Ernst August Neumeister
Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten
Ernst August Neumeister

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Siebenundzwanzigstes Capitel.

Mohammeds Pilgerreise nach Mekka; seine Verehelichung mit Maimuna. – Khaled Ibn al Waled und Amru Ibn al Aaß werden bekehrt.

Die Zeit war nun herbeigekommen, wo es nach dem mit den Koreischiten geschlossenen Vertrage Mohammed und seinen Bekennern gestattet war, die Pilgerreise nach Mekka zu machen und unbelästigt drei Tage bei dem heiligen Hause zuzubringen. Demnach reiste er ab mit einem zahlreichen und wohl bewaffneten Heere und siebenzig Kameelen zu Opfern. Seine alten Feinde hätten gern sein Vorrücken aufgehalten, aber sie fürchteten sich und zogen sich bei seiner Annäherung schweigend auf die benachbarten Anhöhen zurück. Beim Eintritt in die mekkanischen Gränzen legten die Pilger, dem Vertrage und Herkommen gemäß, ihre ganze Kriegerrüstung ab, ausgenommen die Schwerter, welche sie in den Scheiden trugen.

Groß war die Freude, als sie die Mauern und Thürme der heiligen Stadt noch einmal erblickten. In Pilgertracht und mit dankerfüllten Herzen zogen sie durch die Thore, und Mohammed vollzog alle alten und gewöhnlichen Gebräuche mit einem Eifer und einer Andacht, welche die Zuschauer erfreute und ihm viele Bekenner zuführte. Als er sämmtliche gottesdienstliche Handlungen vollendet hatte, legte er das Pilgergewand bei Seite und zog sich nach Sarif zurück, einem zwei Stunden entfernten und außerhalb der heiligen Gränzen gelegenen Dörfchen. Hier hatte er eine Ceremonie anderer Art zu verwalten, aber eine, bei welcher er mit ungeheuchelter Andacht zu handeln geneigt war. Es galt seine Ehe mit Maimuna, der Tochter des Helatiten Al Hareth zu vollenden. Er war mit ihr bei seiner Ankunft in Medina verlobt worden, hatte aber die Hochzeit verschoben, bis er die Feierlichkeiten der Wallfahrt geschlossen hatte. Das war ohne Zweifel eine andere Heirath aus Politik, denn Maimuna war ein und fünfzig Jahre alt und Wittwe, aber die Verbindung gab ihm zwei mächtige Glaubensbekenner. Der eine war Khaled Ibn al Waled, ein Neffe der Wittwe, ein unerschrockener Krieger, der in der Schlacht von Ohod nahe daran gewesen war, Mohammed zu tödten. Jetzt wurde er einer der siegreichsten Kämpen des Islams und erhielt von seiner Tapferkeit den Namen »das Schwert Gottes.« Der andere war Khaleds Freund Amru Ibn al Aaß; es war derselbe, welcher Mohammed beim Anfange der prophetischen Laufbahn mit Gedichten und Satyren angegriffen hatte, welcher ein Gesandter der Koreischiten an den König von Abyssinien wegen Auslieferung der flüchtigen Moslemen gewesen war, und der von jetzt an die Bestimmung hatte, den Glauben, welchen er einst so heftig bekämpfte, mit seinem Schwerte siegreich in fremde Länder zu tragen.

Anmerkung. Maimuna war die letzte Gattin des Propheten und überlebte, wie alt sie auch bei ihrer Verheirathung war, die sämmtlichen andern Frauen desselben. Sie starb viele Jahre nach ihm in einem Lusthause zu Sarif unter demselben Baume, in dessen Schatten ihr Hochzeitszelt aufgeschlagen gewesen war, und wurde daselbst begraben. Der fromme Geschichtsschreiber Al Jannabi, welcher sich »einen armen Diener Allahs nennt, der auf Verzeihung seiner Sünden durch die Barmherzigkeit Gottes hofft«, besuchte auf der Rückkehr von einer Wallfahrt nach Mekka das Grab derselben, in dem Jahre der Hegira 963. »Ich sah daselbst«, sagte er, »einen Dom von schwarzem Marmor, welcher gerade an dem Platze, wo der Apostel Gottes mit Maimuna geruhet hatte, zum Andenken Maimunas errichtet war. Gott kennt die Wahrheit! und also auch den Grund der schwarzen Farbe dieses Steins. Es ist daselbst ein Waschungsplatz und eine Gebetskapelle, aber das Gebäude ist in Verfall gerathen.«


 << zurück weiter >>