Theodor Körner
Leier und Schwert
Theodor Körner

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Abschied von Wien.

(1813)

            Leb' wohl! leb' wohl! – Mit dumpfen Herzensschlägen
    Begrüß' ich dich und folge meiner Pflicht.
Im Auge will sich eine Träne regen.
    Was sträub' ich mich? Die Träne schmäht mich nicht.
Ach! wo ich wandle, sei's auf Friedenswegen,
    Sei's wo der Tod die blut'gen Kränze bricht:
Da werden deine teuren Huldgestalten
In Lieb' und Sehnsucht meine Seele spalten.

Verkennt mich nicht, ihr Genien meines Lebens,
    Verkennt nicht meiner Seele ernsten Drang!
Begreift die treue Richtung meines Strebens
    So in dem Liede wie im Schwerterklang!
Es schwärmten meine Träume nicht vergebens;
    Was ich so oft gefeiert mit Gesang,
Für Volk und Freiheit ein begeistert Sterben:
Laßt mich nun selbst um diese Krone werben!

Wohl leichter mögen sich die Kränze flechten,
    Errungen mit des Liedes heitrem Mut;
Ein rechtes Herz schlägt freudig nach dem Rechten.
    Die ich gepflegt mit jugendlicher Glut,
Laßt mich der Kunst ein Vaterland erfechten,
    Und gält' es auch das eigne wärmste Blut!
Noch diesen Kuß! und wenn's der letzte bliebe!
Es gibt ja keinen Tod für unsre Liebe.


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