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Der Einbrecher

In der Nacht,
Spät, übermüde, hab ich gewacht.
Im Nebenzimmer hört ich ein Tappen von Schritten.
Weiß bin ich vom Bett in Pantoffel geglitten.
Schleiche zur Türe auf Zehen,
Bleibe eratmend stehen.
Die Türe stoß ich auf mit Donnerkrachen
Ein Lichtfaden leuchtet im Zimmer schwach
Und wird abgeklappt,
Ich hab ihn ertappt.
Dunkel ragt er, von Schwärze umwallt.
Plötzlich werde ich hundert Jahre alt.
Und im nächsten Augenblick fremdlich jung.
Ich federe vor mit sicherem Sprung
Ein Schreckensschrei welkt in den Händen mir hart.
Ich fühle warm seinen zitternden Bart.
Ich leite ihn, der sich nicht wehrt noch ficht,
In meine Kammer und zünde Licht.
Es ist ein Diebsgesicht wie im Buch
Und atmet der armen Leute Geruch.
Ich sage kein Wort, weil er zittert und träumt.
Ich habe von Kleidern den Stuhl geräumt,
Bringe Brot, Butter herbei und Schinken,
Hole Bier aus der Küche zum Trinken.
Und als er geschmatzt hat und satt sich getrunken,
Hab ich nach meinem Bett ihn gewunken,
Habe ihn warm mit Decken bedacht
Und selbst die Nacht auf dem Stuhl verbracht.


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