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Herbst

Wälder erprangen in herrlichster Tracht,
Früchte verschönen des Blätterwerks Pracht,
Reicher vermögen sie nicht sich zu schmücken,
Können nicht näher dem Ziele zurücken,
          Fanden ihr Ziel.

Herbstwinde kommen verschlagen und feig.
Streicheln die hangenden Blätter am Zweig,
Bringen von milderen Lenzwinden Grüße,
Höhnisch Erinnerung an sprossende Küsse,
          Grünendes Laub.

Sehnsuchtsvoll denkt jetzt ein jedes Blatt,
Wie in der Knospe geträumt es hat.
Denkt auch des Tags, wo befreit es sich streckte
Aufwärts zum Lichte, das freundlich es weckte,
          Küßte es grün.

Einmal durchleben noch will es die Zeit,
Wiegt sich im Winde, und hell ist sein Kleid,
Doch ist der Lenzfarbe Frische geschwunden,
Welk ist es jetzt und kann nie mehr gesunden.
          Fand ja sein Ziel.

Herbstwinde gehn ihren heerenden Gang,
Heulen den Blättern den spottenden Sang:
»Geht ihr in Kindheit, so seid ihr zu alt,
Nieder aus allem Gezweige ihr fallt.
          Fandet das Ziel.«

Doch in dem Laubfall ist manches Blatt,
Das sich zusammengerollt wieder hat,
Wie in der Knospe geschlossen es lag,
Träumen es noch nicht entsagen mag,
          Träumen vom Lenz.

»O ja! o ja!« seufzte der Assessor, »der Herbst ist eine sehr melancholische Jahreszeit und ungesund, sehr ungesund!«

Jesper sah mitleidsvoll zu den Sofaleuten hinüber, lächelte Julie zu und las:


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