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Frühlings Lust und Weh.

        Der greise Winter ist aufs Haupt geschlagen
Durch frischen Maienglanz,
Der Lenz wirft jubelnd über Feld und Hagen
Den bunten Siegerkranz.

Der rauhe Nord hielt streng und lang gefangen
Den klaren, stillen See.
Tief drunten träumt von Frühling voll Verlangen
Die blonde Wasserfee.

Er löst den Bann. Auf ihre Stirne hauchen
Die Lüfte sanften Kuß,
Die träumerischen Wasserblüten tauchen
Empor als Nixengruß.

Der Baum blickt stolz auf seine Blüten nieder –
Ein Kind im Festgewand!
Die Vöglein singen laute Jubellieder
Im Frühlingsland.

Nur in mir selbst will jenen Sang begleiten
Ein herber Trauerton,
Weil meiner Seele halbzerriss'nen Saiten
Die Harmonien entfloh'n.

Die Klänge lassen sich nicht mehr verbinden,
Die das Geschick zerreißt...
Drum kann ich den Akkord auch nicht mehr finden,
Der süßer Frieden' heißt.

 
Im April 1854.


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