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Für das Göttingische Museum

Im Dezember 1779 eingelaufen.

Ohne Druckort und Namen des Verlegers ist zu Leipzig bei Weidmanns Erben und Reich auf 24 Seiten in 8vo in sehr sauberem Druck und Stil erschienen: An Herrn Hofrat Kästner (so steht vorn) von Johann Georg Zimmermann (so steht hinten).

Unsere Absicht bei Anzeige dieser merkwürdigen Blätter ist gar nicht uns in die Entscheidung der Frage einzulassen, wer eigentlich hier Recht oder Unrecht habe. Und wie könnten wir dieses, da uns die Hauptschrift noch fehlt, nämlich des Herrn Hofrat Kästners Antwort? Wir betrachten dieses Meisterstück hier vielmehr bloß als ein Werk der Kunst, als das feinste Gewebe fast impalpabler Rednerzüge, und so sicher das größte Werk des Lucians von Brugg an der Aar als es das neuste desselben ist. Zugleich aber wollen wir dem Herrn Leibarzt bei dieser Gelegenheit unsere Gesinnungen über seine Werke des Witzes und seine Lehrmethode zu erkennen geben. Keineswegs in der Absicht einen so klassischen Schriftsteller zu tadeln, als ihm vielmehr nach Vermögen über die geringe Kluft hinüberzuhelfen, die seine Werke bis jetzt von der Vollkommenheit und seinen Namen von der Unsterblichkeit trennt.

Es ist bereits aus dem deutschen Museum Man sehe das erste Stück im März 1778 und dann die Noten zum ersten im April. bekannt auf was Art der Herr Leib-Arzt Dero Freunde zu verteidigen pflegen, nämlich nicht als Gelehrter; keinesweges, sondern als ein guter unstudierter etwas unpolierter, warmer Mann. Dieses ist auch hier der Fall. Der Herr Leibarzt lassen sich nämlich in Dero Schriften sowohl als in Gesellschaften von Gelehrten selten und fast niemals auf eigentliches Räsonnement ein, allein so wie Sie in den letzteren, ich meine in Gesellschaften, den Mangel desselben durch ein nachdenkendes und scharf beobachtendes Gesicht zu ersetzen wissen, so wird derselbe in den erstern gemeiniglich durch ein Geläute von Prose ersetzt, worüber man alles vergißt. Da findet man bekanntlich Einfälle, erfundene und gefundene durcheinander, feine Stichel-Reden, Kernwörter, Prunkzötchen für die Damen, schaffendes Lecken an gut rezensierten Kandidaten, kleines jugendliches Prahlen mit gelehrten Bekanntschaften, kleine Weissagungen, Menschenliebe, so wie sie durch Physiognomik befördert wird, zuweilen in einer Laune gelehrt, die sich aus dem Herkulischen ins Rohrsperlingische zieht, poetischen Freiheits-Geist so wie er in den Oden der Dependenten gelehrt wird. Da wird kalt mit Hitze und warm mit Kälte gesprochen; überall erblickt man die feinsten Übergänge vom weißen Kamm der Demut zum roten des beleidigten Hochmuts, und von diesem zum blauen der schäumenden Rache. Kaum schreiten der Herr Leibarzt tiefgebeugt in der kümmerlichen Dünnleibigkeit einer beregneten Bachstelze daher, puh! so stehen Sie auf einmal in der dickbrausenden Glorie der buntesten Pfauheit wieder da; oder schwingen sich, wie Jupiters Vogel mit dem Blitz bewaffnet, wo nicht der Sonne entgegen, doch auf irgend eine kalte Spitze Dero Vaterlandes, und da rollen Lauwinen von Kernwörtern und phrasibus heroicis: Teufel, pissen, Händeküssen von unten hinauf und oben herunter, Hölle, speien, Tunpahl, Wanst und Esel in Satyren, Noten, Aphorismen und Apophthegmen dahin, so daß die vorbeigehenden Matronen, Kandidaten, Kraft-Barden und Hasen-Primaner und Orthographen staunend stehen bleiben und sprechen:

»Sei mir ein Bild der Ewigkeit«.

Hierin hat unstreitig unser großer philosophischer freigeborner Phraseologe eine Stärke zu der man unter uns gebornen Sklaven selten gedeiht, zumal in den Gegenden wo die Regierungen die Superlativos gebrauchen wo eigentlich der Positivus hingehört. Auch kann man nicht leugnen, daß der Herr Leib-Arzt der erste gewesen sind, die der deutschen Prose die nun ein Paar tausend Jahre zu Fuß gegangen, sermo pedestris gleichsam Dero Pferd offeriert und einen gewissen spanischen Krönungs-Trab zu reiten gelehrt haben, der dem Reuter, zumal bei einem etwas schweren Zopf, nicht übel läßt. Allein Sie arbeiten auch dafür etwas rechtes an Dero Stil. Jedermann der sich etwas auf Physiognomik in diesen Dingen versteht wird in den Werken des Herrn Leib-Arzts, zumal in Dero ersten und letzten, ich meine denen, die Sie noch als Jüngling und schon wieder als Jüngling, geschrieben haben, eine gewisse Stärke andeutende Hartleibigkeit der Prosaischen Muse des Herrn Verfassers entdecken, die man an Ihrer poetischen unter den Ruinen von Lissabon Die Zerstörung von Lissabon ein Gedicht von Johann Georg Zimmermann. Zürich 1756.vergrabenen Schwester so sehr bewundert hat. Es befremdet uns daher fast die jungfräuliche Bescheidenheit, womit der Herr Leib-Arzt um Vergebung bitten, daß Sie dem Herrn Hofrat Kästner nicht eher geantwortet hätten. Sie versprachen nämlich kurz vor Dero Reise mit dem Engel Gabriel nach Pyrmont, wo Sie, wie Sie versichern, weder schreiben noch lesen, sondern bloß Wasser trinken und Geld zählen, bald zu antworten und antworteten erst auf Simon Judä. Mein Himmel, was ist eine Zeit von 20 Wochen gegen ein Werk von 12 Blättern, das vermutlich länger dauern wird, als irgend etwas was aus der Feder des Herrn Verfassers geflossen ist, nämlich so lange als Herrn Hofrat Kästners Antwort darauf.

Allein bei gegenwärtiger Schrift ist es doch nicht die Staatsprose unseres Auteur Seigneur allein die unsere Aufmerksamkeit verdient. Wir haben darin ein Paar Rednerzüge bemerkt, die würklich einen Auteur penseur verraten und die wir bei allen Streitschriften gebraucht wissen mögten.

1) Sage nie wie es dir ums Herz ist, sondern mit Majestät das Gegenteil. So sagte seit jeher der gekränkte Stolz: da lach ich dazu wenn er dazu weinen mögte. Der Herr Leib-Medicus: Durch Rache macht man mich gleichgültig und kalt. In diesem feinen Zug steckt aber in der Tat noch weit mehr, als man von Anfang darin sieht. Es ist nämlich einer der kühnsten Blicke ins menschliche Herz, und gänzlich durch ein bisher noch nie geöffnetes Loch. Der erhitzte Mensch wird sonst gemeiniglich kalt wenn er sich gerochen hat. Der uns mehr von Herrn Lavatern gerühmte als durch eigne Beispiele bekannte große, stille Beobachter des Menschen findet daß er kalt wird wenn man sich an ihm rächt. Wie viel hat sich nicht die Arzneigelahrtheit von einem Manne zu versprechen, der da wo kein Urin besehen und kein Puls befühlt werden kann so viel Unsichtbares sieht. In der Tat ist dieses die göttlichste Eigenschaft der menschlichen Seele, so gar kalt zu werden, wenn man sie züchtigt. Wir können daher nicht umhin, der noch zur Zeit unerlösten Juden wegen eine Anmerkung zu machen, die uns schon mehrmalen bei Betrachtung dieses außerordentlichen Mannes aufgestoßen ist. Wären unter den auf Errettung lauernden Juden die Schwärmer häufiger und die schlauen, stillen Beobachter seltner, so könnte würklich der Herr Leib-Arzt, bei so viel übermenschlicher Tugend, verbunden mit den Wunder-Kuren, die Dieselben täglich tun, und bei Dero nunmehro bekannt gewordenem Umgang mit dem Engel Gabriel, den armen Teufeln mit einer reellen Messiade einen gräßlichen Strich durch die Braunschweiger Messe machen. Daß einige unter ihnen gegen einige Erkenntlichkeit hierauf Rücksicht zu nehmen bereit wären, ist uns schon von guter Hand bekannt. Ist aber alles dieses nicht an dem, so freut es Rezensenten herzlich den Herrn Leib-Arzt von einer Meinung zurückkommen zu sehen, die sich bei ihm ehmals ins Axiomatische zu ziehen schien: Hitze stehe gemeiniglich bei starker Empfindung und großen Talenten. Wenigstens wurde einmal im Musäum zu einer ganz eignen Zeit (im Sommer 1778) versichert, Herr von Haller sei auch sehr hitzig gewesen. Dort hatte der Satz wohl so viel sagen sollen, jeder freigeborne hitzige Arzt ist ein Haller. Haller konnte ein hitziger Mann sein, aber umkehren läßt sich der Satz nicht. In Göttingen lebt ein Mann von 6 Fuß Länge, scharfen Augen-Knochen und einer eisernen Herzhaftigkeit. Sein Amt ist, die kleinen Wasserleitungen zu beiden Seiten der Straße zu purgieren, wenn sie verstopft sind. Dieser ist äußerst hitzig, er hebt alle Einwürfe, die ihm bei seinen Dritten-Feiertags-Andachten auf den Krügen gemacht werden, mit dem Stuhlbein, und bei jedem Disput kommt sein überzeugter Opponent zum Chirurgus und Er auf den Turm. Talente hat er schlechterdings keine als, (wie es in allen Städten Leute gibt) kleine Wasserleitungen zu beiden Seiten der Hauptstraße zu purgieren, wenn sie verstopft sind, und Einwürfe mit dem Stuhlbein zu heben. O es war auch würklich Zeit für einen Mann, wie Zimmermann, sich gegen einen solchen Satz öffentlich zu erklären. Schon vermehrten sich unsere liederlichen Maßstäbe für Verdienst und Würdigkeit allzu sehr; lange hieß schon jeder unwissende Phantast ein Original-Kopf, der Satz fehlte uns noch: jeder hitzige Bengel ist ein Mann von Empfindung.

2) Befleißige dich bei Streitigkeiten deinem Gegner mit Philadelphiascher Fertigkeit ein Odium zuzuspielen. Das heißt: Statt zu sagen: Ich erhielt einen Brief aus England, sage, wenn es in der Welt möglich ist, ich erhielt einen Brief aus Kew; mische, wo du kannst, überall Majestäten ein; sage immer Hannover statt Ich, ja selbst Herr von Wüllen statt Intelligenz-Comtoir. Hierin sind ohnstreitig der Herr Leib-Arzt der größte Meister, den wir kennen, und er widerlegt durch sein Beispiel mit einem Mal die Behauptungen der simpeln Menschen-Köpfe, die seit jeher dafür gehalten haben, ein solches Verfahren sei nicht allein das Zeichen einer schwachen Sache, sondern das untrüglichste Merkmal eines hochmütigen und schwachen Kopfes. Gewisse hofpoetenmäßige Seitenblicke, die nur leider von denen nicht gesehen werden, die sie sehen sollen, finden wir überall; meistermäßig. Nur Ein Zug dünkt uns ist zu stark geraten: Wir holen, sagt der erhabene Verfasser, bekanntlich unsere Befehle nicht von Göttingen und legt dadurch eine Probe von dem durchschauenden Scharfsinn ab, der durchaus in seinen Schriften, aber selten so lauter herrscht als hier. Wir? Mein Gott wer sind denn die Wir? Wir in Göttingen nehmen das Wort Hannover in zweierlei Verstand. Einmal begreifen wir darunter alle die Verehrungswürdigen Repräsentanten unsers Allergnädigsten Königs und die weisen Verteiler seiner Macht sowohl als seiner Gnade, und dann gibt es für uns noch ein Hannover, und dazu gehört namentlich der Herr Hofrat und Leib-Arzt und um das Hannover bekümmern wir uns hier so viel als um Dransfeld, oder (um dieser tapfern Nachbarin nichts zu vergeben,) so viel als Dransfeld um uns. Das erstere Hannover nimmt, so wie überhaupt Regierungen von Untertanen, höchstens untertänige Vorstellungen und schlechterdings keine Befehle an, allein das letztere hat zuweilen von Göttingen aus derbe Hiebe empfangen und fast – fast con amore eingesteckt. Hier, Herr Leib-Arzt, hätte der Polierstahl notwendig drüber gemußt. Wir fürchten fast, diese Stelle hat, in derselben erhabnen Person des Herrn Professors, der Krafthase diktiert, die Matronenseele belächelt und der wiederwerdende Jüngling niedergeschrieben. Wir in Hannover – Wir, die wir purgieren, was zu beiden Seiten der Hauptstraße verstopft ist! Sonderbar. Glauben denn der Herr Leib-Arzt würklich, der Herr Hofrat Kästner habe nur im mindesten die Absicht gehabt dem rechtschaffenen Herrn von Wüllen zu befehlen? Er druckte seine höchst gerechten Ansprüche auf einen Platz für seinen Aufsatz im Magazin so kurz aus als der Aufsatz selbst war. Herr von Wüllen behielt ja immer Freiheit nicht zu gehorchen. Allein Männer ohne heimliche Absicht und von geradem Menschen-Verstand verstehen einander immer. Herr Hofrat Kästner befahl nicht und Herr von Wüllen erfüllte ein gerechtes Verlangen. Allein nun sagen Sie, liebster Herr Leib-Arzt, was geht denn dieses den ganzen Streit an? Gerechter Himmel, ein so feiner Beobachter des Menschen, wie Sie nach Herrn Lavatern sein sollen, ein solcher Hofmann, wie Sie sein wollen, läßt sich verleiten und zwar bei einer so elenden Nebensache, als wenn in der Hauptsache kein Platz zur Prostitution wäre, der vernünftigen Welt zu zeigen, alles was Sie in Streitigkeiten vermögen, sei eine kleine boshafte Anlage jemandem ein Odium zuzuspielen.

Da Sie aber nun einmal so weit waren, so hätten Sie notwendig das Wort Göttingische Zeitungs-Direktion mehr paraphrasieren und individualisieren sollen und müssen. Göttingische gelehrte Zeitungs- Direktion. Ein seltsamer Ausdruck für einen so erhabnen Anekdoten-Krämer. Wer? Wo und was ist denn die Zeitungsdirektion? In der freien Republik Brugg an der Aar klopft man einem auf die Finger, wenn man etwas schreibt, was den bürgerlichen Despoten mißfällt. Die Sklaven zu Göttingen dürfen drucken lassen, was ihnen nach ihrer Einsicht beliebt, und kein Sterblicher darf wegstreichen, als der Verfasser, wenn es ihm beliebt. Warum haben Sie nicht den Herrn genannt, der die Gracchen zitierte? Warum nicht die beeidigten Männer, von denen Sie Ihre Archivarische Nachrichten haben? So etwas hätte doch ein Odium erweckt und Kraft gehabt. Aber nun, O der Barmherzigkeit! stehen diese Gründe gegen die übrigen da, wie das kümmerliche Geblöke Hannoverscher Heideschnucken gegen das kraftvolle Gebrüll einer gehörnten Schweizer Löwin aus einem 1000 Fuß hohen Tal herab. Auch Werlhof wird so schlechtweg zitiert, der Mann, der Ihren Titul geadelt und Ihnen mehr Ehre hinterlassen hat, als Sie verderben könnten, auch wenn Sie noch 10 Jahr so leichtsinnig damit hauseten als bisher. Dieser Mann hätte ein Lob aus Ihrem No. 1 verdient, z. E. Der Mann der in Europa niemand über sich hatte, womit Sie ehmals Herrn Mendelssohn im Glauben beehrt haben. Der gefälligere Teil des Menschen- Geschlechts hätte Ihnen zu Liebe doch wohl Einen ausgenommen.

3) Wenn du in einer Hauptstadt lebst, du magst nun zu den Leuten gehören, die die Hauptstadt ausmachen, oder nicht, so trage immer die Hofbrille auf der Nase; denn, Närrchen, du kannst ja darüber wegsehen, wenn sie dich inkommodiert.

Ob wir aber gleich das Bestreben des Herrn Leib-Arzts diese Regel zu befolgen billigen müssen, so sind wir doch mit der Art, wie er es tut, nichts weniger als zufrieden, und in seinen Seitenblicken auf Universitäts-Lehrer und Studenten erkennen wir gar nicht den Hofmann, der, wie wir glauben, das angenehmste Geschöpf der Natur ist. Den Mann der jedem so begegnet wie seinem Freund, Vertraulichkeit ausgenommen, der mit unwiderstehlicher Kunst jedem, auch dem Schwächsten Gelegenheit zuschiebt sich zu zeigen und ihn dadurch glauben macht er sei etwas; der niemanden für ganz unschädlich hält, niemanden ganz verachtet, selbst den Küchenjungen nicht, am allerwenigsten auf ganze Stände reflektiert. Mutwillige Verlachung solcher Leute, die einen gewissen Hof- und Stadt-Schnack nicht kennen, die über ihrem Bemühen zu lernen, was zu aller Zeit recht und wahr sein wird, freilich nicht haben lernen können, was vor diesem oder jenem Kaffee-Tisch schön ist, das ist nicht die Sitte des wahren Hofmanns, sondern des unwissenden Hofschranzen, jenes nichtswürdigen organischen Tafelgeschirrs, das nicht allein Universitäts-Lehrer für Pedanten und Studenten für Handwerkspursche oder Renommisten hält, sondern auch Handwerksleute für Insekten, die der Klappe nicht wert wären, wenn sie nicht um die Messe-Zeit stächen, und Bauern für Zugochsen die selig werden können. Was Sie für einen scheußlichen Begriff von Studenten haben müssen, Sie nennen sogar Ihr Leben des Herrn von Hallers studentisch! Lieber Herr Leib-Arzt, die Zeiten haben sich geändert, und es wäre für Ihre Ehre zu wünschen, Ihre Apophthegmen wären studentisch gewesen und Ihr künftiges Leben des Herrn von Haller würde studentisch. Wollen Sie sich überzeugen, so reisen Sie einmal nach Göttingen statt Pyrmont. Die Reise wäre heilsam und schadete keinem Menschen und außerdem dürfen Sie hier schreiben und lesen und sogar drucken, wenn Sie wollen.

Allein verdenken können wir es Ihnen nicht, daß Sie diesen Gesundbrunnen für den Geist so vorsätzlich vermeiden. Es ist angenehm in dem süßen Gefühl eigner Größe nicht gestört zu werden, und das mögte leicht in den Göttingischen Gesellschaften geschehen, wo keine Prachtphrases gewechselt werden, wo Stillschweigen, auch beim weisesten Gesicht nicht immer für Weisheit gilt, wo eine Miene schlechterdings kein Urteil ist, und wo man in einer Gesellschaft mehr verlieren kann, als durch 100 hinterdrein geschriebene Kraft- und Pracht-Briefe wieder gut zu machen ist. Sie sind fein genug dieses zu fühlen, aber nicht offenherzig genug es zu bekennen, und zu alt und zu stolz es gut zu machen, und helfen sich daher so gut Sie können, durch das Urteil des bewundernden Publikums, und verachten wenigstens äußerlich das Urteil des denkenden. Dieses ist die Maschine.

Allein nun noch ein Wort von Ihren im Sommer 1779 herausgegebenen Tischreden, und dieses ganz ohne Spott mit aller Aufrichtigkeit eines Mannes, der Ihnen nicht übel will. Sie scheinen in dem Brief an Herrn Hofrat Kästner noch immer einigen Wert auf die Dinger zu setzen.


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