrt flußabwärts. Das ging sehr schnell, und der Morgen war noch nicht zwei Stunden alt, so tauchte das Fort am Zusammenfluß des Bighornflusses mit dem Yellowstrom aus.

Als der Westmann das Kanoe angebunden hatte, und die Höhe langsam emporstieg, bemerkte er eine Art von Lager, das vor dem Pfahlwerk des Forts errichtet war. Es bestand aus einfachen Zweighütten und schien eine Schar von Trappern als Bewohner zu haben, denn es lag eine Menge von Präriewaffen und anderen zur Pelztierjagd erforderlichen Gegenständen umher.

Acht bis zehn von ihnen standen beisammen und übten sich im Schießen. Sie hatten ein kleines Brett an den Stamm eines Nußbaumes genagelt und mit Kreide ein Zentrum gemalt, wohin sie zielten. Old Firehand wollte vorübergehen, nachdem er ihnen einen »Guten Morgen« geboten hatte. Da stellte sich ihm der eine in den Weg. Er duftete trotz der frühen Morgenstunde bereits gewaltig nach Brandy und brüllte ihn mit einer Stimme an, als ob er eine englische Meile von ihm entfernt stehe:

»Holla, Master, hier geht man nicht vorbei! Wir haben einen Schießstand errichtet, wo gewettet wird. Der schlechteste Schuß gibt einen drink, jedem ein volles Glas, und ein jeder, der sich außerhalb des Forts befindet, muß mitmachen.«

Es war ein außerordentlich widerlicher Kerl, den schon die Natur nicht gerade mit Schönheit ausgestattet hatte. Zu allem Ueberfluß aber mußte er sich einmal in einem schlimmen Kampf befunden haben, denn er hatte einen Hieb erhalten, der ihm die rechte Seite des Gesichts vollständig abgeschabt hatte; auch fehlte ihm das rechte Auge. Er war schauderhaft anzusehen mit seiner bebarteten linken und der rohfleischfarbenen rechten Gesichtshälfte.

»Man muß mitmachen? Wer hat das bestimmt, Sir?« fragte der Ankömmling.

»Ich, Master,« antwortete er. »Ihr müßt nämlich wissen, daß ich der Anführer dieser ehrenwerten Gentlemen bin. Sind nach Fort Cast gekommen, um neue Munition zu kaufen und werden dann wieder ein wenig Biber fangen.«

»So wünsche ich euch viel Glück im Geschäft, Sir. Good bye!«

Er wollte gehen, jener aber hielt ihn am Arm fest, » Zounds! Wollt Ihr wohl stehen bleiben und einen drink mit uns schießen! Ich habe Euch gesagt, daß ein jeder muß!« meinte er.

» Pshaw! Und ich sage Euch, daß ich nicht will!« Er sah ihm scharf und drohend ins Auge, schüttelte den Arm ab und ging.

»Ah, ein Gentleman, der zwar ein Schießzeug trägt, aber nicht schießen kann!« lachte der andere höhnisch, und die anderen stimmten in sein Gelächter ein. »Seht ihn an! Der ungeschlachte Kerl hat gewichste Stiefel wie ein Dancingmaster und eine Haltung wie ein Noblingkutscher. Werden ihn schon noch zwingen, uns zu zeigen, was er mit seiner Sonntagsbüchse zu leisten vermag!«

Old Firehand beachtete dieses Geschwätz nicht und trat durch das geöffnete Tor in das Fort, wo er sich sofort beim Major melden ließ. Dieser hatte sich soeben von seiner Nachtruhe erhoben und empfing ihn mürrisch.

»Wie kommt es, Sir, daß Ihr mich in aller Frühe schon stört? Was wollt Ihr?«

»Euch warnen!«

»Was soll das heißen?«

»Fort Cast soll überfallen werden!«

»Ah!« rief er erbleichend. »Von wem?«

»Von dem Häuptling der Tetongs. Er steht mit dreihundertfünfzig Indianern hier in der Nähe. Zufälligerweise ist er mein Freund und hat mir versprochen, aus Rücksicht auf unsere Freundschaft vorläufig von jeder Feindseligkeit abzustehen. Er wird heute das Fort besuchen, um Genugtuung zu verlangen. Wird ihm diese verweigert, so stehe ich für nichts.«

»Oh, Sie haben übrigens ja auch sonst für gar nichts zu stehen,« antwortete der Major. Er hatte sich von der ersten Ueberraschung erholt und fügte hinzu: »Ihr Ton kommt mir recht eigentümlich vor!«

»Ich gehe auf denselben Ton ein, den Sie selbst anschlugen. Ich traf den Häuptling im Wald und habe mich beeilt, Sie zu benachrichtigen.«

»Sie trafen ihn im Wald, Sir? Wie kommen Sie dazu, der Freund eines Häuptlings der Tetongs zu sein? Habe gehört, daß Sie gestern Ihr Pferd hier einstellten und sich ein Kanoe mieteten. Kommt mir wirklich verdächtig vor. Wer sind Sie überhaupt?«

»Mein Name ist Winter, Sir, und ich bin ein Trapper. Hatte Lust, eine kleine Bootsfahrt zu machen.«

»Sehr seltsam! Haben Sie sonst noch Wünsche?«

»Es ist den Indianern unrecht geschehen; ich habe für das Fort getan, was ich tun konnte. Genauere Auskunft kann ich nicht geben, denn einen Verrat an meinem Freund werde ich nicht begehen.«

»Ah, Sie wollen nicht sagen, wo die Rothäute stehen?«

»Nein.«

»Ich werde Sie zwingen.«

Pshaw! Es ist mir nicht angst! Ich kenne die Verhältnisse hierorts so genau, daß ich sogar dem Häuptling freies Geleit versprochen habe.«

Das war dem Offizier denn doch zu viel. »Sind Sie bei Sinnen, Sir!« rief er. »Ich werde den Häuptling ganz im Gegenteil festhalten; er wird als Geisel hierbleiben!«

»So werde ich ihm entgegenreiten, um ihm zu sagen, daß er nicht kommen soll!«

»Ich werde Sie daran zu verhindern wissen!« drohte er.

»Versuchen Sie das, Herr Major! Zunächst werde ich jeden niederschießen, der es wagt, seine Hand an mich zu legen, und sodann werde ich einen wahrheitstreuen Bericht der Tetong-Angelegenheit nach Washington senden. Man wird dort einsehen, daß man sich nicht stets zu wundern braucht, wenn die Indsmen zu den Waffen greifen.«

Der Offizier starrte den Sprecher erschrocken an, und als dieser Miene machte, zu gehen, rief er: »Halt, Sir! Ich kann in dieser Sache erst dann etwas unternehmen, wenn ich mich mit dem Offizierskorps beraten habe.«

»Gut, tun Sie das, und geben Sie mir dann Nachricht, ob der Häuptling freies Geleit haben soll oder nicht!«

Old Firehand verließ ihn und ging nach dem Store, wo er sich einen kleinen Raum gemietet hatte. Im Stall stand dort sein Mustang; er hatte lange ausgeruht und wieherte freudig auf, als der Jäger ihn in den Hof zog, um ihn zu satteln. Dies tat er, weil er auf alles gefaßt sein wollte. Er füllte die Satteltaschen mit seinen Habseligkeiten und begab sich in seine Kammer zurück, um das Kommende abzuwarten.

Nach einiger Zeit sandte man ihm einen Unteroffizier mit der Botschaft, daß man beschlossen habe, dem Häuptling freies Geleit zu bewilligen.

Die Stube, wo er sich befand, lag dicht neben dem Wirtschaftsraum; es herrschte heute dort ein ganz ungewöhnlicher Lärm, und er nahm wahr, daß die fremden Trapper ihn verursachten. Einmal waren zwei von ihnen in den Hof hinausgetreten und unterhielten sich mit gedämpften Stimmen. Sie standen etwas abseits von der einfachen Bretterwand, und so hörte er nur einige abgebrochene Sätze von ihrer Unterredung.

»Prachtvoller Mustang ... mehr wert, als alle unsere Klepper.«.

»Wem mag er gehören?« fragte der andere.

»Jedenfalls einem der Offiziere.«

»Da dürfen wir uns nicht daran wagen ... armseliges Leben nun ... lange keinen Fang gemacht ... verspielt ... Helming ... wird es wohl glücken.«

»Ist es wirklich der Bruder von ...?«

»Sicher! ... Burkers kennt ihn ganz genau ... seit Jahren am Shayansee ... gut erkundigt.«

»Wird ein feines Geschäft ... nur keiner überleben, sonst ... an den Tag kommt.«

Jetzt erhob sich in der Schenk- und Ladenstube abermals ein greulicher Lärm, so daß kein weiteres Wort zu verstehen war, und dann verließen die beiden den Hof. Von wem und was hatten sie sich unterhalten? Je mehr der Westmann über das Gehörte nachdachte, desto verdächtiger kam es ihm vor. Es sollte etwas nicht an den Tag kommen, und darum sollte keiner leben bleiben. Trieben diese als Fallensteller maskierten Leute etwa gar das Handwerk von Bushheaders, die besonders gern einsame Farmen oder Reisende überfallen, welche mit Goldsand aus Kalifornien über die Berge herüberkommen? Während er über das Belauschte nachsann, hörte er draußen auf dem Platz ein lautes Rufen:

»Ein Roter, ein Roter, ein Häuptling, kommt!«

Dieser Ruf wurde auch im Store vernommen, und alle dort Anwesenden eilten hinaus, um den Indianer zu sehen. Old Firehand tat dasselbe und sah wirklich das »Tötende Feuer« bereits die Anhöhe heraufspringen. Er war ganz allein; draußen aber, wohl eine englische Meile, entfernt, hielten drei Reiter mitten auf einer lichten Stelle, von wo aus man das Fort im Auge haben konnte.

Der Häuptling sah heut ganz anders aus. Sein prächtig aufgezäumter Rappe trug eine langwallende Mähne und' schleifte den Schweif fast an der Erde hin. Der Reiter hatte sein Haar zu einem helmartigen Schopf gewunden, worin drei Adlerfedern, die Zeichen der Häuptlingswürde, steckten. Die Nähte seiner Leggins und seines Jagdhemds waren ganz mit dem Haar erlegter Feinde befranst; an seinem Gürtel hingen nicht weniger als dreizehn in Zöpfe geflochtene Skalpe schuppenartig nebeneinander, und sein Mantel bestand ganz aus dem köstlichen Fell der gelben Ratte, die jetzt fast ausgestorben ist. Bewaffnet war er mit Messer, Tomahawk, doppelläufiger Büchse nebst Bogen und Köcher.

Als er durch das Tor eintrat, eilte ihm alles entgegen. Er trug zwar nicht die Kriegsfarben im Gesicht, aber das Kommen eines Tetong war jetzt unter allen Umständen bedeutungsvoll.

Old Firehand trat an sein Pferd heran und streckte ihm die Hand entgegen.

»Hos takh-shon enokh – guten Morgen!« grüßte der Häuptling. Ich komme allein. Erhält das ›Tötende Feuer‹ freies Geleit?«

»Ja,« antwortete der Weiße. »Man hat es mir versprochen.«

»Mein Bruder glaube nicht alles, was man sagt! Der Häuptling der Tetongs wird seine Waffen nicht ablegen.«

Da trat ein Unteroffizier herbei und sagte dem Tetong, daß er im Beratungssaal erwartet werde, vorher aber die Waffen abzulegen habe. Der Häuptling würdigte ihn keines Blicks, sondern wendete sich an seinen weißen Freund:

»Wo ist dieser Ort?«

»Ich werde dich führen,« antwortete der Gefragte.

»Halt!« gebot der Unteroffizier. »Der Zutritt ist außer dem Häuptling einem jeden anderen verboten.«

Old Firehand sagte kein Wort, sondern nahm den Rappen Pokai-pos beim Zügel und führte ihn nach dem Beratungssaal. Dieser war nichts anderes als die Turnhalle der Mannschaft, in die man jetzt einige Stühle gesetzt hatte. Der Häuptling sprang vom Pferd und trat ein; der Unteroffizier aber meinte: »Ich habe Befehl, das Pferd des Roten fortzubringen!«

»Es gehört mir!« antwortete der Jäger und führte das Tier nach dem Store, wo er es neben seinem eigenen an einen Haken band. Dort wartete er ruhig.

Eine Wache von vier Mann stand am Eingang zur Halle Wacht, und an der anderen Seite des Platzes hielten noch sechs Mann sich bereit, auf einen Wink zu Hilfe zu eilen. Man plante scheinbar einen Verrat.

Es verging wohl eine halbe Stunde, da erscholl im Saal ein Pfiff; die vier Mann Wache traten sofort ein, und die sechs anderen setzten sich auch von fern her in Bewegung. Alle Neugierigen, die sich bisher in einer ehrerbietigen Entfernung gehalten hatten, drängten sich herbei. Schnell stieg Old Firehand auf seinen Mustang, ergriff den Rappen des Tetong beim Zügel und ritt auf die Halle zu. Er war eher dort als die sechs Dragoner.

» Get you gone – packt euch! Fort!« rief er und drängte die Pferde zwischen die Menge hinein.

Sobald er die Tür erreichte, sprang er ab, trat ein und zog auch die Tiere nach, die nun mit dem hinteren Teil ihrer Leiber den Eingang so ausfüllten, daß kein Mensch durch konnte. Ein Blick in das Innere der Halle zeigte den Stand der Angelegenheit. Der Pfiff hatte die vier Dragoner gerufen, um den Häuptling zu entwaffnen und gefangen zu nehmen; die sechs anderen sollten nachkommen, konnten aber nun nicht eintreten.

Der Tetong stand mit erhobenem Tomahawk in der Ecke, bereit, denjenigen zu töten, der die Hand an ihn legte; doch aller Augen waren jetzt auf den Westmann gerichtet.

»Was ist das! Was wollen Sie, Sir?« rief ihm der Major entgegen.

»Sie an Ihr Wort erinnern,« antwortete der Westmann. »Sie versprachen mir freies Geleit für den Häuptling der Tetongs.«

»Das hat er erhalten; er hat frei hereingedurft.«

»Ah! Aber er darf nicht frei hinaus?«

»Nein, denn so viel habe ich nicht versprochen.«

»Gut, Sir! Pokai-Po, bite ta-taa – ›Tötendes Feuer‹, komme her zu mir!«

Der Gerufene wollte sich in Bewegung setzen, da aber zog der Major den Revolver und richtete ihn auf den Jäger.

»Hinaus, sonst schieße ich!« gebot er.

» Pshaw« antwortete dieser, indem er gerade auf ihn zuschritt. »›Tötendes Feuer‹, sage diesen Männern, wer ich bin!«

»Old Firehand!« erwiderte der Indianer.

»Old Firehand!« wiederholten die Offiziere verblüfft. Der bloße Name tut oft mehr, als sein Träger jemals zuwege bringen kann.

»Ja, Old Firehand bin ich, Mesch'schurs,« sagte der Westmann. »Wollen Sie es glauben oder soll ich es Ihnen beweisen? Ich habe meinem roten Freund freies Geleit versprochen, und ich werde es ihm geben. Vorher erlauben Sie mir, an Ihrer Beratung mit teilzunehmen. ›Tötendes Feuer‹ spricht nicht gut englisch, und Sie verstehen die Dialekte der Sioux nicht genug; ein Dolmetscher ist notwendig. Beginnen wir also! Ob mit den Waffen oder mit der friedlichen Unterhandlung, das steht in Ihrem Belieben!«

Mancher wird in diesem Verhalten ein großes Wagnis erblicken, aber es war keins. Old Firehand kannte seine Leute. Ein deutscher Major, ja selbst ein Wachtmeister hätte ihn ganz einfach ad acta heften lassen, die guten Yankees aber hatten vor einem Trappernamen eine solche Scheu, daß die Unterhandlung begonnen wurde. Dank der Bemühungen Old Firehands verzichtete der Häuptling auf die Sühne, die er vor Ankunft des Trappers verlangt hatte; er hatte das Leben von achtzehn Weißen beansprucht; je einen Weißen für jeden gefallenen Tetong; der Westmann aber brachte es dahin, daß er achtzehn Karabiner verlangte, und sie wurden ihm – ganz gegen das Gesetz – bewilligt.

Nun gab Old Firehand den Eingang wieder frei. Es hatte kein Mensch eintreten können, weil die beiden Pferde ihre Stellung mit den Hinterhufen verteidigten. Als sie die Halle verließen, ertönte aus der vorderen Reihe der Neugierigen eine Stimme:

»Warum schlägt man diese Rothaut nicht tot? Was will sie hier unter Gentlemen? Teert und federt sie!«

Der Sprecher war kein anderer als der einäugige Fallensteller, der den Waldläufer zum Schießen hatte zwingen wollen.

»Ja, teeren, federn!« brüllten seine Gesellen.

Sofort streckten sich zehn bis zwanzig Arme nach dem Indianer aus. Wie auf Verabredung drängte sich ein breiter Keil von Menschen im Nu zwischen beide, so daß Old Firehand von ihm getrennt wurde. Dieser sah das Schlachtbeil seines roten Freundes blitzen, ein vielstimmiger Schrei der Wut erscholl.

»Major, ich mache Sie verantwortlich!« rief er dem Offizier zu, der erschrocken in seiner Nähe stand.

Er ließ den Rappen, den er noch gefaßt hielt, los und sprang auf seinen Mustang. Es fielen bereits Revolverschüsse. Er nahm das Pferd hoch und gab ihm beide Sporen; es schnellte mit einem weiten Satz mitten in den Menschenknäuel hinein, und nun gebrauchte er den Kolben seiner Büchse ebenso kräftig wie die Hufe seines braven Tieres.

Der Indianer hatte sich verteidigt, war aber von der Menge in seinen Bewegungen gehemmt, gedrückt und niedergerissen worden. Er wehrte sich noch am Boden mit aller Kaltblütigkeit eines Indsman. Old Firehands Hiebe machten ihm Luft. Er schnellte empor, mit der Büchse, die ihm entfallen war, wieder in der Hand; ihr Kolben krachte auf die Köpfe der Angreifer nieder. Alles schrie und brüllte durcheinander; Messerklingen blitzten, Revolverschüsse knatterten. Gar mancher wurde dadurch verletzt, aber die beiden Freunde blieben unversehrt und Old Firehand rief dem Häuptling zu:

»To-ok kava – spring aufs Pferd!«

Dieser verstand ihn trotz des Geheuls rund umher und flog zu seinem Rappen, der, scheu geworden, mit allen Vieren um sich schlug. Mit einem Satz schwang er sich auf.

»Usta nai – komm, mir nach!« Mit diesen Worten trieb der Westmann sein Pferd zum Sprung an; der Rote tat dasselbe durch den einfachen Schenkeldruck, da er die herabhängenden Zügel noch nicht hatte fassen können. Er stieß den gellenden Triumphschrei der Sioux aus und dann schossen beide davon, über den Platz hinweg und auf das Tor zu. Es war verschlossen, aber seitwärts waren die Planken niedriger.

»Ho-Ho-hi!« rief der Häuptling und flog hinüber; der Weiße ihm nach.

Ein vielstimmiger Schrei des Erstaunens erscholl, bann rasten die Pferde die Anhöhe hinab und in die Ebene hinein. Bald konnten sie die Tiere langsamer gehen lassen, denn niemand folgte ihnen. – – –

 

2. Old Zach.

Und wieder saß Old Firehand eines Abends beim Lagerfeuer; diesmal war er aber nicht allein, denn sein Pferd weidete ganz in der Nähe. Es ist immer eine Beruhigung, ein gutes Tier bei sich zu haben, da es oft schärfere Sinne hat als selbst der geübteste Jäger. Ein Mustang wittert die Annäherung eines jeden feindseligen Wesens und tut dies dem Besitzer durch ängstliches Schnauben kund.

Der Westmann hatte die Gegend von Fort Cast verlassen und befand sich jetzt am östlichen Arm des Bighorn, um von da über die Drak-Hills hinüber zu gehen nach den Wassern des Tonque, an denen er Winnetou, den Häuptling der Apatschen, zu treffen hoffte.

Als er mit dem ›Tötenden Feuer‹ das Fort verlassen hatte, waren sie auf die drei Vorposten gestoßen, ohne weiter belästigt worden zu sein. Von da ritten sie den Bighornfluß aufwärts und trafen bald auf die Schar der Tetongs, die ihres Anführers mit Ungeduld harrte.

Es wurde sofort eine Beratung gehalten, deren Ergebnis dahin lautete, zunächst einmal abzuwarten, ob der Major sein Versprechen einlösen würde. Dieser schien sich die Sache doch ruhig und reiflich überlegt zu haben, denn wirklich trafen die als Sühnegeld versprochenen Gewehre tags darauf ein, zugleich mit einer Art Entschuldigung; der Offizier ließ dem Häuptling sagen, er bedauere den neuerlichen Vorfall und hätte die rauflustigen Trapper sogleich aus dem Fort jagen lassen.

Damit war der Friede mit der Besatzung wieder hergestellt, aber die Wut über die dem »Tötenden Feuer« von den Bushheaders zugefügte Schmach blieb zurück. Die Indsmen schwuren, sich an den Landstreichern rächen zu wollen und brachen sofort auf, die Spur des »Mannes mit dem halben Gesicht« und seiner Gefährten zu suchen. Old Firehand hatte keinen Grund, diesem Vorgehen entgegenzutreten, und trennte sich in herzlicher Freundschaft von Pokai-po.

Er ritt noch weiter flußaufwärts und folgte dann dem rechten Oberlauf. Nach einem zweitägigen Ritt war er nun an seinem heutigen Lagerplatz angelangt und wollte anderntags nach Osten biegen, um über die Darkhills zu gehen.

Seine Abendmahlzeit war beendet und er ließ nun, da es nicht kühl war und er hier von Mücken nicht belästigt wurde, sein Feuer ausgehen. Soeben war er im Begriff einzuschlafen, als sein Pferd auf jene Weise schnaubte, welche die Anwesenheit von etwas Verdächtigem melden soll. Er lauschte, konnte aber nichts bemerken, trotzdem sich das Schnauben wiederholte.

Nun erhob er sich, und trat zu dem Tier. Es rieb den schöngebauten Kopf an seiner Schulter, öffnete die Nüstern und sog die Luft ein, die leise von Süd herunterstrich. Old Firehand folgte dieser stillen Aufforderung, – wirklich, die Luft roch brenzlich, sie führte Rauch mit sich. Stammte dieser Geruch noch von seinem bereits verlöschten Feuer, oder gab es da südwärts eine zweite Lagerstätte?

Er mußte sich überzeugen und schlich in der angegebenen Richtung vorwärts. Seines Pferdes, das er zurückließ, war er natürlich sicher. Es war angehobbelt und hätte, auch ohne gefesselt zu sein, den Platz nicht eher verlassen, als bis sein Herr zu ihm zurückkehrte.

Je weiter er vorwärts kam, desto leichter bemerkbar, desto stärker wurde der Geruch; der Rauch wurde dichter, und endlich sah er den hellen Schein des Feuers zwischen den Bäumen leuchten. Er verdoppelte die Vorsicht und erblickte nun, hinter einer mächtigen Eiche stehend, zwei Männer, die am Feuer lagen. Sie waren Weiße und trugen die dauerhafte Kleidung des wilden Westens. Beide hatten ihre Waffen bei der Hand liegen, sahen aber gutmütig und keineswegs verdächtig aus. Old Firehand schob sich unhörbar noch weiter vor, stand dann auf und war nach drei raschen Schritten neben ihnen.

» Good evening, Mesch'schurs!« grüßte er. »Habt ihr nicht noch einen Platz bei euch am Feuer?«

Sie hatten bei seinem Erscheinen sofort ihre Büchsen ergriffen, waren aufgesprungen und standen jetzt schußbereit im Anschlag. Beide waren mittelgroße, kräftige Männer. Der eine hatte ein glattrasiertes, scharfgeschnittenes Gesicht mit einer ziemlich langen spitzen Nase, während der andere einen breiten struppigen Vollbart trug, aus dem ein mächtiger Riechkolben hervorlugte.

»Stop, Sir!« sagte der Spitznasige. »In welcher Absicht lauft Ihr hier in diesem alten Walde spazieren?«

»Spazieren?« bekräftigte der Besitzer des Riechkolbens

»Tut eure Guns beiseite, Mesch'schurs!« erwiderte Old Firehand. »Bin nur ein einsamer Westläufer, der sich freut, Kameraden gefunden zu haben.«

»Oho! Ihr seht nicht aus wie ein Westläufer, schätze ich! An Euch ist alles so sauber und blitzblank, daß Ihr vom Westen noch gar nicht viel gesehen haben könnt. Woher kommt Ihr, he?«

»Von Fort Cast.«

»Ah! Und wohin wollt Ihr?«

»Hinüber nach dem Tonque, um einen Freund zu treffen, der mich dort erwartet.«

»Wer ist dieser Freund?«

»Winnetou, der Apatsche.«

Good lak! Ist's wahr? Ihr kennt Winnetou? Müßt uns das erklären! Sagt uns aber vorher, zu welcher gesegneten Gesellschaft Ihr gehört?«

»Ich bin allein.«

»Allein? Will gejagt sein, wenn das wahr ist! Seht mir ganz und gar nicht aus wie ein Mann, der das Herz dazu hat. Wäre auch einen ganzen Kürbis Trapperausdruck für »viel« oder »sehr«. unvorsichtig von Euch.«

»Unvorsichtig von Euch!« wiederholte der Schwarzbärtige.

»Danke, Sir; haltet mich wohl für ein Greenhorn?«

»So ähnlich! Euer Rock hat weder Flick noch Fleck, Euer Gürtel und was daran hängt, glänzt von Metall und Lack, und Eure Fowling-piece Vogelflinte. ist so blank geputzt, als käme sie soeben erst aus dem Store. Ist aber selbst für einen erfahrenen Backwoodsman Hinterwäldler. ein Wagnis, so allein nächtlicherweile in diesem schönen Wald umherzugondeln. Gibt da gar schlimme Leute, nicht nur rote, sondern auch weiße! Aber wo habt Ihr Euer Pferd?«

»Euer Pferd?« ließ sich auch sein Gefährte vernehmen.

»Ganz in der Nähe am Fluß.«

»So holt es! Werde mitgehen und wehe Euch, wenn Ihr uns etwa belogen habt!«

Old Firehand ging und der Spitznasige schritt dicht hinter ihm her. Als sie den Lagerplatz erreichten, wo jener sein Pferd zurückgelassen hatte, und nunmehr seine Büchse und Decke vom Boden aufhob, meinte sein Begleiter:

»Wahrhaftig, habt die Wahrheit gesagt! Aber Mann, Ihr scheint entweder großen Mut zu haben oder die Gefahren, die Euch hier drohen, zu unterschätzen.«

»Macht Euch keine Sorgen, Master! Habe diese schwierige Gegend schon oft kreuz und quer durchstreift und fühle mich hier wie zu Hause!«

» Egad, seid ein sonderbares Menschenkind. Habt aber ein gutes Pferd, das muß ich sagen. Nur der Mann, der Mann macht mich stutzig! Nehmt Euer Tier und kommt mit zum Feuer! Können dann sehen, was wir uns zu erzählen haben!«

Als sie zurückkamen, sagte der Spitznasige zu seinem Gefährten: »Ned Gourd, altes Coon Abkürzung von Raccoon (Waschbär) – wird im Westen unter den verschiedensten Bedeutungen als Anrede gebraucht., der Mann da ist wirklich ganz allein und behauptet, den Wald sehr genau zu kennen. Wollen uns jetzt aber setzen und zunächst miteinander bekannt machen! Also wer seid Ihr, Sir?«

»Mein Name ist Winter und ich bin ein Deutscher, habe mich aber schon länger im Westen aufgehalten, als der blanke Lauf meiner Büchse und mein Aeußeres vermuten lassen.«

»Hm, Eure Freundschaft mit Winnetou möchte ja darauf hinweisen. Werdet uns davon berichten. Was uns betrifft, so tun unsere eigentlichen Namen nichts zur Sache, denn wir sind ziemlich weit bekannt unter der Bezeichnung » the both Neds« Die beiden Eduards.. Ich bin Ned Knife, sprich »neif« (Messer). wie man mich wegen meiner schönen langen Nase getauft hat, und dieser hier ist Ned Gourd Kürbis., und wenn Ihr das runde Ding in seinem Gesicht betrachtet, so wird Euch die Richtigkeit dieser Bezeichnung einleuchten.«

»Einleuchten,« bestätigte der Schwarzbärtige.

»Habt vielleicht schon von uns gehört, Sir. Sind Fallensteller und gehören zur Gesellschaft von Old Zach, Zacharias. der da oben nahe beim Shayan-See haust. Haben diesmal einen größeren Jagdausflug gemacht und bringen dem Alten eine Menge Felle mit. Wird eine helle Freude daran haben, der gute Zach Helming!«

»Helming?« fragte Old Firehand überrascht. »Von wem sprecht Ihr da?«

»Sagte es ja eben: von unserem Cornel Colonel, (Oberst, Anführer)., Old Zach. Weshalb tut Ihr so erstaunt?«

»Kannte den Mann bisher noch nicht,« sagte Old Firehand, »habe aber den Namen Helming neulich in einer Unterhaltung gehört, die mich schließen läßt, daß ihm eine böse Gefahr droht.«

»Alle Wetter, müßt uns das erzählen, Mann!«

Old Firehand berichtete kurz von seinem Aufenthalt im Fort Cast und von den Bushheaders, die er dort getroffen und deren Gespräch er in Bruchstücken belauscht hatte. Ned Knife sah zunächst eine Weile sinnend vor sich hin, dann blickte er auf und sagte:

»Spracht da vorhin von dem Führer der Burschen, der mit Euch einen drink schießen wollte. Wollt Ihr uns nicht die Gesichtsnarbe, die Ihr erwähnt habt, noch etwas genauer schildern?«

»Der Kerl hatte tatsächlich nur ein halbes Gesicht,« erwiderte Old Firehand. »An der rechten Seite fehlt die Haut mit fast dem ganzen Fleisch und außerdem noch das Auge. Er muß sich einmal unter einem sehr scharfen Messer befunden haben.«

» Damned! Hast du gehört, Ned Gourd, altes Coon? Er ist's! Werden uns endlich auf seine Fährte setzen können! Wird uns die alte Schuld bezahlen müssen, schätze ich!«

»Bezahlen müssen,« nickte Ned Gourd.

»Was wollt Ihr damit sagen?« fragte Old Firehand. »Seid also früher schon einmal mit dem Mann zusammengestoßen?«

»Will es meinen, Sir. Müßt nämlich wissen, daß Old Zach früher noch einen Bruder hatte, den Hugh Hugo., der drüben in den Diggins Goldminen. von Kalifornien viel Gold gemacht hatte. Sind gerade vier Jahre her, da brach Hugh Helming auf, unsern Zach zu besuchen. Ist aber niemals bei ihm eingetroffen, schätze ich! Hatte seine guten Gründe, denn zu der Zeit, da er erwartet wurde, lag er als toter Mann im Walde.«

»Mann im Walde,« erklang Ned Gourds Echo.

»Der Mord hat sich gar nicht allzu fern von Old Zachs hide-spot Versteck (Lager von Fellen). ereignet, nur so einen halben Tag weit. Wir beide, nämlich dieser alte Ned Gourd und ich, waren zufällig in der Nähe, hörten rufen und kamen gerade noch rechtzeitig, um von dem Sterbenden den Hergang zu erfahren. Hugh Helming hatte viel Gold mit herübergebracht, wollte sich zur Ruhe setzen. Unterwegs schloß sich ihm ein einäugiger Kerl an, der sich Joe Burkers nannte, und der war der Täter. Hat den alten Mann im Schlaf überfallen, niedergestochen und ausgeraubt, knapp bevor wir eintrafen. Nahmen den letzten Gruß für Old Zach entgegen und machten uns gleich auf, den Mord zu rächen; hatten leider keine Pferde, während der Bube sein eigenes ritt und die beiden Tiere Hugh Helmings mitgenommen hatte. Waren ihm aber doch dicht auf den Fersen. Wollte es der Satan, daß ich mir den Fuß verrenkte, als wir ihn beinahe gestellt hatten. Ned Gourd, dieser alte Bursche, folgte ihm allein und kam mit ihm ins Handgemenge. Der Kerl hatte gerade Rast gemacht, als er ihn erreichte. Leider ging Neds Kugel fehl, weil das Einaug im letzten Augenblick den Kopf wendete, so sagt Ned Gourd; glaube aber, daß das alte Coon nicht richtig gezielt hat, hihihi! Bevor der feige Schuft seine Pferde lospflocken konnte, war mein Ned schon bei ihm und traf ihn mit der Schneide seines Tomahawks längs der Wange hinab, so daß er für alle Zeit gezeichnet war. Kriegte aber mein Ned selbst einen Schuß in die Seite, der ihm noch lange zu schaffen machte und der ihn hinderte, den Flüchtigen aufzuhalten. Kehrte als wunder Mann zu mir zurück und sind dann beide erst nach langem Mühen bei Old Zach gelandet.«

»Old Zach gelandet,« bekräftigte der andre.

»Zach Helming machte sich natürlich sofort mit den übrigen Männern zur Verfolgung auf,« fuhr Ned, der Erste, fort, »konnte ihn aber nicht finden, weil mittlerweile der Regen die Spuren verwischt hatte. Haben dann während der letzten vier Jahre noch gar oft Böses von Joe Burkers, dem Einaug, gehört. Tauchte erst bei Fort Benton wieder auf, wo er großtat und mit Nuggets nur so um sich warf. Soll viel Tausende von Dollars verspielt und verschleudert haben. Aber als Old Zach racheglühend bei Fort Benton eintraf, war der Vogel schon wieder ausgeflogen. Später sah man ihn unten in Santa Fé, dann in Bentsfort, und überall, wo er war, geschahen große Räubereien. Nie aber hat ihn Old Zach oder einer von unseren Leuten stellen können, war stets zu spät. – Also jetzt hat er eine ganze Bande beisammen und will uns selbst einen Besuch abstatten. Hoffe, daß es ihm wohl bekommt!«

»Wohl bekommt!« bemerkte Ned, der Zweite, gedankenschwer.

»Werdet wohl mit uns reiten, Mann, schätze ich. Aber sagt mal, wieviel Tramps Landstreicher. hat denn der Bursche mit sich?«

»Es werden wohl nicht weniger als vierzig sein,« erwiderte Old Firehand.

» Tempestad! Ist eine hübsche Anzahl, nachdem wir, Euch mitgerechnet, nur ein Dutzend zählen. Müssen einen schönen Plan schmieden, schätze ich, um die Burschen ins Garn zu locken.«

»Garn zu locken,« brummte der Schwarzbärtige.

»Wir werden vielleicht noch andere Helfer finden,« war Old Firehands Antwort, »denn ich kann euch verraten, daß hinter dem Kerl Pokai-Po, der Häuptling der Tetongs, mit einer Schar seiner Krieger herzieht, um sich für einen an ihm verübten Schimpf zu rächen.«

»Hört mal, Mann, ist aber gar nicht hübsch zu hören, was Ihr uns da sagt. Da kriegen wir es ja auch mit den Sioux zu tun, selbst wenn deren Tomahawks das Einaug und seine Tramps vorher auffressen.«

»Vorher auffressen,« pflichtete der andere Ned bei.

»Habt keine Sorge, die Tetongs tun uns nichts. Ich habe dem Tötenden Feuer einen Dienst erwiesen und mit ihm dicke Freundschaft geschlossen!«

» Bless my soul, Ihr seid ein sonderbares Menschenkind. Wie kommt Ihr zur Freundschaft mit Winnetou und dann wieder mit den Tetongs, die doch seine Feinde sind?«

Der Gefragte berichtete in kurzen Zügen sein Zusammentreffen mit Pokai-Po und die darauf folgenden Ereignisse in Fort Cast. Ned Knife klatschte sich freudig auf die Schenkel und sagte voller Bewunderung:

»Aber, Sir, das geht nicht mit rechten Dingen zu! Habe Euren Namen Winter noch niemals in diesen gesegneten Jagdgründen vernommen und Ihr wollt trotz Eurer blitzblanken Büchse und Eurer Greenhorn-Kleidung die wundersamsten Abenteuer bestanden haben. Heraus mit der Sprache, wer seid Ihr denn eigentlich?«

»Habe es Euch schon gesagt, ich heiße Winter. Hier im Westen bin ich allerdings, bester bekannt unter dem Namen Old Firehand!«

»Old Firehand! Nun wird es klar in meinem alten Kopf. Ned Gourd, altes Coon, wo hast du denn deine Augen gehabt, daß du deinen Ned Knife immer so unbeholfen weiter plaudern ließest! Muß Euch die Hand drücken, Sir! Ist uns ein großes Glück und eine riesige Freude, Euch getroffen zu haben. Werden jetzt wohl die Sioux gar nicht brauchen, um dem Einaug das Handwerk zu legen!«

»Handwerk zu legen,« rief auch Ned Gourd begeistert, indem er sich der linken Hand Old Firehands bemächtigte, während sich die Rechte bereits im Besitz Ned Knifes befand, der sie kräftig schüttelte.

»Laßt es gut sein, Mesch'schurs! Ich verspreche Euch, mit zu Old Zach zu reiten und Joe Burkers einen warmen Empfang zu bereiten. Mit Winnetou, den ich eigentlich treffen wollte, bin ich nicht auf einen bestimmten Tag verabredet, und so kann ich mein Zusammentreffen mit ihm getrost um eine kleine Weile hinausschieben. Wollen jetzt aber nicht mehr zu lange wachbleiben, denn wir haben morgen ein tüchtiges Stück Arbeit vor uns. Wir müssen uns sputen, daß uns der einäugige Schuft nicht zuvorkommt und euren Old Zach ungewarnt und unvorbereitet antrifft!«

Gar, so schnell waren die beiden Andern denn doch nicht zum Schlafen bereit, und Old Firehand mußte noch manche Frage über sich ergehen lassen, bis sie sich endlich zur Ruhe legten. Kaum aber stieg die Sonne im äußersten Osten empor, so waren alle drei schon wieder rüstig und bestiegen ihre Pferde, um der Behausung Old Zachs entgegenzureiten.

Sie hielten auf die Grenze zwischen Wyoming und Nebraska zu. Es war ein böser Weg über die Schwarzen Berge hinüber, immer durch unwirtliche Gegenden. Spät am Nachmittag tauchte vor ihnen Wald, auf, der so hochstämmig war, daß sie zwischen den Bäumen genugsam Platz zum Reiten fanden. Das Gelände stieg an; sie hatten eine ziemliche Höhe zu überwinden und gelangten schließlich auf eine Art von Hochebene, wo der Hochwald in niederes, von Gras unterbrochenes Buschwerk überging. Jetzt machten die beiden Neds eine plötzliche Schwenkung. Der Spitznasige galoppierte eine kurze Strecke voraus, zeigte mit dem Arm vor sich und sagte: »Der Shayansee«.

Sie hielten am Rande eines tiefen, eirunden Beckens, dessen Wände von steil aufsteigenden Felsen gebildet wurden. Es hatte ganz das Aussehen, als sei diese Einsenkung der ausgebrannte Krater eines feuerspeienden Berges. Fast hundert Meter tief unter ihnen lag auf dem Boden dieses Kraters der See, der einen Durchmesser von sicherlich einer guten Wegstunde hatte. Er besaß keinen Zufluß, doch mußten sich mehrere Quellen in der Tiefe befinden, denn er hatte einen ziemlich bedeutenden Abfluß, der an der Nordostseite des Beckens die Felsen durchbrach und sich, wie Ned Knife erklärte, in den nahen Shayan ergoß. Dieser Abfluß erfolgte durch einen Felsenspalt, der eine Weite von höchstens zwei Metern hatte und die einzige Gelegenheit bot, ohne besondere Schwierigkeit von außen her unten an den See, also in das Innere des einstigen Kraters, zu gelangen. In der Nähe dieser Ausgangsmündung war auch die einzige Stelle, wo man ohne allzu große Gefahr von oben herab in den Abgrund klettern konnte; dort zog sich nämlich eine zwar steile, aber doch gangbare Rinne zur Talsohle herab, offenbar dadurch entstanden, daß sich zur Winterszeit die Bergwasser hier oben sammelten und ihren Weg hinunter bahnten. Sonst zeigte sich nirgends die Möglichkeit, mit Pferden hinab zu kommen, und selbst einem geübten Bergsteiger wäre dies schwer gefallen, ja vielfach unmöglich gewesen. Im Norden und Westen schossen zwar aus dem Gestein einzelne Tannen schlank und hoch empor, doch konnte ein sorgsamer Beobachter bald erkennen, daß die gefährlichen Ecken, Risse, Spalten und Löcher von Ranken und Dorngewächs nur trügerisch ausgeglichen wurden. Südlich aber blickten die scharfen Zinnen des Kessels fast senkrecht in die Tiefe nieder; es gab zwar hier und da einen Vorsprung, einen schmalen Absatz oder eine sonstige Unebenheit, aber zum Auf- und Abstieg mußte man geradezu Todesverachtung besitzen.

Die drei Männer hielten auf die östlich liegende Wasserrinne zu, in deren zurzeit trockenem Lauf sie bei großer Vorsicht und nicht ohne Mühe langsam hinab zum See gelangten. Von dort ritten sie hinein in den Felsspalt, den sich der Abfluß geschaffen hatte und der so eng war, daß er neben dem wildschäumenden Fluß nur Raum für einen einzigen Reiter bot. Der Weg war hart und felsig und in der bereits hereingebrochenen Dämmerung sehr beschwerlich.

Nach etwa einer Viertelstünde wurde der abwärts fließende Wasserlauf noch durch einen weiteren kleinen Bach gespeist, der links aus einer Einbuchtung der Felsen hervorkam und dessen Mündung von Buschwerk umrahmt war. Ned Knife erklärte Old Firehand, daß hier der Eingang zu Old Zachs hide-spot sei, das also sowohl vom See aus, wie vom Shayanfluß her zu erreichen war.

Gerade während er halblaut sprach, tönte aus dem Dickicht neben der Bachmündung eine Stimme herüber:

» Who is there

» The both Neds, altes Coon,« antwortete der Spitznasige, »wirst uns doch wohl noch kennen, Jack Hopkins? Haben einen guten Freund mitgebracht, wirst dich wundern, wenn du seinen Namen hörst!«

Nun tauchte der Kopf des Wächters hinter den Büschen auf und nach kurzer Begrüßung lenkten die Drei ihre Pferde in das Wasser und ritten in den Kañon des Seitenbaches hinein. Schon nach wenigen Minuten verbreiterte sich die Seitenschlucht und vor ihnen lag ein großer, baumbewachsener, in weitem Umkreis von Felswänden eingeschlossener Platz.

In der Mitte hatte sich eine jener kleinen Lichtungen gebildet, die man mit dem Namen Storm-gap zu bezeichnen pflegt und die dadurch entstehen, daß eine vom Wind oder vom Alter gefällte Riesenbaumwurzel ihre weniger hohe Umgebung mit sich niederreißt und so mitten im Urwald einen Platz bildet, die mit Hilfe von Axt und Feuer eines Jägers in ein hiding-hole oder hide-spot umgewandelt werden kann, die von den Jägern gern als dauernder Lagerort und als Versteck vor den Nachspürungen der Indianer benutzt werden. Dort brannte ein »weißes Feuer« So nennt man ein nach Gewohnheit der Weißen von großen Scheiten genährtes und deshalb hochloderndes Lagerfeuer., um das sich mehrere echte Woodlandsgestalten in malerischen Stellungen gelagert hatten. Im äußersten Hintergrund hatte sich neben den hohen und dichten Fichtenstämmen viel Buschwerk angenistet, unter dem abseits der kleine Bach hervorkam, der sich rechts vorbei schlängelte und durch den Kañon hinaus zum Abfluß des Shayansees ergoß. Weiter links, gerade am Rand des den freien Platz abschließenden Dickichts, lag eine kleine Blockhütte, unter deren Tür ein Mann stand.

»Old Zach, Sir!« meinte Ned der Erste, nach ihm deutend. »Kommt, wir wollen zunächst zu ihm!«

»Zu ihm!« wiederholte Ned der Zweite.

Sie ließen ihre Pferde an das Ufer steigen und sprangen ab. Old Firehand mit seiner hünenhaften Gestalt erregte die Aufmerksamkeit aller.

Old Zach kam ihnen einige Schritte entgegen. Er gab Old Firehand an Reckenhaftigkeit nur wenig nach. Langes, weißes Haar wallte ihm bis auf die breiten Schultern herab; der Strahl seiner großen, blauen Augen war noch vom Alter nicht ermattet. Sturm und Wetter, Schnee und Regen, Hitze und Kälte hatten seine festen Züge gegerbt, und sein ganzer Körper zeugte von einer Kraft, die weder Zeit noch Anstrengungen zu schwächen vermocht hatten. Ned Knife kam gespreizt und mit gewichtigen Schritten auf ihn zu, um ihm die große Neuigkeit ins Ohr zu flüstern. Des Alten Augen leuchteten Old Firehand eine Weile an:

»Willkommen, Sir, bei uns schlichten Fallenstellern! Meine alten Augen freuen sich, einen der berühmtesten Helden des Westens zu schauen. Mein treuer Ned Knife meldet mir soeben, was Euch hierher zu uns geführt hat. Ich halte es für den seligsten Tag meines Lebens, Old Firehand begrüßen zu dürfen und zugleich die Kunde zu erhalten, daß der Mörder meines armen Bruders naht. Ihr wißt, Sir, was dieser Joe Burkers mir angetan hat, und ich hoffe, daß auch sein zweites Auge bald verlöschen wird.«

Er streckte Old Firehand die Hand entgegen, in die dieser kräftig einschlug.

Die beiden Neds nahmen jetzt die Pferde an den Zügeln, um sie links unter die Bäume zu führen, wo sie bei den Tieren der anderen weiden konnten und wo auch ein Schuppen für sie errichtet war.

Old Zach und Old Firehand aber waren in das Blockhaus getreten. Der erstere legte die Hand an den Mund und ließ den heulenden Ruf des Präriehuhns vernehmen, der seine sämtlichen Mannen heranrief. Die Hütte bestand nur aus zwei Räumen, einem größeren Vorraum, der als Wohnzimmer diente, und einer kleineren dahinter gelegenen Stube, welche die einfachen Lagerstätten der Männer enthielt. Der Vorraum, worin sich nun die ganze Schar bis auf den Wache haltenden Jack Hopkins befand, war höchst einfach, ohne jede Kunstfertigkeit, gezimmert. Die Ritzen zwischen den einzelnen Wandbalken waren mit Moos verstopft und Licht fiel nur von zwei engen kleinen Luken zu beiden Seiten der Tür herein. Ein Teil der Wände aber war mit Fellen und mit Waffen aller Art behangen. In der Hütte stand ein langer ungefüger Tisch und an ihm mehrere Bänke und einige Holzklötze, die als Stühle dienten.

»Hört, Boys,« begann Old Zach, »der Mann, den ihr hier bei uns seht, ist kein geringerer als Old Firehand!«

Ein freudiges Staunen lief durch die kleine Schar und unter allen möglichen und unmöglichen Ausrufen drängten sie sich an den Genannten heran, um ihm in derber Weise die Hände zu drücken und ihm ebenso herzlich wie urwüchsig ihre Hochachtung auszusprechen. Bald aber legte sich dieser Beifallssturm, denn der Cornel fuhr fort:

»Was diesen von uns allen bewunderten Westmann in unsere einfache Ansiedlung führt, ist in kurzen Worten folgendes: Joe Burkers, das Einaug, das wir vier Jahre hindurch vergeblich suchten und mit dem wir eine schwere Rechnung auszugleichen haben, rückt an der Spitze von etwa vierzig Buschkleppern heran, um uns mordgierig zu überfallen und die Früchte unserer Arbeit einzuheimsen. Wie dies alles kam und woher Old Firehand dies weiß, werden euch diese beiden Neds hier berichten. Vielleicht sind wir nicht ganz auf unsere eigenen Fäuste angewiesen, denn dem Einaug soll ein Trupp befreundeter Roter auf dem Fuße sein. Wollen aber für alle Fälle die nötigen Vorkehrungen treffen! Ein jeder von euch weiß, was er zu tun hat und wie wir einem solchen Angriff begegnen werden! Selbstverständlich und mit Freuden trete ich den Oberbefehl für die Dauer des Kampfes an Old Firehand ab. Vor allem muß noch jemand hinaus zu Jack Hopkins, um ihn zu verständigen und der Wache beizustehen. Wat Walter. Rawley, schnall dir den Gürtel fest und begib dich hinaus! Alle zwei Stunden wird Ablösung erfolgen.«

»Vergeßt auch nicht,« fügte Old Firehand hinzu, »das ›weiße Feuer‹ rot »Rotes Feuer« pflegt man jenes schwach glimmende Lagerfeuer zu nennen, das nach Art der Roten von kleinen, trockenen Scheiten genährt wird, die man langsam und stets nur mit den Spitzen nachschiebt. zu machen! Im übrigen aber, Mesch'schurs, haltet euch bereit, denn obgleich wir die Feinde wohl noch nicht sofort zu erwarten haben, müssen wir dennoch mit unvorherzusehenden Ereignissen rechnen.«

Die kleine Schar verteilte sich wieder und nur Old Zach und Old Firehand blieben in vertraulichem Gespräch beisammen. Man hatte ihnen eine gebratene Hirschkeule vorgesetzt und während des Essens berichtete Old Zach über die von ihm für den Fall eines Angriffs vorbereiteten Sicherheitsmaßregeln.

»Wenn es aber ganz schlimm wird, so habe ich noch ein furchtbares Mittel an der Hand,« schloß er. »Seht her, Sir!«

Er trat in die hintere Kammer des Blockhauses und öffnete dort eine kleine unscheinbare Tür, die ins Freie, in das anschließende Dickicht führte. Dann wendete sich Zach Helming und zog an einer daneben angebrachten Büffelhautschnur: der vordere Eingang fiel in die starken Riegel. Nun schob er eine der schlichten Lagerstätten zur Seite und ein kleines im Boden befindliche Loch zeigte sich, von dem eine schmale unscheinbare Rinne nach der Wand lief; bei näherem Zusehen konnte man darin eine Lunte erkennen.

»Begreift Ihr das, Sir?«

Old Firehand bejahte. Die Vorrichtung war angebracht, um den Feind in die Blockhütte zu locken, darin einzuschließen und, während der Besitzer nach hinten entkam, in die Luft zu sprengen. Die » dark and bloody grounds« die finsteren und blutigen Gründe. sind kein Boden für die Blume des Erbarmens.

»Die Felle sind in Felslöchern verborgen,« fuhr der Alte fort, »wenn es nötig ist, kann ich also ruhig zum äußersten schreiten und die Lunte anzünden.«

» Well, Sir,« nickte Old Firehand. »Hoffentlich werden wir dieses letzte Hilfsmittel nicht gebrauchen. Nun will ich aber mal hinaus zu den Posten und dann auch vielleicht noch weiter, um mich mit der Gegend etwas bekannt zu machen und nach den Tramps auszuspähen.«

In diesem Augenblick erscholl draußen der Schrei des Präriehuhns; gleich darauf ertönte ein Schuß und ein Schrei gellte durch die Nacht. Die beiden Männer eilten durch das Blockhaus nach vorn und gleich den andern Männern gegen den Eingang der Schlucht zu, wo man noch mehrere Schüsse krachen hörte. In hastigem Lauf kam Wat Rawley keuchend zurück.

» By god, Cornel, die Kerle sind schon da. Haben den armen Jack Hopkins grade ausgelöscht, als ich bei ihm ankam. Konnte den Eingang nicht halten und mich nur mit knapper Not retten! Sie sind dicht hinter mir!«

Und da hörte man auch schon das Geräusch brechender Aeste und vieler näherkommender Schritte; auch leise Rufe wurden laut. Im fernen Dunkel am Rande der Lichtung wurden dunkle Gestalten sichtbar.

»Rasch hinein in die Hütte!« rief Old Zach, und gedankenschnell huschten die Ueberfallenen in den schützenden Raum. Einer sank, noch bevor er ihn erreichen konnte, von feindlicher Kugel getroffen zu Boden, doch auch mehrere Angreifer stürzten, von den Schüssen der Ueberraschten ereilt, aufstöhnend nieder. Die Fallensteller hatten den Eingang zu ihrer schützenden Behausung zugeworfen und rafften hastig die an den Wänden hängenden Waffen und sonstigen Wertgegenstände zusammen, um mit ihnen nach dem jenseitigen Ausgang, der in das Dickicht weiterführte, zu flüchten. Kaum hatte der letzte von ihnen den hinteren Raum verlassen, so hörte man schon die Feinde eindringen, denn das Oeffnen der nur notdürftig verschlossenen Tür hatte ihnen keine Schwierigkeiten gemacht.

Zacharias Helming hatte mit seinem Punks Präriefeuerzeug. die verborgene Lunte in Brand gesteckt und dann die Hintertüre mit schweren Außenriegeln verschlossen. Jetzt stand er hinter dem Blockhaus und lauschte einige Sekunden; dann zog er rasch die erwähnte Schnur und auch der vordere Eingang schloß sich wieder schnell und fest; die kunstvoll gearbeiteten Sicherheitsriegel sperrten die Eingeschlossenen von der Außenwelt ab und ihre ängstlichen Rufe zeigten bald, daß sie sich der Gefahr bewußt wurden und mit verzweifelten Axtschlägen dem Gefängnis zu entrinnen suchten, unterstützt von der Schar derjenigen, die das Blockhaus noch nicht betreten hatten. »Mindestens die Hälfte befindet sich in der Hütte,« flüsterte Old Zach, »und das Verderben wird über sie kommen! Vorwärts, Boys, leise durchs Dickicht, um das hide-spot herum und im Bach wieder nach vorn!«

Er eilte voran und Old Firehand und die übrigen Gefährten folgten ihm geräuschlos durch den ins Gestrüpp gebahnten Schleichweg, der auf einem Bogen abseits in den Quellbach mündete, in dessen Wasser die kleine Schar ebenso langsam und vorsichtig wieder auf die Lichtung zuschlich. Da, wo der Bach aus dem Buschwerk ins Freie trat, war der verborgene Weg durch einige Büsche geschickt verdeckt und diese erlaubten einen Ausblick auf den Lagerplatz.

Es waren nur wenige Minuten vergangen. Vor dem Blockhaus stand ein Teil der Angreifer, um den Eingeschlossenen mit ihren Tomahawks den Weg ins Freie zu bahnen, während einige, durch Bäume verdeckt, das Dickicht mit ihren Flinten überwachten. Plötzlich erfolgte eine furchtbare Explosion, welche die Erde weithin erzittern machte und sich an den Felswänden in einem mehrfachen unheimlichen Echo brach; eine riesige Feuersäule stieg trichterförmig da auf, wo das Blockhaus gestanden hatte und riß dessen Trümmer mit sich in die Luft. Wer sich in der Blockhütte befunden hatte, mußte zerschmettert sein, aber auch zwei der Außenstehenden waren von der Sprengung mit erfaßt und getötet worden. Die übrigen prallten laut aufschreiend vor Entsetzen zurück und flüchteten sich zu ihren hinter den Bäumen verborgenen Gefährten.

Da ertönte vom Eingang der Schlucht her ein wildes markerschütterndes Geheul. »Ho-ho-hi!« erscholl der indianische Schlachtruf und Angreifer wie Verteidiger hörten die Tetongs durch die dämmernde Nacht herbeieilen.

»Pokai-Po!« tönte aus dem Dickicht eine mächtige Stimme. »Hier steht Old Firehand mit weißen Jägern und zwischen uns und deinen Kriegern die letzten Ueberlebenden der Tramps von Fort Cast! Drauf auf sie, ihr Sioux!«

Er bog die Sträucher zurück und trat aus dem Bach, um sich auf die bedrängten Bushrangers zu werfen.

» All devils!« ließ sich jetzt auch Joe Burkers vernehmen. »Old Firehand verdanken wir diese Falle! Wart, Bursche, das sollst du büßen!«

Er eilte hinter dem ihn bergenden Baum hervor und dem Westmann entgegen. Da tauchte neben diesem die Gestalt Old Zachs auf, der sich mit furchtbarer Wucht auf den Einäugigen stürzte. Beider Tomahawks trafen sich und zerschmetterten und gleich darauf hielten sich die beiden Todfeinde in wildem Ringen gepackt.

Es war Old Firehand nicht möglich, dem Alten zu Hilfe zu eilen, denn ihm stellten sich, ebenso wie den andern, einige andere Tramps wutschnaubend entgegen; die langen grauen Haare wehten ihm mähnenartig um den Kopf; seine Augen sprühten vor Kampfeslust und wen sein Beil erreichte, der war verloren. Der letzte seiner Gegner sank zu Boden und aufatmend wandte er sich dem noch immer mit Joe Burkers ringenden Helming zu, dem auch die beiden Neds zu Hilfe zu eilen suchten. Bevor die Freunde den beiden erbitterten und sich wild hin- und herreißenden Kämpfern nahen konnten, sank Old Zach mit einem erstickten Ausruf zu Boden und Joe Burkers fiel halb über ihn, bemüht, sein Messer aus der Brust des unter ihm Liegenden zu reißen.

Inzwischen waren aber die Tetongs herangekommen und hatten die letzten der Tramps niedergemacht. Mit raschen Sätzen schnellte ›Tötendes Feuer‹ heran. »Es rächt sich Pokai-Po!« rief er schrill. Er faßte mit der linken Hand den taumelnden Burkers bei den Haaren; in der rechten blitzte sein Messer. Drei rasche blitzschnelle Schnitte, ein kräftiger Ruck, und er hielt die Kopfhaut des lebendig Skalpierten in der Hand. Mit einem gräßlichen Schrei sank dieser über Old Zachs leblose Gestalt, um gleich darauf von den wütenden Roten hinweggerissen und abseits geschafft zu werden.

Old Firehand kniete neben dem sterbenden Helming nieder. Dieser schlug matt die Augen auf und sein brechender Blick traf den Jäger voll Dankbarkeit. »Mit mir ist's aus, aber mein armer Bruder ist gerächt. Grabt unter dem Platz, wo mein Lager stand, nach, Sir, werdet dort mein – Testament finden. Seid gut – zu meinen – – treuen, braven – Leuten – – –!«

Sein Blick wurde starr und Old Firehand schloß ihm bewegt die Augen.

Den beiden Neds und den übrigen Fallenstellern standen die Tränen an den Wangen. Die Rothäute hatten sich auf einen Wink ihres Häuptlings leise vom Kampfplatz zurückgezogen. Pokai-po lehnte in einiger Entfernung mit verschränkten Armen an einem Baum und blickte mit soviel Mitgefühl auf die kleine Gruppe, wie er als Indianer es zeigen durfte.

Bald traf man die Vorbereitungen, die Toten zu beerdigen. Old Zach wurde mit seinen beiden Leuten, die gleich ihm gefallen waren, unter einem überhängenden Felsen begraben, während man die Leichen der Tramps mit Hilfe der Roten durch den Kañon an den See schaffte, um ihnen abseits von der letzten Ruhestätte der gefallenen Verteidiger ein gemeinsames Grab zu schaufeln; auch Joe Burkers, das Einaug, befand sich unter ihnen, denn die Rothäute hatten ihn ebenso ausgelöscht wie alle seine Gefährten.

Hier hatte sich eines der zahllosen, furchtbaren Dramen abgespielt, wie sie im wilden Westen des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts so häufig waren. Mit dem Hingang der roten Rasse werden sie weniger und weniger; doch darf man nicht glauben, daß das untergehende rote Volk als der alleinige Urheber solcher Geschehnisse betrachtet werden muß. Der Indianer hat den Kampf, schlicht und furchtbar, wie es seiner Art entsprach, geliebt, aber er war freimütig, stolz und gerecht, solange ihm nicht durch die Tücke und Hinterlist weißer Eindringlinge gleichfalls Bosheit und Verschlagenheit aufgedrängt wurde.

»Tötendes Feuer« und seine Krieger trennten sich bald in freundschaftlicher Weise von Old Firehand und den Fallenstellern, um sich heimwärts in die Jagdgründe der Tetongs zu begeben. Die Weißen aber warteten, bis das Feuer des Blockhauses verglomm und sich die Möglichkeit bot, an der Stelle, wo sich Old Zachs Lagerstätte befunden hatte, nachzugraben. Man fand dort in Pergament eingeschlagen das Testament des alten Fallenstellers und es zeigte sich, daß dessen Reichtum durch Hörensagen weit überschätzt worden war. Nuggets und ungeprägtes Gold besaß er überhaupt nicht, wohl aber hatte er ein stattliches Guthaben auf einer Bank in Santa Fé und hiervon war seinen treuen Leuten ein erheblicher Teil vermacht, während alles übrige mildtätigen Zwecken dienen sollte.

Old Firehand besprach sich mit den Fallenstellern und man beschloß, zunächst Winnetou aufzusuchen und hierauf gemeinsam nach Santa Fé zu ziehen, um dort Old Zachs letzten Willen zu erfüllen. »Und dann, meine ich, ihr guten Leute,« sagte Old Firehand, »kommt ihr mit mir hinüber nach dem Mankizila, wo ich selbst ein hide-spot besitze und mit einer wackeren Schar von Westleuten der Jagd lebe. Wer einmal an die dark and bloody grounds gewöhnt ist, der kann sie ja doch nicht mehr lassen mit all ihren Wonnen, Schrecken und Geheimnissen!«

»Soll ein gutes Wort sein, Sir,« fiel Ned der Erste ein, indem er ihm herzhaft die Hand schüttelte. »Laßt Euch im Namen all dieser Männer für Euer Angebot danken. Werdet es nie bereuen, uns in die Reihe Eurer Gefährten aufgenommen zu haben. Haben unsern Old Zach sehr lieb gehabt, wir einfachen Leute; werden lange um ihn trauern, Euch aber ebenso treu dienen wie ihm!«

»Treu dienen wie ihm!« bekräftigte Ned der Zweite, während ihm eine Träne der Wehmut und der Rührung über den schwarzen Bart rollte.

 


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