Heinrich Lhotzky
Das Buch der Ehe
Heinrich Lhotzky

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Die Familie

Vom Naturboden der Ehe

Jede Ehe, die im richtigen Lebensalter eingegangen wird, soll als Zweck ins Auge fassen, einem kommenden Geschlecht das Leben zu geben und Kinder zu erzeugen. So wenig die Ehe in der Kinderzucht aufgeht, und so wenig sie eine bloße Gebäranstalt ist und sein soll, so wenig hat sie von Hause aus das Recht, die Weiterpflanzung des Lebens willkürlich auszuschließen.

Demnach ist eine sehr wichtige Seite, ich möchte es nennen ihre Grundlage im Körperlichen, das Geschlechtsleben.

Der gewaltigen Urkraft des Geschlechtstriebes verdankt die Ehe überhaupt ihr Dasein, ohne ihn wäre sie nicht.

Im Geschlechtstrieb versinnlicht sich die Schöpferkraft, die dem Menschen innewohnt. Er ist eins der Besitztümer, die man nicht hoch genug stellen kann. Unter keinen Umständen darf man sich seiner schämen. Er ist wichtiger, als die meisten ahnen und darf nicht verachtet werden.

Was wäre die Menschheit ohne Feuer! Nun, noch viel weniger wäre der Einzelne ohne Geschlechtstrieb.

Vor allem hängt der Geschlechtstrieb aufs engste zusammen mit der Arbeitsfähigkeit des Menschen. Nach dem, was ich unter Menschen gesehen habe – und ich habe viel gesehen – haben gerade die leistungsfähigsten Menschen den stärksten Geschlechtstrieb.

Ferner hängen mit ihm alle Regungen des Gemütes aufs engste zusammen: Die Lebensfreude, die Liebe, der Sinn für Schönheit, die Gemütstiefe, überhaupt alles wird befruchtet durch diesen Kanal der Sinnlichkeit. Die großen Fortschritte, die die Menschheit gemacht hat, nicht nur in der Entwicklung der Werktätigkeit, sondern auch in der Erschließung der Gebiete von Seele und Geist, sind ihr durch Menschen geworden, in denen der Geschlechtstrieb überaus mächtig war.

Aber wohlgemerkt, nicht die Ausübung des Triebes war es, sondern sein Dasein an sich!

So ernst dieses Gottesgeschenk des Geschlechtstriebes ist, für das wir gar nicht dankbar genug sein können, so ernst will es auch gehandhabt sein, so schrecklich sind auch die Wirkungen seines Mißbrauchs. Die elektrische Kraft leuchtet uns, wärmt uns und arbeitet für uns, sie vermag uns aber auch in einem Augenblicke zu lähmen oder zu töten, je nach ihrem Gebrauch oder Mißbrauch. Denn sie ist eine Gotteskraft.

Die Geschlechtskraft ist's erst recht. Sie ist unsere heilige Lebenskraft.

Menschen, die mit wenig Kraftaufwand ihrer Triebe allewege Herr werden, haben durchaus keine Ursache, ihre stärker angefochtenen Nebenmenschen um ihrer Überglut willen zu verachten.

Mir ist es überhaupt mehr als fraglich geworden, ob es berechtigt ist, den Geschlechtstrieb und seine Äußerungen zur Achse der Sittlichkeit zu machen. Sittlichkeit ist ein viel umfassenderes Gebiet als geschlechtliche Reinheit. Sie ist menschliche Wahrheit.

Es ist mir tiefes Bedürfnis, das einmal öffentlich auszusprechen, weil hier unendlich viel trostlose Gebundenheit liegt, die um so stärker ist, als sie sich nicht auszusprechen wagt. Denn das hat die sogenannte gute Sitte fertig gebracht, daß wir uns auf geschlechtlichem Gebiet in einer solchen Fülle von Heuchelei und heimlicher Verzweiflung befinden, daß viele nicht aus noch ein wissen.

Es sollte aber väterlich denkende Menschen geben, die alles hören und alles verzeihen können und dann immer noch einen Rat wissen. Mit denen jeder Angefochtene offen reden kann.

*

Daß wir dem Geschlechtstrieb nicht ohne Wahl und Überlegung nachgeben, sondern daß die Sitte ihn ausschließlich in die Ehe gewiesen hat, das hat seine tiefen Ursachen, die mit der Fortbildung der Menschen zu reinen Geistwesen im engsten Zusammenhang stehen.

Die Ausübung des Geschlechtstriebes erfordert den denkbar größten Aufwand körperlicher und seelischer Kräfte.

Demnach ist es Vorzug gesitteter Völler, die geschlechtsreife Jugend anzuweisen, den großen Trieb vorerst zu bändigen. Nicht etwa, weil man ihr seine Herrlichkeit mißgönnte, sondern weil seine Bändigung, die im ersten Jahrzehnt nach seinem Erwachen recht wohl möglich ist, einmal ein Ansammeln von Lebenskraft bedeutet, von der wir nie genug haben können zur Lösung unserer schweren Lebensaufgabe, sodann aber, weil geschlechtliche Enthaltsamkeit vor der Ehe eine ganz kostbare Freiheit und Unabhängigkeit von Menschen schafft, deren sich der nicht Enthaltsame begibt und dadurch einer kostbaren Hilfe im Vorwärtsstreben beraubt wird. Wahre Freiheit ruht allewege auf Selbstzucht.

Es ist aber für jeden Menschen wünschenswert, zur rechten Zeit zur Ausübung dieses Triebes zu gelangen oder, wie es heute Wirklichkeit ist, eine Ehe eingehen zu können.

Es soll aber niemand glauben, daß die Ehe ein Gebiet schrankenloser Betätigung des Geschlechtstriebes darstellt. Mit der Ausübung der höchsten Menschenrechte hört keineswegs die Verpflichtung zur Selbstzucht auf. Wer das nicht vor der Ehe weiß, dürfte in der Ehe oft schwer enttäuscht werden.

»Seid fruchtbar und mehret euch und macht euch die Erde untertan« ist ein ewiges Naturgesetz für den Menschen. Untertan machen aber bedeutet, alle Kräfte so in die Gewalt zu bekommen, daß wir die Herrscher, nicht die Beherrschten, sind, also auch diese gewaltige Urkraft zu meistern.

Die Natur redet hier eine deutliche Sprache. Man kann sie aber mißverstehen und mißachten und wer das tut, wird schwere Not erleiden.

Hier mag einstweilen nur folgendes stehen. Wer näheres zu wissen wünscht, findet heute in der Ärztewelt treffliche Ratgeber, die sich in Wort und Schrift jederzeit zu weitestgehender Aufklärung bereit gezeigt haben.

Das Weib hat doppelte Zeiten, in denen es der Schonung bedarf. Die eine hängt mit dem Mondwechsel zusammen, die andere, längere, mit dem Werden des folgenden Geschlechts. Es sollte kein Mann in eine Ehe treten, ohne sich aufs genaueste darüber klar zu werden.

In dem Maße, als der Ehemann sich hier beraten läßt und Selbstzucht zu üben fähig wird, kann das oft lästige Eingreifen des Frauenarztes entbehrlich gemacht werden. Wie das Weib gewiß des Mannes bester Arzt ist, so ist auch umgekehrt der Mann der beste Beschützer seines Weibes, wenn er sie schont, und beider pflegende Bemühungen werden erhöht, wenn sie getragen sind von der Liebe.

Andererseits darf auch das Weib nie vergessen, daß es dem Manne viel Entgegenkommen schuldet. Ihm ist die Zurückhaltung von der Natur weit schwerer gemacht als dem Weibe. Daher sollen beide natürliche Rechte und Pflichten aufs ernsteste erwägen und beachten.

Für alle, denen aus irgendeinem Grunde Enthaltsamkeit dauernd oder vorübergehend anzuraten ist, möchte ich hier ein sehr großes Hilfsmittel angeben, das der Beachtung dringend wert ist.

Das große Hilfsmittel ist dieses. Wir müssen eine Macht gewinnen, die stärker ist als die bloße geschlechtliche Kraftentfaltung. Ich weiß gut, wie unermeßlich groß diese ist. Aber schließlich äußert sich das Geschlechtliche im Stoff. Das Ich ruht im Geist. Will man dem Geist Macht geben über den Stoff, so muß man ihm Geistesnahrung zuführen. Wir müssen uns erfüllen mit Gedanken des Geistes.

Es ist nur eine dürftige Viertelswahrheit, daß Gedanken zollfrei sind. Die wirkliche Wahrheit ist, daß jeder Gedanke von seinem Träger einen Zoll erhebt. Er prägt sich in seinem Gehirnstoff ein und bohrt sich dort gleichsam eine winzige Bahn. Der Nachfolger wird geneigt sein, der Bahn des ersten zu folgen, und so treten sie schließlich eine breite Fährte ein. Das bedeutet, daß unsere gesamte Innenwelt abhängig ist von den Gedanken, die wir bei uns beherbergen.

Man sieht also, daß keinem Menschen von außen her zu helfen ist. Was für Gedanken einer zollpflichtig ist, die werden sein Leben regieren. Im allgemeinen haben die Menschen sich selbst in der Hand.

Wer rein, wer frei sein will, kann es nur durch Ein Mittel: durch Beherrschung seiner Gedankenwelt. Und darüber hat nur ein einziger zu verfügen: der Mensch selbst. Wie er verfügen soll, darüber kann man ihm raten, wie er wirklich verfügt, das hängt einzig von ihm ab. Niemand ist des anderen mächtig. Wir sind alle Majestäten.

*

Ob das geschlechtliche Zusammenleben der Ehegatten den gewünschten Erfolg einer Befruchtung gehabt hat, mag der Laie erkennen an nicht mißzuverstehenden Erscheinungen am Körper des Weibes, die in der Regel schon am Ende des ersten Monats bemerklich werden.

In den folgenden acht Monaten möge auf die werdende Mutter alle Liebe und Schonung gehäuft werden, deren ein Mann irgend fähig ist. Meine Mutter sagte einmal zu mir: Du kannst dir nicht vorstellen, was eine Frau in gesegneten Umständen körperlich und seelisch für Nöte durchzukämpfen hat. Darum sagt der Volksmund in tiefem Verstehen einer großen Wahrheit von der Geburt: Sie ist eine Genesung.

Wer in diesen Monaten sein Weib mit aller Schonung behandelt, auf die eine Kranke Anspruch hat, wird sich die doppelte Liebe und Pflege der Genesenen erwerben. Eine Kranke hat selbstverständlich den Anspruch, daß ihr alle Unliebenswürdigkeit und Launenhaftigkeit verziehen wird.

Andrerseits ist auch dem Weibe möglichste Selbstzucht anzuraten, denn leider hat die Natur den Mann, besonders den lebhaft empfindenden, nur mit einer kleinen Geduld ausgestattet.

Aber, ihr werdenden Eltern, laßt mutig alles Schwere über euch ergehen! Euch steht ein Glück bevor, dem in der Welt der Lebendigen nichts an die Seite zu stellen ist.

Das Kind

Das erste Kind kommt in der Regel lange, ehe die ehelichen Werdenöte überwunden sind, und sein Werden an sich erleichtert sie keineswegs.

Ist es erst da, so bringt es ja unendliche Freude und Liebe mit, aber auch Mühe, die man sich vorher nicht vorgestellt hat. Allerlei Gestalten treten mit dem Kinde in das junge Hauswesen. Nicht immer die wohltuendsten.

Kinder vermögen vorhandene Risse in der Ehe zu schließen, aber auch nicht vorhandene zu öffnen. Die Natur waltet hier wunderbar. Die jungen Leute, die sich ehelich finden, meinen miteinander zu verschmelzen. Aber statt Eins zu werden, zerfallen sie in drei und viele.

Unvermerkt aber gibt das Kind vielen Einflüssen in der Ehe eine andere Richtung. Die Aufmerksamkeit, die früher ungeteilt aufeinander gerichtet war, erfährt eine meist heilsame Ablenkung und bezieht ein neues Wesen mit ein.

Es ist auch etwas ganz Großes, ein Kind werden und erstehen zu sehen. In Worte fassen läßt sich's nicht, verstehen auch nicht, aber das Erleben ist so unendlich beglückend, demütigend und erhebend zugleich, daß sich ihm nichts an die Seite stellen läßt. Die tiefsten Fragen der Menschheit, der Welt und Gottes finden im Kinde ihre stoffliche Darstellung.

Niemand weiß zu sagen, wer ein Kind, was ein Mensch ist. Aber von ferne ahnen wir ein tiefes, heiliges Geheimnis, indem wir ein eigenes Kind erleben.

Aber was kein Mensch sagen kann, das erleben Vater und Mutter im Kinde. Von da ab vertieft sich in uns eine heimliche Weisheit immer mehr, und je älter wir werden, um so staunender werden wir inne, daß wir Zeugen eines Geheimnisses wurden, das sich allen Erklärungen zu entziehen, aber dem einfachsten Menschen bald mehr, bald weniger zu offenbaren weiß, je nach dem Maße von Offenheit, das er ihm entgegenbringt, nicht aber nach dem Maße seiner philosophischen Gelehrsamkeit.

Es kann nicht anders sein, als daß diese wunderbaren Erlebnisse auf die Eheleute den stärksten Eindruck hervorbringen.

Zuerst auf die Mutter, deren Innenwelt schon lange erfüllt ist von der Vertrautheit mit dem Bevorstehenden. Wenn sie dann ihr Geheimnis dem oft ahnungslosen Gatten erklärt, kommen wohl auch in eine junge Ehe Augenblicke, in denen sich die unaussprechliche Seligkeit des Füreinanderseins dem staunenden Auge enthüllt und oft über die schwierigsten Werdenöte hinweghilft.

Aber immerhin geht's der Mutter tiefer als dem Vater. Es gibt unter den richtig empfindenden Frauen zwei oft recht deutlich zu unterscheidende Ordnungen, deren Unterschied auf natürlicher Veranlagung beruht. Bei den einen überwiegt die Sehnsucht nach dem Kinde, bei den andern die nach dem Manne.

Das ist eine natürliche Anlage, die man vorher oft nicht erkennen kann, die aber zuweilen durch ihre Schärfe bemühend werden kann, falls sie nicht in rechte Zucht genommen wird.

Ich kenne Frauen, denen der Mann ganz Nebensache ist. Sie gaben sich dem Nächstbesten, um Mutter durch ihn zu werden. Traurig ist es, wenn solche Ehen kinderlos bleiben. In diesem Falle müssen sie freilich unglücklich werden, wenn sie nicht durch besondere Selbstbeherrschung veredelt und vertieft werden.

Es gibt aber auch Frauen, die vorwiegend den Mann wollen. Diese haben sehr Schweres durchzumachen, wenn Kinder werden. In der Regel werden solche von Kindern geradezu verfolgt. Das ist einmal so im Leben. Das Leben ist keine bloße Zufallsmacht. Ein heiliges, wohlwollendes Lachen schwebt darüber. Jedes neue Kind lenkt dann natürlich durch die Arbeit und Sorge, die es mehr verursacht, immer weiter ab von dem eigentlichen Sehnsuchtsziele des Weibes. Solche Ehen gehen durch schwere innere und äußere Nöte. Das schadet aber nichts. Kein Mensch sollte sich vor Nöten fürchten, sondern nur mutig hindurchgehen. Es gibt keine Not, mit der der Mensch nicht fertig werden könnte. Jede Not ist zeitlich, der Mensch ist ein ewiger Geist.

Daneben gibt's natürlich auch Frauen, die weder Mann noch Kinder wollen. Von solchen sollte man sich baldmöglichst scheiden. Ich würde bei aller Ehrfurcht vor der Unlöslichkeit der Ehe ohne weiteres dieses Wesen als völlig ausreichende Scheidungsursache anerkennen. Das Gesetz kennt sie nicht. Die Stimme der Natur ist aber mächtiger als die des Gesetzes.

Ganz entsprechend gibt's auch Männer. Nur ist's bei den Männern in der Regel nicht so tief einschneidend, weil ihre Empfindungswelt eine andere ist als die weibliche.

Man kann, ehe ein Kind da ist, nie genau bestimmen, wie die Naturen der Eheleute hierin gerichtet sind. Sie wissen's auch selbst nicht. Zum richtigen Glück ist aber nicht erforderlich, daß beide Ehegatten gleichgerichtet sind.

Wahrhaft glückliche Ehen sind nicht ohne weiteres die glatt verlaufenden, sondern nur die, in denen alle Schwierigkeiten überwunden werden. Je mehr ihrer waren, desto größer und inniger wird das erworbene Glück, und dieses ist doch das einzige menschenwürdige, weil es erarbeitet ist.

Natürlich gilt auch für die Frau, daß sie von einem Manne, der weder für sie selbst noch für sein Kind Sinn hat, möglichst bald loszukommen berechtigt ist.

Kinder werden natürlich am besten gedeihen, wo mindestens einer der Ehegatten wirklich die Kinder will. Aber sehr viele Eltern, die eigentlich mehr einander wollen, lassen gerade deshalb doppelte Pflege und Aufmerksamkeit auf die Kinder gehen, wie um den doch empfundenen Mangel zu ersetzen. Das ist recht. Der Mangel ist Naturanlage, für die die Leute nicht verantwortlich gemacht werden können. Wir haben aber die Pflicht, solche Schroffheiten des Seins durch unser ernstes Eintreten auszugleichen oder zu mildern.

Ob Kinder nicht auf die Dauer den Mangel empfinden werden? Eine Ehe ist ein Wahrheitsboden, auf dem nichts verborgen bleibt. Mit keiner Pflege und Sorgfalt kann man sich von der Liebe, nach der Kinder mit triebmäßigem Ungestüm verlangen, loskaufen.

Aber wenn Kindern einmal die Augen aufgehen über ihrer Eltern Wesen, und ihr gerechtes Urteil gefällt werden wird, dann werden sie voll Dankbarkeit und Anerkennung sein, daß die Eltern taten, was sie konnten.

Glücklicherweise treffen in Ehen in der Regel verschieden gerichtete Geister zusammen. So sorgt die Natur für die Kinder, die ihr natürlich der Hauptgegenstand der Fürsorge sind. Weil so verschiedenartige Geister in der Regel die Ehe schließen, ist der Anschein des Glückes zunächst nicht überwältigend. Das schadet aber nichts. Kinder gedeihen oft besser dabei, und wo Kinder gedeihen, erwächst allmählich trotz mancher Unstimmigkeiten doch ein echtes Glück.

Lange ehe ein aufgeklärtes Jahrhundert über Kinderschutz Bücher schrieb, schuf ihn die Natur und arbeitete unausgesetzt an seiner Verwirklichung. Wenn die Natur ein Wort redet, wird's immer Fleisch. Nur wo es die Menschen allein tun, wird's leicht bloß Tinte.

Um der Kinder willen ist die Einehe geradezu unentbehrlich. Kinder bedürfen zum Aufwachsen Vater und Mutter zugleich. Das zeigt ein einziger Blick auf Haremskinder, die eigentlich alle vaterlos sind.

Es war daher ein geschichtlich berechtigter und für den Fortschritt der Menschheit notwendiger Durchgang, daß die Zwangsehe wurde und mit ihr die einzige Möglichkeit für den Mann, gesetzlich berechtigte Nachkommen zu erhalten. Diese Zwangsehe ist ja unter unsagbaren Härten, besonders für die Kinderwelt durchgesetzt worden, aber sie war fortschritt-geschichtliche Notwendigkeit, ein ABC, das gelernt werden mußte.

Selbstverständlich ist sie nur ein Übergang. Es ist ebenso berechtigt, daß ein klares bewußtes Zeitalter mit aller Macht daran arbeitet, diese rohen Härten zu beseitigen und neue, befreiende Wahrheit schafft.

Die Zwangsehe hat für die Kinderwelt das Gute, daß sie ihr, wenn auch zwangsweise, Vater und Mutter zugleich gab, daß Schwere, geradezu Vergiftende, daß widerwillig Zusammengeschmiedete ihr Haus zum Schlachtfeld ihrer Bitterkeit machen können. Die wahre Ehe wird einmal tägliches, freies Geschenk der Ehegatten aneinander sein, das in unlöschlicher Liebe und Freude geboten wird. Das wird erst der richtige Nährboden sein, auf dem ein ganz neues Kindergeschlecht erwachsen kann.

Große, sehr große Arbeiten harren noch der Lösung durch die Menschheit. Wir fangen an, sie zu verstehen. Das ist der erste Schritt zu ihrer befriedigenden Lösung. Es ist kein Zweifel, die Menschheit wird sie lösen.

Die Ehe als Arbeit

Wollte man einmal die Lebensleistungen der Menschen gegeneinander abwägen und auf ihren eigentlichen Wert untersuchen, so würde man finden, daß bei vielen der eigentliche Lebenswert in ihrer Ehe steckt. Für den Mann ist die Ehe mindestens der Rahmen, in dem seine Lebensarbeit sich vollzieht.

Von welch wesentlicher Bedeutung eine Frau für die Arbeit des Mannes ist, wurde schon erörtert. Sie vermag sie ganz zu zerstören oder so zu unterstützen, daß sich schwer sagen läßt, wo das Verdienst des einen anfängt und des andern aufhört. Entweder zerbricht die Ehe das Leben, beider Leben, oder sie baut es aus, mindestens bis zu einer erträglichen Daseinsform, oft zu etwas ganz Herrlichem.

Man kann dabei niemals genau und gerecht den Anteil abwägen, den jeder der Ehegatten hat. So sehr ist alles gemeinsame Arbeit. Mag auch das Arbeitsfeld der Gatten verschieden sein, das Ergebnis, auf welchem Gebiete es sei, gehört beiden gleichmäßig.

Unstreitig gehört der Frau der Dienst im Innern, im Hause, dem Manne die auswärtigen Angelegenheiten. Versteht die Frau das Haus zur Stätte des Friedens und der Erquickung zu gestalten, so hat sie damit die Kräfte geschaffen, mit denen der Mann sein Arbeitsfeld bebauen kann. Stellt umgekehrt der Ehegatte im äußern Beruf nicht seinen Mann, so entzieht er der Frau die Möglichkeit, das Heim behaglich auszugestalten.

Jeder Aufwand, den ein Ehegatte für sich macht, wirkt zerstörend, alles Geld, das dem Hause zugute kommt, wirkt aufbauend. Wer also sein Geld ins Wirtshaus oder ins Modewarenhaus trägt, mindert die Behaglichkeit der Ehe und folglich des Lebens, sobald er das Maß des leicht Entbehrlichen überschreitet. Wo eine Mark für das Hauswesen Bedeutung hat, sollte alles abgestellt werden, was nicht beiden Ehegatten gleichmäßig zugute kommt, denn es bedeutet einseitig verwendete Minderung der ehelichen Arbeitsleistung.

Ich war mit einem Manne befreundet, der durch fleißige und geschickte Arbeit ein großes Vermögen erworben hatte, aber kinderlos geblieben war. Schließlich kam er zum Sterben. Ein Testament hielt er für überflüssig: »Meine Frau hat zu leben, und das übrige mag nach dem Gesetz an meine Geschwister fallen.« »So?« sage ich. »Wenn Sie ein Vermögen hinterlassen, so hat Ihre Frau mindestens die Hälfte erarbeitet, indem sie Ihnen dieses Hauswesen schuf, das Ihnen Kraft und Glück gab, und wo sie das Erworbene zusammenhielt. Sterben Sie ohne Testament, und die Gerichte mischen sich ein in den Nachlaß, so haben Sie Ihren treuesten Freund öffentlich bloßgestellt.« Das half.

Jedermann sollte bei guter Zeit ein Testament machen, so freundlich als irgend möglich, damit zu einer Zeit, in der er dem Irdischen entrückt ist, keine Bitterkeit für ihn übrig bleibt.

Wenn man erwägt, wie geistlos viele Berufsarten der Männer sind und doch ausgefüllt werden müssen, so ist es das häusliche Tun des Weibes, in das Treiben des Mannes freundliche Sonnenstrahlen des Lebens fallen zu lassen. Auf diese Weise gestaltet sie die ödeste Tätigkeit so um, daß eine befriedigende Lebenshaltung erzielt wird. Ein unschätzbarer Erfolg ehelicher Arbeit.

Umgekehrt ist es auch für den Mann erst die wahre Befriedigung, wenn er weiß, daß alles, was er tut, mag es noch so mühsam und geistlos sein, in seinem Hause in Lebensfrüchte ausgereift wird.

So ist die Ehe die Weihe oder die Vernichtung aller Lebensarbeit und hat unübersehbare Bedeutung. Für die weitaus meisten Menschen ist die Ehe der wertvollste Zustand, in dem sie sein können.

Oder wenn im Laufe der stillen Arbeitsjahre, die das Leben von den meisten Menschen verlangt, ein Häuflein Kinder heranwächst, ein kommendes Geschlecht, das über uns hinauswachsen soll – welche Arbeitsleistung für die Menschheit!

Fast unbemerkt, im Nebenbetrieb jedenfalls, wachsen die Kinder heran, und schließlich sind sie oft unser bester Erfolg, den wir aufzuweisen haben. Vielleicht kann kein Mensch irgendeine sonderliche Leistung von uns namhaft machen. Aber schließlich stehen einige lebendige Zeugen unseres Seins und Tuns da, die den Samen der Zukunft in sich tragen.

Vielleicht sind die Kinder auch nicht sonderlich geraten, aber wer kann je ermessen, welchen Samen sie bergen! Und welche Leistung, Menschen ins Dasein und zu einem nützlichen Leben zu verhelfen! Viel Mühe, viel Sorge, viel Enttäuschung viel Entbehrung, das bedeutet die Erziehung von Kindern, aber damit gerade eine Arbeitsleistung der Ehe, die als köstlich angesprochen werden muß.

Ich muß immer, wenn ich ein Neugeborenes sehe, an den Spruch denken: Wer solch ein Kind aufnimmt im Namen des Menschensohnes, der nimmt ihn selbst auf! Alle mit Kindern gesegneten Eheleute tun das und haben daran einen unermeßlichen Quell von Segen, Leben und Glück, dem gegenüber auch der ödeste Beruf nicht ins Gewicht fällt. Sie haben es, auch wenn sie vom Menschensohn selbst nichts wissen wollen, weil er ihnen zu Tode gepredigt ist: sie erleben einfach seine Wahrheit und sind beglückt darin.

Das alles sind nicht etwa Empfindungsreihen, wie Bücherweisheit sie ausheckt. Ein einfacher Blick in die Geschichte der Menschen lehrt, daß ihre Fortschritte im Zusammenhang stehen mit der Entwicklung der Ehe. Sie war eine mächtige Triebfeder zu nützlicher Arbeit und ermöglichte Kindern ein gedeihliches Werden. Wo die Ehe zerbricht, zerbricht auch die Kultur. Wie die Ehe selbst einen großen Werdefortschritt darstellt, so gebiert sie auch fortzeugend menschheitliche Werte in Gestalt von nützlichen Werken und Werkführern. Ihre Hauptleistung liegt aber doch im tiefsten Innern, dem Gebiete des Geistes.

Wer eine Ehe führt, hat eine unausgesetzte Übung im Verzichten und Entsagen, also einen Zuwachs von Liebesarbeit, die befreiend und erhebend wirkt. Ein eheloser Mensch hat gar keine Ahnung von den Leistungen der Ehelichen und ihrer unausgesetzten Arbeit am eigenen Menschen, also auch nicht von ihrem heimlichen Glück. Denn jede Leistung trägt ihren Lohn in sich. Umsonst ist nichts in der ganzen Welt.

So mancher Mann, der nach Gott und Menschen nichts fragt, fragt sehr wohl nach seiner Frau und wird von ihr in Zucht gehalten, wo alle anderen Mittel versagen, und manches Weib, das irrlichtelieren und eine Gefahr für viele sein würde, hat an Mann und Kindern ein so heilsames Gegengewicht, daß sie noch ein Träger der Ordnung wird.

Die Menschen wissen das alles gar nicht so genau, brauchen's auch nicht zu wissen, aber sie erleben es. Das genügt.

Wer also in eine Ehe eintritt, darf wissen, und wenn er's nicht weiß, wird er's erfahren, daß er damit in eine unsagbar wichtige und unermeßlich bedeutungsvolle, schwere Arbeit hineintritt. Er kommt in einen Zustand der Selbstzucht, auch wenn er keinen diesbezüglichen Lehren zugänglich war, und nimmt teil an der Hervorbringung von Werten, deren sichtbare Seite gering ist im Vergleich zu ihrem Gewicht, das sie für die Menschheit haben.

Darin liegt auch ein großer Ausgleich. Vielen ist es gegeben, Dinge zu schaffen, die außerordentlich ins Auge fallen, und an denen sie selbst berühmt werden. Anderer Leben verläuft so still und unbemerkt, daß niemand etwas Besonderes namhaft machen kann. Wer aber vermag zu sagen, welches Leben das wertvollere ist! Hat der Mann mehr geleistet, wenn er nach außen Großes hinstellt, oder das Weib, das unbemerkt dem Kämpfer den Rücken deckte und seine Kraft stählte? Hat der Berühmte Wertvolleres geschaffen oder der geringe, schlichte Arbeiter im öden Alltagsberuf? Niemand vermag es zu sagen.

Ein Mann, der für sein Weib und seine Arbeit sorgt, und ein Weib, das für den Mann und ihr Haus sorgt, hat der Menschheit einen größeren Dienst geleistet, als daß man ihn abschätzen könnte. Den allergrößten aber sich selbst.

Es gibt eine Gerechtigkeit, die unsagbar hoch und tief waltet über und unter der Oberfläche des Sichtbaren. Aber sie ist so groß, daß kein Menschenwort sie zu fassen vermag. Das ist gut und ihre Ehre.

Wer aber die Arbeit verachtet, der versteht das Leben nicht, der entbehrt auch schließlich das unentbehrliche Glück. Vor solchen Menschen hüte dich, besonders wenn sie kluge Worte zu machen verstehen. Dann sind sie gewiß Heuchler und Schleicher. Die Ehe umspannt eine große Arbeit, vielleicht die größte und wichtigste im Leben. Das ist ihre Heiligkeit.

Das Verzeihen

Die Ehe ist ein so großes Gut, daß es selbstverständlich ist, daß der heutige Mensch ihr noch lange nicht gerecht wird. Was hilft uns das beste Werkzeug, wenn wir es nicht zu handhaben verstehen, und was tun wir mit unserer unvollkommenen Wirklichkeit, wenn wir mit ihr in einer vollkommenen Einrichtung stehen! Das Werkzeug macht uns längst nicht zu vollendeten Arbeitern, und die edelste Einrichtung verleiht uns keine Vollkommenheit.

Wir müssen also ernstlich unsere Stellung zur Ehe heute erwägen.

Sie ist heute noch längst keine vollkommene Ehe. Schon deshalb nicht, weil sie Zwangsehe ist. Wie können freie Geister anders bestehen, als in der Freiheit?

Die Ehe heute kann aber nicht wohl ohne Zwang gedacht werden, weil es noch keine wahrhaft freien Menschen in solcher Überzahl gibt, daß ihr Dasein bestimmend auf unsere Gesetze und bemerklich für die Masse unserer Zeitgenossen wäre.

Wir gehen aber unzweifelhaft der wahren Freiheit entgegen, und danach müssen wir auch unsere Ehe heute einrichten lernen.Vergl. darüber Ausführliches in Lhotzky »Die Zukunft der Menschheit«, III. Teil.

Vor allem wäre allen Eheleuten aufs dringendste zu raten, die Anwendung aller Zwangsmittel tunlichst auszuschalten. Sie sind für den Gesetzgeber, den Staat, die Gesellschaft notwendig, für die Eheleute selbst müssen sie entbehrlich sein. Es ist schon betont worden, daß Eheleute durchaus selbst miteinander fertig zu werden trachten müssen und jede, aber auch jede fremde Einmischung abzulehnen suchen.

Ganz allgemein müssen sie sich sagen, daß auf jeden Fall beide Eheleute, die zusammentreffen, voller Fehler und Unvollkommenheiten sind. Eine Mutter sagte mir einmal von ihrer eben getrauten Tochter: Diese Tochter hat überhaupt keinen Fehler. Das war natürlich ihr größter Fehler. Ich war so unhöflich zu lachen. – Sie ist später trotzdem eine brave Frau und Mutter geworden, aber der Kampf ums Dasein war für beide Ehegatten unsagbar schwer und endete erst, als ihre Fehler alle offenbar wurden.

Heute gibt's keine Ehe fehlerloser Leute und hat nie eine auf diesem Planeten gegeben. Folglich wird jeder Ehegatte am andern schwer zu tragen haben.

Jeder Mensch hat die verständliche Gewohnheit, seine Fehler tunlichst zu verdecken. Je verborgener die Mängel jemandes sind, desto schwerer pflegen sie ins Gewicht zu fallen. Mit den offen zutage liegenden ist verhältnismäßig leicht fertig zu werden, schwer mit den unsichtbaren. Alle werden aber in einer Ehe im Laufe der Zeit deutlich. Je später, desto drückender sind sie. Folglich hat man an tugendhaften Ehegatten schwerer zu tragen, als an untugendhaften. Zu tragen haben alle miteinander.

Was soll man nun tun, wenn Fehler schmerzlich offenbar werden und das Leben des andern vergiften wollen? Man soll unter allen Umständen selbst fertig werden und keinesfalls dritte Leute oder gar die Gerichte einmischen. Die Lasten sind überall annähernd die gleichen. Jede Ehe ist schwer. Sie könnte ja sonst gar nicht köstlich sein.

Es kommt lediglich darauf an, wie die Menschen sich zu den Lasten stellen. Die sie wegwerfen oder um Hilfe schreien, sind Tröpfe, aber die sie tragen, die zwingen sie und erringen einen Sieg nach dem andern.

Nur die Ehen können glücklich werden, in denen einer für die Last des Andern eintritt, ihn nicht anklagt, sondern zu entlasten sucht. Solche Ehen werden aber unaussprechlich glücklich, der Himmel auf Erden. Ob Fehler da sind oder nicht, darauf kommt's nicht an, wohl aber darauf, wie man sich zu ihnen stellt.

Eheleute können nur so bestehen, wenn zwischen ihnen ein grenzenloses Verzeihen wohnt. Von der Größe des Verzeihens hängt ganz allein ihr Lebensglück ab. Nicht von der Geringfügigkeit der Fehler. Wer alles verzeiht, wird glücklich und macht glücklich.

Was heißt verzeihen? Es heißt nicht, gleichgültig sein gegen die Fehler des andern, sondern sie auf sich selbst nehmen. Laster sind Lasten. Sie werden leichter, wenn zwei sie tragen. Verzeihen heißt, an den andern glauben und durch alle seine Fehler hindurchsehen auf seine Wahrheit. Verzeihen heißt, das Untüchtige beständig in die Vergangenheit schieben und das Wertvolle als gegenwärtig behandeln. Es ist die Großtat der Liebe, vor der das Böse wohl offenbar, aber nicht angerechnet wird. Nur starke Geister können recht verzeihen, wer sich aber übt, wird daran stark. Wer eine Ehe führt, hat fortwährend Gelegenheit sich zu üben.

Das Verzeihen ist die einzige Möglichkeit, wie des andern Fehler auch wirklich überwunden werden. Eine Frau war an einen Beamten verheiratet, der alles vertrank und die Seinen in bitterster Not leben ließ. Da fragte sie einst ihre kleine Tochter: Mama, warum sind gerade wir so arm, und alle unsere Bekannten haben's so viel besser? Die Mutter antwortete: Siehst du, Kind, unser Vater kann uns nicht so viel geben, wie er möchte. Darum müssen wir uns möglichst einschränken, um es ihm nicht so schwer zu machen. Unbemerkt hatte der Vater das Gespräch gehört. Es wurde der Wendepunkt in seinem Leben.

Zwei schwere Klippen birgt die Ehe heute in sich, an denen sie leicht scheitern kann, die darum besonders dem Verzeihen anheimgestellt werden sollen.

Die Frauen leiden alle, wenn sie lieben, an Eifersucht und erschweren dadurch unendlich das Leben des Mannes. Viele wissen diese Leidenschaft geschickt zu verbergen, oder großzügig zu beherrschen, aber die wirklich heiß lieben, haben sie auch. Es gibt auch zahlreiche eifersüchtige Männer, eine wahre Qual ihrer armen Frauen. Aber das sind, wenn man von vorübergehenden Ausbrüchen dieser Leidenschaft absieht, die jedem kommen können, vorwiegend Weibmänner oder zerfallende Mannsruinen, Schwächlinge, die verweibt sind. Aber die Frauen leiden als solche darunter. Ihr Empfindungsleben ist ein anderes.

Auch die Eifersucht wird einmal von der Menschheit ganz überwunden werden. Sie ruht heute auf einem falschen Eigentumsbegriff. Gerade so wie viele Eltern in dem Wahn leben, die Kinder seien ihr Eigentum, so ist die Eifersucht die Wahnvorstellung, als gehöre der Mensch hoffnungslos dem andern und habe dieser über seinem Besitzrechte mit der Glut des Eifers zu wachen.

Das ist ein Irrtum. Kein Mensch gehört dem andern. Alle sind freie Geister, die nur sich selbst angehören und damit Gott. Daher kommt's, daß die Größten unseres Geschlechts nicht verheiratet waren. Der Messias konnte nicht heiraten. Wer allen Menschen helfen will, darf durch ein liebendes Weib nicht behindert sein. Das hätte ihm viele Zugänge liebevoll versperrt.

Die wahre Ehe, die wir erringen müssen, wird von einer Liebe durchwallt sein, die den andern immerdar frei läßt, nicht zwangsmäßig bindet, sondern löst.

Heute stellt die Eifersucht große Ansprüche an die Kraft des Verzeihens.

In der Männerwelt findet sich der Ergänzungsfehler zur Eifersucht, der auch unendlich schwer zu tragen ist für eine Frau.

Es ist schon gesagt worden, daß der gesittetere Teil der Menschheit unstreitig das Weib ist. Ihm sind sehr wesentliche erziehliche Fortschritte in der Sittlichkeit der Menschheit zu danken.

Die Männerwelt steht dem Weibe darin nach, daß sie entschieden polygam veranlagt ist und darin schwere Gefahren hat, denen sie oft genug unterliegt. Es mag sein, daß von Haus aus beide Geschlechter gleichmäßig zur Polygamie neigen, aber im weiblichen ist diese Neigung heute mehr überwunden als im männlichen Geschlecht. Das soll ganz einfach gewußt werden. Welche Gefahr damit der Ehe erwächst, ist ohne weiteres deutlich.

Geschichtlich ausgedrückt wird man sagen müssen, daß das Weib sich in dieser Beziehung schneller entwickelt hat als der Mann. Es gibt ja tatsächlich auch heute noch genug Frauen, die in diesem Punkte uralte Naturzustände darstellen. Aber diese werden doch als Ausnahmen empfunden. Die Frauenwelt als solche steht heute auf einer hohen Stufe der Sittlichkeit und darf wohl als wesentlicher Förderer der Einehe angesprochen werden. Religion und Gesellschaft haben das als berechtigte Forderung aufgenommen und mit Nachdruck und Erfolg vertreten. Damit ist aber keineswegs gesagt, daß sie es wirklich gewonnen hätten. Auch unsere Zwangsehe ist nur ein sehr rohes und unvollkommenes Mittel dazu.

Auch die ledige Frauenwelt vermag, so schwer es vielen ihrer Vertreterinnen oft fallen mag, weit leichter Enthaltsamkeit zu üben als die Männerwelt.

Ohne Zweifel ist diese höhere Stufe erworben, nicht ursprünglich vorhanden. Also ist zu erwarten, daß auch der Mann nicht ewig zurückstehen wird, sondern sich, so hoffnungslos es auch oft hingestellt wird, und der Anschein es zu lehren scheint, zur vollen Sittlichkeit emporarbeiten wird. Das Große an unserer Zeit ist schon, daß alle solche Dinge offenbar geworden sind und ganz offen besprochen werden können. Unsere Zeit liebt die Wahrheit über alles.

Was hat nun zu geschehen, wo die niedere Sinnlichkeit durchbricht, wie muß die Ehe heute sich da gestalten? Auch diese Ausbrüche werden am besten ohne Einmischung dritter Menschen behandelt und unter das große Verzeihen gestellt. Das Verzeihen ist die mächtigste Hilfe in dem schweren Ringen nach vorwärts. Je endloser das Verzeihen ist, um so endloser und unwiderstehlicher ist die Hilfe, die es gewährt. Weil es frei macht, wirkt es lösend.

Die wahre Ehe, die wir gewinnen müssen, wird gerade durch ihre Freiheit zur Selbstzucht zwingen. Eifersucht macht die Übertretung ungleich verlockender und erleichtert sie, indem sie wähnt, sie zu erschweren.

Haben wir nicht die wahre Ehe, so wollen wir sie unter allen Umständen gewinnen. Das können wir nicht dadurch, daß wir die Schrankenlosigkeit durch gesetzliche Maßnahmen einführen, sondern nur dadurch, daß alle, die sich nach Freiheit sehnen, in ihre Ehen das große Verzeihen hineinnehmen und ganz allein miteinander fertig werden.

Es gibt nur eine einzige welterlösende Macht. Das ist die Liebe, die alles wissen und alles verzeihen kann. Wer auf sie verzichtet, gibt den besten Schutz der Familie preis.

Die Religion in der Ehe

In früheren Zeiten tat man sich schwer mit allerlei religiösen Dingen, die die Ehen belastend beeinflußten. Schon die sogenannte Mischehe war kaum angängig. Jahrhundertelang standen auch alle, die Ehe näher oder ferner betreffenden Angelegenheiten unter kirchlicher Rechtsprechung, was sie nicht gerade erleichterte.

Erst die Reformation räumte mit diesem Alleinvertrieb des Eherechts auf und schuf der Freiheit eine Gasse. Wenn ich nicht irre, war es sogar Luther selbst, der die Trauung vor die Kirchentür verlegte als Zeugnis dafür, daß die Ehe unter den Staat gehöre, und die Kirche nicht zu herrschen, sondern nur zu segnen habe.

Dabei eignete vielen Religionen, auch manchen Christentümern, eine unerhörte Mißachtung der Ehe. Die Ehelosigkeit galt lange als der gottwohlgefälligere Zustand, und die Ausübung des Geschlechtstriebs und die Kinderzeugung wurden als ungöttlich verdächtigt.

Die notwendige Folge war nicht Vermehrung der Sittlichkeit, sondern der Heimlichkeit. Wir leiden heute noch unter dem religiösen Versteckspiel, und nur langsam geht unserer Zeit das Recht der schlichten Offenheit in allen ehelichen und außerehelichen Dingen auf.

Gleichwohl soll das Verdienst der Religionen nicht geschmälert werden, dem Gedanken der Einehe großen Vorschub geleistet zu haben, wenn auch mit den plumpen Mitteln, die Religionsleuten eigen. Man muß andrerseits bedenken, daß die Religion früher einem weit roheren Zeitalter gegenüberstand, das Kinder mit Stockschlägen glaubte zur Sittsamkeit erziehen zu müssen. Wer selbst prügelt, wird sich nicht wundern, wenn er auch unter rohe Zuchtmeister gestellt wird.

Solche Dinge wollen geschichtlich gewürdigt werden und sollen heute in einem lichter werdenden Zeitalter ohne Zorn und Eifer ruhig betrachtet sein. Zweifellos haben wir heute noch Unmassen von Menschen, denen der Religionszwang sehr heilsam und notwendig ist, so wenig wie sie der Zwangsehe entbehren können. Auch soll nicht verkannt werden, daß die Religionen selbst, wenn auch widerstrebend, sich der Weiterbildung erschließen. Schon aus Selbsterhaltungstrieb. Manche tun es mehr, manche weniger, aber schließlich müssen sie alle.

Eines muß nun vor allem gesagt werden. Religionsübungen sind etwas ganz anderes als Gottesdienst. Wird eine Ehe recht geführt, so steht sie über jedem Religionsbetrieb.

Daß sich Mann und Weib verbinden und gemeinsam Kinder aufziehen, ist ein Gottesweg. »Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllt die Erde«, heißt das erste Gebot der Menschheit. Da soll kein Religionswesen sich unterwinden zu behaupten, es gäbe Gott wohlgefälligere Daseinsformen als die Ehe.

Ferner, daß Eheleute einander tragen und zwischen sich das grenzenlose Verzeihen wohnen lassen, das allein eine richtige Ehe ermöglicht, ist ein Christusweg auf Erden. Die Erlösung der Menschheit ruht auch auf nichts anderem, als dem großen Verzeihen.

Ob nun Eheleute zugeben, daß sie den Gottes- und den Christusweg gehen oder nicht, das ist nicht so wichtig. Sie gehen ihn, wenn sie ihre Ehe recht führen, und erfüllen damit den Willen des Vaters. Ob sie dies aus religiösen oder naturgeschichtlichen Erwägungen oder aus einfachem Lebensbedürfnis tun, kann dabei nicht so wesentlich sein. Jesus hat selbst einmal gesagt, wer des Vaters Willen tue, dem werde auch weitere Erkenntnis überkommen. Wer ihn bloß lehre, werde arg klein heißen im Himmelreich, wer ihn aber lehre und erfülle, der werde groß heißen.

Das merkt man auch rechten Ehen deutlich an, und das ist gewiß: Wer eine rechte Ehe führt, steht unausgesetzt im Gottesdienst, ob er's weiß oder nicht. Dieser Gottesdienst überragt weit jegliches Formel- und Gebärdenwesen, was Religionen ersonnen haben. Also steht die wahre Menschenehe über den Religionen, und es kann dabei nicht so sehr ins Gewicht fallen, welcher Religion der eine oder der andere, oder beide Ehegatten angehören. Sie fanden sich ja darin, daß sie Gott dienten und den Christusweg miteinander wandelten.

*

Auf jeden Fall bleibt mancherlei zu bedenken, und junge Leute werden gut tun, sich über ihre religiöse Stellung klar zu werden. Sind beide sehr eifrig in ihrem Religionsdienst, und gehören sie beide dem gleichen Christentum an, so ist's sehr einfach.

Sie bleiben in dem, was sie haben und werden merken, daß sie auch für ihr Eheleben mancherlei Hilfe finden. Denn wenn's ihnen auch nicht immer gelingt, so trachten doch die verschiedenen Christentümer danach, den Gottes- und Christusweg zu gehen, der Eheleuten allerdings viel näher liegt.

Sind beide Eheleute gleichgültig gegenüber ihren Religionen, so wird die Ehe sie wahrscheinlich nicht eifriger machen, und vermutlich werden sie ins Philistertum versinken. Die »Reich-Gottes«-Leute sind nicht gleichgültig. Sie halten nur deshalb nicht sehr viel von den Religionen, weil sie mehr haben, als diese zu bieten vermögen.

Ist aber eines der Eheleute sehr eifrig und das andere gleichgültig, so vermag es in der Ehe recht ungemütlich zu werden, und manche Ehe ist schon das Opfer religiösen Wahneifers geworden. Erschwerend fällt dabei noch ins Gewicht, wenn beide verschiedenen Christentümern angehören.

Will jemand eine Mischehe oder eine Ehe mit starken religiösen Verschiedenheiten eingehen, so wird es vorteilhafter sein, wenn die Frau der freieren Richtung angehört, als umgekehrt. Der Frau eignet das Beharrungsvermögen, dem Manne die Beweglichkeit. Religiöse Unstimmigkeiten sind ein schweres Hindernis für jede Ehe. Wenn die Frau weitgehenden priesterlichen Einflüssen zugänglich ist, kann der freier gerichtete Mann oft sehr erbittert, unter Umständen ganz entfremdet werden. Naturgemäß ist eine stark religiös gebundene Frau schwer zur Weiterbildung ihres Denkens zu bewegen.

Die Frage kommt ja bei der Kindererziehung nochmals zu schwerer Geltung. Ja, bei vielen erwacht sie erst, wenn Kinder da sind. Wenn dann vollends die Kinder noch in verschiedenen Religionstümern erzogen werden sollen, kommen oft schwere Mißhelligkeiten in das Familienleben und zerstören religionsmäßig die schlichte Unmittelbarkeit Gottes, unter der von Hause aus jede Ehe steht. Es ist also jungen Leuten nicht dringend genug zu raten, sich über ihre religiöse Stellung und Haltung in unbedingtester Offenheit auszusprechen. Sind sie vorher einig in Zustimmung oder Ablehnung, so ist damit längst nicht gesagt, daß sie einig bleiben, sind sie uneinig, so ist's auch recht wohl möglich, daß sie im Laufe der Jahre einig werden, ohne daß eins am andern einen religiösen Gewaltakt zu vollziehen braucht. Der gesunde lebendige Mensch entwickelt sich mannigfach. Wenn jemand nie anders denken gelernt, als er gelehrt wurde, so ist das nicht immer ein Zeichen von Treue, sondern sehr häufig ein Zeichen von Totsein.

Junge Leute sollten sich zwei Bedingungen stellen und einzuhalten trachten. Die eine heißt: Wir wollen unseren heutigen geistlichen Zustand nicht als unveränderlich abgeschlossen halten und uns gegenseitig größte geistliche Bewegungsfreiheit gewährleisten, denn wir wollen lebendige Menschen sein. Leben beruht auf Bewegung.

In diesem Falle ist's ganz gleichgültig, von welchem Ausgangspunkte aus sie in die Ehe treten. Wenn beide nicht abgeschlossen haben fürs Leben – und welcher junge Mensch hätte das Recht dazu! – kann niemand sagen, wohin jeden Ehegatten die Entwicklung führen wird. Wahrscheinlich werden sie einander finden oder wenigstens in Fühlung bleiben.

Mit dieser Bedingung ist jederzeit die größte Hochachtung vor dem Denken des andern, wie immer es beschaffen sein mag, gegeben. Achtung vor dem andern ist das Grundgesetz der Ehe.

Die zweite Bedingung ist: wir wollen unter allen Umständen ganz allein miteinander fertig werden und auch in religiösen Angelegenheiten die entscheidende Mitwirkung dritter Menschen ausschließen, auch dann, wenn etwa ein Priester beichtmäßig Gewalt üben will.

Es ist sehr wohl möglich und kann auch nützlich sein, wenn die Ehegatten mit erfahrenen Menschen über dies und das, auch über religiöse Fragen, Sonderberatungen haben. Aber entscheidend darf nur sein, was sie allein miteinander ausmachen. Eine Ehe, in der dritte Menschen entscheidende Worte reden dürfen, ist schon verloren und wird nie etwas Rechtes werden.

Auf diese zwei Bedingungen, die allerdings grundehrlich gehalten werden müssen, kann man jede Ehe eingehen. Ich sage aber nicht, daß dadurch alle Schwierigkeiten aufgehoben werden. Zu den vielen ehelichen Nöten gesellen sich unter Umständen noch schwere religiöse. Aber sie sind so wenig unüberwindlich wie alle anderen.

Alle Schwierigkeiten, auch die religiösen, sind nur zeitlich. Trotz allen Lärmens reicht auch keine einzige Religion über die Zeit hinaus. Die Menschen aber sind ewige Geister und stehen als solche hoch über jeglicher Zeitlichkeit.

Alle Eheleute aber sollten sich deutlich machen, daß sie in dem Maße, als sie miteinander leben und einander tragen, in einem Zustande des Gottesdienstes stehen, wie sie ihn heiliger nirgends finden. Je mehr es uns gelingen wird, der wahren Ehe entgegenzukommen, um so größer wird die Unmittelbarkeit werden, in der die Menschen als Menschen zu Gott stehen.

Religionen sind alle nur Mittelbarkeiten und bedürfen Zwischenmenschen und allerlei geistlichen Aufwands. Vor der Unmittelbarkeit des Vaters werden sie einmal alle erbleichen. Eheleute sind auf den Gottesweg der wahren Menschen gestellt. Es handelt sich vor allem darum, daß sie ihn weiter finden und wandeln.

Das Familiensein

Die neuzeitliche Erkenntnis kann sich immer weniger der Wahrheit verschließen, daß der Mensch nicht da endet, wo das Auge seine Begrenzung sieht, sondern daß ein Etwas seine leibliche Umrahmung überragt, das nicht näher bestimmbar, nicht meß- und wägbar ist, aber sehr deutlich empfunden wird.

Jeder Mensch hat um sich einen ganzen Umkreis seelischer Strömungen, die sich sehr deutlich kundzugeben vermögen. Jeder weiß, daß es Menschen gibt, in deren Gegenwart man die Empfindung hat, als erstarre einem das Blut und erfriere die Seele, und andere, die nur dazusein brauchen, um alles um sich her aufleben zu lassen oder hoffnungslos abzustoßen.

Was das ist, wissen wir noch nicht. Ich denke es mir recht stofflich als Schwingungen, die denen der drahtlosen Fernschreibung am ehesten vergleichbar sind, und über die wir vielleicht auch einmal wissenschaftlich klar sein werden.

Heute genügt, daß wir uns ihrer Wirklichkeit erinnern.

Auf ihr Vorhandensein gründet sich überhaupt die Eheschließung. Ich könnte sie seelische Schwingungen nennen, wenn das nicht ein bloßes Wort wäre, könnte auch unterscheiden zwischen niederen und höheren und von einer Ehe voraussagen, daß ihr Glück und Unglück darauf ruhen werde, welche von beiden die Ausschlaggebenden waren. Aber das alles ist nicht so wichtig und würde hier zu weit führen, sollte es näher ausgeführt werden.

Sie sind da, und jeder Ehegatte bringt die seinen mit. Ihr ansprechendes oder abstoßendes Zusammentreffen bewirkt in der Ehe ebenso den Kampf wie die Hilfe im Dasein, und schließlich schaffen sie ein Wesen im Hausstande, das man den Familienton oder das Familiensein nennen kann.

Der stärkere Geist wirkt natürlich bestimmend, aber der schwächere Geist gibt den Oberton dazu, und jedes hereintretende Kind bringt auch einen Ton mit. Nicht minder jeder Dienstbote und Hausgenosse. Schließlich wird alles auf einen Hausklang gestimmt, der Einklang oder Mißklang sein kann.

Alle Häuser können nur so sein wie die Ehen sind, und jedes Haus hat mit naturgeschichtlicher Notwendigkeit seine Besonderheit, die wohl veredelt, aber nicht vernichtet werden soll. Wie sie ist, das spüren manche Menschen schon, wenn sie eine Schwelle überschreiten mit größerer oder minderer Deutlichkeit, anziehend oder abstoßend.

Es bekommt auch jeder, der länger in einem Hause weilt, etwas davon mit. Jedes Kind bekommt außer seinem Eigenwesen noch einen Hausstempel, auch jedem sonstigen Hausgenossen fliegt irgend etwas an und wirkt oft lange nach. Gutes oder Böses, Tötendes oder Belebendes.

In manchen Häusern ist's einem, als müsse man gesund werden. Ich verkehrte in einem Hause, da schien das Leben federleicht und seine Plage wie Scherz. Noch lange nach einem solchen Aufenthalt war es wie die Nachwirkung einer Erholungsreise des inneren Menschen. Später verlor sich das in jenem Hause. Ich dachte lange über die Ursache nach. Es war, als sei etwas weggegangen. Es waren auch einzelne Hausgenossen gestorben. Aber die Hauptursache war wohl, daß plötzlich ein neuer Mensch eingetreten war, der sich allmählich die Herrscherstellung angemaßt hatte und nun einen mißtrauischen, heimlichen Geist mitgebracht hatte. Während er kraftvoll das Haus nach außen zu festigen schien, zerstörte er es im Innern.

Andere Häuser können einen Menschen krank machen. Natürlich soll niemand sagen, wenn er irgendwo krank wird, das Haus habe es getan, aber wenn jemand lähmende Wirkungen eines Hauswesens spürt, soll er trachten, es zu verlassen. Ebenso muß jedes Hauswesen alle Geister, die den Einklang hindern, rechtzeitig zu entfernen suchen.

Daher ist das gefährlichste Unternehmen, wenn jemand in einem Hause eine größere Ansammlung anscheinend gleichgestimmter Geister zu veranstalten sucht. Da bildet sich in der Regel eine Mittellage, in der die niederen Geister sich behaglich fühlen und die höheren verkümmern. Schließlich geht das Gute, das das Haus zu bieten vermöchte, verloren, und die Leitenden kommen selbst hinunter statt herauf.

Ein Haus darf nur so viel fremden Geistern Zutritt gestatten, als es selbst angliedern oder bewältigen kann. Das wird nur in sehr beschränktem Maße möglich sein. Ist aber aus anderen Gründen Fremdenzuzug erwünscht, so muß es auf Hotelbetrieb gestellt werden, indem das eigentliche Familienwesen in ein Allerheiligstes verschlossen wird, während die Fremden im Vorhof bleiben.

Ich erwähne das ganz besonders, weil heute sehr viele Menschen darauf angewiesen sind, auch schon in junger Ehe Fremde bei sich länger oder kürzer zu beherbergen und oft nicht wissen, wie sie sich da zu stellen haben. Ich möchte allen sagen: Hütet euer häusliches Heiligtum vor Verflachung und unnatürlichem Hervordrängen fremder Wesenheiten.

Das Familiensein ist das heilige Besitztum, das auch die ärmste Hütte hat, denn es ist unabhängig von Geld und Geldeswert. Es ist die trauliche Behaglichkeit der Zugehörigen, die unnachahmbar und immer eigenartig ist. Wie man nicht zwei Menschen mit dem gleichen Gesicht findet, so auch nicht zwei Häuser mit dem gleichen Geiste.

*

Trotzdem gibt es Häuser ohne Familienleben. Das sind solche, in denen so verschieden gerichtete Geister zusammentreffen, daß der Rahmen des Hauses sie nicht zusammenzuhalten vermag. Der Rahmen des Hauses ist die Ehe. Wer das Unglück hatte, in solchem Durcheinander seine Jugend zu verleben – viele Leute haben das –, dem fehlt ein goldener Lebenskern, die Kinderstube, die durch nichts ersetzt werden kann. Solche Leute können erst nach Hause kommen, wenn sie sich am eigenen Herd einrichten, und sind dann oft um so empfänglicher dafür, denn der Mensch ist auf tiefere Gemeinschaft angelegt.

Elternhaus und Kinderstube sind Glücksgüter dieser Erde wie andere auch. Man muß nicht alles haben. Die Güter dieses Lebens sind mancherlei, und jedes ist wertvoll. Aber andererseits gibt es nichts, wirklich nichts auf diesem Planeten, das nicht auch entbehrlich wäre. Kein Ding, kein Gut, auch kein Mensch ist unentbehrlich, denn wir sind ewige Geister.

Am vollkommensten wirkt ein Haus, wenn die Strahlen des Lebens und die Wellen des Einklangs von der Hausfrau ausgehen. Sie ist zunächst berufen, die Priesterin am häuslichen Herd zu sein. Eine übellaunige Hausfrau wird weder Mann noch Kinder dauernd daheim halten können. Dienstboten halten schon gar nicht aus.

Häuser, die Menschen anziehen, sind Lebenshäuser, die der Friede durchwallt. Wo viel Wechsel ist unter den Insassen, ist's ein bedenkliches Zeichen. Manche Häuser vermögen nicht einmal ihre eigenen Kinder zu erhalten. Sie sterben vor der Zeit und flüchten ins Dunkel. Das Haus zerlebt sie.

Aber Häuser des Lebens stehen auch fest gegründet. Ich glaube, es gibt keine Gewalt der Erde, die imstande wäre, ein Ehepaar, das fest zusammensteht, umzuwerfen. Will eines fallen, so hält ihn das andere, und die erhaltenden Kräfte sind schließlich stärker als die zerstörenden Gewalten. In solchen Häusern erwachsen auch Kinder ohne sonderliche Mühe und werden Lebensboten in die Menschheit hinein.

Eine große Mitgift ins Leben hat jeder, der aus solchem Hause stammt. Man merkt auch jedem Menschen bis ins Alter hinein an, ob er eine Kinderstube hatte oder ihrer entbehrte. Diese Stätten sind Felsen, an denen die Wogen des Daseins branden. So lange die Menschheit solche Pflanzstätten hat, ist ihre Kraft ungebrochen. Aus ihnen quillt immer neues, sprudelndes Leben.

Der Grund zu solchen Häusern wird gelegt in den Tagen der jungen Ehe. Es schadet nichts, wenn der Kampf ums Dasein stürmisch verläuft. Nur wer am andern verzagt, verliert's. Auch hier ist der Glaube die überwindende Macht, die Berge versetzt und Täler ausebnet.

Wenn zwei sich ein Heim erkämpfen, in dem sie sich selbst ausleben dürfen und im Maße ihres Werdens den Zusammenklang erhöhen, die haben das Glück im Leben. Es ist unabhängig von Geld und Gut. Es ist die Kraft, Freud und Leid, Glück und Unglück gleichermaßen zu tragen und zu verwerten.

Das sind die wahren Heilstätten, in denen die Menschheit stückweise gesundet, die Brunnenstuben kraftvoller Geschlechter.

Wo die Familien gedeihen, gedeihen die Völker. Die wahre Sittlichkeit ruht in den Häusern. Wenn man ihr erst durch Vereine und öffentliches Werben aufhelfen muß, ist sie übel beraten. Auf der Sittlichkeit erbaut sich jeder wahre Fortschritt.

Es ist für jedermann in die Augen fallend, daß im Familientone die Roheit in Wort und Tat, wenn nicht beseitigt, so doch gemildert wird. Gemeine Schriften mögen an Junggesellen ihre Förderer und Mäcene haben, in Familien haben sie keine bleibende Stätte. Unschöne Kunstgebilde mögen Sittenrichtern Kopfschmerzen und Unverheirateten heißes Blut verursachen, die Familien beachten sie nicht, wie Weidetiere, die sich an den süßen Gräsern erquicken und die Giftpflanzen in selbstverständlichem Vorübergehen stehen lassen, ohne sich über ihr Vorhandensein weiter aufzuregen.

Ausgesprochener Familiensinn ist der beste, wirksamste Jugendschutz. Auf ihm ruht die Gesundheit der Völker. Sie hat ihre Pflegstätten bei Hoch und Niedrig. Solange es einen deutlichen Familienklang in vielen Häusern gibt, braucht ein Volk nicht zu verzagen, auch wenn es keine Berichte darüber schreiben kann und seine Zahlenrechner keine Sittlichkeitsziffern aufstellen können.

Kinderlose Ehen

Kinderlosigkeit ist eine herbe Entbehrung in den Häusern, namentlich wenn sie bei dem einen oder andern Ehegatten von Selbstvorwürfen begleitet ist. Dann gehört große Kraft dazu, sie innerlich zu überwinden.

Aber ganz allgemein muß man in solchem Falle doch sagen: Besser keine Kinder als elende Kinder und besser Kinder nicht gebären als geborene begraben. Das ist ein Schmerz, den nur der versteht, der ihn erlebt hat, ein Leid, das tief in das körperliche Leben, namentlich der Mutter, eingreift.

Kinderlosigkeit ruht aber keineswegs vorwiegend auf Schuld, sondern muß ganz allgemein als Entwickelungserscheinung angesprochen werden. Je niedriger die Menschheit steht, desto seltener ist die Kinderlosigkeit, je höher sie aufsteigt, desto häufiger.

Oft wird die ganze Kraft des Seins im Dasein gewisser Menschen verbraucht, die in sich die Fähigkeit haben, weithin Lebensanstöße zu geben, aber dafür auf eigene Kinder verzichten müssen. So kann man Kinder haben, die man nicht erzeugt hat. Man kann auch Kinder erzeugen, die man nicht angliedern kann. Das geringere Leid ist in diesem Falle, keine zu besitzen.

Kinder sind keineswegs das Glück und der Zweck der Ehe. Fruchtbarkeit ist ein Gut des Lebens, gewiß. Ein großes Gut sogar. Aber das Leben hat keine Güter, die unentbehrlich wären.

Vor allem darf man überhaupt nicht an Kinderlosigkeit glauben, ehe nicht wenigstens ein Dutzend Jahre in der Ehe vergangen sind. Man sollte sich auch in dieser gewiß schweren Wartezeit nicht nach Kindern zersehnen. Ungestillte und nimmer zur Ruhe kommende Sehnsucht mag oft genug die Kinderlosigkeit fördern, wo die Natur sie vielleicht beseitigt hätte. Wenn sie sich schließlich doch unausweichlich offenbart, hat gerade ein Ehepaar in seinem Füreinandersein Kräfte genug, sie zu überwinden.

Die erste Frage muß immer sein: Haben wir nicht vielleicht einen noch höheren Beruf als den, Kindern das Leben zu geben? Kinderhäuser fördern die Menschheit mittelbar, kinderlose können ihr unmittelbar dienen. In ihnen wird der Blick nicht fortwährend durch Eigensein abgelenkt. Sie dürfen um sich schauen und finden stets, wenn sie nur treu sind, befriedigende Aufgaben.

Die Last des Daseins ist natürlich in kinderlosen Häusern schwerer, weil emporsteigendes Leben den Blick nie ablenkt. Manche Ehe würde scheitern, wenn nicht werdende Kinder den Eheleuten eine andere Richtung angewiesen.

Aber die größere Last braucht durchaus nicht erdrückend zu wirken, sie kann auch neue Kräfte für den rechten Menschen erwecken und vorhandene stählen.

Es soll ja niemand glauben, daß es leicht sei, Kinder aufzuziehen. Kinder legen schwere Entbehrungen auf und erzwingen Kräfteentfaltung, vor der man zuweilen davonlaufen möchte. Es gibt nicht wenig Leute, die kinderlose Ehen sogar beneiden, namentlich wenn im Kindersegen schier kein Aufhalten ist. Ich habe schon manche Mutter trösten müssen, die über dem Kinderwesen sich nicht zu fassen vermochte.

Es haben also die kinderreichen ebenso wie die kinderlosen Leute sehr Schweres zu tragen. Wer's nicht erfahren hat, kann nie ein richtiges Urteil abgeben, welches die größere Last ist. Das kann also niemand. Es schadet auch nichts. Lasten sind da, um getragen zu werden. An ihnen wächst die Kraft der Menschen. Über Lasten darf man sich auch nie viel Rechenschaft geben, sonst werden sie schwerer. Mancher vermag sie leicht so lange zu tragen, bis ein anderer ihn deswegen tröstet. Dann fallen sie erst schwer aufs Gemüt.

Öfter habe ich schon kinderlosen Leuten den Vorschlag gemacht: Helfet doch da aus, wo man mit Kindern schier nicht fertig werden kann. Ich tue es aber so leicht nicht wieder. Zu oft habe ich schon die entrüstete Antwort gehört: Was, ihr wollt alles Gute allein haben, und wir sind nur gut genug, euch das Schwere abzunehmen! Von der Freude sind wir immer ausgeschlossen, die Last aber sollen wir tragen helfen!

Aber ich weiß auch ganz genau, daß Kinderlosigkeit, namentlich für Frauen, etwas ist, das unmittelbar wider ihre Natur geht, die jede Mühe gering achtet, wenn sie nur einem jungen Nachwuchs zum Leben helfen darf. Ich kenne auch die unaussprechliche Freude, die jedes Kind, oft auch ein von der Sitte durchaus unerwünschtes, zu bringen vermag. Darum würde ich jede Verbitterung über dieses Entbehren entschuldigen.

Aber keinesfalls darf die Verbitterung die letzte und beherrschende Empfindung sein. Schon deshalb nicht, weil sie zwei Menschenleben, eine ganze Ehe, vergiften würde, und die Menschheit ist nicht reich genug, leichten Herzens auf eine einzige Ehe als Lebensträgerin verzichten zu können.

Lebensträger kann auch eine kinderlose Ehe sein. Ich habe in kinderlosen Häusern verkehrt, in denen wirklich das Glück wohnte. Es ist auch ganz erklärlich. Die Eheleute können sich immer inniger zusammenschließen. Kinder trennen mannigfach. Mancher Ehegatte vereinsamt, weil den andern die Kinderpflege mit Beschlag belegt. Kinderlose gehören nur einander an. Ihr ganzes Hauswesen ist vereinfacht. Sie sind weit unabhängiger von Dienstboten und haben ungleich weniger Sorgen.

Zwei Menschen zu ernähren ist Kleinigkeit, denn beide arbeiten ja. Einen großen Hausstand erhalten, das verursacht Sorgen, die nur Eingeweihte kennen. Kinderlosen Ehen sind diese Sorgen erspart. Sie brauchen sich auch nie zu trennen. Wenn in kinderreichen Häusern ein Ehegatte Ruhe und Erholung bedarf, kann der andere sich ihm nur teilweise widmen, auf Reisen ihn gar nicht begleiten, weil die Kinderpflege den einen immer ans Haus fesselt.

Wägt man alles gegeneinander ab, so hat schließlich jeder sehr Schweres zu tragen und keiner Ursache, sich wider den andern zu rühmen. Keiner soll alles Gute haben, aber auch keiner alles Schwere. Unsere Welt ist voll Lasten für jedermann, aber auch voll Freuden, von denen auch der Geringste und Ärmste niemals völlig ausgeschlossen ist. Nur der Verbitterte geht ihrer aller verlustig.

Ich habe daher sehr häufig beobachtet, daß kinderlose Leute bei ruhiger Abwägung des Lebens sich schließlich selbst fanden und viele mit Ruhe, manche sogar mit Freudigkeit ihre Last auf sich nahmen. Es ist auch hier am besten, wenn sich Menschen einfach der Natur anvertrauen, mit sich geschehen lassen, was Gott will, aber das Geschehende mit starker Seele auf sich nehmen.

Um solche her wurde Friede und Freudigkeit. Von ihren Häusern ging viel Gutes aus weithin. Oft in aller Stille. Aber man fühlt ja einem Menschen, einem Hause ab, was für Strahlen von ihm ausgehen. Strahlende Menschen sind mehr als andere befähigt, Sammelpunkte für allerlei Trostbedürftige und Friedlose zu werden. Die Stille kinderloser Häuser ist für viele ein Hort des Friedens, wo sie gerne ruhen und Kräfte sammeln für neue Arbeit.

Hat denn nicht die Einsame oft mehr Kinder, als die den Mann hat? Wenn die Größten unseres Geschlechts zuweilen auf die Ehe verzichteten, um den Vielen dienen zu können, lohnt es sich da nicht, auch innerlich auf Kinder zu verzichten, die die Natur versagt, um sich mit ganzer Kraft dem Ehegatten zu widmen und allen, die Gutes und Frieden bedürfen?

*

Eine Frage soll noch Platz finden, weil sie viele bewegt. Soll man Kinder als eigen annehmen, wenn die Natur sie versagt? Ich antworte darauf auf Grund mannigfacher Erfahrung: Im allgemeinen soll man's nicht tun. Zwischen Pflegeeltern und Kindern bleibt immer etwas Fremdes. Wird es ausgesprochen, so wird es bei jedem Verdruß deutlich, wird's nicht ausgesprochen, so bereitet man den Kindern eine entsetzliche Zeit, wenn dritte Menschen es ihnen ins Ohr tuscheln. Es muß aber unter allen Umständen offen ausgesprochen werden, denn Verheimlichtes kommt immer heraus und wirkt dann doppelt schwer.

Aber das Annehmen von Kindern ist schon deshalb mißlich, weil zu fremde Geister zusammenkommen. Es ist schon das Einleben in einer Ehe schwer genug, aber mit fremden Kindern ist's kaum möglich. Dann rechnen sich leicht solche Eltern als ungeheure Wohltäter, während die Kinder ihre Erziehung als Selbstverständlichkeit betrachten und schlechthin keinen Sinn für Dankbarkeit haben.

Ich meine auch, sie hätten diesen Sinn nicht nötig. Kinder sind Naturerzeugnis. Wer Kinder aufzieht, tut nur seine Schuldigkeit, wer es an eigenen versäumt, begeht ein Verbrechen. Angenommene Kinder sind nicht anders eingerichtet wie selbsterzeugte, aber fremde Eltern empfinden anders als eigene. Darum ist's im allgemeinen besser, dem Winke der Natur zu folgen und Kinder nicht zu eigen anzunehmen. Es erspart schwere Enttäuschungen.

Selbstverständlich möchte ich keinen Menschen im Wohltun hindern, aber wer Kinder annimmt, muß auch den Gedanken des Wohltuns völlig ausschalten. So wie Eltern, wenn sie Kinder erzeugen, nur sich wollen und an Kinder überhaupt nicht denken, so müssen auch Pflegeeltern nur zur Befriedigung eigenen Bedürfnisses Kinder annehmen, und ihre Mühe und Plage als unausweichliche Selbstverständlichkeit tragen. Dann mag's gehen, wenn auch schwer.

Im allgemeinen wird viel Unheil mit Kinderannehmen angerichtet. Wer es kann, mag's ja tun, aber wer es nicht gut kann, tut besser, wenn er's läßt. Wer sie nicht geboren hat, ahnt ja nicht, wieviel Mühe sie machen, und wer sie geboren hat, achtet der Mühe nicht.

Kinderlose Leute haben aber viel Gelegenheit Wohlzutun. Das wirkt auch befriedigend. Viele tun es auch. Kindererziehung darf nie Wohltat sein, aber die Beihilfe dazu ist's. Ebenso ist's die Ausbildung, die oft kinderlose Leute begabten, armen Kindern gewähren, deren Eltern solche Möglichkeiten versagt sind. Dabei kann man gleichgestimmte Geister, die von selbst gern in die Kindesstelle einrücken, viel leichter finden, und solche Kinder verliert man nicht. Angenommene behält man selten.

Ein sehr großes Hilfsgebiet ist auch die Mitarbeit an der Pflege verlassener oder unerwünschter Kinder. Diese liegt heute noch sehr im Argen. Kinderreiche Leute können sich der Sache wenig oder nicht annehmen, der Staat hat zwar viele »Organe« zu solchem Dienst, aber unter ihnen kein Herz. Wer aber keine eigenen Kinder herzen darf, kann dahin Fürsorge, Arbeit und Liebe wenden.

Kinderlosigkeit ist bedingt durch die fortschreitende Entwicklung im Geiste, der die Erhaltung des Sinnenlebens gleichgültiger wird, und ist weder eine Schmach, noch eine Hintansetzung, sondern eine Aufgabe. Wer die seine versteht und lösen lernt, der wird mindestens das gleiche Glück finden wie der Kinderreiche, in der Regel aber ein höheres, weil er durch viel Schweres gereift ist.


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