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Drittes Kapitel

Als Valentin endlich nach Hause kam, hätten alle schon schlafen müssen. Dennoch sah er durch die geschlossenen Fensterläden noch Licht im Musikzimmer. Er gab sich daher keine Mühe, die Tür der Wohnung geräuschlos zu öffnen. Er betrat den Salon, plötzlich war nirgends mehr Licht. Aber ein Gegenstand fiel hin.

Valentin ging schnell in das Musikzimmer. Die Glastür stand offen, sie klirrte leise, als wäre sie gerade erst geöffnet worden. Er streckte die Hand aus, um Licht zu machen, ließ es aber. Beide Hände vor sich, schritt er den Raum ab. Es war völlig dunkel, dafür kannte er jeden Schritt. Das Spiel mit dem Einbrecher ward spannender im Dunkeln.

Jetzt stieß jemand an ein Möbel, nur war es hinter ihm. Er ging falsch, der Mensch war im Salon. In der Glastür, die noch geklirrt hatte, mußte er sich an Valentin vorbeigedrückt haben. Valentin entfernte sich trotzdem weiter, verließ das Musikzimmer – aber im Korridor war er mit zwei Sätzen zurück an der Salontür. Kaum drinnen, fühlte er einen Schatten schon wieder in das andere Zimmer verschwinden. Schritte hörte er nicht, aber es wehte ihn, nun er nachlief, noch an von der Flucht.

Was ihn anwehte, war nicht der Geruch eines Einbrechers. Im Grunde wußte Valentin von diesem Augenblick an, was vorging. Er ließ es nur im Zweifel, weil es jetzt noch soviel reizvoller war. Wieder im Korridor angelangt, hätte er einfach die Treppe zu seiner Mansarde hinaufsteigen sollen. Er tat es nicht, er tat es auch das nächste Mal nicht. Er lief im Kreise und durch das Dunkel so lange hinter dem Schatten her, bis der Atem des verfolgten Wesens laut hörbar war. Es blieb stehen, ein schwaches Wimmern war alles. Sogleich mußte sie umsinken. Jetzt hätte Valentin sich gern davongemacht, aber er durfte nicht mehr.

Er entzündete nur die verhängteste der Lampen – was nicht hindern konnte, daß die Arme nackt dastand und zitterte. Sie hatte vor das glühende Gesicht die beiden weißen Hände geschlagen, sie verdeckten es fast ganz; und ihre nackten Knie schlotterten, sie wäre gefallen. Sie wäre rückwärts, denn sie strebte fort von Valentin, gegen den großen Mitteltisch aus Marmor und Bronze gefallen, sie hätte sich verletzt, vielleicht erschlagen. Er mußte wohl zugreifen.

In seiner Umarmung zuckten zuerst noch ihre Schultern. Dann beruhigten auch sie sich. Der Körper hing kraftlos, Valentin hielt ihn aufrecht. Er wagte Küsse, die sie nicht erwiderte. Aber ihr Mund, auf den seine Lippen lange gesenkt blieben, wehrte sich auch nicht. Seine Hände warben dringlicher, aber dieser Körper antwortete nur mit Schweigen, mit Starrheit. Valentin fühlte Scheu, ihn berührte eine Art Brüderlichkeit, etwas wie Mitwissen – noch bevor er bemerkte, daß sie in Ohnmacht lag.

Darauf trug er sie in ihr Zimmer, zog sie an wie eine Puppe und setzte sie in ihren Stuhl. Er fing an, Figuren aus Papier zu schneiden. Während er zwischen ihr und seiner Figur prüfend hin- und hersah, erwachte sie. Verständnislos blickte sie ihn an.

»Spielen wir?« fragte sie.

Er begriff, daß sie nichts wußte – oder nichts wissen wollte. »Wir waren so schön im Zuge. Sie dachten nur einen Augenblick an etwas anderes, Prinzessin.«

Sie schlug in die Hände, sie nahm die letzte der ausgeschnittenen Figuren. »Ich! Ich selbst!« Schnell die anderen! »Das könnten Sie sein, Valentin. Und diese hier, nein, sie soll es nicht sein. Sagen Sie, daß es nicht die Frau mit dem großen blauen Auto ist!«

»Aber da ist auch ihr Auto« – wobei er es fertig hervorzauberte.

»Haben Sie keine Angst, kleine Hoheit!«

»Wenn sie doch mit ihm in das Auto steigt!«

»Ja. Aber sie fahren nicht fort. Sie kommen an. Die Dame bringt der Prinzessin ihren Valentin. Sie sagt: ich bin seine Mutter. So gut wie seine Mutter. Ich will auch deine sein, kleine Hoheit. Ihr sollt glücklich sein. Ihr sollt alles vergessen haben, was peinlich war.«

In diesen veilchenblauen Augen gab es wirklich kein Erinnern. Prinzessin Adele nahm die Figur des Valentin von der Seite der Fremden fort und schob sie neben sich. Dann blickte sie gebannt auf das schöne Märchen. Valentin sah: wenn nur im Spiel alles glücklich aufging, der verdächtige Rest, den das Leben ließ, war bald vergessen … Hier trat der Professor ein.

Er hatte über seinen Schlafanzug nur schnell den Mantel gehängt. Er hatte das verquollene, blasse Gesicht des alten Mannes, der erwacht ist. Aus seinen Augen sah wahres Entsetzen. »Was ist geschehen?« fragte er heiser.

»Nichts«, sagte Valentin. Er ging mit dem Professor beiseite.

»Was soll dies? Was wissen Sie?« fragte der Professor.

»Lassen Sie mich nur reden. Ich kam nach Hause und hörte weinen. Sie müssen fest geschlafen haben, daß Sie nichts hörten. Ich wartete hinter der Tür, was es gäbe. Ich sprach auch hindurch, das Weinen ward nur schlimmer. Endlich merkte ich, daß nicht abgeschlossen war, und trat ein.«

»Wie fanden Sie sie?« fragte der Professor heiser. Sie sahen sich stumm in die Augen.

»Sie sollten noch besser aufpassen, Herr Professor« – dies mit Ernst. Dann ward Valentin leicht. »Die Prinzessin saß da und war eingeschlafen.«

Aufatmen des alten Erziehers. Valentin aber hatte ihn nicht so sehr belogen. Was er berichtete, war wirklich geschehen an jenem Sonntag, als alle fort waren, die Prinzessin allein war und Valentin sie überraschte. Nur hatte er sie damals nicht zu sehen bekommen. Sie wollte nicht – damals wußte er noch nicht, warum. Die Tür war verschlossen. Das Schlüsselloch war verhängt … Seit jenem Sonntag nun hielt die Generalin ihn für den Geliebten der Prinzessin. Valentin mußte lächeln.

Der Professor, dies sehn und wieder furchtbar erschrecken. Sein Werk bedroht, sein Kind entweiht. Mehr sein Kind, als wenn er es gezeugt hätte. Mehr sein Werk, als die nichtigen Taten seines Lebens. Dies vergeßliche Geschöpf, das nun Puppen hin- und herschob, nun sich entblößte, Professor Wunder, du hast es zu vertreten vor der ganzen Welt. Du mußt es vertreten und dennoch auch verhüllen. Es ist nicht einwandfrei und darf nicht ganz bekannt sein.

Valentin hörte den Professor flüstern: »Wieviel Sie auch wissen mögen –« »Ich behalte es für mich«, ergänzte Valentin. Da wagte der Professor zu bitten. »Schonen Sie sie!« bat er.

Als Antwort zeigte Valentin ihm das Puppenspiel der Prinzessin. Sie ließ nochmals die Dame in dem blauen Auto vorfahren, ließ sie der Figur der Prinzessin die Figur des Valentin mitbringen und ließ sie den beiden sagen, sie sollten glücklich sein. Die Prinzessin selbst jubelte. Ihre langen schmalen Arme fanden die schönsten Bewegungen.

 

Am nächsten Vormittag kam der Präsident. So früh war die Generalin noch nicht angezogen, sie mußte ihn einige Augenblicke allein im Salon lassen, nebenan aber musizierte die Prinzessin. Jene wußte: »Der General ist ausgegangen, der Professor auch. Die Prinzessin sitzt allein am Flügel. Die Frage ist nur, ob Seehase die Glastür öffnet. Er wird es tun. Er ist nicht gewohnt, sich etwas zu versagen. Sei klug, meine gute Ina! Die Prinzessin sieht ganz so aus, als könnte sie mit der Zeit zum schmerzlichsten Traum im Leben Seehases werden. Es wäre Sünde, dir das nicht zunutz zu machen, Inakind. Die Welt will es nicht anders.«

Sie ging. Stand da nicht tatsächlich der Präsident beim Flügel und was tat er? Er sang. Der Präsident sang.

Er war kurz gefaßt eingetreten und hatte gesprochen: »Prinzessin, wollen Hoheit die Meine werden, so übernehme ich jede Garantie, ich mache Sie zur größten Sängerin der Welt.«

»Können Sie denn singen?« fragte die Prinzessin. Es war eine ihrer unzusammenhängenden Fragen, aber den Präsidenten verblüffte sie. Er wußte im Augenblick selbst nicht mehr, ob Vorbedingung seiner Versprechungen nicht war, daß er singen konnte. Die Prinzessin schlug schon den Ton an, da stimmte er ein.

»Aber Herr Präsident!« sagte die Generalin mit stark glänzenden Augen. »So früh singen Sie schon ›Fuchs, du hast die Gans gestohlen‹? Ein Beherrscher der Wirtschaft, wie Sie!«

Sie zog ihn ein wenig abseits. »Erfüllen Sie nicht jede Prinzessinnenlaune, mein Lieber. Das könnte Sie doch zu weit führen.« Da ward er, um seinen Fehler auszugleichen, brutal.

»Wieviel verlangen Sie? Jawohl, wieviel Sie Abstand verlangen, wenn Ihr Sohn zurücktritt. Ich übernehme die Prinzessin.«

Die Generalin lächelte bedauernd, sie blieb gesellschaftlich, Geld brauche sie grade nicht. Er sagte: seit neulich. Das habe er bemerkt – schon an dem Diener, der ihm die Tür öffnete. Plötzlich habe sie Mittel. Auf einmal bezahle sie die ganze rückständige Miete. »Und Sie glaubten doch das Haus mit allen seinen Bewohnern so sicher in Ihrer Hand«, schloß die Generalin.

»Woher können Sie Geld haben?« fragte er, die Stirn in dicken schrägen Falten – und plötzlich öffneten sich die stahlblauen Augen. Sie trafen die Generalin wie ein Schuß, aber sie zuckte nicht.

»Die Zeiten der Kleinspekulation sind zum Glück vorbei«, sagte er, in der Hoffnung, sie werde widersprechen. »Bleiben Bridge und Bakkarat, na ja. Haben Sie davon schon mal Miete bezahlt?« Seine Augen waren wieder geschlossen. »Wenn wir nicht alle so vornehme Menschen wären, würde ich höchstens noch auf eine verliebte ältere Dame tippen.«

»In wen soll sie verliebt sein?« Auf diese Frage der Generalin zuckte er die Achseln und empfahl sich. Er versuchte, der Prinzessin die Hand zu küssen, aber wie schwer machte sie es ihm. Er mußte die über Tasten eilende Hand mit seinen Lippen verfolgen und küßte daneben.

Im Salon, schon beim Ausgang, sagte die Generalin: »Kennen Sie eine Baronin Hartmann?«

Er blieb stehn. »Nein«, sagte er, um mehr zu hören.

»Ich habe sie zufällig kennengelernt –« Sie betonte »ich«. – »In einer Gesandtschaft. Sympathisch, und ihr Haus hat Stil. Aber ist sie ein möglicher Verkehr? Man weiß von ihr nichts.« Wobei sie dachte: »Wennschon. Er hätte es doch herausgebracht. Und jemand aus solchen Kreisen mußte ich endlich einmal nach ihr fragen.«

Der Präsident murmelte: »Hartmann – warten Sie – Hartmann. Da stimmt etwas nicht. Es hat mal einen Skandal gegeben«, behauptete er drauflos. – »Waren Sie mit drin?« fragte die Generalin, ohne viel zu überlegen.

Er zog sich zurück. »Nein. Wieso. Ich weiß es nur vom Hörensagen. Jemand zeigte mir mal die Hartmann. Ich kenne sie nicht.«

»Was täte es auch. In solchen Kreisen«, betonte die Generalin, »hat jeder seinen Skandal gehabt.«

Der Präsident nahm die Anspielung nicht auf, verbeugte sich nur noch und ging. Er beschloß, diese Baronin Hartmann sich anzusehen. Er wußte von ihr nur Günstiges. Wie kam sie aber dazu, die ganze Generalsfamilie zu finanzieren? Ihn selbst aus dem Geschäft zu drängen? Untragbar.

Die Generalin stand am Fleck und dachte: »Er kennt sie. Er war in dem Skandal mit drin, ich hatte die Eingebung von oben. Wieviel wären die näheren Einzelheiten wert, wenn ich damit vor Seehase hintreten könnte?« Mit steigender Begierde: »Hinzugerechnet, was der General über seine geschäftlichen Anfänge weiß, kommt, glaube ich, ein Vermögen dabei heraus.«

Sie sah im Spiegel ihre Augen glänzen. »Ich gehe über Leichen«, sprach sie laut in den süßen Singsang der Prinzessin hinein. »Die Zeiten sind vorbei –«, mit weiter, fortdrängender Geste. »Diese Hartmann hat uns schon einen Teil unserer Schulden bezahlt. Der General weiß es nicht. Ich verantworte es allein. Der Fehler ist, daß wir zu lange anders waren. Wir hatten nicht die zeitgemäße Einstellung.«

Sie sah sich im Spiegel ungläubig an. »Ich, Ina Schollendorff!«

Plötzlich fühlte sie sich verlassen, sie wünschte den General zurück. Warum war er jetzt soviel fort? Sie kannte ihn, er entzog sich den peinlichen Fragen, die das Leben stellte.

Er war aber gerade mit ihnen beschäftigt – Tag und Nacht. Er hätte nie gedacht, daß Fragen, die keinen nützlichen Ausblick boten, ihn so sehr würden gefangennehmen können.

Die Behauptung einer Unbekannten, sie sei die Mutter Valentins, war zunächst Halluzination, wenn nicht Schwindel, und verdiente nicht einmal Achselzucken. Grade darum lag ein merkwürdig erregender Reiz in der Vorstellung. Das Leben des Vierundfünfzigjährigen war festgefahren, es versprach bis zum Tode nicht mehr die kleinste Überraschung. Gut. Sollte sie die Mutter sein. Was hatte sie davon? Was trieb sie her – nach fünfundzwanzig Jahren? »Ich aber würde fünfundzwanzig Jahre lang nicht gewußt haben, wen ich im Hause hatte. Unterstellen wir es als wahr.«

Da sah er: was ihn selbst betraf, war alles möglich, denn er hatte wirklich nichts gewußt, als daß noch einer Vogel von Lambart hieß. Wer der war? Wohin der strebte? Vielmehr, wohin es kam mit ihm? Der General machte die ersten Versuche, dem Leben des anderen Vogel von Lambart innerlich nachzugehen, und er erkannte, daß es, obwohl kurz, schon schwer gewesen war. »Ich bin doch kein Barbar, ich weiß längst, daß die Jungen heute nicht auf Rosen gebettet sind.« Ja. Aber seiner. Sein Valentin. Das war ihm im Grunde neu.

Er stellte sich an die verschiedenen Wendepunkte in dem jungen Leben und verglich damit sich selbst in dem gleichen Alter. »Würde ich das ausgehalten haben? Ich war verwöhnt, gestehen wir es nur. Sogar mein Ehrgeiz war von eleganter und verzärtelter Art, die Rauheren kamen mir zuvor. Als ich nahe daran war, in die Gunst Seiner Majestät zu rücken, bekam ich eine dicke Backe, womit alles aus war. Das hielt ich für einen beispiellosen Schicksalsschlag. Die wirklichen Schläge, die später kamen, mich haben sie sofort leberkrank gemacht. Bei einem anderen habe ich die Leber wohl ohne weiteres für besser gehalten?«

Er belehrte sich. Natürlich hatte er seinem Sohn nicht geholfen. Welchem Sohn war geholfen worden. Es lag daran, daß das große Unglück zuerst doch die Väter befallen hatte. Großes Unglück, der Krieg? »Dafür hielten wir ihn nicht, grade im Gegenteil – obwohl wir ihn nicht gewollt hatten. Ich bestimmt nicht. Der einzelne wollte ihn nicht. Hat die Welt im ganzen ihn darum doch gewollt? Soll ich, nur weil ich früher auf der Welt war, für ihre Taten meinem Jungen verantwortlich sein?«

Hier schwiegen seine Gedanken wie gebannt. Als die Lähmung wich, sagte er: »Verantwortung – ein Wort! Man kann sehr wohl sein Kind unglücklich machen, und es ging doch nicht anders.« Er dachte leiser: »Mich rechtfertigt dies nicht.« Und wieder mit Nachdruck: »In dem Leben, wie es ist, meine Pflicht tun ist alles.«

Womit er abbrach. Dies war die Stelle, wo er immer abbrach. Saß Valentin vor ihm, kamen alle diese Gedanken weit schwächer. Der wirkliche Anblick des jungen Menschen beruhigte ihn eher. Er überzeugte den General beinahe davon, daß jeder hatte, was er brauchte. »Schließlich kennt die Jugend nichts anderes, als was jetzt ist.« Er machte einen Versuch, ob der Sohn vielleicht noch Erinnerungen hatte an die Zeit des Reichtums, in die seine Kindheit fiel. Der General hatte ihm eine Weile unausgesetzt die größten, teuersten Spielsachen gebracht. Der Grund war, daß er seine Frau damals betrog und ihr Geld nicht für sich, nur für das Kind ausgeben wollte. Er hatte diese anständige Handlung nicht vergessen.

Nein, Valentin wußte grade von jenen Sachen nichts mehr. Schon ärgerte sich der General, daß er gefragt hatte. Da begegnete sein Blick an der Wand dem Bildnis des Knaben – des heiteren, glücklichen Knaben, der 1915 voll Freude darauf wartet, daß er als Freiwilliger hinausziehen darf. Was war geschehen seither? Das Geld war fort? Mehr, viel mehr. Die Freude war fort. Die zuversichtliche Erwartung. Das Vertrauen. »Zu wem Vertrauen? Zum Leben. Aber ich, ich kann doch nichts für das Leben.«

Verrückte Gedanken. Sogar das, was allenfalls richtig war an ihnen, verdiente abgelehnt zu werden im Namen der geistigen Gesundheit. Andererseits konnte man sich unmöglich abschließen gegen alles, was um uns her erlebt, man mußte wohl sagen erlebt wurde, selbst nicht gegen Falsches, Unwirkliches. Der phantastische Anspruch einer sonst unbekannten Person drang nun doch einmal hier ein. Er fragte die Generalin: »Wie kommt sie eigentlich darauf?«

Die Generalin war erstaunt. »Du kennst doch die Geschichte mit dem Kind und dem Brunnen.«

»Ja. Ich meine, wie es kommt, daß sie sich grade jetzt darauf besinnt.«

»Vielleicht hat sie gewartet, bis sie genug Geld hatte.«

»Wofür?« fragte der General mit Stirnrunzeln – und das Gespräch stockte.

Er nahm es wieder auf. »Man hält nicht Jahrzehnte lang still, wenn ein Gedanke drinnen festsitzt. Er muß sie erst jetzt befallen haben.«

Die Generalin hatte hierüber keine Meinung. Er war genötigt, die Stichworte selbst zu bringen. »Man nennt das Reue.«

»Wie?« fragte die Generalin hier. Ihre Brauen rückten flüchtig hinauf.

»Das Gewissen schlägt ihr«, erklärte er ungeduldig. »Sie merkt plötzlich, was Verantwortung heißt.«

Die Generalin wartete höflich. »Wenn du meinst«, sagte sie, da er schwieg. »Ich kann mir zwar einfachere Motive denken. Zum Beispiel, daß sie Familienanschluß sucht.« Die Generalin führte ein Beispiel an, Geheimrat von X., bei denen mitten in der Wintersaison plötzlich eine bisher völlig unbekannte Verwandte erschienen war – »im Alter der unseren«, sagte die Generalin mit scharfem Lächeln. »Das ist das Alter.« Neuer Glanz bei Geheimrats, und ruinierter konnte doch niemand gewesen sein. Jetzt waren beide Töchter verheiratet.

»Das liegt einfach«, sagte die Generalin. »Ein einfaches Abkommen zwischen Geheimrats und der Dame. Baronin Hartmann hat den Ehrgeiz, durch uns in die gute Gesellschaft zu gelangen, ist aber klug genug, uns nicht mit Geheimrats X. zu verwechseln. Daher die umständlicheren Vorbereitungen. Du wirst sehen, was noch kommt.«

Die Generalin hatte leicht prophezeien. Der Wunsch der Baronin Hartmann, hier empfangen zu werden, war schon an sie gelangt. Sie hatte abgelehnt. Seitdem verdiente Valentin all das Geld, das ihre Schulden bezahlte.

Der General hörte nur: alles sollte erfunden sein, die ganze alte Geschichte des Dienstmädchens – und sooft er sie selbst auch geleugnet hatte, in diesem Augenblick fühlte er, die Geschichte habe bei ihm Wurzeln gefaßt. Alles leugnen, alles Geheimnisvolle, jede Berührung mit einem fremden, dunklen Geschick, ja, die Tiefen leugnen, die das Leben hatte, der General nannte es nüchtern und leichtfertig. Für sich stellte er fest, man müsse schon aus der Sphäre Schollendorff kommen. Vielleicht ließ er es durchblicken, dann aber jedenfalls so höflich, daß nur die Übung eines Vierteljahrhunderts es merken konnte.

Die Generalin erinnerte in solchen Lagen lachend an den Vorfall mit dem Regimentskommandeur, der neu nach Hamburg kam. Sein Adjutant Hauptmann Vogel von Lambart war mit ihm hinversetzt. Wo man dort verkehre, fragte der alte Preuße. Man nannte ihm Namen. Wer das sei? Kaufleute. »Ich habe noch nie bei dem Kaufmann am Markt verkehrt«, sagte der Kommandeur, der sein Leben lang in Pommern und der Mark gestanden hatte. Der Kaufmann am Markt! Schollendorffs und der Kaufmann am Markt! »Aber so seid ihr«, schloß die Generalin. »So sieht im Grunde eure Weitläufigkeit aus.«

Der General wieder fand grade die Art der Schollendorffs unter den gegebenen Umständen nicht einwandfrei, ja, unheimlich. Was sprach eigentlich dagegen, daß er mit einer Kindesunterschiebung betrogen worden war? Nun ja, dagegen sprach der gesunde Menschenverstand, das heißt Gewohnheit, Bequemlichkeit, die pflichtgemäße Stellung zur eigenen Frau.

Wenn man sich nun anders zu ihr stellte?

Diese Frau hatte im Grunde von jeher Zeichen eines Charakters gegeben – Der General schloß den Satz nicht. Er hatte die bedenkenlose Willenskraft der Frau ausdrücken wollen. Wenn wir festsitzen, liegt es vorgeblich immer nur an der überlegenen Willenskraft anderer – die aber selbst manchmal froh wären, wenn sie wenigstens die unsere hätten. Dies fiel dem erfahrenen General wieder ein, bevor er weiterging.

Bei allen Vorbehalten blieb doch das eine, daß Ina ihre Ehe, als sie einst bedroht war, rücksichtslos verteidigt hatte. Ein Opferlamm war sie nicht. Zur Ehe gehörte das Kind, denn der Vater hatte es sich dringend gewünscht. Es war gekommen, als seine Ungeduld für die Frau zur Gefahr wurde. Da war es unverhofft gekommen … Und warum kam später nie mehr eins?

»Mir in meinem Glück war doch Schwangerschaft wahrhaftig leicht vorzutäuschen.« Er schrak nochmals zurück. »Eine Dame aus Hamburg!« Dennoch hatte er schon festgestellt, noch existiere der Arzt, der die Generalin zwar nicht entbunden, aber nachher behandelt hatte. Der General ging sogar bis vor das Haus des Arztes. Weiter kam er nicht. Der Arzt war nun alt, hatte Titel und Orden, eine Respektsperson. Trete einer vor ihn hin und frage ihn, ob er vor fünfundzwanzig Jahren eine strafbare Handlung begangen hat! Ein für alle Male nein, entschied der General. Statt dessen bekümmerte er sich um die Hebamme.

Da fand er, daß sie damals aus Berlin verschwunden war, dann mehrmals den Wohnort gewechselt hatte und endlich nicht mehr auffindbar schien. Eine Gefängnisstrafe wegen unerlaubter Eingriffe ging vorbei. Mithin war sie auch der Kindesunterschiebung fähig. Zu der Zeit war sie noch keine alte, heruntergekommene Person gewesen? Ganz gleich. Endlich betrat der General festen Boden.

Er veranstaltete mit Hilfe von Agenturen eine wahre Jagd auf die Hebamme. Er kam in Leidenschaft, eine Aufgabe erfüllte ihn. Er versäumte die Mahlzeiten, stand schließlich erregt und abgehetzt vor der Generalin, und erst unter ihrem befremdeten Blick fiel ihm ein, was er tat. Er arbeitete an ihrem Verderben. Er erschrak, so war es nicht gemeint. Alles kam vielleicht nur, weil er leider zu viel freie Zeit hatte. Jetzt brachte er von seinen Streifzügen nach der betrügerischen Hebamme seiner armen Frau Schokolade und Blumen mit.

Die Grenzen seiner Untersuchungen erweiterten sich, wie konnte es anders sein. War Baronin Hartmann die Mutter Valentins, welchen Gebrauch hatte sie so lange davon gemacht? Keinen bis in die jüngste Zeit? Hier erschien ein Rätsel. Schon seit den großen Schicksalsschlägen konnte sie heimlich eingegriffen haben. Zweifel kamen dem General über den Beginn seiner Beziehungen zum Präsidenten. Wie hatte er bei Seehase Generaldirektor werden können? Warum hielt Seehase trotz ihrem Zerwürfnis noch immer Valentin? Alles war erschüttert, wenn der Präsident und die Baronin einander kannten. Sie leugneten, aber der General hatte Kappus. Er hatte herausgebracht, wie Kappus zu der Hartmann stand. Die Gelder waren fraglos durch seine Hand gegangen. Der General beschloß, Gericht zu halten.

»Herr Kappus, wir kennen uns endlos lange. Von Mann zu Mann, was Sie tun, ist Verrat.« Er ließ sich nicht aufhalten. »Sie subventionieren meinen Sohn Valentin. Sie tun es in allen erdenklichen Formen schon seit Jahren. Sie müssen Gründe haben, die über gewöhnliches Maß gehen. Wollen Sie sich nicht aussprechen? Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß weiteres Versteckenspiel –«

Der General beendete die Drohung nicht, Kappus sah gar zu einfältig aus. Der gewitzte, reife Mann legte die Hand auf das Herz wie in uralten Zeiten. »Herr General, ich soll nicht mehr leben.« Auch dies war nie von ihm gehört worden. »Ich weiß nur, daß Spielschulden gemacht worden sind.« Er sagte nicht, von wem. »Sonst weiß ich noch, daß Ihre von mir hochverehrte Gemahlin ein überaus schönes Kollier besitzt, Brillanten und Türkise, große Türkise. Man trägt das nicht mehr, aber eine Dame meiner näheren Bekanntschaft hat Interesse für Steine. Sie will das Halsband kaufen. Sie will es sehen. Sie will Besuch machen.«

Was ließ sich erwidern. Die Dame wollte sich auf diese Weise bezahlt machen für die Spielschulden Valentins. Der General hatte ihr nichts abzuschlagen. Auch hielt er es nicht mehr aus, die Unbekannte beschlagnahmte nachgrade seine gesamte Geistestätigkeit, sie sollte kommen, sollte endlich auftreten in eigener Person. Er sprach seiner Frau von dem Besuch, der gewünscht ward.

Die Generalin war froh. Schon mehrere Tage lang wagte sie nicht, das entscheidende Wort zu sprechen, aber Valentin als Beauftragter der Baronin Hartmann drängte. Baronin Hartmann hatte beträchtliche Dienste geleistet, sie konnte endlich den Preis fordern. Die Generalin machte der Form wegen ihrem Gatten einige Schwierigkeiten, sie ließ durchblicken, was sie von seiner inneren Unruhe ahnte. Die Verantwortung für den gewagten Schritt lag zum Schluß nur auf ihm.

 

Als das große blaue Automobil vorfuhr, sah einzig die Generalin es, sie sagte aber nichts. Heute ward jeder auf Herz und Nieren geprüft, um so besser, je unverhoffter. Auch dem Präsidenten war nicht angekündigt worden, wen er hier treffen werde. Wenn er nur kam!

Eine Karte ward gebracht. »Felicie«, bemerkte die Generalin. »Der Akzent auf dem c ist dem Kriege zum Opfer gefallen.«

Sie erwartete stehend die Gegnerin. Während ihres Ganges durch den Salon enthüllte jene der Generalin vieles: außer den Firmen, die sie angezogen hatten, einen Rest von Exotismus, ausgedrückt in Naivität des Auftretens und dem nicht vollendet sicheren Geschmack. Die eigentliche Herkunft der Frau aber verriet sich in ihrer Schönheit selbst. Schönheit war es wohl, da Valentin wie auch der General ihr so beflissen die Hand küßten. Aber es war grobe Schönheit, keine feinen Knochen, kein Gesicht, das wechselte, die Augen unter ihren regelrecht gewölbten Brauen zu groß und zu stumm, die Haut matt, glatt, noch nie von geistiger Unruhe in ihrem Blühen gestört. Dies alles in seiner Einfachheit stehengeblieben und erhalten weit über die Grenze des Alters. »Sie ist wahrhaftig nicht jünger als ich, aber wie sehe ich gegen sie aus!« Nur die Haare, prachtvoll rund angesetzt über der Stirn, die Generalin schwor, daß sie viel bestimmter rot gewesen waren einst, zur Zeit der Abenteuer. Zur Zeit der sinnlichen Abenteuer. Jetzt, bei dunkleren Haaren, waren andere daran, Abenteuer des Herzens sozusagen. Aber die Generalin beschloß, ihnen keineswegs zu trauen. Der Anblick der Baronin Hartmann machte sie gefaßt auf Rückfälle ins Gebiet der Sinne.

Die beiden Herren verhielten sich abwartend, sie achteten das erste Zusammentreffen der weiblichen Mächte. Baronin Hartmann indes nahm reichlich belegte Brötchen zum Tee, sie eröffnete den Kampf nicht. Was die Generalin an ihr entdeckte auf dem Gang durch das Zimmer, hatte sie selbst genau mitverfolgt. Sie ahnte auch, daß es zu der Vorstellung der Generalin durchaus passen würde, wenn sie reichlich Brötchen nähme. Daher tat sie es. Mit dem ersten Blick hier sah sie die Feindin – und daß alles, was bei Valentin ihr selbst entgegenwirkte, von der Feindin kam. »Ihr habe ich das Kind überantwortet die lange, lange Zeit!« Einer Frau mit so dünnen Haaren, den nervös glänzenden Augen und diesen Zähnen. Die große, zu blasse Nase verhieß nichts Gutes, aber erst die verdorbenen Zähne in all dem Gold! Baronin Hartmann erkannte die Gefahr rein körperlich. Sie erkannte auch, sie werde sich äußerst beherrschen müssen.

Die Generalin hatte ganz etwas anderes beabsichtigt, aber nach einigen Sätzen der Verlegenheit sagte sie zu ihrem eigenen Erstaunen: »Jeder hat jetzt Geschäfte und was für welche! Werden Sie mir glauben, Baronin, daß ich mich heute einer Dame zu erwehren hatte, die mir meinen Mann abkaufen wollte? Jawohl, eine Dame, die Generalin werden wollte. Es scheint jetzt üblich. Die neue Klasse kauft Verwandte.« Sie sprach im Plauderton, aber scharf.

Der General versuchte gutzumachen, er sagte vollendet höflich: »Ihre Villa in der Tiergartenstraße, Baronin, haben Sie schon sehr lange, längst vor den neueren Ereignissen. Ich weiß es, weil ich selbst, oh, in Zeiten größerer finanzieller Bewegungsfreiheit, einst ein Auge auf Ihr Haus geworfen hatte. Es schien damals lange leer zu stehn.«

Denn sie sei damals viel auf Reisen gewesen, sagte Baronin Hartmann – indes sie mit Kummer Valentin tief erröten sah. Sie begriff seine Scham, als hätte nicht die Generalin, nein, sie selbst sie verschuldet.

Während sie weiter mit dem General sprach, beurteilte sie ihn. Er war ein schwacher Mann, viel zu bedenkenvoll für diese Frau. Aus Bedenken hielt er sich auch keine Freundin, sosehr er sie sich wahrscheinlich wünschte. Kein entschlossener Gegner, so sah Baronin Hartmann. Schon nicht, infolge innerer Kritik an der handelnden Frau. Sie war gerecht, sie gab zu: »Die Frau verteidigt, was sie hat. Ich werde sie nie entschädigen können.« Trotzdem haßte sie die Generalin – so sehr, fürchtete sie, könne jene sie nicht hassen.

Jeder fühlte, was vorging; das Sprechen ward schwer. Die Generalin griff schließlich zu Komplimenten über den Anzug der Besucherin. Dabei achtete sie eigentlich nur noch auf ihre Zähne, diese weißen, ohne eine Beschädigung musterhaft im bequemen Munde aufgereihten Zähne, über die beim Sprechen die Lippen abwechselnd hin- und wieder fortglitten. Es reizte die Generalin unerträglich. Mitten in einen Satz über Hüte brach sie ab. »Und Ihr Gebiß, Baronin!«

Zum erstenmal färbte sich die glatte Haut. Baronin Hartmann hob die Hand auf. Niemand wußte, was sie tun würde, sie wußte es selbst nicht. »Aber es sitzt fest«, sagte sie – und klopfte mit den Knöcheln der geschlossenen Hand heftig an ihre Zähne.

Die Generalin fuhr zurück auf ihrem Stuhl. Sie fühlte: »Schrecklich! Das ist ein Tier.«

Die Fremde sah selbst erschrocken aus. Sie hatte sich beherrschen wollen, da war grade geschehn, was sonst nicht vorkam.

Mitten in die Panik trat der Präsident. Er wirkte zunächst erleichternd mit seinen langsamen Bewegungen und weil er hinkte. Baronin Hartmann sah ihn bei der Vorstellung noch durch einen Schleier. Schon seine ersten Sätze genügten, sie verstanden sich. Er sagte etwas über ihr Automobil, das draußen stand; aber er sagte nicht das, was er etwa der Generalin darüber gesagt hätte. Das Gespräch führte sofort zu der Wirtschaftskrise, zu den Arbeiterentlassungen. Merkwürdig, Baronin Hartmann sagte ihm auf den Kopf zu, wie viele er in der nächsten Zeit abbauen werde. Man sah sie geschäftlich werden. Mit ihr verlor auch der Präsident den gesellschaftlichen Ton, den er doch mit der Generalin und ihrem Gatten sogar noch im Streit behielt.

Mürrisch gab Seehase zu, was er nicht leugnen konnte. Dann prahlte er. Ganz andere als er würden auffliegen. Wer sich jetzt aber halte, sei hindurch. Hierin schienen sie einig, wenn auch immer auf diese unhöfliche Art. Jeder der beiden fühlte von dem andern, den er sonst nicht kannte, das eine mit Sicherheit, daß auch zu ihm nicht immer im Leben höflich gesprochen worden war. Ihr war es sogar, als habe sie ähnlich schroff mit dem Mann einst schon gesprochen. Nur blieb es dunkel wie Traum.

Die Generalin saß auf Kohlen. Rücksichtslosigkeiten gegen sie selbst konnte sie ausgleichen durch um so mehr Takt und Überlegenheit. Dagegen boten Rücksichtslosigkeiten Fremder untereinander ihr keinerlei Gewähr für ein gutes Ende, sie ertrug sie nicht. Sie suchte Hilfe, aber ihr Mann und Valentin stellten sich unbeteiligt. Ein letztes Mittel blieb ihr, sie läutete. Jetzt ging befehlsgemäß der neu aufgenommene junge Diener zu der Prinzessin und bat sie zum Tee. Da kam sie schon, gefolgt vom Professor. Wirklich, der Präsident beendete augenblicklich sein geschäftliches Gehaben. Er selbst trug für die Prinzessin den Stuhl herbei. Sie wieder zog den Stuhl Valentins nahe an sich. Der Präsident rückte um so näher, alle drei saßen aufeinander. Die Generalin begegnete dem Erstaunen der Baronin Hartmann, sie lächelte ihr zu. Es hieß: »Dies erkläre ich Ihnen später.«

Am Präsidenten gab es nichts zu erklären. Er war sehr bleich geworden, als die Prinzessin eintrat, war aber jetzt hell gerötet und beherrschte nicht mehr jede seiner Bewegungen. Wie alle seine von einem schweren Leben gefügten Falten und Züge dem kleinsten Wink der jungen Prinzessin gehorchten, und sie wußte nicht einmal, daß sie den Wink gab! Die harten Augen bekamen etwas Winselndes, obwohl sie hart blieben, es war wunderbar anzusehn. Baronin Hartmann sah jetzt: »Ich muß ihn kennen. Woher kenne ich ihn?«

Das abgeschorene kleine Mädchen – schon wieder waren die Haare kürzer – ragte lang und schlank von seinem Sitz auf, schlug lange Beine über, lachte mit seiner lustigen bunten Schminke und schwatzte Torheiten, die nur der große Präsident ernst nahm. Immerhin fand auch Valentin sie weniger unzusammenhängend als sonst, er fragte sich, woher. Etwas Klärendes ging in dem Kopf der Prinzessin vor: was war es?

Er fühlte an seinem Herzen, was es war. Sein Herz erfüllte sich mit Zärtlichkeit – wenn nicht mit Liebe. Ein Wesen, das du neulich nachts verschont und gepflegt hast und das dich dafür anbetet, obwohl sie eigentlich alles vergessen hat! Vielleicht sogar redet sie heute weniger töricht, nur weil sie liebt, und das Wunder tust du, du, der an Wundern verzweifelt war! Er war fast glücklich. Er übersah nicht nur den Präsidenten, der ihm doch auf den Fuß trat, einen Augenblick störte ihn nicht einmal mehr Felicie, die doch hier war, ihn zu beobachten. Ja, vielleicht beschäftigte er sich mit der Prinzessin noch lieber, weil Felicie zusah. Er unterschied nicht alles, was mit ihm vorging. Seine grauen Augen aber erhellten sich, so sehr leuchteten jene veilchenblauen.

Die Generalin saß nach wie vor auf Kohlen. Es war unmöglich, daß Baronin Hartmann nicht sah, was vorging – obwohl sie sich anerkennenswerterweise beherrschte. Das, was sie sich wünschte, war es nicht … Die Generalin brach kurz ab. »Baronin, ich glaube, wir haben noch etwas anderes zu besprechen.« Baronin Hartmann verstand und kam mit.

Sie führte sie durch das Eßzimmer in ihren Ankleideraum. Während die Generalin den Schmuckkasten aufschloß, sagte plötzlich die andere: »Hier ist die Seitenwand des Hauses. Nebenan das Schlafzimmer geht nach hinten. Dies Erdgeschoß ist nicht hoch. Stände jemand hinter dem Hause, er könnte hinein- und hindurchsehn bis hierher. Stände er zwischen den beiden kleinen Pflaumenbäumchen«, schloß sie. Die Generalin sah schnell um nach den Bäumen. Natürlich waren sie nicht da, sie waren längst eingegangen und fortgenommen. Der Generalin schauderte es. Sie sagte: »Hier ist das Halsband.« Dann erst fiel ihr ein zu sagen: »Sie haben recht, daß Einbrecher es hier vielleicht zu bequem hätten. Aber wir sind bewaffnet.«

Die andere schwieg, sie schien nicht einmal zu hören. Sie fühlte sich nicht mehr hier im Zimmer. Sie fühlte sich draußen stehn hinter dem Hause, es war Nacht, war kalt, eine der kalten, elenden Nächte von einst. Umsonst spähte sie durch geschlossene Vorhänge, erriet die Schatten, die darüberfuhren, erlauschte die armen, geliebten Laute des Kindes, das sie doch dahingegeben hatte. Dahingegeben, dahin, dahin! Baronin Hartmann machte zum Befremden der Generalin mehrere ganz selbstvergessene Schritte. Dann war zu sehen, wie sie zurückfand aus ihren Gedanken, aus wer weiß welchen fernliegenden verdächtigen Abenteuern.

»Verzeihen Sie, Frau Generalin, ich bin wohl neugieriger, als man bei einem ersten Besuch ist. Das Knabenbild im Salon ist doch –« Sie suchte den Ausdruck. »Herr Valentin?« Sie erhielt die Bestätigung, dies genügte ihr aber nicht. »Auf dem großen Mitteltisch die Figur –«

»Der Jüngling?« Die Generalin horchte auf.

»Auch das ist er. Ich sehe es«, sagte die andere. »Das ist er noch jetzt.«

Die Generalin biß sich auf die Lippe. Das sah sonst nur sie, und sie sah es nicht mehr oft. Für wen war Valentin noch die Figur, die sich aufschwingt? Und die doch dagewesen war, bevor er selbst zur Welt kam … Sie fühlte, der Schauder sei ihr wieder nahe, beschloß aber, sich nicht mehr verblüffen zu lassen. Zum Schluß wußte doch jede von ihnen, was sie hier wollte. »Sehn Sie sich das Kollier bitte an«, sagte sie trocken.

Die andere kam auch, zog die schon ausgestreckte Hand aber so schnell zurück, als sei das Halsband heiß. »Diese kleine Prinzessin ist reich?« fragte sie.

Ach so. Sie wußte nichts. Die Generalin beglückwünschte sich, den heiklen Punkt noch nicht berührt zu haben. »Sehr reich«, sagte sie.

Sie atmete ein paarmal. »Nach der Fürstenabfindung wird sie noch viel reicher sein. Für Valentin kommt sie natürlich nicht in Frage.«

»Natürlich?« fragte die andere. »Das kann ich nicht einsehn. Nur Rang und Reichtum kommen für ihn in Frage.«

Sie war nicht eifersüchtig? Die Generalin hatte nichts anderes erwartet, als daß sie die Prinzessin befeinden werde. Statt dessen schien sie ihr entgegenzukommen – wenn auch mit einem Schatten Trauer in der Stimme. Sie war ehrgeizig für Valentin. Denn ihre eigenen Zwecke waren vor allem gesellschaftlicher Art, die Generalin hatte es gleich anfangs richtig erfaßt, sie hätte sich nur erinnern müssen. »Hier Eifersucht anzunehmen! Sie wird im Gegenteil so weit gehen in ihrem Bedürfnis nach gesellschaftlichem Avancement, daß sie Valentin die Mitgift gibt. Die Prinzessin aber bekommt sie vom Präsidenten. Wie alles klappt!« dachte die Generalin bewundernd – obwohl mit gleichzeitiger Abneigung gegen den ganzen Zusammenhang der Dinge und gegen ihr eigenes Mitwirken.

»Der Präsident –«, begann hier die andere.

»Der Präsident«, unterbrach sogleich die Generalin, »gehört auch dazu. Er sagt auch gern: Prinzessin!« Sie lachte konventionell, zu dem Lachen ließ sich alles aussprechen. »Sie sehen doch, daß der Snob keine Gefahr ist. Bis an gewisse Grenzen darf man ihn gehn lassen.« Dabei dachte die Generalin: »Du kuppelst, mein Inakind. Und dieser Dame hast du, weiß Gott, soeben zugezwinkert.«

Baronin Hartmann bemerkte von dem allen nichts. Sie hatte die Augen schwer auf der Generalin, Augen, die nicht sahen. Die Generalin war schon in Unruhe, was jetzt käme. »Ich muß ihn kennen«, kam.

»Den Präsidenten? Was Sie nicht sagen« – die Generalin stellte sich gleichgültig.

»Man kann nicht mehr alle Gesichter wissen. Und dieses habe ich nachts gesehn.«

»Schöne Nächte«, dachte die Generalin. Sie lachte heiter.

»Behüten Sie die Prinzessin!« verlangte jene, es klang drohend.

»Aber bitte, sie hat ihren Lehrer.« – Dies hörte Baronin Hartmann kaum zu Ende. Offenbar hatte von der ganzen Gesellschaft niemand sie so ungeduldig gemacht wie der arme Professor. »Was für ein Mensch ist das! Er läßt das Mädchen flirten und hält Reden. Er redet Dinge, die er selbst nicht für wahr hält, und erwartet, daß sogar die ihm zuhören, die grade ein Mädchen verführen.« Ihre Handbewegung erledigte den Professor. Verächtlicher war keiner.

»Der Präsident ist gefährlich«, begann sie wieder – da erschien im Türvorhang Valentin. Seine Miene bat um Entschuldigung.

»Ich bedaure, eine kleine Störung. Dem Präsidenten ist nicht wohl. Wir tragen ihn auf den Diwan.«

Er zog sich zurück. Statt seiner hob die Generalin den Vorhang auf. Baronin Hartmann trat hinter sie. Beide sahen zu, wie der Professor und Valentin den Leidenden hinlegten. Der Präsident hatte geschlossene Augen, aber nur weil er litt. Das Faltenspiel des Gesichts, der fleischigen Stirn stand angstvoll still. Nun Geist und Gegenwart in seinen Zügen der Krankheit unterlagen, zeigte er freilich nur noch ein altes Tiergesicht. Alles verfiel und versank um den Mund in seiner gramvollen Grausamkeit. »Der!« sagte jemand. »Der war es!« Heisere entfernte Stimme, die Generalin begriff nicht gleich, daß sie so nahe hinter ihr sprach.

»Wer?« fragte sie, ohne umzusehn.

»Der hat ihn dem Gericht verraten«, sagte die Stimme.

»Wen?«

»Seinen Freund.«

»Der Ihnen nahestand?«

Hierauf kam keine Antwort mehr. Die Generalin tat einen Schritt und war auf der anderen Seite des Vorhangs. Sie hielt ihn noch, sie sah noch hinter sich in das entsetzte Gesicht. Dann ließ sie ihn vor dem Gesicht zusammenfallen.

Die Generalin fühlte Boden, sie ging leichtfüßig. So war es, ein Mann hatte der Dame nahegestanden, der Präsident aber hatte gegen ihren Geliebten gearbeitet – in einem richtigen Prozeß, dem berühmten Skandalprozeß der Baronin Hartmann! Das Beste: er wußte es selbst nicht mehr. Er hatte sie nicht wiedererkannt, sie ihn erst jetzt. Alles mußte sehr lange her sein. Solche Leute hatten selbstverständlich schon mehrmals in ihrem Leben anders geheißen. »Sicher ist, ich kann beide ins Bockshorn jagen. Du machst dich, Inakind.«

Leichtfüßig streifte sie den General. Er betrachtete tief den liegenden Präsidenten. Da lag der Präsident und war im Augenblick nicht mehr der Sieger. Er hielt sich das Herz, litt Atemnot und glich einer Leiche. »Nun, das geht vorbei, es geht immer noch einmal vorbei.« Der General hatte es nötig, sich selbst zu ermutigen. Der Druck auf Magen und Leber ward seit kurzem bei ihm wieder stärker, ein Gallensteinanfall näherte sich. Da aß man nicht mehr, ward gelb und neigte zur Unterschätzung des Lebens.

Die Generalin nahm ihn beim Arm, sie war herzlich aus Freude über ihre Erfolge. »Mache dir um Gottes willen nur keine Gedanken!« Sie zog ihn fort aus der gefährlichen Nähe des Präsidenten. Hierauf veranlaßte sie den Professor, der sich noch nicht wieder gefaßt hatte, die Prinzessin abzuführen. »Ich übernehme die Pflege unseres Kranken.« Denn der Generalin lag daran, mit dem Präsidenten allein zu bleiben, solange er noch schwach war und weder seine Eindrücke noch seine Worte ganz beherrschte.

Mit den Augen winkte sie Valentin herbei. »Du siehst, ich kann mich bei der Baronin Hartmann nicht verabschieden. Entschuldige mich, bitte, bei ihr.«

»Sehr wohl, Mama.«

Aber sie hielt ihn noch auf. »Ach, ich vergaß den Schmuck. Ich glaube, daß sie ihn nimmt. Den Preis weißt du, aber lasse sie bieten, wir sind keine Händler.«

»Gemacht«, sagte er – und ließ denselben zerstreuten Blick umherschweifen wie sie. Als ihre Augen sich dennoch trafen, lächelten sie beide gleich scharf und flüchtig. Die Generalin zuckte die Achseln.

Valentin wollte eintreten, blieb aber im halb erhobenen Vorhang stehn. Was er sah, war neu: Felicie, die wie eine Wilde im Ankleidezimmer hauste. Sie hatte schon mehrere Sachen von den Tischen gestoßen, auch ein Stuhl war umgefallen. Sie brauchte freie Bahn. Das kleine Zimmer faßte die Leidenschaft ihrer Bewegungen nicht. Mehrmals fuhr sie mit der Hand nach ihrem Hals, als wollte sie alles aufreißen. Auch in ihrer Miene herrschten verhängnisvolle Vorgänge – und machten sie älter. Ja, Glätte, Gemütsruhe, das Wesen der Dame waren nötig, damit Felicie noch jung blieb. Aufregungen gaben ihr sofort die Maske tragischen Verfalls.

Dem, der dies erspähte, klopfte das Herz. Er schämte sich, er ließ den Vorhang fallen. Dahinter rief er zuerst mehrmals ihren Namen: »Felicie« – mit der Stimme der guten Tage. Als er dann eintrat, saß sie auf dem kleinen hellgelben Ruhebett und sah ihm entgegen, ohne zu sehen, denn in ihren Augen standen Tränen.

In ihren großen Augen stand Tränenwasser, ohne überzulaufen, wie gehalten von ihrem Willen. Sie sagte beherrscht, daß sie um ihn in Sorge sei. Er fiel gleich ein, er wisse alles, was ihr Sorge mache. Nein, sagte sie, denn er kenne den Präsidenten nicht. Er wies hinter sich, dort liege der Präsident, sie müßten leise verhandeln.

Sie fing neu an. »Warum nur, Valentin, haben Sie mir nie ein Wort von der Prinzessin gesagt?«

Dies war das Unentschuldbare, er wußte es. Die munteren Erklärungen, mit denen er es dennoch versuchte, gab er sogleich wieder auf, ihr Blick war zu fremd. Endlich gestand er einfach, alles komme von einem ersten Versäumnis. Die Prinzessin war die erste Zeit zwischen ihnen ungenannt geblieben, später war nichts mehr zu ändern. »Was sollte ich sagen, Felicie? Sie wären auf falsche Vermutungen gekommen.«

»Es sind aber die richtigen«, sagte sie. »Die Prinzessin ist Ihre Verlobte.«

»Ich weiß es nicht. Nein, ich weiß es nicht. Aber seien Sie zu ihr gut!«

Sie sah vor sich nieder, ihr Mund schloß sich fester. Valentin versuchte: »Sie ist doch ein liebes und gutes kleines Geschöpf.«

Da sprang sie auf.

»Sie haben kein Recht auf die Prinzessin«, flüsterte sie rauh. »Sie haben auf niemand ein Recht. Dann war alles grober Betrug.« So hart, wie jemand, der sein Geld fordert. Valentin ward es heiß und kalt vor den Schrecken der Lage. Er mußte zugeben, sie habe große Beträge geopfert und sei im Grunde betrogen worden. Die beleidigte Felicie wirkte so stark, daß Einwände erstickten. Er bewegte nur bittend die Hand.

Sie sah es und griff sich an die Stirn. »Ich wollte doch nicht –« Denn hatte sie nicht schon im Angesicht der Generalin sich fest versprochen, ihre Eifersucht nie hervor-, auf keinen Fall hervorzulassen? »Ich habe doch wahrhaftig gelernt, nichts hervorzulassen. Was ist es mit mir?« Sie fürchtete sich. Dieser Anfall war eine Warnung. Du wirst daran denken. Sie machte eine Anstrengung, sie verwandelte sich in die stolz gesittete Dame. »Davon abgesehn, ist die Prinzessin mir sympathisch«, sagte die Dame.

»Nicht wahr?« fragte Valentin schwach.

»Sie ist körperlich früher entwickelt als geistig. Ich war es auch«, sagte sie – schwieg und merkte, daß es die Wahrheit sei und die Prinzessin nicht weniger einfach als einst sie selbst in ihrem Heimatdorf. Eine kleine Schwester. Sie lächelte Valentin zu, was ihn sofort zum Weltmann machte. Er küßte verehrungsvoll die schöne Hand. »Heißen Dank, Felicie. Und fürchten Sie nur nichts vom Präsidenten!«

»Jetzt nicht mehr. Was ich ihm zu sagen habe, wird genügen.«

Sie sprach klar, er sah sich unruhig um. »Meine – vielmehr die Generalin ist bei ihm, sie läßt sich durch mich bei Ihnen verabschieden, Felicie.« Er schwieg von dem Schmuck. Nach diesem Auftritt schien es unmöglich, darauf zurückzukommen. Er geleitete sie durch das Schlafzimmer. Gleich auf der Schwelle lag ein Gegenstand. Was glitt, wie er sie aufhob, aus der Lederhülle? Das Halsband. Felicie mußte es in ihrem Anfall dorthin geschleudert haben.

»Da ist es« – sein Ton klang zweifelnd, keineswegs hielt er ihr das Ding hin. Sie zögerte wohl auch, fragte dann aber doch: »Was kostet es?« Fast hätte er laut gelacht. Nach diesem Auftritt! Grade nach ihm, sie glich ihn mit Geld aus. Valentin dachte: »Wenn sie meine Mutter wäre, sie hätte bloß ein Wort: Geld gibt's nicht … Dann käme sie aber nicht so bald wieder hier ins Haus. Die Beziehungen wären getrübt – schließlich doch auch mit mir«, gestand er. So war es nun. Mit Geld hatte sie ihn an sich gezogen und zu überzeugen gesucht. Sie hätte es lieber ohne Geld tun sollen. Jetzt blieb ihr nur übrig, weiterzuzahlen – für eine Mutterschaft, die Geld doch nie beweisen konnte.

Er war traurig für sie, wortlos reichte er ihr den geöffneten Schmuckbehälter. Sie schlug ihn zu, ohne die Steine anzusehn. Von der Berührung schienen ihr die Finger zu brennen. Denn sie erinnerte sich der Erklärung Kappus', in Familien wie diese könne man falsche Stücke für echt kaufen. Sie wollte nichts sehen, nichts wissen. Sie nannte den Preis, den sie zu zahlen wünschte, Valentin verbeugte sich. Aufbruch.

Sie gelangten durch das Schlafzimmer über den Flur zum Ausgang ohne ein Wort. Valentin sah beim Abschied so zerstreut umher wie vorhin mit der Generalin, als es an das Geschäft ging. Sie aber, die jetzt über die Schwelle schritt und draußen sich umwendete vor der noch offenen Tür, fühlte alles: daß sie in diesem Augenblick sowohl verachtet wurde wie verachtete. Daß Haß zwischen ihnen drohte. Unbekannte Schmerzen drohten, es drohte ein von Eifersucht, Demütigung, ohnmächtigem Ersehnen entstelltes, wohin noch getriebenes Herz.

Die Tür ging zu, noch durch das Holz sah sie seinen zerstreuten, ihr entzogenen Blick. Sie rief durch das Holz:

»Du siehst mich nicht einmal an!«

Es war das erste Du, das sie ihm gab.


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