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L.

Laab, Lupp, Coagulum, wird aus den Mägen säugender Kälber bereitet, und bei Verfertigung der Schweizer- und anderer Käse, wie auch zum medizinischen Gebrauche verwendet. Ist eine Waare des Kleinhandels und der Höckerei.

Laag Barsac, laag Preignac, werden gewisse Sorten weissen Bourdeaux-Weins genannt, die am stärksten nach Holland gehen.

Laberdan, s. Cabljau.

Labiza, ein sehr angenehm riechendes Baumharz, oder Gummi, das von einem Baume in der nordamerikanischen Provinz Karolina mittels darinn gemachter Einschnitte reichlich hervorquillt. Innerlich ist dasselbe so gelb wie Bernstein, und wird an der Luft so hart, daß man Arm- und Halsschmuck daraus bereiten kann, wozu es auch häufig von den Indianern in dieser Provinz verwendet wird. Der Name Labiza, den ihm die Indianer in dieser Provinz geben, heißt so viel als Kleinod. Es ist Materialwaare, und man braucht es zum festen oder Feuerlak.

Labradorstein, eine erst seit kurzem bekannte Steinart, die an der Küste von Labrador gefunden wird. Einige setzen denselben in die Klasse der Feldspathe, andere rechnen ihn zu den Hornsteinen. Er ist gewöhnlich mit vielen Adern durchzogen, und spielt nach den verschiedenen Richtungen, in welchen man ihn bewegt, allerlei schöne Farben. Man hat davon eingefaßte Ringe, Ohrgehänge, Hemdenknöpfe etc. die aber ihrer Seltenheit halber ziemlich theuer sind. Stücke, die etwa 2 Zoll lang und nicht völlig so breit sind, werden öfters mit 20 bis 30 Gulden bezahlt.

Lacca, s. Adlerholz.

Lac, s. Milch.

Lac virginis, Jungfernmilch, eine Art von Schminke, die aus einer mit Rosenwasser gekochten tinctura Benzoes besteht.

Lacerta viridis, grüner Queksilberpräparat, ist ein aus Kupfer und Queksilber zusammengeseztes Pulver, das besonders in der Wundarznei zur Reinigung äusserlicher bößartiger Geschwüre angewendet wird. Manche schreiben demselben auch, innerlich genommen, eine besondere Kraft wider eingewurzelte Tripper und andere venerische Krankheiten zu, doch halten die meisten Aerzte den innerlichen Gebrauch dieses Pulvers für unsicher und gefährlich, es seye denn, daß dasselbe nur zu wenigen Granen genomen wird.

Lachenknoblauch, s. Scordien.

Lachs, oder Salm, Salmo, Salar, wird durchgehends für den edelsten und köstlichsten Fisch gehalten. Er ist stark von Leib, schön silberfarbig geschuppt; auf dem Rücken dunkelpurpurfarbig, auf den Seiten aber heller von Farbe und glänzend und mit schwarzbraunen Punkten hin und wieder besprengt. Sein Bauch ist ganz weiß; er hat aber an demselben und auf dem Rücken etliche starke Floßfedern. Sein Maul ist klein in Rüksicht seines starken Körperbaues, aber innerlich mit vielen scharfen Zähnen und einer weissen knochenharten Zunge versehen. Eigentlich ist der Lachs ein Meerfisch, der aber zur Laichzeit in die Ströme, so sich in das Meer ergiessen, weit hinauf streicht, und wenn er das süsse Flußwasser einmal gewohnt ist, nicht leicht wieder in das Meer zurükkehrt. Durch dieses Austreten verliert er seinen Meergeschmak, und wird zum Genusse weit angenehmer. Zur Herbstzeit laichet er in den Flüssen und Strömen, die jungen Lachse aber begeben sich wieder ins Meer, und nachdem sie daselbst ein gewisses Alter erreicht haben, gehen sie ebenfalls den Strom hinan. Der erwähnte Zug der Lachse geschiehet in einer wahrhaft militairischen Ordnung, so daß sie zu 30, 40 bis 50 in einem Glied ihre Wanderschaft unternehmen. Dieser Fisch hält sich fast in allen europäischen Meeren auf: aus der Ostsee tritt er in die Weichsel, Stolpe, Wipper und Oder; aus der Nordsee in die Elbe und Weser; aus der Südersee in den Rhein, und aus den genannten wieder in andere kleine Flüsse, die sich in diese ergiessen. Hier wird er theils mit Reussen und Garnen gefangen, theils zur Nachtzeit, bei angezündeten Fackeln, mit Geeren, Dreistacheln oder Aalgabeln gestochen; am besten aber ohne viele Mühe bekommt man sie in den auf mehrern der erwähnten Flüsse dieser Fische halber erbauten Wehren oder Lachsfängen. Der Lachs ist öfters 40 bis 50 Pfund schwer, und wird sowohl frisch verspeiset, als auch eingesalzen, geräuchert und einmarinirt häufig zum Handel gebracht. Sein Fleisch ist zart und fest, frisch sieht es röthlich weiß, gesalzen und geräuchert aber fast ganz blutroth aus. Diejenigen Salmen, welche ein rothgelbes Fleisch haben, werden für die besten und schmakhaftesten gehalten. Nur muß man sich nach dem Rathe der Aerzte für allzuhäufigen Genuß dieser Speise hüten, da die Fettigkeit des Fleisches leicht einen Eckel erwecken und ein Fieber zur Folge haben kann. Man unterscheidet die Lachse nach den Jahren ihres Alters in Weißlachs, der in seiner besten Blüthe, und dessen Fleisch folglich das schmakhafteste ist; in Graulachs, die magern und schlechtern Fische dieser Art, und in Rothlachs, dessen Schuppen mit einem fleischfarbigen Rande eingefaßt sind. Noch muß hier der sogenannte Hackenlachs bemerkt werden, der seinen Namen von einem an dem Untermaule hervorstehenden Hacken hat. Dieser dient nicht zum Einsalzen und Räuchern, sondern muß frisch verspeiset werden. Beim Linne kommt auch ein sogenannter grauer Lachs, (Salmo Eriox) als eine besondere Art vor. Dieser soll nämlich einen abgestuzten Schwanz haben, da hingegen der gemeine Lachs mit einem etwas gleichförmigen Schwanze versehen ist. Derselbe schwimmt auch schneller, wird aber nicht so groß. Die Lachsfohre und Lachsforelle kommen unter ihren eigenen Titeln vor.

Aus der Ostsee tritt der Lachs in die Weichsel, Stolpe, Wipper und Oder; aus der Nordsee in die Elbe und Weser; aus der Südersee in den Rhein u. s. w. In dem Siegflusse, der sich bei Berchem, einem Dorfe unterhalb Bonn in den Rhein ergießt, und zwar gleich ausserhalb dem Thore des Städtchens Siegburg, werden alljährlich eine ganz erstaunliche Menge sogenannter Lachspricken oder junger Lächse, die gewöhnlich etwa 5, 6. bis 7 Zoll lang sind, gefangen und gröstentheils von dem Prälaten der dortigen Benediktiner-Abtei, als Dominus territorialis dieses Städtchens, an benachbarte Fürsten und vornehme Personen verschenkt, oder in der Abtei verspeiset. Diese Lachspricken haben die Eigenschaft, daß sie gleich, so wie sie aus dem Wasser kommen, getödtet und ihres Eingeweides entlediget werden müssen, weil sie sonst in wenigen Minuten abstehen und ungenießbar werden.

Die europäischen Länder, wo der Lachs am häufigsten gefangen wird, sind 1.) die Küsten v. England, Schottland und Irrland. Der Fang fängt hier gegen den Anfang des Jenners an, und dauert bis gegen das Ende des Herbstmonats. 2.) Die nahe an dem Meer gelegenen russischen, schwedischen, dänischen und norwegischen Länder, der bothnische Meerbusen besonders, ist ein Lieblingsaufenthalt der Lachse. 3.) Polen, Preussen und verschiedene andere an den Flüssen, die sich in das Meer ergiessen, gelegene Gegenden. 4.) Frankreich, das in der Garonne und Loire auch einigen, jedoch eben nicht sehr bedeutenden Lachsfang hat, u. s. w. Unter allen Lachsen, die in Deutschland gefangen werden, haben die aus der Elbe, Weser und dem Rhein wegen ihres guten Geschmaks den Vorzug.

Der Handel mit frischem Lachs ist meistens nur blos ein Gegenstand des Kleinhandels, indem derselbe, gleich dem Fleisch ausgehauen und verkauft wird. Desto beträchtlicher aber ist der Handel mit eingesalzenem, marinirtem und geräucherten Lachs. Unter den eingesalzenen Lachsen sind diejenigen ganz besonders beliebt, welche von Barwik, an der schottländischen Gränze zum Handel gebracht werden. Sie zeichnen sich nämlich nicht allein durch ihre besondere Schmakhaftigkeit, sondern auch noch dadurch besonders aus, daß sie reinlicher ausgenommen und gepakt sind. Es kommt bei dem Einsalzen des Lachses vorzüglich mit auf eine gute Zubereitung der Lacke an, welche in die Fässer, worinn derselbe eingelegt ist, gegossen wird. Wenn diese Waare recht gut seyn soll, so muß das Fleisch eine frische und schöne Röthe haben. In Newfoundland giebt man sich ebenfalls stark mit dem Einsalzen dieser Fische ab, die in Fässern von 460 bis 490 Pfund hamburger Gewichts zum Handel kommen. An manchen Orten ist der kleine, an manchen der mittlere, und an andern der grosse Fisch beliebter. Mit dem Einmariniren des Lachses giebt man sich besonders in einigen Städten an der Ostsee stark ab, so daß es hin und wieder eigens dazu bestimmte Lachssiedereien giebt, worunter jene zu Elbling besonders angemerkt zu werden verdient. Man legt nämlich daselbst jährlich viele tausend Gebinde ein, die nach England, Polen und andern Ländern verfahren werden. Die Zubereitung dieses einmarinirten Lachses besteht darinn, daß der Fisch auf dem Rücken aufgeschnitten, das Eingeweide herausgenommen, der Fisch in Stücke zerschnitten gekocht, und mit Salz, Essig und Gewürzen in recht dichte Gebinde eingelegt wird. Der Handel mit diesem Artikel ist noch beträchtlicher, als jener mit dem eingesalzenen Lachs. Der geräucherte Lachs wird häufig in den Rheingegenden, in Norwegen etc. zubereitet. Die zum Räuchern bestimmten Fische werden nämlich auf dem Rücken aufgegriffen, und nachdem das Eingeweide herausgenommen worden, eingesalzen, dann mit dünnen hölzernen Spiessen ausgespeilt und in den Rauch gehangen. Andere bewickeln auch den Fisch mit feinem Papier, damit er vom Rauch nicht schwarz werde. Man bezieht diese Waare meistens von Elbling, Hamburg, Bergen etc.

Lachsfohre, Teichforelle, Perpeln, Trutta lacustris, Salmo lacustris L., eine Fischart, die das Mittel zwischen dem Lachs und der Forelle hält. Sie wird grösser als diese; ja man hat deren in den Seen des Alpengebirges und in dem Genfersee, die bis 2 Ellen lang sind, und öfters über 40 Pfund wiegen. Dieser Fisch hat rothe Flecken auf der Haut, und fettes röthliches Fleisch, wie der Lachs. Sie müssen frisch verspeiset werden, doch werden sie auch von den Fischern und Landleuten hin und wieder nach den benachbarten Städten, wenn diese auch einige Stunden entfernt sind, zu Markte gebracht, in welchem Falle diese Fische jedoch vorher abgekocht und in grünes Laub eingepakt werden, damit sie frisch bleiben. Der Lachsfohre ist der Röthling (Salmo umbla), der sich ebenfalls in der Schweiz und auch in Italien aufhält, sehr ähnlich.

Lachsforelle, Salmo Trutta, von diesem Fische sind 12 verschiedene Gattungen bekannt. Er lebt in vielen europäischen Flüssen und Gewässern, ist gelblich von Farbe, und hat seinen Namen ohne Zweifel daher erhalten, weil er, so wie der Lachs, ein röthliches Fleisch hat.

In Schottland geben die Lachsforellen einen sehr wichtigen Handlungszweig ab, da man sie daselbst auf die nämliche Art, wie die eigentlichen Lachse einsalzet, und häuffig nach Frankreich und andern Ländern verschikt. Man nennt sie auch vielfältig kleine Lachse, und schäzt sie ihres vortreflichen Geschmaks halber allgemein. (Man sehe auch den Titel Forelle nach.)

Lacfirniß, s. Firniß.

Lac lunae, s. Mondmilch.

La Cote wein , s. Cote-Cotie, auch Schweizerwein,

Lac sulphuris, Magisterium sulphuris, ist ein weisses feines Pulver, welches aus Schwefel, Potasche etc., mittels chemischer Handgriffe bereitet wird. Man braucht es, wie die Schwefelblumen, als ein balsamisches und ausheilendes Mittel in Brust- und Lungenzuständen.

Lac virginis, s. Jungfernmilch.

Lachenknoblauch, Wasserknoblauch, Scordium commune, Teucrium Scordium L., ein Zwiebelgewächs, das theils wild gedeiht, theils auch in Gärten gezogen wird, und seine Anwendung in der Heilkunde findet.

Lachorias, eine Art baumwollenen Zeuchs, der von Parma durch die holländ. ostind. Komp. nach Europa gebracht wird. Er hält 22 Cobidos in der Länge und 7/4 in der Breite.

Lack, s. Siegelwachs.

Lack, Gummilack, Gummi Lacca, Lacca Arab. Cajulacca, wird in Ostindien durch eine Art rother Insekten oder geflügelten Ameisen erzeugt, die sich auf vielerlei Gattungen von Bäumen daselbst aufhalten, und auf den Aesten derselben sich kleine Hölen oder Zellen ausbauen, worinn sie ihre Eier legen. Sie setzen sich öfters so dichte zusammen, daß die Zweige aussehen, als ob sie mit einer rothen Erde bedekt wären, wodurch dieselben, alles Saftes beraubet, endlich völlig vertrockenen, die Blätter fallen lassen, und eine schwarze schmutzige Farbe bekommen. Durch die Vögel, denen diese Insekten an den Füssen hängen bleiben, wenn sie sich auf solche Aeste setzen, werden diese von einem Baum zum andern verpflanzet. Der Gummilakbaum gedeihet ganz vorzüglich in dem Königreiche Patna, in Bengalen, Guzurate, Madagaskar, Pegu u. s. w. In seinem natürlichen und unverfälschten Zustande ist das Gummilack den rothen Myrrhen ähnlich, hart, aber doch leicht zu zerbrechen, hell und durchsichtig, färbet den Speichel, wenn man es käuet, blutroth und verbreitet, wenn es angezündet wird, einen guten Geruch. Es kommt aber, so wie alle ostindische aus dem Pflanzenreich entstehende Waaren, selten unverfälscht zu uns, da die Indianer selbst zu ihren Kattunen, Zitzen und andern baumwollenen und seidenen Zeuchen, die sie schön und dauerhaft roth färben wollen, die Bewohner der Levante zu ihrem rothen Safian, und endlich die Holländer und Engländer zum Färben einer Gattung Scharlachs etc. die schönste und beste Farbe herausziehen, und das, was übrig bleibt, öfters noch obendrein mit Beimischung von schlechtern Harzen und Gummi zum Handel bringen, welche schändliche Mischung besonders die Holländer sehr geschikt zu bereiten wissen. Ueberhaupt wird man bei mehrern Artikeln dieses Wörterbuchs die Bemerkung finden, daß fast alle aus dem Pflanzenreiche ursprünglich entstehende Artikel, besonders kostbare Oehle u. d. m., welche dieselbe aus andern Welttheilen zum Handel bringen, von ihnen auf die schändlichste Art verfälschet und noch obendrein mit dem übertriebensten Wucher verkauft werden. Hier wollen wir nur zum Beweise dessen ein Beispiel anführen: In Ostindien kaufen die Holländer das Pfund des besten Lacks für 10 Stüber (30 kr. Reichsmünze) und verkaufen in Europa von ihrem verfälschten Mischmasch die Unze für 10 Stüber, so daß sie also auf ein einziges Pfund oder auf 30 Kreuzer ihrer Auslage 7 Gulden, und wenn man die Frachtkosten, Zölle etc. auf ein Pfund recht hoch zu 1 Gulden anschlägt, doch noch ganze 6 Gulden reinen Gewinnst haben. Die erwähnte gewissenlose Verfälschung ist auch die Ursache, warum man das Lack, da es doch von den Insekten nur in einerlei Gestalt erzeugt wird, auf so verschiedene Art gestaltet in unserm Materialhandlungen antrift.

Die beste und reinste Lackgattung muß eine dunkelrothe Farbe haben. Ist das Lack hingegen blaß und oben durchlöchert, so ist das ein offenbares Zeichen, daß die Insekten schon ihre Zellen verlassen hatten, als es gesammelt wurde, und diese Sorte ist als Farbmaterial nicht anwendbar.

Man bringt von dem Gummilack verschiedene Gattungen zum Handel, als 1.) Stablack, (Gummi Laccae in bacculis) das wir durch die Engländer unter dem Namen Stick-Lac erhalten. Dieses ist das natürliche Gummi, woraus die andern Sorten gemacht werden. 2.) Saamenlack, oder granulirtes Lack (Lac in granis), von den Engländern Leed-Lacc genannt, welches aus den Zellen besteht, die von den Zweigen abgenommen sind, und kleine gelblichrothe Körnchen hat. 3.) Klumpenlack oder Plattlack (Gummi Lacca in tabulis s. massis), welches in der englischen Handelssprache Lump-Lacc heißt, welches nichts anders als ein im Feuer geschmolzenes und in breiten Tafeln gegossenes Saamenlack ist. 4.) Schaalenlack, Scheibenlack, Schellack, (Gummi Laccae in tabulis), so aus geschmolzenen Zellen besteht, die in dünne und durchsichtige Formen gebildet werden. Aus dem leztern, welches in England den Namen Shell-Lacc führt, und von den Indianern auf eine besondere Art zubereitet wird, machen dieselben Arm- und Halsbänder, Ringe, Ketten u.d. m., die auf verschiedene Art bemalet, vergoldet, und von den Frauenzimmern als Schmuck an dem Hals und an den Armen getragen werden. 5.) Ohrlack (Laque en oreilles) das ehedem mehr als jezt, von Franzosen und Engländern zum Handel gebracht wurde u. s. w.

Das Gummilack ist ein Hauptmaterial zur Bereitung des Siegelwachses, so wie dasselbe auch zu verschiedenen Lackfirnissen, zur Malerei, Färberei, in der Medizin etc. häufig verbraucht wird. Im Grossen wird dasselbe am besten von den holländisch- und englisch-ostindischen Kompagnien bezogen. Ueber Livorno und Venedig wird feinrothes Stocklack, und eine geringe Sorte schwarzen Lacks zu Markte gebracht. Gewöhnlich ist dieser Artikel in Kisten von etwa 200 Pfund gepakt. In Holland wird das Lack aus Bengalen und Ceylan bei Pfund und bei Kavelings gehandelt, und auf leztern 1 Procent Gutgewicht und 2 Procent Ausschlag gegeben.

Das flüssige Lack (Lacca liquida), ist nichts anders als eine Tinktur, die aus dem Fernambukholze mittels saurer Säfte ist gezogen worden. Die Tunquineser sind in dem Besitze eines fliessenden Gummilacks, der aus gewissen Blumen herfürquillt, und von den Landeseinwohnern zu ihren lackirten Arbeiten verwendet wird, die allenthalben in einem grossen Rufe stehen. Dieses Lack darf aber bei schwerer Strafe nicht ausgeführt werden.

Lackfirnisse, s. Firnisse.

Lack, (Florentiner) s. Florentinerlack.

Lack, Kugellack, s. den folgenden Artikel.

Lack, Malerlack, Lacca in globulis oder rotulis. Unter diesem Namen giebt es verschiedene Malerfarben, wie z. B. Kugellack, der aus dem Florentinerlack, mit Beimischung von Kreide und Gummi, oder auch aus einer eigenen zusammengesezten Masse bereitet wird. Kolumbinlack oder Plattlack, das aus den von den Scharlachtüchern abgeschornen Tuchflocken kann bereitet werden. Man kocht diese nämlich in einer starken Lauge, giesset die Brühe hernach über fein gestossene Kreide und macht einen Teig daraus, der in viereckige kleine Stücke geformt und getroknet wird. Diese Lacksorte muß fein leicht und hochroth von Farbe seyn. Das venetianische wird für das beste gehalten. Man macht aber auch diesen Artikel dermalen zu Wien, Berlin, Breslau und in allen Fabriken chemischer Präparate häufig und mit gutem Erfolg nach. Unter diesen Sorten behauptet aber das Wienerlack den Vorzug. Ausser den Malern brauchen es auch die Apotheker, welche damit ihre Zahnpulver färben.

Lackirte Arbeiten oder lackirte Waaren, s. Firnißwaaren.

Lackmuß, Lacca musica, franz. Orseille en pierre, eine Art blauer Farbe, die auch unter dem Namen Tournesol in kleinen länglicht viereckigten Stücken zum Handel kommt. Lange war man in dem Wahn, diese Farbe sey der mit Kalk und Urin zubereitete und getroknete Saft aus den Früchten des Croton tinctorium Linn., welcher in Frankreich gebauet wird, und beim Bauhin Heliotropium tricoccum heißt. Dermalen aber wird durchgehends behauptet, daß die Lacca musica aus der Sonnenwende, Tournesol, Ricinoides, oder Tournesol Gallorum bereitet wird. Andere geben dagegen an, daß hierzu einige Flechtenarten genommen werden. Der Tournesol wird besonders im ehemaligen Languedok bei Nimes etc. und in den mittägigen Gegenden der ehemaligen Provence angebauet. Der Stengel derselben, welcher etwa 5 bis 6 Zoll hoch wird, ist mit blaßgrünen Blättern besezt. Auf die Blüthe folgen runde, dunkelgrüne, rauhe Früchte. Der Saft aus dieser Pflanze giebt, wann er mit etwas faulem Urin versezt wird, eine ins Purpurroth fallende Farbe. Die Bewohner der erwähnten Gegenden Frankreichs färben mit diesem Safte die blauen Farbeläppchen, die von den Holländern häufig eingehandelt werden. Diese ziehen hernach die Farbe wieder aus den Läppchen, und wenden sie zur Verfertigung des Lackmus an. Die Art, wie die Holländer hiebei zu Werke gehen, wird zwar von ihnen sehr geheim gehalten, doch weiß man dermalen so viel, daß sie die erwähnte Auflösung der in den Läppchen enthaltenen blauen Farbe durch Laugensalze oder Kalk bewirken. Wahrscheinlich nehmen sie auch Orseille und andere schleimige Dinge mit dazu. Unter den amsterdamer Fabriken dieses Artikels zeichnen sich vorzüglich jene der Wittib Jakob Andreas von Loon's aus, welche ausser dem blauen Lackmus auch rothes von verschiedener Feine liefert. Ferber in seinen Beiträgen zur Mineralgesch. ersten Band, S. 381. u. folg. behauptet, daß diese Färbeartikel in Holland aus der Orseille en pate verfertiget werde, welches ohne Zweifel dahin zu erklären ist, daß oben angeführter maßen Orseille en pate mit dazu genommen wird. Man macht auch eine geringere Lackmussorte aus ungelöschtem Kalk, Grünspan und Salmiak.

Am häufigsten wird das Lackmus beim Ausweissen der Zimmer, wo es zum Kalk gemischt wird, zum Anstreichen der Einfassungen der Zimmerwände, zum Bläuen der Leinwand und Wäsche, zu verschiedenen chemischen Arbeiten u. s. w. gebraucht. Es wird gewöhnlich in Fässern von 3 bis 400 Pf. im Gewichte zu Markte gebracht, und nach 100 Pfund behandelt. Beim Einkaufe dieses Artikels ist aber vorzüglich darauf zu sehen, daß man keine feuchte Waare bekomme, da man sonst am Gewicht in kurzem eine grosse Einbusse erleiden und die Waare schimlicht würde.

Lackkrizen, s. Süßholz.

Ladan, Ladangummi, Gummi Ladanum oder Labdanum, ist ein resinöser, harziger, von Farbe grüner Saft, der aus den Blättern der Cistusbäume, (Cistus ladanifera) in Asien und Afrika, auf den Inseln Kandia, Cypern und Naxos, wie auch in andern warmen Ländern zur Zeit der größten Sonnenhitze während der Nacht herausschwizt. S. das Mehrere beim Artikel Cistus-Röslein.

Ladog, Lodog, Ladagahering, eine den Häringen ähnliche Fischart, die in dem Lodogasee in Rußland häufig gefangen, in Tonnen eingesalzen, und so zum Handel gebracht wird. S. Hering.

Läden, s. Bretter.

Lämmerohren, s. Allgut.

Läufer wird die schlechteste Gattung Hopfen genannt, welche Saamen und Mehl bald laufen oder ausfallen läßt, und dabei kraftlos und zum Bierbrauen untauglich ist.

Läusekraut, Stephanskörner, Pedicularis, Pedicularia, Straphisagria Linn., ein Gewächs, das unter wärmeren Himmelsstrichen häufig wild anzutreffen ist, bei uns aber in Gärten gezogen wird. Es hat braune Stengel, blaue Blumen, und ist dem Rittersporn sehr ähnlich. In den dunkelgrünen Schoten, welche auf die Blüthe folgen, ist ein Saamen enthalten, der so dik, wie eine kleine Erbse, runzelicht, ölicht, bitter und scharf ist. Wenn mit dem zerstossenen und in Eßig geweichten Saamen der Kopf und andere haarigte Theile des Leibes, wie auch die Kleider beschmieret werden, so vertreibt es die Läuse mit den Nüssen. Das Landvolk bedient sich auch dieses Mittels für das lausigte Vieh. Man hat in den Apotheken ausser dem Saamen selbst auch eine Salbe davon unter den Namen Unguentum pediculare. Für das Vieh bedient man sich aber dermalen mit weit besserm Erfolge des mexikonischen Laussaamens (Sabadilli semen). Das Läusekraut wird auch als ein gutes Mittel wider das Zahnweh angepriesen. Man soll es nämlich zu diesem Gebrauche ebenfalls in Essig kochen, und ein damit angefeuchtetes Tüchelchen an den schmerzhaften Zahn legen.

Lagrima de Galliti, oder Lagrima cristi, s. Italienische Weine und Weine.

Lahn, nennt man sowohl den dünn geplätteten ächten Gold- und Silberdrath, als auch den unächten oder leonischen Metalldrath. Mehreres ist unter dem Titel Drath nachzusehen.

Lacken, s. Tuch.

Lama, eine Art glatter mit ächtem Gold und Silber durchwirkter ganz und halb reicher Zeuche, die zu Messina, Neapel und Venedig fabrizirt werden. Die ganz reichen heissen daselbst tutta Lama und die halbreichen mezza lama. Der Aufzug daran ist von Organsinseide, der Einschuß aber von Tramseide.

Lamm, wird bekanntlich das junge Schaafvieh genannt. Sein Fleisch ist, wenn es wohl zugerichtet wird, ein wahrer Leckerbissen, und seine Wolle, so wie die Haut, geben in manchen Ländern beträchtliche Handlungsartikel ab. Die Lämmerwolle kann zwar wegen ihrer Kürze nicht zu Tüchern und Zeuchen gebraucht werden; dagegen wird sie aber von Hutmachern in grosser Menge verarbeitet. Man bringt die Lammfelle theils roh, mit oder ohne Wolle, theils auch von Weißgerbern und Kürschnern zu Markte. Die mit der Wolle zubereiteten Felle werden zur Fütterung und Ausschlägen der Pelzmäntel, der polnischen und ungarischen sogenannten Reisepelze, der Manns- und Frauenröcke, der Stiefel u. s. w. verwendet. Die französischen sogenannten Gants de Canepin, oder de peau de poule, eine Art sehr leichter Frauenzimmerhandschuhe werden von feinem Lammleder gemacht, und in ganz ausserordentlicher Menge durch ganz Europa verhandelt. Diese sind so fein und geschmeidig, daß ein Paar derselben in einer welschen Nußschaale Raum hat. Rußland, Persien, Polen, Lithauen, Ungarn etc. setzen eine beträchtliche Menge von Lammfellen nach Deutschland, Frankreich, Holland etc. ab. Die besten sind jedoch die krimischen, die russischen und persischen. Sie sind aber auch von verschiedener Güte, und daher die Preise derselben eben so verschieden. Unter den russischen hält man die grauen Baranken aus der Bucharey für die besten. Hierauf folgen die schwarzen Baranken, die grauen persianischen Baranken, schwarze und weisse, kalmuckische, tscherkessische, schwarze Baranken u. s. w.

Die deutsche, preussische, pommersche und polnische Lämmerwolle wird zu Amsterdam nach Pfund mit 15 Prozent Rabbats, nebst 5 Procent gehandelt.

Lammwolle, englisch: Lambswool, ist ein Trank, der in England aus Aepfeln und Ale, einem sogenannten Bier, gemacht wird, aber nur in den Kleinhandel kommt, da er sich nicht lange hält.

Lamon holz, eine Art Rothholzes aus Brasilien und von Sancta Marthe, welches die Portugiesen in den Handel bringen.

Lamparillas, s. Nomparillas.

Lampas, ein ostindischer zwölfdräthiger, seidener gemahlter Zeuch, der von der holländ-ostindischen und von der dänisch-asiatischen Gesellschaft nach Europa gebracht wird. Der holländische Lampas ist 38 Cobidos lang und 2 breit; der dänische hält 26 bis 26 ½ kopenhagener Elle in der Breite, und ist 7/6 breit.

Lampe, eine Gattung Etamins, der in Frankreich, besonders zu Authon im ehemaligen Orleanois aus spanischer Wolle fabrizirt wird.

Lampen, giebt es bekanntlich von allen Metallarten, so wie von allerhand Form und Grösse. So hat man z. B. Kirchenlampen von Gold, Silber etc. glatte und durchbrochene Lampen, von Messing, Tomback etc. Judenlampen, florentinische Nachtlampen mit und ohne Blenden, die seit einigen Jahren bei uns bekannt gewordenen eben so schönen als nüzlichen archandschen Lampen, Studier- und Sparlampen, gläserne mit Zinn und andern Metall eingefaßten Lampen, lakirte Lampen von Blech, Zinn etc. mit einer Feder zum Aufpumpen des Oels, die vorzüglich schön in Nürnberg gemacht werden u. s. w. Sie sind eine Waare der Gold- und Silberarbeiter, Rothgiesser, Gürtler und Blechschmiede.

Lampertsnüsse, s. Nüsse.

Lampreten, s. Neunaugen.

Landkarten, s. Karten.

Landkrabbe, Cancer ruricola, eine Krebsart in Amerika, die nach der Begattung sich mit ihrer jungen Brut in Wäldern aufhält. Sind die Jungen erwachsen, so nehmen sie mit einander ihren Rükzug geraden Wegs nach dem Meer. Die Landkrabben werden in den amerikanischen Städten häufig zu Markte gebracht. Da diese aber öfters von dem Manchinellenbaum zu fressen pflegen, wodurch sie giftig werden, so ist bei dem Genusse derselben alle Vorsicht anzuwenden.

Landgummi, ist dasjenige Gummi, welches die Landleute von Pflaumen- Kirschen- Aepfel- Pfirschen- und andern Bäumen sammeln und in die Städte zum Verkaufe bringen. Es wird aber nur zu mechanischen Arbeiten, besonders von den Hutmachern gebraucht. Doch taugt nicht jedes Gummi dieser Art hierzu, sondern man muß das trockene, weisse, reine und klare wählen.

Landirae ist der Name einer Art weissen Bourdeaux-Weins, der in Bariques von 110 Pots ausgeführt wird.

Langaugen, s. Nadeln.

Langes, s. Cocosbaum.

Langfisch, s. Dorsch- und Stockfisch.

Langlade, ein rother französischer Wein, der theils in ganzen Stücken von 45 Viertel, theils in halben verkauft wird.

Langrois, eine Art sehr guter Käse, die in der Gegend der Stadt Langres in Frankreich gemacht werden.

Languenane, eine französische flächserne Leinwand, die besonders in und um Dinant in Bretagne von vorzüglicher Güte gemacht und häufig nach Navarra und Biscaja ausgeführt wird.

Lannoy, eine Sorte Tripp, der um Rissel, besonders an dem Orte Lannoy selbst gewebt wird.

Lantana, s. Pappelstrauch.

Lapathum, und Lapathum chinense sind Beinamen der ächten Rhabarbar.

Lapathum acetosum, s. Ampfer.

Lapathum acutum, s. Mangold (spiziger).

Lapathum aquaticum, s. Wasserampfer.

Lapathum unctuosum, s. Bonus Henricus, s. Allgut.

Lapides Cancrorum, s. Krebsaugen.

Lapis Amianthus, s. Asbest.

Lapis armenius, s. Armenischer Stein.

Lapis Asbestus, s. Asbest.

Lapis Bezoardicus, s. Bezoar.

Lapis calaminaris, s. Galmey.

Lapis de Goa, Bezoar de Goa, Globuli bezoardici, Stein oder Bezoar von Goa, ist ein durch chemische Handgriffe bereiteter Bezoar, den man in vergoldeten Kugeln zum Verkaufe bringt, und als eine sehr kostbare und kräftige Arznei von besonders stärkender und Gift austreibender Kraft anrühmet. Seine Bestandtheile sollen aus ächten orientalischen Perlen, aus ostindischem Bezoar, aus den Trochiseis de viperis, Saffran und mehrern andern Kräutern und Ingredienzien aus dem Pflanzenreiche zusammengesezt seyn.

Lapis Haematites, s. Blutstein.

Lapis infernalis, s. Höllenstein.

Lapis judaicus, s. Judenstein.

Lapis Lazuli, s. Lasurstein.

Lapis Lydius, s. Probierstein.

Lapis Molybdites, s. Wasserbley.

Lapis ophites, s. Serpentinstein.

Lapis pantherinus, s. Jaspis.

Lapis porcinus, s. Piedra del puerco.

Lapis Prunellae, s. Salpeter.

Lapis Pumicis, s. Bimstein.

Lapis Sardius, s. Carneol.

Lapis Schistus, s. Scajuola.

Lapis serpentinus, s. Serpentinstein.

Lapis specularis, s. Fraueneis.

Lapis Spongiae, s. Schwammstein.

Lapis Thracius, s. Gagat.

Lapis variolatus, s. Pockenstein.

Lapis vulcani, s. Bimstein.

Lappae, s. Kletten.

Larix, s. Lerchenbaum.

Larve, s. Maske.

Laski, werden im russischen Rauchwaarenhandel die Felle von Wieseln genannt, die besonders über St. Petersburg ausgeführt werden. Diese Waare wird decherweise, und zwar der Decher zugerichteter Felle gewöhnlich zu 5 Rubel, und der rohen Felle zu 3 Rub. m. o. w. verkauft. Ein Sak der besten zugerichteten Felle kostet gewöhnlich 18 Rubel, die geringern 15 Rub. m. o. w.

Lasurpulver, s. Armenierstein.

Lasurstein, Lapis Lazuli, ist ein harter Stein von vortreflich hoch blauer Farbe, der zuweilen auch mit goldenen, silbernen und weißkießlichen Adern durchlaufen ist. Der ganz blaue wird jedoch für den besten gehalten. Man bringt ihn aus Arabien, aus Westindien und andern entfernten Gegenden; auch findet man ihn zuweilen in den europäischen Bergwerken. Der erstere, welcher unstreitig der kostbarste ist, behält nicht allein im Feuer seine natürliche Farbe, sondern diese wird, wenn man ihn glühet und in Essig ablöscht, sogar noch merklich erhöhet und verschönert. Aus dem ganz blauen, der ganz fein gemalen wird, macht man die unter dem Namen des Ultramarin bekannte schöne, aber auch theure blaue Malerfarbe. Der mit Adern durchlaufene Lasurstein wird meistens zu Dosen, Leuchtern, Messergriffen, Kirchenzierrathen und verschiedenen Bijouteriearbeiten gebraucht. Der orientalische wird aus Persien über Aleppo und Smyrna nach Europa gebracht und pfundweise gehandelt. Diejenigen Steine sind die besten, denen am wenigsten fremdartige Steine und Sandkörner anhängen. Der armenische Stein ist eine Art Lasursteins. Er ist aber sandig, trübe, nimmt wenig Politur an, und ist von Farbe grünlich oder blaßblau, mit weissen spatischen Punkten besezt. Im Feuer verliert er seine Farbe und zerfällt zu Kalk. Das äusserliche Ansehen hat indeß viel ähnliches mit dem ächten Lasurstein, daher Leute, die dessen Kennzeichen nicht genau wissen, sehr leicht hinters Licht können geführt werden. Man bereitet auch aus dem armenischen Stein eine blaue Farbe, die jedoch dem Ultramarin an Schönheit und Dauer lange nicht beikommt. Heut zu Tage wird der Lasurstein nur selten in der Arznei gebraucht, da man bei der Untersuchung seiner Bestandtheile viele Kupfertheilchen gefunden hat, und da man von dem Wahn zurücke gekommen ist, das Gold und edle Steine, blos aus dem Grunde, weil es theure Gegenstände sind, auch übernatürliche Heilkräfte besitzen müßten.

Latanbaum oder Latanienbaum, eine Art westindischen Palmbaums, der ziemlich in die Höhe, aber nicht so stark in die Dicke treibt. Mit den Blättern dieses Baums decken die Indianer ihre Hütten; aus der Schaale, die oben von dem Stiele abgenommen wird, macht man Siebe, Körblein etc. Aus dem Holze des Baums werden verschiedene niedliche Geräthe verfertiget, welche die Landbewohner zum Theil an die Europäer verhandeln, und von diesen in den Galanteriehandel gebracht werden.

Laternen, dienen bekanntlich zum Leuchten. Man hat deren von Kupfer, Messing, weissen Blech, von Holz etc. mit Gläsern oder Horn, die von Klempern und andern Professionisten, besonders aber in den nürnberger Fabriken sehr häufig verfertigtet werden. Die Blendlaternen, magische, optische und andere Kunstlaternen werden sowohl von einzelnen Künstlern, als auch in gedachtem Nürnberg gemacht. Das Horn, womit verschiedene Gattungen von Laternen statt des Glases versehen sind, kommt kistenweise von London. Die nürnberger Manufacturwaaren-Handlungen versenden eine Menge der in dortiger Gegend verfertigten verschiedenen Laternen ins Ausland, und man kann sie da nach allen Mustern und Gestalten haben.

Latten, lat. Tigilla, sind schmale, lange und gerade Holzstreifen, die entweder aus jungen schlanken Fichtenstämmen gerissen oder aus andern starken Holzgattungen geschnitten werden. Der Gebrauch derselben besteht hauptsächlich darinn, daß sie über die Sparren der Dächer genagelt, und die Dachziegel, Schiefer, Schindel und Stroh daran befestiget werden. Die Gärtner und Gartenliebhaber brauchen diese zu Lauben, Spalieren, Zäunen etc. so wie die Tischler und andere Handwerker zu verschiedenen ihrer Arbeiten. Schweden und Norwegen verschicken von diesem Artikel jährlich viele Schiffsladungen. Man handelt denselben nach Tausend, Hundert, und auch nach Schock. Man hat in Frankreich verschiedene Sorten von Latten, als: Lattes à tuiles, contrelattes, Lattes quarrées u. s. w., deren Verschiedenheit entweder in der Holzart selbst besteht, da es Latten von Eichen- Buchen- Fichten- und andern Holzgattungen giebt, als auch in der mancherlei Länge, Breite und Dicke derselben.

Schachtlatten, oder Schachtstangen sind in der Bergmannssprache gespaltene kleine Bäume, darauf die Kübel auf- und niedergehen. In Deutschland unterscheidet man die Latten in Dach- Spalier- und Stukaturlatten, und verkauft sie nach dem Schock, bestimmt den Preis rüksichtlich der Länge, die immer 12 – 16 – 18 rheinische Schuhe ist, und nach der Dicke und Breite, erstere von 5/4 bis ½ oder 1/3 Zoll und leztere von 2 bis 1 auch ¾ Zoll. Die meisten deutschen Latten werden blos aus Tannen- Fichten- und Fornholz geschnitten, sind auf den einzelnen Säge- oder Schneidemühlen durchs ganze Land, wo Holzwuchs ist, im Kleinen zu haben, oder man bringt sie in Parthien aus dem Schwarzwald, Fichtelgebirge und dem Spessart auf dem Neckar, Mayn und Rhein zum Handel.

Lattich, s. Salat.

Lattwerge, Conserva, Electuarium, heißt bei den Aerzten und Apothekern eine Arznei, die noch dicker als ein Syrup und eclegma ist. Man hat deren verschiedene in den Apotheken vorräthig, andere aber werden erst nach Vorschrift der Aerzte aus allerlei Kräutern und Pflanzen, Blüthen, Wurzeln, Pulvern etc. mit einem Zusaz von Zucker, Syrup oder Honig verfertigtet.

Lavagna, eine im Großherzogthum Toskana häufig anzutreffende Steinart von bräunlicher Farbe, die zu Gebäuden, Mosaikarbeiten und mehr andern Dingen gebraucht wird.

Lavalsche Leinen, Toiles de Laval, sind französische Leinwande, die in der Gegend von Laval, im Departement der Mayrne, eben so häufig als von mancherlei Art gemacht, und sowohl im Lande selbst, als auch in Italien, Spanien und andern Ländern stark abgesezt werden. Die verschiedenen Gattungen dieser Leinen bestehen aus sogenannten blanches non battues von dreierlei Sorten; aus Lavals oder Senlis in Sortimenten; Royalesleinen, Pontivis; superfeinen, genannt de la deuxieme qualité; aus graugefärbten und rohen Leinen, die man crues oder toiles gris naturel heißt etc. Der Ballen Royales hält 30 bis 40 Stük zu 18 Stab des lavalschen Maaßes, das um 20 Procent stärker ist, als das pariser; von den Brétagnes sind in einem Ballen 20 Stük zu 25 Stab, und von den Nonbattues 25 Stük zu 20 Stab des nämlichen Maaßes. Nach einer eigenen Manufakturordnung sollen die rohen toiles de Laval, grande Laize, ¾ Stab und 1 ½ Zoll, die gebleichten aber gerade ¾ Stab breit seyn. Die Haute Laize, auch moyenne Laize müssen roh 2/3 Stab, 2 Zoll und 4 Linien, gebleicht 2/3 Stab und 1 Zoll – Die rohen Laize ordinaire nicht völlig 2/3 Stab und die gebleichten 5/8 – die Laizots roh ½ Stab und gebleicht 9 Linien weniger, alles nach lavalschen Längemaaße in der Breite halten.

Diese sämtlichen Sorten von Leinen werden entweder ordinair weiß, oder bläulicht weiß, porzellainfärbig gebleicht. Die erstere Art heißt blanc commun, die zweite blanc d'Azur. Man macht diesen Artikel dermalen auch in und um Doornyk, und in andern Oertern der ehemaligen österreichischen Niederlande häufig nach, und verhandelt viel davon nach Spanien und Portugal.

Laubfeigen, s. Feigen.

Lauch, Porrum, ein Kraut, das in unsern Küchen häufig verbraucht wird. Es wächst theils wild, theils wird es in Gärten gezogen. Von leztern hat man zweierlei Gattungen, nämlich: Aeschlauch oder Aschlauch, (Porrum capitatum) und Schnittlauch (Porrum sectile oder sectivum). Die leztere Sorte ist es, welche gewöhnlich bei uns angebaut und verspeiset wird. Aller Lauch erwärmt, reizt die festen Theile, verdünnt die zähen Säfte und fördert daher den Auswurf etc. In den Apotheken hat man einen Saft davon.

Laudanum, ist eine aus Mohnsaft bereitete schmerzstillende und den Schlaf befördernde Arznei, die man auch öfters noch mit andern Dingen vermischt. So hat man in Apotheken das Laudanum opiatum, hystericum, diureticum, das Laudanum liquidum Sydenhamii u. s. w.

Lavege, Lavezzo, Lavet- auch Levetstein, Topfstein, lat. Ollaris, ital. Pietra laveggia, eine Steinart, oder vielmehr ein verhärteter Talk. Er bricht in verschiedenen Gegenden der Schweiz, als bei Prosto oberhalb Cleven, im Walliserlande, in Bündten etc. Der beste aber wird bei Corno gegraben. Seine Bestandtheile scheinen Schichten, Fasern und Körner zu seyn, welche unordentlich zusammengefügt sind. Im Feuer wird er so hart wie ein Flintenstein; daher man auch Kochtöpfe, und sonst allerlei Küchen- Thee- und Kaffeegeschirr daraus drehet. Manche schreiben diesem Geschirre ganz ausserordentliche Kräfte zu, als z. B daß die Speisen darinn weit geschwinder kochen, und ihren natürlichen Geschmak besser behalten. Diejenigen, welche dieses Geschirr verfertigen, benutzen den Ruf, worinn dasselbe besonders in Italien steht, bestens, indem sie von der Ausfuhr desselben nach dem gedachten Lande einen beträchtlichen Vortheil ziehen.

Lavendel, Spik, Spikanard, Lavendula, Spica, Nardus, ein sehr wohlriechendes Kraut, das unter wärmern Himmelsstrichen, als: in Ost- und Westindien, in Spanien, Italien, in dem südlichen Frankreich, besonders um Montpellier, Aix und Marseille u. s. w. häufig im wilden Zustande anzutreffen ist, bei uns aber in Gärten angebauet wird. Man hat davon verschiedene Gattungen, als z. B. den grossen breitblätterigen Lavendel, der an einem 2 bis 3 Fuß hohen Stengel blaue oder violette, auch weisse Blüthen treibt; den kleinen oder schmalblätterigen Lavendel, der schmäler und zarter ist, blos blau blühet, auch nicht so stark, aber lieblicher als die vorerwähnte Gattung riecht; den Lavendel mit dem gespaltenen oder zerschnittenen Blatt, der blaue Blüthen, aber einen schwächern Geruch als die vorigen hat; den Lavendel ohne Blüthen, den welschen Lavendel oder Stöchas, wovon es wiederum verschiedene Abänderungen giebt; den römischen oder celtischen Spik u. s. w. Der breitblättrige Lavendel (Lavendula latifolia), und der schmalblättrige (Lavend. angustifolia), welcher auch von den Gärtnern Spik genannt wird, sind die beiden Gattungen, welche am häufigsten bei uns gezogen werden. Die erste Art ist dauerhafter gegen die Kälte und angenehmer von Geruch: die schmalblättrige hingegen ist zarter, und giebt mehr Oel, das von unsern Droguisten und Apothekern und Parfümeriehändlern auch unter dem Namen Spiköl verkauft wird. Dieses kann nur aus der frischen Blüthe bereitet werden. Die getroknete Blüthe wird in Ballen zu Markte gebracht. Die Gegenden um Montpellier, Aix und Marseille sind in einem Umkreis von 4 bis 5 Meilen mit verschiedenen Arten von wohlriechenden Kräutern, besonders aber mit Rosmarin und Lavendel, gleichsam bedekt; und obgleich diese Kräuter hier wild wachsen, so sind sie doch von einem weit stärkern und edlern Geruche, als unsere in den Gärten gezogene. Die Bauern, welche diese sammeln, verkaufen sie eimerweise an die Parfümeurs in den erwähnten Städten, welche durch verschiedene Mischungen und Handgriffe daraus einige 80 Sorten wohlriechender Wasser, parfümirter Pomade, Seifenkugeln, Haarpuder, Tobak, Handschuhe, Potpurris und andere Attributen für den Galanterie-Puz der Stutzer und Stutzerinnen in ganz Europa bereiten. Auch Paris, Cette, Grosse und andere Städte Frankreichs, so wie Neapel, Rom, Bologna und Venedig in Italien liefern sowohl das oberwähnte Spiköl, meistens in blechernen Flaschen, als auch verschiedene von dem Lavendel und andern Dingen zusammen gesezte Wasser und Parfümeriewaaren häufig zum Handel. Dermalen macht man aber sowohl das Lavendelöl, als auch alle angeführte Artikel bei uns in Deutschland hier und dort recht gut nach. In den Apotheken hat man sowohl die getrokneten Lavendelblüthen, als auch eine Menge damit zusammengesezter, sowohl zum innerlichen als äusserlichen Gebrauche dienender Arzneien.

Lauent oder Löwendlinnen, eine besondere Art hänfener, auch flächsener Leinwand, die bei uns in Westphalen, besonders in dem Bißthum Osnabrük, in den Herrschaften Ravensberg, Tecklenburg, Diepholz etc. verfertiget werden. Der größre Theil dieser Lauent wird von hanfenen, der übrige von leinenem Garn so dicht und fest gewebt, daß wenige darunter Regen und Nässe durchlassen. Hierzu trägt aber auch wohl die Appretur vieles bei, die dieser Leinwand unter schweren und großen Kalandern und Mangen, so durch Räderwerk mit einem Pferd in Bewegung gesezt werden, gegeben wird. Dadurch plättet sich der rundgesponnene Faden, die Waare erhält eine gewisse Glätte und einen Glanz, der das Ansehen derselben merklich befördert. Diese Löwendlinnen werden von beeideten Beamten gemessen und gestempelt. Das Ellenmaaß wird dem Stempel oder Wappen beigedrukt, und der Preis der Stücke wird nach der Güte derselben entweder nach der Leggeelle bestimmt, und auf der Legge öffentlich ausgeschrieben, wie dieses z. B. im Tecklenburgischen, Mindenschen und Ravensberg'schen beobachtet wurde, oder er wird von den versammelten Kaufleuten auf der Legge meistbietend festgesezt, und die Waare für das höchste Gebot eingekauft, wie solches im Osnabrückischen durchaus beobachtet wird. Die Stücke halten gewöhnlich 60 bis 100 Leggeellen, deren eine so viel als 1 ¾ brabanter Elle beträgt. Sie sind aber nur ½ brabanter Elle breit. Ehedem wurden die Löwendleinen mehr aus Flachs, als aus Hanf gewebt, dermalen aber ist der Fall umgekehrt. Man hat nämlich die Erfahrung gemacht, daß der Hanf sicherer als der Flachs zu gerathen pflegt; daß aus dem erstern mehr Garn gesponnen werden kann, indem 22 hänfene Fäden sich so gut wie 24 leinene breiten, und daß endlich der Hanf stärker und besonders für diese Gattung Leinen am schicklichsten ist. Daher wird dermalen in diesen Gegenden der Hanf weit stärker als der Flachs angebauet. Die Landleute können auch wirklich mehrentheils den Hanf eben so fein spinnen als den Flachs, wozu aber auch das Teichen, das Bocken in den Bockmühlen, und die Mühe, welche man sich überhaupt bei der Zubereitung des Hanfs giebt, nicht wenig beitragen mag.

Diese Leinen sind meistens weiß, zum Theil halbweiß, einige auch grau. Manche werden auch anderwärts gedrukt oder bunt gefärbt.

Die Löwendleinen werden größtentheils über Bremen, Hamburg und Amsterdam nach andern Ländern verfahren, und zwar die flächsernen meistens nach Frankreich, Spanien, Portugal, und den Kolonien dieser Länder, die hänfenen aber nach England und dessen Kolonien, nach Schottland, nach dem nördlichen Afrika, Ostindien etc. Diese Leinen werden, besonders in den erwähnten Kolonien, zu allerlei Kleidungs- und Haußhaltungsstücken verwendet.

Lavernusse, eine Sorte rothen Franzweins, der dem Burgunder nicht viel nachsteht, und im Departement vom Cher und von der Indre wächst.

Laveton, wird in Frankreich die grobe graue Wolle genannt, so in der Walke abfällt. Man macht daraus eine geringe Sorte von Tapeten. Die von den feineren Tüchern abfallende Wolle heißt Bourre-lanisse.

Lauge, Laugensalze, s. Alcali.

Laur, Leir, Tresterwein, Lora, ein Getränke, das in Weinländern fürs Gesinde gemacht, auch wohl zum Handel in die Essigsiedereien gebracht wird. Die Bereitung desselben besteht darinn, daß man auf die ausgepreßten Hülsen Wasser gießt und vergähren läßt.

Laureola, s. Kellerhals.

Laureola Daphne, s. Seidelbast.

Laurocerasus, s. Kirschlorbeer.

Lauri baccae, s. Lorbeeren.

Lauri folia, s. Lorbeerblätter.

Laurus persea, s. Avagatbaum.

Laurus rosea, s. Oleander.

Lauterbachsche Leinen, sind verschiedene Leinwandsorten, die in und um einen gleichnamigen herzoglich-sachsen-Eisenachschen Dorfe gemacht, und meistens nach Bremen und Amsterdam verfahren werden. Die vorzüglichsten Gattungen sind Leinwande zu Hemden, in Stücken von 5, 6 bis 9 Viertel in der Breite, und von 20, 30 bis 60 Ellen in der Länge; weiß und blau gestreifte, von 5 bis 6 Viertel in der Breite und in ganzen wie auch halben Schocken; Packleinwand von 7 Viertel, 15 Achteln, auch 2 Ellen bis 9/4 frankfurter Maaßes.

Laxierwasser, s. Mineralwasser.

Lazzeruola, oder Azzeruola, sind in Italien eine Art kleiner, aber guter Mispeln. Man bringt sie sowohl aus Italien selbst als aus den angränzenden Ortschaften Roveredo, Bogliacco etc. zu Markte. Man hat deren von der Grösse einer Kirsche bis zu jener einer Nuß. Man kauft sie hundertweise und verspeiset sie frisch, aber doch etwas welk.

Lazur, Kupferlazur, ist ein reichhaltiges Kupfererz, meistens von blauer Farbe.

Leberaloe, s. Aloe.

Lebhonig, s. Honig.

Lebkuchen, werden anderwärts, auch Lebzelten, Pfefferkuchen und in einem grossen Theile Niedersachsens braune Kuchen, auch Honigkuchen genannt. Mit den Nürnberger, Erlanger, Baseler, Weissenburger (die unter dem Namen Nürnberger zu Markte kommen), breslauer, thorner und andern Sorten von Lebkuchen wird bekanntlich ein nicht unbeträchtlicher Handel nach andern deutschen Provinzen, ja selbst auch nach dem Auslande getrieben. Die nürnberger, baseler und thorner Lebkuchen werden jedoch auch in einigen andern Städten ziemlich gut nachgemacht. Es ist zu bemerken, daß es braune, getunkte und ungetunkte, gemandelte und ungemandelte, und auch weisse Lebkuchen giebt; daß sie von verschiedener Grösse und Dicke sind und nach dem Stük und dutzendweise gehandelt werden. Man hat in Nürnberg braune Lebkuchen, das Dutzend von 36 kr. bis zu 6 fl., und weisse von 1 bis zu 18 fl.

Leder, heißt man überhaupt die abgezogenen, und auf mancherlei Art zubereiteten Häute von allerlei zahmen und wilden Thieren, als: Pferden, Ochsen, Kühen, Kälbern, Eseln, Böcken, Ziegen, Schaafen, Hunden, Rennthieren, Hirschen, Gemsen, Reh- und Steinböcken, Elenthieren, Büffeln u. s. w. Das zubereitete Leder ist von mancherlei Art, und sowohl an und für sich selbst, als in Rüksicht der daraus verfertigten Säkler- Taschen- Schuhmacher- Sattler- Futteralmacher- Buchbinder- und verschiedener anderer Arbeiten ein überaus wichtiger Handlungsgegenstand, und die Ledergärberei in unsern Zeiten unstreitig eines der ersten und nothwendigsten Handwerke. Die Zubereitung der Thierhäute geschieht auf mancherlei Art, daher auch die Professionisten, welche sich damit abgeben, beinahe eben so verschieden sind, als die Waaren, welche sie verfertigten. So machen die Lohe- oder Rothgerber, unstreitig der wichtigste Industriestand dieser Art, die Häute, welche zu Schuhen, Stiefeln und mehrern andern Arbeiten gebraucht werden, mit Lohe, Knoppern und verschiedenen Baumrinden gaar. Die zweite Art der Bereitung ist jene des Alaungaar-Leders auf ungarische Art. Da dieses ganz besonders stark ist, so wird es zu Hängeriemen an den Kutschen und zu verschiedenen andern Sattlerarbeiten verwendet. Die Bearbeitung der Gemsen- Bock- Schaaf- und Kalbfelle zu Sämischleder, kann man als die dritte Gattung der Gärberei annehmen. Das meiste von diesem Artikel sowohl, als von den mit Oel zubereiteten Gemsenfellen, kommt von Salzburg, aus Tyrol, von Grenoble, Niort, Blois in Frankreich, von Genf, Chambery u. m. a. O. zu uns. Man bereitet aber auch hier und da in Deutschland und in den erwähnten Oertern Frankreichs etc. Hammel- Bock- Ziegen- und andere Felle als Sämischleder zu, das unter diesem Namen in nicht geringer Menge zum Handel kommt. Da dieses Leder das wärmste für den Körper, und überdies so geschmeidig ist, daß es sich mit Saife waschen läßt, so wird es sehr häufig zu mancherlei Kleidungsstücken verbraucht, und giebt daher einen ziemlich beträchtlichen Handlungsartikel ab. Man hat glatte und narbige Sorten von Sämischleder. Die Weißgärberei, welche als die vierte Lederbereitungsart anzusehen ist, liefert meistens Ziegen-, Hammel- und Lämmerfelle, die mit Kalk, Alaun etc. zubereitet, und zu Schurzfellen, Unterfutter in Kleider, Handschuhen, Ausfütterung der Schuhe etc. verbraucht werden. Die fünfte Art der Gärberei ist die Zurichtung des Corduan und Safians, einer Art Leder, welche von Bock- Ziegen- und auch wohl von Steinbockshäuten bereitet wird. Die besten Sorten dieser Waare kommen von der Insel Cypern, aus Diarbekir, Smyrna, aus der Krimm und andern türkischen und russischen Gegenden. Man macht diesen Artikel dermalen auch bei uns an einigen Orten, besonders zu Lübek und Basel nach, doch werden die türkischen und russischen Safiansorten diesen noch immer vorgezogen. Eine dem Safian ziemlich ähnliche Ledergattung ist das sogenannt Brüßlerleder, welches daher als die sechste in der Rangordnung folgt. Diese Ledergattung wird von feinen Lämmer- und Ziegenfellen weiß gaar gemacht und hernach roth gefärbt. Als die sechste Art der Bereitung der Thierhäute bemerken wir die Zurichtung des Pergaments. Dieses wird meistens von jungen Bock- Kalb- und Hammelfellen verfertiget. Weisse, Feinheit und Steifigkeit sind die vorzüglichsten Eigenschaften und Merkmale der Güte dieses Artikels. Das Kalbspergament ist dicker, weisser, glatter und dauerhafter, besonders für Bücherdecken, Trommeln etc. aber auch merklich theurer, als das aus Hammelfellen bereitete. Ersteres sowohl, als das aus Ziegenfellen, ja selbst das aus Wolfshäuten gemachte Pergament wird zu Trommelfellen und das Eselspergament zum Ueberziehen der Paucken gebraucht. Jungferpergament wird von jungen Bockhäuten gemacht. Die auf Pergamentart zubereiteten Schweinshäute wurden ehedem mehr als jezt zum Ueberziehen der Bücherdecken gebraucht. Dermalen bedienen sich derselben meistens nur noch die Siebmacher u. s. w.

Der wichtigste Gegenstand der Lohe- oder Rothgärbereien ist das starke Sohlleder, das auch Schwer- oder Pfundleder heißt. Das schwächere Oberleder zu Schuhen und Stiefeln, dem man auch den Namen Schmalleder beilegt, wird meistens aus Rind- und Kalbfellen bereitet, die mit Fischthran, Oelen und sonst auf mancherlei Art zugerichtet werden.

Unter den verschiedenen zum Handel kommenden Sorten des Pfundleders steht das Lütticher in ganz Europa vorzüglich im Rufe, dem jedoch das englische und maestrichter nichts nachgiebt. Auch in Deutschland werden zu Bremen, Hamburg, Altona, Lübeck u. s. w. ziemlich gute Pfund- oder Sohlleder gemacht. Von dem lübischen wiegt das Stük 25 bis 28 Pfund. Von Grasse in Provence wird ein grünlichtes Sohlleder zum Verkaufe gebracht, das sowohl in Ansehung seiner Geschmeidigkeit als Festigkeit vielen andern Sorten vorzuziehen ist. Aus Rußland kommt über Archangel und St. Petersburg sehr viel Sohlleder in den Handel.

Das beste und dauerhafteste, aber auch das kostbarste Kalbleder ist unstreitig das englische; doch sind auch die holländischen, hamburger, lüttichschen und einige andere Kalbledersorten ziemlich beliebt. Das englische Kalbleder wird zwar bei uns auch hier und da nachgemacht, und kommt, gleich dem ächten, zu Stiefel- Schäften und Schuhen geschnitten zum Handel; allein es steht dem wahren englischen Kalbleder in der Güte sehr nach.

Das englische Sohlleder wird nach Pfunden behandelt. Die Häute halten 48 bis 52 Pfund, geringere 36 bis 45 Pfund, und die sogenannten Butts 56 bis 65 Pfund im Gewichte. Bei dem Einkaufe des Sohlleder hat ein Richtkenner dieser Waare besonders folgendes zu bemerken: Ist das Leder schwammicht, leicht, und auf dem Schnitt von gleicher brauner Farbe, so ist es im Kalk verdorben. Eben so wenig taugt dasjenige, so auf dem Schnitt inwendig matt und schwärzlich ist. Am besten aber kann man die Güte einer Gattung von Sohlleder gegen die andere probiren, wenn man von jeder Sorte ein Stükchen abschneidet, beide genau abwiegt, und eine Zeit lang ins Wasser legt. Diejenige so beim Herausnehmen am wenigsten im Gewichte zugenommen hat, ist zuverlässig die beste Sorte.

Ueber die verschiedenen unter diesem Artikel angeführten Lederarten sehe man auch folgende Artikel nach: Felle, Gemsen, Häute, Pergament, Korduan, Saffian und Sämischleder. Uebrigens haben wir der rohen Häute oder Felle aus doppeltem Grunde hier nicht erwähnt; erstens nämlich, weil diese schon unter den Titeln Fell und Häute abgehandelt sind, und zweitens, weil wir dafür halten, daß der Name Leder nur den durch Gärber wirklich zubereiteten Häuten, nicht aber den rohen Fellen oder Häuten zukomme.

Lederholz, Dirca palustris, eine in der nordamerikanischen Provinz Virginien wachsende Staude, deren Rinde und Holz so zähe und fasericht ist, daß man daselbst Stricke daraus macht.

Legatine, oder Ligature, ein 7 bis 9/16 des pariser Stabs breiter und 25 bis 30 langer ordinärer Zeuch von Seide, oder Floretseide, mit beigemischtem Garn oder Baumwolle, nach Art der italiänischen Bazetti. Er wird besonders zu Rouen, Ryssel und Meenin gemacht, und zu Tapeten, Sesselüberzügen u. d. m. verwendet.

Legis seide, eine Art persianischer Seide von dreierlei Sorten, die von den Seidenfabrikanten stark gesucht, besonders aber über Marseille nach Frankreich geht. Die drei Sorten sind: 1.) Legis vourines, welche gelb von Farbe ist, und sich ziemlich fein spinnen läßt; 2.) Legis bourmes, die Mittelsorte, und 3.) Legis ardasses, die gröbste und schlechteste. Die bessern Sorten werden zum Einschlag verschiedener Zeuche und Bänder, die gröbern aber zu Nähseide, wie auch zu verschiedenen Artikeln der Gold- und Silbermanufakturen etc. verwendet.

Lehm, Lehmen, ist ein fetter mit Sand untermischter Thon von gelblich oder brauner Farbe. In jenen Gegenden, wo es an Kalk oder Steinen fehlt, wie auch auf dem Lande, wird derselbe von den Maurern und Tünchern mit klein gehakten Stroh oder Kühhaaren vermischt, statt der erwähnten Baumaterialien, zum Aufführen der Wände an Häusern, Scheunen, Ställen etc. häufig verwendet. In einer weit ungeheurern Menge aber brauchen den Lehmen jene Länder, in welchen zur Winterszeit Steinkohlen gebrannt werden. Das Steinkohlenpulver, oder am Niederrhein sogenannte Gries, welches nebst den Steinkohlen in den Bergwerken häufig vorhanden ist, wird nämlich mit Wasser und Lehmen vermischt, dann entweder durch gewisse Arbeiter mit den Füssen zusammengetretten, oder mit Schaufeln so lange herum gearbeitet, bis es die Steife und Zähigkeit des Mörtels oder mit Staub vermischten Maurerkalks erlanget hat. Die nämlichen Leute machen hernach eine Art Kuchen daraus, die in hölzernen Formen, einem runden Laib Brod ziemlich ähnlich, gebildet, an der Sonne getroknet und in diesem Zustande nebst der massiven Steinkohlen zum Haitzen der Oefen verwendet werden. Die geringere Volksklasse bedient sich aber auch blos des nassen Griesses zu eben diesem Zwecke. Dieses wird nämlich mit kleinen Küchenschaufeln auf die glühenden Steinkohlen in den Ofen gebracht, wo es einige Minuten fast eben so gut brennt, als die harten und massiven Kohlen. Man macht endlich auch aus dem Lehmen hier und da allerhand Figuren, besonders Heiligenbilder für das katholische Landvolk, Küchengeschirre, Oefen, Backsteine oder Klinker, Fliesen, Ziegel- und Dachsteine.

Leim, Gluten, wird häufig von Weißgärbern und Pergamentmachern, wie auch in eigenen Leimsiedereien aus Leimleder, nämlich aus dem Abfall von Pergament, aus den Ohren und Füssen der Ochsen, Kühe, Schaafe etc. häufig sowohl bei uns, als auch im Auslande verfertiget. Er kommt gewöhnlich in viereckichten Tafeln von einem hornartigen, etwas durchsichtigen Ansehen, manchmal auch anderst geformt, zum Handel. Mit Wasser gekocht entsteht daraus eine höchst klebrichte Materie, die von verschiedenen Künstlern und Handwerkern, um Leder, Papier, Holz, Bein und andere Dinge zusammen zu fügen gebraucht wird. Der beste Leim kommt aus England. Der kölnische und brüßler Leim stehen jedoch dermalen auch ziemlich im Rufe. Auch die Reichsstadt Nördlingen in Schwaben liefert ziemlich viel von diesem Artikel. Der flandrische Leim ist gelblich von Farbe und wird häufig unter dem Namen des brüßler Leims verhandelt. Er besteht aus dünnen länglichten Stücken, die ein paar Finger breit sind, und wird besonders von den Wollfabriken gesucht. Der holländische Leim ist dem englischen ziemlich ähnlich, aber nicht so gut wie dieser. In Frankreich wird der meiste Leim zu Chaudes, Aigues in Auvergne, zu Marly-le-Roy, Corbeil u. s. w. verfertiget. Die hamburger Leimsieder machen aus den Bratgrieven, so beim Thransieden übrig bleiben, einen Leim, der zwar schlechter als andere Sorten ist, aber doch seine Käufer findet. Auch wird, besonders in Rußland, von Welsen und verschiedenen andern Fischen viel Leim bereitet und ausgeführt. Der Leim wird insonderheit von Malern, Papierfabrikanten, Hutmachern, Buchbindern, Tischlern, Ebenisten, Sattlern und mehrern andern Künstlern und Handwerkern in Menge gebraucht. Die Buchbinder bereiten den Leim selbst, den sie zum Planiren der Bücher brauchen, meist selbst aus Pergament-Schnitzeln, die sie mit Alaun und Wasser sieden. Der Vogelleim ist unter diesem Titel besonders abgehandelt.

Der alte Leim wird durchgehends dem neuen vorgezogen. Wenn er recht gut seyn soll, muß er hart, trocken und durchsichtig seyn. Legt man ein oder mehrere Stücke einige Tage lang in Wasser, so müssen diese stark aufschwellen, ohne jedoch zu zergehen, und, nachdem sie herausgenommen werden, die vorige Gestalt annehmen.

Leinbaum, s. Ahorn.

Lein, s. Flachs.

Leindotter, s. Sesam.

Leinengarn. Unter dieser Benennung versteht man überhaupt alle die mannichfaltigen aus Flachs gesponnenen und selbst die gezwirnten Garnsorten, die sowohl zum Nähen und Stricken, als zu den vielerlei Sorten von Leinwand, Zeuchen, Bändern, Spitzen, Tapeten etc. verwendet werden. Die Länder, welche sich am meisten mit der Zubereitung und dem Handel des Garns und Zwirns abgeben, sind: Holland, die Niederlande; Sachsen, Böhmen, Schlesien, Westphalen, das Braunschweigische u. m. a. Das preussische Schlesien liefert besonders verschiedene Sorten dieser Waare, die durchaus auf der Spindel gesponnen werden. So wird z. B. in Goldberg, Greiffenberg, Lilienthal, um Trebnitz, Oels, Bernstadt u. s. w. extrafeines Lothgarn, nebst andern feinen und Mittelgarnen gemacht. Die Gegenden um Militsch, Trachenberg, Prausnitz, Remslau, die Grafschaft Glatz, die Ortschaften des oberschlesischen Gebirges u. s. w. liefern ebenfalls gute Mittelgarne. Geringere Sorten werden in und um polnisch Neustadt, Neisse, Bunzlau, Liegnitz, Parchwitz, Poldwitz, Glogau, Guhrau, Herrnstadt u. s. w. verfertiget. Die Ausfuhr aller rohen Garne ist aber schon seit Jahren zum besten der innländischen Webereien und Manufakturen verboten. Alles Garn muß daher im Lande gebleicht oder sonst verarbeitet werden. Zuckmantel und Freudenthal im österreichischen Schlesien, Zwickau, Röhrsdorf, Krumbach, Georgenthal, Grunde, Königswald und mehrere andere Oerter in Böhmen liefern dagegen, ausser den vielen Garnen, welche in den einheimischen Manufakturen selbst zu weißgarnigen Leinwanden, zu Tischleinen etc. verarbeitet werden, sehr vieles von diesem Artikel zum ausländischen Handel. Man unterscheidet die böhmischen Garne in Webergarn und Lothgarn. Die Webergarne zerfallen wieder in zweierlei Sorten, nämlich in Werft- und Schußgarne. Erstere sind die besten und haltbarsten Garne, die zu den Werften gebraucht werden. Sie stehen deshalb auch etwas höher im Preise.

Das böhmische Lothgarn ist zwar auch sehr fein, da es aber ganz hohl und sehr wenig gedrehet ist, so ist es bei der Weberei höchstens nur zum Eintrag anwendbar. Es ist in Ansehung des Haspel- oder Weifmaases von dem Webergarne dadurch unterschieden, daß dieses auf einer 7/8 elligen Weise gehaspelt, und nach dem Gewichte gehandelt, das grobe Webergarn aber auf 4/4 elligen, und das feinere auf ¾ elligen Weifen, altböhmischen Maaßes gehaspelt und auch nicht nach dem Gewicht, sondern nach dem Griff eingekauft wird. Unter der Benennung Griff versteht man so viele Stücke Garn, als mit der Hand können umfaßt werden. Das Sortiment des Lothgarns fängt an, wo das Stük von 4 Strähnen 16 Loth wiegt, und es steigt gradweise bis auf 4 Loth. Diese Garne werden größtentheils auf den böhmischen Herrschaften Starkenbach, Semil, Hohenelbe und Braney gesponnen. Dieser Artikel wird größtentheils von den Handelsleuten Joseph Kroß, Hruby und den Meißnerschen Erben zu Starkenbach zusammen gekauft und nach Holland verschikt. Man braucht sie daselbst zum Eintrag der Schleyer und der feinen holländischen Leinwand, zu den halbseidenen Zeuchen und zu den feinen Zwirnsorten.

Ausser Schlesien und Böhmen liefern im Auslande Polen, Frankreich, Holland, Brabant, Flandern etc. Leinengarn und Zwirn von verschiedenen Sorten zum Handel.

Die französischen Garne werden meistens in dem alten Flandern, in Bretagne, Lothringen und Pikardie gesponnen. Sie unterscheiden sich durch die verschiedenen Benennungen derselben. So sind z. B. die sogenannten fils de Bretagne eigentlich Zwirnsorten, die meistens von Rennes kommen und nach Pfund gehandelt werden. Fils bas-brétons, die auch fils de Cologne genannt werden, sind von unterschiedlicher Feine. Sie werden von Morlair bezogen und ebenfalls nach Pfund gehandelt. Von den weissen und gelblichen Garnen von Epinay, so auch von den rohen von Everdel in Flandern, hat man eine Menge Sorten oder Nummern, die von 14 als der geringsten Sorte bis zu 300 als der feinsten steigen. Die Poignée – oder Griffengarne, so von N. 1 bis 40 steigen, werden dutzendweise gehandelt. In dem franz. Flandern, besonders um Ryssel und Bailleul wird sogenannter fil rétors oder gebleichter und ungebleichter Zwirn, und auch fil simple, oder einfaches Garn in Menge verfertiget, u. s. w. Der größte Handel mit dieser Waare, deren Länge und Beschaffenheit durch obrigkeitliche Vorschriften bestimmt ist, wird in Frankreich selbst getrieben, da die dortigen Manufacturen sehr vieles davon brauchen: etwas davon wird jedoch auch ausgeführt. (S. auch den Artikel Fil.)

Brabant und vorzüglich das ehedem damit vereinigt gewesene österreichische Flandern stehen in Rüksicht ihre Handels mit Leinengarn bekanntlich allenthalben in einem grossen Rufe. Gent, Mecheln, Koortryk und mehrere andere umliegende Ortschaften haben besonders ansehnliche Garnspinnereien, und treiben einen ausserordentlich starken Handel mit allerlei Garn und Zwirn. Die Anzal der dortigen Zwirnmühlen beläuft sich auf einige hundert, worauf der allerfeinste Kanten-Zwirn zu den bekannten brabanter Spitzen, und viele andere Sorten in grosser Menge verfertiget werden. Die hier gesponnenen Garne sowohl, als die daraus verfertigten Fabrikate, behaupten aus dem Grunde den Vorzug vor allen andern, weil der flandrische Flachs alle andere Flachsarten, den irrländischen ausgenommen, an Feine und Vollkommenheit übertrift. Die vorzüglichsten Sorten von Garn, welche in Flandern gemacht werden, bestehen in sogenannten Nummer- oder Zahlengarn, in Bündchen von 50 Faden, sortirt von N. 12. bis auf 100; in Kanten- und Nähzwirne, wie auch in rohen, grauen und gefärbten Sorten. Diese sämtlichen Waaren werden nach Pfunden und Unzen behandelt.

In Holland liefert besonders Haarlem weisse Garne unter dem Namen holländischer Garne zum Handel. Hievon giebt es so viele Sorten, daß die Nummern von 14 bis auf 400 steigen.

In Italien werden, besonders um Sala, Brescia und einigen andern Orten auch Leinengarne verfertiget, die aber bei weitem nicht für das Bedürfniß dieses Landes hinreichen. Es werden deshalb häufig deutsche Garne dahin verhandelt.

Auch in Deutschland sind sowohl die Garnspinnereien, als der Garnhandel sehr im Flor. Bielefeld und Herford in Westphalen, Hildesheim, Osnabrück, Hannover, Braunschweig, Halberstadt, Mecklenburg, Hessen, Sachsen-Gotha, Ravensberg u. s. w. sind in diesem Fache berühmt. Aus den Halberstädt'schen und Braunschweigischen geht viel Garn nach Hamburg, aus dem Ravensbergischen nach Holland, nach Elberfeld und Barmen im Herzogthum Berg etc. Im Herzogthum Gotha hat besonders Friedrichsroda ansehnliche Garnbleichereien, umd macht auf den deutschen Messen, wie auch in Frankreich, in der Schweiz etc. einen beträchtlichen Absaz. Von Bielefeld wird nebst den feinen Sorten auch das sogenannte Molt- oder Malzgarn, eine Mittelgattung, nach Holland verfahren. Die Grafschaft Mark in Westphalen ist besonders in dem Besitze eines wichtigen Handels mit dieser Waare. Vieles davon wird im Hessischen, Braunschweigischen, Hannöverschen, Halberstädtischen, Hildesheimischen, und andern angränzenden Ländern aufgekauft und nach dem Auslande veräussert. Ganz besonders aber zeichnen sich in diesem Fache Elberfeld und das daran gränzende bergische Amt Barmen aus. Hier giebt es Kaufleute, die in vielen Gegenden Deutschlands Spinnfaktoreien haben, und überdies noch viele rohe Garne allenthalben zusammen kaufen. Diese werden demnächst in dem Umfange der erwähnten Orte sowohl, als an mehrern andern Orten gebleichet, und nachdem sie völlig zugerichtet sind, nicht allein durch ganz Europa, sondern auch selbst nach Amerika in unglaublicher Menge versendet. Der Absaz dieser Waare wird den Elberfelder und Barmener Handelsleuten dadurch merklich erleichtert, daß sie fast in jedem Lande eigene Comtoirs und Commis haben, die diesen bestens befördern. Es besteht auch schon seit vielen Jahren zu Elberfeld sowohl als in Barmen eine eigene sogenannte Garnordnung, oder Uebereinkunft zwischen den dortigen Handelsleuten, welche von dem Kurfürsten von Pfalzbayern als Landesherrn bestättiget ist, und die Vorschriften enthält, so ein jeder Kaufmann, der mit Garn handelt, strenge zu beobachten hat.

Das Sortiren des Garnes und das Zusammenbinden desselben, ehe es auf die Bleiche gebracht wird, heißt man Fitzen. Das feinste Garn nennt man Vollgarn, das andere Moltgarn. Ein Molt wird zu 12 Stücken gerechnet. Von dem sogenannten 3 und 4 Centnergarn wiegen 300 Molt 3 bis 4 Centner. Dieses wird zur feinsten Sorte, jenes aber, so darüber bis 6 ½ Centner wiegt, zur mittlern Gattung gerechnet. Beide werden größtentheils in den Band- und Siamoisen-Fabriken, vorzüglich zu Elberfeld, Barmen etc. verarbeitet. Die übrigen Garne werden nach den Haspeln, welche fast in jeder Gegend verschieden sind, in Hessengarn, Braunschweigischgarn u. s. w. eingetheilt. Die sogenannten Halben bestehen aus einer gewissen Zahl von Strängen: zwei dieser Halben werden ein Paar genannt. Das Stük Vollgarn muß aus 20 Bünden und der Bund aus 50 Faden bestehen. Ein Faß Garn enthält gewöhnlich 5 Centner. Im Hannövrischen ist ein Stük Garn 4 kalenbergische Ellen weit, hält 10 Gebinde und dieses 100 Faden. Manchmal werden auch 14 Gebinde in ein Stük gehaspelt. Die Stücke des sogenannten Kaufgarns halten 10 Binde, jedes zu 90 Faden, hier und da auch 20 Binde, jedes von 66 Faden zu 4 Ellen. Ein braunschweigischer Bund Garn enthält 20 Löpf, wovon der Werklopf zu 1000 Haspelfaden, der Kauflopf aber zu 900 Faden gerechnet wird u. s. w. Das rohe Garn wird im Frühjahr eingekauft, gekocht, ausgewaschen, auf Bleicherstöcke gezogen, ausgelegt, und mit gekrümmten schmalen hölzernen Schaufeln, welche Güten heissen, den Tag hindurch öfters begossen. Die elberfelder und barmener Blaichanstalten verdienen hier besonders bemerkt zu werden. Längs dem Wipper- oder Wupperflusse sind von Strecke zu Strecke hölzerne Räder, die den Mühlenrädern sehr ähnlich sind, angebracht. An jedem derselben sind 5 bis 6 Wasserbehältnisse angebracht, die beinahe wie eine grosse hölzerne Kanne geformt und schrege daran befestiget sind. Diese schöpfen das Wasser und giessen dasselbe in hölzerne Rinnen aus, welche in die Kreuz und in die queer über die Bleichplätze geführt sind. Aehnliche Einrichtungen sollen nun auch in andern Gegenden gemacht seyn.

Die vielen leinenen Garne, welche im schwäbischen Kreis, auf dem Rhies, gesponnen und gebleicht werden, und häufig in den Handel kommen, verdienen hier auch angemerkt zu werden.

Beim Einkaufe des Garnes hat man nicht allein auf Gleichheit des Fadens, sondern auch darauf zu sehen, daß derselbe weder zu drell noch zu lose gesponnen sey. Das allzu drelle Gespinnst giebt kein gutes Gewebe; dem allzulosen hingegen fehlt es an Stärke, so daß es leicht bricht.

Leinkraut, Flachskraut, Waidflachs, Harnkraut, Linaria, Antirrhinum linaria Linn., Osyris, ein an Wegen und Zäunen wild wachsendes Kraut von einem bittern Geschmacke. Man macht davon in den Apotheken eine Salbe (unguentum de Linaria), welche besonders wider die Feigwarzen und Goldadergeschwulste als ein erweichendes und schmerzstillendes Mittel gerühmt wird. Manche empfehlen das Kraut und seine gelbe Blüthe zum äusserlichen Gebrauche wider die Flecken der Haut, Sommersprossen etc.

Leinkraut, s. Frauenflachs.

Leinöl, Oleum Lini, wird aus dem Schlagleinsaamen in eigenen Oelmühlen ausgepreßt, oder geschlagen. Um die Flüssigkeit desselben besser zu befördern, wird er vorher beim Feuer warm gemacht. Die nach der Auspressung zurükbleibenden Tafeln oder sogenannten Oelkuchen werden zur Winterszeit dem Hornvieh unter anderes Futter gegeben. Man hat dermalen fast allenthalben Oelmühlen, die meisten aber trift man in Holland und den Niederlanden an. Das Leinöl ist ein sehr nüzliches Produkt, indem es sowohl zum Brennen in Lampen, als auch von den Malern, Lackirern, Buch- Kupfer- Leinwand- und Kattundruckern, Saifensiedern u. s. w. in grosser Menge verbraucht wird. In Rußland, Polen, Lithauen etc. wird dasselbe von den Altgriechen und dem gemeinen Volke an Fasttagen zum Schmelzen der Speisen genommen. Ryssel im französischen Flandern hat sehr viele Oelmühlen, die Leinöl in ganz erstaunlicher Menge liefern. Dasselbe wird hier bei Tonnen von 30 Pots, jeden zu 4 Pfund im Gewicht, gehandelt. Von Epinal in Lothringen wird diese Waare häufig nach dem Elsaß, der Schweiz etc. verfahren. Fecamp und Cany in der ehemaligen Normandie führen davon nicht minder viel aus. Das Oel wird daselbst in Fässern von 60 bis 64 Pots, die 206 bis 220 Pfund im Gewicht halten, verhandelt. Das Leinöl, welches von Königsberg in Preussen kommt, wird dem holländischen gleich geschäzt. Man handelt es nach Ahm. In Holland verkauft man dieses Oel allenthalben nach Aam von 120 Minguelen; Zu Hamburg bei 100 Pfund ohne Rabbat, und zu Reval nach Schiffpfund von 400 Pfund. Das gute Leinöl muß frisch, klar, gelblich von Farbe seyn, und nicht brandig schmecken. In der Arznei ist solches bei verschiedenen innerlichen und äusserlichen Gebrechen von grossem Nutzen.

Leinsaamen, Leinsaat, Semen lini, ist theils schon an und für sich selbst, theils auch in Rüksicht des daraus geschlagenen Oels ein sehr wichtiges Handlungsprodukt. Dieser Saame wird besonders in den ihres ausgebreiteten und vortreflichen Flachsbaues halber bekannten nördlichen Ländern Liefland, Kurland, Polen, Lithauen und Preussen, seit kurzem auch in Nordamerika in einer erstaunlichen Menge erzeugt. Die in den erwähnten Ländern liegenden Städte Riga, Reval, Pernau, Libau, Memel, Königsberg, Danzig u. a. m. versenden jährlich ganze Schiffsladungen von diesem Saamen nach den Niederlanden, nach Frankreich, Holland, Lübeck, Hamburg, Bremen u. s. w. der von da wieder weiter gefahren wird. In den erwähnten deutschen Seestädten, wie auch zu Stettin und Königsberg unterscheidet man die verschiedenen Saamensorten folgender massen: die kurländische Leinsaat kommt in Tonnen von Föhren- oder Tannenholze, mit dem aufgebrannten Zeichen L. B., und der Jahreszahl, die rigaische aber in Tonnen von Eichenholze mit zwei eingebrannten kreuzweiß übereinander liegenden Schlüsseln und der Jahrszahl gezeichnet, zum Handel. Beide Sorten sind zwar im Preise gleich, doch findet sich manchmal in Ansehung der Güte derselben ein Unterschied. Der Schlagsaame geht nur nach Holland, der rigaische Leinsaamen aber wird sowohl eben dahin, als nach Bremen, Westphalen, Stettin, Schlesien, Böhmen, Mähren, und zum Theil auch nach England ausgeführt. Der unter dem Namen der Schlagsaat zum Handel kommende Saamen besteht aus unreifen oder beschädigten Körnern, die zur Aussaat nicht tauglich sind. Die Obrigkeit zu Riga trifft daher immer solche Maaßregeln, daß diese Gattung den Ausländern nicht für gute Leinsaat verkaufet werde. Man verschikt von hieraus allein jährlich gegen 20,000 Tonnen Leinsaat und 30,000 Tonnen Schlagsaat. In den braunschweigischen, lüneburgischen und hildesheimischen Ländern wird der rigaische Leinsaamen, in Westphalen, Schlesien und Böhmen aber der libanische vorgezogen. Der russische Lein, welcher besonders ölicht, kräftig, und deshalb sehr geschäzt ist, wird häufig nach Königsberg und von da nach Holland, Brabant und Flandern verfahren. Man rechnet gegen 20,000 Tonnen Säeleinsaamen und mehrere tausend Last Schlagsaat, so jährlich von hieraus ausgeführt werden. Eine solche Last hält 60, und eine Tonne 2 ½ Schäffel. Frankfurt an der Oder ist im Besitze der Stapelgerechtigkeit über den Leinsaamen, in Ansehung der unterhalb gelegenen Länder, daher diese Waare weder durch noch vorbeigeführt werden darf, sondern man muß sie durchaus von den frankfurter Handelsleuten nehmen. Die Ausfuhr der Leinsaat aus den Nordländern beträgt, mässig angeschlagen, alle Jahr über 100,000 Pfund Sterling. Frankreich liefert auch etwas von dieser Waare zum auswärtigen Handel. Unter andern verschikte Cognac im Departement der Charente vor dem Kriege jährlich einige Schiffsladungen von diesem Artikel nach England. Hier wird solcher nach sogenannten Pochées von 160 Pfund Markgewichts verkauft. Mit Leinsaamen, welcher aus der Ostsee dahin gebracht wird, treiben ganz vorzüglich Morlaix im ehemaligen Bretagne, Rouen und Havre-de-Grace einen ausgebreiteten Handel.

Um die gewiß ziemlich beträchtliche Ausfuhr deutschen Geldes für diesen Artikel einigermassen zu hemmen, haben zwar mehrere patriotische Landwirthe den Vorschlag gemacht, unsern auf deutschen Boden erzeugten Leinsaamen nur ein Jahr lang in den Knoten oder Bollen liegen zu lassen, bevor man sich dessen zur Aussaat bediente. Man weiß auch wirklich aus Erfahrung, daß man damit das Ausarten des Flachses etwas später hinausschieben kann; indessen erfolgt dieses doch nach Verlauf von 7 oder 8 Jahren, und man ist alsdann, um ferner guten Flachs zu erhalten, genöthiget, aus den Nordländern den bessern Saamen kommen zu lassen. Der in neuern Zeiten bekannt gewordene siberische Lein (Linum perenne) dauret einige Jahre, leidet nichts vom Frühlingsfroste, treibt viele Halme und wächst höher, giebt aber gröbere Fäden oder Fassern.

Der Leinsaamen, besonders der zur Saat bestimmte, muß recht reif, ohne Geruch, von einem süßlich öligen Geschmak, rein, sauber und wenig oder gar nicht mit Dotter untermengt seyn, wenn man schönen nicht mit häufigen Unkraut vermischten Flachs davon ziehen will. Dünn gesäete Leinsaat giebt zwar ein gröberes Gespinnstmaterial, aber desto mehr guten Saamen: aus dem dicht gesäeten hingegen erhält man einen bessern Flachs und feineres Garn, aber wenigern und schlechten Saamen. Auch in der Medizin wird der Leinsaamen, das frisch gepreßte Oel etc. innerlich und äusserlich gebraucht.

Leinwand, Leinen, Leinentuch, Linnen, Linteum, Pannus linteus, franz. Toile, eine in Europa und selbst in andern Welttheilen dermalen zum unentbehrlichen Bedürfniß gewordene Waare. Die mancherlei Sorten, welche es davon giebt, und wovon die eine in diesem, die andere in jenem Lande am stärksten gesucht wird, verschaffen Millionen Menschen Arbeit und Unterhalt, so wie der Leinwandhandel schon längst als einer der wichtigsten Handlungszweige besteht. Die Leinwand wird bekanntlich aus gesponnenen leinenen, hänfenen oder wergenen Garn verfertiget. Dieses wird dem Leinweber in einigen Gegenden nach der Zahl der Stränge oder Stücke, in andern nach dem Gewichte übergeben, der es auf den Webstuhl spannt und webt. Diese nun zwar fertige, aber nicht gebleichte noch sonst zugerichtete Leinwand wird rohes Linnen genannt, und kommt auf diese Art in ziemlicher Menge zum Handel. Der weit beträchtlichere Theil der verschiedenen Leinwandsorten aber wird nun erst weiß gebleicht, gemangt und zugerichtet. Sehr viele dieser Gewebe werden aber auch wohl gemalt, gedrukt oder gefärbt, geglättet, geleimt etc. Der stärkste und unübersehbarste Verkehr geschieht jedoch unstreitig mit der weissen Leinwand. Man wird hieran um so weniger zweifeln, wenn man bedenkt, wie viele Millionen Stücke Leinwand nur in Europa jährlich zu Hemden, Bettlacken, Tischtüchern, Servietten, weissen Hals- Kopf- und Taschentüchern, Bett- und Fenstervorhängen etc. verbraucht werden. Daß der Handel mit gemalten, gefärbten Leinen, mit halbleinen- und halbbaumwollenen, oder halbleinenen und halbseidenen glatten, gestreiften und geblumten Zeuchen, Hals- und Schnupftüchern, Unterfutter, Bändern und hundert andern Dingen ebenfalls ausserordentlich beträchtlich seyn müsse, leidet eben so wenig einen Widerspruch, wenn man auf die vielen Manufakturen und Fabriken dieser Art einen Blik wirft, oder nur die Läden der Kaufleute, welche mit den erwähnten Artikeln handeln, mit einem forschenden Blicke durchgeht. Gute Leinwand muß einen durchaus schön gleichen Faden haben, und auf dem Webstuhl gut geschlagen seyn. Sie muß nicht mit Kalk oder andern beizenden Dingen, so die Haltbarkeit des Gewebes zerstören, gebleicht seyn, und muß endlich so wenig Zurichtung haben, als nur immer möglich ist. Bei dem ausserordentlich grossen Vertriebe, den die leinenen Waaren in unsern Zeiten allenthalben haben, wird man wohl wenig Länder mehr finden, die nicht wenigstens die nöthigen Manufakturen oder Leinwebereien zum einheimischen Bedürfnisse zu erhalten trachteten.

Unter den vielen Ländern, die sich hierin bis izt besonders herfürthaten, verdienen Holland, Brabant, Flandern und Schlesien zuerst genannt zu werden. Die schönsten und besten holländischen Leinen werden in Frießland, Geldern und Oberyssel verfertiget. Aber weit mehr, als diese drei Provinzen liefern, wird in verschiedenen Gegenden Deutschlands, in Brabant, Flandern, und besonders in Schlesien roh aufgekauft und in Haarlem gebleicht und zugerichtet. Sonach werden alle diese Leinen unter dem Beinamen der holländischen von Amsterdam und Haarlem weit und breit verschikt. Die mühsame Zubereitung derselben, die besonders schön in ihrer Art einzige Bleiche, und das trefliche Aeussere derselben macht diese Waare allenthalben ganz besonders beliebt. Die holländischen Leinwandstücke sind durchgehends 52 ½ bis 55 Ellen lang 6 bis 7/4 breit, und werden sortimentsweise zum Handel gebracht. Man schreibt die Vortreflichkeit der holländischen Bleichen theils dem dasigen Wasser, theils der russischen Waidasche und der Behandlung mit Buttermilch zu. Nach neuern in Irrland und Flandern angestellten Versuchen, soll jedoch der vorsichtige Gebrauch des Vitriolöls eine schönere Weisse als die Milchsäure hervorbringen.

Flandern hat in neuern Zeiten sowohl in Rüksicht der Leinweberei als der Zurichtung der Linnen ansehnliche Fortschritte gemacht. Brügge, Gent, Koortryk, Ypern und die um diese Städte liegenden Oerter liefern besonders eine ausserordentliche Menge von dieser Waare, die unter dem Namen der holländischen Linnen ausgeführt wird.

Schlesien schikt jährlich für mehrere Millionen Leinwand von allerlei Gattung nach Holland, Spanien, Portugal, nach England und Italien, nach den deutschen Seestädten u. s. w., von wo aus wieder ein grosser Theil dieser Waare nach den Kolonien aller europäischen Nationen, nach Afrika, Ostindien und Amerika verschiffet wird. Die Leinwandmanufakturen stehen in diesem Lande auf einem eben so sichern als blühenden Fusse. Ueberdies sind die Preise der schlesischen Leinen gegen andere verhältnißmässig so wohlfeil, daß nicht leicht eine Konkurrenz statt finden kann. Die vorzüglichsten Sorten der schlesischen Leinwand sind: 1.) Schleierleinen, wovon es mehrere Gattungen giebt, als z. B. Estopillas oder ungebleichte Silesias; Druckschleier; streifige und gegitterte Schleier; klare Schleier u. s. w. Die Stücke der genannten Sorten sind durchgehends 54 bis 60 Ellen lang, und alle 6/4 breit. Man bezieht diese so wie mehrere andere Schleierarten von Hirschberg. 2.) sogenannte Platilles, als: einfache gebleichte Platilles, 4 Stük auf das Schock; Platilles oder doppelte Silesias, die auch Tandems genannt werden; vierfache Silesias; weisse Silesias zum Drucken, 4 Coupons aufs Schock; Forillas crudas, oder rohe Platillas; dergleichen gebleichte; Platillas reales, gebleichte, 5 Stük aufs Schock; dergleichen graue, 4 Stük aufs Schock. Alle diese Platilles oder Platillas halten 60 Ellen in der Länge und 6/4 in der Breite. Die sogenannten Brown Papers sind 42 Ellen lang und 7/4 breit. 3.) Creas von verschiedenen Sorten, Längen und Breiten. Die aus der Lausiz kommenden Stücke sind 9/8 bis 6/4 breit und 108 Ellen lang; Andere Gattungen sind 5/4 breit und 52 Ellen lang. Creas von gebleichtem Garne halten 60 Ellen in der Länge und 6/4 in der Breite. Ausser diesem sind noch folgende Sorten zu bemerken: Cavalline, 4 aufs Schock, von 6/4 in der Breite und 60 Ellen in der Länge. Dergleichen gerollte. Gebleichte Brétagnes, Rouanes, Morlaises, Sangalettes auf Schweizerart, Casserillos, Applatillados, Boccadilles, Libretes, die auch unter dem Namen der Buchleinen, oder Bookjes bekannt, lang oder viereckigt gestreift und 6/4 breit sind; auf holländische Art zugerichtete Linnen, Jauersche Leinen, Greifenberger Schocke, Glatzer Weben etc. die alle von Breslau, Glatz, Greifenberg, Hirschberg, Landshut, Schmiedeberg, Waldenburg und mehrern andern schlesischen Ortschaften in grosser Menge nach andern Ländern verfahren werden. Blaue Ballen, gestreifte Züchenleinwand und geblümte Züchen aus den Gegenden um Breßlau, Neisse und Zuckmantel werden so, wie die bereits bemerkten Rouanes, häufig nach ganz Italien ausgeführt. Gezogene, gemusterte und Schachwitzne Tischzeuche zu Tafeltüchern werden am häufigsten in und um Hirschberg und Schmiedeberg verfertiget, und nach Italien, Spanien, Portugal, Holland, Amerika etc. verschikt. Die zu Zittau in Sachsen, Waarensdorf in Böhmen, und in den Niederlanden verfertigten superfeinen Tischzeuche behaupten jedoch den Vorzug vor den schlesischen. Das schlesische Garn wird meistens auf der Spindel gesponnen. Der Faden ist daher zwar nicht so fest, rund und gleich, als jener, der auf dem Rade gesponnen wird: aber eben das Weiche und Geschmeidige des Fadens macht den vorzüglichen Werth der schlesischen Leinwand aus. Sie kommt dadurch den baumwollenen Geweben näher, braucht nicht so viel Zeit zum Bleichen etc. Man hält sie auch ungeachtet der wenigen Dichtheit für dauerhafter als die französischen, irrländische und andere Leinwandsorten, welches aber wohl vorzüglich von der besondern Feinheit und Seidenartigkeit des schlesischen Flachses herrührt.

Die böhmischen Leinwandmanufakturen und der Handel mit diesem Artikel haben seit Jahren beträchtliche Fortschritte gemacht. Besonders zeichnen sich hierin aus: die Gegenden um Arnau, Braunau, Georgswalde, Königgrätz, Nachod, Reichenberg, Starkenbach, Trautenau und mehrere andere, die eine ausserordentliche Menge Leinwand von allen Gattungen nach England, Spanien, Portugal, Italien, Holland und nach den deutschen Seestädten ausführen, nicht zu gedenken des ausgebreiteten Handels, welcher damit in allen östreichischen Provinzen getrieben wird. Dem böhmischen Leinwandhandel fehlt es, so wie mehrern andern Fabrikzweigen, nur noch an hinlänglicher Aufmunterung und Unterstützung, oder vielmehr an Männern, die bei einem hinlänglichen Vermögen mit dem ganzen Umfange dieses Geschäfts vollkommen bekannt sind. Dieses ist auch wohl die Ursache, daß die böhmischen Bleichen noch bei weitem nicht das sind, was sie in andern Ländern schon längst waren, und daß die hiesigen Leinwande nicht das schöne reizende Ansehen haben, wie die holländischen, flandrischen, schlesischen u. a. m.

Die gangbarsten Leinwandsorten, welche Böhmen zum Handel liefert, sind: a.) Platilles royales, eine schöne weißgebleichte Leinwand von 58 Ellen altböhmischen Masses in der Länge und 5 bis 6 Viertel in der Breite, welche um Arnau, Hohenelbe, Nachod, Trautenau u. s. w. verfertiget wird. Es giebt davon verschiedene Nummern, die verhältnißmässig von 7 Guld. 30 kr. bis auf 18 Guld. im Preise steigen. Diese Sorte Linnen wird nach der ganzen Breite in blauem Papier eingeschlagen und mit einer Krone bezeichnet. b.) Platilles simples, oder Boccadilles, die auch unter dem Namen der Jauerschen Leinen bekannt sind, halten in der Länge 14 ½ Elle und in der Breite 6/4 prager Maas. Diese Sorte besteht gemeiniglich aus einer geringen Schockleinwand, die weiß gebleicht, hernach in 4 Stücke zerschnitten, und auf die nämliche Art, wie die vorige appretirt und eingeschlagen wird. Diese Leinwandgattung ist sehr leicht und wohlfeil. Sie wird, ebenso wie die vorige am stärksten nach Spanien und Portugal, wie auch nach Italien und Holland ausgeführt. Man verbraucht sie meistens zu Hemden für die Negersclaven, und die Holländer hüllen ihre Todten darin ein. c.) Brétagnes, sind leichte 6 bis 7/4 breite gemandelte Schockleinen. Sie sind in Stücken von 11 7/8 Ellen zerschnitten und ins Viereck gelegt. 125 Stücke kommen in eine Kiste. d.) Cavallinleinen, bestehen aus weiß gebleichten, 6/4 auch wohl etwas darüber breiten und 58 langen Stücken, die in blaues Papier eingeschlagen werden, worauf ein Pferd, als Zeichen abgedrukt ist. Diese Leinwand wird in halbe oder Drittelstücke nach Vorschrift der Besteller zerschnitten. Die geringste Sorte oder erste Nummer dieses Artikels fängt von 4500 im Preise des rohen Einkaufs zu ungefehr 7 ½ an: die folgenden steigen nummerweise um 1 ¼ fl. bis zu 22 fl. e.) Rouennes, Rovanne, oder sogenannte Polackenleinwand ist ¾ breit und 80 Ellen lang. Man bringt sie in ganzen und auch in halben Stücken zum Handel. Der stärkste Verbrauch derselben ist zu Segeltüchern. f.) Garlix, eine gleich der vorigen zugerichtete 6/4 breite und 70 Ellen lange Sorte. g.) Sangalettes, Tela tinta, Schetterleinen, eine leichte, und wie es schon der Name zeigt, sehr dünne Leinwand von 6 bis 7 Viertel in der Breite und 68 Ellen in der Länge, die theils nach der ganzen Breite und 68 Ellen in der Länge, die theils roh, theils gebleicht ausgeführt wird. Man legt sie theils nach der ganzen Breite, theils auch wie die Roßlinnen zusammen. h.) Hollandilla, die nämliche Sorte, wie die vorige: nur wird sie in Stücke von 10 Ellen zerschnitten, zusammengerollt, und in Papier eingeschlagen. i.) Choleta, oder graue Platillea, sind von der nämlichen Güte, und erhalten auch die nämliche Appretur, wie die Platilles royales. k.) Estopillas, oder Bastoncini, sind glatte, oder auch geblumte, gestreifte und pickirte Schleier, die steif appretirt und blaulich gestärkt werden. Die glatten sind 6 bis 7 Viertel breit und 20 Ellen lang, die Stücke der geblumten etc. halten hingegen nur 13 ½ Ellen in der Länge. Von den erstern werden 3 und von den leztern 4 Stücke viereckigt zusammen gelegt und in Papier gepakt. Die Estopillas, werden zu Rochlitz und Grulich im bidschower Kreise verfertiget. l.) Greggia, Grezleinen, oder Butzelleinwand, eine weißgebleichte geringe Gattung böhmischer Linnen, von 4 ½ bis 5/4 in der Breite und 58 Ellen in der Länge, die nach der ganzen Breite dreimal gebunden wird. Die Sortimente steigen von 6 ½ bis 10 fl., und werden besonders um Arnau, Krotau, Nachod, Reichenau, Romburg, Zwickau u. s. w. verfertiget. In den zwei lezten Gegenden macht man auch dergleichen Leinen von gebleichtem Garn. m.) Matrosenleinen werden in der Gegend um Leutonischel und Skutsch gemacht, weiß gebleicht, dreimal gebunden und ohne Papierumschlag in Kisten gepakt. Die Stücke halten 30 Ellen in der Länge. n.) Tandems, oder doppelte Silesias sind weißgebleichte, den Roßlinnen ähnliche Leinwande, die aber nur 30 Ellen in der Länge halten und in Papier eingepakt werden. o.) Creas, oder sogenannte Lederleinwande, sind 4 ½ bis 5/4 breit und 52 ½ Ellen lang. Es giebt deren auch von 6/4 bis 9/8 in der Breite und von 105 Ellen in der Länge. Die erstern werden in Gestalt einer Walze oder eines Prügels zusammengerollt, die andern aber in Form eines Viereks blattweise gelegt und in Kisten gepakt. Beide Sorten werden um Georgswalde, Romburg, Warnsdorf und Zwickau von gebleichtem Garne gewebt. Diese Linnen sind, wie schon der deutsche Name derselben zeigt, gleichsam lederdik und sehr stark. p.) Böhmische Schockleinwand oder Schocke, sind blau und weiß gestreifte Linnen, die 5 bis 7 Viertel in der Breite und 60 Ellen in der Länge halten. Dieser Artikel wird besonders in den Gegenden um Arnau, Böhmischaicha, Friedland, Gratzau, Kleinskal, Neupale, Opotschna, Politz, Reichenau und in den sogenannten Siebendörfern fabrizirt. Im leitmerziger Kreise um Romburg, Anspach und Schluckenau, so wie im bunzlauer Kreise um Friedland, Kamnitz, Kratzau und Krottau macht man Leinwand von weissem leinenen und rothen türkischen Garn, bunte Schocke von gefärbten leinenen Garnen, wie auch halb oder zum Theil von Seide. q.) Weben, eine der schönsten und gangbarsten böhmischen Leinwandsorten, die häufig um Romburg, Georgenthal, Krumbach, Warnsdorf u. s. w. aus den feinsten Garnen gewebt und schön weiß gebleicht wird. Die Stücke halten 72 Ellen in der Länge, und sind 6 bis 7 Viertel breit. Man legt sie doppelt auf schlesische Art, in die Rundung eingebogen, und schlägt sie in doppeltes, erst weisses, dann lichtblaues Papier ein. Die Leisten werden mit Flittern und goldenen Zäukchen verziert. Die Preise dieses Artikels steigen nach der Feinheit und Güte desselben von 24 bis auf 100 fl. im Preis. Ausser dem sehr starken Abgang, den diese Weben in den meisten östreichischen Ländern finden, werden sie auch häufig ins Reich, nach Italien und nach der Levante ausgeführt. Dieser Artikel hat sehr viel Aehnlichkeit mit der Schweizerleinwand. Um Arnau, Hohenelbe, Starkenbach etc. werden dergleichen Weben verfertiget, die, wenn sie auf holländische Art zugerichtet sind, öfters für holländische Leinwand verkauft werden.

Die Schachwitz endlich und gezogene Tischzeuche, welche um Warnsdorf und Jörgenthal verfertiget weden, sind von so vorzüglicher Feinheit und Güte, daß sie den flandrischen und sächsischen nicht im mindesten nachstehen. Mehreres hierüber ist unter den Artikeln Schachwitz und Tafelzeuche nachzusehen.

In Polen wird an einigen Orten gemeine Hausleinwand verfertiget, und über Danzig, Königsberg, Bielitz etc. nach Holland, Spanien und Portugal, ja sogar nach Ost- und Westindien ausgeführt. Die polnischen Packleinen und rohen Sackleinen werden meistens nach Schlesien verhandelt, und gehen über Frankfurth an der Oder und Leipzig weiter.

Noch verdient unter den fremden Ländern, die sich in neuern Zeiten durch die Verfertigung und den Handel mit Leinwand herfürgethan haben, Rußland bemerkt zu werden. Es werden nämlich in diesem Lande Segeltücher, englisch Duck, Raventuch, Pottuch, Serviett und schmale Leinen, Tick u. m. d. in ganz ausserordentlicher Menge verfertiget, und meistens nach England, Holland, Dänemark, Portugal, Nordamerika u. s. w. ausgeführt. Die hier angeführten russischen Leinwandartikel, besonders aber die Segeltücher, sind sowohl ihrer besondern Geschmeidigkeit und Dauerhaftigkeit, als auch ihres niedrigen Preises halber allenthalben sehr beliebt.

In der Schweiz ist die Leinweberei zwar nicht sehr im Flor; dagegen lassen aber in verschiedenen Kantons die Handelsleute jährlich viele tausend Stük schlesischer, böhmischer und deutscher Leinwand kommen. Diese lassen sie auf eine eigene Art zurichten, und versenden sie alsdann nach dem Beispiele der Holländer, unter dem Namen der Schweizerleinwand, nach Italien, Frankreich, Spanien, Deutschland etc.

Großbrittanien hat es in neuern Zeiten mit seinen Leinwandmanufakturen, eben so wie mit andern Indüstriezweigen, sehr weit gebracht. Man zählt allein in den 4 englischen Grafschaften Wilts, Dorset, Hants und Sommerset gegen 5500 Stühle, worauf allerhand Sorten von Leinen in ganz erstaunlicher Menge verfertiget werden. In Irrland ist die Leinwandweberei bekanntlich einer der vorzüglichsten Indüstriezweige. Die meiste hier verfertigte Waare wird nach Spanien, Portugal und Amerika ausgeführt. So sehr sich aber auch die irrländischen Leinen durch ihre Feinheit auszeichnen, so wenig kommen sie in Rüksicht der Güte und der Weisse der holländischen, niederländischen und der meisten deutschen bei.

In Frankreich ist der stärkste Betrieb mit der Leinweberei und dem Leinwandhandel, in den ehemaligen Provinzen Bretagne, Normandie, Pikardie, Artois, Flandern etc. Die drei leztern liefern besonders feine Battiste, Linons u. d. m. sehr häufig zum Handel. In der Normandie, vorzüglich in der Gegend um Rouen werden Blancards, Brionnes, Fleurets, Guingans etc. in Menge gewebt und nach Spanien, Portugal, Italien, Westindien etc. ausgeführt. Von Nantes, Morlaix, Dinant und Landerneau in Bretagne werden sehr viele Clissons, Crées, Locrenans, Platilles, Polledavis etc. zum auswärtigen Handel gebracht. Die lavalschen Leinen werden in der Provinz Maine gemacht, und meistens ungebleicht ausgeführt. Ungeachtet diese Linnen gewöhnlich nur aus ordinären Sorten bestehen, so sind sie doch sehr im Rufe. In Frankreich selbst werden sie zu Kamisölern und Unterfutter verbraucht; die Leinwandhändler zu Troyes in Champagne lassen aber auch davon einen grossen Theil bleichen. Dieser Artikel wird hernach entweder rund zusamengelegt und in grau Papier oder platt geformt in das nämliche Papier eingeschlagen. Beide Sorten werden unter dem Namen toiles de Troyes ausgeführt. Die Provinz Perche und die Landschaft Beaujolois liefern hanfene Leinwand. Erste kommt über Mortagne und Belesme, leztere aber über Lyon und Ville-Franche zum Handel. Diese wird besonders zu allerlei Tischzeuchen verwendet.

Aus dem Königreiche Golkonda in Ostindien, besonders aus der Gegend Mazulipatan werden die schönsten gemalten Leinwande nach Europa zum Handel gebracht. Von den sogenannten Baßfaß, welche einfärbig, nämlich roth oder schwarz sind, wird jedoch nur wenig ausgeführt.

Deutschland hat sonst noch in verschiedenen Provinzen, besonders in Sachsen, Westphalen, im niedern Erzstift Köln, im Trierischen, in Schwaben etc. so wichtige Leinwebereien und einen so ausgebreiteten Handel mit allen Sorten von Linnen, daß es sich diesfalls kühn mit dem Auslande messen kann. In Sachsen ist es besonders die Oberlausitz, welche durch ihren Leinwandhandel schon lange berühmt ist. Die Städte Zittau, Bautzen, Görlitz, Lauben und Herrenhut liefern insonderheit folgende Sorten: Butzel, oder auf englische Art gebleichte Garlix, Creas, Rouans, Dowlas, Cannos oder Basins royaux, Livretes, drei, vier, fünf und sechs Viertel breite zwillichene Handtücher, ¾ breite Schockzwilliche, Zwilliche von 3 ½ bis 4 Ellen in der Breite mit allerhand Mustern, vier bis sechs Viertel breite und 60 Ellen lange ordinaire Damaste; 5/4 breite niederländische Damasthandtücher; niederländische Serviettleinen in 4 Dutzenden 5/4 im Vierek haltend. Dergleichen Servietten in 3 halben Dutzend 6/4 haltenden Servietten; dergl. in 3 Dutzend etc. 6/4 breite buntgeblumte Atlasdamaste in ganzen und halben Schocken. Vier Ellen breite und 60 Ellen lange weißgebleichte Leinen zu Betttüchern; 5 Ellen breite dergleichen; drei Ellen breite dunkelblaue, weisse oder figurirte Atlasdamaste; dergl. 6 und 7 Viertel breite, in halben Schockstücken; fünfthalb Ellen breite Gedecke, Atlas- oder Damastgarnituren, mit einem bis 3 Dutzend Servietten von verhältnißmässiger Grösse; vierthalb Ellen breite und eben so lange niederländische Damast-Trodeltücher; dergl. zwillichene Tücher; 6 und 7 Viertel breite Tücher mit rothen Randformen; dergl. auf verschiedene Art gedrukte; 6 Viertel breite und 7/4 lange, wie auch 8/4 ins Geviert haltende Kaffeeservietten etc. Von allen diesen Sorten liefert das meiste die Gegend um Zittau: die übrigen obengenannten sächsischen Städte liefern besonders: Creas von 9/8, 11/8 und 6/4 in der Breite, dann 108 Ellen in der Länge; Rouans, Dowlas, streifige Zücher- und Schürzenleinwand von verschiedenen Sorten; feine, mittelfeine und ordinäre leinene Tücher von 2 bis 10 Thaler das Dutzend u. s. w. Herrenhuth bringt besonders blaue, rothe, roth und weisse, violette, gelb und weiß viereckig gestreifte Leinen in Stücken von 60 Ellen in der Länge und 6/4 in der Breite zum Handel; so auch 6/4 breite Zwilliche etc. Das Städtchen Sebnitz im kursächsischen Amte Hohenstein ist schon seit einer langen Reihe von Jahren wegen seines ausgebreiteten Handels mit roher und gebleichter Leinwand, die hier verfertiget wird, in einem grossen Rufe. Gegen die Hälfte dieses Jahrhunderts hat man aber auch angefangen feine, halb leinene und halb seidene Zeuche daselbst zu verfertigen, die unter dem Namen der dresdner Tücher zum Handel kommen. Manche derselben werden mit Gold- und Silberfaden durchschossen, andere nach den neuesten und schönsten Mustern gedrukt u. s. w. Die gangbarsten Sorten, welche hier verfertiget werden, sind: a.) weisse Linnen aus gebleichtem und meißnischen Garne. b.) holzfärbige und blau gegitterte Matratzenleinwand von 60 Ellen in der Länge und 8/4 in der Breite. c.) blaugestreifte Dickzüchen von nämlicher Länge und 11/8 bis 6/4 in der Breite. d.) blaugestreifte, ächt blau geflammte, wie auch rosenfarbene und buntstreifige Dickzüchen, wovon die Stücke durchaus 60 Ellen in der Länge und 11/8 bis 6/4 in der Breite halten. e.) Matrosenleinwand von verschiedenen Farben und Mustern, zu 6 bis 8 Viertel in der Breite und 60 bis 75 Ellen in der Länge. f, g.) blaugestreifte Reels und Rosa von verschiedener Länge und Breite. h.) blaugeflammte Züchen von 40 Ellen in der Länge und 6/4 in der Breite. Die zulezt genannten Sorten, besonders die buntgeflammten und rosenfarbenenen gehen meistens nach Spanien, wo sie Coutils genannt werden. i.) buntgestreifte ¾ breite und 60 Ellen lange Trilliche, die besonders nach Frankreich und Italien ausgeführt werden. k.) ¾ breite und 60 Ellen lange Satinés. l.) buntgestreifte, gewürfelte und buntseidene gestreifte Gingans von nämlicher Länge. m.) Rouw-Dowlas, von nämlicher Länge, und ¾ in der Breite. n.) ¾ breite Halbatlasse auf leinen Grund, wie auch mit Gold- und Silberfaden gewürfelt, halten 60 Ellen in der Länge und sind ¾ breit. o.) derlei gedrukte von gleicher Länge und Breite. p.) ganz seidene oder Minorka, ¾ breit u. s. w.

Westphalen ist ebenfalls schon lange in dem Besitze der ansehnlichsten Leinwandmanufakturen, und liefert von dieser Waare jährlich eine erstaunliche Menge zum inn- und ausländischen Handel. Ganz vorzüglich zeichnen sich hierinn aus: Bielefeld, Halle, Heerford, Veesmold, Werther, Borgholzhausen, Enger und Bünde im Ravensbergischen; Osnabrück und Paderborn; Iserlon, Hagen, Schwelm in der Grafschaft Mark u. s. w. Die meisten Sorten dieser Linnen haben wenig oder gar keine Zurichtung, und sind daher am besten zu Hemden, Leintüchern etc. zu gebrauchen. Die rohen Leinen, welche aus Westphalen zum Handel kommen, sind meistens 6/4 breit und 60 Ellen lang. Die Sorten steigen nach dem Grade der Güte und Feinheit von 8 bis auf 45 Thaler. In der Gegend von Bielefeld hat man seit einigen Jahren Bleichen auf holländische Art angelegt, die dermalen schon in einem so guten Zustande sind, daß die daselbst gebleichte Leinwand der Haarlemer wenig oder gar nichts nachgiebt. Iserlohn, Schwelm und Hagen folgen hierin wetteifernd und mit sehr gutem Erfolge nach. Im Ravensbergischen wird aus Flachsheede und Hanf eine Art Leinwand verfertiget, die meistens ungebleicht unter dem Namen Löwentlinnen, über Bremen nach England, Spanien und Portugal häufig ausgeführt wird. Die bielefelder und ravensberger Leinwand ist sowohl ihrer vorzüglichen Güte und ihres festen Fadens halber als auch in Rüksicht des verhältnißmässig sehr billigen Preises allenthalben so beliebt, daß sie sogar der schlesischen Leinwand vorgezogen wird. Man macht daselbst auch allerhand Schnupftücher, geblumte, schweizerische und allerhand Sorten bunter Leinen. Die klare bielefelder Leinwand wird daselbst Schleim genannt. In der kleinen Grafschaft Ravensberg stehen die Leinwandmanufakturen auf einem so blühenden Fuß, daß Kinder und Greise, männlich und weiblichen Geschlechts mit Spinnen, Weben, Bleichen etc. beschäftigt sind. Die Leinwandsorten, welche in dem Bezirk Schildesche unweit Bielefeld verfertiget, so wie die wahrendorfer Leinwande, so im Ravensbergischen nachgemacht werden, sind so fein, dicht und weiß, daß sie den feinsten niederländischen Sorten nicht im mindesten nachstehen, und auch häufig dafür verkauft werden. In Bielefeld besteht ein eigenes Handels- und Bleichgericht, dem die besondere Aufsicht auf Manufactur, Handel und Bleichen, die Schau und rechtliche Beurtheilung der streitigen Qualität der Leinwand, des Gespinnstes etc. anvertraut ist. Die Legge, Bleich- und Löwentordnungen sind so zwekmässig abgefaßt, daß jeder ausländische Kaufmann das vollkommenste Zutrauen in die Manufactur setzen kann. Steinhäger Leinen heißt man eine Art grober Haußleinwande, die in dem Dorfe dieses Namens unweit Bielefeld verfertiget werden. Die osnabrückischen Linnen werden unter dem Namen Rosenlinnen besonders nach Bremen ausgeführt.

In dem niedern Erzstifte Köln, besonders um Kempen, Schiffbahn etc. wird der daselbst häufig gezogene Flachs meistens zu Leinwanden von verschiedener Feine und Güte verarbeitet, und ein nicht unbeträchtlicher Handel damit nach Holland, Brabant u. s. w. getrieben.

Im Trierischen giebt es verschiedene Oerter, worunter Immenstadt und Snuthofen die wichtigsten sind, welche eine ziemliche Menge Leinwand verfertigen, und nach Spanien, Portugal, Italien etc. ausführen.

Die Städte Memmingen, Kaufbeuren, Kempten, Ludwigsburg, Nördlingen, Ulm etc. in Schwaben haben ebenfalls ziemlich beträchtliche Leinwebereien, und treiben einen ausgebreiteten Handel mit dieser Waare nach der Schweiz, nach Italien, Frankreich und den Kolonien. In und um Ulm werden weisse Linnen verfertiget, die 1 2/3 bis 2 Ellen breit und aus 1200 bis 4000 Fäden zusammengesezt sind. Kaufbeuren liefert 4 bis 6/4 breite Linnen, die von 6 ¼ Gulden bis auf 50 Gulden im Preise steigen. Ferner leichte Leinen zu Hutfutter von 60 Ellen in der Länge und von verschiedener Breite; hänfene Gewebe, 5 bis 7 Viertel breit; leinene Schnupftücher von allerhand Farben und Mustern, und endlich Tischzeuche, Handtücher u. s. w. Nördlingen bringt 5/4 breite Federritten oder Drilliche, rohen Zwillich und Packtücher zu Markte.

Endlich trift man noch in den fränkischen und bayerschen Kreisen hie und da Leinewand- und Siamoissenmanufacturen an, und beinahe in jedem nur einigermassen erheblichen Städtchen legen sich die sogenannten Kaufweber auf die Verfertigung gestreifter und anderer leinenen Zeuche ins Grosse.

Leistenwein, s. Wein.

Lemineas nennt man gewisse dunkelblaue baumwollene Zeuche mit weissen Desseins, die in der Schweiz und in Schwaben, besonders zu Kaufbeuren gemacht werden.

Lempen, s. Stockfisch.

Lendenkraut, s. Mangold.

Lendenstein, Nieren- auch Grießstein, Nephriticus lapis, ein blau- oder schwarzgrüner Gypsstein, der bald mehr, bald weniger durchscheinend und wie Fett anzugreifen ist. Ehemals wurde derselbe uns, als eine wider den Stein und Gries dienende Arzneiwaare, aus Indien zugeführt: dermalen aber wird er auch in Italien, in Böhmen und Sachsen gefunden.

Lentes, Linsengläser, franz. Lintilles, linsenförmige Gläser, oder geschliffene Gläser, die eine in- oder auswärts gekrümmte Fläche haben. Es giebt derselben verschiedene Arten, als: Lentes convexo-concavae, Gläser, die auf der einen Seite erhaben und auf der andern hohl geschliffen sind; Lentes plano-concavae, die auf einer Seite flach, auf der andern erhaben sind; Lentes utrinque concavae, die auf beiden Seiten hohl geschliffen sind u. s. w. Frankreich liefert von allen dergleichen Gläsersorten sehr vieles zum Handel. In Deutschland werden diese zu Nürnberg, Augsburg, Wien etc. ebenfalls sehr häufig gemacht.

Lentes, Linsen, s. Linsen.

Lenticula palustris, s. Wassermoos.

Lentiscus, s. Mastix.

Leonischer Drath, s. Drath.

Leonisch Gold und Silber, s. Drath.

Leontopodium,s. Sinau.

Lerche, Alauda, franz. Alouette, ein bekannter Sang-Vogel, wovon es jedoch mehrere Gattungen giebt, als: Heidelerche, Ackerlerche, Baumlerche, Haubenlerche etc. Die polnischen Lerchen werden in grosser Menge nach dem angränzenden Schlesien und nach den österreichischen Staaten verschikt. In Wien hält man diese Art Lerchen für eine besondere Delikatesse, und verspeiset sie in grosser Menge. Auch mit den augsburger und mit den leipziger Lerchen wird einiger Handel nach auswärts getrieben. Der Fang dieser Vögel geschieht im Anfange des Herbstes. Sie werden sauber gerupft, jeder Vogel, besonders in Papier eingewickelt, und in Schachteln oder Kistchen verschikt, die mit Fett ausgegossen werden.

Lerchenbaum, Leer- oder Lierbaum, Pinus, Larix, eine Kieferart, die auf den hohen Schweizergebirgen, in Italien, Oesterreich, Schlesien, Tyrol, Rußland etc. häufig anzutreffen ist. Dieser Baum treibt einen graden, schlanken, 50 bis 80 Fuß hohen Schafft, und ist daher unstreitig einer der ansehnlichsten Bäume. Er hat Zapfen, fast wie Tannen, läßt aber im Winter seine Blätter fallen. So schön und ansehnlich dieser Baum ist, eben so augebreitet ist der Nutzen, welchen er giebt. Er hat ein weiß röthliches manchmal auch bräunliches, geflammtes, dichtes und festes Holz, das unter allen Tangelhölzern das härteste ist. Es zieht kein Wasser in sich, verwirft sich nicht, wird nicht von Würmern angefressen, und fault weit langsamer als irgend eine andere Holzart. Ueberdies tragen die davon zugehauenen Balken eine zehnmal grössere Last, als die eichenen. Es giebt daher fast keine andere Holzart, die zu allem, was in der Erde oder im Wasser stehen soll, so nüzlich auch keine, die so fest und so dienlich zu Tragung der schwersten Lasten ist. Die Venezianer, und diejenigen, welche um den Genfersee wohnen, ziehen aus eben diesen Ursachen das Lerchenholz sowohl zum Schiffs- als andern Bauholze jeder andern Holzgattung vor. Man verfertiget auch daraus sehr dauerhafte musicalische Instrumente, Schindeln, Weinpfähle, Eymer, Tonnen, verschiedene Tischler- und Zimmerarbeit etc. Die Kohlen dieses Holzes geben die stärkste Schmelzhitze, und dauern am längsten im Feuer aus, daher sie auch bei verschiedenen Bergwerken und Fabriken allen andern Kohlengattungen vorgezogen werden. Aus dem durchbohrten Stamme fließt ein durchsichtiges Harz, das von den Wallisern Leetschienen genannt wird, und bei uns unter dem Namen des venezianischen Terpentins bekannt ist. Die in gebirgichten Gegenden wachsenden Lerchenbäume treiben zuweilen weisse Körner aus, die unter dem Namen des Manna von Briançon zum Handel kommen, aber eigentlich nur eine schlechtere Gattung von Manna sind. An die ältern Bäume setzen sich auch zuweilen Beulen oder Gallen an, worinn ein flüssiges weißlich-gelbes Harz enthalten ist, das man Byon nennt, und das vor andern Terpentinsorten zu Verfertigung des Siegelwachses vorzüglich dienlich seyn soll. Noch erzeugt der Lerchenbaum in seinem Innersten ein Gummi, das öfters in grossen Stücken an der Rinde angetroffen wird, und dem arabischen Baumharze ähnlich ist. In Rußland wird dasselbe orenburgisches Gummi genannt. Von der innern Rinde dieses Baums sollen so schön weisse und feine Handschuhe verfertiget werden, als vom feinsten Leder. Die schon abständigen alten Stämme liefern für das Arzneifach den bekannten Lerchenschwamm, wovon unter diesem Titel das weitere nachzusehen ist. Die Rinde der ältern Bäume ist, wie jene von andern Baumarten zur Gerberloh sehr anwendbar. Der schwarze nordamerikanische Lerchenbaum (Pinus Laricina) wächst besonders in der Provinz Kanada. Er wächst zwar nicht so hoch noch so schnell als die europäischen: dagegen dauert er aber bei uns im strengsten Winter aus.

Lerchenblümlein, s. Schlüsselblume.

Lerchenharz, s. Lerchenbaum.

Lerchenklaue, s. Rittersporn.

Lerchenschwamm, Agarik, Tannenschwamm, Agaricus vegetabilis, Fungus Laricis, Fungus Larignus, Boletum Pini Laticis, ist ein Auswuchs, der sich in verschiedenen Gegenden, besonders im Orient, in Rußland, im Oesterreichischen etc. an die alten Lerchenbäume ansezt. Diese mit einer röthlich-grauen Farbe umgebenen meistens faustdicken Schwämme bestehen innerlich aus einem weissen, leichten und mürben Mark, das anfangs im Munde süßlich schmeckt, hernach aber unangenehm bitter und widrig von Geschmak ist. Der Form nach sind diese Schwämme rund, aber doch ungleich eckigt. Dieser Artikel wurde vor diesem blos aus Agaria in Sarmatien zum Handel gebracht, dermalen aber kömmt derselbe aus Rußland von Archangel und St Petersburg, aus Kärnthen, Aleppo, Salee und Tetuan, aus Savoyen und Briançon in Dauphiné, aus Italien etc. häufig zu Markte. Von der Waare, welche Aleppo, Salee und Tetuan liefern, giebt es rohe und ausgesuchte oder gereinigte Sorten. Die leztern sind die besten, aber auch noch einmal so theuer als die rohen. Der italiänische Agarik, welcher über Venedig und Triest in den Handel kommt, wird daselbst in Agarico fino und Mezzano, dann in Rassura dell' Agarico unterschieden. Lezterer besteht nur aus den Abschnitzlingen, die wenig geachtet werden. Zu Marseille wird diese nämliche Sorte unter dem Namen Cucumulc gehandelt. Die beste Sorte des Lerchenschwamms muß leicht, weiß, zart und bitter von Geschmak seyn, und an einem trockenen Orte aufbewahrt werden. In der Medizin wird er hauptsächlich zum Purgiren verordnet, und er soll besonders dazu dienen, die zähen schleimichten Feuchtigkeiten und die Galle abzuführen, wie auch die Würmer zu tödten. Weil er aber, allein genommen, leichtlich starkes Grimmen verursacht, so pflegt man ihn gemeiniglich mit Gewürzen, besonders mit Ingwer zu versetzen. Man gebraucht ihn meistens in Kräuterweinen, macht aber auch davon ein Extrakt zu Pillen, die Trochiscos de Agarico u. s. w. Dieser Artikel wird übrigens auch in Schwarzfärbereien gebraucht. Zu Amsterdam wird derselbe netto Thara mit 2 Procent Gutgewicht und eben so viel Abzug für baare Bezahlung gehandelt. Der levantische Agarik kommt von Smyrna in Kisten von ungefehr 60 türkischen Oka. Die französischen Droguereihändler unterscheiden denselben in Agaric brut, Agaric monde, und Agaric en trochisque. Der erste ist der rohe Lerchenschwamm; der zweite ist gesäubert; die dritte Sorte endlich besteht aus kleinen Brocken, die aus den Abschnitzlingen formirt werden.

Lescailles, eine der besten Sorten des Burgunderweins, der in Queues von 2 Pieces über Nuits zum Handel kommt. Er muß aber ein paar Jahr liegen, bevor er trinkbar ist.

Lettern, s. Buchdruckerschrift.

Letternholz, Buchstabenholz, Königsholz, Lignum litteratum, Epidendron scriptum Linn., ist ein ausländisches sehr schönes röthliches, mit schwarzen und purpurfarbenen Adern durchzogenes Holz, das einer aufgeschnittenen Muskatennuß ähnlich ist, und darinn öfters Figuren wie Buchstaben spielen. Ohne Zweifel hat dasselbe von daher den Namen Letternholz erhalten. Die Franzosen nennen es chinesisches Holz (Bois de la Chine): es kommt aber nicht aus China, sondern aus Südamerika, und zwar aus Gujana. Der Baum, von welchem dieses Holz gewonnen wird, ist lang, glatt, und unserm Birnbaum sehr ähnlich. Die Amerikaner nennen es Pira Teminere. Die Kunsttischler und Kabinetsschreiner verbrauchen es zu allerlei eingelegten Arbeiten.

Levantische Asche, wird in der Gegend von St. Johann von Aere, um Tripolis und Napoulouse in Syrien aus einer Pflanze gebrannt, die unter die Arten des Wassersenfs, (Sisymbrium) gehört. Die erste Sorte kommt in grauen Säcken, die übrigen aber in blauen Säcken zum Handel. Beide Gattungen werden in Glasmanufakturen und Seifensiedereien gebraucht. Dieser Artikel geht von Sayd und Alexandrette in Menge nach Italien, Marseille, Rouen u. s. w. hin.

Levantischer Kaffee, s. Caffee.

Levantische Seide, s. Seide.

Levantische Wolle, s. Wolle.

Leuchter, giebt es bekanntlich von allerhand Fomen und Materien. Man hat deren nämlich ganz von Silber und englische mit Silber plattirte; metallene, messingene und kupferne ordinäre, wie auch vergoldete und versilberte; zinnerne, blecherne, eiserne, gläserne und kristallene Hängeleuchter oder Luster, Girandols, Wand- und Tafelleuchter, Hölzerne Kapuziner-Leuchter u. s. w. Die silbernen Leuchter von allerlei Gattung werden von Gold- und Silberschmieden, die grossen Kronen- Kirchen- Saal- und Wandleuchter von Gold- und Silberschmieden, Gürtlern, Rothgiessern, Ciselirern, Glasfabriken etc. verfertiget. Von messingenen Leuchtern giebt es gewundene und ungewundene Rohrleuchter, Spielleuchter von No. 4 bis 8; Handleuchter mit hölzernen oder messingenen Stielen No. 3 und 4; Schirm- oder Silberleuchter No. 3 bis 6. Tafelleuchter von verschiedenen Formen und nach dem neuesten Geschmacke; dergl. versilberte; Pfiffer-Leuchter von No. 2 bis 10; Feldleuchter mit und ohne Handgriffe; dergl. versilberte; Pfifferleuchter von No. 2 bis 10; Ringelleuchter; Altarleuchter; Drathleuchter; Judenleuchter zu 4 Lichtern; polnische Fadenleuchter u. s. w. Von allen diesen Leuchtersorten liefert Nürnberg und Fürth das meiste zum Handel. Man kann daselbst unter andern auch Handleuchter von Holz- und Eisendrath, das ganze Dutzend zu 20 kr. und so auch Kronleuchter von Bergkristal haben, die auf tausend Thaler und noch höher zu stehen kommen.

Levisticum, Ligusticum, Levisticum Linn., Liebstöckel, Badekraut, Saukraut, eine Pflanze, die in wärmern Gegenden wild wächst, bei uns aber in Gärten gezogen wird, und gelbe Blümchen trägt. Man schreibt besonders der Wurzel und dem Saamen eine schweiß- und harntreibende, wie auch grimmenstillende Kraft zu, hält beides überdies für ein gutes Mittel wider Brust- Lungen- und Mutterumstände. In den Apotheken hat man davon ein Oleum und aquam Levistici destillati; extract. Levist. u. s. w.

Leukachat, s. Achat.

Leydener Tücher, s. holländische Tücher.

Liamaswolle, s. Cameelziegenwolle.

Libretes, oder Livretes, sind im spanischen und portugiesischen Leinwandhandel die gestreiften und gewürfelten Buchleinen, so von Hamburg nach diesen Ländern verfahren werden. Auch gewisse schlesische und sächsische Leinen führen diesen Namen, worüber das mehrere unter dem Titel Leinwand nachzusehen ist. S. auch Bockleinen.

Lichter, oder Kerzen, giebt es bekanntlich von verschiedenen Materien und von verschiedenen Formen. Die Wachslichter für katholische Kirchen werden aus gelbem oder weissen Wachs zu 1, 2 bis 3 Pf., manchmal auch, wie z. B. die Wallfahrtskerzen zu 1 bis 1 ½ Centner schwer verfertiget, und mit allerhand Laubwerk, Blumen etc. verzieret. Die Wachszieher, Wachsgiesser, oder Wachskerzler, wie man sie verschiedentlich nennt, verfertigen ferner Tafellichter, Wachsstöcke, gelbe und weisse Wachsfackeln, oder Windlichter, Nachtlichter etc. von verschiedener Länge, Dicke und Schwere. Man hat. z. B. Tafellichter, deren 4, 6, 8 10, 12 bis 16 aufs Pfund gehen. Alle diese Sorten von Wachslichtern werden bei uns hier und da in grossen Städten häufig verfertiget, und in Kisten verpakt, an Handelsleute und Krämer versendet. Hamburg, Altona, Zelle, Breslau, Frankfurt an der Oder etc. liefern diesen Artikel in ziemlicher Menge nach Spanien und dessen Kolonien. Manche Wachszieher pflegen aus übertriebener Gewinnsucht die Lichter mit Talch, Terpentin, Harz und andern wohlfeilern Materien zu verfälschen, wofür man sich also zu hüten hat. Die Lichter von Talch, Unschlitt, Spermaceti etc. geben schon einen wichtigern Handlungsartikel ab, da die Einwohner in Städten meistens solche Lichter brennen. Man hat deren gegossene und gezogene, die größtentheils von den Seifensiedern verfertiget, und von manchen derselben in sehr grosser Menge nach andern Orten zum Handel gebracht werden. Rußland treibt besonders einen so erstaunlichen Handel mit Talglichtern, daß allein von St. Petersburg jährlich über 20,000 Pud nach Lübeck, Danzig, Hamburg, Amsterdam, Schweden, Frankreich etc. davon ausgeführt werden. Eben so liefert Irrland eine grosse Menge Talglichter nach Amerika und andern Ländern, die von Cork dahin verfahren werden. Pensilvanien und New-York in Nordamerika bringen dagegen eine Menge Spermacetilichter zum Handel, die länger als Talglichter brennen, weniger rinnen und keinen so unangenehmen Geruch, wie jene von sich geben: daher dieselben auch gar sehr beliebt sind. Diese werden aus einer Materie bereitet, welche von dem Saamenkorn des Wachsbaums (Myrica cerifera) gewonnen wird. Diese Saamenkörner sind nämlich mit einem fettigen Fleisch umgeben, daraus ein Talg oder Wachs gekocht wird, den man zu Verfertigung der erwähnten Lichter gebraucht. Eigentlich ist diese Materie ein Mittelding zwischen Talg und Wachs. Von Bermey in der Normandie kommen Lichter zum Handel, die bougies économiques genannt werden, und die in der Farbe, im Geruch und der Ausdauer den Spermacetilichtern nichts nachgeben. Auch zu Wien in Oesterreich hat man vor einigen Jahren angefangen, dergleichen ökonomische Lichter zu verfertigen. Nancy liefert gleichfalls eine Menge schöner Talglichter, die sehr geschäzt sind, und auch bei uns hier und da bereits mit ziemlich gutem Erfolge nachgemacht werden. Sonst stehen noch von deutschen Talglichtern besonders die Regensburger, Mannheimer etc. in einem ziemlichen Rufe.

Gute, reine und unverfälschte Wachslichter erkennt man am Geruch, am Gefühl und an der Farbe. Die baumwollenen Tochte, welche dazu genommen werden, müssen von schöner und feiner Baumwolle, von verhältnißmässiger Dicke und gleichgesponnenen Garn gemacht seyn. Will man diese Waare eine Zeit lang aufheben, so muß man sie an trockene und reinliche Plätze bringen. Man darf jedoch die weissen Wachslichter nicht allzulange aufheben, sonst verlieren sie ihre Weisse.

Lichtertag, s. Augentrost.

Lichtholz, s. Citronenholz.

Lichtputzen, Lichtscheeren, giebt es von verschiedener Art. Die ordinairen eisernen sind Artikel der Eisenhandlungen. Die feinen stählernen, messingenen, abgereiften, mit und ohne Füsse findet man in den Nürnberger Waarenhandlungen. Man bezieht sie in Grossem aus England von Birmingham, Sohr, Sheffield, von Lüttich, Schmalkalden, Iserlohn, Statt Steyer, Nürnberg etc. An lezterm Orte hat man Lichtputzen von No. 3 bis 6. dergleichen gereifte von nämlichen Nummern u. s. w.

Liebesäpfel, Lycopersicum, Pomum amoris, Solanum Lycoperticum L., ital. Poma d'oro, eine Frucht, die in Italien, Spanien, und auf den philippischen Inseln häufig anzutreffen ist. Sie wird in der Küche zu Brühen gebraucht, denen sie eine angenehme Krebsfarbe giebt. Man macht sie auch wie Gurken ein und versendet sie.

Liebstöckel, s. Levisticum.

Liefländische Waaren, bestehen aus Hanf, Flachs, Leinsaat, Leder, allerhand Holzwaaren, in Korn, Grütze, Talch und Theer, russischen Pelzwerk, Juchten, Leinwand u. s. w. Der Handel mit diesen und mehrern andern Waarenartikeln erstrekt sich über die ganze Ostsee und zwar gegen Westen nach vielen Seestädten und Provinzen, ostwärts aber nach Rußland und Polen, Riga, Reval, Pernau und Narva. Die erwähnten Waaren werden besonders durch englische, holländische, hamburgische, bremische und lübeckische Schiffe abgeholt, und dagegen allerhand Gewürze und Spezereien, Wein, Brandwein, Essig, Papier, Salz, Tücher, allerhand ausländische Früchte und Kramwaaren nach obbemelten Plätzen gebracht. Nach Riga und Narva hat Lübeck unter allen an der Ostsee gelegenen Plätzen den größten Handel. Ueberhaupt aber treiben die Engländer und Holländer unter allen Nationen den stärksten Handel in den erwähnten Gegenden.

Lienços, werden von den spanischen Handelsleuten überhaupt alle Leinwande genannt. So heissen sie zum Beispiel die verschiedenen Sorten schlesischer Leinwande Lienços de Breslao, Lienços Suizos die Sangaletten u. s. w.

Liesch, grosse steigende Waldrebe, Hageseil, Clematis Vitalba, ein wildes Rebengewächs, das in steinigem und kalkigen Boden, in niedrigen Gebüschen etc. so stark ranket, daß es alle andere Gewächse, Mauern und Zäune überzieht. Das untere Stammholz, welches hart und fest, dabei mit einem gelben Splint und braun und schwarz gestreiften Kern versehen ist, wird zum Auslegen allerlei Geräthschaften gebraucht. Die langen dünnen und zähen Ranken geben feine Reifen und dienen sonst noch zu allerhand Flechtwerk. Die Wurzelsprossen kann man, so wie die vom Hopfen, zur Speise zurichten.

Ligature, oder Legature, ein broccatellartiger Zeuch, der 30 Stab in der Länge, und 7/16 in der Breite hält. Derselbe wird häufig zu Rouen in Frankreich, zu Ryssel, Meenin und Comines in Flandern gemacht. Die erste Sorte ist halb von Leinen und halb von Wolle; die Rysseler ist blos von Leinen, die übrigen aber sind von Zwirn und Sayettgarn. Man hat deren mit gegitterten und großblumigen Mustern. Feinere Ligature von Seide und Leinen wird zu Pont St. Pierre, bei Rouen, zu Gent in Flandern, und zu Haarlem in Holland gemacht. Alle diese Sorten werden zum Ueberziehen der Stühle, Kanapee's, zum Füttern der Feldzelter etc. gebraucht.

Lignum, s. Holz.

Lignum Agallochum, s. Aloe.

Lignum aloe, s. Aloeholz.

Lignum Ambratum, s. Amberholz.

Lignum aquilae, s. Adlerholz.

Lignum aspalatum, s. Rosenholz.

Lignum Brasilianum, s. Brasilienholz.

Lignum Buxi, s. Buchsbaum.

Lignum Campeche, s. Campecheholz.

Lignum camphoratum, s. Campher.

Lignum Cassiae, s. Mutterzimmt.

Lignum cedri, s. Ceder.

Lignum citri, s. Citronenholz.

Lignum colubrinum, s. Serpentum, s. Schlangenholz.

Lignum corallinum, s. Korallenholz.

Lignum Cupressi, s. Zypresse.

Lignum Ebeni, s. Ebenholz.

Lignum Fernambucum, s. Brasilienholz.

Lignum Fraxini, s. Eschenbaum.

Lignum Fustel, s. Färberbaum und Fustel.

Lignum Guajacum, s. Franzosenholz.

Lignum juniperinum, s. Wachholder.

Lignum Lentiscinum, s. Lentisci, s. Mastixholz.

Lignum litteratum, s. Letternholz.

Lignum Nephriticum, s. Grießholz.

Lignum Pavanum Indorum, s. Sassafras.

Lignum Rhodium, s. Rosenholz.

Lignum sanctum, s. Franzosenholz.

Lignum Sandalum, Sandalum album Linn., s. Sandelholz.

Lignum Sassafras, s. Sassafras.

Lignum Serpentinum, s. Schlangenholz.

Lignum Tamarisci, s. Tamariskenholz.

Lignum Violaceum, s. Veilchenholz.

Lignum vitae, s. Franzosenholz.

Lignum Xylobalsamum, s. Balsam.

Ligusticum, Levisticum, s. Liebstöckel.

Ligusticum verum, Laserpitium Siler Linn., s. Seseli.

Ligustrum Phylliraea, s. Beinholz.

Ligustrum verum, s. vulgare, s. Rheinweide.

Lilac, s. spanischer Holder.

Lilac (indianischer), s. Azedarach.

Lilie, Lilium, ein Blumengewächs, wovon es verschiedene Arten giebt. Die bei uns in Gärten gezogenen entstehen aus einer schuppigen Zwiebel, haben einen vielblätterigen Stengel, und tragen sechsblätteriche Blumen. Sowohl die Wurzeln als die Blumen werden in den Apotheken aufbewahrt. Die blaue Lilien, oder der gemeine Schwertel (Iris nostras), der auf Wiesen und Aeckern wächst, die Feuerlilie, der sogenannte türkische Bund, die Affodillilien und mehrere andere Liliengattungen, finden ebenfalls meistens im Arzneifache ihre Anwendung.

Lilium Convallium, s. Mayenblümlein.

Limaille, lat. Limatura, der Feilstaub von verschiedenen Metallen, als: Stahl, Eisen und Kupfer, welcher verschiedentlich zum Handel gebracht wird. Die Kupfer- und Nadelfeile wird hie und da von den Töpfern zur Glasur des irrdenen Geschirrs verbraucht, und die Stahl- und Eisenfeile (Limatura martis), findet in den Apotheken häufigen Gebrauch, imgleichen auch in den Färbereien und Cottondruckereien.

Limoges, eine Art roher hanfener Hauß- und Packleinwand, die in Limosin verfertiget, und besonders nach Holland ausgeführt wird.

Limonie, malus Limonia, Limonien, sind Früchte eines ursprünglich aus Afrika herstammenden Baumes, der an Grösse, Aesten, Zweigen etc. dem Citronenbaum ähnlich ist. Die Limonien unterscheiden sich blos dadurch von den Citronen, daß sie eine dünnere und glattere Schaale haben, und voll sauren Saftes sind. Man hat davon sehr viele Arten, als: die Citronaten, Peretten oder Spadaforen, Bergamotten, Lumien, Ponzinen, Limen u. s. w. Die Italiäner nennen aber sowohl die eigentlichen Limonien, als alle Gattungen von Citronen ohne Unterschied Lemoni: so auch die Bayern, Oestreicher und Tyroler. Sonst versteht man unter diesem Namen blos die marinirten, oder in Salzwasser eingelegten Limonien, die aus Italien und Spanien in Fässern zum Handel kommen. Diese werden mit Seewasser in Gebinde eingelegt, welches so oft ab- und wieder neues aufgegossen wird, daß diese Arbeit gegen 6 Wochen dauert; das Seewasser wird alsdann größtentheils abgegossen, die Waare ordentlich eingesalzen, und meistens nach den Nordländern verfahren, wo man hiervon in der Küche Gebrauch macht.

Limoniensaft wird aus Spanien, Sizilien und der Türkei häufig zum Handel gebracht. Derselbe wird theils von den Kaffeeschenken zu Punsch, von den Zuckerbäckern etc. zur Limonade, theils in der Küche, in den Apotheken, am meisten aber von Färbern, besonders zum feinen Rosenroth, verwendet.

Limonium pratense, s. Biberklee.

Limonprutti, Oleum Limonprutti, ist ein helles, feines, mildes Oel, von dem angenehmsten Citronengeruche, das aus Italien zum Handel gebracht, und so wie das Canangeöl gebraucht wird.

Limosin-Weine, sind französische Weine, wovon die beste Art um Brivela-Gaillarde erzeugt und nach Ober-Limosin, und Auvergne ausgeführt wird. Die geringern Sorten werden zu Brandwein abgezogen und nach Bourdeaux verfahren.

Linaria, s. Leinkraut.

Linbaum, ein dem Kienbaum sehr ähnliches Gewächs, das aber etwas längere Tangeln und eine dunklere Farbe hat. Das sonderbarste bei diesem Naturprodukt ist, daß es blos und einzig in Ungarn angetroffen wird. Das Krummholz ist aber eigentlich nur ein Strauch des Linbaums, und von denselben eben so unterschieden, wie der Weidenstrauch von dem Weidenbaum. Aus beiden, nämlich aus dem Linbaum sowohl als aus dem Strauch, wird ein kostbares wohlriechendes Harz und ein eben so vortrefliches Oel gewonnen, das entweder von selbst aus den Spitzen der Aeste herfürquillt, oder daraus gepreßt wird. Dieses Oel ist unter dem Namen des ungarischen Balsams bekannt, und seine Heilkräfte sind, sowohl innerlich als äusserlich genommen, ganz vorzüglich. In Ansehung des Holzes von dem Linbaum ist noch besonders zu bemerken, daß es von keinem Wurm angegriffen wird, und daher zu allerhand Werkzeugen, Geschirren, wie auch zu Gebäuden mit vorzüglichem Nutzen anzuwenden ist.

Lindbast, s. Ulmbaum.

Linde, Lindenbaum, Tilia, ein schöner Waldbaum, und bei uns fast allenthalben, wo es Alleen und Spaziergänge giebt, anzutreffen. Linne nimmt nur eine Art europäischer Linden an; wir haben aber zweierlei Arten, die sehr wesentlich von einander unterschieden sind, nämlich die gemeine großblätterige oder Sommer- Wasser- Graslinde, und die schmalblätterige Stein- oder Winterlinde. Erstere hat grössere, schärfer gekerbte Blätter, und wächst viel höher und schöner als die leztere; daher diese auch zu Alleen selten gebraucht wird. Auf die ungemein wohlriechende Blüthen folgen erbsengrosse, etwas eckigte und wollichte Früchte, die einen kleinen schwärzlichen Saamen enthalten, der fürtrefliches Oel giebt. Die Linde liebt einen mehr trockenen als feuchten Erdboden. In einer freien Lage und angemessenen Grund erreicht sie ein sehr hohes Alter, und dabei öfters eine Höhe von 60 bis 70 Fuß. Die Linde wird sowohl ihres schönen Wuchses und ihrer prächtigen dikbelaubten Krone wegen, von allen Gartenfreunden, als von den Liebhabern der Bienenzucht ihrer honigreichen Blüthe halber, die die wichtigsten Vortheile gewährt, allgemein geliebt und geschäzt. Der aus angebohrten Linden im Frühjahr herfürquillende Saft ist ein sehr gutes blutreinigendes Mittel, so wie das Lindenblüthenwasser vortreflich kühlt. Aus der obersten harten Rinde des Lindenbaums macht man in Rußland grosse Schachteln, Wagenkörbe etc. Aus dem darunter befindlichen glatten und zähen Baste werden Decken, Matten, Seile etc. verfertiget, die zur Einballirung der Kaufmannsgüter, zu Fußdecken, Bekleidung der Wände u. s. w. verwendet werden. Der Stamm, welcher zu Ober- und Unterholze benutzet werden kann, hat ein zwar zähes und weisses, aber eben so weiches und leichtes Holz. So wenig dieses daher zum Bauen und zur Feuerung eine vortheilhafte Nuzanwendung gewähret, eben so häufig wird es von Bildhauern, Modellirern, Vergoldern u. s. w. verarbeitet, und ist um so mehr zu Statuen, Figuren u. d. m. sehr anwendbar, da es sich sehr bequem schnitzen, stechen und schwarz beizen läßt, überdies auch sich weder verwirft, noch vom Wurm leicht angegriffen wird. Die Sattler, Schuhmacher etc. wählen zu ihren Zuschneidbrettern vorzüglich Lindenholz, weil dieses unter allen Holzarten die Schärfe der schneidenden Werkzeuge am wenigsten abstumpft. Man macht auch aus diesem Holze verschiedene Geräthe zum Gebrauche des gemeinen Mannes. In den Apotheken wird besonders die Blüthe aufbewahrt, der man eine zertheilende, schmerzstillende und hauptstärkende Kraft zuschreibt. Auch brennt man von der frischen Blüthe ein Wasser, aqua florum Tiliae. Die Rinde und der Saamen werden auch zuweilen von Aerzten verordnet. Endlich schreibt man der Kohle des Holzes eine besondere grimmen- und gichterstillende Kraft zu, daher sie auch in das pulv. epilept. nigr. viennens. kommt.

Lindenhonig ist ein besonders weisses und gutes Honig, das in Liefland und Rußland von den Bienen erzeugt wird, die ihre meiste Nahrung von den Lindenblüthen ziehen. S. Honig.

Linets, sind rohe, gebleichte und auch gefärbte Leinen, die besonders um Abbeville in Frankreich gemacht werden. Die rohen sind 6 bis 7/8, die gebleichten und gefärbten aber 3/4 des Stabs breit.

Linge, nennt man im französischen Handel allerhand leinene oder hänfene Tischzeuche, die vornämlich in Flandern, Artois, Normandie, Pikardie etc. fabrizirt werden. Sie werden in Linge plein, glattes Tischzeuch, oder Linge ouvré, gemustertes oder gezogenes Tischzeuch unterschieden.

Lingette, oder Flavet, eine Art geringer wollener Serschen, die von Vire in Frankreich zum Handel gebracht werden.

Lingots, heißt man in Frankreich die Gold- und Silberbarren, oder das unverarbeitete Gold und Silber, welches gemeiniglich in kurzen Stangen aus dem spanischen Amerika kommt.

Lingua bovis, s. Ochsenzungenwurzel.

Lingua cervina, s. Hirschzungen.

Linguatoli, nennt man im italiänischen Handel eine Art marinirter, und mit allerhand Gewürzen, Mandeln, Pinien, kleinen Rosinen etc. eingemachter Zungenfische, die über Venedig und Triest zu uns kommen.

Lingue, nennt man in Frankreich die schlechtesten und magersten Stockfische.

Linons, sind feine, weisse und klare Flachsleinen, die, am häufigsten und von besonderer Güte, um Arras, Valenciennes, Cambray, Vervins, Bapaume, St. Quentin, Royon u. s. w. fabrizirt, und weit und breit verhandelt werden. Die Stadt Valenciennes liefert besonders eine Menge und verschiedene Sorten Linons zum Handel. Die vorzüglichsten sind: geblumte Linons von 12 ¼ Stab in der Länge, und 3 bis 5/4 in der Breite. Dergleichen durchbrochen gewebte, à jour, oder auch Linons en mouchoirs rayés & à carreaux blancs, sind weißgestreifte, wie auch blau und roth gegitterte Sorten zu Halstüchern. Linons à Gaze sind florartig, gestreift oder auch glatt, und zu Halstüchern dienlich. Linons demimousselines, sind gegittert mit Muschen etc. Linons mit glattem Grunde und durchbrochenen Mustern zu Frauenzimmerschürzen, wo 15 bis 16 Schürzen am Stücke sind u. s. w. Die Linons, welche zu St. Quentin in grosser Menge gemacht werden, sind 14 ¼ Stab lang und 2/3 breit. Man hat diese von verschiedenen Nummern und Preisen. In Schlesien macht man seit einiger Zeit die gröbern Linons ziemlich gut nach, die feinern Sorten wollen dagegen nicht recht gelingen.

Linsen, Lentes, eine bekannte Hülsenfrucht, die aber unter die schwer zu verdauenden Speisen zu rechnen ist. Man hat davon zweierlei Gattungen, nämlich die grosse welsche und die kleinen gemeinen Linsen. Der größte Handel mit dieser, so wie mit allen Hülsenfrüchten, wird nach den Seestädten getrieben, da dieselben zur Kost der Seeleute häufig verwendet werden. In den meisten Getreidearten finden sich, als ein schädliches Unkraut, öfters sehr häufig wilde Linsen (Ervum tetraspermum).

Linsenbaum, s. Kleebaum.

Linum, s. Lein oder Flachs.

Lion, wird in Frankreich eine gewisse Sorte leinener Tischzeuche genannt, die im ehemaligen Beaujolois, und zwar am stärksten zu Reyguie gemacht wird. Man hat davon dreierlei Sorten, nämlich grand Lion, moyen Lion und petit Lion. Von der ersten Sorte halten die Stücke 43 Stab in der Länge und 7/12 in der Breite; die zwote ist ½ Stab breit und 42 lang; die dritte endlich hält 38 bis 40 Stab in der Länge und 7/16 in der Breite. Es giebt auch in Frankreich eine Papiersorte unter dem Namen Lion, die in Vivarais gemacht wird, und mit einem gekrönten Löwen gezeichnet ist.

Lionische, eigentlicher leonische, das ist unächte Gold- und Silberarbeiten, bestehen aus allerhand Borten, Tressen, Spitzen etc. deren Zettel von Zwirn, der Eintrag aber von vergoldetem oder versilberten aufgesponnenen Kupferdrath genommen wird. In verschiedenen Ländern, wie z. B. in den östreichischen Staaten, in Baiern, Schwaben etc. werden dergleichen Borten und Spitzen von dem Landvolke männlich- und weiblichen Geschlechts häufig getragen. Ausserdem wird diese Waare auch zu Kirchenornaten, zu Theaterkleidungen etc. verbraucht. Anfangs nehmen sich die leonischen Waaren so gut aus, daß man sie kaum von den ächten Gold- und Silberwaaren unterscheiden kann; aber diese Herrlichkeit dauert nicht lange, da sie an der Luft gar bald anlaufen, schwarz und unansehnlich werden. Wir haben in Deutschland zu Wien, Berlin, Breslau, Nürnberg, Schwabach, Hamburg, Freistadt, Allersberg in der neuburgischen Pfalz u. a. Orten ziemlich bedeutende Fabriken von diesem Artikel. Die leonischen Tressen und Borten in ganzen Stücken werden meistens pfundweise, die Spitzen aber nach dem Ellenmasse gehandelt. S. das mehrere unter dem Titel Drath.

Lippizhonig, s. Honig.

Lipplap, s. Cocosbaum.

Liqueurs, giebt es bekanntlich sehr viele Sorten, und darunter eben so vortrefliche, als äusserst schlechte. Die eigentlichen französischen und italiänischen feinen Liqueurs werden von doppelt abgezogenem Weingeiste bereitet, der nochmals über allerhand Kräuter, Blumen, Gewürzen etc. abgezogen und nachher mit geläutertem Zucker versüßt wird. Paris, Nancy, Montpellier u. m. a. O. führen eine ganz erstaunliche Menge von diesem Getränke durch ganz Europa aus. Unter den italiänischen Liqueurs und Rosolio's sind die Triester, und die von Zara in Dalmatien die vorzüglichsten, und finden besonders in den östreichischen Erbländern, im Salzburgischen etc. einen starken Absaz. Die danziger und breslauer Liqueurs stehen nicht minder in einem grossen Rufe. In Deutschland fehlt es aber auch dermalen nicht an Liqueurfabriken, welche dieses Getränke eben so gut als die französische, italiänische und andere ausländische Fabriken liefern. Liqueurweine werden die süssen, dicken, gekochten und starken Weine genannt, wie z. B. der Malvasier, der Kanariensekt, Palmsekt, Muskat, Tockayer u. a. m.

Liquidambar, Liquidambra, s. Storax.

Liquiritiae radix, s. Süßholz.

Liquiritiae succus, s. Süßholzsaft.

Lirac, eine Art rothen Franzweins, der von Cette zu Markte gebracht wird.

Lisards, sind leinene Gewebe von 28 Stab in der Länge, die in Persien und Ostindien gemacht und durch die europäischen Handelsgesellschaften zu uns gebracht werden.

Lisieux heissen in Frankreich gewisse breite Leinen, die zu Bernay in Normandie gewebt werden. Die verschiedenen Sorten dieser Leinwande steigen nach dem Grad der Feine von 24 Sols bis auf 5 Livr. der Stab.

Listrados, sind 5 bis 7/4 breite lausitzische Leinen, die sowohl unter dem vorstehenden Namen, als auch unter dem von Gingangs nach Spanien und Portugal ausgeführt werden. Sie werden zu Tapeten, Möbelüberzügen u. d. m. verwendet.

Lithantraces, s. Steinkohlen.

Lithargyrium, s. Glätte.

Lizari wird in der Levante die vortrefliche Art von Färberröthe genannt, die um Smyrna gebauet wird.

Llamas oder Liamas wolle, s. Cameelziegenwolle.

Locrénan, eine rohe Hanfleinwand, die in dem Orte dieses Namens, und dermalen auch an mehrern andern Orten in Bretagne gewebt wird. Sie ist 30 Stab lang und 2/3 breit. Man braucht sie besonders zu Segeltüchern. Sie geht über Bayonne nach Spanien, und zuweilen auch nach England.

Loden, ein geringer wollener, friesartiger Zeuch, der in Bayern und Schwaben häufig gewebt, und auch in diesen Ländern von dem Landvolke zu Kleidungsstücken verwendet wird. Nördlingen und Aalen in Schwaben liefern besonders viel von diesem Artikel. Die Lodenweber machen eine eigene Zunft aus.

Loermann, s. Käse.

Löffelkraut, Schaarbockskraut, Cochlearia officinalis Linn., ein scharfschmeckendes Kraut, das in Schweden und andern nördlichen Ländern wild wächst, und von da häufig, in Fäßchen eingemacht, zu uns gebracht wird. Die Seeleute brauchen es als ein bewährtes Mittel wider den Schaarbock, und die Brandweinbrenner ziehen damit vielfältig Brandwein ab. Auch macht man hie und da Löffelkrautwein. Bei uns wird das Löffelkraut in Gärten gezogen, und kommt am besten an feuchten und schattigen Plätzen fort. Man bedient sich des Saftes davon im Frühjahr in Fleischbrühen oder Ziegenmilch als eines der besten blutreinigenden Mittel. In den Apotheken hat man dieses Kraut und den Saft in verschiedenen zusammengesezten Arzneien. Auch der Saame dieses Gewächses, der noch viel schärfer als das Kraut selbst ist, wird in Pulvern, Theen etc. als eine Blutreinigung und wider die Wassersucht verordnet.

Lohe, Gärberlohe, Pulvis coriarius, ist gröblich zerstossene Fichten- und Eichenrinde, welche die Gärber zum Garmachen des Leders gebrauchen. Diese Lohe hält an, trocknet, widersteht der Fäulung, und wird daher auch zu Einbalsamirung todter Körper gebraucht. In einigen Ländern, wie z. B. im Oestreichischen benutzen die Gärber die tannene und fichtene Rinden gleichfalls zur Lohe, die aber um ein merkliches schlechter ist, als jene von der Eichenrinde. Die französischen Gärber bedienen sich hie und da des Rédon, einer myrthenähnlichen Pflanze, die in Ober Gascogne eigends angebauet wird, in Rußland und Polen aber wild wächst. Man giebt hiermit besonders den Bock- Schaaf- und Hammelfellen die Gaare, und richtet sie auf Kalblederart zu, worauf sie peaux passées en mesquis genannt werden. In Gascogne bedienen sich die Gärber dieser nämlichen Lohe, um dem Kuh- und Kalbleder den ersten Auftrag (la premiere nourriture) zu geben.

Die eigentliche Lohe, oder zerstossene Holzrinde darf der Last und der Sonne nicht blos gestellt, noch lange aufbewahrt werden, weil durch das Ausdünsten die kräftigsten Theile verloren gehen. In Holland wird die Gärberlohe sack- oder schäffelweise, in Frankreich aber bei Muid von 20 bis 24 Säcken gehandelt. Die schon gebrauchte Lohe wird von manchen nochmals zum Gaarmachen der schwächern Häute, meistens aber zur Düngung der Felder, und gedörrt zur Feurung verwendet. Alle angeführte Lohematerialien übertreffen jedoch sehr weit die Knoppern, welche aus Ungarn, Dalmatien etc. zum Handel gebracht werden. Man sehe diesfalls den Titel Knoppern nach.

Lohrglas, wird das englische oder venezianische Kronenglas genannt. Es wird nicht geblasen, sondern in der Luft geschwungen, wodurch es die Form einer grossen Scheibe erhält. Der Mittelpunkt dieser Scheibe, woran beim Schwingen das Eisen befestiget war, wird die Galle genannt, und weil sie dik ist, zu den sogenannten Blendlaternen gebraucht. Das übrige wird wie Kreideglas gebraucht, und korbweise gehandelt.

Loire weine, sind beliebte Franzweine, die besonders nach Paris verfahren werden.

Lombard, eine Sorte französischen Papiers, worüber die Artikel grand Lombard und grand carré nachzusehen sind.

Lombardische Lammfelle, sind kohlschwarze glänzende und gekräuselte Lammfelle, die aus der Lombardey zu Markte gebracht und bei 100 Stücken gehandelt werden. Die Kürschner bedienen sich derselben zum Nachpfuschen der Hermelinschwänze, hauptsächlich aber Pudelmützen daraus zu schneiden und Pelze damit zu füttern.

Londes, sind geköperte 7/12 des Stabs breite wollene Zeuche, die insonderheit zu Amboise in Touraine aus purer Landwolle gewebt werden.

Londner Tücher, nennt man im Brandenburgischen die feinste Gattung der berliner Tücher, welche im Lagerhause zu Berlin aus spanischer Prim Segoviawolle verfertiget wird, und eine Nachahmung der ächten englischen Tücher sind. Sie sind 9/4 der berliner Elle breit. Die wollblauen Gattungen übertreffen an Schönheit der Farbe die englisch- und holländischen Sorten.

Londons, s. Calmoucks.

Londres und Londrins, sind französische Tücher, die in den ehemaligen Provinzen Languedok, Normandie, Provence und Dauphine fabrizirt und häufig nach Italien, der Levante etc. ausgeführt werden. Man unterscheidet dieselben in siebenerlei Sorten, wovon die feinste Mahons genannt wird. Ausserdem werden diese Tücher noch in Londres larges und Londres schlechtweg eingetheilt. Die erste Sorte muß, wenn das Tuch aus der Walke kommt, 1 ¼ Aune ohne die Saalbänder breit, und die Wörter Londres larges an beiden Enden eingewirkt seyn. Die einfachen Londres hingegen dürfen nur 1 1/16 Aune breit seyn.

Die Londrins premiers sollen zufolge Reglements durchaus von der besten Segoviawolle gewebt seyn, und die Breite nach der Walke 1 ¼ Aune betragen. Am vordersten Ende sind die Worte Londres premieres eingewirkt. An den Londrins seconds soll die Kette aus Soriawolle, die Trame aber aus Segovias segundas bestehen. Sie halten 1 1/16 Aune in der Breite. Die Londrins werden jezt in Böhmen, Mähren etc. besonders zu Brünn in den Fabriken des Herrn Offermann, und der Herren Bräunlich und Hopf sehr gut und häufig nachgemacht. Diese sind 7 bis 8/4 breit.

Langelles, nennet man in Frankreich eine Art Zeuche, die sonst unter dem Namen Sempiternel bekannt sind.

Longloath, ist der englische Name eines groben, blauen oder weissen indianischen baumwollenen Gewebes, das von der Küste Coromandel kommt, und womit die Engländer und Holländer, sonderlich nach Manilla handeln. Die Stücke sind 72 Cobidos (jeden 17 ½ franz. Zolle) lang und ungefähr 2 ¼ Cobidos breit.

Longuis, der Name einer Art gewürfelter Franztaffende.

Lopf, heißt im Braunschweigischen ein Gebund Garn von 900 Haspelfäden; die Kauflopfe halten zwar nur diese Zahl, die Werklopfe aber 100 Fäden mehr.

Lopesia wurzel, Radix Lopeziana, eine gelbe, fast zwei Zoll dicke Wurzel, mit einer wollicht bräunlichen Haut ohne Geschmack und Geruch. Es ist ein seltner Apotheker-Artikel, und wird aus Ostindien gebracht, in Stücken von verschiedener Grösse, die manchmal 8 – 9 Zoll dicke sind.

Loquis-à cul noir , eine Art Glasperlen von walzenförmiger Gestalt, die man auf den böhmischen Glashütten macht, über Frankreich ausführt, und zum Handel auf der africanischen Küste braucht. Sie sind 4 bis 5 Linien lang und 2 breit, von rother Farbe und haben schwarze Extremitäten.

Lorbeerbaum, Laurus Daphne, franz. Laurier, ist ein immergrünender Baum, gehört unter die fruchttragenden, und wächst in warmen Ländern wild, wird daher bei uns in den Gärten unter den Schirmgewächsen gehalten, bringt aber doch selten reife Früchte. Es giebt der Lorbeerbäume verschiedene Arten, nämlich:

a) Den gemeinen Loorbeerbaum, Laurus nobilis, der dunkelgrüne, länglichte, spitzige, harte und glatte Blätter von gutem Geruch, etwas bitterm und aromatischen Geschmak hat, weisse Blüten und schwarze länglicht runde Früchte trägt, die gemeinhin Lorbeeren (Baccae lauri) genennet werden.

b) Der breitblätterige Lorbeerbaum; dieser unterscheidet sich von dem vorigen dadurch, daß er grössere, runde und lichtere Blätter hat. Auf seine weisse Blumen oder Blüten, die einen sehr guten Geruch von sich geben, folgt die Lorbeerfrucht.

c) Der americanische Lorbeerbaum, Laurus indica, hat den stärksten Stamm und Aeste; seine Blätter sind noch einmal so groß als die der andern Gattungen, die Blüte ist weiß und hängt, so wie nachher auch die Früchte, traubenweise beisammen.

d) Der wilde Lorbeerbaum treibt, solange er jung ist, breite, rundliche Blätter, welche im Alter anfangen schmäler zu werden, und sich zuzuspitzen. Sie sind auf der einen Seite glatt und auf der andern etwas rauh; Blüte und Früchte geben wenig Nutzen.

e) Der Lorbeerkirsch- oder Kirschlorbeerbaum, Lauro Cerasus L., franz. Laurier Cerise, ist ein schöner, hoher und starker Baum, hat ovale, 5 bis 6 Zoll lange Blätter, die immer hellgrün bleiben, und die Dicke des Pomeranzenblatts haben. Gegen den Stiel hin findet man an diesen Blättern zwei braune Drüsen. Die Blüten sind klein, und formiren längliche Büschel. Die schwarzen, fleischigten Beere sind nicht gut zu essen, ohnerachtet der Kern eine angenehme Bitterkeit hat.

f) Der portugiesische Kirschlorbeerbaum, Prunus lusitanica L., unterscheidet sich vom vorigen dadurch, daß er nicht so hoch und stark wird, und die Blätter keine Drüsen haben.

g) Der Benzoinlorbeerbaum, Laurus Benzoin, ist in Virginien zu Hause, kommt aber auch bei uns in den Ziergärten fort. Er hat den Namen von dem aus seinen Blättern und dem Stamme schwitzenden Gummi Benzoe. Seine Blätter sind oval, oben hellgrün, unten von etwas matterer Farbe, und haben den Geruch des Gummi, wenn man sie reibt. Die Blüten sind gelbgrün und klein, und der Stamm ist ganz gerade, selten aber höher als 10 Fuß.

h) Der Sassafrasbaum, davon ist der Artikel Sassafras nachzusehen.

Der Lorbeerbaum kommt schon als Baum in dem Orangeriebaumhandel, und man braucht ihn zur Zierde in den Gärten. Seine Theile aber, als: die Blätter, die Früchte und das Holz, werden noch mehr geschäzt, und sind eigentliche Handelsgegenstände. Die Blätter (folia lauri) braucht man in der Küche und in den Apotheken, vorzüglich in leztern aber die Beeren (Baccae lauri). Die Blätter, die Beeren, das aus den frischen Beeren gepreßte Oel, Loröl, Lorbeeröl, Oleum lauri genannt, kommen sämtlich aus Portugal, Spanien, Italien und dem südlichen Frankreich. Das Loröl bringt man in Fässern zu 300 bis 400 Pfund, die Lorbeeren in Säcken von 100 bis 150 Pfund, und die Blätter in Balln von 100 Pfund zum Handel. Man muß darauf sehen, daß man frische Waare bekommt, indem die veraltete gar viele Kräfte verlohren hat.

Lorbeerrosen, s. Oleander.

Lorcher Wein, eine rothe Rheinweingattung, s. diesfalls den Artikel Wein.

Loröl, s. Lorbeerbaum.

Los-Rios, ein Beiname der spanischen Wollgattung Soria Segoviana.

Lothgarne, s. Leinengarn.

Lothringische Weine, werden diejenigen Weine genannt, welche in dem ehemaligen Lothringen, oder den dermaligen franz. Departementern von der Mosel, Meurte und der Maas wachsen. Es sind angenehme und leichte Weine, und werden besonders die von Bar, Mez, Toul und Apremont geschäzt.

Lotus, Lotusbaum, s. Zürgel- oder Zürbelnußbaum, Lotus ist auch ein Beiname des Steinklees.

Londeacs, eine Art französischer Bretagnes, die 2/3 bis ¾ Stab breit sind, und in Balln von 100 Stücken zum Handel gebracht werden.

Loung, eine Spezerei zum Gelbfärben, die aus Ostindien gebracht wird. Camboya und Siam liefern die meiste.

Löventlinnen, s. Leinwand.

Löwenfuß, s. Alchimilla.

Löwenzahn, Pfaffenblatt, Dens leonis, Hieracium majus, ein wildes Heilkraut, das samt der Wurzel in den Apotheken gebraucht wird. Es wächst häufig auf den Wiesen und Grasländern, auch in den Wegen der Gärten, ist wohl bekannt und auch unter den Futterkäuern sehr geschäzt.

Lowerleinen, oder Loverleinen, eine den irrländischen Leinen ähnliche Art Leinwande, die in Böhmen und Schlesien gemacht, und in Menge nach Amerika ausgeführt werden. Sie sind in ungleichen Stücken jedoch durchaus von 6/4 Elle in der Breite.

Lua, ein Beiwort der Curcume.

Lucerne, s. Klee.

Luchs, Lynx, Hirschwolf oder Hirschkaze, Lupus cervalius, ein fleischfressendes, wildes und reissendes Thier, grösser denn eine wilde Kaze, sonst derselben viel gleich, hat einen lichtgelben, gelinden Balg, mit röthlichen Flecken gesprengt, einen weißlicht-grau und schwarzgeflekten Bauch, und einen dicken, am Ende schwarzen Schwanz. Der Luchs hat unter allen Thieren das schärfste Gesicht. Er wohnt nur in den dichtesten nördlichen Wäldern von Europa, Asien und Amerika, und fällt alle und jede Thiere an, selbst die grossen Hirsche und Wildschweine nicht ausgenommen. Von dem Luchs kommt in die Rauhwaarenhandlung der Balg, der hochgeschäzt und theuer bezahlt wird. Rußland und Nordamerika liefern die meisten, doch schäzt man die russischen höher als die amerikanischen. Nach den türkischen Provinzen gehen die meisten Luchsfelle durch den Handel mit. Die Franzosen, welche die grössern Luchsfelle Loup-cervier, die kleinern aber Chat-cervier zu benennen pflegen.

Luchskaze, s. Genetkaze.

Luchssaphir, s. Saphir.

Luchssteine, s. Belemniten.

Lucienholz, s. Magalep.

Lucienseide, s. Organsin.

Lucio perza, s. Sander.

Lucius, s. Hecht.

Luftmalz, s. Malz.

Luggold oder Lügengold, ist ein Beiname des Flittergolds.

Lukipore, eine Art Cassas, s. diesen Artikel.

Lumbrici terrestres, s. Regenwürmer.

Lumia, Lumincella, Patriarchzitronen, s. Citronenbaum und Limonie.

Lumpen, Hadern, franz. Chiffons, Drilles, ein bekannter Artikel, der, so unbedeutend und schlecht er immer scheint, doch unter die unentbehrlichen Materialien und Stoffe gehört, weil ohne diesen kein Papier kann gefertiget werden. Man theilet die Lumpen oder Hadern in seidene, leinene und wollene, wovon die ersten beiden Gattungen, und vorzüglich die weissen leinenen, die besten zum Papiermachen sind; die wollenen kann man nur beimischen, und blos Fließ- oder Löschpapier und Pappdeckeln davon machen. Baumwollene weisse Lumpen taugen, mit leinenen gemischt, blos zu Drukpapier. Je weisser, feiner und reiner die Lumpen sind, je schöneres Papier geben sie, daher das Lumpensortiren eine Hauptbeschäftigung auf den Papiermühlen ist. In vielen deutschen Provinzen ist die Ausfuhr der Lumpen gesperrt, indessen haben doch die Holländer in den Seestädten und Lagerplätzen an den grossen Flüssen ihre Commissionaire, welche die Lumpen theuer einkaufen und nach Holland versenden, dagegen uns aber mit noch theurern holländischen Papier gedient wird. England und Frankreich machen, ausser dem Papier, Karten, Karton und Papiermache-Artikeln, auch noch aus den Lumpen die Bougrains, eine grobe Art Zeuche, die nach Indien verfahren werden, s. Bougrains. Der Abgang von den Lumpen giebt fürtreflichen Dünger auf die Saatfelder.

Lungenklee, s. Klee und Biberklee.

Lungenkraut, Lungenmoos, Pulmonaria, s. Lichen pulmonarius L., ein an Eichen, Buchen und Rüstern wildwachsendes Moos oder Kraut, so unter die Wundkräuter gezählt wird. Es giebt geflektes, breit- und schmalblätteriges; jedes giebt eine hochgelbe Infusion durch die, wenn man Eisenvitriol beisezt, man eine satte, schwarze und dintenartige Farbe erhält.

Lungenmoos, s. Baumlungenmoos. Es dient auch zum Färben und Ledergärben.

Lunison, eine Art des bourdeauxer Weins.

Lunte, Zündlunte, franz. Meche, ist ein locker gedrehter Strick, der eigens von den Sailern und Reepschlägern aus geklopftem, trockenem und gesunden Werg oder Heede gesponnen und nach dem Centner verhandelt wird. Die Lunte ist ein Gegenstand für die Artillerie, und daher in Kriegszeiten Contrebande.

Lupinen, s. Feigbohnen.

Luppen, s. Deilen. Luppe, s. Schloß.

Lupulus, s. Hopfen.

Lupus, s. Wolf.

Luquoises,, nennt man eine Art seidene, auch reiche Zeuche, die ursprünglich von Lucca kommen, jezt aber auch im übrigen Italien nachgemacht werden. Es giebt deren glatte, gemusterte, mit Gold und Silber durchzogene u. s. w. Sie sind ½ ¼ Stab breit.

Lustrati, ist der Name der italiänischen Glanztaffende, davon Florenz die meisten liefert. Sie sind 5/8 bis 5/4 Stab breit.

Lustrine, Lustrin, ein sehr glänzender und droguetartiger seidener Zeuch, der atlasartige Blumen und Muster hat. Man hat bunte, ein- und mehrfärbige, mit Fassongrund, broschirt, mit Kantenmustern u. s. w. Frankreich, und namentlich Lyon, liefert die mehrsten dieser Zeuche; sie sind 3/8 bis ½ Stab breit und 30 bis 36 Stab lang.

Lustring, Lustringas, sind ostindische Seidenzeuche, die mehrentheils von den Holländern in den Handel gebracht werden. Man hat glatte, achtfädige, atlasartig gemusterte, changeants, gemahlte, zwölfdräthige mit Gold und Silber durchzogen, reiche mit Atlasstreifen, und gemahlte mit Gold und Silber.

Lutra, s. Fischotter.

Lychnis coronaria, s. Marienröslein.

Lychnis saponaria, s. Saifenkraut.

Lycoperdon, s. Bofist.

Lycopodium, s. Bärenlapp.

Lythargyrium, s. Bleyglätte.

Lux, eine der besten Sorten des virginischen Blättertobacks.


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