Hermann Kurz
Gesammelte kleinere Erzählungen, 3. Teil
Hermann Kurz

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Einleitung des Herausgebers.

Die folgenden Bände enthalten die kleinen erzählenden Werke des Dichters. Unter ihnen lassen wir die kleineren novellistischen Erzählungen in zwei Bänden vorausgehen. Sie sind, soweit es die Mannigfaltigkeit des Stoffes erlaubte, so geordnet, daß diejenigen voranstehen, welche Erinnerungen aus der Vaterstadt und Familie des Dichters enthalten. Es wird nicht nötig sein, diesen kleinen, mit Liebe gezeichneten und bald von warmer Empfindung, bald von schalkhaftem Humor belebten Bildern eine weitere Empfehlung mit auf den Weg zu geben; es genügt, die Entstehungsgeschichte der einzelnen kurz zu skizzieren.

Die zwei ersten Nummern unseres Bandes standen ursprünglich in der 1837 erschienenen Novellensammlung »Genzianen« in der Abteilung »Familiengeschichten«. Die zwei ersten dieser Familiengeschichten »Die Glocke von Attendorn« und »Der Apostat« wurden in der einen »Eine reichsstädtische Glockengießerfamilie« vereinigt zugleich stark umgearbeitet und erweitert und erschienen so im ersten Bande der »Erzählungen« 1858. Die Geschichte enthält Erinnerungen aus der Vorgeschichte von Reutlingen, besonders dem großen Brande von 1726, der den größeren Teil der Stadt in Asche gelegt hat. Das Problem einer gemischten Ehe, das nebenbei berührt ist, wollte Kurz noch später in einer Erzählung »Der heilige Florian«, aber wie es scheint mit tragischem Ausgang, behandeln, die Erzählung wird 1869 erwähnt, es ist aber nur ihr Anfang vorhanden.

Noch mehr Familien-Erinnerungen stecken in der Geschichte »Wie der Großvater die Großmutter nahm«, sie bildete in den Genzianen die dritte und letzte der Familiengeschichten und ist wenig verändert in den ersten Band der »Erzählungen« übergegangen. Der Großvater des Dichters von väterlicher Seite war Glockengießer und Senator von Reutlingen, seine Frau hieß wirklich Salome, war aber die Tochter des Stadtpfarrers, nicht eines Arztes; wie sich denn auch nicht mehr wird nachweisen lassen, was an dem eigentlichen novellistischen Motiv geschichtlich ist.

»Das Witwenstüblein« ist geschrieben zum Andenken an die Pfarrerswitwe Klara Marie Kenngott, die Schwester von Kurz' Vater, welche nach dem Tode beider Eltern Mutterstelle bei ihm vertreten hat. Die Erzählung stand zuerst in den »Dichtungen« von 1739 unter dem Titel »Liebeszauber« und ist dann stark erweitert unter dem jetzigen Titel in den ersten Band der »Erzählungen« aufgenommen worden.

Die beiden schwankhaften Liebesgeschichten, »Ein Herzensstreich« und »Das gepaarte Heiratsgesuch«, welche deutlich als Pendants gedacht sind, standen in den Genzianen unter den Titeln »Simplicissimus« und »Der schwäbische Merkur«, sie sind dann mit den jetzigen Überschriften im dritten Bande der »Erzählungen« 1860 wieder erschienen, die erste kaum, die zweite etwas mehr umgestaltet. Es sind mit flottem Humor gemachte Ausführungen von Anekdoten, wie sie wohl in Reutlingen oder Stuttgart im Kurs sein mochten.

»Das Horoskop« erschien gleichfalls im dritten Bande der »Erzählungen«. Daß die Geschichte wieder eine Reutlinger Erinnerung enthält, ist deutlich; mehr war über ihren Ursprung nicht auszumachen.

An die Erzählungen aus dem wirklichen Menschenleben reihen wir das »Bergmärchen«, das zuerst als »Die Liebe der Berge. Eine antediluvianische Geschichte« in den »Dichtungen« von 1889 stand und bedeutend umgestaltet unter dem jetzigen Titel in den ersten Band der »Erzählungen« übergegangen ist. Man wird die aus groteskem Humor und wirklich bedeutender poetischer Landschaftsanschauung bunt genug zusammengesetzte Märchenkunde von der alten Zeit, wo die Berge noch Riesen waren, die ihrer Streit- und Liebeshändel miteinander pflogen, nicht ungern an dieser Stelle sehen, da sie trotz aller phantastischen Gestaltung im Kerne nichts anderes als lebendige Erinnerung an die schönen Gegenden und Tage der Heimat ist.


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