Lukian
Hetärengespräche
Lukian

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Kochlis und Parthenis

Kochlis: Was weinst du, Parthenis? Und wo kommst du mit deinen zerbrochenen Flöten her?

Parthenis: Der große aetolische Soldat, der Liebhaber der Krokale, hat mich geschlagen, weil er mich bei seinem Mädchen fand, wohin mich sein Nebenbuhler Gorgus bestellt hatte, und hat mir meine Flöten in Stücke zerbrochen und den Tisch, woran sie eben saßen und zu Nacht essen wollten, übern Haufen geworfen, und die Kanne umgeschmissen, daß aller Wein auf den Boden floß; und den armen Tropf Gorgus haben sie bei den Haaren vom Tische weggeschleppt, der Soldat (Dinomachus, denk' ich, heißt er) und sein Kamerad, und haben ihn so schrecklich durchgeprügelt, daß ich nicht weiß, ob der arme Mensch mit dem Leben davonkommen wird: denn das Blut stürzte ihm stromweise aus der Nase, und das ganze Gesicht ist aufgeschwollen und braun und blau.

Kochlis: Ist der Kerl rasend? Oder war er so betrunken, daß er nicht mehr wußte, was er tat?

Parthenis: Eifersucht, liebe Kochlis, und unsinnige Liebe war an allem schuld. Krokale hatte, glaub' ich, zweitausend Taler von ihm verlangt, wenn er sie für sich alleine haben wollte. Weil ihr nun Dinomachus nicht so viel geben wollte, so schloß sie ihm das nächstemal, da er kam, die Türe vor der Nase zu; und wurde dagegen mit diesem Gorgus, einem reichen Landmann aus Oenoe, einig, daß sie den Abend miteinander passieren und mich dazu nehmen wollten, um ihnen was auf meiner Flöte vorzuspielen. Sie hatten schon eine gute Weile getrunken, ich fing ein lydisches Stückchen zu blasen an, die Musik kam dem guten Gorgus in die Füße, er stand auf und tanzte dazu, Krokale klatschte ihm Beifall, kurz, wir waren fröhlich und guter Dinge. Auf einmal hören wir ein entsetzliches Getöse und Geschrei, die Hoftür wird aufgestoßen, und gleich darauf stürzen gegen acht baumstarke junge Burschen herein, und der Aetolier unter ihnen. In einem Augenblick war alles unter und über sich geworfen, der arme Gorgus wurde, wie gesagt, zu Boden geschlagen und unter die Füße getreten; aber Krokale hatte sich, ich weiß nicht wie, noch in Zeiten aus dem Staube gemacht und zu ihrer Nachbarin Thespias geflüchtet. Dafür ging es desto ärger über mich: Dinomachus gab mir tüchtige Maulschellen, zerbrach mir die Flöten, warf mir die Stücke an den Kopf und fluchte mir alles Unheil auf den Hals: und so bin ich denn endlich entronnen und gehe, meinem Herrn von dem Vorfall Nachricht zu geben. Der Bauer ist indessen auch zu einigen Freunden gegangen, um mit ihrer Hilfe die Sache bei der Obrigkeit anhängig zu machen.

Kochlis: So geht es, wenn man sich mit solchen Eisenfressern einläßt! Alles, was man davon hat, sind Schläge und böse Händel! Wenn man sie hört, so sind sie lauter Generale und Obersten; wenn sie aber was geben sollen, da verweisen sie uns immer zur Geduld, bis die Kriegssteuer eingetrieben sei; wenn ich meinen Sold eingenommen habe, heißt es, will ich alles tun. Der Henker hole die großsprecherischen Kerls! Bei mir darf sich keiner von ihnen melden. Dafür lobe ich mir einen ehrlichen Fischer oder Schiffer oder Bauer, der wenig von Komplimentieren und Schöntun versteht, aber desto besser bezahlt! Alle die Pflastertreter, die ihre Federbüsche schütteln und Relationen von den Schlachten machen, die sie geliefert haben, sind Windbeutel, das kannst du mir glauben, liebe Parthenis!


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