Victor Hugo
Notre-Dame in Paris. Erster Band
Victor Hugo

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5. Ende der Geschichte des Maiskuchens.

Die Esmeralda erbleichte und stieg schwankend vom Pranger herunter. Die Stimme der Klausnerin klang noch hinter ihr drein: »Steig' herab! steig' herab! ägyptische Diebin! du wirst schon wieder hinaufsteigen!«

»Die Nonne hat ihre närrischen Anfälle,« sagte die Menge murrend; und es geschah nichts weiter von ihrer Seite. Denn diese Art Weiber wurden mit Scheu betrachtet, was ihnen den Charakter der Heiligkeit verlieh. Man machte sich damals nicht gern mit jemandem zu schaffen, der Tag und Nacht betete.

Die Stunde war gekommen, wo Quasimodo herabgeführt werden sollte. Man band ihn los und die Menge zerstreute sich.

In der Nähe der Großen Brücke blieb Mahiette, die mit ihren zwei Begleiterinnen vom Platze zurückkehrte, plötzlich stehen:

»Was ich fragen wollte, Eustache! was hast du mit dem Kuchen gemacht?«

»Mutter,« sagte der Knabe, »während Ihr mit jener Dame, die im Loche war, sprachet, kam auf einmal ein großer Hund, der in meinen Kuchen gebissen hat. Da habe ich nun auch davon gegessen.«

»Was, Bursche,« versetzte sie, »du hast ihn ganz gegessen?«

»Mutter, der Hund ist schuld daran. Ich habe es ihm gesagt, aber er hat nicht gehört. Da habe ich auch hineingebissen, freilich!«

»Es ist ein schrecklicher Junge,« sagte die Mutter lachend und scheltend zu gleicher Zeit. »Seht Ihr, Oudarde! er ißt den ganzen Kirschbaum in unserem Gärtchen in Charlerange allein leer. Daher behauptet sein Großvater, daß er einmal ein Hauptmann werden wird . . . Wenn ich dich wieder dabei kriege, Monsieur Eustache . . . Geh', großer Löwe!«

 

Ende des ersten Bandes


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