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Sommernacht.

            Der lichte Tag ist heimgezogen
Ins graue Meer vergang'ner Zeit.
Wie vieler Glück, wie manches Leid
Versinkt mit ihm in jene Wegen.

Nun ist die Nacht herabgesunken,
Ums stolze Haupt den Strahlenkranz,
Den Schleier webt der Mondesglanz,
Aus ihrem Mantel sprühen Funken.

Wie geisterhaft das Mondlicht zittert
Und mit den nächt'gen Schatten ringt.
Ein gold'nes Märchen, leichtbeschwingt
Schlüpft's durch die Zweige, zartgegittert.

O Sommernacht unnennbar schöne!
Du scheuchst mit rätselhafter Macht
Aus dem Gemüt die trübe Nacht
Berührst dort niegeahnte Töne!

Man lernt das Herz nie selbst verstehen,
Wenn Tagsgeräusch es wild erregt –
Von nächt'gem Schweigen mild bewegt
Läßt es uns seine Tiefe sehen.

 
Friedrichsruhe, am 8. Juli 1854.


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