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Der Bettler

In dem ruhigen Lande, unter den alten friedlichen Rittern ist längst keine Feuerprobe gewesen, Niemand erinnert sich dergleichen gesehen zu haben, man ist verlegen um das Ritual, die Sache soll wenigstens in würdigster Form geschehen. Da erinnert man sich, daß der Köhler Grimm derselbe, durch dessen Gehöft im zweiten Gesänge die Jagd stürmt, ein Mann sei, der sich mit Lesen und Forschen in alten Büchern abgegeben, der in vielen fast vergessenen Dingen sorgfältig Bescheid zu geben weiß; und Ritter John reitet zu ihm, um Auskunft zu holen.

Ein unbekannter Bettler sucht vergeblich Einlaß bei Tristan zu erhalten, und geht sehr traurig in den Münster. Es ist Nual, der treue Pfleger seiner Jugend, der ihn aufgesucht hat. Tristan, zum Tode verurtheilt und gebunden, erhält die Vergünstigung, noch einmal im Münster zu beten. Marke hat ungeachtet Isoldens Berufung auf die Feuerprobe, befohlen, ihn köpfen zu lassen. Das Gebet kann ihm nicht verweigert werden und Entrinnen ist undenkbar, da seine Führer Ein und Donegal die Thür besetzen. Nach einer Weile geht ein Bettler aus dem Münster, begegnet später einem Kriegsknechte und nimmt ihm mit Gewalt die Waffe ab. Ein und Donegal wird die Zeit zu lang. Sie gehen hinein und finden Rual in Tristans Kleidern. Kurze Erzählung des Tausches. Zornig wissen sie nicht, was zu thun. Der Dichter verläßt sie bei ihrer Erwägung.

Platz des Gottesgerichtes, auf einem Berge in der Nähe des Meeres, der Richter nach Osten gewendet, neun glühende Pflugscharen in gleicher Entfernung von einander hingelegt. Die Handlung geschieht zur Zeit des Vollmondes. Schilderung der Menge, des Zuges. Der König, die Barone, der Abt sind schon da. Ritter John bringt die Königin, sie, die ihren Leib der Liebe ergab, erröthet, da sie mit nackten Füßen durch die Menge geht. Tristan als Bettler naht sich mit dem Schwerte unter dem Kleide, fällt, Almosen heischend und ihr Knie berührend, vor ihr nieder und bietet heimlich Hilfe. Isolde zwingt ihn mit einem Blicke, dem er auch in solcher Lage gehorcht, unter das Volk zurück. Sie schwört, daß kein Mann sie berührt habe, außer dieser Bettler, und schreitet, von John geführt, zu den Pflugscharen. Ein heftiger Wirbelwind erhebt sich und verhüllt die Beiden und das Wunder in eine Staubwolke, so daß es den Blicken der Menge nicht sichtbar ist. Johns Stimme ruft: Sie hat's bestanden. Isolde liegt ohnmächtig am Boden, die weißen Füße unverletzt ausgestreckt. Großes Ensemblebild. Der Bettler ist verschwunden, das Volk in wildester Aufregung. John, still für sich betend, hält das Haupt der Königin auf seinen Knieen. Einige küssen ihre Füße, die Meisten stürmen wild den Berg hinunter. In dieser Aufregung befreit sich Rual, den Ein und Donegal eben den Berg hinanführen.

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