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Verzückung

O komm, du Ruhe, Frieden, fließend Licht,
Zu rührend sanft, als daß dich Worte malen,
Auf deren Wesen solche Kerzen strahlen,
Wie aus der Engel leuchtendem Gesicht.

Das war vor Jahren – oder auch vor Stunden:
Die Sonne sank fiebernden Haupts zum Meer.
Da stieg aus meines Herzens blutigen Wunden
Ein Rauch von Farben auf und leuchtete umher.

Am Horizont die dunkeln Abendwände
Glühten so purpurn auf bei meinem Gram.
Vom nahen, schattenhaften Berggelände,
Floß rot ein Strom, der mir vom Herzen kam.

Zu höchsten, feinsten Wolkenzweigen,
Schon halb getaucht in vage Nacht,
Drang jener Glanz und hat im Neigen
Des Meeres Leuchten angefacht.

Da war kein Ding im ganzen Abendland,
Das ich nicht sah bei meiner Fackel Schein, –
Nur du, für die ich zündete den Brand,
Du warst nicht da. Warum nur du allein!

Kam doch der Abendstern mit stillem Prangen,
Kam doch das ganze selige Heer der Nacht. –
Nur du bist mir nicht aufgegangen!
Und hast mir Gluten doch entfacht!


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