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Das Jahr des Lebens

Frühling

Tod, durch deine Finger rinnt
meiner Sonne Licht.
Deiner Finger Schatten fließen
über mein Gesicht.
Seltsam. Spielend. Kühlend.

Was verbergen seine Hände
über mir?
Meine Sonne?
Meine Sonne, meine Sonne ...
Hielt er seine Hände so
über euch am Lebensende,
Tote unter mir?

(Meine junge junge Sonne,
meine Ferne weit so weit,
unbeschritten,
undurchlitten;
meine Stunde, meine Zeit ...)
Spielend; kühlend.
                Meine Kinderaugen
schließen sich vor solcher Kühle;
schlafen –

Sommer

Und die Finger werden Zweige,
Äste; und ein Baum:
So verknorrt der Tod. Und Sonne:
Schatten.

                Und ich träume einen Traum ...
Unter Blüten fühl' ich: gestern
fühlte ich die Schatten kaum.
Heute: seltsam; tastend; lastend ...

Blütenschatten drücken mich im Traum ...

(Meine glühe glühe Sonne,
meine Ferne weit so weit,
unbeschritten,
halbdurchlitten;
meine Stunde, meine Zeit ...)

Drückend.
                Meine jungen Augen
schließen Schattenhände ... Du:
drückten so am Lebensende
Schattenhände dir die Augen zu,
Totenruh?

Seltsam.
                Und ich träume; träume –

Herbst

Und die Zweige werden Finger,
Hände; und der Tod.
Und er winkt in meine Fernen;
und es kommt die Not.
Schatten furcht die Not zu Falten,
Furchen, Wunden; Blut so rot!

Und die Früchte meiner Glut?
rieselnd Blut!
(Meine rote rote Sonne,
meine Ferne weit so weit,
unbeschritten,
ganz durchlitten?
meine Stunde, meine Zeit ...)

Bluten.
                Meine Augen bluten
wachend ... Sagt, erloschene Gluten
unter mir:
blute ich wie ihr geblutet?

Und ich weine Blut und klage:
und wann muß ich ganz verbluten?
Und ich blute eine Frage;
wachend –

Winter

Sterben.
                Starre.
                                Dunkel.


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