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Vorwort

Vor zwei Jahren erteilte mir die schwedische Akademie, die den hundertjährigen Geburtstag des Dichters Zacharias Topelius feiern wollte, den ehrenvollen Auftrag, in einer kurzen Zusammenfassung das Leben und die Werke dieses Dichters zu schildern. Während der Fertigstellung dieser Aufgabe lernte ich die von Professor Vasenius mit außerordentlicher und größter Liebe ausgearbeitete Topeliusbiographie genau kennen und war da höchst überrascht über den Reichtum an lebenswarmen Einzelheiten, sowie von den vielen Aufklärungen über Finnlands Geschichte, die das Buch überall bot, abgesehen davon, welch sichere und vielseitige Bekanntschaft man durch dieses Buch mit dem Dichter selbst macht.

Es erschien mir indes fast unmöglich, daß eine Lebensbeschreibung, die schon drei dicke Teile umfaßt, ehe sie ihren Helden bis zu seinem sechsunddreißigsten Lebensjahr vorgeführt hat, jemals in dem Grad Eigentum der großen Menge werden könnte, wie sie es verdient. Ganz natürlicherweise entstand deshalb bei mir der Gedanke, aus dem vorliegenden Material eine kürzer gefaßte und populärer gehaltene Schilderung von Zacharias Topelius herauszuarbeiten, und ich möchte hier aussprechen, daß Professor Vasenius diesen Plan kennt und mit gewohnter Liebenswürdigkeit sein Einverständnis dazu gegeben hat.

Immerhin muß ich meine Leser davor warnen, in dieser meiner Arbeit nur allein einen Auszug, eine verkürzte Auflage der Biographie von Vasenius zu sehen. Teils habe ich noch einige andere Quellen benutzt, wie Eliel Vests »Lebensbeschreibung und Aufsätze über Topelius' Verfasserwirksamkeit« in den Jubiläumsveröffentlichungen von 1918, sowie die Finnische Zeitschrift, teils habe ich mich nicht ganz davon zurückhalten können, eigene Schlußfolgerungen zu ziehen und den gegenseitigen Zusammenhang der Geschehnisse auf eine Weise darzustellen, für die mein gewissenhafter Vorgänger wahrscheinlich die Schuld nicht auf sich nehmen möchte. Ganz besonders sollte ich wohl hervorheben, daß künftige Kritiker mich allein für alles verantwortlich zu machen haben, was ich über die Entstehung der »Geschichten des Feldschers« berichte.

Noch einen Helfer habe ich beim Schreiben dieses Buches zur Seite gehabt, nämlich den alten Dichter selbst. Daß ich viele seiner kleinen lyrischen Erzeugnisse zur Beleuchtung und Belebung meiner Darstellung benutzt habe, wird wohl niemand tadeln; aber ich habe außerdem auf eine höchst unerlaubte Weise einige seiner besten Prosaabschnitte in meinen Text hineingeflochten. Der kundige Leser wird alsbald herausfinden, daß die Einleitung des ersten Kapitels in diesem Buch aus der Sage von der Birke und dem Stern entlehnt ist und daß der historische Überblick, der das Kapitel »Zacharias Toppelius der Ältere« schmückt, beinahe wörtlich im »Frühling der Wildnis« zu lesen steht. Die Beschreibung des alten Hauses auf Alörn ist aus einer Topeliusischen Erzählung genommen und ebenso die Geschichte von »Elias Lönnrots Jugend und mühseligen Studienjahren«, wogegen die kulturhistorischen Aufklärungen, die man im Kapitel »Lyrik« findet, aus der Novelle »Vincent Wellenbrecher« geholt sind. Auch hoffe ich eines: alle, die jemals erfahren haben, wie schwer es einem fällt, auf andere Weise Beispiele von dem Prosastil eines Schriftstellers wiederzugeben, werden mir verzeihen, daß sie, anstatt freistehend vorgeführt zu sein, auf solche Weise in das Buch eingeschmuggelt sind.

Mårbacka, 27. Oktober 1920.

Selma Lagerlöf


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